1. Bei ei­nem Lu­xus­fahr­zeug – hier: ei­nem Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta – ist es üb­lich, dass zu­nächst ein ver­bind­li­cher, al­le es­sen­ti­alia ne­go­tii ent­hal­ten­der Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug in der Grund­kon­fi­gu­ra­ti­on ge­schlos­sen und die­ser Ver­trag in der Fol­ge­zeit durch Ver­ein­ba­run­gen über die in­di­vi­du­el­le (Son­der-)Aus­stat­tung des Fahr­zeugs er­gänzt wird.
  2. Der Ver­käu­fer ei­nes hoch­ex­klu­si­ven Lu­xus­fahr­zeugs – hier: ei­nes Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta – hat zwar ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se dar­an, sich vom Kauf­ver­trag zu lö­sen, wenn sich her­aus­stellt, dass er die­sen Ver­trag man­gels Be­lie­fe­rung durch den Fahr­zeug­her­stel­ler nicht er­fül­len kann. Es ist des­halb grund­sätz­lich nicht zu be­an­stan­den, dass die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen des Ver­käu­fers ei­nen Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt ent­hal­ten, der dem Ver­käu­fer die Mög­lich­keit gibt, sich vom Kauf­ver­trag zu lö­sen, wenn er selbst nicht be­lie­fert wird. Ei­ne ent­spre­chen­de Klau­sel muss je­doch (auch) § 308 Nr. 8 BGB Rech­nung tra­gen, das heißt, der Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt ist (un­ter an­de­rem) un­wirk­sam, wenn sich der Ver­käu­fer nicht ver­pflich­tet, den Käu­fer un­ver­züg­lich über die Nicht­ver­füg­bar­keit des Fahr­zeugs zu in­for­mie­ren und Ge­gen­leis­tun­gen des Käu­fers un­ver­züg­lich zu er­stat­ten.
  3. Nach dem Rechts­ge­dan­ken des § 323 IV BGB kann ein Gläu­bi­ger be­reits vor dem Ein­tritt der Fäl­lig­keit der Leis­tung Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ver­lan­gen, wenn be­reits zum Zeit­punkt der Gel­tend­ma­chung des An­spruchs of­fen­sicht­lich ist, dass die Vor­aus­set­zun­gen des An­spruchs ein­tre­ten wer­den.
  4. Ei­ne Ver­trags­par­tei, die ein nicht be­ste­hen­des Ge­stal­tungs­recht – hier: ein ver­trag­li­ches Rück­tritts­recht – aus­übt, ver­letzt ih­re Pflicht zur Rück­sicht­nah­me (§ 241 II BGB) und han­delt pflicht­wid­rig i. S. von § 280 I 1 BGB. Sie hat die­se Pflicht­ver­let­zung aber nicht schon dann zu ver­tre­ten (§ 280 I 2 BGB i. V. mit § 276 I 1, II BGB), wenn sie nicht er­kennt, dass ihr Rechts­stand­punkt in der Sa­che nicht be­rech­tigt ist, son­dern erst dann, wenn sie ih­ren Rechts­stand­punkt nicht für plau­si­bel hal­ten durf­te.

LG Mün­chen I, Ur­teil vom 02.02.2018 – 12 O 13461/15
(nach­fol­gend: OLG Mün­chen, Be­schluss vom 03.07.2018 – 19 U 742/18)

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten über Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus ei­nem Kauf­ver­trag über ei­nen Fer­ra­ri.

Der Klä­ger, der bis 1997 selbst­stän­dig tä­ti­ger Ver­kaufs­be­ra­ter der Mer­ce­des-Benz-Nie­der­las­sung M. war und mitt­ler­wei­le in Ren­te ist, ver­han­del­te mit der Be­klag­ten, ei­ner Fer­ra­ri-Ver­trags­händ­le­rin, ab Au­gust 2014 über den Kauf ei­nes Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta, ei­ner Son­der­edi­ti­on in streng li­mi­tier­ter Stück­zahl.

Mit E-Mail vom 27.08.2014 teil­te der Mit­ar­bei­ter M der Be­klag­ten dem Klä­ger mit, dass ihm das Fahr­zeug im ers­ten Quar­tal 2015 ge­lie­fert wer­den kön­ne, falls der Klä­ger es in­ner­halb der nächs­ten Wo­che be­stel­le. In der E-Mail heißt es: „Die­se Aus­sa­ge un­se­rer­seits gilt nur, wenn sich der Her­stel­ler (Fer­ra­ri) an sei­ne Lie­fe­r­al­lo­ca­ti­on hält bzw. lie­fern kann!“

Am 03.09.2014 be­stell­te der Klä­ger in den Ver­kaufs­räu­men der Be­klag­ten ei­nen Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta (be­zeich­net als „458 Spe­cia­le Spi­der“) zu ei­nem Lis­ten­preis von 215.915,85 € net­to (= 256.947,18 € brut­to). Der Klä­ger un­ter­zeich­ne­te hier­für ein mit „Ver­bind­li­che Fer­ra­ri-Neu­fahr­zeug­be­stel­lung“ über­schrie­be­nes For­mu­lar der Be­klag­ten. In die­sem Be­stell­for­mu­lar heißt es un­ter an­de­rem:

„Der Käu­fer be­stellt un­ter An­er­ken­nung der nach­ste­hen­den und um­sei­tig ab­ge­druck­ten Ge­schäfts­be­din­gun­gen, von de­nen er Kennt­nis ge­nom­men hat, bei dem un­ten auf­ge­führ­ten Fer­ra­ri-Ver­trags­händ­ler (Ver­käu­fer) das nach­ste­hend auf­ge­führ­te Fer­ra­ri-Neu­fahr­zeug:“

Wei­ter fin­det sich hin­ter dem vor­ge­druck­ten Text „Vom Käu­fer ge­wünsch­tes Lie­fer­quar­tal (für den Ver­käu­fer un­ver­bind­lich mit Ab­wei­chun­gen von 2 Quar­ta­len):“ die hand­schrift­li­che Ein­tra­gung „1tes Quar­tal 2015“.

Ver­ein­bart war zu­dem, dass der Klä­ger in­ner­halb von 20 Ta­gen nach An­nah­me sei­ner Be­stel­lung durch die Be­klag­te (Zu­gang der An­nah­me­er­klä­rung) ei­ne un­ver­zins­li­che An­zah­lung in Hö­he von 10.000 € auf ein Treu­hand­kon­to über­weist. Zur An­nah­me der Be­stel­lung und zu ei­nem et­wai­gen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag heißt es in dem Be­stell­for­mu­lar:

„Die An­nah­me­frist des Ver­käu­fers für die­se Be­stel­lung be­trägt vier Wo­chen, falls ein vom Ver­käu­fer zu be­stel­len­des Fahr­zeug Ge­gen­stand die­ser Be­stel­lung ist, die der Ver­käu­fer an­neh­men wird, falls die Fer­ra­ri Deutsch­land GmbH die Lie­fe­rung des bes­teil­ten Fahr­zeu­ges ihm be­stä­tigt Für die­sen Fall räumt der Käu­fer dem Ver­käu­fer ein Rück­tritts­recht von dem durch An­nah­me der Be­stel­lung zu­stan­de ge­kom­me­nen Kauf­ver­trag ein, falls der Ver­käu­fer trotz der Lie­fe­rungs­be­stä­ti­gung der Fer­ra­ri Deutsch­land GmbH mit dem von ihm be­stell­ten Fahr­zeug nicht be­lie­fert wird (Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt) oder der Käu­fer ge­gen sei­ne nach­ste­hen­de Ver­si­che­rung ver­stößt.

Der Käu­fer räumt dem Ver­käu­fer ein Rück­tritts­recht ein, falls er

– den An­spruch auf Lie­fe­rung des Fahr­zeu­ges ab­tritt oder ab­zu­tre­ten ver­sucht oder
– das be­stell­te Fahr­zeug vor Über­ga­be und Zu­las­sung wei­ter­ver­kauft oder wei­ter zu ver­kau­fen ver­sucht,
– bis zur Lie­fe­rung des be­stell­ten Fer­ra­ri-Neu­fahr­zeu­ges ein wei­te­res Fer­ra­ri-Neu­fahr­zeug bei ei­nem an­de­ren Fer­ra­ri-Ver­trags­händ­ler be­stellt hat oder be­stellt.“

Auf Sei­te 2 des Be­stell­for­mu­lars wur­de hand­schrift­lich ein­ge­tra­gen: „Fahr­zeug wird zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt kon­fi­gu­riert!“

Zu­sam­men mit dem Be­stell­for­mu­lar wur­den dem Klä­ger die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten für den Ver­kauf von fa­brik­neu­en Fer­ra­ri-Fahr­zeu­gen aus­ge­hän­digt. Die­se ent­hiel­ten aus­zugs­wei­se fol­gen­de Re­ge­lun­gen:

„Die nach­ste­hen­den Ge­schäfts­be­din­gun­gen be­rück­sich­ti­gen, dass Fer­ra­ri-Fahr­zeu­ge nicht in Se­ri­en­pro­duk­ti­on, son­dern in­di­vi­du­ell nach er­folg­ter Be­stel­lung in klei­nen Stück­zah­len her­ge­stellt wer­den. Da­her sind für nicht ab La­ger des Ver­käu­fers zu lie­fern­de Fahr­zeu­ge län­ge­re Fris­ten für die Ver­trags­an­nah­me zur Ab­klä­rung der Be­lie­fe­rung des Ver­käu­fers und der vom Käu­fer ge­wünsch­ten Lie­fer­zeit er­for­der­lich.

I. Ver­trags­schluss
… Der Kauf­ver­trag ist ab­ge­schlos­sen, wenn der Ver­käu­fer die An­nah­me der Be­stel­lung des nä­her be­zeich­ne­ten Kauf­ge­gen­stan­des in­ner­halb die­ser Frist schrift­lich be­stä­tigt hat oder die Lie­fe­rung aus­ge­führt ist. Der Ver­käu­fer ist je­doch ver­pflich­tet, den Be­stel­ler un­ver­züg­lich schrift­lich zu un­ter­rich­ten, wenn er die Be­stel­lung an­nimmt.

V. Lie­fe­rung
Bei ei­nem un­ver­bind­lich ver­ein­bar­ten Lie­fer­ter­min kann der Käu­fer zur Lie­fe­rung erst an­mah­nen, wenn der un­ver­bind­li­che Lie­fer­ter­min um zwei Quar­ta­le über­schrit­ten ist.“

Mit Schrei­ben vom 10.09.2014 be­stä­tig­te die Be­klag­te dem Klä­ger die Be­stel­lung des Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta:

„Sehr ge­ehr­ter Herr …,

herz­li­chen Dank für Ihr Ver­trau­en und Ih­re schrift­li­che Be­stel­lung. Wir wer­den die­se un­ter der Zu­grun­de­le­gung der Ih­nen bei der Auf­trags­er­tei­lung aus­ge­hän­dig­ten Neu­fahr­zeug-Ver­kaufs­be­din­gun­gen in nach­ste­hen­der Form aus­füh­ren und si­chern Ih­nen schon heu­te sorg­fäl­tigs­te Ab­wick­lung zu. An­bei er­hal­ten Sie ei­ne Ko­pie Ih­rer un­ter­schrie­be­nen Be­stel­lung mit den ‚All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen für Neu­wa­gen‘.

… Fer­ra­ri Spi­der Spe­cia­le

Lie­fer­ter­min: 1. Quar­tal 2015 (un­ver­bind­lich)

Son­der­aus­stat­tung: Die Kon­fi­gu­ra­ti­on wird zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt fest­ge­legt. So­bald dies ab Werk mög­lich ist, ge­ben wir ih­nen Be­scheid und kön­nen ih­nen dann auch den ge­nau­en Lie­fer­ter­min und die Prei­se be­kannt ge­ben. …

Kauf­preis: Es gel­ten die zum Lie­fer­ter­min gül­ti­gen Lis­ten­prei­se …
An­zah­lung: 10.000 € (wird so­fort fäl­lig).“

Der Klä­ger leis­te­te die An­zah­lung von 10.000 € auf ein Treu­hand­kon­to, was die das Kon­to füh­ren­de Bank mit Schrei­ben vom 15.09.2014 be­stä­tig­te.

Mit E-Mail vom 31.10.2014 teil­te der Klä­ger der Be­klag­ten die ge­wünsch­te Son­der­aus­stat­tung mit. Die Be­klag­te über­sand­te dem Klä­ger mit E-Mail vom sel­ben Tag ei­ne Preis­über­sicht für die Son­der­aus­stat­tung und er­mit­tel­te zu­nächst ei­nen Ge­samt­preis des Fahr­zeugs von 336.670,25 €. Mit wei­te­ren E-Mails vom 07.11. und vom 11.11.2014 stimm­ten die Par­tei­en wei­te­re De­tails der Son­der­aus­stat­tung ab. Mit E-Mail vom 11.11.2014 be­stä­tig­te der Klä­ger die fi­na­le Son­der­aus­stat­tung und bat um ent­spre­chen­de Auf­trags­be­stä­ti­gung. Die Be­klag­te über­sand­te ihm so­dann mit E-Mails vom 11.11. und vom 12.11.2014 ei­ne Über­sicht über die kon­fi­gu­rier­te Son­der­aus­stat­tung, in der zu­dem der Ge­samt­preis des Fahr­zeugs mit 331.969,75 € an­ge­ge­ben ist.

Un­ter dem 11.11.2014 über­sand­te die Be­klag­te dem Klä­ger ei­ne wei­te­re „Auf­trags­be­stä­ti­gung“, die aus­zugs­wei­se fol­gen­den In­halt hat:

„Sehr ge­ehr­ter Herr …

ver­bind­li­chen Dank für ih­re schrift­li­che Be­stel­lung. Wir wer­den die­se un­ter Zu­grun­de­le­gung der Ih­nen bei der Auf­trags­er­tei­lung aus­hän­di­gen Neu­fahr­zeug-Ver­kaufs­be­din­gun­gen in nach­ste­hen­der Form aus­füh­ren und si­chern Ih­nen schon heu­te sorg­fäl­tigs­te Ab­wick­lung zu.

… Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta

Lie­fer­ter­min: 1. Quar­tal 2014

Son­der­aus­stat­tung: …

Ei­ne noch­ma­li­ge Ko­pie der ver­bind­li­chen Fer­ra­ri-Neu­fahr­zeug­be­stel­lung mit den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen fü­gen wir die­sem Schrei­ben bei.“

Nach Er­halt die­ses Schrei­ben wies der Klä­ger die Be­klag­te dar­auf hin, dass an­stel­le des ers­ten Quar­tals 2015 ver­se­hent­lich das ers­te Quar­tal 2014 als Lie­fer­ter­min aus­ge­wie­sen sei. Die Be­klag­te über­sand­te dem Klä­ger dar­auf­hin un­ter dem 25.11.2014 ei­ne wei­te­re Auf­trags­be­stä­ti­gung mit kor­ri­gier­tem Lie­fer­ter­min. In die­sem Schrei­ben wies sie den Klä­ger zu­dem dar­auf hin, dass sich die Lie­fe­rung des Fahr­zeugs sei­tens des Her­stel­lers um bis zu zwei Quar­ta­le ver­zö­gern kön­ne. In­so­weit ver­wies die Be­klag­te auf den Kauf­ver­trag und bat den Klä­ger um schrift­li­che Be­stä­ti­gung. Mit Schrei­ben vom 28.11.2014, das die Be­klag­te dem Klä­ger vor­ab per E-Mail über­sand­te, bat die Be­klag­te den Klä­ger er­neut, ihr zu be­stä­ti­gen, dass er von der Mög­lich­keit ei­ner her­stel­ler­sei­ti­gen Lie­fer­ver­zö­ge­rung Kennt­nis ha­be. Der Klä­ger frag­te dar­auf­hin mit E-Mail vom 29.11.2014 bei der Be­klag­ten nach, war­um er et­was be­stä­ti­gen sol­le, was er „schon durch die Un­ter­schrift un­ter den Kauf­ver­trag be­stä­tigt ha­be“.

