1. Nach­bes­se­rungs­ver­su­che des Ver­käu­fers be­ein­flus­sen die Ver­jäh­rung von Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen des Käu­fers grund­sätz­lich nicht. Sie füh­ren viel­mehr nur dann zu ei­ner Hem­mung (§ 203 BGB) bzw. zu ei­nem Neu­be­ginn (§ 212 I Nr. 1 BGB) der Ver­jäh­rung die­ser An­sprü­che, wenn zwi­schen den Par­tei­en Ver­hand­lun­gen i. S. von § 203 Satz 1 BGB schwe­ben bzw. der Ver­käu­fer sei­ne Nach­bes­se­rungs­pflicht i. S. von § 212 I Nr. 1 BGB (kon­klu­dent) an­er­kennt.
  2. Nach­bes­se­rungs­ver­su­che ei­nes Ver­käu­fers kön­nen als kon­klu­den­tes An­er­kennt­nis sei­ner Nach­er­fül­lungs­pflicht (§§ 437 Nr. 1, 439 I Fall 1 BGB) an­zu­se­hen sein. Ob in der Vor­nah­me ei­nes Nach­bes­se­rungs­ver­suchs ein An­er­kennt­nis der Nach­bes­se­rungs­pflicht i. S. von § 212 I Nr. 1 BGB liegt, ist un­ter Wür­di­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls zu ent­schei­den. Maß­geb­lich ist da­bei, ob der Ver­käu­fer aus Sicht des Käu­fers nicht nur aus Ku­lanz oder zur güt­li­chen Bei­le­gung ei­nes Streits, son­dern in dem Be­wusst­sein han­delt, zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­tet zu sein.
  3. Der Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens kann re­gel­mä­ßig dann nicht da­von aus­ge­hen, dass der Ver­käu­fer Män­gel­be­sei­ti­gungs­ar­bei­ten in dem Be­wusst­sein vor­nimmt, zur Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) ver­pflich­tet zu sein, wenn für das Fahr­zeug (noch) ei­ne Her­stel­ler­ga­ran­tie be­steht. In ei­nem sol­chen Fall muss der Käu­fer viel­mehr in der Re­gel an­neh­men, dass der Ver­käu­fer aus­schließ­lich im Rah­men der Her­stel­ler­ga­ran­tie tä­tig wird.
  4. Schon wenn der Ver­käu­fer die Kauf­sa­che (hier: ei­nen Neu­wa­gen) nach ei­ner Män­gel­rü­ge des Käu­fers prüft, schwe­ben in der Re­gel zwi­schen dem Ver­käu­fer und dem Käu­fer ver­jäh­rungs­hem­men­de „Ver­hand­lun­gen“ i. S. von § 203 Satz 1 BGB.

OLG Karls­ru­he, Be­schluss vom 22.01.2018 – 9 U 83/16

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­stell­te im Ju­li 2008 bei der Be­klag­ten, die ein Au­to­haus für be­stimm­te Lu­xus­fahr­zeu­ge un­ter­hält, ei­nen Fer­ra­ri F430 Spi­der F1 als Neu­wa­gen zum Preis von 220.165 €. Die Be­klag­te be­stä­tig­te die­se Be­stel­lung mit Schrei­ben vom 22.07.2008. Am 26.02.2009 schloss der Klä­ger ei­nen Lea­sing­ver­trag über das be­stell­te Fahr­zeug, in dem die Lea­sing­ge­be­rin ihm sämt­li­che kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ab­trat. Die Lea­sing­ge­be­rin er­warb das ge­wünsch­te Fahr­zeug von der Be­klag­ten, die es dem Klä­ger im März 2010 zu­sam­men mit ei­ner Ga­ran­ti­eur­kun­de über­gab. Dar­in ver­pflich­te­te sich die Fahr­zeug­her­stel­le­rin, Män­gel des Fahr­zeugs in ei­nem Zeit­raum von 36 Mo­na­ten ab dem in der Ga­ran­ti­eur­kun­de an­ge­ge­be­nen Da­tum kos­ten­frei zu be­he­ben. Der Pkw wur­de am 23.03.2010 auf den Klä­ger zu­ge­las­sen.

