1. Die erst­ma­li­ge Gel­tend­ma­chung von selbst­stän­di­gen An­sprü­chen des Be­klag­ten aus dem­sel­ben Sach­ver­halt wird durch die rechts­kräf­ti­ge Ent­schei­dung über die An­sprü­che des Klä­gers im Vor­pro­zess nicht präk­lu­diert. Über sol­che An­sprü­che wird durch die Ent­schei­dung über die dort gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che nur un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 322 ZPO – al­so bei Wi­der­kla­ge oder Auf­rech­nung – rechts­kräf­tig ent­schie­den.
  2. Bei der Be­rech­nung des nach § 346 II 1 BGB ge­schul­de­ten Wert­er­sat­zes für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen ist bei ei­nem ge­gen­sei­ti­gen Ver­trag wie ei­nem Kauf­ver­trag nicht de­ren ob­jek­ti­ver Wert, son­dern die Ge­gen­leis­tung maß­geb­lich, bei dem Rück­tritt von ei­nem Kauf­ver­trag da­mit der Er­werbs­preis, aus dem der Wert­er­satz zeit­an­tei­lig li­ne­ar ab­zu­lei­ten ist.
  3. Ver­langt der Käu­fer nach be­rech­tig­tem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ne­ben des­sen Rück­ab­wick­lung Er­satz et­wa sei­ner Fi­nan­zie­rungs- und/oder Be­triebs­kos­ten und er­langt er da­durch ei­nen Nut­zungs­vor­teil, der den nach § 346 II 1 BGB ge­schul­de­ten Wert­er­satz für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen der Kauf­sa­che über­steigt, ist ihm die­ser wei­ter­ge­hen­de Vor­teil an­zu­rech­nen.

BGH, Ur­teil vom 30.06.2017 – V ZR 134/16

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­kauf­te der Be­klag­ten ein Wohn­haus mit Ter­ras­se in der Rechts­form von Woh­nungs­ei­gen­tum. Die Be­klag­te trat von dem Kauf­ver­trag zu­rück, weil die Ter­ras­se nicht ge­neh­migt war. In ei­nem Vor­pro­zess ver­klag­te sie den Klä­ger auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses von 124.000 € und Zah­lung von Scha­dens­er­satz für an­ge­fal­le­ne Er­werbs­ne­ben­kos­ten (Ver­trags­kos­ten, Um­zugs­kos­ten, Re­no­vie­rungs­kos­ten) so­wie Er­satz von Miet­kos­ten in Hö­he von 11.901,02 € Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des Wohn­hau­ses. Das Land­ge­richt gab der Kla­ge in sei­nem auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 11.07.2013 er­gan­ge­nen Ur­teil teil­wei­se, näm­lich un­ter Ab­wei­sung der Kla­ge we­gen der Re­no­vie­rungs- und der Miet­kos­ten, statt. Das Ur­teil wur­de nach Be­ru­fungs­rück­nah­me rechts­kräf­tig. Das Wohn­haus wur­de am 30.12.2013 zu­rück­ge­ge­ben.

Im vor­lie­gen­den Rechts­streit ver­langt der Klä­ger von der Be­klag­ten Er­satz von Nut­zungs­vor­tei­len. Er hat die­sen in der Kla­ge­schrift zeit­an­tei­lig li­ne­ar aus dem Er­werbs­preis und ei­ner auf 25 Jah­re kal­ku­lier­ten Rest­nut­zungs­dau­er mit 12.400 € er­mit­telt. Nach Vor­la­ge ei­nes von dem Land­ge­richt ein­ge­hol­ten Gut­ach­tens über den Miet­wert des Wohn­hau­ses hat er die Kla­ge auf den an­ge­nom­me­nen ob­jek­ti­ven Miet­wert von 26.862 € er­höht.

Das Land­ge­richt hat der (er­höh­ten) Kla­ge (nebst Zin­sen) statt­ge­ge­ben. Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat das Ober­lan­des­ge­richt die Kla­ge bis auf ei­nen Teil­be­trag von 1.421 € ab­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on des Klä­gers, mit der er sein Kla­ge­be­geh­ren wei­ter­ver­folg­te, hat­te über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: [4]    I. Nach Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts kann der Klä­ger mit sei­nem Vor­brin­gen, die Be­klag­te ha­be ihm für die vom 01.04.2011 bis zur Rück­ga­be des Kauf­ge­gen­stands am 30.12.2013 ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen nach § 346 I, II 1 Nr. 1 BGB Wert­er­satz zu leis­ten, für den Zeit­raum bis zur letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung im Vor­pro­zess am 11.07.2013 nicht ge­hört wer­den. Sei­nem Vor­brin­gen ste­he in­so­weit die Rechts­kraft des Ur­teils im Vor­pro­zess ent­ge­gen. Die Be­klag­te ha­be dort ne­ben der Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses aus dem er­klär­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag auch Er­satz der Er­werbs­ne­ben­kos­ten als Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung auf­grund der Män­gel der Kauf­sa­che ver­langt. Der gel­tend ge­mach­te Scha­den sei nach der Dif­fe­renz­me­tho­de durch ei­nen rech­ne­ri­schen Ver­gleich zwi­schen dem im Zeit­punkt der Scha­dens­be­rech­nung vor­han­de­nen Ver­mö­gen des Ge­schä­dig­ten und dem Ver­mö­gen zu er­mit­teln, das er bei ord­nungs­ge­mä­ßer Er­fül­lung des Ver­tra­ges ge­habt hät­te. In die­se Dif­fe­renz­rech­nung sei­en auch die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen ein­zu­stel­len. Sie bil­de­ten nach der Recht­spre­chung des BGH kei­nen fest­ste­hen­den Rech­nungs­pos­ten zu­guns­ten des Ver­käu­fers; sie sei­en viel­mehr nur im Rah­men der Vor­teils­aus­glei­chung zu be­rück­sich­ti­gen. Durch ei­ne Be­rück­sich­ti­gung des Werts der ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren wür­de die Fest­stel­lung des der Be­klag­ten rechts­kräf­tig zu­er­kann­ten Scha­dens­er­satz­an­spruchs in­fra­ge ge­stellt, was mit dem Zweck der Rechts­kraft un­ver­ein­bar wä­re. Die Nicht­be­rück­sich­ti­gung des scha­dens­min­dern­den Nut­zungs­vor­teils kön­ne nicht nach­träg­lich un­ge­sche­hen ge­macht wer­den.

