1. Je­den­falls bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 I BGB) muss der Ver­käu­fer ei­nes noch kein Jahr al­ten Ge­braucht­wa­gens den Käu­fer un­ge­fragt dar­über auf­klä­ren, dass das Fahr­zeug in der Ver­gan­gen­heit als Miet­wa­gen ge­nutzt wur­de. Denn zu­min­dest bei ei­nem „jun­gen“ Ge­braucht­wa­gen wirkt sich ei­ne Vor­be­nut­zung als Miet­wa­gen ne­ga­tiv auf den Wert des Fahr­zeugs aus, weil po­ten­zi­el­le Käu­fer nicht be­reit sind, für ei­nen ehe­ma­li­gen Miet­wa­gen den glei­chen Preis zu zah­len wie für ein nicht als Miet­wa­gen ge­nutz­tes Fahr­zeug.
  2. Bei ei­nem als „Jah­res­wa­gen“ an­ge­bo­te­nen Ge­braucht­wa­gen wird und darf ein po­ten­zi­el­ler Käu­fer re­gel­mä­ßig er­war­ten, dass das Fahr­zeug nicht als Miet­wa­gen ge­nutzt wor­den ist.
  3. Der Käu­fer ei­nes ge­brauch­ten Pkw, der den Kauf­ver­trag wirk­sam we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung an­ge­foch­ten hat, hat auch dann An­spruch auf Rück­zah­lung des vol­len Kauf­prei­ses, wenn er den Pkw (hier: we­gen ei­nes Ha­gel­scha­dens) nur in ver­schlech­ter­tem Zu­stand her­aus­ge­ben kann, ihn in­so­weit aber kein Ver­schul­den trifft.

LG Lim­burg, Ur­teil vom 09.06.2017 – 2 O 197/16

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt von dem Be­klag­ten, ei­nem ge­werb­li­chen Kfz-Händ­ler, die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags.

Sie such­te ge­mein­sam mit ih­rem Ehe­mann E am 22.12.2015 den Be­trieb des Be­klag­ten auf. Dort ließ sich die Klä­ge­rin von dem bei dem Be­klag­ten an­ge­stell­ten Ver­käu­fer V be­ra­ten. V er­klär­te der Klä­ge­rin, dass er ihr aus ei­nem Pool von 15 Nis­san-Fahr­zeu­gen, die al­le­samt die glei­che Aus­stat­tung hät­ten und Jah­res­wa­gen sei­en, ei­nen Nis­san Qas­h­qai be­sor­gen kön­ne. Die Klä­ge­rin be­stell­te dar­auf­hin am sel­ben Tag ei­nen als „Jung­wa­gen/Jah­res­wa­gen“ be­schrie­be­nen, im Ja­nu­ar 2015 erst­zu­ge­las­se­nen Nis­san Qas­h­qai mit ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 21.050 km. In der schrift­li­chen Be­stel­lung war ne­ben di­ver­sen Aus­stat­tungs­merk­ma­len ver­merkt, dass das Fahr­zeug Vor­schä­den in Hö­he von cir­ca 600 € ha­be. Der Kauf­preis be­trug 17.900 €; er wur­de der Klä­ge­rin am 04.01.2016 für ein nun kon­kret mit ei­ner Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer be­zeich­ne­tes Fahr­zeug in Rech­nung ge­stellt. Bei die­sem Fahr­zeug han­delt es sich um ein vor­mals als Miet­wa­gen ge­nutz­tes Kfz.

Nach­dem die Klä­ge­rin den Kauf­preis ge­zahlt hat­te, hol­te sie den Pkw am 07.01.2016 bei dem Be­klag­ten ab. Bei der an­schlie­ßen­den Zu­las­sung des Fahr­zeugs stell­te sich her­aus, dass der Be­klag­te der Klä­ge­rin irr­tüm­lich die zu ei­nem an­de­ren Fahr­zeug ge­hö­ren­de Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung aus­ge­hän­digt hat­te. Der Be­klag­te über­ließ der Klä­ge­rin dar­auf­hin die rich­ti­gen Fahr­zeug­pa­pie­re und zahl­te ihr zur Wie­der­gut­ma­chung der Ver­wechs­lung 50 € in bar.

Am 14.01.2016 gab die Klä­ge­rin ein Gut­ach­ten zur Fest­stel­lung et­wai­ger Män­gel an dem Fahr­zeug in Auf­trag, das un­ter dem 10.03.2016 er­stat­tet wur­de.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 21.01.2016 er­klär­te die Klä­ge­rin ge­gen­über dem Be­klag­ten die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung, hilfs­wei­se den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Zur Be­grün­dung mach­te sie gel­tend, dass der Be­klag­te sie nicht über die Vor­nut­zung ih­res Fahr­zeugs als Miet­wa­gen auf­ge­klärt ha­be. Der Be­klag­te wies An­fech­tung und Rück­tritt mit Schrei­ben vom 02.02.2016 zu­rück.

Die Klä­ge­rin ver­langt mit der Kla­ge des­halb die Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 319,46 € ver­min­der­ten Kauf­prei­ses, wo­bei sie die Nut­zungs­ent­schä­di­gung auf der Grund­la­ge der bis zur Kla­ge­er­he­bung ge­fah­re­nen 3.136 km be­rech­net hat.