In der Fol­ge­zeit rüg­te der Klä­ger ge­gen­über der Be­klag­ten un­ter an­de­rem mehr­fach, dass das CST-Sys­tem des Fahr­zeugs man­gel­haft sei. Die Ein­zel­hei­ten der Män­gel­rü­gen des Klä­gers und die dar­auf­hin von der Be­klag­ten am Fahr­zeug durch­ge­führ­ten Ar­bei­ten sind teil­wei­se strei­tig.

Mit Schrei­ben vom 28.09.2012 und vom 25.10.2012 ver­lang­te der Klä­ger die Rück­ab­wick­lung des Kfz-Kauf­ver­trags, weil die elek­tro­ni­schen Sys­te­me des Fahr­zeugs in be­stimm­ten Fahr­si­tua­tio­nen feh­ler­haft ar­bei­te­ten und meh­re­re Ver­su­che der Be­klag­ten, die Män­gel zu be­sei­ti­gen, fehl­ge­schla­gen sei­en. Die Be­klag­te war zu ei­ner Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags nicht be­reit.

Dar­auf­hin er­hob der Klä­ger Kla­ge. In der Kla­ge­schrift vom 10.12.2012 führ­te er aus, er sei mit Blick dar­auf, dass die Lea­sing­ge­be­rin ihm ih­re kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ab­ge­tre­ten ha­be, be­rech­tigt ge­we­sen, ge­gen­über der Be­klag­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag zu er­klä­ren. Die Elek­tro­nik­män­gel, auf die er den Rück­tritt ge­stützt ha­be, sei­en schon bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs im März 2010 vor­han­den ge­we­sen, auch wenn sich die Man­gel­sym­pto­me erst spä­ter – ab Ok­to­ber 2010 – beim Be­trieb des Fahr­zeugs ge­zeigt hät­ten. Die Be­klag­te be­stritt, dass die be­haup­te­ten Män­gel vor­lä­gen und be­reits bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger vor­han­den ge­we­sen sei­en. Au­ßer­dem mach­te sie gel­tend, dass mög­li­che Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Klä­gers ver­jährt sei­en.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge mit Ur­teil vom 20.05.2016 ab­ge­wie­sen, nach­dem es un­ter an­de­rem ein schrift­li­ches Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ein­ge­holt hat­te. Zwar sei das Ge­richt nach der durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me da­von über­zeugt, dass der Pkw Män­gel auf­wei­se. Es sei je­doch nicht nach­ge­wie­sen, dass die­se Män­gel be­reits im März 2010 vor­han­den oder zu­min­dest „an­ge­legt“ ge­we­sen sei­en. Da­her sei die Be­klag­te zu ei­ner Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags nicht ver­pflich­tet. Ob Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Klä­gers ver­jährt sei­en, kön­ne des­halb da­hin­ste­hen.

Das Ber­fungs­ge­richt hat dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es er­wä­ge, die Be­ru­fung des Klä­gers ge­mäß § 522 II ZPO zu­rück­zu­wei­sen.

Aus den Grün­den: II. Die zu­läs­si­ge Be­ru­fung des Klä­gers dürf­te vor­aus­sicht­lich kei­ne Aus­sicht auf Er­folg ha­ben. … Das Land­ge­richt hat die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen. Mög­li­che Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Klä­gers sind in je­dem Fall ver­jährt. Der Klä­ger kann we­gen Ver­jäh­rung kei­ne Rück­ab­wick­lung des Fahr­zeu­ger­werbs ver­lan­gen. Auf die vom Land­ge­richt ge­prüf­te Fra­ge, ob bei Über­ga­be des Pkw Fer­ra­ri im März 2010 Män­gel im Elek­tro­nik­sys­tem des Fahr­zeugs vor­han­den wa­ren, die Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che recht­fer­ti­gen könn­ten, kommt es nicht an.

