Zwei An­sprü­che be­ru­hen auf „dem­sel­ben Grund“ i. S. von § 213 BGB, wenn sie aus dem­sel­ben, durch das An­spruchs­ziel ge­präg­ten Le­bens­sach­ver­halt ab­ge­lei­tet sind, der die Grund­la­ge für das Ent­ste­hen der bei­den An­sprü­che dar­stellt; der An­spruchs­grund muss „im Kern“ iden­tisch sein. Hier­an fehlt es im Ver­hält­nis zwi­schen kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen ei­ner­seits und An­sprü­chen aus ei­ner da­ne­ben ab­ge­schlos­se­nen (Halt­bar­keits-)Ga­ran­tie an­de­rer­seits (Fort­füh­rung von Se­nat, Urt. v. 29.04.2015 – VI­II ZR 180/14, BGHZ 205, 151).

BGH, Ur­teil vom 27.09.2017 – VI­II ZR 99/16

Sach­ver­halt: Der Klä­ger (Un­ter­neh­mer) be­gehrt von der be­klag­ten Au­to­händ­le­rin noch die Durch­füh­rung von Re­pa­ra­tu­ren an ei­nem Ge­braucht­wa­gen so­wie die Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten.

Am 23.01.2013 ver­kauf­te und über­gab die Be­klag­te dem Klä­ger ei­nen ge­brauch­ten Pkw mit ei­ner Lauf­leis­tung von rund 150.000 km zu ei­nem Kauf­preis von 9.450 €. Am 24.01.2013 schlos­sen die Par­tei­en für das Fahr­zeug ei­nen Ga­ran­tie­ver­trag mit ei­ner Lauf­zeit von 12 Mo­na­ten. Die­ser Ver­trag ver­pflich­te­te die Be­klag­te im Fal­le ei­nes De­fekts be­stimm­ter Bau­tei­le in­ner­halb der Lauf­zeit zu ei­ner Re­pa­ra­tur, wo­bei der Klä­ger als Selbst­be­halt 40 % der Ma­te­ri­al­kos­ten zu tra­gen hat­te. Von der Ga­ran­tie wa­ren un­ter an­de­rem Schä­den an der Kraft­stoff­an­la­ge um­fasst. Ge­mäß § 5 Nr. 2 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ver­jäh­ren An­sprü­che aus ei­nem Ga­ran­tie­fall sechs Mo­na­te nach Scha­den­s­ein­tritt, spä­tes­tens sechs Mo­na­te nach Ab­lauf der Ga­ran­tie­zeit.