Dar­über hin­aus ver­langt die Klä­ge­rin die Zah­lung fol­gen­der Be­trä­ge:

Kos­ten für Kfz-Kenn­zei­chen (05.01.2016) 39,85 €
Kos­ten für Zu­las­sung des fal­schen Kfz (07.01.2016) 42,40 €
Kos­ten für Ab­mel­dung des fal­schen Kfz (07.01.2016) 7,40 €
Kos­ten für Zu­las­sung des rich­ti­gen Kfz (08.01.2016) 39,80 €
Kos­ten für Ver­bands­kas­ten (08.01.2016) 12,50 €
Kos­ten für In­spek­ti­on ge­mäß Ser­vice­plan (18.01.2016) 242,02 €
TÜV-Ge­bühr für Haupt­un­ter­su­chung (29.01.2016) 239,62 €
Kos­ten für Pri­vat­gut­ach­ten 73,00 €
Zwi­schen­sum­me 696,59 €
in bar be­reits er­hal­ten 50,00 €
Sum­me 646,59 €

Au­ßer­dem be­gehrt die Klä­ge­rin den Er­satz vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten und die Fest­stel­lung, dass der Be­klag­te mit der Rück­nah­me des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs in Ver­zug ist.

Die Klä­ge­rin meint, der Be­klag­te ha­be sie arg­lis­tig ge­täuscht, weil er sie – wie die Klä­ge­rin be­haup­tet – nicht über die Miet­wa­gen­ei­gen­schaft des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs auf­ge­klärt ha­be. Hät­te sie – die Klä­ge­rin – ge­wusst, dass das Fahr­zeug in der Ver­gan­gen­heit als Miet­wa­gen ge­nutzt wor­den sei, dann hät­te sie es nicht ge­kauft.

Der Be­klag­te be­haup­tet, er ha­be den Ehe­mann E der Klä­ge­rin am 22.12.2015 dar­auf hin­ge­wie­sen, dass al­le von ihm – dem Be­klag­ten – an­ge­bo­te­nen Pkw des Mo­dells Nis­san Qas­h­qai aus dem 15 Fahr­zeu­ge um­fas­sen­den Pool ehe­ma­li­ge Miet­wa­gen sei­en. Die­se In­for­ma­ti­on ha­be E so­dann an die Klä­ge­rin wei­ter­ge­ge­ben, be­vor die­se die Fahr­zeug­be­stel­lung un­ter­zeich­net ha­be.

Wäh­rend des vor­lie­gen­den Rechts­streits hat das bei ei­nem To­yo­ta-Ver­trags­händ­ler un­ter­ge­stell­te Fahr­zeug der Klä­ge­rin ei­nen Ha­gel­scha­den er­lit­ten. Der Haft­pflicht­ver­si­che­rer des Ver­trags­händ­lers hat das Fahr­zeug auf der Grund­la­ge ei­nes Kos­ten­vor­an­schla­ges über 5.812,18 € zur Re­pa­ra­tur frei­ge­ge­ben.

Die Kla­ge hat­te ganz über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Das LG Lim­burg ist ört­lich ge­mäß § 29 I ZPO zu­stän­dig. Er­fül­lungs­ort für die Rück­ge­währan­sprü­che ist der Wohn­ort der Klä­ge­rin als der Ort, an dem sich die Kauf­sa­che ver­trags­ge­mäß be­fin­det.

II. Die Klä­ge­rin hat ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 17.900 € ge­mäß § 812 I 1 Fall 1 BGB ge­gen den Be­klag­ten. Von die­sem sind 214,13 € we­gen ei­nes Nut­zungs­er­satz­an­spruchs des Be­klag­ten in Ab­zug zu brin­gen (s. un­ten III), so­dass ein Rück­zah­lungs­be­trag von 17.685,87 € ver­bleibt.

Der Be­klag­te hat die Kauf­preis­zah­lung oh­ne Rechts­grund er­langt. Der zwi­schen den Par­tei­en über das Fahr­zeug ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag ist in­fol­ge An­fech­tung ge­mäß §§ 123 1 Fall 1, 142 I BGB rück­wir­kend er­lo­schen.

Der Be­klag­te bzw. sein Mit­ar­bei­ter, der Zeu­ge V, hat die Klä­ge­rin vor­sätz­lich über die Miet­wa­gen­ei­gen­schaft des Fahr­zeugs ge­täuscht, in­dem er die­se der Klä­ge­rin nicht of­fen­bar­te.

1. Es liegt ei­ne Täu­schung durch Un­ter­las­sen vor. Vor­aus­set­zung ei­ner sol­chen ist, dass der an­de­re Teil nach Treu und Glau­ben un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­kehrs­an­schau­ung im Ein­zel­fall red­li­cher­wei­se ei­ne Auf­klä­rung über den ver­schwie­ge­nen Um­stand er­war­ten durf­te. Es ist ins­be­son­de­re über sol­che Um­stän­de auf­zu­klä­ren, die nur der ei­ne Ver­trags­teil kennt und von de­nen er weiß oder wis­sen muss, dass sie für den an­de­ren Teil von we­sent­li­cher Be­deu­tung sind. Er­for­der­lich ist mit­hin ein er­kenn­ba­res In­for­ma­ti­ons­ge­fäl­le zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en (Be­ckOK-BGB/Wendt­land, 41. Edi­ti­on [2016], § 123 Rn. 11).