[5]    Dem Klä­ger ste­he Er­satz von Nut­zungs­vor­tei­len des­halb nur für den Zeit­raum nach der münd­li­chen Ver­hand­lung im Vor­pro­zess, al­so vom 12.07. bis zum 30.12.2013, zu. Die­se Nut­zungs­vor­tei­le sei­en zeit­an­tei­lig li­ne­ar aus dem Er­werbs­preis ab­zu­lei­ten und be­trü­gen 1.421 €. Auf den Miet­wert kön­ne nur ab­ge­stellt wer­den, wenn der Käu­fer sei­ne In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­dung rück­gän­gig ma­chen wol­le. Das sei aber nicht der Fall, wenn sich der Käu­fer – wie hier – im Rah­men des Scha­dens­er­sat­zes auf die Rück­ab­wick­lung des Leis­tungs­aus­tauschs und die Er­stat­tung der mit dem Ver­trags­schluss ver­bun­de­nen Ne­ben­kos­ten be­schrän­ke.

[6]    II. Die Re­vi­si­on hat über­wie­gend Er­folg.

[7]    1. Ent­ge­gen der An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts ist der Klä­ger durch die aus des­sen Rechts­kraft fol­gen­de Präk­lu­si­ons­wir­kung des Ur­teils im Vor­pro­zess nicht dar­an ge­hin­dert, im vor­lie­gen­den Rechts­streit von der Be­klag­ten Er­satz der von die­ser bis zum 11.07.2013 ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen der Kauf­sa­che zu ver­lan­gen.

[8]    a) aa) Rich­tig ist zwar, dass ei­ne rechts­kräf­ti­ge Ent­schei­dung in ei­nem Vor­pro­zess zwi­schen den Par­tei­en zu ei­ner Tat­sa­chen­präk­lu­si­on in ei­nem Fol­ge­pro­zess füh­ren kann. Die tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen in ei­nem Ur­teil er­wach­sen al­ler­dings nicht in Rechts­kraft. Die Rechts­kraft der Ent­schei­dung über den im Vor­pro­zess er­ho­be­nen An­spruch darf je­doch nicht mit dem Vor­brin­gen aus­ge­höhlt wer­den, das rechts­kräf­ti­ge Ur­teil grün­de sich auf un­rich­ti­ge tat­säch­li­che Fest­stel­lun­gen (BGH, Urt. v. 07.07.1993 – VI­II ZR 103/92, BGHZ 123, 137 [140]). Hat ein Ge­richt den Streit­ge­gen­stand ei­nes rechts­kräf­tig ent­schie­de­nen Vor­pro­zes­ses er­neut zu prü­fen, hat es des­halb sei­nem Ur­teil den In­halt die­ser Ent­schei­dung zu­grun­de zu le­gen (Se­nat, Beschl. v. 22.09.2016 – V ZR 4/16, NJW 2017, 893 Rn. 17; BGH, Urt. v. 24.06.1993 – III ZR 43/92, NJW 1993, 3204 [3205]; Urt. v. 16.01.2008 – XII ZR 216/05, NJW 2008, 1227 Rn. 23).

[9]    bb) Die Präk­lu­si­ons­wir­kung der rechts­kräf­ti­gen Ent­schei­dung im Vor­pro­zess er­fasst auch nicht nur die dort vor­ge­tra­ge­nen Tat­sa­chen, die zu ei­ner Ab­wei­chung von der rechts­kräf­tig fest­ge­stell­ten Rechts­fol­ge füh­ren sol­len. Viel­mehr er­fasst sie al­le Tat­sa­chen, die zu dem Le­bens­sach­ver­halt ge­hö­ren, auf den sich das Rechts­schutz­be­geh­ren des Klä­gers im Vor­pro­zess be­zieht, un­ab­hän­gig da­von, ob ein­zel­ne Tat­sa­chen die­ses Le­bens­sach­ver­halts von den Par­tei­en vor­ge­tra­gen wor­den sind oder nicht (Se­nat, Urt. v. 17.03.1995 – V ZR 178/93, MDR 1995, 1062 f.; BGH, Urt. v. 15.10.1986 – IVb ZR 78/85, BGHZ 98, 353 [358 f.]; Urt. v. 07.07.1993 – VI­II ZR 103/92, BGHZ 123, 137 [141]; vgl. auch Urt. v. 13.11.2012 – XI ZR 334/11, ZIP 2013, 62 Rn. 23: „be­ste­hen­den Vor­tei­le“) und auch un­ab­hän­gig da­von, ob die Par­tei­en die im Vor­pro­zess nicht vor­ge­tra­ge­nen Tat­sa­chen des Le­bens­sach­ver­halts da­mals be­reits kann­ten und hät­ten vor­tra­gen kön­nen (BGH, Urt. v. 19.11.2003 – VI­II ZR 60/03, BGHZ 157, 47 [51]; Münch­Komm-ZPO/Gott­wald, 5. Aufl., § 322 Rn. 139; Lei­pold, in: Stein/Jo­nas, ZPO, 22. Aufl., § 322 Rn. 230; Zöl­ler/Voll­kom­mer, ZPO, 31. Aufl., vor § 322 Rn. 70). Aus­ge­nom­men sind nur Tat­sa­chen, die erst nach Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung im ers­ten Pro­zess ent­stan­den sind (Se­nat, Beschl. v. 22.09.2016 – V ZR 4/16, NJW 2017, 893 Rn. 17).