Am 22.07.2013 blieb der Pkw auf­grund ei­nes De­fekts an den Ein­spritz­dü­sen lie­gen. Nach ei­nem Kos­ten­vor­an­schlag der Be­klag­ten be­lau­fen sich die Kos­ten für ei­ne Re­pa­ra­tur auf 1.698,72 € nebst Um­satz­steu­er. Mit An­walts­schrei­ben vom 08.08.2013 for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te un­ter Frist­set­zung zur (kos­ten­lo­sen) Re­pa­ra­tur auf. In der Fol­ge­zeit lehn­te der Klä­ger ei­ne Re­gu­lie­rung des Scha­dens­falls auf der Grund­la­ge des ab­ge­schlos­se­nen Ga­ran­tie­ver­trags aus­drück­lich ab und er­klär­te mit Schrei­ben vom 13.11.2013 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Mit sei­ner am 22.01.2014 ein­ge­reich­ten und am 10.02.2014 zu­ge­stell­ten Kla­ge hat der Klä­ger die Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung für ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter ver­min­der­ten Kauf­prei­ses, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs, Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs so­wie Zah­lung vor­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten be­gehrt. Nach­dem er zu­nächst aus­ge­führt hat­te, es er­üb­ri­ge sich, auf die ab­ge­schlos­se­ne Ga­ran­tie­ver­ein­ba­rung ein­zu­ge­hen, weil er al­lein ge­setz­li­che Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che gel­tend ma­che, hat er sich mit Schrift­satz vom 03.12.2014 auch auf An­sprü­che aus dem Ga­ran­tie­ver­trag be­ru­fen und mit Schrift­satz vom 23.12.2014 hilfs­wei­se die Zah­lung von 1.698,72 € nebst Zin­sen so­wie schließ­lich mit Schrift­satz vom 21.01.2015 äu­ßerst hilfs­wei­se die Durch­füh­rung der im oben ge­nann­ten Kos­ten­vor­an­schlag be­zeich­ne­ten Re­pa­ra­tu­ren be­gehrt. Die Be­klag­te hat die Ein­re­de der Ver­jäh­rung er­ho­ben.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Ober­lan­des­ge­richt hat die Be­ru­fung des Klä­gers, mit der er nur noch die Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs so­wie den Er­satz vor­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten be­gehrt hat, zu­rück­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on des Klä­gers, mit der er sein Kla­ge­be­geh­ren in dem in der Be­ru­fungs­in­stanz gel­tend ge­mach­ten Um­fang wei­ter­ver­folg­te, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [7]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[8]    Ein et­wai­ger An­spruch auf ei­ne Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs aus dem Ga­ran­tie­ver­trag sei ver­jährt. Die in § 5 Nr. 2 des Ga­ran­tie­ver­trags ent­hal­te­ne Ver­jäh­rungs­frist von sechs Mo­na­ten nach Scha­den­s­ein­tritt sei wirk­sam ver­ein­bart wor­den. Es sei we­der über­ra­schend (§ 305c I BGB), noch stel­le es ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung ge­mäß § 307 BGB dar, die Ver­jäh­rungs­frist le­dig­lich auf sechs Mo­na­te zu be­mes­sen. Da es sich um ein Ge­schäft zwi­schen Un­ter­neh­mern han­de­le, sei­en die Klau­sel­ver­bo­te ge­mäß §§ 308, 309 BGB nicht an­wend­bar.

[9]    Die Ver­jäh­rung sei nicht mit der Er­he­bung der auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­rich­te­ten Kla­ge ge­mäß § 204 I Nr. 1 BGB ge­hemmt wor­den. Die zu­nächst er­ho­be­ne Kla­ge ha­be ei­nen an­de­ren Streit­ge­gen­stand be­trof­fen, weil da­mit ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags nach §§ 437 Nr. 2323 BGB be­gehrt wor­den sei. Da­her ha­be der Kla­ge ein an­de­rer An­spruchs­grund zu­grun­de ge­le­gen und sei mit ihr auch ein an­de­rer An­trag ver­folgt wor­den als mit dem nun be­gehr­ten, aus dem Ga­ran­tie­ver­trag ab­ge­lei­te­ten Re­pa­ra­turan­spruch.

[10]   Ei­ne Hem­mung der Ver­jäh­rung et­wai­ger An­sprü­che aus dem Ga­ran­tie­ver­trag er­ge­be sich auch nicht aus § 213 BGB, wo­nach sich ei­ne Ver­jäh­rungs­hem­mung durch Kla­ge­er­he­bung auf nicht streit­ge­gen­ständ­li­che An­sprü­che er­stre­cke, die aus dem­sel­ben Grund wahl­wei­se oder an sei­ner Stel­le ge­ge­ben sei­en. Der Sinn und Zweck die­ser Vor­schrift be­ste­he dar­in, dass ein Gläu­bi­ger, der sich für die ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung ei­nes die­ser An­sprü­che ent­schei­de, nicht ge­zwun­gen wer­de, sich im Pro­zess durch die Stel­lung von Hilfs­an­trä­gen vor der Ver­jäh­rung der wei­te­ren An­sprü­che zu schüt­zen. Für die An­wend­bar­keit der Er­stre­ckungs­wir­kung des § 213 BGB kom­me es al­lein dar­auf an, ob das Ge­setz dem Gläu­bi­ger an sich meh­re­re ein­an­der aus­schlie­ßen­de An­sprü­che zur Ver­fü­gung stel­le. Ei­ne Al­ter­na­ti­vi­tät von An­sprü­chen, die sich ei­ner­seits aus dem kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­recht und an­de­rer­seits aus ei­ner ver­trag­li­chen Ga­ran­tie­ver­ein­ba­rung er­ge­be, fal­le da­ge­gen nicht un­ter § 213 BGB. Da­her kön­ne im Streit­fall § 213 BGB für ei­nen sich al­lein aus ei­nem Ga­ran­tie­ver­trag er­ge­ben­den An­spruch nicht zur An­wen­dung kom­men.