1. Die au­ßer­ge­richt­li­chen Schrei­ben vom 28.09.2012 und vom 25.10.2012 ent­hal­ten Rück­tritts­er­klä­run­gen. Die Rück­tritts­er­klä­run­gen sind ge­mäß § 218 I 1 BGB un­wirk­sam, da ein ent­spre­chen­der Ge­währ­leis­tungs­an­spruch des Klä­gers (Nach­er­fül­lungs­an­spruch) am 28.09.2012 be­reits ver­jährt war.

Die Ver­jäh­rungs­frist für ei­nen Ge­währ­leis­tungs­an­spruch be­trug ge­mäß § 438 I Nr. 3, II BGB zwei Jah­re ab dem Zeit­punkt der Über­ga­be des Fahr­zeugs. Aus der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung er­gibt sich ei­ne Über­ga­be am 23.03.2010. Mit­hin ist die Ver­jäh­rungs­frist ent­we­der am 23.03.2012 ab­ge­lau­fen oder we­gen ei­ner ge­rin­gen Zeit der Hem­mung (s. da­zu un­ten 3) we­ni­ge Wo­chen spä­ter.

Die drei­jäh­ri­ge Her­stel­ler­ga­ran­tie än­dert nichts. Denn die­se Ga­ran­tie be­trifft nur An­sprü­che des Klä­gers ge­gen das Her­stel­ler­un­ter­neh­men in Ita­li­en. Auf Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­gen die Ver­käu­fe­rin hat die Her­stel­ler­ga­ran­tie kei­nen Ein­fluss. Es kommt da­her nicht dar­auf an, zu wel­chem (mög­li­cher­wei­se ab­wei­chen­den) Zeit­punkt der Frist­lauf für die Her­stel­ler­ga­ran­tie be­gann.

2. Der Klä­ger kann sich nicht ge­mäß § 212 I Nr. 1 BGB auf ei­nen Neu­be­ginn der Ver­jäh­rung we­gen ei­nes An­er­kennt­nis­ses der Be­klag­ten be­ru­fen. Denn die Be­klag­te hat in dem maß­geb­li­chen Zeit­raum zu kei­nem Zeit­punkt ein An­er­kennt­nis i. S. von § 212 I Nr. 1 BGB ab­ge­ge­ben.

a) Führt ein Ver­käu­fer nach ei­ner Män­gel­rü­ge des Käu­fers Ar­bei­ten zur Män­gel­be­sei­ti­gung aus, kann sich dar­aus im Ein­zel­fall ein kon­klu­den­tes An­er­kennt­nis i. S. von § 212 I Nr. 1 BGB (recht­lich nicht iden­tisch mit ei­nem An­er­kennt­nis i. S. von § 781 BGB) er­ge­ben. Ent­schei­dend ist, ob der Ver­käu­fer aus der Sicht des Käu­fers bei ei­nem Män­gel­be­sei­ti­gungs­ver­such nicht nur aus Ku­lanz oder zur güt­li­chen Bei­le­gung ei­nes Streits han­delt, son­dern in dem Be­wusst­sein, zur Män­gel­be­sei­ti­gung ver­pflich­tet zu sein. Maß­geb­lich ist da­bei die Sicht­wei­se des Käu­fers. Es kommt bei Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten ei­nes Ver­käu­fers auf ei­ne Wür­di­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls an. Der Schuld­ner muss da­bei sein Wis­sen, zu et­was ver­pflich­tet zu sein, klar zum Aus­druck brin­gen; nur dann hat der Käu­fer An­lass, dar­auf zu ver­trau­en, dass der Ver­käu­fer sich bei ei­nem Fehl­schlag des Nach­bes­se­rungs­ver­suchs spä­ter nicht auf den Ein­tritt der Ver­jäh­rung be­ru­fen wird. Die Be­weis­last für ein kon­klu­den­tes An­er­kennt­nis und für die Um­stän­de, die für ei­ne ent­spre­chen­de Wür­di­gung des Ver­hal­tens des Ver­käu­fers er­for­der­lich sind, ob­liegt dem Käu­fer (vgl. BGH, Urt. v. 02.06.1999 – VI­II ZR 322/98, NJW 1999, 2961; Urt. v. 05.10.2005 – VI­II ZR 16/05, BGHZ 164, 196, 204 f. = NJW 2006, 47 Rn. 16; Beschl. v. 23.08.2012 – VII ZR 155/10, NJW 2012, 3229 Rn. 11 f., 15; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 07.11.2013 – I-5 U 5/13, ju­ris Rn. 17; Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 77. Aufl. [2018], § 212 Rn. 4).