Im wei­te­ren Ver­lauf lie­fer­te der Fahr­zeug­her­stel­ler das vom Klä­ger be­stell­te Fahr­zeug der Be­klag­ten nicht, weil al­le Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta der li­mi­tier­ten Se­rie be­reits ver­teilt wa­ren, ei­ne Fer­ti­gung wei­te­rer Fahr­zeu­ge nicht ge­plant war und der Fahr­zeug­her­stel­ler ei­ne Er­hö­hung der Al­lo­ka­ti­on für den deut­schen Markt ab­lehn­te. Die Be­klag­te er­hielt dem­entspre­chend kei­ne Lie­fer­zu­sa­ge des Her­stel­lers, und auch im Zeit­punkt der je­wei­li­gen Auf­trags­be­stä­ti­gun­gen hat­te ihr kei­ne sol­che Be­stä­ti­gung vor­ge­le­gen. Her­ge­stellt wur­den nur Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta, für die zu­vor ei­ne ent­spre­chen­de Al­lo­ka­ti­on und Lie­fer­be­stä­ti­gung er­folgt war. Je­des Fahr­zeug wur­de ge­mäß der in­di­vi­du­el­len Be­stel­lung des je­wei­li­gen Käu­fers ge­fer­tigt.

Mit Schrei­ben vom 23.01.2015 teil­te die Be­klag­te dem Klä­ger mit, dass der Fahr­zeug­her­stel­ler ihr kei­ne Lie­fer­zu­sa­ge er­teilt ha­be. Aus die­sem Grund er­klär­te sie „ge­mäß Zif­fer II. der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag“ und gab die An­zah­lung auf dem Treu­hand­kon­to frei.

Der Klä­ger wies den Rück­tritt mit Schrei­ben vom 28.01.2015 zu­rück und be­auf­trag­te sei­ne spä­te­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten. Die­se for­der­ten die Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 06.02.2015 auf, bis 20.02.2015 zu be­stä­ti­gen, dass der Kauf­ver­trag wei­ter­hin fort­be­ste­he und das vom Klä­ger be­stell­te Fahr­zeug die­sem ver­ein­ba­rungs­ge­mäß ge­lie­fert wer­de.

Die – nun­mehr eben­falls an­walt­lich ver­tre­te­ne – Be­klag­te hielt mit Schrei­ben vom 16.03.2015 an dem be­reits er­klär­ten Rück­tritt fest. Zu­dem er­klär­te die Be­klag­te „äu­ßerst hilfs­wei­se“ er­neut den „Rück­tritt vom Kauf­ver­trag vom 03.09.2014 hin­sicht­lich des Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Spi­der“.

Mit wei­te­ren Schrei­ben vom 19.03., vom 09.04. und vom 27.04.2015 for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te je­weils un­ter Frist­set­zung auf zu be­stä­ti­gen, dass der Kauf­ver­trag wei­ter­hin be­ste­he, und ei­nen ver­bind­li­chen Lie­fer­ter­min zu be­nen­nen. Gleich­zei­tig droh­te er der Be­klag­ten an, dass er ge­ge­be­nen­falls Scha­dens­er­satz ver­lan­gen wer­de.

Die Be­klag­te teil­te mit Schrei­ben vom 31.03. und vom 04.05.2015 mit, dass Fer­ra­ri kei­ne Lie­fer­zu­sa­ge er­teilt ha­be, sie – die Be­klag­te – aber nach wie vor be­müht sei, ein an­de­res Er­geb­nis her­bei­zu­füh­ren.

Mit Schrei­ben vom 03.06.2015 for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te auf, ihm bis zum 17.06.2015 Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung in Hö­he von 300.000 € zu zah­len. Er be­rief sich dar­auf, dass der Ver­kehrs­wert des be­stell­ten Fahr­zeugs mitt­ler­wei­le auf min­des­tens 632.000 € ge­stie­gen sei. Dies er­ge­be sich aus den Ver­kaufs­an­ge­bo­ten von Fahr­zeu­gen des glei­chen Typs, ins­be­son­de­re auf der In­ter­net­platt­form mobile.​de. Dort sei­en An­fang 2015 meh­re­re sol­cher Fahr­zeu­ge zu ei­nem Preis zwi­schen 590.000 € und 899.999 € zum Kauf an­ge­bo­ten wor­den. Im Üb­ri­gen for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te zum Er­satz au­ßer­ge­richt­lich nach ei­nem Ge­gen­stands­wert von 300.000 € ent­stan­de­ner An­walts­kos­ten auf.

Der Klä­ger be­haup­tet, der Ver­kehrs­wert ei­nes Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta mit der von ihm ge­wünsch­ten Son­der­aus­stat­tung ha­be so­wohl zum 31.03. als auch zum 03.06.2015 je­den­falls 632.000 € be­tra­gen. Dies er­ge­be sich aus den vor­ge­leg­ten An­ge­bo­ten von ent­spre­chen­den Fahr­zeu­gen, die teil­wei­se so­gar schon ei­ne er­heb­li­che Lauf­leis­tung und ei­ne we­ni­ger hoch­wer­ti­ge Son­der­aus­stat­tung auf­wie­sen.

Der Klä­ger ist der An­sicht, zwi­schen Ihm und der Be­klag­ten sei ein wirk­sa­mer Kauf­ver­trag über ei­nen Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta zu­stan­de ge­kom­men. Von die­sem Ver­trag sei die Be­klag­te nicht wirk­sam zu­rück­ge­tre­ten. Ins­be­son­de­re kön­ne sie sich nicht auf ein ver­trag­lich ver­ein­bar­tes Rück­tritts­recht be­ru­fen. Die Ver­ein­ba­rung ei­nes ver­trag­li­chen Rück­tritts­rechts in dem Be­stell­for­mu­lar vom 03.09.2014 ver­sto­ße ge­gen § 308 Nr. 3 und Nr. 8 BGB und sei des­halb un­wirk­sam.

Da die Be­klag­te – so meint der Klä­ger – sich ver­pflich­tet ha­be, ihm das be­stell­te Fahr­zeug zu lie­fern, und sie die­se Pflicht schuld­haft nicht er­füllt ha­be, ha­be er ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (§ 280 I und III BGB i. V. mit § 281 I BGB) in Hö­he von 300.000 €. Dies sei die Dif­fe­renz zwi­schen dem ver­ein­bar­ten Kauf­preis (331.969,75 € brut­to) und dem Wert des Fahr­zeugs von min­des­tens 632.000 € zum ver­ein­bar­ten Lie­fer­zeit­punkt (31.03.2015) bzw. zum Zeit­punkt der erst­ma­li­gen Gel­tend­ma­chung des Scha­dens­er­satz­an­spruchs mit Schrei­ben vom 03.06.2015.

Die Be­klag­te be­haup­tet, es wä­re dem Klä­ger im ers­ten Quar­tal 2015 (23.01. bis 31.03.2015) mög­lich ge­we­sen, ein Neu­fahr­zeug Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta mit der ge­wünsch­ten Son­der­aus­stat­tung zum Preis von 331.969,75 € bei ei­nem in Deutsch­land an­säs­si­gen Fer­ra­ri-Ver­trags­händ­ler zu er­wer­ben.

Sie be­strei­tet, dass sie die Nicht­lie­fe­rung des Fahr­zeugs zu ver­tre­ten ha­be, und be­haup­tet, sie ha­be die Be­stel­lung des Klä­gers in ein elek­tro­ni­sches Sys­tem des Fahr­zeug­her­stel­lers ein­ge­ge­ben. Der Her­stel­ler ha­be so­dann das Grund­mo­dell un­ter dem Na­men des Klä­gers be­stä­tigt. Ei­ne Lie­fe­rung des Fahr­zeugs sei aber nicht mög­lich ge­we­sen, weil der Klä­ger das Fahr­zeug zu spät kon­fi­gu­riert und ihr – der Be­klag­ten – nicht recht­zei­tig mit­ge­teilt ha­be, wel­che Son­der­aus­stat­tung er wün­sche. Sie – die Be­klag­te – ha­be so­mit al­les in ih­rer Macht Ste­hen­de ge­tan, um die Er­fül­lung ei­nes et­wa mit dem Klä­ger ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags si­cher­zu­stel­len. Ein Fahr­zeug mit der vom Klä­ger ge­wünsch­ten Son­der­aus­stat­tung sei nie­mals her­stellt wor­den; dies sei ihr als Ver­käu­fe­rin aber nicht zu­zu­rech­nen.

Fer­ner – so be­haup­tet die Be­klag­te – sei der Klä­ger selbst im Be­reich des Ver­kaufs hoch­wer­ti­ger Fahr­zeu­ge tä­tig; er sei ihr ge­gen­über als Kauf­mann auf­ge­tre­ten und ha­be das Fahr­zeug nur er­wer­ben wol­len, um es wei­ter­zu­ver­kau­fen (ge­werb­li­ches Spe­ku­la­ti­ons­ge­schäft).

Die Be­klag­te ist der An­sicht, sie ha­be kei­nen wirk­sa­men Kauf­ver­trag mit dem Klä­ger ge­schlos­sen. In der Be­stel­lung vom 03.09.2014 und der Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 10.09.2014 fehl­ten es­sen­ti­alia ne­go­tii, weil man­gels ge­wähl­ter Son­der­aus­stat­tung der fi­na­le Kauf­preis für das Fahr­zeug noch nicht ha­be ge­nannt wer­den kön­nen. Zu­dem ha­be ihr der Klä­ger ent­ge­gen ih­rem un­ter dem 25.11.2014 ge­äu­ßer­ten Wunsch nicht schrift­lich be­stä­tigt, dass er mit ei­ner Lie­fer­ver­zö­ge­rung von bis zu zwei Quar­ta­len über den ver­ein­bar­ten Ter­min (ers­tes Quar­tal 2015) hin­aus ein­ver­stan­den sei. Viel­mehr ha­be der Klä­ger ei­ne sol­che Be­stä­ti­gung so­gar mit E-Mail vom 29.11.2014 aus­drück­lich ab­ge­lehnt. Je­den­falls ha­be ein et­wai­ger Kauf­ver­trag un­ter der auf­schie­ben­den Be­din­gung ei­ner Lie­fer­zu­sa­ge des Fahr­zeug­her­stel­lers ge­stan­den, und die­se Be­din­gung sei nicht ein­ge­tre­ten.

Die Be­klag­te macht wei­ter gel­tend, sie sei ver­trag­lich zum Rück­tritt von ei­nem et­wa mit dem Klä­ger ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag be­rech­tigt ge­we­sen, weil der Fahr­zeug­her­stel­ler sie nicht be­lie­fert ha­be. In­so­weit ar­gu­men­tiert die Be­klag­te, die Par­tei­en hät­ten in­di­vi­du­al­ver­trag­lich ein Rück­tritts­recht der Be­klag­ten für den Fall ver­ein­bart, dass ihr – der Be­klag­ten – das vom Klä­ger be­stell­te Fahr­zeug sei­tens des Her­stel­lers nicht ge­lie­fert wer­de. Dies sei dem Klä­ger be­reits mit E-Mail vom 27.08.2014 und da­mit vor Ab­ga­be der Be­stel­lung am 03.09.2014 mit­ge­teilt wor­den. Die ent­spre­chen­de Ver­ein­ba­rung sei kon­klu­dent Teil ei­nes et­wa spä­ter ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags ge­wor­den. Dar­über hin­aus sei der im Be­stell­for­mu­lar vom 03.09.2014 in­di­vi­du­al­ver­trag­lich ver­ein­bar­te Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt wirk­sam. In­so­weit sei zu be­ach­ten, dass sich Klä­ger ihr – der Be­klag­ten – ge­gen­über mehr­fach auf sei­ne Kennt­nis­se als Kauf­mann be­ru­fen ha­be; er sei da­mit wie ein Un­ter­neh­mer (§ 14 BGB) zu be­han­deln.

Die Kla­ge hat­te im We­sent­li­chen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung in Hö­he von 300.000 € ge­mäß § 280 I und III BGB i. V. mit § 281 I 1 BGB.

1. Die Par­tei­en ha­ben ei­nen wirk­sa­men Kauf­ver­trag über den Kauf ei­nes Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta mit der Son­der­aus­stat­tung ge­mäß An­la­gen K 4 und K 6 (im Fol­gen­den: Fahr­zeug) ge­schlos­sen. So­wohl Klä­ger als auch Be­klag­te ha­ben je­weils über­ein­stim­men­de Wil­lens­er­klä­run­gen, ge­rich­tet auf den Ab­schluss ei­nes sol­chen Ver­trags, ab­ge­ge­ben.

a) Der Klä­ger hat mit sei­ner Un­ter­schrift auf dem Be­stell­for­mu­lar der Be­klag­ten vom 03.09.2014 der Be­klag­ten den Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags über das Fahr­zeug an­ge­bo­ten.

In dem Be­stell­for­mu­lar wa­ren der Kauf­ge­gen­stand und der ge­gen­wär­ti­ge Lis­ten­kauf­preis – je­weils oh­ne Son­der­aus­stat­tung – be­reits ent­hal­ten. Hin­sicht­lich der Son­der­aus­stat­tung war ver­ein­bart, dass das Fahr­zeug zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt kon­fi­gu­riert wer­de. Hin­sicht­lich des Ge­samt­kauf­prei­ses war der „gül­ti­ge Lis­ten­preis bei Aus­lie­fe­rung“ ver­ein­bart. Auch war als un­ver­bind­li­cher Lie­fer­ter­min das ers­te Quar­tal 2015 ver­ein­bart.

b) In dem An­ge­bot des Klä­gers wa­ren be­reits al­le we­sent­li­chen Ver­trags­in­hal­te, die es­sen­ti­alia ne­go­tii, ent­hal­ten.

Aus dem An­ge­bot des Klä­gers geht ein­deu­tig her­vor, wel­ches Fahr­zeug zu wel­chem Preis und mit wel­chem Lie­fer­ter­min be­stellt wer­den soll. Die feh­len­de Ver­ein­ba­rung über die Son­der­kon­fi­gu­ra­ti­on ist da­bei un­schäd­lich. Un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Ein­zel­falls ist es ge­ra­de bei ei­nem Lu­xus­fahr­zeug üb­lich, zu­nächst ei­nen ver­bind­li­chen Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug in der Grund­kon­fi­gu­ra­ti­on ab­zu­schlie­ßen und die­sen im Lau­fe ei­nes lang­wie­ri­gen Her­stel­lungs­pro­zes­ses durch Ver­ein­ba­run­gen über die Son­der­aus­stat­tun­gen wie die Far­be, Fel­gen etc. zu er­gän­zen. Dies war auch bei der Be­klag­ten gän­gi­ge Pra­xis und wur­de so vom Zeu­gen M in sei­ner Ver­neh­mung am 21.06.2016 be­kun­det.