[11]   Dies sei auch un­ter dem Ge­sichts­punkt der Schutz­be­dürf­tig­keit des Schuld­ners sach­lich ge­recht­fer­tigt. Der Schuld­ner sei nur dann hin­rei­chend ge­warnt und nicht schutz­be­dürf­tig, wenn der Gläu­bi­ger aus ei­nem ein­zi­gen An­spruchs­grund et­wai­ge al­ter­na­tiv be­ste­hen­de ge­setz­li­che Rech­te gel­tend ma­che. Dies sei in­des­sen nicht der Fall, wenn die Al­ter­na­ti­vi­tät der An­sprü­che, wie im Streit­fall, auf un­ter­schied­li­chen An­spruchs­grün­den (Kauf­ver­trag und Ga­ran­tie­ver­ein­ba­rung) und da­mit auf un­ter­schied­li­chen Le­bens­sach­ver­hal­ten be­ru­he. Un­ter­schied­li­che An­spruchs­grün­de und un­ter­schied­li­che Le­bens­sach­ver­hal­te be­rühr­ten auf­sei­ten des Schuld­ners re­gel­mä­ßig un­ter­schied­li­che In­ter­es­sen. Dies zei­ge sich auch im Streit­fall, in dem – im Ge­gen­satz zu den kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen – die An­sprü­che aus dem Ga­ran­tie­ver­trag auch das Ver­hält­nis der Be­klag­ten zu dem (al­lein) die­se An­sprü­che de­cken­den Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men be­trä­fen. Die Be­klag­te ha­be des­halb ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se zu wis­sen, wel­che An­sprü­che der Klä­ger ver­fol­ge, um sich dar­aus er­ge­ben­de Rück­griffs­an­sprü­che wah­ren zu kön­nen.

[12]   Die Ver­jäh­rung hin­sicht­lich der Ga­ran­tie­an­sprü­che sei auch nicht über den 13.11.2013 hin­aus durch Ver­hand­lun­gen (§ 203 BGB) ge­hemmt wor­den. Denn mit dem an die­sem Tag er­folg­ten Rück­tritt hät­ten die Ver­hand­lun­gen über das Be­ste­hen ei­nes Ga­ran­tie­an­spruchs ge­en­det. Die sechs­mo­na­ti­ge Ver­jäh­rungs­frist für sol­che An­sprü­che sei folg­lich spä­tes­tens am 13.05.2014 ab­ge­lau­fen. Die blo­ße An­zei­ge des Ga­ran­tie­falls füh­re nicht zur Hem­mung der Ver­jäh­rung. Die erst­ma­li­ge Gel­tend­ma­chung sol­cher An­sprü­che im Rechts­streit mit Schrift­satz vom 21.01.2015 sei in be­reits ver­jähr­ter Zeit er­folgt.

[13]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung stand, so­dass die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen ist. Die zu­letzt nur noch auf Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs nach der Ga­ran­tie­ver­ein­ba­rung ge­rich­te­te Kla­ge ist un­be­grün­det, weil dem An­spruch des Klä­gers die von der Be­klag­ten er­ho­be­ne Ein­re­de der Ver­jäh­rung (§ 214 I BGB) ent­ge­gen­steht.

[14]   1. Die in § 5 Nr. 2 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ent­hal­te­ne Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist auf sechs Mo­na­te ist wirk­sam ver­ein­bart wor­den. Sie ist we­der über­ra­schend i. S. des § 305c I BGB, noch be­nach­tei­ligt sie den Ga­ran­ti­en­eh­mer un­an­ge­mes­sen i. S. von § 307 BGB, weil sie zu kurz be­mes­sen wä­re. Hier­ge­gen wen­det sich auch die Re­vi­si­on nicht.