b) Zwi­schen den Par­tei­en ist teil­wei­se strei­tig, zu wel­chem Zeit­punkt der Klä­ger ge­gen­über der Be­klag­ten wel­che Män­gel ge­rügt hat. Dies kann letzt­lich da­hin­ste­hen. Denn die Be­klag­te hat zu­min­dest vor dem 21.08.2012 zu kei­nem Zeit­punkt ei­ne Er­klä­rung ab­ge­ge­ben, wel­che der Klä­ger als An­er­kennt­nis hät­te deu­ten kön­nen.

Die Be­klag­te hat un­strei­tig zu kei­nem Zeit­punkt er­klärt, dass sie we­gen der vom Klä­ger ge­rüg­ten Elek­tro­nik­män­gel von ei­nem Nach­er­fül­lungs­an­spruch des Klä­gers im Sin­ne des Ge­währ­leis­tungs­rechts aus­ge­he. We­der der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten noch ein Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten ha­ben – zu­min­dest vor dem 21.08.2012 – ir­gend­wann dem Klä­ger be­stä­tigt, dass die ge­rüg­ten Man­gel­sym­pto­me tat­säch­lich vor­han­den sei­en. Viel­mehr hat die Be­klag­te das Fahr­zeug des Klä­gers ei­ner Über­prü­fung un­ter­zo­gen, oh­ne da­bei ei­ne ei­ge­ne Kennt­nis zu be­sit­zen, ob und wann die ge­rüg­ten Feh­ler auf­tra­ten. Der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten hat – auch nach dem Vor­brin­gen des Klä­gers – erst­mals im Au­gust 2012, al­so nach Ab­lauf der Ver­jäh­rungs­frist, ei­ge­ne Fest­stel­lun­gen zur vor­ge­brach­ten Fehl­funk­ti­on des CST-Sys­tems ge­trof­fen. Wenn man in den Fest­stel­lun­gen des Ge­schäfts­füh­rers der Be­klag­ten ein An­er­kennt­nis i. S. von § 212 I Nr. 1 BGB se­hen wür­de, wä­re die­ses im Au­gust 2012 … er­folgt (vgl. die in­for­ma­to­ri­schen An­ga­ben des Ge­schäfts­füh­rers der Be­klag­ten im Ter­min vom 31.10.2013). Zu die­sem Zeit­punkt war die Ver­jäh­rungs­frist je­doch be­reits ab­ge­lau­fen.

Wenn der Ver­käu­fer ei­nes Neu­wa­gens nach ei­ner Män­gel­rü­ge Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten durch­führt, deu­tet dies viel­fach nicht dar­auf hin, dass er ei­ne Nach­er­fül­lungs­pflicht ak­zep­tie­ren will. Denn es ist – auch aus der Sicht des Käu­fers – oft na­he­lie­gend, dass der Ver­käu­fer Ar­bei­ten nicht auf der Grund­la­ge ei­ner recht­li­chen Ver­pflich­tung, son­dern aus Ku­lanz durch­füh­ren will. Dies ist ins­be­son­de­re beim Kauf ei­nes wert­vol­len Fer­ra­ris, wie im vor­lie­gen­den Fall, nicht fern­lie­gend (vgl. zum Han­deln ei­nes Ver­käu­fers aus Grün­den der Ku­lanz BGH, Beschl. v. 23.08.2012 – VII ZR 155/10, NJW 2012, 3229 Rn. 12 ff.).