2. Bei der Miet­wa­gen­ei­gen­schaft ei­nes Ge­braucht­wa­gens han­delt es sich – je­den­falls im vor­lie­gen­den Fall – um ei­ne auf­klä­rungs­pflich­ti­ge Tat­sa­che.

Die Miet­wa­gen­ei­gen­schaft ist zu­min­dest bei jun­gen Ge­braucht­wa­gen mit ei­nem Al­ter von un­ter ei­nem Jahr und nur ei­nem Vor­be­sit­zer bei Vor­lie­gen ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs ei­ne aty­pi­sche Vor­be­nut­zung, wel­che ne­ga­ti­ven Ein­fluss auf den Wert des Fahr­zeugs hat. Für die Miet­wa­gen­ei­gen­schaft wird zu­min­dest bei jun­gen Ge­braucht­wa­gen ge­mein­hin ein Ab­schlag auf den sonst üb­li­chen Kauf­preis vor­ge­nom­men. Kun­den ge­hen da­von aus, dass ein sol­ches Fahr­zeug ei­ner stär­ke­ren Ab­nut­zung un­ter­lag, da die zahl­rei­chen Nut­zer von Miet­wa­gen auf­grund der nur kur­zen und ein­ma­li­gen Nut­zung re­gel­mä­ßig we­ni­ger pfleg­lich mit ei­nem Fahr­zeug um­ge­hen als Ei­gen­tü­mer oder Lea­sing­neh­mer, wel­che ei­nen län­ger­fris­ti­gen Nut­zungs­ho­ri­zont ha­ben (OLG Stutt­gart, Urt. v. 31.07.2008 – 19 U 54/08, NJW-RR 2009, 551; OLG Ol­den­burg, Urt. v. 16.09.2010 – 1 U 75/10, ju­ris Rn. 22 ff.; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2013, § 434 Rn. 222; ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 8. Aufl. [2017], § 434 Rn. 219).

So­fern hier­ge­gen mit­un­ter ein­ge­wandt wird, die vor­ge­nann­te Be­fürch­tung am Markt, ein Miet­wa­gen wer­de we­ni­ger pfleg­lich be­han­delt, sei oh­ne ob­jek­ti­ven Nach­weis (LG Kai­sers­lau­tern, Beschl. v. 25.03.2009 – 2 O 498/08, NJW-RR 2010, 634 [635]; AG Kiel, Urt. v. 03.10.2014 – 107 C 135/13, ju­ris Rn. 17, 20), so än­dert dies nichts an der Tat­sa­che, dass die Miet­wa­gen­ei­gen­schaft gleich­wohl ei­nen preis­bil­den­den Fak­tor dar­stellt. Auch letzt­lich ob­jek­tiv un­be­grün­de­te Ver­mu­tun­gen und Be­fürch­tun­gen kön­nen sich preis- und wert­bil­dend aus­wir­ken. So liegt es bei­spiels­wei­se bei dem all­ge­mein an­er­kann­ten mer­kan­ti­len Min­der­wert, wel­cher nach ei­ner Re­pa­ra­tur ver­bleibt. Ei­nem sol­chen ist es ge­ra­de im­ma­nent, dass er aus der nicht nach­zu­wei­sen­den Be­fürch­tung re­sul­tiert, die Re­pa­ra­tur des Vor­scha­dens ha­be nicht zu ei­ner voll­stän­di­gen Wie­der­her­stel­lung des ur­sprüng­li­chen Zu­stands ge­führt (vgl. zum Im­mo­bi­li­en­kauf Wal­ter/Kor­ves, NJW 2016, 1985 ff.). So er­kennt denn auch die­se Ge­gen­mei­nung an, dass ehe­ma­li­ge Miet­fahr­zeu­ge ge­rin­ger be­wer­tet wer­den als ver­gleich­ba­re Fahr­zeu­ge oh­ne vor­he­ri­ge Nut­zung als Miet­fahr­zeug (LG Kai­sers­lau­tern, Beschl. v. 25.03.2009 – 2 O 498/08, NJW-RR 2010, 634 [635]; AG Kiel, Urt. v. 03.10.2014 – 107 C 135/13, ju­ris Rn. 20).

Für die Rich­tig­keit, der Be­fürch­tung, ein Miet­wa­gen wer­de we­ni­ger pfleg­lich be­han­delt, spricht im Üb­ri­gen die Stra­ßen­ver­kehrs-Zu­las­sungs-Ord­nung. Die­ser liegt die Vor­stel­lung zu­grun­de, dass Miet­wa­gen ei­nem er­höh­ten Ver­schleiß un­ter­lie­gen und da­her in kür­ze­ren Ab­stän­den der Haupt­un­ter­su­chung un­ter­zo­gen wer­den müs­sen. Ge­mäß Nr. 2.2 der An­la­ge VI­II zur Stra­ßen­ver­kehrs-Zu­las­sungs-Ord­nung be­trägt die Frist für die Haupt­un­ter­su­chung le­dig­lich zwölf Mo­na­te, wenn das un­ter­su­chungs­pflich­ti­ge Fahr­zeug oh­ne Ge­stel­lung ei­nes Fah­rers ge­werbs­mä­ßig ver­mie­tet wird. Bei erst­mal­sin den Ver­kehr ge­kom­me­nen Per­so­nen­kraft­wa­gen be­trägt die Frist da­ge­gen für die ers­te Un­ter­su­chung 36 Mo­na­te und an­schlie­ßend 24 Mo­na­te (Nr. 2.​1.​2.​1.1 der An­la­ge VI­II).