[15]   2. Die mit dem Auf­tre­ten des De­fekts an der Ein­spritz­dü­se am 22.07.2013 in Gang ge­setz­te sechs­mo­na­ti­ge Ver­jäh­rungs­frist ist – wie das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend ent­schie­den hat – spä­tes­tens am 13.05.2014 ab­ge­lau­fen, nach­dem die Ver­hand­lun­gen über das Be­ste­hen ei­nes Ga­ran­tie­an­spruchs ge­mäß den – von der Re­vi­si­on in­so­weit auch nicht an­ge­grif­fe­nen – Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts je­den­falls nicht über den 13.11.2013 hin­aus fort­ge­führt wur­den. Die Er­he­bung der zu­nächst auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges ge­rich­te­ten Kla­ge hat die Ver­jäh­rung des zu­letzt al­lein ver­folg­ten Re­pa­ra­turan­spruchs aus der Ga­ran­tie we­der nach § 204 I Nr. 1 BGB ge­hemmt noch zu ei­ner Er­stre­ckung der Ver­jäh­rungs­hem­mung nach § 213 BGB ge­führt. An­sprü­che aus der Ga­ran­tie wa­ren so­mit be­reits ver­jährt, als sie vom Klä­ger im De­zem­ber 2014 erst­mals im vor­lie­gen­den Pro­zess er­ho­ben wur­den.

[16]   a) Zu­tref­fend und in­so­weit von der Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fen hat das Be­ru­fungs­ge­richt ei­ne Hem­mung der Ver­jäh­rung nach § 204 I Nr. 1 BGB ver­neint. Denn die am 10.02.2014 er­ho­be­ne Kla­ge war auf die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges ge­rich­tet und hat­te so­mit ei­nen an­de­ren Streit­ge­gen­stand als der zu­letzt al­lein gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs.

[17]   b) Dem Be­ru­fungs­ge­richt ist auch dar­in bei­zu­pflich­ten, dass sich aus § 213 BGB kei­ne Er­stre­ckung der ver­jäh­rungs­hem­men­den Wir­kung der Kla­ge­er­he­bung auf den spä­ter gel­tend ge­mach­ten Re­pa­ra­turan­spruch er­gibt. We­der steht die­ser An­spruch aus dem­sel­ben Grun­de wahl­wei­se ne­ben ei­nem et­wai­gen Rück­ab­wick­lungs­an­spruch aus dem Kauf­ver­trag (elek­ti­ve Kon­kur­renz; § 213 Fall 1 BGB), noch ist die­ser An­spruch aus dem­sel­ben Grun­de an Stel­le ei­nes sol­chen Rück­ab­wick­lungs­an­spruchs ge­ge­ben (al­ter­na­ti­ve Kon­kur­renz; § 213 Fall 2 BGB).