Es kommt ein we­sent­li­cher Ge­sichts­punkt hin­zu: Für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug gab es ei­ne Her­stel­ler­ga­ran­tie. Die Her­stel­ler­ga­ran­tie ging in ei­nem we­sent­li­chen Punkt über die kauf­ver­trag­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che hin­aus. Aus den Re­ge­lun­gen der vor­ge­leg­ten Ga­ran­tie­be­stim­mun­gen er­gibt sich, dass – an­ders als im Ge­währ­leis­tungs­recht des BGB – zu­guns­ten des Käu­fers ei­ne Ver­mu­tung gel­ten soll­te, dass Män­gel, die im re­le­van­ten Drei­jah­res­zeit­raum auf­tra­ten, be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs vor­han­den wa­ren. Bei ei­ner Her­stel­ler­ga­ran­tie kommt es für den Ver­käu­fer, der Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten durch­führt, im Üb­ri­gen nicht dar­auf an, ob es (im Ver­hält­nis zum Kun­den oder im Ver­hält­nis zum Her­stel­ler) ei­ne Ver­pflich­tung zu die­sen Ar­bei­ten gibt; ent­schei­dend ist für den Neu­wa­gen­ver­käu­fer viel­mehr al­lein, ob und wie er die Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten mit dem Her­stel­ler ab­rech­nen kann. We­gen der Her­stel­ler­ga­ran­tie konn­te der Klä­ger aus Nach­bes­se­rungs­ver­su­chen der Be­klag­ten kei­nen Schluss zie­hen, dass sie Ver­pflich­tun­gen ge­mäß § 437 Nr. 1 BGB er­fül­len woll­te; viel­mehr muss­te der Klä­ger bei Nach­bes­se­rungs­ver­su­chen der Be­klag­ten da­von aus­ge­hen, dass sie oh­ne Rück­sicht auf mög­li­che Ver­pflich­tun­gen ge­gen­über dem Klä­ger al­lein im Rah­men der Her­stel­ler­ga­ran­tie tä­tig wur­de (vgl. zu die­sem Ge­sichts­punkt in ei­nem ent­spre­chen­den Fall I-5 U 5/13, ju­ris Rn. 17 ff.). Die­ser Sicht­wei­se ent­spre­chen auch die ei­ge­nen An­ga­ben des Klä­gers im Ter­min vor dem Land­ge­richt vom 16.05.2013. Der Klä­ger ging selbst da­von aus, dass die Be­klag­te im Zu­sam­men­hang mit der Ga­ran­tie von Fer­ra­ri bei den Nach­bes­se­rungs­ver­su­chen tä­tig wur­de.

Er­gän­zend ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass Nach­bes­se­rungs­ver­su­che bei an­de­ren Fer­ra­ri-Ver­trags­händ­lern (Au­to­haus S und Au­to­haus M in S.) für die Ver­jäh­rungs­fra­ge oh­ne Be­deu­tung sind, da sich aus dem Han­deln an­de­rer Un­ter­neh­men nichts für ei­ne Er­klä­rung der Be­klag­ten i. S. von § 212 I 1 BGB her­lei­ten lässt.