[10]   b) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat aber über­se­hen, dass die Tat­sa­chen­präk­lu­si­on nicht wei­ter geht als die Rechts­kraft des Ur­teils im Vor­pro­zess und dass die­se den von dem Klä­ger ver­lang­ten Er­satz der Nut­zun­gen des Wohn­hau­ses durch die Be­klag­te in dem Zeit­raum bis zum 11.07.2013 aus meh­re­ren Grün­den nicht er­fasst.

[11]   aa) Die Tat­sa­chen­präk­lu­si­on ist kein In­sti­tut ne­ben der ma­te­ri­el­len Rechts­kraft, son­dern nur die not­wen­di­ge Kehr­sei­te der Maß­geb­lich­keit der Ent­schei­dung. Au­ßer­halb der Gren­zen des Streit­ge­gen­stands be­steht kei­ne Präk­lu­si­on, selbst wenn mit der neu­en Kla­ge ein wirt­schaft­lich iden­ti­sches Ziel ver­folgt wird und sich die Tat­sa­chen über­schnei­den (Se­nat, Beschl. v. 22.09.2016 – V ZR 4/16, NJW 2017, 893 Rn. 18). Im Fol­ge­pro­zess sind mit­hin Tat­sa­chen, die zu dem Le­bens­sach­ver­halt ge­hö­ren, der Ge­gen­stand des Vor­pro­zes­ses war, nicht schlecht­hin aus­ge­schlos­sen, son­dern nur in­so­weit, als sie den An­spruch be­tref­fen, über den dort rechts­kräf­tig ent­schie­den wor­den ist (Lei­pold, in: Stein/Jo­nas, a. a. O., § 322 Rn. 228). So wür­de sei­ne rechts­kräf­ti­ge Ver­ur­tei­lung zur be­rei­che­rungs­recht­li­chen Rück­ab­wick­lung ei­nes nich­ti­gen Kauf­ver­trags den Ver­käu­fer dar­an hin­dern, in ei­nem Fol­ge­pro­zess die Rück­ge­währ von im Vor­pro­zess nicht gel­tend ge­mach­ten Vor­tei­len zu ver­lan­gen, die der Käu­fer aus dem rück­ab­zu­wi­ckeln­den Kauf­ver­trag ge­zo­gen hat. Denn bei der Rück­ab­wick­lung ei­nes nich­ti­gen Kauf­ver­trags be­ste­hen nicht selbst­stän­di­ge wech­sel­sei­ti­ge Be­rei­che­rungs­an­sprü­che; viel­mehr exis­tiert nur ein ein­zi­ger An­spruch auf den Sal­do, der sich bei der Sal­die­rung der wech­sel­sei­ti­gen Vor- und Nach­tei­le er­gibt (Se­nat, Urt. v. 27.09.2013 – V ZR 52/12, ZfIR 2014, 51 Rn. 28). Ge­nau­so liegt es et­wa bei der Ab­rech­nung ei­nes be­en­de­ten Fac­to­ring-Ver­hält­nis­ses, weil der Le­bens­sach­ver­halt ei­ner hier­auf ge­rich­te­ten Kla­ge al­le Pos­ten um­fasst, die in ei­ne sol­che Ab­rech­nung auf­zu­neh­men sind (BGH, Urt. v. 07.07.1993 – VI­II ZR 103/92, BGHZ 123, 137 [141]). Da­ge­gen wird die erst­ma­li­ge Gel­tend­ma­chung von selbst­stän­di­gen An­sprü­chen des Be­klag­ten aus dem­sel­ben Sach­ver­halt durch die rechts­kräf­ti­ge Ent­schei­dung über die An­sprü­che des Klä­gers im Vor­pro­zess nicht präk­lu­diert (Lei­pold, in: Stein/Jo­nas, a. a. O., § 322 Rn. 229). Über sol­che An­sprü­che wird durch die­se Ent­schei­dung nur un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 322 ZPO – al­so bei Wi­der­kla­ge oder Auf­rech­nung – rechts­kräf­tig ent­schie­den (OLG Ko­blenz, WM 1992, 244 [245]; über­se­hen von OLG Mün­chen, BauR 1996, 428 [429]).

[12]   bb) Die­ser zwei­te Fall liegt hier vor. Der Klä­ger lei­tet aus dem Le­bens­sach­ver­halt, der Grund­la­ge des Vor­pro­zes­ses war, mit dem An­spruch auf Er­satz der ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen ei­nen ei­ge­nen, selbst­stän­di­gen Rück­ge­währan­spruch ab, über den im Vor­pro­zess nicht ent­schie­den wor­den ist. Der An­spruch des Klä­gers war nicht Streit­ge­gen­stand des Vor­pro­zes­ses. So hät­te es sich nur ver­hal­ten, wenn die An­sprü­che der Be­klag­ten auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses und auf Er­satz der Ver­trags- und Um­zugs­kos­ten mit dem An­spruch des Klä­gers auf Er­satz der ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen au­to­ma­tisch zu sal­die­ren ge­we­sen wä­ren. Das ist nicht der Fall.