[18]   aa) Bei der Schaf­fung der mit der Schuld­rechts­re­form neu ein­ge­führ­ten Ver­jäh­rungs­re­ge­lung des § 213 BGB hat sich der Ge­setz­ge­ber den schon nach bis­her gel­ten­dem Recht dem Käu­fer und dem Be­stel­ler ei­ner Werkleis­tung ge­währ­ten Schutz vor ei­ner Ver­jäh­rung der mit­ein­an­der kon­kur­rie­ren­den An­sprü­che auf Min­de­rung und auf Wan­de­lung (§ 477 III BGB a.F., § 639 I BGB a.F.) zum Vor­bild ge­nom­men (BT-Drs. 14/6040, S. 91, 121). Den ge­nann­ten Vor­schrif­ten lag die Er­wä­gung zu­grun­de, der Käu­fer oder Be­stel­ler, der nur ei­nen von meh­re­ren ihm vom Ge­setz er­öff­ne­ten Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen gel­tend ma­che, sol­le nicht Ge­fahr lau­fen, dass bei Ab­wei­sung die­ses An­spruchs die üb­ri­gen auf dem­sel­ben Man­gel be­ru­hen­den An­sprü­che ver­jähr­ten (vgl. Se­nat, Urt. v. 22.05.1963 – VI­II ZR 49/62, BGHZ 39, 287 [293] m. w. Nachw.). Die­sen bis­lang nur auf die kauf- und werk­ver­trag­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che der Min­de­rung und der Wan­de­lung be­schränk­ten Ge­dan­ken, der von der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung auf be­stimm­te wei­te­re Fall­ge­stal­tun­gen aus­ge­dehnt wor­den war, hat der Ge­setz­ge­ber mit § 213 BGB zu ei­nem all­ge­mei­nen Rechts­grund­satz um­ge­stal­tet (BT-Drs. 14/6040, S. 121; BGH, Urt. v. 08.12.2009 – XI ZR 181/08, NJW 2010, 1284 Rn. 49; Urt. v. 29.04.2015 – VI­II ZR 180/14, BGHZ 205, 151 Rn. 25; BAG, Urt. v. 25.09.2013 – 10 AZR 454/12, BA­GE 146, 123 = NJW 2014, 717 Rn. 28; Pe­ters/Ja­co­by, in: Stau­din­ger, BGB, Neu­be­arb. 2014, § 213 Rn. 1).

[19]   bb) Das da­mit ver­folg­te An­lie­gen des Ge­setz­ge­bers be­steht dar­in, ei­nen Gläu­bi­ger in ver­jäh­rungs­recht­li­cher Hin­sicht vor den Fol­gen ei­nes Fehl­griffs in ei­ner Si­tua­ti­on zu be­wah­ren, in der er an sich meh­re­re An­sprü­che gel­tend ma­chen könn­te, das ei­ne Be­geh­ren aber das an­de­re – oder die an­de­ren – aus­schließt (Pe­ters/Ja­co­by, in: Stau­din­ger, a. a. O., § 213 Rn. 4, 6; vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 121 f.; BGH, Urt. v. 08.12.2009 – XI ZR 181/08, NJW 2010, 1284 Rn. 49; Urt. v. 29.04.2015 – VI­II ZR 180/14, BGHZ 205, 151 Rn. 26; BAG, Urt. v. 25.09.2013 – 10 AZR 454/12, BA­GE 146, 123 = NJW 2014, 717 Rn. 24). Aus die­sem Grund hat der Ge­setz­ge­ber die Reich­wei­te der in § 213 BGB an­ge­ord­ne­ten Wir­kungs­er­stre­ckung be­wusst weit ge­fasst. Die für ei­nen gel­tend ge­mach­ten An­spruch be­wirk­ten ver­jäh­rungs­hem­men­den oder den Neu­be­ginn der Ver­jäh­rung aus­lö­sen­den Maß­nah­men sol­len sich aus­weis­lich der Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en in all den Fäl­len auf sämt­li­che An­sprü­che er­stre­cken, in de­nen das Ge­setz ei­nem Gläu­bi­ger von vorn­her­ein meh­re­re, zwar auf das glei­che In­ter­es­se ge­rich­te­te, aber in­halt­lich ver­schie­de­ne An­sprü­che zur Wahl stellt (elek­ti­ve Kon­kur­renz) oder es ihm zu­min­dest in Ver­fol­gung des glei­chen wirt­schaft­li­chen In­ter­es­ses er­mög­licht, von ei­nem An­spruch zum an­de­ren über­zu­ge­hen (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 121 f.; BT-Drs. 14/6857, S. 10, 46). Ins­be­son­de­re soll ein Gläu­bi­ger, der sich für die ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung ei­nes die­ser An­sprü­che ent­schei­det, nicht ge­zwun­gen sein, sich im Pro­zess durch die Stel­lung von Hilfs­an­trä­gen vor der Ver­jäh­rung der wei­te­ren An­sprü­che zu schüt­zen (BT-Drs. 14/6040, S. 121; BAG, Urt. v. 25.09.2013 – 10 AZR 454/12, BA­GE 146, 123 = NJW 2014, 717 Rn. 24).