3. Es kommt zwar mög­li­cher­wei­se für ei­nen ge­wis­sen Zeit­raum ei­ne Hem­mung der Ver­jäh­rung ge­mäß § 203 BGB (Hem­mung der Ver­jäh­rung bei Ver­hand­lun­gen) in Be­tracht. Ei­ne sol­che mög­li­che Hem­mung könn­te je­doch nur kur­ze Zeit­räu­me be­tref­fen und hat ei­nen Ab­lauf der Ver­jäh­rungs­frist vor dem 21.08.2012 je­den­falls nicht ver­hin­dert.

a) Der Be­griff „Ver­hand­lun­gen“ in § 203 Satz 1 BGB ist grund­sätz­lich weit aus­zu­le­gen (vgl. Pa­landt/El­len­ber­ger, a. a. O., § 203 Rn. 2 m. w. Nachw.). Da­her liegt es nicht fern, dass bei Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen ei­ne Hem­mung ein­tritt, wenn der Ver­käu­fer nach ei­ner Män­gel­rü­ge die Kauf­sa­che ei­ner Prü­fung un­ter­zieht und be­stimm­te Ar­bei­ten zur Män­gel­be­sei­ti­gung durch­führt (vgl. Pa­landt/El­len­ber­ger, a. a. O., § 203 Rn. 2). Da­bei kann die Hem­mung sich je­doch nur auf den Zeit­raum er­stre­cken, in dem der Ver­käu­fer die Prü­fung vor­nimmt und in dem er be­stimm­te Ar­bei­ten aus­führt. Wenn die­se Ar­bei­ten – für den Käu­fer er­sicht­lich – be­en­det sind, en­det auch die „Ver­hand­lung“ i. S. von § 203 Satz 1 BGB und der da­mit ver­bun­de­ne Zeit­raum der Hem­mung (vgl. Pa­landt/El­len­ber­ger, a. a. O., § 203 Rn. 4).

b) Fahr­zeug­über­prü­fun­gen und die durch­ge­führ­ten Ar­bei­ten konn­ten zu ei­ner Hem­mung ge­mäß § 203 Satz 1 BGB nur dann füh­ren, wenn die Be­klag­te selbst tä­tig wur­de. Ar­bei­ten an­de­rer Un­ter­neh­men wa­ren kei­ne „Ver­hand­lun­gen“ des Klä­gers mit der Be­klag­ten und spie­len für ei­ne mög­li­che Hem­mung ge­mäß § 203 Satz 1 BGB von vor­ne­her­ein kei­ne Rol­le.

Un­ter Be­rück­sich­ti­gung der schrift­sätz­li­chen Aus­füh­run­gen des Klä­gers und der Aus­füh­run­gen im au­ßer­ge­richt­li­chen Schrei­ben des Klä­ger­ver­tre­ters vom 28.09.2012 gab es mög­li­cher­wei­se ei­ne „Ver­hand­lung“ En­de 2010/An­fang 2011. Das Fahr­zeug des Klä­gers wur­de von der Be­klag­ten am 15.12.2010 ab­ge­holt und es wur­den so­dann Ar­bei­ten im Ja­nu­ar 2011 durch­ge­führt. Ei­ne „Ver­hand­lung“ er­streck­te sich da­her höchs­tens auf die Zeit bis En­de Ja­nu­ar 2011, al­so auf ins­ge­samt sechs Wo­chen. So­weit sich das Fahr­zeug des Klä­gers im Win­ter 2010/2011 für ei­nen län­ge­ren Zeit­raum bei der Be­klag­ten auf­hielt, hat dies nichts mit ei­ner „Ver­hand­lung“ zu tun, da der Pkw Fer­ra­ri bei der Be­klag­ten über­win­tern soll­te. Auf der Grund­la­ge des Vor­brin­gens des Klä­gers kann noch ei­ne mög­li­che wei­te­re Hem­mung im Zu­sam­men­hang mit der Fahr­zeug­prü­fung am 17.02.2011 in Be­tracht kom­men (vgl. die vor­ge­leg­te E-Mail des Zeu­gen S). Wei­te­re Nach­bes­se­rungs­ver­su­che der Be­klag­ten, die als „Ver­hand­lung“ ge­deu­tet wer­den könn­ten, sind nach dem Vor­brin­gen des Klä­gers nicht er­sicht­lich. Die (mög­li­chen) Ver­hand­lun­gen konn­ten da­her ei­nen Ein­tritt der Ver­jäh­rung vor dem 21.08.2012 in kei­nem Fall ver­hin­dern.