[13]   (1) Selbst­stän­di­ge wech­sel­sei­ti­ge An­sprü­che kön­nen zwar au­to­ma­tisch zu sal­die­ren sein. Das ist et­wa nach der Sal­do­theo­rie bei der er­wähn­ten be­rei­che­rungs­recht­li­chen Rück­ab­wick­lung ei­nes (Kauf-)Ver­trags der Fall (Se­nat, Urt. v. 27.09.2013 – V ZR 52/12, ZfIR 2014, 51 Rn. 28). Bei den wech­sel­sei­ti­gen Rück­ge­währan­sprü­chen nach dem Rück­tritt ei­ner Par­tei ge­mäß § 346 BGB, um den es hier geht, ver­hält es sich aber an­ders. Sie ste­hen un­ab­hän­gig ne­ben­ein­an­der und sind nach § 348 Satz 1 BGB Zug um Zug zu er­fül­len, was ei­ne au­to­ma­ti­sche Sal­die­rung aus­schließt (BGH, Urt. v. 26.06.1991 – VI­II ZR 198/90, BGHZ 115, 47 [56]; Urt. v. 12.01.2016 – XI ZR 366/15, WM 2016, 454 Rn. 16; Stau­din­ger/Kai­ser, BGB, Neu­be­arb. 2012, § 348 Rn. 2; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 10.10.2008 – V ZR 131/07, BGHZ 178, 182 Rn. 29 f.). Sie kön­nen des­halb in ge­trenn­ten Pro­zes­sen gel­tend ge­macht wer­den. Macht ei­ne Ver­trags­par­tei in dem Rück­ge­währ­pro­zess der an­de­ren ge­gen sie ih­ren ei­ge­nen Rück­ge­währan­spruch nicht gel­tend, kann sie dies in ei­nem Fol­ge­pro­zess nach­ho­len (Se­nat, Urt. v. 16.10.2008 – V ZR 203/08, WM 2010, 275 Rn. 20). Zu ei­ner Sal­die­rung kommt es nur, wenn die Auf­rech­nung aus­drück­lich oder durch ei­ne ent­spre­chen­de An­trag­stel­lung kon­klu­dent er­klärt wird (ein sol­cher Fall lag et­wa dem Ur­teil des BGH vom 20.02.2008 – VI­II ZR 334/06, BGHZ 175, 286 Rn. 3, 23 – zu­grun­de) oder wenn der Käu­fer sei­nen Scha­den un­ter An­rech­nung der Ge­gen­an­sprü­che des Ver­käu­fers be­rech­net. Das ist in dem Vor­pro­zess der Par­tei­en nicht ge­sche­hen.

[14]   (2) Der von dem Klä­ger in dem vor­lie­gen­den Rechts­streit ver­folg­te Er­satz­an­spruch wur­de ent­ge­gen der An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts auch nicht da­durch Teil des Streit­ge­gen­stands des Vor­pro­zes­ses, dass die Be­klag­te dort auch Er­satz von Ver­trags- und Um­zugs- so­wie – oh­ne Er­folg – Re­no­vie­rungs- und Miet­kos­ten ver­langt hat.

[15]   (a) Der Se­nat hat al­ler­dings in sei­nem Ur­teil vom 31.03.2006 (V ZR 51/05, BGHZ 167, 108 Rn. 9) an­ge­nom­men, dass der Wert der von dem Ge­schä­dig­ten ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen als Vor­teil im Rah­men der Vor­teils­aus­glei­chung in die Dif­fe­renz­rech­nung ein­zu­stel­len ist, wenn der Käu­fer auf Grund von § 463 BGB a.F. Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags im We­ge des gro­ßen Scha­dens­er­sat­zes we­gen Nicht­er­fül­lung ver­langt. Die­sen Ge­dan­ken meint das Be­ru­fungs­ge­richt auf den hier ge­ge­be­nen Fall über­tra­gen zu kön­nen, dass der Käu­fer (we­gen ei­nes arg­lis­tig ver­schwie­ge­nen Man­gels) zu­rück­tritt und Er­satz von Ver­trags- und Um­zugs­kos­ten ver­langt. Rich­tig dar­an ist, dass die Vor­teils­aus­glei­chung nicht erst bei ei­ner Ge­samts­al­die­rung der Ver­mö­gens­la­gen statt­fin­det, son­dern auch schon bei der Gel­tend­ma­chung ein­zel­ner Scha­dens­po­si­tio­nen. Im zwei­ten Fall sind nur sol­che Vor­tei­le an­re­chen­bar, die dem Nach­teil ih­rer Art nach ent­spre­chen (Se­nat, Urt. v. 06.06.1997 – V ZR 115/96, BGHZ 136, 52 [54] – al­ler­dings für ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch des Ver­käu­fers). Es trifft auch zu, dass der Se­nat die Er­satz­fä­hig­keit je­den­falls der Ver­trags­kos­ten, die der Sa­che nach frus­trier­te Auf­wen­dun­gen sind, als Scha­den des­halb be­jaht hat, weil sie ne­ben dem Kauf­preis zu den Auf­wen­dun­gen ge­hö­ren, die zur Er­lan­gung der Kauf­sa­che not­wen­dig sind (Se­nat, Urt. v. 19.04.1991 – V ZR 22/90, BGHZ 114, 193 [197]). Schließ­lich muss die Über­le­gung des Ge­richts nicht dar­an schei­tern, dass frus­trier­te Auf­wen­dun­gen an sich nicht als Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung oder als Man­gel­fol­ge­scha­den er­satz­fä­hig sind, son­dern nach §§ 437 Nr. 3, 284 BGB. Denn auch hier fin­det ei­ne Vor­teils­aus­glei­chung statt (BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04, BGHZ 163, 381 [389 f.]; Stau­din­ger/Schwar­ze, BGB Neu­be­arb. 2014, § 284 Rn. 60).