Das mit­un­ter ge­gen ei­ne Auf­klä­rungs­pflicht vor­ge­brach­te Ar­gu­ment, bei Ge­braucht­wa­gen im Al­ter von drei bis zwölf Mo­na­ten stel­le sich ei­ne frü­he­re Nut­zung als Miet­wa­gen als üb­lich dar (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 13. Aufl. [2017], Rn. 3203), ver­mag nicht zu über­zeu­gen. Selbst wenn man da­von aus­geht, dass Fahr­zeu­ge mit ei­nem Al­ter von bis zu ei­nem Jahr des Öf­te­ren zu­vor als Miet­wa­gen ge­nutzt wor­den sind, exis­tiert am Markt gleich­wohl ei­ne gro­ße Zahl sol­cher Fahr­zeu­ge oh­ne Vor­nut­zung als Miet­wa­gen. Es er­schließt sich nicht, war­um der Ver­käu­fer – je­den­falls so­fern er Un­ter­neh­mer ist – über den wert­bil­den­den Fak­tor Miet­wa­gen nicht auf­klä­ren müs­sen soll­te, nur weil es des Öf­te­ren auch ein­mal ei­ne sol­che Vor­nut­zung bei Ge­braucht­wa­gen gibt. Schließ­lich exis­tiert auch ei­ne gro­ße Zahl von Fahr­zeu­gen mit er­heb­li­chen Vor­schä­den. Gleich­wohl ist der Ver­käu­fer ver­pflich­tet, de­ren Un­fall­wa­gen­ei­gen­schaft zu of­fen­ba­ren (st. Rspr.; s. nur BGH, Urt. v. 03.03.1982 – VI­II ZR 78/81, NJW 1982, 1386). Dass al­le Fahr­zeu­ge mit ei­nem Al­ter von bis zu ei­nem Jahr zu­vor ei­ne Nut­zung als Miet­wa­gen er­fah­ren hät­ten, wird von nie­man­dem be­haup­tet.

Hin­zu kommt, dass, wenn ein Ge­braucht­wa­gen als „Jah­res­wa­gen“ de­kla­riert wird, die Er­war­tung des Käu­fers da­hin geht, die­ser sei zu­vor ge­ra­de nicht als Miet­wa­gen ge­nutzt wor­den. Ein Jah­res­wa­gen wird näm­lich als ein Ge­braucht­fahr­zeug aus ers­ter Hand de­fi­niert, wel­ches von ei­nem Werks­an­ge­hö­ri­gen ein Jahr lang ab der Erst­zu­las­sung ge­fah­ren wor­den ist (BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05, NJW 2006, 2694 Rn. 8). Der BGH ließ in der vor­ge­nann­ten Ent­schei­dung ei­ne Min­de­rung des Kauf­prei­ses für ei­nen als Jah­res­wa­gen eti­ket­tier­ten Miet­wa­gen nur dar­an schei­tern, dass dies dem Käu­fer bei Ver­trags­schluss be­kannt ge­we­sen ist (§ 442 I 1 BGB). Die An­nah­me ei­ner Auf­klä­rungs­pflicht über die Miet­wa­gen­ei­gen­schaft steht da­nach in Ein­klang mit der Recht­spre­chung des BGH.

3. Die­se ihn tref­fen­de Auf­klä­rungs­pflicht hat der die Ver­trags­ver­hand­lun­gen füh­ren­de Mit­ar­bei­ter des Be­klag­ten, der Zeu­ge V, als Nicht­drit­ter i. S. von § 123 II 1 BGB ver­letzt, in­dem er die ihm un­strei­tig be­kann­te Miet­wa­gen­ei­gen­schaft nicht of­fen­bar­te. Dies steht nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me fest.

Das Ge­richt folgt den An­ga­ben des Zeu­gen E. Die­ser hat aus­ge­führt, dass der das Ver­kaufs­ge­spräch al­lei­ne füh­ren­de Zeu­ge V ihm und sei­ner Frau – der Klä­ge­rin – ge­gen­über nicht von ei­ner Miet­wa­gen­ei­gen­schaft des Fahr­zeugs ge­spro­chen ha­be. Der Wa­gen sei viel­mehr als Jah­res- bzw. Jung­wa­gen be­schrie­ben wor­den. Erst nach Ver­trags­schluss ha­be ihm al­lei­ne der Be­klag­te mit­ge­teilt, dass an dem Fahr­zeug klei­ne­re Män­gel vor­lie­gen könn­ten, wes­halb im Kauf­ver­trag 600 € als Ab­zug vor­ge­se­hen sei­en.