[20]   cc) Dem Ge­setz­ge­ber war da­bei aber auch – im Hin­blick auf ei­ne aus­ge­wo­ge­ne Ab­wä­gung von Gläu­bi­ger- und Schuld­ner­in­ter­es­sen (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 121) – dar­an ge­le­gen, die Reich­wei­te der Er­stre­ckungs­wir­kung des § 213 BGB nicht ins Ufer­lo­se aus­zu­deh­nen (vgl. auch BT-Drs. 14/6040, S. 122; BT-Drs. 14/6857, S. 10). Er hat es ins­be­son­de­re nicht für aus­rei­chend er­ach­tet, dass ei­nem Gläu­bi­ger aus ver­schie­de­nen Rechts­grün­den meh­re­re un­ter­schied­li­che An­sprü­che ge­gen den Schuld­ner zu­ste­hen. Viel­mehr hat er be­stimm­te An­for­de­run­gen an das Vor­lie­gen ei­ner elek­ti­ven Kon­kur­renz (§ 213 Fall 1 BGB) und ei­ner al­ter­na­ti­ven Kon­kur­renz (§ 213 Fall 2 BGB) ge­stellt, um si­cher­zu­stel­len, dass die Er­stre­ckungs­wir­kung nur in den Fäl­len ein­greift, in de­nen der Schuld­ner „durch die Un­ter­bre­chung oder Hem­mung hin­sicht­lich des ei­nen An­spruchs hin­rei­chend ge­warnt ist und sich auf die Rechts­ver­fol­gung des Gläu­bi­gers hin­sicht­lich der üb­ri­gen An­sprü­che ein­stel­len kann“ (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 121). Nach dem in den Ge­setz­ge­bungs­ma­te­ria­li­en do­ku­men­tier­ten Wil­len des Ge­setz­ge­bers soll die An­wen­dung des § 213 BGB un­ter an­de­rem da­von ab­hän­gen, dass „das Ge­setz von vorn­her­ein meh­re­re An­sprü­che dem Gläu­bi­ger zur Wahl stellt oder es ihm er­mög­licht, in Ver­fol­gung des glei­chen wirt­schaft­li­chen In­ter­es­ses von ei­nem zum an­de­ren An­spruch über­zu­ge­hen“ (BT-Drs. 14/6020, S. 122; BGH, Urt. v. 22.01.2015 – I ZR 127/13, NJW 2015, 1608 Rn. 32; Se­nat, Urt. v. 29.04.2015 – VI­II ZR 180/14, BGHZ 205, 151 Rn. 27 f.).

[21]   (1) Für die Fra­ge, ob ein von § 213 Fall 1 BGB er­fass­ter Fall elek­ti­ver Kon­kur­renz meh­re­rer An­sprü­che vor­liegt, ist da­her dar­auf ab­zu­stel­len, ob das Ge­setz dem Gläu­bi­ger ge­ne­rell meh­re­re, ein­an­der aus­schlie­ßen­de An­sprü­che zur Aus­wahl stellt und die­se An­sprü­che für ihn aus dem­sel­ben Grun­de be­ste­hen (vgl. BAG, Urt. v. 25.09.2013 – 10 AZR 454/12, BA­GE 146, 123 = NJW 2014, 717 Rn. 29 f.).

[22]   Wie das Be­ru­fungs­ge­richt rich­tig ge­se­hen hat, ist ei­ne sol­che Kon­stel­la­ti­on im Streit­fall nicht ge­ge­ben. Der mit der Kla­ge­schrift gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses be­ruht ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 323 BGB auf den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten des Ge­währ­leis­tungs­rechts beim Kauf­ver­trag, wäh­rend der An­spruch auf Re­pa­ra­tur aus dem Ga­ran­tie­ver­trag aus­schließ­lich ei­ne ver­trag­li­che Grund­la­ge hat, an die das Ge­setz in §§ 443, 477 BGB le­dig­lich ei­ne Rei­he von Fol­ge­wir­kun­gen knüpft. Ins­be­son­de­re er­gibt sich ei­ne elek­ti­ve Kon­kur­renz zwi­schen die­sen bei­den An­sprü­chen nicht aus ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen.