[16]   (b) Die Über­le­gung des Be­ru­fungs­ge­richts schei­tert aber dar­an, dass die Recht­spre­chung des Se­nats, auf die sich das Be­ru­fungs­ge­richts stützt, zu dem bis zum 31.12.2001 gel­ten­den Schuld­recht er­gan­gen ist, das seit dem 01.01.2002 gel­ten­de Schuld­recht, dem der Ver­trag der Par­tei­en un­ter­liegt, den Aus­gleich des in der Nut­zung der Kauf­sa­che durch den Käu­fer lie­gen­den Vor­teils je­doch an­ders re­gelt als das bis­he­ri­ge Schuld­recht.

[17]   (aa) Nach dem bis zum 31.12.2001 gel­ten­den Schuld­recht konn­te der Käu­fer ne­ben der Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung oder Feh­lens zu­ge­si­cher­ter Ei­gen­schaf­ten den Er­satz sei­nes über die Rück­ab­wick­lung hin­aus­ge­hen­den Scha­dens we­gen der Al­ter­na­ti­vi­tät von Rück­tritt und Scha­dens­er­satz nur er­rei­chen, wenn er von der Er­klä­rung des Rück­tritts ab­sah, ein­heit­lich Scha­dens­er­satz we­gen Nicht­er­fül­lung ver­lang­te und die­sen in der Form des so­ge­nann­ten gro­ßen Scha­dens­er­sat­zes be­rech­ne­te. Ging der Käu­fer – wie in dem mit Ur­teil vom 31.03.2006 ent­schie­de­nen Fall – so vor, wur­de das sei­tens des Ver­käu­fers Ge­leis­te­te, das die­ser im Fall des Rück­tritts hät­te zu­rück­for­dern kön­nen, zu ei­nem im Rah­men der Vor­teils­aus­glei­chung au­to­ma­tisch zu sal­die­ren­den Vor­teil.

[18]   (bb) Das hat sich durch die Auf­ga­be der Al­ter­na­ti­vi­tät von Rück­tritt und Scha­dens­er­satz mit § 325 BGB grund­le­gend ge­än­dert. Nach die­ser Vor­schrift wird, an­ders als bis­lang, das Recht, bei ei­nem ge­gen­sei­ti­gen Ver­trag Scha­dens­er­satz zu ver­lan­gen, durch den Rück­tritt nicht aus­ge­schlos­sen. Die­se kon­zep­tio­nel­le Än­de­rung führt nicht nur da­zu, dass fort­an ne­ben dem Rück­tritt Scha­dens­er­satz ver­langt wer­den kann. Sie führt viel­mehr auch da­zu, dass der Aus­gleich des in der Nut­zung des Kauf­ge­gen­stands lie­gen­den Vor­teils nicht mehr scha­dens­er­satz­recht­lich, son­dern rück­tritts­recht­lich aus­zu­glei­chen ist.

[19]   Er­klärt der Gläu­bi­ger – wie hier die Be­klag­te als Käu­fe­rin – den Rück­tritt von dem (Kauf-)Ver­trag und ver­langt er da­ne­ben Er­satz des über die Rück­ab­wick­lung hin­aus­ge­hen­den Scha­dens, so hat er dem Schuld­ner – hier dem Ver­käu­fer – die aus der Nut­zung des Kauf­ge­gen­stands ge­zo­ge­nen Vor­tei­le nach § 346 II BGB zu er­set­zen. Da dem Schuld­ner aber ein ei­gen­stän­di­ger An­spruch auf Aus­gleich die­ser Vor­tei­le zu­steht (s. oben Rn. 12 f.), kön­nen sie nicht mehr im Rah­men der Vor­teils­aus­glei­chung be­rück­sich­tigt wer­den. Das näm­lich führ­te da­zu, dass die Vor­tei­le zu­las­ten des Gläu­bi­gers dop­pelt be­rück­sich­tigt wür­den, was ver­mie­den wer­den muss.

