1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug ist man­gel­haft, weil dar­in ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. der Art. 3 Nr. 10, Art. 5 II der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 zum Ein­satz kommt und des­halb das Ri­si­ko be­stand und be­steht, dass die EG-Typ­zu­las­sung und die Be­triebs­er­laub­nis des – nicht zu­las­sungs­fä­hi­gen – Fahr­zeugs kei­nen Be­stand ha­ben wer­den.
  2. Bei der Be­ur­tei­lung, ob dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dals be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ei­ne Nach­bes­se­rung in zeit­li­cher Hin­sicht un­zu­mut­bar (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB) ist, muss au­ßer Be­tracht blei­ben, dass vom VW-Ab­gas­skan­dal ei­ne Viel­zahl von Fahr­zeu­gen be­trof­fen ist. Denn dies hat der Käu­fer eben­so we­nig zu ver­ant­wor­ten wie et­wa Schwie­rig­kei­ten bei der Ent­wick­lung des zur Nach­bes­se­rung er­for­der­li­chen Soft­ware­up­dates, so­dass er sich nicht mit dem Ver­weis auf die gro­ße Zahl der vom VW-Ab­gas­skan­dal Ge­schä­dig­ten ab­spei­sen las­sen muss.
  3. Ei­ne Nach­bes­se­rung ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs mit Blick dar­auf, dass ihn die Volks­wa­gen AG arg­lis­tig ge­täuscht hat, auch dann un­zu­mut­bar (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB), wenn die Volks­wa­gen AG nicht Par­tei des Kauf­ver­tra­ges ist. Denn der Ver­käu­fer des Fahr­zeugs kann ei­ne Nach­bes­se­rung schon des­halb nicht ei­gen­stän­dig durch­füh­ren, weil er da­für ein von der Volks­wa­gen AG ent­wi­ckel­tes Soft­ware­up­date be­nö­tigt, des­sen In­stal­la­ti­on ein bloß un­ter­ge­ord­ne­ter Akt der ge­sam­ten Nach­bes­se­rung ist. Hin­sicht­lich der Nach­bes­se­rung ist die Volks­wa­gen AG des­halb Er­fül­lungs­ge­hil­fin (§ 278 BGB) des Ver­käu­fers, und der Käu­fer müss­te sich auf sie ver­las­sen, ob­wohl sie sich als un­zu­ver­läs­sig er­wie­sen hat. Dies ist ihm nicht zu­zu­mu­ten.
  4. Dar­an, dass dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ei­ne Nach­bes­se­rung i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar ist, än­dert nichts, dass die Nach­bes­se­rung un­ter der be­hörd­li­chen Auf­sicht des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes statt­fän­de. Denn die Volks­wa­gen AG hat das Kraft­fahrt-Bun­des­amt schon ein­mal ge­täuscht, und es ist kei­nes­wegs aus­ge­schlos­sen, dass sie auch bei der Nach­bes­se­rung der be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge Maß­nah­men er­greift, mit de­nen das Kraft­fahrt-Bun­des­amt (wie­der­um) nicht rech­net und die des­halb eben­so un­ent­deckt blei­ben wie ur­sprüng­lich die „Schum­mel­soft­ware“.
  5. In Fäl­len, in de­nen dem Käu­fer ei­ne Nach­bes­se­rung i. S des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar ist, kann bei der Prü­fung, ob ei­nem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag § 323 V 2 BGB ent­ge­gen­steht, nicht auf die Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten und ihr Ver­hält­nis zum Kauf­preis ab­ge­stellt wer­den. An­dern­falls wür­de der Käu­fer fak­tisch zu ei­ner ihm un­zu­mut­ba­ren Nach­bes­se­rung ge­zwun­gen.
  6. Die – nicht Par­tei des Kauf­ver­tra­ges ge­wor­de­ne – Volks­wa­gen AG hat den Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ge­mäß §§ 823 II, 31 BGB i. V. § 263 I StGB so zu stel­len, als hät­te er das Fahr­zeug nicht er­wor­ben. Das be­trü­ge­ri­sche Ver­hal­ten ih­rer Mit­ar­bei­ter im Zu­sam­men­hang mit dem Ab­gas­skan­dal muss sich die Volks­wa­gen AG je­den­falls dann zu­rech­nen las­sen, wenn sie trotz ei­ner sie tref­fen­den se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last nicht vor­trägt, wer die Ent­schei­dung, ei­ne „Schum­mel­soft­ware“ zu ent­wi­ckeln und in Mil­lio­nen von Fahr­zeu­gen zu in­stal­lie­ren, ge­trof­fen hat und wie die­se mit ho­hen Ri­si­ken ver­bun­de­ne Ent­schei­dung von enor­mer wirt­schaft­li­cher Reich­wei­te ih­rem Vor­stand un­be­kannt ge­blie­ben sein kann.

LG Mön­chen­glad­bach, Ur­teil vom 01.06.2017 – 10 O 84/16

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin kauf­te von der Be­klag­ten zu 1 ei­nen am 27.05.2011 erst­zu­ge­las­se­nen VW Golf VI Va­ri­ant zum Preis von 13.360 €. Aus­weis­lich des schrift­li­chen Kauf­ver­trags vom 14.07.2014 be­trug die Lauf­leis­tung des Pkw, bei dem es sich um ei­nen Lea­sing­rück­läu­fer han­del­te, zu die­sem Zeit­punkt 109.164 km.

Die Be­klag­te zu 1 ist Ver­trags­händ­le­rin der Volks­wa­gen AG (Be­klag­te zu 2), die wie­der­um Her­stel­le­rin des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ist. Die Be­klag­te zu 1 ist nicht in die Kon­zern­struk­tur der Be­klag­ten zu 2 ein­ge­bun­den, son­dern han­delt im ei­ge­nen Na­men und auf ei­ge­ne Rech­nung. Sie fir­miert als VW-Zen­trum und ver­wen­det Pro­spek­te der Be­klag­ten zu 2, die auch die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten zu 1 schult.

In dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug be­fin­det sich ein 1,6-Li­ter-Die­sel­mo­tor vom Typ EA189, des­sen Soft­ware zur Op­ti­mie­rung der Stick­oxid(NOX)-Emis­si­ons­wer­te im be­hörd­li­chen Prüf­ver­fah­ren bei­ge­tra­gen hat. Die Soft­ware er­kennt, ob das Kfz auf ei­nem tech­ni­schen Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert oder ob es sich im re­gu­lä­ren Stra­ßen­ver­kehr be­fin­det. Be­fin­det sich das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand, ak­ti­viert die Soft­ware ei­nen spe­zi­el­len Be­triebs­mo­dus, in dem der Stick­oxid-Aus­stoß ge­rin­ger ist als beim Nor­mal­be­trieb des Fahr­zeugs. Nur so wird – auf dem Prüf­stand – der ein­schlä­gi­ge Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wert ein­ge­hal­ten.

Dass die Schad­stoff­emis­sio­nen von EA189-Mo­to­ren im re­gu­lä­ren Fahr­be­trieb deut­lich hö­her sind als wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests, wur­de zu­nächst in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka fest­ge­stellt. Die US-Be­hör­den lei­te­ten des­halb Er­mitt­lun­gen we­gen Be­tru­ges ein. Am 23.09.2015 über­nahm der da­ma­li­ge Vor­stands­vor­sit­zen­de der Be­klag­ten zu 2, Dr. Mar­tin Win­ter­korn, die Ver­ant­wor­tung für die „Ver­feh­lun­gen" und trat zu­rück.

Das Kraft­fahrt-Bun­des­amt ord­ne­te mit Be­scheid vom 15.10.2015 den Rück­ruf al­ler in Deutsch­land vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Fahr­zeu­ge an, weil es die in die­sen Fahr­zeu­gen zum Ein­satz kom­men­de Soft­ware für ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung hält.

Die nun­meh­ri­gen Klä­ger­ver­tre­ter teil­ten der Be­klag­ten zu 2 mit Schrei­ben vom 10.12.2015 mit, dass sie mehr als 800 vom VW-Ab­gas­skan­dal ge­schä­dig­te Fahr­zeug­käu­fer ver­trä­ten, und for­der­ten sie zu der Er­klä­rung auf, dass durch die Um­rüs­tung der be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge kei­ne Nach­tei­le ent­stün­den.