[23]   (2) Es kann da­hin­ste­hen, ob § 213 BGB dar­über hin­aus – di­rekt oder ana­log – auch dann an­zu­wen­den ist, wenn zwei in elek­ti­ver Kon­kur­renz zu­ein­an­der ste­hen­de An­sprü­che al­lein ei­ne ver­trag­li­che Grund­la­ge ha­ben. Die Re­vi­si­on macht in­so­weit gel­tend, dies sei schon vor der Schuld­rechts­re­form für die ver­schie­de­nen, auf der VOB (B) be­ru­hen­den An­sprü­che (Nach­bes­se­rungs- so­wie Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­mäß § 13 VOB (B)) in der Recht­spre­chung des BGH (vgl. nur BGH, Urt. v. 15.06.1972 – VII ZR 64/71, BGHZ 59, 202) an­er­kannt ge­we­sen, und die Neu­re­ge­lung in § 213 BGB ha­be dar­an auch nichts än­dern wol­len. Ein sol­cher Fall liegt hier aber schon des­halb nicht vor, weil es vor­lie­gend ei­ner­seits um ei­nen ver­trag­li­chen Ga­ran­tie­an­spruch und an­de­rer­seits um ge­setz­li­che Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che geht.

[24]   In je­dem Fall fehlt es aber an der wei­te­ren Vor­aus­set­zung des § 213 Fall 1 BGB, dass die ver­schie­de­nen An­sprü­che auf „dem­sel­ben Grund“ be­ru­hen.

[25]   „Der­sel­be Grund“ ist hier­bei nicht im Sin­ne des im Pro­zess­recht ver­wen­de­ten Be­griffs des Kla­ge­grun­des zu ver­ste­hen, wie er bei­spiels­wei­se zur Prü­fung ei­ner Kla­ge­än­de­rung zu­grun­de zu le­gen ist (vgl. da­zu statt vie­ler: BGH, Beschl. v. 16.09.2008 – IX ZR 172/07, NJW 2008, 3570 Rn. 9 m. w. Nachw.). § 213 BGB ver­folgt das An­lie­gen, die Ver­jäh­rungs­hem­mung über den pro­zes­sua­len An­spruch hin­aus, wie er im Pro­zess­recht durch den Streit­ge­gen­stands­be­griff de­fi­niert wird, zu er­stre­cken, denn im Um­fang des pro­zes­sua­len An­spruchs wird die Ver­jäh­rung be­reits durch die Kla­ge­er­he­bung ge­mäß § 204 I Nr. 1 BGB ge­hemmt (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 121 a. E.; Se­nat, Urt. v. 29.04.2015 – VI­II ZR 180/14, BGHZ 205, 151 Rn. 21). Dem wür­de es wi­der­spre­chen, die im Pro­zess­recht für die De­fi­ni­ti­on ei­nes Streit­ge­gen­stands ver­wen­de­ten Maß­stä­be zur Ein­gren­zung des Tat­be­stands­merk­mals „der­sel­be Grund“ i. S. von § 213 BGB her­an­zu­zie­hen. Der­sel­be Grund, auf dem die bei­den An­sprü­che nach § 213 BGB be­ru­hen müs­sen, ist da­her nicht mit dem Kla­ge­grund im Sin­ne des Pro­zess­rechts gleich­zu­set­zen (vgl. BAG, Urt. v. 25.09.2013 – 10 AZR 454/12, BA­GE 146, 123 = NJW 2014, 717 Rn. 29 f.; Lau, Die Reich­wei­te der Ver­jäh­rungs­hem­mung bei Kla­ge­er­he­bung, S. 126).