[20]   Die Rechts­la­ge wä­re nicht an­ders, wenn die Be­klag­te die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes statt der gan­zen Leis­tung be­trie­ben hät­te. Denn das Ver­lan­gen von Scha­dens­er­satz statt der gan­zen Leis­tung führt nach (§ 437 Nr. 3 BGB i. V. mit) § 281 V BGB zu ei­nem ei­gen­stän­di­gen An­spruch des Schuld­ners auf Rück­ge­währ des sei­ner­seits Ge­leis­te­ten nach den §§ 346 bis 348 BGB. Teil­wei­se wird zwar die An­sicht ver­tre­ten, die Vor­schrift sei te­leo­lo­gisch ein­schrän­kend aus­zu­le­gen; der An­spruch um­fas­se nur die Rück­ga­be der Pri­mär­leis­tung, beim Kauf al­so die Rück­ga­be der Kauf­sa­che, nicht aber den Nut­zungs­er­satz (So­er­gel/Gsell, BGB, 13. Aufl., § 325 Rn. 11; dies., JZ 2004, 643 [646]; dies., JuS 2006, 203 [206]; Lie­der, JU­RA 2010, 612 [616]; a. M. Höpf­ner, NJW 2010, 127 [130]; Kai­ser, ZfPW 2015, 129 [144 f.]). Dem ist in­des­sen nicht zu fol­gen. Die Auf­ga­be der Al­ter­na­ti­vi­tät von Rück­tritt und Scha­dens­er­satz mit § 325 BGB führt al­ler­dings da­zu, dass zwei Nor­men­grup­pen mit un­ter­schied­li­cher Ziel­set­zung ne­ben­ein­an­der an­wend­bar sind: die auf die Rück­ab­wick­lung ge­rich­te­ten Vor­schrif­ten des Rück­tritts­rechts in §§ 346 bis 348 BGB ei­ner­seits und die Vor­schrif­ten über den Scha­dens­er­satz an­de­rer­seits, die dar­auf zie­len, den Gläu­bi­ger (hier: Käu­fer) ver­mö­gens­mä­ßig so zu stel­len, wie er bei ord­nungs­ge­mä­ßer Er­fül­lung durch den Schuld­ner (hier: Ver­käu­fer) stün­de. Die­se un­ter­schied­li­che Ten­denz wird vor al­lem bei der Fra­ge der Nut­zun­gen deut­lich. Wäh­rend nach § 346 II BGB der Käu­fer dem Ver­käu­fer die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen zu er­set­zen hat, kann der Käu­fer sei­ner­seits nach § 280 I BGB oder §§ 280 I und III, 281 oder § 283 BGB von dem Ver­käu­fer Er­satz sei­nes Nut­zungs­aus­fall­scha­dens ver­lan­gen. Da­mit er­gibt sich die Fra­ge, ob die Vor­schrif­ten des Rück­tritts­rechts den An­spruch des Gläu­bi­gers auf Scha­dens­er­satz be­gren­zen oder um­ge­kehrt die Vor­schrif­ten über den Scha­dens­er­satz den rück­tritts­recht­li­chen An­spruch des Schuld­ners über­la­gern (Nach­wei­se da­zu bei BGH, Urt. v. 14.04.2010 – VI­II ZR 145/09, ZIP 2010, 1449 Rn. 20 f.). Die­se Fra­ge hat der BGH im zwei­ten Sin­ne ent­schie­den (BGH, Urt. v. 28.11.2007 – VI­II ZR 16/07, BGHZ 174, 290 Rn. 10; Urt. v. 14.04.2010 – VI­II ZR 145/09, ZIP 2010, 1449 Rn. 21). Me­tho­disch wird die­ses Er­geb­nis je­doch nicht durch ei­ne scha­dens­recht­li­che Be­schrän­kung der rück­tritts­recht­li­chen Haf­tung des Gläu­bi­gers (in die­sem Sin­ne et­wa So­er­gel/Ge­sell, a. a. O., § 325 Rn. 11), son­dern durch ein wei­tes Ver­ständ­nis von § 325 BGB und ein Nach­ein­an­der von Rück­tritts- und Scha­dens­er­satz­rechts er­reicht (Kai­ser, ZfPW 2015, 129 [141 ff.]). Der Gläu­bi­ger kann sei­nen Nut­zungs­aus­fall­scha­den auch dann ver­lan­gen, wenn er von dem Ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist und dem Schuld­ner für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen Wert­er­satz ge­leis­tet hat (BGH, Urt. v. 28.11.2007 – VI­II ZR 16/07, BGHZ 174, 290 Rn. 10 a. E.). Für ei­ne te­leo­lo­gi­sche Re­duk­ti­on von § 281 V BGB be­steht da­nach schon in­halt­lich kein Be­dürf­nis. Sie schei­det aber auch me­tho­disch aus. Der Ge­setz­ge­ber hat die Vor­schrift ge­schaf­fen, um die nach al­ter Rechts­la­ge be­ste­hen­den Un­si­cher­hei­ten aus­zu­räu­men, auf wel­che Wei­se beim gro­ßen Scha­dens­er­satz Nut­zun­gen und Be­schä­di­gun­gen der ge­lie­fer­ten Sa­che aus­zu­glei­chen sind, und woll­te ge­ra­de den Er­satz der Nut­zun­gen dem Rück­tritts­recht un­ter­stel­len (Ent­wurfs­be­grün­dung in BT-Drs. 14/6040, S. 141). Mit der vor­ge­schla­ge­nen te­leo­lo­gi­schen Re­duk­ti­on wür­den da­mit ge­ra­de die aus­zu­glei­chen­den Vor­tei­le aus dem An­wen­dungs­be­reich von § 281 V BGB aus­ge­nom­men, um de­rent­wil­len die Vor­schrift über­haupt ge­schaf­fen wur­de. Das wä­re ver­fehlt.

[21]   Der rück­tritts­recht­lich ge­re­gel­te Aus­gleich des Nut­zungs­vor­teils schließt da­mit ei­ne An­rech­nung im Rah­men der Vor­teils­aus­glei­chung und als Fol­ge ei­ne Ein­be­zie­hung des Nut­zungs­vor­teils in den Streit­ge­gen­stand des Vor­pro­zes­ses der Par­tei­en auch dann aus, wenn sich der Gläu­bi­ger (hier: Käu­fer) für ei­ne scha­den­er­satz­recht­li­che Rück­ab­wick­lung des an der Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che ge­schei­ter­ten Kauf­ver­trags ent­schei­det und Scha­dens­er­satz statt der gan­zen Leis­tung ver­langt.