Aus­weis­lich ei­ner Pres­se­mit­tei­lung der Be­klag­ten zu 2 vom 16.12.2015 be­stä­tig­te das Kraft­fahrt-Bun­des­amt die von ihr ge­plan­ten Maß­nah­men, die für 1,6-Li­ter-Mo­to­ren aus der In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates und dem Ein­bau ei­nes Strö­mungs­gleich­rich­ters be­ste­hen. In der Pres­se­mit­tei­lung er­klär­te die Be­kla­ge zu 2 wei­ter, dass die be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge nach Durch­füh­rung der ge­plan­ten Maß­nah­men die je­weils gül­ti­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te ein­hiel­ten. Es sei das „Ziel, dies oh­ne Be­ein­träch­ti­gung der Mo­tor­leis­tung, des Ver­brauchs und der Fahr­leis­tun­gen zu er­rei­chen“.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 28.12.2015 er­klär­te die Klä­ge­rin ge­gen­über der Be­klag­ten zu 1 die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung so­wie den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Für des­sen Rück­ab­wick­lung setz­te sie der Be­klag­ten zu 1 ei­ne Frist bis zum 13.01.2016. Die Be­klag­te zu 1 ver­wies mit Schrei­ben vom 05.01.2016 dar­auf, dass die Be­klag­te zu 2 dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt be­reits Maß­nah­men zur tech­ni­schen Über­ar­bei­tung der hier in­ter­es­sie­ren­den Fahr­zeu­ge vor­ge­stellt ha­be, und er­klär­te eben­falls, es sei das Ziel, dass die­se Maß­nah­men sich nicht nach­tei­lig auf den Kraft­stoff­ver­brauch etc. aus­wirk­ten. Dar­über hin­aus kün­dig­te die Be­klag­te zu 1 an, die Klä­ge­rin über die für ihr Fahr­zeug ge­plan­ten Maß­nah­men und den Zeit­plan so bald wie mög­lich zu in­for­mie­ren, und sie ver­zich­te­te bis zum 31.12.2017 auf die Ein­re­de der Ver­jäh­rung.

Für ei­ne tech­ni­sche Über­ar­bei­tung des Fahr­zeugs der Klä­ge­rin ist die Be­klag­te zu 1 auf Hand­lungs­an­wei­sun­gen der Be­klag­ten zu 2 so­wie dar­auf an­ge­wie­sen, dass die­se ihr ein Soft­ware­up­date zur Ver­fü­gung stellt. Zum Zeit­punkt des Rück­tritts gab es kein auf das Fahr­zeug­mo­dell ab­ge­stimm­tes Soft­ware­up­date; ein sol­ches hat­te das Kraft­fahrt-Bun­des­amt folg­lich we­der zur In­stal­la­ti­on frei­ge­ge­ben, noch hat­te es ei­nen das Fahr­zeug der Klä­ge­rin um­fas­sen­den Rück­ruf ge­neh­migt.

Im Ja­nu­ar 2016 be­gann die Be­klag­te zu 2 mit der Um­rüs­tung des Mo­dells „VW Ama­rok“, für die das Kraft­fahrt-Bun­des­amt mit Be­scheid vom 27.01.2016 die Frei­ga­be er­teilt hat­te. Da­bei wies die Be­klag­te zu 2 die be­trof­fe­nen Kun­den dar­auf hin, dass bei Nicht­teil­nah­me an der Rück­ruf­ak­ti­on ei­ne Be­triebs­un­ter­sa­gung dro­he. Wei­te­re Frei­ga­be­be­schei­de er­ließ das Kraft­fahrt-Bun­des­amt in der Fol­ge für an­de­re Fahr­zeug­mo­del­le, zu­nächst je­doch nicht für den VW Golf VI. Die­ses Mo­dell gab das Kraft­fahrt-Bun­des­amt wäh­rend des lau­fen­den Kla­ge­ver­fah­rens – mit Be­scheid vom 03.11.2016, ge­än­dert am 21.11.2016 – zur Um­rüs­tung frei und be­stä­tig­te, dass die vor­ge­se­he­ne Än­de­rung ge­eig­net sei, die Vor­schrift­mä­ßig­keit der be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge her­zu­stel­len.

Auch oh­ne die Um­rüs­tung ist das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug fahr­be­reit und ver­kehrs­si­cher. Die EG-Typ­ge­neh­mi­gung wur­de nicht ent­zo­gen.

Die Be­klag­te zu 2 be­auf­trag­te die An­walts­kanz­lei Jo­nes Day mit der Auf­klä­rung des VW-Ab­gas­skan­dals. Die­se ging da­von aus, im 4. Quar­tal 2016 ih­re Un­ter­su­chun­gen ab­zu­schlie­ßen. Mitt­ler­wei­le hat die Be­klag­te zu 2 mit dem US-Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um ei­ne Ei­ni­gung ge­trof­fen, in der die han­deln­den Per­so­nen nicht na­ment­lich be­nannt wer­den. Sie sei­en je­doch den Par­tei­en des Ab­kom­mens be­kannt.

Die Klä­ge­rin hält ihr Fahr­zeug für man­gel­haft und be­haup­tet, es hal­te die Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wer­te nicht ein; der tat­säch­li­che Stick­oxid­aus­stoß beim nor­ma­len Fahr­be­trieb über­stei­ge den Grenz­wert um ein Viel­fa­ches. Die Klä­ge­rin ist der Auf­fas­sung, dass die Be­klag­te zu 2 ihr we­gen der Ver­wen­dung ei­ner den Schad­stoff­aus­stoß ma­ni­pu­lie­ren­den Soft­ware – die den Vor­stands­mit­glie­dern der Be­klag­ten zu 2 von An­fang an be­kannt ge­we­sen sei – ge­mäß §§ 823 II, 31 BGB i. V. mit § 263 I StGB so­wie nach § 826 BGB Scha­dens­er­satz leis­ten müs­se. Das be­trü­ge­ri­sche Ver­hal­ten der Be­klag­ten zu 2 – so meint die Klä­ge­rin wei­ter – müs­se sich die Be­klag­te zu 1 als arg­lis­ti­ge Täu­schung zu­rech­nen las­sen.

Ei­ne Nach­bes­se­rung ih­res Fahr­zeugs durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates hält die Klä­ge­rin für un­zu­mut­bar (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB). In­so­weit be­haup­tet sie, es sei aus­ge­schlos­sen, dass das Up­date nicht zu ei­ner Ver­rin­ge­rung der Mo­tor­leis­tung füh­re und die Le­bens­dau­er ih­res Fahr­zeugs ver­kür­ze. Es ge­be be­kann­ter­ma­ßen ei­nen Ziel­kon­flikt zwi­schen güns­ti­gen NOX-Emis­si­ons­wer­ten und güns­ti­gen CO2-Emis­si­ons­wer­ten. Da­her sei ei­ne Ver­rin­ge­rung des NOX-Aus­sto­ßes nur zu er­rei­chen, wenn man ei­ne Er­hö­hung des CO2-Aus­sto­ßes, ei­nen hö­he­ren Kraft­stoff­ver­brauch oder ei­nen schnel­le­ren Ver­schleiß des Mo­tors in Kauf neh­me. Auch ver­blei­be nach der In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert, zu­mal sich ein Preis­ver­fall be­reits bei an­de­ren vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen zei­ge. Der VW-Ab­gas­skan­dal ha­be zu ei­nem all­ge­mei­nen Ver­trau­ens­ver­lust in die Mar­ken des VW-Kon­zerns ge­führt.

Die Klä­ge­rin ist wei­ter der Auf­fas­sung, dass ihr ei­ne Nach­bes­se­rung auch in zeit­li­cher Hin­sicht nicht zu­zu­mu­ten ge­we­sen sei, zu­mal ihr Fahr­zeug bis zur tech­ni­schen Um­rüs­tung nicht den gel­ten­den Vor­schrif­ten ent­spro­chen hät­te.