Die­se Aus­sa­ge ist glaub­haft. Der Zeu­ge war als Teil­neh­mer des Ver­kaufs­ge­sprächs in der La­ge, den In­halt wahr­zu­neh­men. Sei­ner Schil­de­rung ist nach­voll­zieh­bar und wi­der­spruchs­frei. Sie weist auch zahl­rei­che De­tails auf wie et­wa die Er­wäh­nung, der Zeu­ge V ha­be ge­sagt, der Be­klag­te be­zie­he die Fahr­zeu­ge güns­tig, weil er gu­te Be­zie­hun­gen zu dem Ver­mitt­ler des Fahr­zeug­pools ha­be, aus dem die Fahr­zeu­ge stam­men. Er trin­ke mit die­sem Kaf­fee. Gleich­zei­tig hat der Zeu­ge deut­lich ge­macht, wenn er et­was nicht mehr si­cher wuss­te, wie et­wa die Tat­sa­che, ob der Ver­trag be­reits bei dem ers­ten Ge­spräch mit dem Zeu­gen V un­ter­schrie­ben wor­den sei. Zwar be­steht ei­ne per­sön­li­che Be­zie­hung des Zeu­gen E zur Klä­ge­rin, so­dass ein ei­ge­nes In­ter­es­se am Aus­gang des Rechts­streits ge­ge­ben ist, doch wa­ren kei­ne An­zei­chen da­für er­kenn­bar, dass sich der Zeu­ge da­von hät­te lei­ten las­sen. So hat er denn auch of­fen­ge­legt, dass ihm der Be­klag­te mit­ge­teilt hat, dass die ver­mit­tel­ten Fahr­zeu­ge über klei­ne­re Schä­den ver­füg­ten, wes­halb 600 € in Ab­zug zu brin­gen sei­en. Dies hät­te der Klä­ge­rin un­ter Um­stän­den zum Nach­teil ge­rei­chen kön­nen ….

Die An­ga­ben des Zeu­gen stim­men denn auch mit de­nen der Klä­ge­rin im Rah­men ih­rer in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung über­ein.

Wenn der Be­klag­te da­ge­gen im Rah­men sei­ner in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung an­ge­ge­ben hat, er ha­be dem Zeu­gen E auf dem Hof mit­ge­teilt, die Fahr­zeu­ge sei­en so güns­tig, weil es sich um Miet­wa­gen han­de­le, so ver­mag dies die Über­zeu­gung des Ge­richts nicht zu er­schüt­tern. Ab­ge­se­hen da­von, dass die An­ga­ben des Be­klag­ten sehr ober­fläch­lich ge­hal­ten wa­ren, spricht ge­gen die­se, dass so­wohl die Be­stel­lung als auch die Rech­nung das Fahr­zeug als „Jung­wa­gen/Jah­res­wa­gen“ de­kla­rie­ren, nicht hin­ge­gen als Miet­wa­gen. We­nig über­zeu­gend er­scheint auch, dass die Auf­klä­rung über die Miet­wa­gen­ei­gen­schaft durch den nicht bei den Ver­trags­ver­hand­lung prä­sen­ten Be­klag­ten rein zu­fäl­lig auf dem Hof er­folgt sein soll und nicht durch den Zeu­gen V. Die­ser wuss­te denn auch nicht über ei­ne Auf­klä­rung sei­ner­seits zu be­rich­ten, da er kei­ne kon­kre­te Er­in­ne­rung mehr an den Vor­gang ha­be. Er konn­te le­dig­lich sa­gen, dass er die Miet­wa­gen­ei­gen­schaft of­fen­ba­re, wenn er da­nach ge­fragt wer­de.

Die Auf­klä­rung über die Miet­wa­gen­ei­gen­schaft ist auch nicht über die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen des Be­klag­ten er­folgt. Nach de­ren Nr. 8.2 c wer­den die Fahr­zeu­ge des Be­klag­ten über­wie­gend aus Miet- oder Lea­sing­be­stän­den be­zo­gen, wes­halb un­be­kann­te Un­fall­schä­den vor­lie­gen könn­ten. Da­mit ist kei­ne kon­kre­te Aus­sa­ge zu dem kauf­ver­trags­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug ge­trof­fen. Es han­delt sich um ei­ne abs­trak­te An­ga­be. Durch ei­ne der­art va­ge Aus­sa­ge kann der Ver­käu­fer we­der sei­ner Of­fen­ba­rungs­pflicht ge­nü­gen noch ei­ne Ob­lie­gen­heit des Käu­fers be­grün­den, wo­nach die­ser nun­mehr von sich aus Nach­for­schun­gen zur Fra­ge der Miet­wa­gen­ei­gen­schaft ma­chen müss­te.

Dar­über hin­aus kommt es für die Fra­ge der arg­lis­ti­gen Täu­schung nicht dar­auf an, ob der Ge­täusch­te den Irr­tum hät­te ver­mei­den kön­nen (Sin­ger/Fincken­stein, in: Stau­din­ger, BGB, Neu­be­arb. 2017, § 123 Rn. 50). Des­halb kann dem Käu­fer auch nicht vor­ge­hal­ten wer­den, er hät­te die Miet­wa­gen­ei­gen­schaft aus den Um­stän­den er­ken­nen kön­nen. An­ders kann dies we­gen § 442 I 2 BGB im Rah­men der kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tung zu be­ur­tei­len sein (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3204).