4. Au­ßer­halb der Re­ge­lun­gen in § 212 I Nr. 1 BGB und § 203 Satz 1 BGB (Neu­be­ginn der Ver­jäh­rung bei An­er­kennt­nis bzw. Hem­mung bei Ver­hand­lun­gen) spie­len Nach­bes­se­rungs­ver­su­che der Be­klag­ten für die Fra­ge der Ver­jäh­rung kei­ne Rol­le. Es gibt im Ge­setz kei­ne Re­ge­lung, dass Nach­bes­se­rungs­ver­su­che – un­ab­hän­gig von den all­ge­mei­nen Re­ge­lun­gen im Ver­jäh­rungs­recht ge­mäß § 203 BGB, § 212 BGB – Ein­fluss auf die Ver­jäh­rung ha­ben kön­nen. Es gibt auch kein zwin­gen­des Be­dürf­nis für ei­nen Schutz des Käu­fers, der über die Re­ge­lun­gen in § 203 BGB, § 212 BGB hin­aus­ge­hen wür­de. Es ist in­so­weit der herr­schen­den Mei­nung in Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur zu fol­gen, wo­nach Nach­bes­se­rungs­ver­su­che des Ver­käu­fers (oh­ne die Vor­aus­set­zun­gen ge­mäß § 212 I Nr. 1 BGB oder § 203 Satz 1 BGB) kei­nen Ein­fluss auf die Ver­jäh­rung von Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen ha­ben (vgl. BGH, Urt. v. 02.06.1999 – VI­II ZR 322/98, NJW 1999, 2961; Urt. v. 05.10.2005 – VI­II ZR 16/05, BGHZ 164, 196, 204 f. = NJW 2006, 47 Rn. 16; Beschl. v. 23.08.2012 – VII ZR 155/10, NJW 2012, 3229 Rn. 11 f.; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 07.11.2013 – I-5 U 5/13, ju­ris Rn. 17; OLG Cel­le, Urt. v. 20.06.2006 – 16 U 287/05, NJW 2006, 2643, 2644; Auk­tor, NJW 2003, 120, 121; MünchKomm-BGB/Gro­the, 7. Aufl. [2015], § 212 Rn. 16; a. A. AG Frank­furt, Urt. v. 11.01.2008 – 32 C 1639/07, ju­ris Rn. 22; un­klar Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 77. Aufl. [2018], § 438 Rn. 16a).

5. Der Se­nat weicht nicht von der vom Klä­ger zi­tier­ten Ent­schei­dung des 8. Zi­vil­se­nats des OLG Karls­ru­he (Urt. v. 25.11.2008 – 8 U 34/08, NJW 2009, 1150) ab. So­weit der 8. Zi­vil­se­nat des OLG Karls­ru­he in die­ser Ent­schei­dung ein „An­er­kennt­nis“ prüft, geht es nicht um ein An­er­kennt­nis i. S. von § 212 I Nr. 1 BGB, son­dern al­lein um die Fra­ge der Be­weis­last hin­sicht­lich des Vor­han­den­seins ei­nes Man­gels bei Über­ga­be des Kauf­ge­gen­stands. Die Fra­ge, ob die vom Klä­ger ge­rüg­ten Män­gel be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs im März 2010 vor­han­den wa­ren, ist vor­lie­gend we­gen des Ver­jäh­rungs­ein­tritts je­doch oh­ne Be­deu­tung.

Hin­weis: Die Be­ru­fung wur­de zu­rück­ge­nom­men.

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