Die Kla­ge hat­te im We­sent­li­chen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Die Klä­ge­rin hat ge­gen bei­de Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses von 13.360 €, dies al­ler­dings nicht nur Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs, wie sie be­an­tragt, son­dern auch Zug um Zug ge­gen Mit­tei­lung des ak­tu­el­len Ki­lo­me­ter­stands.

1. Ge­gen die Be­klag­te zu 1 er­gibt sich der An­spruch aus den §§ 346 I, 348 BGB i. V. mit §§ 437 Nr. 2 Fall 2, 440 Satz 1 Fall 3, 323 I BGB. Die Klä­ge­rin ist mit Schrei­ben vom 27.12.2015 wirk­sam we­gen Man­gel­haf­tig­keit von dem Kauf­ver­trag mit der Be­klag­ten zu 1 zu­rück­ge­tre­ten.

a) Der Pkw wies bei Ge­fahr­über­gang ei­nen Man­gel auf, denn es be­stand das ho­he Ri­si­ko, dass für die­ses Fahr­zeug – wie für al­le von der Soft­ware der Be­klag­ten zu 2 be­trof­fe­nen Die­sel­fahr­zeu­ge – die EG-Typ­ge­neh­mi­gung und dem fol­gend die Be­triebs­zu­las­sung kei­nen Be­stand ha­ben wer­de.

Auf ei­ne be­stands­kräf­ti­ge Typ­ge­neh­mi­gung kön­nen die Be­klag­ten sich nicht be­ru­fen, denn die­se war al­ler Wahr­schein­lich­keit nach wi­der­ruf­lich, weil die Be­klag­te zu 2 die Typ­ge­neh­mi­gung durch ei­ne ge­set­zes­wid­ri­ge Ma­ni­pu­la­ti­on er­schli­chen hat. Die Ein­hal­tung der Eu­ro-5-Ab­gas­norm, die für die Typ­ge­neh­mi­gung er­for­der­lich war, er­reich­te das Kfz näm­lich nur we­gen des Ein­sat­zes ma­ni­pu­lie­ren­der Soft­ware und war da­mit nicht vor­schrifts­ge­mäß si­cher­ge­stellt. Wä­re die Soft­ware nicht ein­ge­setzt wor­den, wä­ren un­strei­tig schon im Prüf­ver­lauf die ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­nen Stick­oxid-Emis­si­ons­wer­te über­schrit­ten wor­den (vgl. LG Müns­ter, Urt. v. 14.03.2016 – 011 O 341/15; LG Lü­ne­burg, Urt. v. 02.06.2016 – 4 O 3/16; LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – 2 O 425/15, LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16).

Der Ein­wand, es han­de­le sich nicht um über ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems, geht fehl. Viel­mehr spricht al­les für ei­ne Ge­setz­wid­rig­keit der streit­ge­gen­ständ­li­chen Pro­gram­mie­rung der Mo­tor­steue­rungs­soft­ware.

Die Ver­wen­dung von Ab­schalt­vor­rich­tun­gen, die die Wir­kung von Emis­si­ons­kon­troll­sys­te­men ver­rin­gern, ver­bie­tet Art. 5 II i. V. mit Art. 3 Nr. 10 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 20.06.2007 über die Typ­ge­neh­mi­gung von Kraft­fahr­zeu­gen hin­sicht­lich der Emis­sio­nen von leich­ten Per­so­nen­kraft­wa­gen und Nutz­fahr­zeu­gen (Eu­ro 5 und Eu­ro 6) aus­drück­lich. Die in­stal­lier­te Pro­gram­mie­rung steht bei Aus­le­gung nach Sinn und Zweck die­ser Vor­schrif­ten ei­ner sol­chen Ab­schalt­ein­rich­tung gleich, denn sie setzt die zu ei­nem ge­rin­ge­ren Stick­oxid­aus­stoß füh­ren­de, aus­schließ­lich für den Prüf­stand be­stimm­te Pro­gram­mie­rung der Mo­tor­steue­rung im Mo­dus 1 für den Fahr­be­trieb auf der Stra­ße au­ßer Kraft mit der Fol­ge, dass der Stick­oxid­aus­stoß im Fahr­be­trieb auf der Stra­ße hö­her ist als auf dem Prüf­stand. Um­ge­kehrt wird die im nor­ma­len Fahr­be­trieb wirk­sa­me Pro­gram­mie­rung auf dem Prüf­stand au­ßer Kraft ge­setzt, in­dem die Mo­tor­steue­rung den Be­triebs­zu­stand für den nor­ma­len Fahr­be­trieb auf der Stra­ße zu­guns­ten ei­nes aus­schließ­lich für den Prüf­stand­be­trieb be­stimm­ten Mo­dus ab­schal­tet. Dar­auf, ob tat­säch­lich ei­ne Ein­wir­kung auf das Emis­si­ons­kon­troll­sys­tem vor­han­den ist oder le­dig­lich ei­ne Ein­wir­kung auf ei­nen inn­er­mo­to­ri­schen Vor­gang, kann es da­ge­gen nicht an­kom­men. Viel­mehr ist ei­ne Schad­stoff­mes­sung auf dem Prüf­stand nur sinn­voll, wenn das zu tes­ten­de Fahr­zeug ge­ra­de hin­sicht­lich der Ab­gas­be­hand­lung dem Zu­stand ent­spricht, der auch auf der Stra­ße ge­ge­ben ist, denn die Prüf­stand­prü­fung ist kein Selbst­zweck. Sie schafft viel­mehr die Grund­la­ge für ein wahr­schein­li­ches Ver­hal­ten des Fahr­zeugs auch im nor­ma­len Fahr­be­trieb und soll hier­für zu­min­dest ei­nen An­halt ge­ben. Dem­zu­fol­ge muss der Prüf­stand­mo­dus zwar nicht ex­akt den rea­len Fahr­be­trieb ab­bil­den, die Mo­tor­steue­rung muss aber je­den­falls im We­sent­li­chen iden­tisch wie dort funk­tio­nie­ren (ähn­lich LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – 2 O 425/15; LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16). Nur so wird ge­währ­leis­tet, dass die Ab­gas- und Ver­brauchs­wer­te von Prüf­stand­be­trieb und Fahr­be­trieb in ei­ner ge­wis­sen Kor­re­la­ti­on zu­ein­an­der ste­hen und ei­ne Aus­sa­ge über den rea­len Fahr­be­trieb so­wie den Ver­gleich zu an­de­ren Fahr­zeu­gen zu­las­sen. Die Fahr­zeu­ge müs­sen die Prüf­stand­si­tua­ti­on zwar er­ken­nen kön­nen und in ei­nen Prüf­stand­mo­dus um­schal­ten, da­mit die Fahr­zeugas­sis­tenz­sys­te­me nicht falsch re­agie­ren; der Prüf­stand­mo­dus dient aber nicht da­zu, das Emis­si­ons­kon­troll­sys­tem an­ders zu steu­ern (vgl. LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16). Mit ei­ner aus­schließ­lich auf den Test­zy­klus zu­ge­schnit­te­nen Pro­gram­mie­rung der Ab­gas­be­hand­lung wer­den die ein­schlä­gi­gen Vor­schrif­ten so­mit un­zu­läs­sig um­gan­gen (vgl. LG Hil­des­heim, Urt. v. 17.01.2016 – 3 O 139/16).

Dem­entspre­chend muss die Be­klag­te zu 2 selbst die von ihr ent­wi­ckel­te Soft­ware für un­zu­läs­sig ge­hal­ten ha­ben, denn sonst hät­te sie sie bei Er­tei­lung der Typ­ge­neh­mi­gung oh­ne Wei­te­res of­fen­ba­ren kön­nen. Selbst in der von der Klä­ge­rin vor­ge­leg­ten In­for­ma­ti­on über die Rück­ruf­ak­ti­on ge­gen­über ih­ren Kun­den spricht sie des­halb da­von, dass bei Nicht­teil­nah­me an der Rück­ruf­ak­ti­on ei­ne Be­triebs­un­ter­sa­gung durch­ge­führt wer­den kön­ne. Folg­lich hat das Kraft­fahrt-Bun­des­amt un­strei­tig die Nach­bes­se­rung für ver­pflich­tend er­klärt. All dies er­hellt, dass oh­ne die Nach­bes­se­rung das Fahr­zeug nicht zu­las­sungs­fä­hig war, weil es den ein­schlä­gi­gen Ab­gas­nor­men nicht ent­sprach. Dies wie­der­um stellt ei­nen Man­gel dar (eben­so of­fen­bar OLG Mün­chen, Beschl. v. 23.03.2017 – 3 U 4316/16, ju­ris Rn. 14).

b) Ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung war ent­behr­lich und die Pflicht­ver­let­zung war nicht un­er­heb­lich; die­se bei­den Vor­aus­set­zun­gen des Rück­tritts­rechts hän­gen eng mit­ein­an­der zu­sam­men. Ist die Nach­bes­se­rung dem Kun­den näm­lich nicht zu­mut­bar, so kann es im Er­geb­nis nicht dar­auf an­kom­men, wel­che Kos­ten sie ver­ur­sa­chen wür­de.