4. Der Zeu­ge V han­del­te arg­lis­tig.

Bei ei­ner Täu­schung durch Ver­schwei­gen ei­nes of­fen­ba­rungs­pflich­ti­gen Man­gels han­delt arg­lis­tig, wer ei­nen Man­gel min­des­tens für mög­lich hält, gleich­zei­tig weiß oder da­mit rech­net und bil­li­gend in Kauf nimmt, dass der Ver­trags­geg­ner den Man­gel nicht kennt und bei Of­fen­ba­rung den Ver­trag nicht oder nicht mit dem ver­ein­bar­ten In­halt ge­schlos­sen hät­te. Ihm müs­sen die Tat­sa­chen be­kannt sein, die sei­ne Auf­klä­rungs­pflicht be­grün­den (Sin­ger/Fincken­stein, in: Stau­din­ger, a. a. O., § 123 Rn. 50; Er­man/Ar­nold, BGB, 14. Aufl. [2014], § 123 Rn. 28). Ein Rechts­irr­tum über die Auf­klä­rungs­pflicht kann den Vor­satz aus­schlie­ßen (BGH, Urt. v. 29.06.2010 – XI ZR 104/08 Rn. 43). Vor­aus­set­zung wä­re in­des, dass der Schuld­ner nicht ein­mal fahr­läs­sig ge­han­delt hät­te. Ihn trifft die Pflicht zur sorg­fäl­ti­gen Prü­fung der Rechts­la­ge, er­for­der­li­chen­falls zur Ein­ho­lung von Rechts­rat, und zur Be­ach­tung der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung (Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 75. Aufl. [2016], § 276 Rn. 22).

Maß­geb­lich sind zu­nächst die tat­säch­li­chen Um­stän­de, aus de­nen sich die Auf­klä­rungs­pflicht er­gibt. Die­se Um­stän­de – die Ei­gen­schaft des Fahr­zeugs als Miet­wa­gen – wa­ren dem Be­klag­ten un­strei­tig be­kannt. Er ver­füg­te in­so­fern über über­le­ge­nes Sach­wis­sen ge­gen­über der Klä­ge­rin. Die ihm un­schwer er­füll­ba­re Auf­klä­rungs­pflicht hat er ver­letzt, in­dem er die Miet­wa­gen­ei­gen­schaft nicht of­fen­bart hat. Dass die Miet­wa­gen­ei­gen­schaft für die Klä­ge­rin von In­ter­es­se war, hät­te der Be­klag­te bzw. sein Mit­ar­bei­ter zu­min­dest er­ken­nen kön­nen. Das Fahr­zeug war schließ­lich in der Be­stel­lung so­wie in der Rech­nung als „Jung­wa­gen/Jah­res­wa­gen“ be­zeich­net.

Des Wei­te­ren war der Be­klag­te – wie ge­zeigt – zur Auf­klä­rung ver­pflich­tet. Dass zu die­ser Fra­ge auch ab­wei­chen­de Recht­spre­chung exis­tiert, er­laubt es ihm nicht, sich un­ter Be­ru­fung auf ei­nen Rechts­irr­tum zu exkul­pie­ren. Der Be­klag­te durf­te we­gen der vor­ge­nann­ten In­stan­zent­schei­dun­gen nicht dar­auf ver­trau­en, nicht auf­klä­ren zu müs­sen. Ei­ne höchst­rich­ter­li­che Klä­rung stand und steht zu die­ser Fra­ge aus. Aus der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH zur De­fi­ni­ti­on ei­nes Jah­res­wa­gens er­gibt sich viel­mehr, dass ein Miet­wa­gen nicht als Jah­res­wa­gen ver­stan­den wer­den kann (vgl. BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05, NJW 2006, 2694 Rn. 8). Da­nach hat­te es der Be­klag­te bzw. sein Mit­ar­bei­ter selbst in der Hand, ob die Klä­ge­rin von der Miet­wa­gen­ei­gen­schaft Kennt­nis er­langt. Er ist be­wusst das Ri­si­ko ein­ge­gan­gen, dass die Fra­ge der Auf­klä­rungs­pflicht in ei­nem spä­te­ren Pro­zess ab­wei­chend be­ur­teilt wird.

Hin­zu kommt, dass die Be­ru­fung auf ei­nen Rechts­irr­tum durch den Be­klag­ten rechts­miss­bräuch­lich ist. So will er doch – sei­ner in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung zu­fol­ge – über die Miet­wa­gen­ei­gen­schaft auf­ge­klärt ha­ben. Es er­scheint selbst­wi­der­sprüch­lich, wenn er sich ei­ner­seits auf ei­nen Rechts­irr­tum hin­sicht­lich sei­ner Auf­klä­rungs­pflicht be­ruft und an­de­rer­seits vor­trägt, auf­ge­klärt zu ha­ben.

5. Die Täu­schung ist auch für die Wil­lens­er­klä­rung der Klä­ge­rin ur­säch­lich ge­wor­den. Dies folgt aus den über­zeu­gen­den An­ga­ben des Zeu­gen E, der aus­ge­sagt hat, sie – al­so er und die Klä­ge­rin – hät­ten sich ge­ra­de des­halb für das Fahr­zeug ent­schie­den, weil sie ei­nen Jah­res­wa­gen ge­wollt hät­ten.