[26]   Auch wenn da­mit die An­sprü­che den­knot­wen­dig nicht im pro­zess­recht­li­chen Sin­ne iden­tisch sind, müs­sen die An­sprü­che aus dem­sel­ben, durch das An­spruchs­ziel ge­präg­ten Le­bens­sach­ver­halt ab­ge­lei­tet sein, der die Grund­la­ge für das Ent­ste­hen der bei­den An­sprü­che dar­stellt; der An­spruchs­grund muss „im Kern“ iden­tisch sein (vgl. BAG, Urt. v. 25.09.2013 – 10 AZR 454/12, BA­GE 146, 123 = NJW 2014, 717 Rn. 30; Pe­ters/Ja­co­by, in: Stau­din­ger, a. a. O., § 213 Rn. 3; MünchKomm-BGB/Gro­the, 7. Aufl., § 213 Rn. 3; Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 76. Aufl., § 213 Rn. 2).

[27]   Die­se Vor­aus­set­zung ist im Streit­fall nicht er­füllt. Die bei­den vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che knüp­fen zwar je­weils an die­sel­be „Man­gel­er­schei­nung“ an, dem De­fekt an den Ein­spritz­dü­sen. Der zu­nächst gel­tend ge­mach­te Kauf­preis­rück­zah­lungs­an­spruch er­gibt sich aber aus der ge­setz­li­chen Ge­währ­leis­tung im Kauf­recht und setzt ei­nen be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­nen Sach­man­gel vor­aus. Der zu­letzt gel­tend ge­mach­te Re­pa­ra­turan­spruch be­ruht hin­ge­gen auf ei­ner be­son­de­ren Ga­ran­tie­ver­ein­ba­rung und setzt im Üb­ri­gen le­dig­lich vor­aus, dass ab Ge­fah­ren­über­gang – mit­hin wäh­rend der Nut­zungs­zeit des Käu­fers – ein sol­cher Man­gel auf­tritt (Halt­bar­keits­ga­ran­tie). Bei­de An­sprü­che be­ru­hen des­halb im Kern auf ver­schie­de­nen An­spruchs­grün­den und so­mit nicht auf „dem­sel­ben Grund“ i. S. des § 213 BGB.

[28]   dd) Nach den vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen schei­det auch ei­ne Er­stre­ckung der Ver­jäh­rungs­hem­mung ge­mäß § 213 Fall 2 BGB (al­ter­na­ti­ve Kon­kur­renz) von vorn­her­ein aus, weil die vom Klä­ger im Lau­fe des Rechts­streits gel­tend ge­mach­ten ver­schie­de­nen An­sprü­che ge­ra­de nicht auf „dem­sel­ben Grund“ be­ru­hen. Zu­dem fehlt es auch an der wei­te­ren Vor­aus­set­zung des § 213 Fall 2 BGB, dass der Gläu­bi­ger in Ver­fol­gung des­sel­ben wirt­schaft­li­chen In­ter­es­ses von ei­nem An­spruch auf den an­de­ren über­geht, wie das et­wa der Fall ist, wenn zu­nächst der An­spruch auf Her­aus­ga­be ei­ner Sa­che und so­dann we­gen Un­mög­lich­keit an sei­ner Stel­le ein Scha­dens­er­satz­an­spruch gel­tend ge­macht wird (vgl. RG, Ur­teil vom 22.11.1924 – I 56/24, RGZ 109, 234 ff.). Denn der vom Klä­ger zu­nächst ver­folg­te An­spruch ist auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges ge­rich­tet ge­we­sen und hät­te so­mit zur Rück­ga­be des Fahr­zeugs ge­führt. Der zu­letzt nur noch ver­folg­te Re­pa­ra­turan­spruch aus dem Ga­ran­tie­ver­trag hin­ge­gen be­trifft das da­von ver­schie­de­ne In­ter­es­se des Klä­gers, die Funk­ti­ons­fä­hig­keit des ge­kauf­ten Fahr­zeugs wie­der­her­zu­stel­len, um es funk­ti­ons­ge­recht nut­zen zu kön­nen.

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