Ei­ne Frist­set­zung war ge­mäß § 440 Satz 1 Fall 3 BGB we­gen Un­zu­mut­bar­keit ent­behr­lich.

Zur Be­ur­tei­lung sind al­le Um­stän­de des Ein­zel­falls zu be­rück­sich­ti­gen, ins­be­son­de­re die Zu­ver­läs­sig­keit des Ver­käu­fers (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 233 f.), ei­ne nach­hal­ti­ge Stö­rung des Ver­trau­ens­ver­hält­nis­ses der Par­tei­en, die Art der Sa­che und der Zweck, für den der Ver­brau­cher sie be­nö­tigt, die Art des Man­gels und die Be­gleit­um­stän­de der Nach­er­fül­lung. Die Un­zu­mut­bar­keit ist aus der Per­spek­ti­ve des Käu­fers zu be­ur­tei­len, ei­ne In­ter­es­sen­ab­wä­gung fin­det nicht statt (vgl. Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2014, § 440 Rn. 23 f.).

aa) Hier war die Nach­bes­se­rung der Klä­ge­rin des­halb un­zu­mut­bar, weil mit ei­ner auch nur ei­ni­ger­ma­ßen zeit­na­hen Durch­füh­rung im Rück­tritts­zeit­punkt nicht zu rech­nen war (ähn­lich LG Lü­ne­burg, Urt. v. 02.06.2016 – 4 O 3/16; LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16). Die Ma­ni­pu­la­ti­on des Fahr­zeugs trat im Herbst 2015 zu­ta­ge. Zu die­sem Zeit­punkt gab es ein auf den spe­zi­fi­schen Fahr­zeug­typ ab­ge­stimm­tes Soft­ware­up­date für das Fahr­zeug der Klä­ge­rin noch nicht und ein sol­ches hat­te das Kraft­fahrt-Bun­des­amt folg­lich we­der frei­ge­ge­ben noch ei­ne Rück­ruf­ak­ti­on ge­neh­migt.

Der Vor­trag der Be­klag­ten, be­reits En­de No­vem­ber 2015 ha­be fest­ge­stan­den, in wel­cher Wei­se das Soft­ware­up­date auf den Mo­tor ein­wir­ken müs­se, um die nach der Ab­gas­norm „Eu­ro 5“ maß­geb­li­chen Wer­te ein­zu­hal­ten, än­dert dar­an nichts, denn da­mit war al­len­falls die tech­ni­sche Sei­te der Soft­ware­ver­än­de­rung klar. Ob und in wel­chem Zeit­rah­men die­se Ein­wir­kung auf den Mo­tor rea­li­siert wer­den kann, war je­doch un­ge­wiss. Die ent­spre­chen­de Si­cher­heit hat die Be­klag­te zu 2 folg­lich we­der nach au­ßen kom­mu­ni­ziert noch hier­für ei­ne Ge­neh­mi­gung des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes er­hal­ten. Die Ge­neh­mi­gung er­ging viel­mehr für das hier streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug erst im No­vem­ber 2016, das heißt rund ein Jahr nach der Auf­de­ckung der Ma­ni­pu­la­ti­on, wo­bei die Nach­bes­se­rung al­ler be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge auch nach die­sem Zeit­punkt noch ge­rau­me Zeit in An­spruch neh­men dürf­te.

Ein sol­ches Zu­war­ten auf ei­nen völ­lig un­ge­wis­sen Zeit­punkt ei­ner Nach­bes­se­rung ist ei­nem Käu­fer nicht zu­mut­bar. Die an­ge­mes­se­ne War­te­zeit rich­tet sich vor­ran­gig nach sei­nen In­ter­es­sen, denn die Un­zu­mut­bar­keit ist aus sei­ner Sicht zu be­ur­tei­len.

Üb­li­cher­wei­se dau­ert die Nach­bes­se­rung von Feh­lern ei­nes Kraft­fahr­zeugs auch al­len­falls ei­ni­ge Wo­chen. In­ner­halb die­ser Zeit je­den­falls war mit ei­ner Nach­bes­se­rung nicht zu rech­nen. Viel­mehr be­stand ei­ne der­ar­ti­ge Un­si­cher­heit über die Nach­bes­se­rungs­mög­lich­keit und die da­für be­an­spruch­te Zeit, dass die Klä­ge­rin sinn­voll ei­ne Nach­frist über­haupt nicht hät­te set­zen kön­nen, son­dern ins Un­ge­wis­se hät­te ab­war­ten müs­sen (vgl. LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16).

Der Um­stand, dass die Nach­bes­se­rung we­gen der Viel­zahl der ma­ni­pu­lier­ten Fahr­zeu­ge und zu er­stel­len­den Soft­ware­up­dates län­ge­re Zeit in An­spruch nahm, kann nicht da­zu füh­ren, die An­ge­mes­sen­heit ei­ner War­te­frist zu ver­län­gern. Die­se zeit­li­chen Pro­ble­me auf Her­stel­ler­sei­te bei der Ent­wick­lung des Soft­ware­up­dates fal­len in das Ri­si­ko des Her­stel­lers und sind da­mit dem des­sen Pro­dukt ver­trei­ben­den Ver­käu­fer zu­zu­ord­nen. Dass die Nach­bes­se­rung so lan­ge Zeit be­nö­tig­te, be­ruht näm­lich nach An­ga­ben der Be­klag­ten auf der Viel­zahl der ma­ni­pu­lier­ten rund 10 Mil­lio­nen Fahr­zeu­ge. Das dar­in im Er­geb­nis lie­gen­de Ar­gu­ment, ei­ne Viel­zahl von Kun­den sei falsch be­lie­fert wor­den, kann je­doch kein Ar­gu­ment für ei­ne län­ge­re Nach­bes­se­rungs­frist sein, weil dies die Ver­ant­wor­tungs­ver­hält­nis­se ins Ge­gen­teil ver­keh­ren wür­de. Der Kun­de kann viel­mehr für den Ein­satz der Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware nicht das Ge­rings­te, so­dass er sich nicht mit dem Ver­weis auf ei­ne mas­sen­haf­te Schä­di­gung mit ei­ner un­ab­seh­ba­ren Dau­er der Wie­der­gut­ma­chung ab­spei­sen las­sen muss.

Für ei­ne zeit­li­che Un­zu­mut­bar­keit spricht zu­dem Sinn und Zweck der Frist: Sie soll den Schuld­ner in die La­ge ver­set­zen, sei­ne Leis­tung zu voll­enden, und nicht, mit ihr zu be­gin­nen (vgl. MünchKomm-BGB/Ernst, 7. Aufl., § 323 Rn. 73). Er­for­dert die Man­gel­be­sei­ti­gung ei­ne un­ab­seh­ba­re Zeit, so stellt sich die La­ge für den Käu­fer dar, als wür­de der Schuld­ner mit Frist­set­zung erst­mals den Ver­such der Be­wir­kung ei­ner Leis­tung un­ter­neh­men (LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16). Län­ger als ein Jahr muss ein Käu­fer je­den­falls nicht zu­war­ten (vgl. OLG Mün­chen, Beschl. v. 23.03.2017 – 3 U 4316/16, ju­ris Rn. 16). Bei ei­ner der­art lan­gen Zeit, die zur Nach­bes­se­rung be­nö­tigt wird, muss viel­mehr kei­ne Frist ge­setzt wer­den.

bb) Fer­ner ist die Nach­bes­se­rung we­gen ei­ner nach­hal­ti­gen Zer­stö­rung des Ver­trau­ens­ver­hält­nis­ses un­zu­mut­bar.