Maß­geb­lich für ein wirk­sa­mes An­ge­bot ist al­lein, dass es mit ei­nem ein­fa­chen „Ja“ an­ge­nom­men wer­den kann. Dies ist bei ei­nem Fahr­zeug in sei­ner Grund­kon­fi­gu­ra­ti­on der Fall. Hät­ten sich die Par­tei­en im wei­te­ren Ver­lauf nicht über ei­ne Son­der­aus­stat­tung ge­ei­nigt, hät­te der Klä­ger den­noch die Lie­fe­rung ei­nes Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta ver­lan­gen kön­nen – wenn auch nur in der Grund­kon­fi­gu­ra­ti­on zum ent­spre­chen­den Lis­ten­preis.

Auch ist un­schäd­lich, dass als Ge­samt­preis der „gül­ti­ge Lis­ten­preis bei Aus­lie­fe­rung“ ver­ein­bart wur­de. Gleich­zei­tig ha­ben die Par­tei­en den Her­stel­ler­lis­ten­preis zum Zeit­punkt der Be­stel­lung be­zif­fert. Da­mit ist der we­sent­li­che Ver­trags­be­stand­teil „Kauf­preis“ je­den­falls hin­rei­chend be­stimm­bar ver­ein­bart wor­den. Ei­ner wei­te­ren kon­kre­ten Fest­set­zung des fi­na­len Prei­ses be­durf­te es für die Wirk­sam­keit des An­ge­bots nicht.

c) Die Be­klag­te hat das An­ge­bot des Klä­gers mit der Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 10.09.2014 bin­nen der ver­ein­bar­ten An­nah­me­frist von vier Wo­chen auch an­ge­nom­men.

In ih­rem Schrei­ben hat die Be­klag­te dem Klä­ger mit­ge­teilt, sie wer­de die Be­stel­lung aus­füh­ren. Gleich­zei­tig si­cher­te sie dem Klä­ger „sorg­fäl­tigs­te Ab­wick­lung“ zu. Auch be­stä­tig­te sie das ers­te Quar­tal 2015 als un­ver­bind­li­chen Lie­fer­ter­min und teil­te mit, dass die An­zah­lung in Hö­he von 10.000 € fäl­lig sei. Aus­weis­lich der Be­stim­mun­gen des Be­stell­for­mu­lars war be­züg­lich der An­zah­lung ver­ein­bart, dass die­se erst mit An­nah­me der Be­stel­lung, al­so dem An­ge­bot des Klä­gers, durch die Be­klag­te zu zah­len sei.

Das Schrei­ben der Be­klag­ten vom 10.09.2014 war so­mit ins­be­son­de­re auf­grund des Ver­wei­ses auf die An­zah­lung nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont als An­nah­me des An­ge­bots des Klä­gers vom 03.09.2014 auf Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags zu ver­ste­hen.

d) Im wei­te­ren Ver­lauf wur­de der be­reits wirk­sam ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag durch die Ei­ni­gung der Par­tei­en über die Son­der­aus­stat­tung des Fahr­zeugs er­gänzt. Der Klä­ger leg­te die ge­wünsch­te Son­der­aus­stat­tung mit E-Mail vom 11.11.2014 … fi­nal fest und bat um ent­spre­chen­de Auf­trags­be­stä­ti­gung. Die Be­klag­te be­stä­tig­te die ge­wünsch­te Son­der­aus­stat­tung mit Schrei­ben vom 11.11.2014 und noch­mals mit – nur be­züg­lich des Lie­fer­ter­mins kor­ri­gier­ter – Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 25.11.2014. Da­bei ist un­be­acht­lich, dass die Be­klag­te den Klä­ger in der Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 25.11.2014 un­ter dem Hin­weis auf ei­ne Lie­fer­ver­zö­ge­rung um bis zu zwei Quar­ta­le den Klä­ger ge­be­ten hat, dies noch­mals schrift­lich zu be­stä­ti­gen.

e) Un­ab­hän­gig von die­ser Bit­te um Be­stä­ti­gung ist die Auf­trags­be­stä­ti­gung nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont als An­nah­me zu se­hen. Ins­be­son­de­re ist dem Ar­gu­ment der Be­klag­ten nicht zu fol­gen, die Auf­trags­be­stä­ti­gung sei we­gen die­ser Bit­te um Be­stä­ti­gung ein er­neu­tes An­ge­bot i. S. von § 150 II BGB. Ge­gen ei­ne der­ar­ti­ge Be­wer­tung nach § 150 II BGB spricht da­bei, dass durch den Hin­weis auf die Lie­fer­ver­zö­ge­rung die es­sen­ti­alia ne­go­tii we­der er­wei­tert noch ein­ge­schränkt oder sonst in ir­gend­ei­ner Form ge­än­dert wur­den. Viel­mehr wur­de ei­ne Lie­fer­ver­zö­ge­rung um bis zu zwei Quar­ta­le vom un­ver­bind­lich ver­ein­bar­ten Lie­fer­ter­min be­reits im Be­stell­for­mu­lar so­wie in Zif­fer V der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ver­ein­bart.

Selbst wenn man aber in der Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 25.11.2014 ein er­neu­tes An­ge­bot der Be­klag­ten se­hen woll­te, hät­te der Klä­ger die­ses je­den­falls mit sei­ner E-Mail vom 29.11.2014 an­ge­nom­men. Da­bei sind Er­klä­run­gen ge­mäß §§ 133, 157 BGB nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont aus­zu­le­gen. Die Fra­ge des Klä­gers, war­um er et­was be­stä­ti­gen sol­le, was er „schon durch die Un­ter­schrift un­ter den Kauf­ver­trag be­stä­tigt ha­be“ kann ob­jek­tiv nur da­hin ge­hend ver­stan­den wer­den, dass sich ihm der Sinn ei­ner er­neu­ten An­nah­me nicht er­schlie­ße, da er ja ei­ne sol­che Er­klä­rung be­reits ab­ge­ge­ben ha­be. Dar­in kann je­den­falls auch ei­ne kon­klu­den­te An­nah­me ge­se­hen wer­den.

Zu­dem er­gibt sich aus der vor­ge­leg­ten au­ßer­ge­richt­li­chen Kor­re­spon­denz der Par­tei­en, der Er­klä­rung der Be­klag­ten, sich in der Zeit um No­vem­ber 2014 auch um ei­ne kon­kre­te Lie­fer­zu­sa­ge des Her­stel­ler­wer­kes be­müht zu ha­ben (vgl. Kla­ge­er­wi­de­rung vom 05.11.2015, S. 5) so­wie der Rück­tritts­er­klä­rung der Be­klag­ten vom 23.01.2015, dass auch die Be­klag­te zu­nächst von ei­nem wirk­sa­men Ver­trags­schluss aus­ging. An­dern­falls wä­re es für sie nicht er­for­der­lich ge­we­sen, vom Ver­trag zu­rück­zu­tre­ten.

f) Auch ist der Be­klag­ten nicht zu fol­gen, dass die Par­tei­en den Ver­trag un­ter der Be­din­gung ge­schlos­sen hät­ten, dass ei­ne Lie­fer­zu­sa­ge sei­tens des Her­stel­lers vor­lie­gen müs­se.

We­der das Be­stell­for­mu­lar vom 03.09.2014 noch die Auf­trags­be­stä­ti­gun­gen las­sen ei­nen sol­chen Rück­schluss zu. Die­sen „Vor­be­halt“ führ­te die Be­klag­te da­durch in das Ver­trags­ver­hält­nis ein, dass sie sich vom Klä­ger ei­ne vier­wö­chi­ge An­nah­me­frist ge­wäh­ren ließ und hier­zu aus­drück­lich ver­ein­bar­te, sie wer­de das An­ge­bot auf den Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags über das be­stell­te Fahr­zeug nur an­neh­men, falls sie ei­ne Lie­fer­be­stä­ti­gung sei­tens der Fer­ra­ri Deutsch­land GmbH er­hal­te. Die­ser Ge­dan­ke fin­det sich auch in Zif­fer I der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten.

Als die Be­klag­te dem Klä­ger aber die Be­stel­lung be­stä­tig­te, war dies ver­bind­lich und be­din­gungs­los. Die Auf­trags­be­stä­ti­gun­gen vom 10.09. und vom 25.11.2014 er­folg­ten aus­weis­lich ih­res kla­ren und ein­deu­ti­gen Wort­lauts nicht un­ter der Be­din­gung ei­ner Lie­fer­zu­sa­ge sei­tens Fer­ra­ri. Aus Sicht ei­nes ob­jek­ti­ven Emp­fän­gers der Er­klä­run­gen der Be­klag­ten war da­mit aus dem Ge­samt­kon­text der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen da­von aus­zu­ge­hen, dass Fer­ra­ri der Be­klag­ten ge­gen­über zu­vor die Lie­fe­rung des be­stell­ten Fahr­zeugs be­stä­tigt ha­be.

Die feh­len­de Lie­fer­zu­sa­ge sei­tens Fer­ra­ri ist so­mit für die Wirk­sam­keit des Ver­trags­schlus­ses un­be­acht­lich.

g) Die Par­tei­en ha­ben so­mit ei­nen wirk­sa­men Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug (nebst Son­der­aus­stat­tung) ge­schlos­sen.

2. Die Be­klag­te ist auch nicht wirk­sam vom Ver­trag zu­rück­ge­tre­ten.

a) Die Be­klag­te hat mit Schrei­ben vom 23.01.2015 er­klärt, sie tre­te vom Ver­trag zu­rück. Die­se Rück­tritts­er­klä­rung (§ 349 BGB) ging dem Klä­ger auch zu. Ei­ne Be­grün­dung des Rück­tritts­rechts war nicht er­for­der­lich.

b) Die Be­klag­te war je­doch nicht we­der ge­setz­lich noch ver­trag­lich zum Rück­tritt be­rech­tigt.

aa) Ein ge­setz­li­ches Rück­tritts­recht ist nicht er­sicht­lich und wird auch nicht von der Be­klag­ten be­haup­tet.

bb) Der Be­klag­ten steht auch kein ver­trag­li­ches Rück­tritts­recht zu.

aaa) Die Be­klag­te kann sich nicht auf den Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt und das ent­spre­chen­de ver­trag­li­che Rück­tritts­recht im Be­stell­for­mu­lar vom 03.09.2014 be­ru­fen. Die­se Ver­ein­ba­rung ist ge­mäß § 308 Nr. 8 BGB un­wirk­sam.

(1) Bei den Klau­seln im Be­stell­for­mu­lar han­delt es sich um All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen i. S. von § 305 I 1 BGB, al­so um für ei­ne Viel­zahl von Ver­trä­gen vor­for­mu­lier­ten Ver­trags­be­din­gun­gen.

Das Ge­richt ist da­von über­zeugt i. S. von § 286 I 1 ZPO, dass der Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt im Be­stell­for­mu­lar für ei­ne Viel­zahl von Ver­trä­gen vor­for­mu­liert wur­de. Dies er­gibt sich be­reits aus dem Wort­laut des For­mu­lars, wo­nach der Käu­fer „un­ter An­er­ken­nung der nach­ste­hen­den und um­sei­tig ab­ge­druck­ten Ge­schäfts­be­din­gun­gen“ ein Fahr­zeug be­stel­le. Da­bei ist die nach­fol­gen­de Re­ge­lung zum Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt im be­reits vor­ge­druck­ten Teil des For­mu­lars auf­ge­führt und sieht im Ge­gen­satz zu an­de­ren Stel­len des For­mu­lars kei­ne Mög­lich­keit zur hand­schrift­li­chen Er­gän­zung oder Än­de­rung vor. All dies legt be­reits na­he, dass die Be­klag­te das For­mu­lar samt des vor­for­mu­lier­ten Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halts für ei­ne Viel­zahl von Ver­trä­gen ver­wen­det. Zu­dem hat der Zeu­ge M, ein Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten, in sei­ner Ver­neh­mung vom 21.06.2016 nach­voll­zieh­bar be­kun­det, dass es sich bei dem Be­stell­for­mu­lar um „ein Stan­dard­for­mu­lar“ han­de­le, „das wir [ge­meint ist die Be­klag­te] im­mer so ver­wen­den“.

Bei dem ver­ein­bar­ten Rück­tritts­recht, dem Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt, im Be­stell­for­mu­lar vom 03.09.2014, han­delt es sich so­mit um ei­ne All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung ge­mäß § 305 I 1 BGB. Da­bei ist auch ir­re­le­vant, dass die Be­klag­te wei­te­re Re­ge­lun­gen in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ge­trof­fen hat. Die Tat­sa­che, dass der Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt di­rekt im For­mu­lar und nicht in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ver­ein­bart wird, än­dert nichts dar­an, dass er für ei­ne Viel­zahl von Ver­trä­gen vor­for­mu­liert wur­de.

(2) Die­se Be­din­gung wur­de auch von der Be­klag­ten ge­stellt (§ 310 III Nr. 1 BGB) und wirk­sam ge­mäß § 305 II BGB in den Ver­trag ein­be­zo­gen.

(3) Der Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt und das ent­spre­chen­de ver­trag­li­che Rück­tritts­recht ist ge­mäß § 308 Nr. 8 BGB un­wirk­sam.

(a) § 308 Nr. 8 BGB ist nicht ge­mäß § 310 I 1 BGB aus­ge­schlos­sen. Der Klä­ger han­del­te beim Ab­schluss des Kauf­ver­trags nicht als Un­ter­neh­mer i. S. von § 14 BGB. Der Er­werb des Fahr­zeugs dien­te nach der Über­zeu­gung des Ge­richts al­lei­ne pri­va­ten Zwe­cken, so­dass der Klä­ger Ver­brau­cher i. S. von § 13 BGB war.

Der Klä­ger woll­te das Fahr­zeug nach der Über­zeu­gung des Ge­richts pri­vat als Wert­an­la­ge er­wer­ben. Dies hat der Klä­ger in sei­ner in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 05.01.2016 be­stä­tigt. Dem hat die Be­klag­te, die für die Be­haup­tung be­weis­pflich­tig wä­re, der Klä­ger sei beim Ab­schluss des Kauf­ver­trags als Un­ter­neh­mer tä­tig ge­we­sen, nichts ent­ge­gen­ge­setzt und hier­für auch kei­nen Be­weis an­ge­bo­ten. Auch ist der Kauf des Fahr­zeugs als Wert­an­la­ge oder, wie die Be­klag­te es nennt, Spe­ku­la­ti­ons­ge­schäft mit der Ab­sicht des Wei­ter­ver­kaufs nicht den­klo­gisch mit der be­ruf­li­chen Tä­tig­keit des Klä­gers ver­bun­den, son­dern man­gels sons­ti­ger An­halts­punk­te dem Pri­vat­le­ben des Klä­gers zu­zu­ord­nen. Die Tat­sa­che, dass der Klä­ger bis zu sei­ner un­strei­ti­gen Ver­ren­tung 1997 be­ruf­lich mit dem Ver­kauf von Au­to­mo­bi­len zu tun hat­te, macht ei­nen Au­to­kauf mehr als 16 Jah­re spä­ter – auch wenn er als Wert­an­la­ge ge­dacht ist – nicht zur be­ruf­li­chen Tä­tig­keit.