6. Die An­fech­tung ist form- und frist­ge­recht er­klärt wor­den (§ 124 BGB, § 143 BGB). Die Klä­ge­rin hat die An­fech­tung am 21.01.2016 er­klärt. Kennt­nis von der Miet­wa­gen­ei­gen­schaft hat sie nach ih­ren An­ga­ben am 08.01.2016 er­langt, nach­dem ihr Ehe­mann dies im In­ter­net re­cher­chiert hat­te.

7. Ge­mäß § 818 I BGB sind ne­ben der er­lang­ten Leis­tung (hier: Be­sitz an dem Fahr­zeug) ge­zo­ge­ne Nut­zun­gen (hier: ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter) so­wie das­je­ni­ge, was der Emp­fän­ger als Er­satz für die Be­schä­di­gung des Er­lang­ten er­wirbt (z. B. An­spruch ge­gen Kas­ko­ver­si­che­rung), her­aus­zu­ge­ben. So­fern ei­ne Her­aus­ga­be we­gen der Be­schaf­fen­heit des Er­lang­ten nicht mög­lich ist, ist Wert­er­satz zu leis­ten (§ 818 II BGB). So­fern kei­ne Be­rei­che­rung vor­liegt, be­steht auch kein Her­aus­ga­be- bzw. Wert­er­satz­an­spruch (§ 818 III BGB).

Da­nach ist im vor­lie­gen­den Fall das Fahr­zeug her­aus­zu­ge­ben und ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung (Wert­er­satz) für die seit der Über­ga­be ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter zu leis­ten. Die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen sind ge­mäß § 287 ZPO zu schät­zen an­hand des Ver­hält­nis­ses des Kauf­prei­ses zur er­wart­ba­ren Rest­lauf­leis­tung im Zeit­punkt des Kaufs mul­ti­pli­ziert mit den von der Klä­ge­rin ge­fah­re­nen Ki­lo­me­tern (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 346 Rn. 10; Pa­landt/Sprau, BGB, 75. Aufl. [2016], § 818 Rn. 23).

Er­wor­ben hat die Klä­ge­rin das Fahr­zeug für 17.900 €. Es ist bei heu­ti­gen Fahr­zeu­gen ei­ne Ge­samt­lauf­leis­tung von 200.000 km zu er­war­ten. Bei Über­ga­be be­trug die Lauf­leis­tung 21.150 km und die Rest­lauf­leis­tung da­mit (200.000 km − 21.150 km =) 178.850 km . Zum Zeit­punkt des Schlus­ses der münd­li­chen Ver­hand­lung be­trug der Ta­chostand 29.751 km. Die (29.751 km − 21.150 km =) 8.601 km, die die Klä­ge­rin mit dem Fahr­zeug zu­rück­ge­legt hat , sind da­her mit 860,82 € zu er­set­zen. Die­ser Be­trag ist – wie be­reits in der Kla­ge­schrift mit dem dort er­rech­ne­ten ge­rin­ge­ren Be­trag vor­ge­nom­men – von den Auf­wen­dungs- bzw. Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen (s. un­ten III) in Ab­zug zu brin­gen.

Dar­über hin­aus hat die Klä­ge­rin ih­ren Er­satz­an­spruch we­gen des Ha­gel­scha­dens … an den Be­klag­ten ab­zu­tre­ten. Wert­er­satz muss die Klä­ge­rin in­so­fern nicht leis­ten. Den Käu­fer trifft bei ei­ner nicht ver­schul­de­ten Ver­schlech­te­rung des Fahr­zeugs im Fal­le der be­rei­che­rungs­recht­li­chen Rück­ab­wick­lung nach Arg­listan­fech­tung kei­ne Wert­er­satz­pflicht für den ge­rin­ge­ren Wert des Fahr­zeugs (BGH, Urt. v. 08.01.1970 – VII ZR 130/68). Selbst bei leich­ter und mitt­le­rer Fahr­läs­sig­keit gilt im Fal­le des An­nah­me­ver­zugs (da­zu un­ten V) we­gen § 300 I BGB das­sel­be (OLG Stutt­gart, Urt. v. 13.05.1997 – 10 U 209/96). Es ist dann nur ein even­tu­el­ler Er­satz­an­spruch ge­gen ei­ne Ver­si­che­rung ab­zu­tre­ten. Da­für, dass die Klä­ge­rin den vor­ge­nann­ten Er­satz­an­spruch we­gen des Ha­gel­scha­dens nicht ab­tre­ten könn­te (vgl. BGH, Urt. v. 25.03.2015 – VI­II ZR 38/14, NJW 2015, 1748), ist nichts er­sicht­lich. Es liegt viel­mehr ei­ne De­ckungs­zu­sa­ge der Ver­si­che­rung vor.

8. Der Zins­an­spruch ab dem 03.02.2016 folgt aus §§ 280 I, II, 286 I, 288 I BGB . Durch die ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Ver­wei­ge­rung der Rück­ab­wick­lung mit sei­nem Schrei­ben vom 02.02.2016 ist der Be­klag­te in Ver­zug ge­ra­ten.