Die Be­klag­te zu 1 kann näm­lich den Man­gel nur mit­hil­fe der Her­stel­le­rin, der Be­klag­ten zu 2, be­sei­ti­gen, so­dass die Klä­ge­rin im Er­geb­nis für die Nach­bes­se­rung der Be­klag­ten zu 2 ver­trau­en müss­te. Die­se ist aber ge­ra­de für die Ma­ni­pu­la­ti­on ver­ant­wort­lich, was die Nach­bes­se­rung un­zu­mut­bar macht. Wä­re die Be­klag­te zu 2 Ver­käu­fe­rin ge­we­sen, be­dürf­te dies kei­ner Dis­kus­si­on, denn dem Käu­fer ist ei­ne Nach­bes­se­rung durch den Ver­käu­fer un­zu­mut­bar, wenn die­ser ihn zu­vor arg­lis­tig ge­täuscht hat (vgl. BGH, Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 182/08 Rn. 19 f.). Das hat die Be­klag­te zu 2 ge­tan, denn sie hat die Be­hör­den und Kun­den über die Um­welt­freund­lich­keit der Mo­to­ren des Typs EA189, de­ren Ab­gas­wer­te und de­ren Zu­las­sungs­fä­hig­keit ge­täuscht (s. da­zu un­ter I 2).

Eben­so un­zu­mut­bar ist aber die hier vor­ge­se­he­ne Ge­stal­tung der ver­trags­ge­rech­ten Nach­bes­se­rung durch den Täu­schen­den. Auch wenn das Soft­ware­up­date von der Be­klag­ten zu 1 auf den Wa­gen der Klä­ge­rin auf­ge­spielt wer­den soll, stellt dies ei­nen bloß un­ter­ge­ord­ne­ten Akt der ge­sam­ten Nach­bes­se­rung dar, denn die we­sent­li­chen Nach­bes­se­rungs­schrit­te muss mit der Ent­wick­lung der Soft­ware, de­ren Test und der Ein­ho­lung der Ge­neh­mi­gun­gen die Be­klag­te zu 2 leis­ten, al­so ge­ra­de die­je­ni­ge, die ge­täuscht hat. Die Be­klag­te zu 2 stellt für die Be­klag­te zu 1 für die Nach­bes­se­rung auch ei­nen Er­fül­lungs­ge­hil­fen i. S. von § 278 BGB dar, da die Be­klag­te zu 1 die Nach­bes­se­rung oh­ne die al­lein vom Her­stel­ler zur Ver­fü­gung ge­stell­te Soft­ware nicht durch­füh­ren kann und ver­mut­lich we­gen der Ge­fahr des Ver­lusts der Be­triebs­er­laub­nis auch gar nicht ei­gen­stän­dig durch­füh­ren dürf­te. Lie­ße man die Nach­bes­se­rung zu, so müss­te die Klä­ge­rin sich da­bei al­so ge­ra­de auf den­je­ni­gen ver­las­sen, der sich zu­vor Be­hör­den und Kun­den ge­gen­über als un­zu­ver­läs­sig er­wie­sen hat. Dies ist ihr nicht zu­mut­bar (eben­so LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16).

Die schluss­end­lich durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt auch für das hier streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug er­teil­te Ge­neh­mi­gung än­dert dar­an nichts. Auf ei­ne Nach­bes­se­rung un­ter be­hörd­li­cher Auf­sicht muss sich die Klä­ge­rin schon des­halb nicht ver­wei­sen las­sen, weil die Ge­neh­mi­gung erst weit nach dem Rück­tritt er­teilt wur­de. Ab­ge­se­hen da­von hat die Be­klag­te zu 2 das Kraft­fahrt-Bun­des­amt be­reits ein­mal durch die streit­ge­gen­ständ­li­che Ma­ni­pu­la­ti­on ge­täuscht, so­dass des­sen Auf­sicht nun nicht aus­schließt, dass sich ei­ne sol­che Täu­schung wie­der­ho­len könn­te. In­so­weit kann da­hin­ste­hen, ob das Kraft­fahrt-Bun­des­amt bei der Erst­ge­neh­mi­gung mit ei­ner „Schum­mel­soft­ware" nicht rech­nen muss­te und es des­halb nicht ge­ne­rell für die Über­wa­chung un­ge­eig­net ist (so wohl LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16). Auch wenn man dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt die grund­sätz­li­che Eig­nung zur Über­wa­chung zu­ge­steht, ist näm­lich kei­nes­wegs aus­ge­schlos­sen, dass die Be­klag­te zu 2 im Rah­men der Über­ar­bei­tung wie­der­um ver­steck­te Maß­nah­men er­greift, mit de­nen die Be­hör­de nicht rech­net und die folg­lich auch nicht ent­deckt wer­den. Der Nach­bes­se­rungs­pflich­ti­ge, der nicht ein­mal vor der Täu­schung von Be­hör­den zu­rück­schreckt, kann sich je­den­falls nicht dar­auf be­ru­fen, er wer­de durch die be­reits ein­mal ge­täusch­te Be­hör­de über­wacht.

cc) Ob die Nach­bes­se­rung auch des­halb un­zu­mut­bar ist, weil nach ih­rer Durch­füh­rung dem Fahr­zeug ein Man­gel­ver­dacht un­ter dem Ge­sichts­punkt an­haf­ten könn­te, dass dem Lai­en kaum vor­stell­bar ist, dass die­se für Ver­brauch oder Ver­schleiß fol­gen­los bleibt (so LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16), kann folg­lich of­fen­blei­ben.

dd) Der Man­gel ist kei­nes­wegs un­er­heb­lich i. S. von § 323 V 2 BGB, wo­mit der Rück­tritt des­halb auch nicht aus­ge­schlos­sen ist (eben­so LG Lü­ne­burg, Urt. v. 02.06.2016 – 4 O 3/16; LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16; a. A. LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – 2 O 425/15). Ist die Man­gel­be­sei­ti­gung nicht zu­mut­bar, so kann viel­mehr de­ren Auf­wand für die Er­heb­lich­keit des Man­gels nicht maß­geb­lich sein, so­dass es auch nicht dar­auf an­kommt, ob die­ser Auf­wand un­ter fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses liegt. Viel­mehr liegt ein er­heb­li­cher Man­gel schon al­lein des­halb vor, weil zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung – wie aus­ge­führt – trotz des da­mals an­ge­kün­dig­ten (aber noch nicht ge­neh­mig­ten) Soft­ware­up­dates nicht kon­kret ab­seh­bar war, wann der Wa­gen der Klä­ge­rin zu wel­chen Kos­ten nach­ge­bes­sert wer­den wür­de, und ihr ei­ne Durch­füh­rung mit­hil­fe der Be­klag­ten zu 2 nicht zu­mut­bar war. Stell­te man in sol­chen Fall­ge­stal­tun­gen auf die Kos­ten der Nach­bes­se­rung ab, so wür­de der Käu­fer zu ei­ner ihm un­zu­mut­ba­ren Nach­bes­se­rung fak­tisch ge­zwun­gen. Ei­ne Min­de­rung als al­ter­na­ti­ves Ge­währ­leis­tungs­recht schei­det folg­lich aus (eben­so LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16).

2. Der ent­spre­chen­de Er­satz­an­spruch be­steht ge­gen die Be­klag­te zu 2 aus §§ 823 II, 31 BGB i. V. mit § 263 StGB.