Zu­dem ist ir­re­le­vant, dass sich der Klä­ger ge­gen­über der Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 28.01.2015 auf sei­ne Ex­per­ti­se als Kauf­mann be­ru­fen hat. Die­ses Schrei­ben er­folg­te nach dem Ver­trags­ab­schluss in 2014 und hat kei­ne Rück­wir­kung auf die Be­ur­tei­lung, dass der Klä­ger beim Ab­schluss des Kauf­ver­trags Ver­brau­cher war.

Auch ist un­be­acht­lich, dass der Klä­ger mög­li­cher­wei­se Kauf­mann war. Auch Kauf­män­ner kön­nen Ver­brau­cher i. S. von § 13 BGB sein, wenn der kon­kre­te Ver­trag nichts mit ih­rer be­ruf­li­chen Tä­tig­keit zu tun hat. Dies ist hier der Fall.

Aus dem ge­sam­ten Vor­trag der Par­tei­en und den vor­ge­leg­ten An­la­gen er­ge­ben sich kei­ner­lei An­halts­punk­te dar­auf, dass der Klä­ger das Fahr­zeug zu be­ruf­li­chen Zwe­cken er­wer­ben oder nut­zen woll­te. Ins­be­son­de­re er­folg­te die ge­sam­te Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen den Par­tei­en über ei­ne pri­va­te E-Mail-Adres­se des Klä­gers. Auch das Be­stell­for­mu­lar vom 03.09.2014 ent­hält kei­ner­lei Hin­wei­se dar­auf, dass der Klä­ger beim Kauf des Fahr­zeugs als Un­ter­neh­mer han­del­te.

Der Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt un­ter­liegt da­mit der In­halts­kon­trol­le nach §§ 307 ff. BGB und ins­be­son­de­re § 308 Nr. 8 BGB.

(b) Die Klau­sel ist ge­mäß § 308 Nr. 8 BGB un­wirk­sam.

Zwar han­delt es sich bei dem Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt um ei­nen nach § 308 Nr. 3 BGB zu­läs­si­gen Rück­tritts­vor­be­halt. Die Klau­sel nennt aus­drück­lich den Grund für ei­nen Rück­tritt, näm­lich die un­ter­blie­be­ne Lie­fe­rung sei­tens des Her­stel­lers trotz Lie­fer­be­stä­ti­gung. Die Re­ge­lung ist auch sach­lich ge­recht­fer­tigt. Auf­grund der ho­hen Ex­klu­si­vi­tät von Lu­xus­fahr­zeu­gen von Her­stel­lern wie Fer­ra­ri be­steht kei­ne Ga­ran­tie, dass die Be­klag­te als Ver­käu­fe­rin das be­stell­te Fahr­zeug auch tat­säch­lich lie­fern kann, so­dass sie ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se hat, sich ge­ge­be­nen­falls wie­der vom Ver­trag lö­sen zu kön­nen.

Die Klau­sel ent­spricht je­doch nicht den An­for­de­run­gen des § 308 Nr. 8 BGB. Nach die­ser Vor­schrift muss ein zu­läs­si­ger Rück­tritts­vor­be­halt die Re­ge­lung ent­hal­ten, dass der Rück­tritts­be­rech­tig­te ver­pflich­tet ist, den Ver­trags­part­ner un­ver­züg­lich über die Nicht­ver­füg­bar­keit zu in­for­mie­ren und Ge­gen­leis­tun­gen des Ver­trags­part­ners un­ver­züg­lich zu er­stat­ten.

Der Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt im Be­stell­for­mu­lar der Be­klag­ten ent­hält hier­zu über­haupt kei­ne Re­ge­lung, son­dern legt al­lein das Rück­tritts­recht fest. Da­bei ist un­be­acht­lich, dass die Be­klag­te in ih­rer Rück­tritts­er­klä­rung vom 23.01.2015 gleich­zei­tig die An­zah­lung des Klä­gers in Hö­he von 10.000 € frei­ge­ge­ben hat­te. Bei der In­halts­kon­trol­le ist ir­re­le­vant, wie die Be­klag­te die Klau­sel im Ein­zel­fall hand­habt.

(4) Zu­dem sind die Vor­aus­set­zun­gen des Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halts vor­lie­gend nicht er­füllt. Aus­weis­lich des kla­ren Wort­lauts der Re­ge­lung steht der Be­klag­ten als Ver­käu­fe­rin ein Rück­tritts­recht zu, wenn sie „trotz der Lie­fer­be­stä­ti­gung der Fer­ra­ri Deutsch­land GmbH“ nicht be­lie­fert wird.

Hier hat­te die Be­klag­te aber un­strei­tig nie­mals ei­ne Lie­fer­be­stä­ti­gung von der Fer­ra­ri Deutsch­land GmbH er­hal­ten (vgl. auch E-Mail des Her­stel­lers an die Be­klag­te vom 04.03.2015). Dies hat auch der Zeu­ge M so aus­drück­lich be­stä­tigt und mit­ge­teilt, dass we­der am 10.09. noch am 25.11.2014 ei­ne Lie­fer­be­stä­ti­gung sei­tens Fer­ra­ri vor­ge­le­gen ha­be. Es fehl­te bei Ver­trags­schluss so­mit am kon­gru­en­ten De­ckungs­ge­schäft zwi­schen der Be­klag­ten und Fer­ra­ri. Der Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt soll je­doch al­lein die Fäl­le ab­de­cken, in de­nen trotz Lie­fer­zu­sa­ge ei­ne Be­lie­fe­rung der Be­klag­ten im De­ckungs­ge­schäft un­ter­bleibt.

Da die Be­klag­te auf ei­ge­nes Ri­si­ko mit dem Klä­ger den Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug ab­ge­schlos­sen hat­te, oh­ne dass ihr ei­ne Lie­fer­be­stä­ti­gung sei­tens der Fer­ra­ri Deutsch­land GmbH vor­lag, könn­te sie sich selbst dann nicht auf den Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt be­ru­fen, wenn die­ser wirk­sam wä­re.

(5) Die Be­klag­te konn­te ih­re Rück­tritts­er­klä­rung nicht auf den Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt, den die Par­tei­en im Be­stell­for­mu­lar vom 03.09.2014 ver­ein­bart hat­ten, stüt­zen.

bbb) Auch sind die Vor­aus­set­zun­gen des wei­te­ren im Be­stell­for­mu­lar vom 03.09.2014 ver­ein­bar­ten Rück­tritts­rechts nicht er­füllt. Der Klä­ger hat we­der den An­spruch auf die Lie­fe­rung des Fahr­zeugs ab­ge­tre­ten noch das Fahr­zeug vor Lie­fe­rung wei­ter­ver­kauft oder sol­ches ver­sucht oder ein wei­te­res Fahr­zeug be­stellt. So­weit die Be­klag­te an­ge­deu­tet hat, der Klä­ger ha­be über ei­nen Fer­ra­ri-Händ­ler in Ber­lin die Son­der­aus­stat­tung kon­fi­gu­riert, ist sie für die­se un­sub­stan­zi­ier­te Be­haup­tung be­weis­fäl­lig ge­blie­ben. Zu­dem wä­re die Kon­fi­gu­ra­ti­on ei­ner Son­der­aus­stat­tung für ein be­reits be­stell­tes Fahr­zeug nicht mit ei­ner wei­te­ren Fahr­zeug­be­stel­lung gleich­zu­set­zen. Dies wä­re aber Vor­aus­set­zung für das ver­trag­li­che Rück­tritts­recht ge­we­sen.

ccc) Zu­letzt be­ruft sich die Be­klag­te er­folg­los dar­auf, sie ha­be auf­grund der E-Mail vom 27.08.2014 mit dem Klä­ger in­di­vi­du­al­ver­trag­lich ein wei­te­res Rück­tritts­recht ver­ein­bart. In die­ser E-Mail teilt der Zeu­ge M dem Klä­ger nur mit, dass bei um­ge­hen­der Be­stel­lung ei­ne Lie­fe­rung im ers­ten Quar­tal 2015 mög­lich sei; dies je­doch nur, wenn der Her­stel­ler sich an sei­ne Lie­fe­r­al­lo­ka­ti­on hal­te bzw. lie­fern kön­ne. Der Hin­weis auf ein et­wai­ges Rück­tritts­recht fin­det sich in die­ser E-Mail we­der wört­lich noch sinn­ge­mäß.

Ei­ne Ver­ein­ba­rung ei­nes zu­sätz­li­chen Rück­tritts­rechts über die Be­stim­mun­gen im Be­stell­for­mu­lar vom 03.09.2014 hin­aus ist die­ser E-Mail nicht zu ent­neh­men. Viel­mehr gibt die E-Mail le­dig­lich die spä­ter im Be­stell­for­mu­lar ver­ein­bar­ten Be­din­gun­gen wie­der, näm­lich den Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt und die Un­ver­bind­lich­keit des ver­ein­bar­ten Lie­fer­ter­mins (vgl. Zif­fer V der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten).

Selbst wenn man in der E-Mail vom 27.08.2014 das An­ge­bot der Be­klag­ten se­hen wür­de, ein zu­sätz­li­ches Rück­tritts­recht in­di­vi­du­al­ver­trag­lich zu ver­ein­ba­ren, hät­te der Klä­ger die­se Ver­ein­ba­rung nicht an­ge­nom­men, be­vor er das Be­stell­for­mu­lar vom 03.09.2004 un­ter­schrieb. Zu ei­ner mög­li­chen An­nah­me sei­tens des Klä­gers hat die Be­klag­te nichts vor­ge­tra­gen und es ist auch we­der ei­ne aus­drück­li­che noch ei­ne kon­klu­den­te Er­klä­rung des Klä­gers er­sicht­lich.

Zwar hat der Zeu­ge M be­kun­det, er ha­be das Ge­fühl ge­habt, der Klä­ger hät­te ver­stan­den, dass das Fahr­zeug mög­li­cher­wei­se über­haupt nicht ge­lie­fert wer­den könn­te. Dies des­halb, weil er schon vor der ver­bind­li­chen Fer­ra­ri-Neu­fahr­zeug­be­stel­lung dem Klä­ger mit E-Mail vom 27.08.2014 mit­ge­teilt ha­be, dass die Zu­sa­ge nur gel­te, wenn sich der Her­stel­ler an sei­ne Lie­fe­r­al­lo­ka­ti­on hal­te bzw. lie­fern kön­ne, und auch da­nach noch mehr­fach über die­ses The­ma ge­spro­chen ha­be. Ge­nau die­se Er­klä­rung hat der Klä­ger je­doch, so­weit er­sicht­lich, erst­ma­lig ab­ge­ge­ben, als er am 03.09.2014 das Be­stell­for­mu­lar samt – un­wirk­sa­men – Rück­tritts­vor­be­halt un­ter­zeich­ne­te. Ei­ne Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en hin­sicht­lich ei­nes zu­sätz­li­chen Rück­tritts­rechts vor die­ser Be­stel­lung ist nicht er­kenn­bar und er­gibt sich auch nicht aus der Aus­sa­ge des Zeu­gen M.

Die E-Mail des Zeu­gen M vom 27.08.2014 führt zu­dem auch nicht da­zu, dass der for­mu­lar­mä­ßig ver­ein­bar­te und von der Be­klag­ten vor­for­mu­lier­te Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt im Be­stell­for­mu­lar vom 03.09.2014 durch ei­ne et­wai­ge In­di­vi­du­al­ver­ein­ba­rung sei­nen Cha­rak­ter als All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung i. S. von § 305 I 1 BGB ver­lor. Es feh­len jeg­li­che An­halts­punk­te, dass ein et­wai­ger Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt zwi­schen den Par­tei­en vor dem 03.09.2014 im Ein­zel­nen aus­ge­han­delt wor­den wä­re (§ 305 I 3 BGB).

cc) Die Be­klag­te war folg­lich nicht be­rech­tigt, vom Kauf­ver­trag zu­rück­zu­tre­ten.

c) Die Rück­tritts­er­klä­rung der Be­klag­ten vom 23.01.2015 und noch­mals vom 16.03.2015 hat­te al­so auf die Wirk­sam­keit des Kauf­ver­trags kei­nen Ein­fluss.

Die Be­klag­te hat ih­re Pflich­ten aus dem Kauf­ver­trag ver­letzt (§ 280 I 1 BGB). Die Be­klag­te war ge­mäß § 433 I 1 BGB ver­pflich­tet, dem Klä­ger das Fahr­zeug zu über­ge­ben und ihm das Ei­gen­tum zu ver­schaf­fen. Die­se Haupt­leis­tungs­pflicht hat die Be­klag­te nicht er­füllt. Das Fahr­zeug konn­te sei­tens des Her­stel­lers Fer­ra­ri nicht ge­lie­fert wer­den, weil die Nach­fra­ge be­züg­lich die­ses Fahr­zeugs in Deutsch­land hö­her war als die Al­lo­ka­ti­on sei­tens Fer­ra­ri für den deut­schen Markt und al­le ver­füg­ba­ren Fahr­zeu­ge be­reits zu­ge­wie­sen wa­ren.

4. Die Be­klag­te hat die­se Pflicht­ver­let­zung auch zu ver­tre­ten, wo­bei das Ver­tre­ten­müs­sen ge­mäß § 280 I 2 BGB ver­mu­tet wird.

Hier ist die Be­klag­te auf ei­ge­nes Ri­si­ko ei­ne ver­trag­li­che Ver­pflich­tung ein­ge­gan­gen, weil sie zeit­lich nach der E-Mail vom 27.08.2014 das An­ge­bot des Klä­gers mit Be­stä­ti­gun­gen vom 10.09. und vom 25.11.2014 an­nahm, oh­ne dass ihr da­bei ei­ne ver­bind­li­che Lie­fer­zu­sa­ge von Fer­ra­ri vor­lag. Sie setz­te sich da­mit je­den­falls fahr­läs­sig (§ 276 II BGB) über ih­re ei­ge­nen Ver­trags­be­din­gun­gen im Be­stell­for­mu­lar vom 03.09.2014 hin­weg, wo­nach sie ei­ne Be­stel­lung erst dann an­neh­men wür­de, wenn die Fer­ra­ri Deutsch­land GmbH ihr ge­gen­über be­stä­tig­te ha­be, dass das be­stell­te Fahr­zeug ge­lie­fert wer­de. Dies war, wie auch der Zeu­ge M be­kun­det hat, je­doch bei der Be­stel­lung des Klä­gers we­der am 10.09. noch am 25.11.2014 der Fall.

Da­bei ist die An­sicht der Be­klag­ten un­zu­tref­fend, sie ha­be die Be­stel­lung des Klä­gers in das elek­tro­ni­sche Sys­tem des Her­stel­lers, das so­ge­nann­te „Fer­ra­ri-Mo­dis“, ein­ge­ge­ben und da­mit al­les in ih­rer Macht Ste­hen­de ge­tan, um ei­ne Lie­fe­rung des Fahr­zeugs si­cher­zu­stel­len. Der Zeu­ge M hat be­kun­det, die Ein­ga­be in das Sys­tem sei le­dig­lich ein ers­ter Schritt. Nach die­sem Schritt sei ab­zu­war­ten, ob Fer­ra­ri der Be­stel­lung zu­stim­me. Die­se dann ver­bind­li­che Lie­fer­be­stä­ti­gung ha­be man für das Fahr­zeug des Klä­gers je­doch nicht er­hal­ten. Ins­be­son­de­re ha­be sie we­der am 10.09. noch am 25.11.2014 vor­ge­le­gen. Gleich­wohl ha­be man ge­gen­über dem Klä­ger die Be­stel­lung be­stä­tigt. Die Be­klag­ten konn­te des­halb ih­re Be­haup­tung, Fer­ra­ri ha­be je­den­falls das Grund­mo­dell im Na­men des Klä­gers be­stä­tigt, nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts nach­wei­sen. Die Aus­sa­ge des Zeu­gen M be­legt das ge­naue Ge­gen­teil.