[22]   2. Im Er­geb­nis zu­tref­fend hat das Be­ru­fungs­ge­richt dem Klä­ger je­doch für den Zeit­raum vom Tag nach der münd­li­chen Ver­hand­lung im Vor­pro­zess (12.07.2013) bis zur Rück­ga­be des Wohn­hau­ses (30.12.2013) nur den zeit­an­tei­lig li­ne­ar aus dem Er­werbs­preis ab­ge­lei­te­ten Wert der Nut­zun­gen zu­ge­spro­chen, den die Par­tei­en mit 1.421 € un­strei­tig ge­stellt ha­ben. Die ge­ge­be­ne Be­grün­dung trägt die­ses Er­geb­nis zwar nicht. In­so­weit er­weist sich die Ent­schei­dung aber aus ei­nem an­de­ren Grund als rich­tig (§ 561 ZPO).

[23]   a) Von sei­nem Stand­punkt aus fol­ge­rich­tig ist das Be­ru­fungs­ge­richt auch hin­sicht­lich der Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung der Recht­spre­chung des Se­nats ge­folgt. Da­nach rich­tet sich der an­re­chen­ba­re Nut­zungs­vor­teil nach dem Miet­wert des Grund­stücks, wenn der Käu­fer im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes sei­ne In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­dung rück­gän­gig macht. Be­schränkt der Käu­fer sei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch da­ge­gen auf die Rück­ab­wick­lung des Leis­tungs­aus­tau­sches und auf die Er­stat­tung der mit dem Ver­trags­schluss ver­bun­de­nen Ne­ben­kos­ten, ist der an­re­chen­ba­re Nut­zungs­vor­teil zeit­an­tei­lig li­ne­ar aus dem Er­werbs­preis ab­zu­lei­ten (Se­nat, Urt. v. 31.03.2006 – V ZR 51/05, BGHZ 167, 108 Rn. 20, 23). Von ei­nem Rück­gän­gig­ma­chen der In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­dung spricht der Se­nat nur, wenn sich der Käu­fer nicht auf die Rück­for­de­rung des Kauf­prei­ses be­schränkt, son­dern dar­über hin­aus Her­aus­ga­be der aus dem Kauf­preis ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen und/oder Er­satz von Fi­nan­zie­rungs- und/oder Be­triebs­kos­ten ver­langt (Se­nat, Urt. v. 31.03.2006 – V ZR 51/05, BGHZ 167, 108 Rn. 25 f.). Das war und ist hier nicht der Fall.

[24]   b) Die Her­lei­tung die­ser Dif­fe­ren­zie­rung ist für die Be­mes­sung des Werts der auf­grund ei­nes Rück­tritts zu er­set­zen­den ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen der Kauf­sa­che un­ter gel­ten­dem Recht nicht mehr trag­fä­hig. Im Er­geb­nis ist es aber rich­tig, den Wert die­ser Nut­zun­gen zeit­an­tei­lig li­ne­ar aus dem Er­werbs­preis ab­zu­lei­ten.

[25]   aa) Das von dem Se­nat ent­wi­ckel­te, nach dem Nach­teil dif­fe­ren­zie­ren­de Mo­dell zur Be­wer­tung des Nut­zungs­vor­teils be­ruht auf dem bis zum 31.12.2001 gel­ten­den all­ge­mei­nen Schuld- und Kauf­recht und der dar­in be­stimm­ten Al­ter­na­ti­vi­tät von Rück­tritt und Scha­dens­er­satz. Mit de­ren Auf­ga­be durch § 325 BGB und durch die Ent­schei­dung des Ge­setz­ge­bers, den Er­satz von Nut­zun­gen rück­tritts­recht­lich zu re­geln, ist ei­ne nach den Grund­sät­zen der Vor­teils­aus­glei­chung dif­fe­ren­zie­ren­de Be­wer­tung des Werts der Nut­zun­gen in der bis­he­ri­gen Form nicht mehr mög­lich. Die un­ab­hän­gig von dem Vor­ge­hen des Gläu­bi­gers ein­heit­lich dem Rück­tritt­recht un­ter­stell­te Re­ge­lung des Er­sat­zes der ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen zwingt zu de­ren ein­heit­li­cher Be­wer­tung.

[26]   bb) Bei der Be­rech­nung des nach § 346 II 1 BGB ge­schul­de­ten Wert­er­sat­zes für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen ist bei ei­nem ge­gen­sei­ti­gen Ver­trag wie ei­nem Kauf­ver­trag nicht de­ren ob­jek­ti­ver Wert, son­dern die Ge­gen­leis­tung maß­geb­lich, bei dem Rück­tritt von ei­nem Kauf­ver­trag da­mit der Er­werbs­preis, aus dem der Wert­er­satz zeit­an­tei­lig li­ne­ar ab­zu­lei­ten ist.

[27]   (1) Nach der für das frü­he­re Recht ent­wi­ckel­ten Un­ter­schei­dung des Se­nats zwi­schen der blo­ßen Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges und dem Rück­gän­gig­ma­chen der In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­dung müss­te der Wert der Nut­zun­gen al­ler­dings, wor­auf der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat zu­tref­fend hin­ge­wie­sen hat, nach dem Miet­wert be­stimmt wer­den. Der Se­nat nimmt näm­lich ein Rück­gän­gig­ma­chen der In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­dung nicht nur an, wenn der Käu­fer ne­ben der Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Er­satz sei­ner Auf­wen­dun­gen zur Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses oder Er­satz sei­ner Be­triebs­kos­ten ver­lang­te, son­dern schon, wenn er die aus der Kauf­sum­me ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen nicht dem Ver­käu­fer be­lässt, son­dern eben­falls her­aus­ver­langt (Urt. v. 31.03.2006 – V ZR 51/05, BGHZ 167, 108 Rn. 22, 25). Da die Nut­zun­gen der Kauf­sum­me dem Käu­fer nach § 346 I BGB stets zu­rück­zu­ge­wäh­ren sind, lä­ge es an sich na­he, den Wert der Nut­zun­gen der Kauf­sa­che in An­leh­nung an die Un­ter­schei­dung des Se­nats nach dem Miet­wert zu be­stim­men.