§ 263 StGB ist Schutz­ge­setz i. S. des § 823 II BGB. Die Be­klag­te zu 2 hat den Tat­be­stand des Be­tru­ges ge­gen­über der Klä­ge­rin je­den­falls in mit­tel­ba­rer Tä­ter­schaft un­ter Be­nut­zung ih­rer Ver­trags­händ­le­rin, der Be­klag­ten zu 1, ver­wirk­licht.

a) Die Be­klag­te zu 2 hat die Klä­ge­rin über die Ge­set­zes­kon­for­mi­tät des Fahr­zeugs ge­täuscht. Im In­ver­kehr­brin­gen des Fahr­zeugs oh­ne Hin­weis auf den Um­stand, dass die EG-Typ­ge­neh­mi­gung und dem fol­gend die Be­triebs­er­laub­nis er­schli­chen war, liegt ei­ne Täu­schungs­hand­lung und ein pflicht­wid­ri­ges Un­ter­las­sen zu­las­ten der be­trof­fe­nen Ver­kehrs­krei­se und da­mit der po­ten­zi­el­len Käu­fer. Die Be­klag­te zu 2 hat die Ab­gas­mes­sung, wie aus­ge­führt, so ma­ni­pu­liert, dass sich ver­fälsch­te Stick­oxid­wer­te er­ga­ben, und nur des­halb die Typ­ge­neh­mi­gung und die dar­auf be­ru­hen­de Be­triebs­er­laub­nis für die ma­ni­pu­lier­ten Fahr­zeu­ge er­hal­ten kön­nen. Da­mit wur­de vor­ge­spie­gelt, dass die Fahr­zeu­ge sich in ei­nem ge­set­zes­kon­for­men Zu­stand be­fan­den. Der dau­er­haf­te Be­stand ei­ner Be­triebs­er­laub­nis ist Grund­la­ge für die ver­trag­lich beim Kauf ei­nes Kraft­fahr­zeugs vor­aus­ge­setz­te Mög­lich­keit des Be­triebs die­ses Kraft­fahr­zeugs im Stra­ßen­ver­kehr. Ein Her­stel­ler, der die­se durch frag­wür­di­ge Mess­be­ein­flus­sung er­reicht hat, muss die po­ten­zi­el­len Kun­den des­halb hier­über auf­klä­ren. Al­lein dies ge­nügt für ei­ne Täu­schungs­hand­lung im Sin­ne des Be­trugs­tat­be­stan­des, so­dass of­fen­blei­ben kann, ob auch ei­ne Täu­schung über die Emis­si­ons­wer­te im Prüf­zy­klus oder im rea­len Fahr­be­trieb den Be­trugs­tat­be­stand er­füllt.

b) Die Täu­schung ist der Be­klag­ten zu 2 zu­zu­rech­nen. Der Mo­tor des Fahr­zeugs der Klä­ge­rin ist von der Be­klag­ten zu 2 kon­stru­iert und ein­ge­baut wor­den. Da­von, dass ih­re Or­ga­ne von der ent­spre­chen­den Kon­struk­ti­on Kennt­nis hat­ten, hat das Ge­richt aus­zu­ge­hen, denn die Klä­ge­rin be­haup­tet dies un­ter Be­nen­nung der Vor­stands­mit­glie­der als Zeu­gen, wäh­rend die Be­klag­te zu 2 sich nur dar­auf zu­rück­zieht, hier­über ha­be sie „kei­ne Er­kennt­nis­se“. Dies ge­nügt der die Be­klag­te zu 2 tref­fen­den se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last in kei­ner Wei­se.

Die Be­klag­ten zu 2 trifft ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last über die Ab­läu­fe in ih­rem Kon­zern und die Tat­sa­chen, die die streit­ge­gen­ständ­li­che Ma­ni­pu­la­ti­on er­mög­lich­ten.

Ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last be­steht, wenn der be­weis­be­las­te­ten Par­tei nä­he­rer Vor­trag nicht mög­lich oder nicht zu­mut­bar ist, wäh­rend die be­strei­ten­de Par­tei al­le we­sent­li­chen Tat­sa­chen kennt und es ihr zu­mut­bar ist, nä­he­re An­ga­ben zu ma­chen. Der Geg­ner der pri­mär dar­le­gungs­pflich­ti­gen Par­tei darf sich nicht auf ein­fa­ches· Be­strei­ten be­schrän­ken, wenn die dar­le­gungs­pflich­ti­ge Par­tei au­ßer­halb des von ihr dar­zu­le­gen­den Ge­sche­hens­ab­laufs steht und kei­ne nä­he­re Kennt­nis der maß­ge­ben­den Tat­sa­chen be­sitzt, wäh­rend der Pro­zess­geg­ner sie hat und ihm nä­he­re An­ga­ben zu­mut­bar sind (vgl. BGH, Urt. v. 07.12.1998 – II ZR 266/97, BGHZ 140, 156 [158]).

So liegt es hier, denn die Klä­ge­rin hat na­tur­ge­mäß, kei­ner­lei Ein­blick in die in­ter­nen Ent­schei­dungs­vor­gän­ge bei der Be­klag­ten zu 2, son­dern ist in­so­weit auf Pres­se­be­rich­te und Ähn­li­ches an­ge­wie­sen. Den ihr zu­zu­mu­ten­den Vor­trag hat sie mit dem Vor­trag der Pri­mär­tat­sa­che der Kennt­nis ins­be­son­de­re der da­ma­li­gen Vor­stän­de Dr. Win­ter­korn und des Ent­wick­lungs­chefs Ha­cken­berg er­bracht. Dass dem ent­ge­gen in ih­rem Vor­stand kei­ne Kennt­nis be­stand, legt die Be­klag­te zu 2 nicht hin­rei­chend dar. Sie hat die Mög­lich­keit, die in ih­rem Un­ter­neh­men im Zu­sam­men­hang mit der Pro­gram­mie­rung und Im­ple­men­tie­rung der streit­ge­gen­ständ­li­chen Soft­ware ab­ge­lau­fe­nen Vor­gän­ge und Ent­schei­dungs­pro­zes­se dar­zu­le­gen. Sie muss des­halb dar­le­gen, wer die Ent­schei­dung zur Ent­wick­lung und mil­lio­nen­fa­chen Im­ple­men­tie­rung der Soft­ware ge­trof­fen hat. Es han­del­te sich um ei­ne we­sent­li­che stra­te­gi­sche Ent­schei­dung mit enor­mer wirt­schaft­li­cher Reich­wei­te – wie die wirt­schaft­li­chen Fol­gen des so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dals zei­gen – eben­so gro­ßen Ri­si­ken, bei der kaum an­zu­neh­men ist, dass sie von ei­nem am un­te­ren En­de der Be­triebs­hier­ar­chie an­ge­sie­del­ten Ent­wick­ler in ei­ge­ner Ver­ant­wor­tung ge­trof­fen wor­den ist. Dass die­se Ent­schei­dung nicht vom Vor­stand an­ge­ord­net oder doch je­den­falls „ab­ge­seg­net“ wor­den ist, ist an­ge­sichts des Um­fangs der Im­ple­men­tie­rung kaum vor­stell­bar. Je­den­falls ist dies nur dann plau­si­bel dar­ge­legt, wenn die Ent­schei­dungs­pro­zes­se im Hau­se der Be­klag­ten zu 2 hier­zu of­fen­ge­legt wer­den.

Die Be­klag­te zu 2 ist als ju­ris­ti­sche Per­son ver­pflich­tet, ihr Haus so zu or­ga­ni­sie­ren, dass we­sent­li­che Ent­schei­dun­gen nicht durch ein­zel­ne Mit­ar­bei­ter ge­trof­fen wer­den kön­nen, son­dern über­prüft und kon­trol­liert wer­den. Ge­ra­de der Vor­stand hat das Un­ter­neh­men ent­spre­chend den ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen zu or­ga­ni­sie­ren (sog. Com­p­li­an­ce; vgl. Münch­Komm-AktG/Spind­ler, 4. Aufl. [2014], § 91 Rn. 52 f.). Dem­entspre­chend muss durch or­ga­ni­sa­to­ri­sche Maß­nah­men wie Con­trol­ling und In­nen­re­vi­si­on si­cher­ge­stellt sein, dass für al­le we­sent­li­chen Ent­schei­dun­gen Be­richts­pflich­ten ge­gen­über dem Vor­stand be­ste­hen und de­ren Ein­hal­tung kon­trol­liert wird. Geht man von ei­ner ent­spre­chen­den Or­ga­ni­sa­ti­on der Be­klag­ten zu 2 aus, muss­te der Vor­stand an­ge­sichts des Um­fangs der Ma­ni­pu­la­ti­on, der auch ei­ne ent­spre­chen­de Bud­ge­tie­rung vor­aus­setzt, wis­sen, wer hier ver­ant­wort­lich war. Je­den­falls muss die Be­klag­te er­klä­ren, war­um bei ei­ner zu­rei­chen­den Or­ga­ni­sa­ti­on ih­rer­seits ih­re lei­ten­den Mit­ar­bei­ter und der durch sie zu in­for­mie­ren­de Vor­stand, da­von kei­ne Kennt­nis ge­habt ha­ben kön­nen. Dem­entspre­chend hat sie die Zu­stän­dig­kei­ten, Ver­ant­wort­lich­kei­ten und Ent­schei­dungs­pro­zes­se in ih­rem Un­ter­neh­men dar­zu­tun, um ei­ne feh­len­de Kennt­nis hin­rei­chend dar­zu­le­gen (eben­so LG Hil­des­heim, Urt. v. 17.01.2016 – 3 O 139/16).