Hier zeigt sich erst recht ein je­den­falls fahr­läs­si­ges Ver­hal­ten der Be­klag­ten, der das Ver­hal­ten ih­res Mit­ar­bei­ters M ge­mäß §  278 BGB zu­zu­rech­nen ist. Wenn die Ein­ga­be ei­ner Be­stel­lung in das „Fer­ra­ri-Mo­dis“ noch kei­ne ver­bind­li­che Lie­fer­zu­sa­ge sei­tens Fer­ra­ri be­deu­tet, ent­spricht es nicht der im Ver­kehr üb­li­chen Sorg­falt, ei­ne ver­bind­li­che Auf­trags­be­stä­ti­gung ge­gen­über dem End­kun­den ab­zu­ge­ben. Das Ri­si­ko, dass das be­ab­sich­tig­te De­ckungs­ge­schäft mit dem Her­stel­ler nicht zu­stan­de kommt, ist dann von der Be­klag­ten zu tra­gen.

Die Be­klag­te hat so­mit ei­nen Ver­trag ge­schlos­sen, des­sen Haupt­pflicht sie nicht er­füllt hat und nicht mehr er­fül­len kann. Dies hat sie zu ver­tre­ten. Die Ver­mu­tung des § 280 I 2 BGB hat die Be­klag­te nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts wi­der­legt.

Auf die Fra­ge, ob sie zu­sätz­lich ein Be­schaf­fungs­ri­si­ko für die Leis­tung aus der Gat­tungs­schuld „Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta“ über­nom­men hat und des­halb so­gar ver­schul­dens­un­ab­hän­gig haf­te, kommt es des­halb nicht mehr an.

5. Auch ist der Klä­ger be­rech­tigt, von der Be­klag­ten Scha­dens­er­satz statt der gan­zen Leis­tung zu ver­lan­gen. Die zu­sätz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen der §§ 280 III, 281 BGB sind er­füllt.

a) § 281 I 1 BGB be­grün­det ei­ne Scha­dens­er­satz­pflicht, wenn der Schuld­ner ei­ner fäl­li­gen Leis­tung nach Set­zung ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist nicht leis­tet.

Zwar kann man ar­gu­men­tie­ren, der An­spruch des Klä­gers auf Lie­fe­rung des Fahr­zeugs sei hier erst mit Ab­lauf des drit­ten Quar­tals 2015, al­so zwei Quar­ta­le nach dem un­ver­bind­lich ver­ein­bar­ten Lie­fer­ter­min im ers­ten Quar­tal 2015, fäl­lig ge­we­sen (vgl. Zif­fer V der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten). Der Klä­ger wä­re in die­sem Fall den­noch be­rech­tigt ge­we­sen, be­reits vor Fäl­lig­keit sei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­gen die Be­klag­te gel­tend zu ma­chen.

Ein Gläu­bi­ger kann be­reits vor Fäl­lig­keit Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ver­lan­gen, wenn be­reits zum Zeit­punkt der Gel­tend­ma­chung of­fen­sicht­lich war, dass die Vor­aus­set­zun­gen des § 281 BGB im Zeit­punkt der Fäl­lig­keit vor­lie­gen wer­den (Rechts­ge­dan­ke des § 323 IV BGB, vgl. auch MünchKomm-BGB/Ernst, 7. Aufl. [2016], § 281 Rn. 65 m. w. Nachw.).

Dies war hier der Fall.

Der Klä­ger ver­lang­te von der Be­klag­ten erst­mals mit Schrei­ben vom 03.06.2016 Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung. Zu­vor hat­te er die Be­klag­ten nach ih­rer Rück­tritts­er­klä­rung vom 23.01.2015 mehr­fach un­ter Frist­set­zung auf­ge­for­dert, ei­nen ver­bind­li­chen Lie­fer­ter­min mit­zu­tei­len, zu­letzt mit Schrift­satz vom 27.04.2015 bis zum 04.05.2015. Hier­auf ent­geg­ne­te die Be­klag­te mehr­fach, zu­letzt mit Schrei­ben vom 04.05.2015, sie er­ach­te den Rück­tritt als wirk­sam und kön­ne kei­ne Lie­fer­zu­sa­ge ma­chen. Auch gab sie die ver­trag­lich ver­ein­bar­te An­zah­lung in Hö­he von 10.000 € frei. Da­mit wei­ger­te sich die Be­klag­te noch vor Fäl­lig­keit ernst­haft und end­gül­tig, ih­re Haupt­leis­tungs­pflicht zu er­fül­len, näm­lich das Fahr­zeug an den Klä­ger zu lie­fern. Da­bei ist oh­ne Be­lang, dass die Be­klag­te auch im Schrei­ben vom 04.05.2015 noch­mals be­ton­te, sie sei „nach wie vor be­müht … ein an­de­res Er­geb­nis her­bei­zu­füh­ren“. Be­ruft sich ein Schuld­ner dar­auf, er sei wirk­sam von ei­nem Ver­trag zu­rück­ge­tre­ten und wi­ckelt die er­hal­te­ne Ge­gen­leis­tung ab, ver­wei­gert er da­mit aus Sicht ei­nes ob­jek­ti­ven Drit­ten gleich­zei­tig die Er­fül­lung des Ver­trags ernst­haft und end­gül­tig. Et­wai­gen Be­mü­hun­gen und Be­teue­run­gen, aus Ku­lanz ei­ne Lie­fe­rung den­noch er­mög­li­chen zu wol­len, müs­sen un­be­rück­sich­tigt blei­ben.

Zum Zeit­punkt des Scha­den­er­satz­ver­lan­gens vom 03.06.2015 war so­mit be­reits of­fen­sicht­lich, dass die Vor­aus­set­zun­gen des § 281 BGB auch im Zeit­punkt der et­wa noch feh­len­den Fäl­lig­keit vor­lie­gen wür­den. Der Klä­ger war folg­lich be­rech­tigt, be­reits zu die­sem Zeit­punkt Scha­dens­er­satz­an­sprü­che gel­tend zu ma­chen.

b) Der Klä­ger war folg­lich nicht mehr ver­pflich­tet, der Be­klag­ten ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Lie­fe­rung des Fahr­zeugs zu set­zen(vgl. § 281 II BGB). Dies auch dann, wenn die Leis­tung be­reits mit Ab­lauf des ers­ten Quar­tals 2015 fäl­lig ge­we­sen wä­re. Die Be­klag­te hat­te sich be­reits trotz mehr­fa­cher Frist­set­zung ge­wei­gert, dem Klä­ger über­haupt ein ver­bind­li­ches Lie­fer­da­tum zu be­nen­nen. Ei­ner noch­ma­li­gen Frist­set­zung für die Lie­fe­rung des Fahr­zeugs be­durf­te es des­halb an­ge­sichts der ernst­haf­ten und end­gül­ti­gen Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung nicht mehr.

c) Die Ver­let­zung der Haupt­leis­tungs­pflicht der Be­klag­ten ist auch nicht un­er­heb­lich i. S. von § 281 I 3 BGB.

d) Zum sel­ben Er­geb­nis, näm­lich ei­ner Haf­tung der Be­klag­ten auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung, kä­me man, soll­te die Er­fül­lung der Lie­fer­pflicht für die Be­klag­te ge­mäß § 275 I BGB un­mög­lich ge­we­sen sein. In die­sem Fall wür­de die Be­klag­te nach §§ 280 I und III, 283 BGB bzw. nach § 311a II 1 BGB haf­ten – je nach­dem, ob man von an­fäng­li­cher oder nach­träg­li­cher Un­mög­lich­kei­ten aus­gin­ge.

6. Der Klä­ger hat sei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch zu­tref­fend mit 300.000 € be­zif­fert.

a) Der Gläu­bi­ger ist beim Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ge­mäß §§ 280 I und III, 281 I BGB so­wie § 251 I BGB so zu stel­len, als ob der Schuld­ner im Zeit­punkt der Fäl­lig­keit ord­nungs­ge­mäß ge­leis­tet hät­te. Maß­geb­lich für die Wert­be­mes­sung ist so­mit der Zeit­punkt der hy­po­the­ti­schen Ver­trags­er­fül­lung. Da­bei hat der Gläu­bi­ger nach der Dif­fe­renz­theo­rie ei­nen ein­sei­ti­gen Zah­lungs­an­spruch auf den Wert­un­ter­schied zwi­schen sei­nem po­si­ti­ven In­ter­es­se und der von ihm nicht mehr zu er­brin­gen­den Ge­gen­leis­tung (vgl. zum ge­sam­ten Ab­satz: Be­ckOK-BGB/Un­berath, 43. Edi­ti­on, § 281 Rn. 33 und 38 [Stand: 01.03.2011]; je­weils m. w. Nachw.).

Hier hät­te der Klä­ger für das Fahr­zeug ei­nen Kauf­preis in Hö­he von 331.969,75 € brut­to zah­len müs­sen. So­weit der Wert des Fahr­zeugs zum maß­geb­li­chen Zeit­punkt über die­sem Be­trag lag, kann der Klä­ger die­se Dif­fe­renz als Scha­dens­er­satz gel­tend ma­chen. Da der Klä­ger das Fahr­zeug auch nicht hät­te wei­ter­ver­kau­fen wol­len, son­dern nach der Über­zeu­gung des Ge­richts als Wert­an­la­ge und für ge­le­gent­li­che Pri­vat­fahr­ten hät­te nut­zen wol­len, sind auch nicht die Vor­aus­set­zun­gen für den Er­satz ent­gan­ge­nen Ge­winns (§ 252 Satz 2 BGB) maß­geb­lich.

b) Maß­geb­li­cher Zeit­punkt der hy­po­the­ti­schen Ver­trags­er­fül­lung und da­mit für die Wert­be­mes­sung war hier der 31.03.2015. Die Par­tei­en hat­ten als Lie­fer­ter­min das ers­te Quar­tal 2015 ver­ein­bart. Zwar wä­re bei et­wai­gen Lie­fer­schwie­rig­kei­ten auch ei­ne Ab­wei­chung von bis zu zwei Quar­ta­len mög­lich ge­we­sen (vgl. Zif­fer V der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten). Zif­fer V be­sagt je­doch nur, dass erst nach die­sem Zeit­punkt der Käu­fer die Lie­fe­rung an­mah­nen dür­fe. Bei ei­ner hy­po­the­ti­schen Be­trach­tung wä­re so­mit zu­nächst auf den 31.03.2015 als das En­de des ers­ten Quar­tals 2015 und da­mit den ver­ein­bar­ten Lie­fer­ter­min ab­zu­stel­len. Dies um­so mehr, weil die Be­klag­te be­reits vor die­sem Stich­tag, näm­lich am 23.01.2015 er­klärt hat­te, sie wol­le vom Ver­trag zu­rück­tre­ten und da­mit nicht zum 31.03.2015 und erst recht nicht zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt lie­fern. Dies hat sie in der wei­te­ren Kor­re­spon­denz ge­gen­über dem Klä­ger auch mehr­fach be­stä­tigt. Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung wa­ren so­mit selbst dann er­füllt, wenn die Leis­tung erst mit Ab­lauf des drit­ten Quar­tals 2015 fäl­lig ge­we­sen wä­re (vgl. die Aus­füh­run­gen oben un­ter 5 a). Ei­ne Lie­fe­rung des Fahr­zeugs erst mit Ab­lauf des drit­ten Quar­tals 2015 war des­halb bei der hy­po­the­ti­schen Be­trach­tung zur Er­mitt­lung der Scha­dens­hö­he au­ßer Acht zu las­sen.

c) Der Wert des Fahr­zeugs zum Stich­tag 31.03.2015 be­trug min­des­tens 632.000 € und der er­satz­fä­hi­ge Scha­den des Klä­gers da­mit je­den­falls 300.000 €.

aa) Maß­geb­lich für den Ver­mö­gens­ver­gleich im We­ge der Dif­fe­renz­hy­po­the­se ist da­bei grund­sätz­lich der Hand­eis­wert des Fahr­zeugs, al­so der Wert, der durch ei­nen Ver­kauf zum Stich­tag tat­säch­lich hät­te er­zielt wer­den kön­nen. Die­se Be­rech­nung ist abs­trakt vor­zu­neh­men, da der Klä­ger kein De­ckungs­ge­schäft ge­tä­tigt hat.

Zwar ist der Be­klag­ten zu­zu­stim­men, dass sich die­ser Han­dels­wert grund­sätz­lich nur an­hand tat­säch­li­cher Ver­kaufs­er­fol­ge fest­stel­len las­sen kön­ne und hier­für sei­tens des Klä­gers ein be­stä­tig­ter Kauf ei­nes ver­gleich­ba­ren Fahr­zeugs zum Preis von 632.000 € be­wie­sen wer­den müss­te. Ab­ge­se­hen von zwei öf­fent­li­chen Auk­tio­nen war es dem ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen S je­doch trotz um­fang­rei­cher Re­cher­chen und te­le­fo­ni­scher An­fra­gen bei Fer­ra­ri-Ver­trags­händ­lern nicht mög­lich, De­tails zu kon­kre­ten Fahr­zeug­ver­käu­fen in Er­fah­rung zu brin­gen (vgl. Gut­ach­ten vom 30.10.2017, S. 25). Dies, ob­wohl der Sach­ver­stän­di­ge so­gar ver­sucht hat­te, sich als Kauf­in­ter­es­sent aus­zu­ge­ben und bei po­ten­ti­el­len Ver­käu­fern kon­kret be­züg­lich des Ver­kaufs­prei­ses an­frag­te (das Er­geb­nis die­ser kon­kre­ten Kauf­an­fra­gen ist im Ein­zel­nen do­ku­men­tiert im Gut­ach­ten vom 30.11.2016, ab S. 21). Grund war, dass sich die be­trof­fe­nen Par­tei­en in Schwei­gen hüll­ten, was ge­ra­de bei den Ver­trags­händ­lern mit Blick auf die Ex­klu­si­vi­tät der Fahr­zeu­ge ab­so­lut nach­voll­zieh­bar ist.

bb) Ge­mäß § 287 I 1 ZPO schätzt das Ge­richt des­halb man­gels kon­kre­ter Ver­kaufs­er­lö­se un­ter Wür­di­gung al­ler Um­stän­de nach frei­er Über­zeu­gung den Wert des Fahr­zeugs zum Stich­tag 31.03.2015 auf min­des­tens 632.000 € und da­mit die Hö­he des Scha­dens auf je­den­falls 300.000 €.