III. Scha­dens­er­satz kann die Klä­ge­rin an­ge­sichts ih­rer Pflicht zur Zah­lung von Nut­zungs­er­satz (s. oben II) nicht ver­lan­gen.

Sie hat grund­sätz­lich ei­nen An­spruch auf Zah­lung von Scha­dens­er­satz in Hö­he von 696,59 € ge­mäß §§ 280 I, 241 II, 311 II BGB ge­gen den Be­klag­ten. Die arg­lis­ti­ge Täu­schung stellt ei­ne vor­ver­trag­li­che Pflicht­ver­let­zung dar.

Zu er­set­zen ist ge­mäß § 249 I BGB der ad­äquat-kau­sal auf der Pflicht­ver­let­zung be­ru­hen­de Scha­den.

Da­zu zäh­len ver­geb­li­che Auf­wen­dun­gen, die im Ver­trau­en auf den Be­stand des Ver­tra­ges ge­tä­tigt wur­den (Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 311 Rn. 55). Dies be­trifft die Kos­ten des Kenn­zei­chens am 05.01.2016, die Zu­las­sung des fal­schen Kfz am 08.01.2016, die Ab­mel­de­kos­ten des fal­schen Kfz am 07.01.2016, die Zu­las­sung des rich­ti­gen Kfz am 08.01.2016 und die Kos­ten des Pri­vat­gut­ach­tens.

Zu er­stat­ten sind über­dies Auf­wen­dun­gen, die die Klä­ge­rin tä­ti­gen muss­te, um das Fahr­zeug über­haupt wei­ter nut­zen zu kön­nen, und um so den Scha­den ge­ring zu hal­ten. Dies gilt für die TÜV-Ge­bühr am 29.01.2016, den Ver­bands­kas­ten am 08.01.2016 und die In­spek­ti­ons­kos­ten ge­mäß Ser­vice­plan am 18.01.2016.

Er­stat­tungs­fä­hig sind da­mit fol­gen­de un­strei­tig der Klä­ge­rin ent­stan­de­ne Kos­ten:

Kos­ten für Kfz-Kenn­zei­chen (05.01.2016) 39,85 €
Kos­ten für Zu­las­sung des fal­schen Kfz (07.01.2016) 42,40 €
Kos­ten für Ab­mel­dung des fal­schen Kfz (07.01.2016) 7,40 €
Kos­ten für Zu­las­sung des rich­ti­gen Kfz (08.01.2016) 39,80 €
Kos­ten für Ver­bands­kas­ten (08.01.2016) 12,50 €
Kos­ten für In­spek­ti­on ge­mäß Ser­vice­plan (18.01.2016) 242,02 €
TÜV-Ge­bühr für Haupt­un­ter­su­chung (29.01.2016) 239,62 €
Kos­ten für Pri­vat­gut­ach­ten 73,00 €
Zwi­schen­sum­me 696,59 €

Da­von ab­zu­zie­hen sind die … Bar­zah­lung in Hö­he von 50 € so­wie die Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 860,82 € (s. oben II 7). So­mit er­gibt sich ein Mi­nus von 214,23 € zu­las­ten der Klä­ge­rin, wel­ches von dem Kauf­preis­rück­zah­lungs­an­spruch in Ab­zug zu brin­gen ist (s. oben II). Ei­ne Ver­rech­nung des Nut­zungs­er­sat­zes hat die Klä­ge­rin be­reits im Rah­men der Kla­ge­schrift vor­ge­nom­men, so­dass auch oh­ne Auf­rech­nungs­er­klä­rung des Be­klag­ten ei­ne Ver­rech­nung vor­zu­neh­men war.

IV. Wei­ter hat die Klä­ge­rin ei­nen An­spruch auf Zah­lung vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 562,13 € ge­mäß §§ 280 I, 241 II, 311 II BGB ge­gen den Be­klag­ten. Die arg­lis­ti­ge Täu­schung stellt ei­ne vor­ver­trag­li­che Pflicht­ver­let­zung dar. So­fern die Klä­ge­rin die Rechts­an­walts­kos­ten nicht be­gli­chen ha­ben soll­te, hat sich der Frei­stel­lungs­an­spruch durch die Zah­lungs­ver­wei­ge­rung des Be­klag­ten ge­mäß § 250 BGB in ei­nen Zah­lungs­an­spruch um­ge­wan­delt. Aus dem Streit­wert der be­grün­de­ten Kla­ge von 17.685,87 € er­rech­nen sich Rechts­an­walts­kos­ten je­den­falls in der gel­tend ge­mach­ten Hö­he.

V. Ge­mäß § 256 I ZPO i. V. mit § 812 I 1 Fall 1 BGB war fest­zu­stel­len, dass sich der Be­klag­te mit sei­ner Pflicht zur Rück­nah­me des Fahr­zeugs seit dem 03.02.2016 in An­nah­me­ver­zug be­fin­det. Durch Ab­leh­nung der Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags mit Schrei­ben vom 02.02.2016 ist der Be­klag­te ge­mäß §§ 293, 295 BGB in An­nah­me­ver­zug ge­ra­ten. …

Hin­weis: Die Be­ru­fung ge­gen das Ur­teil wur­de zu­rück­ge­nom­men.

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