Da­mit wird kei­ne un­zu­läs­si­ge mo­sa­ik­ar­ti­ge Wis­sens­zu­rech­nung des im Hau­se vor­han­de­nen Wis­sens über au­ßer­halb des Hau­ses lie­gen­de Um­stän­de (da­zu BGH, Urt. v. 28.06.2016 – VI ZR 536/15 Rn. 23) vor­ge­nom­men, son­dern es geht um den der Be­klag­ten zu 2 be­kann­ten Ent­schei­dungs­ab­lauf in ih­rem ei­ge­nen Un­ter­neh­men.

Hier­zu fehlt jeg­li­che Dar­le­gung. Der Vor­trag der Be­klag­ten zu 2, sie „klä­re ge­ra­de die Um­stän­de auf“, wie es zur Ent­wick­lung und zum Ein­bau der Soft­ware ge­kom­men sei, hier­für ha­be sie die Kanz­lei Jo­nes Day mit ei­ner Un­ter­su­chung be­auf­tragt; nach dem der­zei­ti­gen Er­mitt­lungs­stand lä­gen „kei­ne Er­kennt­nis­se" da­für vor, dass ein­zel­ne Vor­stands­mit­glie­der an der Ent­wick­lung der Soft­ware be­tei­ligt ge­we­sen sei­en oder die Ent­wick­lung oder Ver­wen­dung der Soft­ware des Die­sel­mo­tors EA189 EU5 in Auf­trag ge­ge­ben oder ge­bil­ligt hät­ten, ist gänz­lich un­zu­rei­chend und ge­nügt § 138 I ZPO, wo­nach die Par­tei­en ih­re Er­klä­run­gen über tat­säch­li­che Um­stän­de voll­stän­dig und der Wahr­heit ge­mäß ab­zu­ge­ben ha­ben, nicht. Er­geb­nis­se ih­rer ei­ge­nen an­geb­li­chen Auf­klä­rungs­ar­beit tut die Be­klag­te zu 2 schon in kei­ner Wei­se dar. Auch was die Kanz­lei Jo­nes Day her­aus­ge­fun­den hat, of­fen­bart die Be­klag­te zu 2 nicht, ob­wohl sie selbst Er­geb­nis­se von de­ren Un­ter­su­chung für das 4. Quar­tal 2016 an­ge­kün­digt hat.

Nach dem un­be­strit­ten ge­blie­be­nen Vor­trag der Klä­ge­rin un­ter Be­ru­fung auf ei­nen Pres­se­be­richt will die Be­klag­te zu 2 die dies­be­züg­li­chen Un­ter­su­chungs­er­geb­nis­se, an­ders als an­ge­kün­digt, nun nicht ver­öf­fent­li­chen, weil sie un­ter an­de­rem Fahr­zeug­käu­fern kei­nen Vor­teil ver­schaf­fen will. Zur Of­fen­ba­rung ist sie aber je­den­falls im Pro­zess an­ge­sichts ih­rer Wahr­heits­pflicht ver­pflich­tet. Hin­zu kommt, dass je­den­falls die in den USA da­für ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen ihr aus­weis­lich der von der Klä­ge­rin vor­ge­leg­ten und un­be­strit­te­nen Ei­ni­gung mit den US-Be­hör­den mitt­ler­wei­le be­kannt sind. Dann kann sie auch dar­le­gen, wer die Ent­schei­dung ge­trof­fen hat und wie es mög­lich ge­we­sen sein soll, dass die­se den­noch dem Vor­stand un­be­kannt ge­blie­ben ist. Tut sie das nicht, so ist die Kennt­nis ih­res Vor­stands als zu­ge­stan­den zu wer­ten.

c) Die Ver­mö­gens­ver­fü­gung der Klä­ge­rin liegt dar­in, dass sie ein Fahr­zeug ge­kauft und den Kauf­preis ge­zahlt hat. Die­se be­ruht auf ei­nem Irr­tum der Klä­ge­rin, denn es ist zu ver­mu­ten, dass sie, wenn sie ge­wusst hät­te, dass die Zu­las­sung des Fahr­zeugs zwei­fel­haft war, die­ses nicht ge­kauft hät­te, weil nicht si­cher war, dass sie es im Stra­ßen­ver­kehr auf Dau­er auch wür­de be­nut­zen dür­fen. Der Er­werb ei­nes sol­chen Fahr­zeugs wä­re näm­lich sinn­los.

d) Hier­in liegt der irr­tums­be­ding­te Ver­mö­gens­scha­den. Die Klä­ge­rin hat in Un­kennt­nis der nicht ge­set­zes­kon­for­men Mo­tor­steue­rungs­soft­ware den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw er­wor­ben und da­mit ei­nen ihr wirt­schaft­lich nach­tei­li­gen Ver­trag ab­ge­schlos­sen. An­ge­sichts der nicht ge­set­zes­kon­form er­lang­ten Zu­las­sung be­stand be­reits bei Er­werb des Fahr­zeugs ein ho­hes Ri­si­ko der Sinn­lo­sig­keit des Er­werbs, weil das Fahr­zeug nicht im Stra­ßen­ver­kehr be­nutzt wer­den darf. Die Klä­ge­rin hat da­mit nicht das be­kom­men, was ihr aus dem Kauf­ver­trag zu­stand, näm­lich ein ein­wand­frei­es, den ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen ent­spre­chen­des Fahr­zeug (eben­so LG Hil­des­heim, Urt. v. 17.01.2016 – 3 O 139/16).

Die­ser Ver­mö­gens­nach­teil ist stoff­gleich mit dem täu­schungs­be­dingt er­lang­ten Vor­teil des Kauf­prei­ses. Zwar ist der Vor­teil nicht di­rekt bei der Be­klag­ten zu 2 ein­ge­tre­ten, son­dern zu­nächst bei der Be­klag­ten zu 1 als Ver­käu­fe­rin. Ein fremd­nüt­zi­ger Be­trug, bei dem Täu­schen­der und Vor­teils­emp­fän­ger per­so­nen­ver­schie­den sind, än­dert aber an der Stoff­gleich­heit nichts (Fi­scher, StGB, 61. Aufl., § 263 Rn. 187 f.).

e) Der er­streb­te Vor­teil war rechts­wid­rig, weil hier­auf kein Rechts­an­spruch be­stand. Recht­fer­ti­gungs­grün­de im Üb­ri­gen sind eben­falls nicht er­sicht­lich.

f) Die Be­klag­te zu 2 hat vor­sätz­lich ge­han­delt. Sie hat ei­ne Ma­ni­pu­la­ti­on der Ab­gas­wer­te vor­ge­nom­men, für die ihr klar war, dass die­se die Zu­las­sung der ma­ni­pu­lier­ten Fahr­zeu­ge ge­fähr­det. Wä­ren die Fahr­zeu­ge oh­ne die Ma­ni­pu­la­ti­on zu­las­sungs­fä­hig ge­we­sen, hät­te es der „Schum­mel­soft­ware" näm­lich nicht be­durft, so­dass ihr Ver­hal­ten ei­nen an­de­ren Schluss nicht zu­lässt. Die­ser Vor­satz er­streck­te sich auf den ver­ur­sach­ten Scha­den des Er­werbs ei­nes so nicht zu­las­sungs­fä­hi­gen Fahr­zeugs, denn auch dies muss­te ihr un­ter die­sen Um­stän­den klar sein. Dass sie nicht ge­wollt hat, dass die­se Ma­ni­pu­la­ti­on of­fen­bar wird, än­dert dar­an nichts. Viel­mehr ist es ge­ra­de das Kenn­zei­chen ei­nes Be­tru­ges, dass ein Be­trü­ger das Auf­de­cken sei­ner Täu­schung nicht wünscht. Der Vor­satz rich­te­te sich auch auf den Scha­den, denn die­ser lag im Er­werb ei­nes Pkw mit ge­fähr­de­ter Zu­las­sungs­fä­hig­keit, so­dass es auf die Ent­de­ckung der feh­len­den Zu­las­sungs­fä­hig­keit nicht an­kommt.

g) Dem­zu­fol­ge muss auch die Be­klag­te zu 2 den Kauf­preis er­stat­ten. Der Scha­dens­er­satz­an­spruch rich­tet sich dar­auf, die Klä­ge­rin so zu stel­len, wie sie oh­ne die Täu­schung ge­stan­den hät­te. Die Be­klag­te muss da­her die wirt­schaft­li­chen Fol­gen des Kaufs da­durch un­ge­sche­hen ma­chen, dass sie den Kauf­preis ge­gen Her­aus­ga­be des Pkw er­stat­tet.