aaa) § 287 I 1 ZPO er­laubt dem Ge­richt, über die Hö­he ei­nes Scha­dens un­ter Wür­di­gung al­ler Um­stän­de nach frei­er Über­zeu­gung zu ent­schei­den. Die Vor­schrift er­mög­licht ei­ne Scha­dens­schät­zung. Aus der Ge­gen­über­stel­lung zu § 286 ZPO und den stren­gen An­for­de­run­gen an das Re­gel­be­weis­maß dort er­gibt sich zu­dem, dass in § 287 ei­ne Be­weis­maß­re­du­zie­rung auf die über­wie­gen­de Wahr­schein­lich­keit an­zu­neh­men ist. Da­bei sind al­ler­dings die tat­säch­li­chen Grund­la­gen der Schät­zung und ih­rer Ver­wer­tung durch den Rich­ter kon­kret an­zu­ge­ben (vgl. zum ge­sam­ten Ab­satz: Münch­Komm-ZPO/Prüt­ting, 5. Aufl. [2016], § 287 Rn. 16 f. und 33; je­weils m. w. Nachw.).

bbb) Hier ist zwi­schen den Par­tei­en der Wert des Fahr­zeugs zum Stich­tag 31.05.2015 und da­mit die Hö­he ei­nes et­wai­gen Scha­dens­er­satz­an­spruchs des Klä­gers strei­tig. Da es so­mit um die Hö­he des Scha­dens geht, ist ei­ne Schät­zung ge­mäß § 287 I 1 ZPO mög­lich.

cc) Das Ge­richt stützt sich bei sei­ner Schät­zung und sei­ner frei­en Über­zeu­gung, dass der Wert des Fahr­zeugs zum Stich­tag 31.03.2015 min­des­tens 632.000 € be­trug, al­so für ei­nen Kauf­preis von 632.000 € brut­to hät­te ver­kauft wer­den kön­nen, so­wohl auf die als An­la­gen­kon­vo­lu­te K 23 und K 41 vor­ge­leg­ten Ver­kaufs­an­ge­bo­te für Fahr­zeu­ge des Typs Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta im re­le­van­ten Zeit­raum als auch auf die Fest­stel­lun­gen des ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen S.

aaa) Der Sach­ver­stän­di­ge hat, um den Han­dels­wert des Fahr­zeugs zu be­stim­men, ei­ne te­le­fo­ni­sche Re­cher­che bei den Fer­ra­ri-Ver­trags­händ­lern in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land durch­ge­führt. Da­bei ha­be er zwar kei­ne kon­kre­ten Ver­kaufs­prei­se mit­ge­teilt be­kom­men, aber in Er­fah­rung brin­gen kön­nen, dass der Wert der Fahr­zeu­ge des Her­stel­lers Fer­ra­ri, Typ 458 Spe­cia­le Aper­ta, schon An­fang 2015 be­reits dop­pelt so hoch wie der Lis­ten­n­eu­preis war (vgl. Gut­ach­ten vom 30.10.2017, S. 16).

Die­se er­heb­li­che Wert­stei­ge­rung bin­nen die­ses kur­zen Zeit­raums, so der Sach­ver­stän­di­ge, sei dar­auf zu­rück­zu­füh­ren, dass aus­weis­lich der In­for­ma­tio­nen sei­tens der Fer­ra­ri-Ver­trags­händ­ler ihm ge­gen­über der Her­stel­ler Fer­ra­ri zum En­de ei­nes Pro­duk­ti­ons­zeit­raums ei­nes be­stimm­ten Fahr­zeug­mo­dells re­gel­mä­ßig ein Son­der­mo­dell in li­mi­tier­ter Stück­zahl her­stel­le. Die­ses wer­de dann an be­son­ders aus­er­wähl­te und aus­ge­wähl­te Kun­den aus­ge­lie­fert. Da­bei lie­ge die Ent­schei­dung, wer ein sol­ches Mo­dell be­kom­me, al­lein im Er­mes­sen des Her­stel­lers, der Zu­griff auf die Da­ten al­ler In­ter­es­sen­ten ha­be. Der Ver­trags­händ­ler ha­be hier al­len­falls mi­ni­ma­le Ein­fluss­mög­lich­kei­ten. Auf­grund die­ser Ex­klu­si­vi­tät be­ste­he welt­weit ei­ne gro­ße Nach­fra­ge bei sol­chen Son­der­mo­del­len, so­dass die Fahr­zeu­ge ei­ner Son­der­edi­ti­on re­gel­mä­ßig bin­nen we­ni­ger Wo­chen voll­stän­dig ver­grif­fen sei­en. Dies sei beim Fahr­zeug­typ Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta der Fall ge­we­sen. Die Fahr­zeu­ge die­ser li­mi­tier­ten Edi­ti­on, ins­ge­samt sei­en 499 Ex­em­pla­re ge­fer­tigt wor­den, sei­en be­reits En­de 2014 voll­stän­dig ver­grif­fen ge­we­sen. Die­se ha­be zu der Wert­stei­ge­rung der be­reits ver­kauf­ten bzw. ver­bind­lich be­stell­ten Fahr­zeu­ge auf das Dop­pel­te des Lis­ten­n­eu­prei­ses ge­führt.

bbb) Die­se er­heb­li­che Wert­stei­ge­rung spie­gelt sich auch in den je­wei­li­gen Ver­kaufs­of­fer­ten von ge­brauch­ten Fer­ra­ris Typ 458 Spe­cia­le Aper­ta aus dem Jah­re 2015 in­ner­halb der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land wi­der, vor­ge­legt als An­la­gen­kon­vo­lu­te K 23 und K 41. Der Sach­ver­stän­di­ge hat die An­ge­bo­te im An­la­gen­kon­vo­lut K 23 in sei­nem Gut­ach­ten vom 30.11.2016 … und vom 30.10.2017 … um­fas­send aus­ge­wer­tet. Hier­bei kam er zu dem Er­geb­nis, dass vier­zehn der ins­ge­samt sieb­zehn an­ge­bo­te­nen Fahr­zeu­ge in­ner­halb ei­nes Preis­rah­mens zwi­schen 580.000 € und 690.000 € lie­gen wür­den und der Mit­tel­wert 623.000 € be­tra­ge. Rich­ti­ger­wei­se hat der Sach­ver­stän­di­ge da­bei nicht auf drei deut­lich über die­sem Preis­rah­men lie­gen­den An­ge­bo­te ab­ge­stellt, son­dern den Mit­tel­wert aus den vier­zehn An­ge­bo­ten ge­bil­det, die in­ner­halb des ver­gleich­ba­ren Preis­rah­mens la­gen.

Den Mit­tel­wert der als An­la­gen­kon­vo­lut K 41 vor­ge­leg­ten wei­te­ren An­ge­bo­te aus dem re­le­van­ten Zeit­raum be­zif­fer­te der Sach­ver­stän­di­ge auf 642.100 € (vgl. Gut­ach­ten vom 30.10.2017, S. 19).

ccc) Zu­sätz­lich, so der Sach­ver­stän­di­ge wei­ter, sei zu be­den­ken, dass das Fahr­zeug, das der Klä­ger be­stellt hat­te, auf­grund der aus­ge­wähl­ten Son­der­aus­stat­tung über­durch­schnitt­lich hoch­wer­tig aus­ge­stat­tet ge­we­sen wä­re und auch ge­gen­über den an­ge­bo­te­nen und aus­ge­wer­te­ten Ge­braucht­wä­gen ei­ne hö­he­re Wer­tig­keit auf­ge­wie­sen hät­te (vgl. Gut­ach­ten vom 30.10.2017, S. 16 f.). Aus den aus­ge­wer­te­ten Fahr­zeug­an­ge­bo­ten hät­ten nur zwei Fahr­zeu­ge ei­ne ver­gleich­ba­re Aus­stat­tung ge­habt. Die­se Fahr­zeu­ge sei­en für 649.000 € bzw. 789.000 € zum Ver­kauf an­ge­bo­ten wur­den (vgl. Gut­ach­ten vom 30.10.2017, S. 20).

ddd) Aus tech­ni­scher Sicht, so der Sach­ver­stän­di­ge ab­schlie­ßend auf Sei­te 20 sei­nes Gut­ach­tens vom 30.10.2017, sei ein Han­dels­wert von 632.000 € für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug, wie vom Klä­ger be­haup­tet, als Min­dest­be­trag nach­voll­zieh­bar. Dies auch dann, wenn man et­wai­ge Händ­ler­pro­vi­sio­nen und die Aus­wei­sun­gen als Brut­to- oder Net­to­preis be­rück­sich­ti­ge (vgl. Gut­ach­ten vom 30.10.2017, S. 21 f.).

eee) Die­sen nach­voll­zieh­ba­ren Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen schließt sich das Ge­richt an. Der Sach­ver­stän­di­ge hat in sei­nen um­fas­sen­den und in sich schlüs­si­gen schrift­li­chen Gut­ach­ten die Fra­gen des Be­weis­be­schlus­ses voll­stän­dig be­ant­wor­tet. Er hat zu­dem zu al­len Ein­wen­dun­gen der Be­klag­ten ge­gen das Erst­gut­ach­ten vom 30.11.2016 um­fas­send und wi­der­spruchs­frei Stel­lung be­zo­gen und die­se zur Über­zeu­gung des Ge­richts ent­kräf­tet. Das Ge­richt macht sich die­se über­zeu­gen­den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen voll­um­fäng­lich zu ei­gen.

fff) Nach der Über­zeu­gung des Ge­richts ist es des­halb je­den­falls über­wie­gend wahr­schein­lich, dass der Wert des Fahr­zeugs zum 31.03.2015 auf min­des­tens 632.000 € ge­stie­gen war. Das Ge­richt hat sich die­se Über­zeu­gung auf Grund­la­ge der Ver­gleichs­an­ge­bo­te im re­le­van­ten Ver­gleichs­zeit­raum und de­ren um­fas­sen­de, schlüs­si­ge und über­zeu­gen­de Aus­wer­tung durch den Sach­ver­stän­di­gen ge­bil­det.

Es ist zu­dem nach­voll­zieh­bar und über­zeu­gend, dass der Wert der Fahr­zeu­ge des Typs Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta En­de 2014 und An­fang 2015 schlag­ar­tig auf das Dop­pel­te des Lis­ten­n­eu­prei­ses stieg, weil En­de 2014 be­kannt wur­de, dass die li­mi­tier­ten Mo­del­le be­reits ver­grif­fen sei­en. Die­se ex­or­bi­tan­te Preis­stei­ge­rung ent­sprach den Ge­set­zen von An­ge­bot und Nach­fra­ge. Wenn auf­grund der künst­li­chen Ver­knap­pung das An­ge­bot auf 499. Ex­em­pla­re be­schränkt ist und ei­nem er­heb­li­chen welt­wei­ten In­ter­es­se ver­mö­gen­der Lieb­ha­ber ge­gen­über­steht, für die li­mi­tier­te Son­der­mo­del­le ei­nen be­son­de­ren Samm­ler­wert ha­ben und mit gro­ßem Pres­ti­ge ver­bun­den sind, ist ei­ne Ver­dopp­lung des Fahr­zeug­werts bin­nen kur­zer Zeit über­wie­gend wahr­schein­lich.

Legt man al­so den zwi­schen Klä­ger und Be­klag­ter ver­ein­bar­ten Lis­ten­kauf­preis für das Fahr­zeug von 331.969,75 € brut­to zu­grun­de, be­trü­ge der dop­pel­te Wert über 660.000 € und lä­ge da­mit über den be­haup­te­ten 632.000 €.

Auch ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Ver­gleichs­an­ge­bo­te teil­wei­se Ge­braucht­wa­gen be­tra­fen. Zwi­schen dem Wert ei­nes Ge­braucht­wa­gens und ei­nes – hier maß­geb­li­chen – Neu­wa­gens be­ste­hen wei­te­re Un­ter­schie­de, da der Ver­lust der Neu­wa­gen­ei­gen­schaft re­gel­mä­ßig eben­falls mit ei­ner nicht un­be­acht­li­chen Wert­ein­bu­ße ver­bun­den ist.

ggg) Die Ein­wän­de der Be­klag­ten über­zeu­gen da­ge­gen nicht. Die Be­klag­te ar­gu­men­tiert, der Gut­ach­ter ha­be sich bei sei­ner Be­mes­sung nicht auf tat­säch­lich er­ziel­te Ver­kaufs­prei­se ge­stützt. Auch ha­be er nicht be­rück­sich­tigt, dass das ers­te Ex­em­plar der Se­rie in 2014 in Ka­li­for­ni­en für „nur“ 708.00 € und ein wei­te­res Fahr­zeug im Mai für 515.200 € ver­stei­gert wor­den sei (vgl. Gut­ach­ten vom 30.11.2016, S. 20 f.). Hier­auf hat der Sach­ver­stän­di­ge ent­geg­net, die Aus­stat­tung der ver­stei­ger­ten Fahr­zeu­ge sei nicht ver­gleich­bar hoch­wer­tig ge­we­sen wie die, die der Klä­ger be­stellt hat­te (Gut­ach­ten vom 30.10.2017, S. 9). Dies ist für das Ge­richt über­zeu­gend und schlüs­sig.

Auch ist die Be­mes­sung an­hand der ver­füg­ba­ren Ver­gleichs­an­ge­bo­te man­gels Zu­gangs zu tat­säch­li­chen Kauf­vor­gän­gen für das Ge­richt über­zeu­gend. Es kann nicht zu­las­ten des Klä­gers ge­hen, dass sich al­le Be­tei­lig­ten auf­grund der Ex­klu­si­vi­tät der be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge in Schwei­gen hül­len und dem Sach­ver­stän­di­gen kei­ne Aus­kunft bie­ten. Die vor­ge­leg­ten Ver­gleichs­an­ge­bo­te und die an­ge­stell­ten Be­rech­nun­gen des Sach­ver­stän­di­gen, der auch die je­wei­li­ge Son­der­aus­stat­tung be­rück­sich­tigt hat, rei­chen für die Über­zeu­gungs­bil­dung des Ge­richts nach § 287 I 1 ZPO. Das Ge­richt ist über­zeugt, dass es über­wie­gend wahr­schein­lich war, dass die in den An­la­gen­kon­vo­lu­ten auf­ge­führ­ten Ver­kaufs­prei­se in die­ser Hö­he bzw. al­len­falls mit ei­nem mi­ni­ma­len Preis­nach­lass ver­äu­ßert wur­den bzw. hät­ten ver­äu­ßert wer­den kön­nen. Dies be­reits auf­grund der ho­hen Nach­fra­ge be­züg­lich nur be­grenzt vor­han­de­nen Fahr­zeu­ge.

dd) Das Ge­richt schätzt des­halb nach § 287 I 1 ZPO ent­spre­chend sei­ner Über­zeu­gung un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des ge­sam­ten Ver­fah­rens, ein­schließ­lich der Be­weis­auf­nah­me, den Scha­den, der dem Klä­ger durch die schuld­haf­te Nicht­lie­fe­rung des Fahr­zeugs ent­stan­den ist, auf 300.000 €. Der Klä­ger hat sei­ne ent­spre­chen­de Be­haup­tung zur Über­zeu­gung des Ge­richts be­wie­sen.