[28]   (2) Dem steht je­doch ei­ne wei­te­re Än­de­rung des Rück­tritts­rechts ent­ge­gen. Nach § 346 II 2 Halb­satz 1 BGB ist näm­lich für die Be­rech­nung des Wert­er­sat­zes die Ge­gen­leis­tung maß­geb­lich, wenn sie im Ver­trag be­stimmt ist. Auf die­se Ge­gen­leis­tung wä­re selbst dann ab­zu­stel­len, wenn sie nicht in Geld, son­dern in ei­ner Sach­leis­tung be­steht (BGH, Urt. v. 19.11.2008 – VI­II ZR 311/07, BGHZ 178, 355 Rn. 11). Nach § 433 I BGB hat der Ver­käu­fer dem Käu­fer nicht nur das Ei­gen­tum an der Kauf­sa­che zu ver­schaf­fen, son­dern auch den Be­sitz dar­an. Der Kauf­preis ist da­mit auch die Ge­gen­leis­tung für den Be­sitz der Kauf­sa­che und ih­re Nut­zung durch den Käu­fer. Er ist da­mit für die Be­rech­nung des Werts der Nut­zun­gen her­an­zu­zie­hen. Die Ent­schei­dung des Käu­fers, das Grund­stück zu kau­fen und nicht zu mie­ten, schließt da­mit den Rück­griff auf den Miet­wert aus (so schon BGH, Urt. v. 06.10.2005 – VII ZR 325/03, BGHZ 164, 235 [238 f.]).

[29]   cc) Der Rück­for­de­rungs­an­spruch des Schuld­ners (hier: Ver­käu­fers) hin­der­te den Gläu­bi­ger (hier: Käu­fer) al­ler­dings nicht, ei­nen wei­ter­ge­hen­den Scha­den gel­tend zu ma­chen (BGH, Urt. v. 28.11.2007 – VI­II ZR 16/07, BGHZ 174, 290 Rn. 9 f.; Urt. v. 14.04.2010 – VI­II ZR 145/09, ZIP 2010, 1449 Rn. 21 f.). Der Er­satz sol­cher wei­ter­ge­hen­den Schä­den kann wei­ter­ge­hen­de Vor­tei­le aus­lö­sen, die mit den zu er­set­zen­den Schä­den kon­gru­ent und des­halb nach der Dif­fe­renz­hy­po­the­se zu sal­die­ren sind. Ver­langt der Käu­fer nach be­rech­tig­tem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ne­ben des­sen Rück­ab­wick­lung Er­satz et­wa sei­ner Fi­nan­zie­rungs- und/oder der Be­triebs­kos­ten und er­langt er da­durch ei­nen Nut­zungs­vor­teil, der den nach § 346 II 1 BGB ge­schul­de­ten Wert­er­satz für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen der Kauf­sa­che über­steigt, ist ihm die­ser wei­ter­ge­hen­de Vor­teil an­zu­rech­nen. Das ent­spricht im wirt­schaft­li­chen Er­geb­nis der Vor­teils­aus­glei­chung, die der Se­nat nach dem bis zum 31.12.2001 gel­ten­den Leis­tungs­stö­rungs- und Kauf­recht für den Fall vor­ge­nom­men hat, dass der Käu­fer sei­ne In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­dung rück­gän­gig macht und et­wa Er­satz der Fi­nan­zie­rungs- und Be­triebs­kos­ten ver­langt (Se­nat, Urt. v. 31.03.2006 – V ZR 51/05, BGHZ 167, 108 Rn. 23–26). Der Schuld­ner (hier: der Ver­käu­fer) hat al­ler­dings bei der man­gel­be­ding­ten Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags kei­nen ei­ge­nen An­spruch auf Er­satz sol­cher Vor­tei­le; es hat viel­mehr bei dem nach dem Er­werbs­preis zu be­rech­nen­den Wert­er­satz für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen sein Be­wen­den, so­lan­ge der Gläu­bi­ger – wie hier – kei­nen wei­ter­ge­hen­den Scha­den gel­tend macht.

[30]   c) Von der Be­klag­ten ge­schul­det ist des­halb nach § 346 II BGB, § 281 V BGB i. V. mit § 346 II BGB Er­satz der zeit­an­tei­lig li­ne­ar aus dem Er­werbs­preis ab­zu­lei­ten­de Wert der ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen. Ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung in die­sem Um­fang, den die Par­tei­en mit 1.421 € un­strei­tig ge­stellt ha­ben, hat das Be­ru­fungs­ge­richt dem Klä­ger zu­ge­spro­chen.

[31]   III. Da­ge­gen ist der Recht­streit hin­sicht­lich des dem Klä­ger zu leis­ten­den Er­sat­zes für die Nut­zun­gen des Kauf­ge­gen­stands, die die Be­klag­te in der Zeit vom 01.04.2011 bis zum 11.07.2013 ge­zo­gen hat, nicht ent­schei­dungs­reif, weil das Be­ru­fungs­ge­richt – von sei­nem Stand­punkt aus kon­se­quent – de­ren Wert nicht fest­ge­stellt hat. Die Sa­che ist des­halb in­so­weit un­ter teil­wei­ser Auf­he­bung des Be­ru­fungs­ur­teils zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen.

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