3. Bei­de Be­klag­te ha­ben nach al­le­dem den Kauf­preis zu er­stat­ten. Für die­sen er­hal­ten sie, wie im Kla­ge­an­trag be­reits zum Aus­druck kommt, das Fahr­zeug zu­rück.

Für die durch die Fahr­leis­tung ein­ge­tre­te­ne Wert­min­de­rung des Kfz kön­nen die Be­klag­ten zwar grund­sätz­lich nach § 346 II 1 Nr. 1 BGB bzw. nach den Grund­sät­zen des Vor­teils­aus­gleichs Wert­er­satz ver­lan­gen. Die Auf­rech­nung mit ei­ner ent­spre­chen­den Nut­zungs­ent­schä­di­gung ha­ben sie je­doch nicht er­klärt. Sie be­ru­fen sich viel­mehr auf ein Leis­tungs­ver­wei­ge­rungs­recht, da die Klä­ge­rin den Ki­lo­me­ter­stand auf den Zeit­punkt der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung bzw. dem die­sem ent­spre­chen­den Zeit­punkt im schrift­li­chen Ver­fah­ren nicht ge­nannt hat. In­so­weit be­steht ein Leis­tungs­ver­wei­ge­rungs­recht, denn die­sen Ki­lo­me­ter­stand zu nen­nen ist die Klä­ge­rin auf­grund der sie tref­fen­den se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last ver­pflich­tet, da die Be­klag­ten ihn nicht wis­sen kön­nen und zur Be­rech­nung ei­nes auf­re­chen­ba­ren Nut­zungs­er­satz­an­spruchs be­nö­ti­gen.

Die an­ge­ge­be­nen Ki­lo­me­ter­stän­de ge­nü­gen nicht. Mit Schrift­satz vom 11.08.2016 hat die Klä­ge­rin den Ki­lo­me­ter­stand al­len­falls auf die­sen Tag und da­mit eben nicht auf den Tag der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung mit­ge­teilt. Dies war ihr auch be­wusst, weil sie die wei­ter­ge­hen­de Mit­tei­lung in der münd­li­chen Ver­hand­lung an­ge­kün­digt hat. Hier­zu war ih­re Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te im Ver­hand­lungs­ter­min je­doch nicht in der La­ge. Auch die fol­gen­den Mit­tei­lun­gen ge­nü­gen nicht, denn auf die des­halb er­folg­te An­ord­nung des schrift­li­chen Ver­fah­rens hat die Klä­ge­rin den Ki­lo­me­ter­stand we­der auf das En­de der ihr ge­währ­ten Schrift­satz­frist, den 06.04.2017, mit­ge­teilt, noch auf den Ter­min vom 27.04.2017, der dem Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung ent­sprach. Mit Schrift­satz vom 24.03.2017 hat sie viel­mehr ei­nen Ki­lo­me­ter­stand auf den 02.03.2017 mit­ge­teilt und mit Schrift­satz vom 04.04.2017 ei­nen sol­chen auf den 29.03.2017.

Die­se Mit­tei­lun­gen sind folg­lich un­ge­nü­gend, so­dass das Leis­tungs­ver­wei­ge­rungs­recht der Be­klag­ten wei­ter­hin be­steht. Ent­spre­chend war ei­ne wei­ter­ge­hen­de Zug-um-Zug-Ver­ur­tei­lung als be­an­tragt aus­zu­spre­chen.

II. Mit ih­rem An­trag zu 2 ist die Kla­ge da­ge­gen un­zu­läs­sig. Die Klä­ge­rin kann Leis­tungs­kla­ge er­he­ben, denn sie weiß, wann sie den Kauf­preis an die Be­klag­te zu 1 ge­zahlt hat und so­mit auch, wann er nach üb­li­chen Bank­ar­beits­zei­ten bei die­ser ein­ge­gan­gen sein muss. Selbst wenn dies je­doch nicht der Fall ge­we­sen wä­re, hät­te die Klä­ge­rin auf Leis­tung ge­gen die Be­klag­te zu 1, näm­lich auf Aus­kunft, kla­gen müs­sen und so­dann den An­spruch ge­gen die Be­klag­te zu 2 be­zif­fern kön­nen. Ei­nes ge­son­der­ten Hin­wei­ses auf die Un­zu­läs­sig­keit der Kla­ge be­durf­te es nicht, weil die Be­klag­ten hier­auf be­reits mit der Kla­ge­er­wi­de­rung hin­ge­wie­sen ha­ben.

III. Auch die Fest­stel­lung, dass die Be­klag­ten sich mit der Rück­nah­me des Pkw in An­nah­me­ver­zug be­fin­den, kann nicht ge­trof­fen wer­den, da die Klä­ge­rin den Be­klag­ten das Fahr­zeug nicht in ver­zugs­be­grün­den­der Wei­se an­ge­bo­ten hat. Die Klä­ge­rin ist viel­mehr mit Schrei­ben vom 27.12.2016 nur ge­gen­über der Be­klag­ten zu 1 vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten und hat die An­fech­tung er­klärt. Sie hat die Rück­ga­be des Fahr­zeugs je­doch dar­in nicht ein­mal wört­lich an­ge­bo­ten, denn in die­sem Schrei­ben heißt es nur, sie stel­le das Fahr­zeug ger­ne „zur Über­prü­fung“ zur Ver­fü­gung. Ein tat­säch­li­ches An­ge­bot des Fahr­zeugs ge­gen­über bei­den Be­klag­ten liegt erst recht nicht vor.

IV. Eben­so we­nig be­steht der gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Er­stat­tung au­ßer­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten.

Ein sol­cher An­spruch er­gibt sich nicht aus den §§ 280 I, II, 286 BGB, denn das An­walts­schrei­ben vom 27.12.2016 hat den Ver­zug erst be­grün­det, dies auch nur ge­gen­über der Be­klag­ten zu 1. Ei­ne an­de­re An­spruchs­grund­la­ge ist ge­gen­über der Be­klag­ten zu 1 nicht er­sicht­lich.

Ge­gen­über der Be­klag­ten zu 2 er­gibt sich eben­falls kein An­spruch, dies auch nicht aus un­er­laub­ter Hand­lung. Die­ser ge­gen­über ist näm­lich kei­ne an­walt­li­che vor­ge­richt­li­che Tä­tig­keit na­mens der Klä­ge­rin dar­ge­tan. Das Schrei­ben vom 10.12.2015 an die Be­klag­te zu 2 ist all­ge­mein ge­hal­ten und be­zieht sich auf die Ver­tre­tung von mehr als 800 Ge­schä­dig­ten, oh­ne dar­zu­tun, dass die Klä­ge­rin spe­zi­ell be­trof­fen und an­walt­li­che Kos­ten­schuld­ne­rin ist. Ei­ne sons­ti­ge vor­pro­zes­sua­le Tä­tig­keit der klä­ge­ri­schen Be­voll­mäch­tig­ten ge­gen­über der Be­klag­ten zu 2 fehlt. …

PDF er­stel­len