Der wei­te­re Ein­wand der Be­klag­ten, der Klä­ger hät­te ja trotz ei­ner et­wai­gen Wert­stei­ge­rung kei­nen Ver­mö­gens­zu­wachs, da er das Fahr­zeug ja nicht ha­be ver­kau­fen wol­len, ver­fängt eben­falls nicht. Bei dem Ver­mö­gens­ver­gleich im We­ge der Dif­fe­renz­hy­po­the­se ist die Wert­stei­ge­rung des Fahr­zeugs als hy­po­the­ti­sche Ver­mö­gens­meh­rung bei ord­nungs­ge­mä­ßer Leis­tung der Be­klag­ten zu be­rück­sich­ti­gen. Dass der Klä­ger da­mit fak­tisch ei­nen Spe­ku­la­ti­ons­ge­winn mit ei­nem nicht exis­ten­ten Fahr­zeug rea­li­sie­ren kann, oh­ne hier­für ei­ne Ge­gen­leis­tung er­bracht zu ha­ben oder das Fahr­zeug zu ver­kau­fen, ist Kon­se­quenz der abs­trak­ten Scha­dens­be­rech­nung und hin­zu­neh­men.

d) Zum sel­ben Er­geb­nis, al­so ei­ner Scha­dens­hö­he von je­den­falls 300.000 € wür­de man kom­men, wenn man nicht auf den 31.03.2015, son­dern auf den 03.06.2015 als maß­geb­li­chen Stich­tag für die Scha­dens­be­rech­nung ab­stel­len wür­de – al­so auf den Zeit­punkt, an dem der Klä­ger erst­ma­lig von der Be­klag­ten Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ver­lang­te und so sei­nen Er­fül­lungs­an­spruch ge­mäß § 281 IV BGB zum Er­lö­schen brach­te.

Auch in die­sem Zeit­punkt wä­re der tat­säch­li­che Han­dels­wert des Fahr­zeugs bei je­den­falls 632.000 € ge­le­gen. Glei­ches wür­de auch für spä­te­re Zeit­punk­te gel­ten. Dies ist auf den ra­san­ten Preis­an­stieg zu­rück­zu­füh­ren, der En­de 2014 ein­trat, nach­dem be­kannt wur­de, dass al­le Mo­del­le der Son­der­edi­ti­on 458 Spe­cia­le Aper­ta ver­grif­fen sei­en, und der an­schlie­ßend nicht wie­der ab­flach­te. Auf die da­hin ge­hen­den nach­voll­zieh­ba­ren, schlüs­si­gen und in sich wi­der­spruchs­frei­en An­ga­ben des ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen S im Gut­ach­ten vom 30.11.2016 … zum Wert des Fahr­zeugs zum Stich­tag Herbst 2016 und im Gut­ach­ten vom 30.10.2017 … für das Jahr 2015 ab dem 31.03.2015 wird Be­zug ge­nom­men. Das Ge­richt macht sich die­se über­zeu­gen­den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen zu ei­gen und stützt hier­auf sei­ne Über­zeu­gung.

e) Die Be­klag­te schul­det dem Klä­ger so­mit un­ab­hän­gig vom maß­geb­li­chen Zeit­punkt Scha­dens­er­satz we­gen schuld­haf­ter Nicht­leis­tung in Hö­he von je­den­falls 300.000 €.

7. Der Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers ist auch nicht des­halb aus­ge­schlos­sen, weil er schuld­haft auf ei­nen De­ckungs­kauf ver­zich­tet hat.

a) Grund­sätz­lich trifft den Ge­schä­dig­ten ge­mäß § 254 II 1 BGB die Ob­lie­gen­heit, den Scha­den ab­zu­wen­den oder zu­min­dest zu min­dern. Dies kann bei ei­ner schuld­haf­ten Nicht­leis­tung ei­nes Ver­käu­fers der Fall sein, wenn es dem Käu­fer mög­lich wä­re, den ge­schul­de­ten Ge­gen­stand durch ei­nen De­ckungs­kauf zu er­hal­ten. In die­sem Fall wür­de der Käu­fer al­lein auf die Dif­fe­renz zwi­schen dem Preis im De­ckungs­ge­schäft und im ur­sprüng­li­chen Ge­schäft haf­ten. Un­ter­lässt ein Käu­fer ei­nen sol­chen De­ckungs­kauf schuld­haft und ver­grö­ßert sich der Scha­den, wä­re sein An­spruch ent­spre­chend zu kür­zen.

b) Der Klä­ger hat hier je­doch sei­ne Ob­lie­gen­heit nach § 254 II 1 BGB nicht ver­letzt.

Das Ge­richt ist da­von über­zeugt, dass es dem Klä­ger nicht mög­lich war, im Zeit­raum zwi­schen der Rück­tritts­er­klä­rung (23.01.2015) und dem ur­sprüng­li­chen Lie­fer­ter­min am En­de des ers­ten Quar­tals 2015, al­so dem 31.03.2015, ein Neu­fahr­zeug des Typs Fer­ra­ri 458 Spe­cia­le Aper­ta mit der aus den An­la­gen K 4 und K 6 er­sicht­li­chen Son­der­aus­stat­tung zu ei­nem Preis von 331.969,75 € bei ei­nem Fer­ra­ri-Ver­trags­händ­ler im Ge­biet der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land zu er­wer­ben.

Das Ge­richt stützt die­se Über­zeu­gung auf das schrift­li­che Gut­ach­ten des ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen S vom 30.10.2017. Die­ser hat schlüs­sig, nach­voll­zieh­bar und wi­der­spruchs­frei … aus­ge­führt, dass ein sol­cher De­ckungs­kauf grund­sätz­lich nicht mög­lich ge­we­sen wä­re. Dies des­halb, weil für ei­nen sol­chen De­ckungs­kauf ei­ne Al­lo­ka­ti­on beim Her­stel­ler Fer­ra­ri er­for­der­lich ge­we­sen wä­re und die be­reits er­folg­te Be­stel­lung des Fahr­zeugs bei der Be­klag­ten den Klä­ger für wei­te­re Be­stel­lun­gen bei an­de­ren Fer­ra­ri-Händ­lern „ge­sperrt“ hät­te. Auch sei­en al­le Mo­del­le die­ser li­mi­tier­ten Son­der­edi­ti­on be­reits En­de 2014 ver­grif­fen ge­we­sen. Ein De­ckungs­kauf wä­re al­len­falls auf dem frei­en Fahr­zeug­markt mög­lich ge­we­sen, wo­bei der Klä­ger be­reits im ers­ten Quar­tal 2015 für das kon­kre­te bzw. ein ver­gleich­ba­res Fahr­zeug dann wie­der­um ei­nen Mehr­be­trag von 300.000 € hät­te be­zah­len müs­sen, da sich der Wert des Fahr­zeugs zu die­sem Zeit­punkt be­reits ver­dop­pelt hat­te.

Die­sen über­zeu­gen­den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen schließt sich das Ge­richt an und macht sie sich zu ei­gen. Ei­ne Ob­lie­gen­heits­ver­let­zung des Klä­gers schei­det so­mit aus.

8. Der An­spruch war auch nicht im We­ge des Vor­teils­aus­gleichs mit Blick auf ei­nen et­wai­gen Wert­ver­lust des Fahr­zeugs bei Ge­brauch durch den Klä­ger und die er­spar­ten Auf­wen­dun­gen für Ver­si­che­rung etc. zu kür­zen.

Maß­geb­li­cher Zeit­punkt für den Ver­mö­gens­ver­gleich im We­ge der Dif­fe­renz­hy­po­the­se und da­mit den abs­trakt be­rech­ne­ten Scha­den war der Zeit­punkt der ord­nungs­ge­mä­ßen Er­fül­lung, al­so der Lie­fe­rung des fa­brik­neu­en Fahr­zeugs an den Klä­ger ge­gen Zah­lung des ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses. Da­bei wä­re der Wert des Fahr­zeugs zu die­sem Zeit­punkt dem ge­schul­de­ten Kauf­preis ge­gen­über­zu­stel­len. Auf ei­nen et­wai­gen spä­te­ren Wert­ver­lust des Fahr­zeugs in­fol­ge von Ge­brauch und Al­te­rung kommt es des­halb bei der Scha­dens­be­mes­sung nicht an.

9. Die Be­klag­te ist so­mit ver­pflich­tet, an den Klä­ger ei­nen Be­trag in Hö­he von 300.000 € als Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung zu be­zah­len.

10. Der Klä­ger hat zu­dem ge­mäß § 280 I, II i. V. mit 286 I 1, 288 I BGB ei­nen An­spruch auf Ver­zugs­zin­sen ab dem 18.06.2015.

Der Klä­ger for­der­te die Be­klag­te mit An­walts­schrei­ben vom 03.06.2015 zur Zah­lung von Scha­dens­er­satz in Hö­he von 300.000 € bis zum 17.06.2015 auf. Ei­ne Zah­lung auf die fäl­li­ge For­de­rung er­folg­te trotz die­ser Mah­nung nicht, so­dass die Be­klag­te seit 18.06.2015 im Ver­zug ist. Der Scha­dens­er­satz­an­spruch war des­halb ab die­sem Zeit­punkt in ge­setz­li­cher Hö­he zu ver­zin­sen (§ 288 I BGB).

11. Die Be­klag­te war so­mit in der Haupt­sa­che in vol­ler Hö­he an­trags­ge­mäß zu ver­ur­tei­len.

II. Der Klä­ger kann von der Be­klag­ten je­doch nicht ver­lan­gen, dass die­se ihm die vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.952,14 € er­stat­tet.

1. Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­mäß § 280 I und II BGB i. V. mit § 286 I BGB we­gen Ver­zugs schei­det aus.

Die Be­klag­te wur­de erst­ma­lig mit An­walts­schrei­ben vom 03.06.2015 zur Zah­lung von Scha­dens­er­satz in Hö­he von 300.000 € bis zum 17.06.2015 auf­ge­for­dert. Zu die­sen Zeit­punkt be­fand sich die Be­klag­te man­gels Mah­nung nicht im Ver­zug. Die Mah­nung war ins­be­son­de­re nicht ge­mäß § 286 II Nr. 3 BGB ent­behr­lich, weil die Be­klag­te noch mit Schrei­ben vom 04.05.2015 mit­teil­te, ei­ne Lie­fer­zu­sa­ge kön­ne „der­zeit nicht er­fol­gen“. Am 04.05.2015 konn­te die Be­klag­te die Er­fül­lung ei­nes zu die­sem Zeit­punkt noch nicht gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­satz­an­spruchs noch über­haupt nicht ver­wei­gern.

Die Be­klag­te be­fand sich erst ab 18.06.2015 auf­grund der Mah­nung vom 03.06.2015 in Ver­zug. Die Kos­ten der ver­zugs­be­grün­den­den Erst­mah­nung kön­nen je­doch nicht als Ver­zugs­scha­den gel­tend ge­macht wer­den.

2. Auch ist die Be­klag­te nicht nach § 280 I 1, § 241 II BGB zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet, weil ih­re Rück­tritts­er­klä­rung vom 23.01.2015 un­wirk­sam war.

a) Ei­ne Ver­trags­par­tei, die von der an­de­ren Ver­trags­par­tei et­was ver­langt, das nach dem Ver­trag nicht ge­schul­det ist, oder ein Ge­stal­tungs­recht aus­übt, das nicht be­steht, ver­letzt ih­re Pflicht zur Rück­sicht­nah­me nach § 241 II BGB und han­delt pflicht­wid­rig i. S. von § 280 I 1 BGB (vgl. BGH, Urt. v. 16.01.2009 – V ZR 133/08, ju­ris Rn. 16 f. m. w. Nachw.).

Die Be­klag­te hat un­be­rech­tigt mit Schrei­ben vom 23.01.2015 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt. Das gel­tend ge­mach­te Rück­tritts­recht stand ihr nicht zu. Auf die obi­gen Aus­füh­run­gen wird Be­zug ge­nom­men.

Auch hat der Klä­ger auf die Rück­tritts­er­klä­rung hin sei­nen spä­te­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten mit der Wahr­neh­mung sei­ner Rech­te be­auf­tragt, der die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 06.02.2015 zur Er­fül­lung des Kauf­ver­trags bis zum 20.02.2015 auf­for­der­te. Die Kos­ten ei­ner not­wen­di­gen Rechts­ver­tei­di­gung oder der Gel­tend­ma­chung be­ste­hen­der Rech­te sind auch grund­sätz­lich ein er­satz­fä­hi­ger Scha­den.

b) Die Be­klag­te hat die­se Pflicht­ver­let­zung je­doch nicht zu ver­tre­ten.

Ei­ne Ver­trags­par­tei hat die un­be­rech­tig­te Aus­übung ei­nes Ge­stal­tungs­rechts nicht be­reits dann zu ver­tre­ten i. S. von § 280 I 2 BGB, wenn sie nicht er­kennt, dass ih­re Rechts­po­si­ti­on in der Sa­che nicht be­rech­tigt ist. Sie hat die Pflicht­ver­let­zung erst dann zu ver­tre­ten, wenn sie die­se Rechts­po­si­ti­on auch nicht als plau­si­bel an­se­hen durf­te (vgl. BGH, Urt. v. 16.01.2009 – V ZR 133/08, ju­ris Rn. 20 m. w. Nachw.).

Nach die­sem Maß­stab schei­det ei­ne Haf­tung der Be­klag­ten aus. Die Be­klag­te hat ih­rer im Ver­kehr er­for­der­li­chen Sorg­falt (§ 276 II BGB) ent­spro­chen, da aus ih­rer Sicht zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung vom 23.01.2015 ihr Stand­punkt, sie kön­ne den Ver­trag je­den­falls auf­grund des ver­ein­bar­ten, aber un­wirk­sa­men Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halts rück­ab­wi­ckeln, je­den­falls plau­si­bel war. Die Be­klag­te hat ins­be­son­de­re die Rechts­la­ge nicht grob ver­kannt.

3. Wei­te­re mög­li­che An­spruchs­grund­la­gen sind we­der vor­ge­tra­gen noch er­sicht­lich. Auch war die un­mit­tel­ba­re Ein­schal­tung ei­nes An­walts nach der Rück­tritts­er­klä­rung und der da­mit kon­klu­dent er­klär­ten Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung noch nicht er­for­der­lich und zur Rechts­ver­tei­di­gung not­wen­dig, da die Be­klag­te bei Be­auf­tra­gung der spä­te­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten noch über­haupt nicht auf das Schrei­ben des Klä­gers vom 28.01.2015 re­agiert hat­te.

4. Die Kla­ge war des­halb in die­sem Punkt ab­zu­wei­sen. …

Hin­weis: Mit Be­schluss vom 03.07.2018 – 19 U 742/18 – hat das OLG Mün­chen dar­auf hin­ge­wie­sen, dass be­ab­sich­tigt sei, die Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­mäß § 522 II ZPO als un­be­grün­det zu­rück­zu­wei­sen, da sie of­fen­sicht­lich kei­ne Aus­sicht auf Er­folg ha­be. In dem Hin­weis­be­schluss heißt es:

„Die sorg­fäl­tig und aus­führ­lich be­grün­de­te Ent­schei­dung des Land­ge­richts er­weist sich als zu­tref­fend. Die von der Be­ru­fung er­ho­be­nen Ein­wen­dun­gen grei­fen nicht.

1. Der Be­ru­fung ist kein Er­folg be­schie­den, so­weit sie ein­wen­det, zwi­schen den Par­tei­en sei kein Kauf­ver­trag zu­stan­de ge­kom­men, da die Par­tei­en zum Zeit­punkt 03./10.09.2014 über we­sent­li­che Ver­trags­be­stand­tei­le, näm­lich über die Aus­stat­tungs­merk­ma­le des zu lie­fern­den Fahr­zeugs und den kon­kre­ten Kauf­preis, noch kei­ne Ver­ein­ba­rung ge­trof­fen hät­ten.

Zu­tref­fend stell­te das Land­ge­richt, auf des­sen Aus­füh­run­gen ver­wie­sen wird, fest, dass in der ‚ver­bind­li­chen Fer­ra­ri-Neu­fahr­zeug­be­stel­lung‘ des Klä­gers al­le we­sent­li­chen Ver­trags­in­hal­te, die es­sen­ti­alia ne­go­tii, ei­nes Kauf­ver­trags ent­hal­ten wa­ren.

Dass die Kon­fi­gu­ra­ti­on, das heißt die Be­stim­mung der Son­der­aus­stat­tung, erst zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt vor­ge­nom­men wer­den soll­te, führt nicht da­zu, dass der Kauf­ge­gen­stand nicht hin­rei­chend be­stimmt ist. Viel­mehr ist es das ty­pi­sche Merk­mal ei­nes Spe­zi­fi­ka­ti­ons­kaufs i. S. von § 375 HGB, dass dem Käu­fer ei­ner be­weg­li­chen Sa­che die Be­stim­mung über Form, Maß oder ähn­li­che Ver­hält­nis­se über­las­sen wird.

Der sach­li­che An­wen­dungs­be­reich des § 375 HGB ist er­öff­net. Vor­aus­set­zung ist, dass zu­min­dest ei­ne der Ver­trags­par­tei­en Kauf­mann ist (Münch­Komm-HGB/Gru­ne­wald, 4. Aufl. [2018], § 375 Rn. 4; Hopt, in: Baum­bach/Hopt, HGB, 38. Aufl. [2018], § 375 Rn. 1). Dies ist je­den­falls bei der Be­klag­ten als Han­dels­ge­sell­schaft der Fall (§ 6 HGB). Die Be­stim­mung der Son­der­aus­stat­tung wur­de dem Klä­ger über­las­sen, wel­cher die­se auch vor­nahm, wie der Zeu­ge M be­stä­tig­te. Die­ser gab an, der Klä­ger ha­be die Kon­fi­gu­ra­ti­on ge­macht und er ha­be die Son­der­aus­stat­tungs­wün­sche des Klä­gers dann in An­la­ge K 4 zu­sam­men­fasst. Un­ter § 375 HGB fal­len al­le Fäl­le, in de­nen die Be­schaf­fen­heit des Kauf­ge­gen­stands teil­wei­se of­fen­ge­las­sen wur­de, wie et­wa Far­be, Dich­te, Be­ar­bei­tungs­wei­se, Gü­te­klas­se, Grö­ße, Men­ge und Ähn­li­ches (Münch­Komm-HGB/Gru­ne­wald, a. a. O., § 375 Rn. 7) und da­mit auch die Be­stim­mung der Son­der­aus­stat­tung ei­nes Fahr­zeugs.

Der Kauf­preis ist mit der Be­zug­nah­me auf den zum Zeit­punkt der Aus­lie­fe­rung gel­ten­den Lis­ten­preis hin­rei­chend be­stimmt.

Dar­auf, ob ei­ne nicht vor­ge­nom­me­ne Kon­fi­gu­ra­ti­on zu ei­nem Er­werb ei­nes Fahr­zeugs in der Grund­aus­stat­tung führt oder ob der Be­klag­ten bei Ver­zug des Klä­gers mit der Be­stim­mung das Recht zu Selbst­spe­zi­fi­ka­ti­on bzw. Scha­dens­er­satz statt Leis­tung bzw. ein Recht zum Rück­tritt zu­ge­stan­den hät­te (Hopt, in: Baum­bach/Hopt, a. a. O., § 375 Rn. 1), kommt es da­her nicht an.

2. Die Aus­füh­run­gen der Be­ru­fung, das Zu­stan­de­kom­men ei­nes Kauf­ver­trags schei­te­re an der in­halt­lich ab­wei­chen­den Auf­trags­be­stä­ti­gung der Be­klag­ten vom 25.11.2014, ge­hen ins Lee­re.

Mit der Aus­wahl der Son­der­aus­stat­tung durch den Klä­ger nahm die­ser sein Be­stim­mungs­recht wahr. Bei der Mit­tei­lung der ge­wähl­ten Son­der­aus­stat­tung an die Be­klag­te han­delt es sich da­her um kein neu­es An­ge­bot des Klä­gers, wel­ches von der Be­klag­ten an­ge­nom­men wer­den hät­te müs­sen. Die Be­stä­ti­gung der Be­klag­ten be­tref­fend die vom Klä­ger ge­wähl­te Son­der­aus­stat­tung (Schrei­ben vom 25.11.2014) kann da­her auch nicht als An­nah­me i. S. von § 147 BGB ver­stan­den wer­den; es han­delt sich viel­mehr le­dig­lich um ei­ne Be­stä­ti­gung der er­folg­ten Be­stim­mung des Klä­gers.

So­weit die Be­klag­te im Schrei­ben vom 25.11.2014 um Be­stä­ti­gung des Klä­gers bit­tet, dass die Lie­fe­rung sei­tens Fer­ra­ri um bis zu zwei Quar­ta­le ab­wei­chen kann, wür­de es sich, wenn es sich um ei­nen vom Kauf­ver­trag ab­wei­chen­den Lie­fer­ter­min han­deln wür­de, um ein neu­es An­ge­bot der Be­klag­ten han­deln, wel­ches je­doch vom Klä­ger nicht an­ge­nom­men wur­de. Letzt­end­lich kommt es dar­auf aber nicht an, da in der ver­bind­li­chen Be­stel­lung des Klä­gers die Ab­wei­chung des Lie­fer­ter­mins um bis zu zwei Quar­ta­le be­reits ge­re­gelt war mit den Aus­füh­run­gen: ‚Vom Käu­fer ge­wünsch­tes Lie­fer­quar­tal (für den Ver­käu­fer un­ver­bind­lich mit Ab­wei­chun­gen von 2 Quar­ta­len)‘.

3. So­weit die Be­klag­te der An­sicht ist, sie sei be­rech­tigt, we­gen ei­nes Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halts aus dem Schrei­ben vom 27.08.2014 und der nicht er­folg­ten Lie­fe­rung zu­rück­zu­tre­ten, ist ihr kein Er­folg be­schie­den.

Die E-Mail vom 27.08.2014 lau­tet aus­zugs­wei­se:

‚… wie mit Ih­nen be­spro­chen, könn­ten wir im 1ten Quar­tal 2015 ei­nen 458 Spi­der Spe­cia­le lie­fern, wenn Sie nächs­te Wo­che be­stel­len. Die­se Aus­sa­ge un­se­rer­seits gilt nur, wenn sich der Her­stel­ler (Fer­ra­ri) an sei­ne Lie­fe­r­al­lo­ca­ti­on hält bzw. lie­fern kann!‘

Selbst wenn da­mit ein Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt der Be­klag­ten durch Fer­ra­ri Ita­li­en zum Aus­druck kom­men soll­te und nicht le­dig­lich die Mit­tei­lung, dass trotz ei­ner Be­stel­lung bin­nen ei­ner Wo­che die Ein­hal­tung des Lie­fer­ter­mins im ers­ten Quar­tal von der frist­ge­rech­ten Lie­fe­rung durch Fer­ra­ri ab­hängt, hät­te die­ser Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt kei­nen Ein­gang in den nach­fol­gen­den Kauf­ver­trag ge­fun­den. Es wird we­der in der ver­bind­li­chen Be­stel­lung noch in der Auf­trags­be­stä­ti­gung dar­auf Be­zug ge­nom­men, noch wird die­ser Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt wie­der­holt. Viel­mehr ver­ein­bar­ten die Par­tei­en das auf Sei­te 1 der ver­bind­li­chen Be­stel­lung ent­hal­te­ne Rück­tritts­recht (vgl. da­zu un­ten 4).

Dar­über hin­aus lä­gen die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halts, bei de­ren Vor­lie­gen sich die Be­klag­te vom Ver­trag lö­sen könn­te, nicht vor.

Ein Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt be­sagt, dass der An­bie­ten­de dann frei wer­den soll, wenn er zwar ein an­ge­mes­se­nes De­ckungs­ge­schäft ab­ge­schlos­sen hat, doch von sei­nem Lie­fe­ran­ten im Stich ge­las­sen wur­de (vgl. u. a. BGH, Urt. v. 22.03.1995 – VI­II ZR 98/94; Urt. v. 14.11.1984 – VI­II ZR 283/83; BeckOGK/Feh­ren­bach, Stand: 15.03.2018, § 307 BGB Rn. 36–41). Nur dann kann aus der Ver­ein­ba­rung ei­nes Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halts ge­ge­be­nen­falls die Ver­ein­ba­rung ei­nes Rück­tritts­rechts bzw. ei­ner auf­lö­sen­den Be­din­gung ge­schlos­sen wer­den.

Dass die Be­klag­te bei Fer­ra­ri Ita­li­en ein ent­spre­chen­des De­ckungs­ge­schäft ab­ge­schlos­sen hat­te bzw. ei­ne ent­spre­chen­de Lie­fer­zu­sa­ge durch Fer­ra­ri Ita­li­en vor­lag, trägt sie hin­ge­gen nicht ein­mal vor.

4. Ein Recht zum Rück­tritt er­gibt sich für die Be­klag­te auch nicht aus dem im Kauf­ver­trag ver­ein­bar­ten Rück­tritts­recht. Der Be­ru­fung ist auch in­so­weit kein Er­folg be­schie­den.

Die ‚ver­bind­li­che Fer­ra­ri-Neu­fahr­zeug­be­stel­lung‘ ent­hält zum Rück­tritts­recht fol­gen­de Re­ge­lung:

‚Für die­sen Fall räumt der Käu­fer dem Ver­käu­fer ein Rück­tritts­recht von dem durch An­nah­me der Be­stel­lung zu­stan­de ge­kom­me­nen Kauf­ver­trag ein, falls der Ver­käu­fer trotz der Lie­fer­be­stä­ti­gung der Fer­ra­ri Deutsch­land GmbH mit dem von ihm be­stell­ten Fahr­zeug nicht be­lie­fert wird (Selbst­be­lie­fe­rungs­vor­be­halt).‘

Un­ab­hän­gig da­von, ob die­se Ver­ein­ba­rung wirk­sam ist, lie­gen be­reits die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Rück­tritts auf­grund die­ser Ver­ein­ba­rung nicht vor. Der Be­klag­ten lag un­strei­tig zu kei­nem Zeit­punkt ei­ne Lie­fer­be­stä­ti­gung der Fer­ra­ri Deutsch­land GmbH vor, so­dass be­reits des­halb kei­ne Be­rech­ti­gung zum Rück­tritt ge­ge­ben war.

Es kann da­her da­hin­ge­stellt blei­ben, ob der Klä­ger Ver­brau­cher ist und ob die Klau­sel we­gen Ver­sto­ßes ge­gen § 308 Nr. 3, Nr. 8 BGB un­wirk­sam ist.

5. Die Be­ru­fung greift auch nicht, so­weit sie der An­sicht ist, die Hö­he des Scha­dens sei von dem Erst­ge­richt nicht zu­tref­fend fest­ge­stellt wor­den. Die Be­ru­fung stützt sich le­dig­lich dar­auf, dass dem Sach­ver­stän­di­gen und auch dem Erst­ge­richt kei­ne Kauf­ver­trä­ge vor­ge­le­gen hät­ten, son­dern le­dig­lich Kauf­an­ge­bo­te, und meint, dass sich auf die­se Wei­se der Ver­kehrs­wert des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs nicht zu­tref­fend fest­stel­len las­se. Un­an­ge­grif­fen blei­ben hin­ge­gen die Fest­stel­lun­gen des Erst­ge­richts, dass Fer­ra­ri-Ver­trags­händ­ler die Preis­stei­ge­run­gen im maß­geb­li­chen Zeit­raum be­stä­tigt hat­ten.

Die Be­ru­fung ver­kennt, dass das Erst­ge­richt die Hö­he des Scha­dens ge­mäß § 287 ZPO ge­schätzt hat, ge­ra­de weil es kei­ner­lei fest­stell­ba­re Ver­käu­fe gab, und sich da­bei so­wohl auf die als An­la­gen­kon­vo­lu­te K 23 und K 24 vor­ge­leg­ten Ver­kaufs­an­ge­bo­te als auch auf die Fest­stel­lun­gen des ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen S stütz­te. Auf die Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts wird Be­zug ge­nom­men.

Die Art der Schät­zungs­grund­la­ge gibt § 287 ZPO nicht vor. Die Scha­dens­hö­he darf le­dig­lich nicht auf der Grund­la­ge fal­scher oder of­fen­bar un­sach­li­cher Er­wä­gun­gen fest­ge­setzt wer­den, und fer­ner dür­fen we­sent­li­che die Ent­schei­dung be­din­gen­de Tat­sa­chen nicht au­ßer Acht blei­ben. Auch darf das Ge­richt in für die Strei­tent­schei­dung zen­tra­len Fra­gen auf nach Sach­la­ge un­er­läss­li­che fach­li­che Er­kennt­nis­se nicht ver­zich­ten (vgl. u. a. BGH, Urt. v. 18.05.2010 – VI ZR 293/08 Rn. 4; Urt. v. 12.04.2011 – VI ZR 300/09 Rn. 17).

Die­sen An­for­de­run­gen ge­nügt die vom Erst­ge­richt nach Er­ho­lung von Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten vor­ge­nom­me­ne Scha­dens­schät­zung.

Das Erst­ge­richt hat nicht nur Ver­kaufs­an­ge­bo­te sei­ner Schät­zung zu­grun­de ge­legt, son­dern de­ren An­ge­bots­prei­se zu­dem durch die Aus­sa­gen von Fer­ra­ri-Ver­trags­händ­lern be­stä­tigt ge­se­hen. Die­se hat­ten an­ge­ge­ben, dass be­reits An­fang 2015 der Wert des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug­typs dop­pelt so hoch wie der Lis­ten­n­eu­preis ge­we­sen sei. Zu­tref­fend hat das Erst­ge­richt zu­dem ent­spre­chend den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen drei An­ge­bo­te, wel­che von dem Preis­rah­men zwi­schen 580.000 € und 690.000 € nach oben ab­wi­chen, nicht be­rück­sich­tigt.

Al­lein dar­aus, dass die Be­klag­te ein ein­zi­ges un­da­tier­tes Ver­kaufs­an­ge­bot vor­legt, das ei­nen Preis von 410.000 € aus­weist, lässt sich nicht schlie­ßen, dass die­ses den tat­säch­li­chen Ver­kehrs­wert des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs wi­der­spie­gelt. Viel­mehr konn­te die­ses An­ge­bot bei der Er­mitt­lung des Ver­kehrs­wer­tes, eben­so wie die Aus­rei­ßer nach oben, un­be­rück­sich­tigt blei­ben, zu­mal der Be­ru­fung nicht zu ent­neh­men ist, dass das an­ge­bo­te­ne Fahr­zeug ei­ne ver­gleich­ba­re wert­er­hö­hen­de Son­der­aus­stat­tung auf­wies.

II. Bei die­ser Sach­la­ge wird schon aus Kos­ten­grün­den emp­foh­len, die Be­ru­fung zu­rück­zu­neh­men. …“

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