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Ar­chiv: März 2017

Se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last der Volks­wa­gen AG im VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Dass die vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge i. S. des § 434 I BGB man­gel­haft sind, er­gibt sich dar­aus, dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt der Volks­wa­gen AG auf­er­legt hat, die­se Fahr­zeu­ge tech­nisch zu über­ar­bei­ten, um ih­re Vor­schrifts­mä­ßig­keit wie­der­her­zu­stel­len und ei­nen Ver­lust der Be­triebs­er­laub­nis ab­zu­wen­den.
  2. Der Man­gel, an dem ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug lei­det, ist nicht ge­ring­fü­gig i. S. des § 323 V 2 BGB, da er nicht kurz­fris­tig in ei­ner be­lie­bi­gen Kfz-Werk­statt be­sei­tigt wer­den kann. Viel­mehr be­darf es zur Man­gel­be­sei­ti­gung ei­nes mit ei­nem ho­hen zeit­li­chen Auf­wand ent­wi­ckel­ten und vom Kraft­fahrt-Bun­des­amt frei­ge­ge­be­nen Soft­ware­up­dates. Dass die­ses Up­date schluss­end­lich in ei­ner Ver­trags­werk­statt mit ei­nem ver­hält­nis­mä­ßig ge­rin­gen Zeit- und Kos­ten­auf­wand in­stal­liert wer­den kann, macht den Man­gel, der ei­nem vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeug an­haf­tet, nicht zu ei­nem ge­ring­fü­gi­gen Man­gel i. S. des § 323 V 2 BGB.
  3. Setzt der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs dem Ver­käu­fer ge­mäß § 323 I BGB ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung, so muss er hin­sicht­lich der An­ge­mes­sen­heit die­ser Frist be­rück­sich­ti­gen, dass der VW-Ab­gas­skan­dal ei­ne Viel­zahl von Fahr­zeu­gen in ganz Deutsch­land be­trifft und die­se nur suk­zes­si­ve im Rah­men ei­nes – noch da­zu mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt ab­zu­stim­men­den – Ge­samt­kon­zepts nach­ge­bes­sert wer­den kön­nen. Ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­bes­se­rung muss des­halb deut­lich län­ger sein als die Nach­bes­se­rungs­frist bei ei­nem „nor­ma­len“ Fahr­zeug­man­gel. Das ist dem Käu­fer auch zu­zu­mu­ten, da er das man­gel­haf­te Fahr­zeug bis zur Nach­bes­se­rung un­ein­ge­schränkt nut­zen kann.
  4. Die – nicht Par­tei des Kauf­ver­trags ge­wor­de­ne – Volks­wa­gen AG kann dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs so­wohl we­gen ei­ner sit­ten­wid­ri­gen vor­sätz­li­chen Schä­di­gung (§ 826 BGB) als auch ge­mäß § 823 II BGB i. V. mit §§ 6 I, 27 I EG-FGV Scha­dens­er­satz leis­ten müs­sen. In­so­weit trifft die Volks­wa­gen AG ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last, der sie durch den Vor­trag ge­nügt, auf wel­cher Ebe­ne un­ter­halb der Vor­stands­ebe­ne die Ent­schei­dung ge­trof­fen wur­de, ei­ne Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware zu ent­wi­ckeln und zu ver­wen­den, ob die­se Ent­schei­dung An­ge­hö­ri­gen ei­ner hö­he­ren Hier­ar­chie­ebe­ne mit­ge­teilt wur­de und wem sie ge­ge­be­nen­falls mit­ge­teilt wur­de und wel­che Bud­gets für die Ent­wick­lung der Soft­ware in An­spruch ge­nom­men wur­den. Ein sol­cher Vor­trag ist der Volks­wa­gen AG zu­mut­bar, zu­mal ge­wich­ti­ge An­halts­punk­te da­für be­ste­hen, dass ei­ne der­art un­ter­neh­mens­we­sent­li­che Ent­schei­dung wie die, ei­ne Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware zu ent­wi­ckeln und zu ver­wen­den, nicht un­ter­halb der Vor­stands­ebe­ne ge­trof­fen und dem Vor­stand auch nicht ver­heim­licht wur­de.
  5. Da­von, dass das sit­ten­wid­ri­ge Ver­hal­ten und der Ver­stoß der Volks­wa­gen AG ge­gen ein Ver­bots­ge­setz (§§ 6 I, 27 I EG-FGV) ur­säch­lich für den Kauf­ent­schluss ei­nes Käu­fers wa­ren, der ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug er­wor­ben hat, ist nach der Le­bens­er­fah­rung aus­zu­ge­hen. Es kommt des­halb nicht dar­auf an, ob der Käu­fer im Ver­kaufs­ge­spräch kon­kret ge­äu­ßert hat, dass er ein be­son­ders schad­stoff­ar­mes Fahr­zeug er­wer­ben wol­le.

LG Kle­ve, Ur­teil vom 31.03.2017 – 3 O 252/16

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Ab­se­hen von der Be­weis­er­he­bung man­gels ei­nes ge­eig­ne­ten Sach­ver­stän­di­gen

  1. Das Pro­zess­ge­richt ist ver­pflich­tet, bei der Su­che und Aus­wahl ei­nes ge­eig­ne­ten Sach­ver­stän­di­gen al­le be­kann­ten Er­kennt­nis­quel­len aus­zu­schöp­fen (§ 404 I 1 ZPO). Fin­det es kei­nen ge­eig­ne­ten Sach­ver­stän­di­gen, kann es un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 356 ZPO von ei­ner Be­weis­er­he­bung ab­se­hen. Die da­für maß­geb­li­chen Er­wä­gun­gen müs­sen in den Ur­teils­grün­den, ge­ge­be­nen­falls un­ter Be­zug­nah­me auf Ver­fü­gun­gen und Beschlüs­se des Pro­zess­ge­richts, für die Par­tei­en nach­voll­zieh­bar dar­ge­legt wer­den. Da­zu ge­hört die Of­fen­le­gung sämt­li­cher Be­mü­hun­gen des Pro­zess­ge­richts, aus de­nen sich der zwin­gen­de Schluss er­gibt, dass der Be­weis durch Sach­ver­stän­di­ge nicht ge­führt wer­den kann.
  2. Die Be­zeich­nung ei­nes ge­eig­ne­ten Sach­ver­stän­di­gen ist in die­sem Fall im Rah­men der Be­schwer­de ge­gen die Nicht­zu­las­sung der Re­vi­si­on nicht er­for­der­lich, um die Ver­let­zung des Ver­fah­rens­grund­rechts aus Art. 103 I GG, § 404 I 1 ZPO dar­zu­le­gen.

BGH, Be­schluss vom 29.03.2017 – VII ZR 149/15

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Man­gel­haf­tig­keit ei­nes Neu­wa­gens we­gen Ver­sto­ßes ge­gen ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) setzt kei­ne aus­drück­li­chen Er­klä­run­gen der Par­tei­en vor­aus, son­dern kann sich auch aus den Um­stän­den des Ver­trags­schlus­ses, et­wa aus dem Kon­text der da­bei ge­führ­ten Ge­sprä­che oder den bei die­ser Ge­le­gen­heit ab­ge­ge­be­nen Be­schrei­bun­gen, er­ge­ben. Ins­be­son­de­re kann die für ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung er­for­der­li­che Wil­lens­über­ein­stim­mung kon­klu­dent in der Wei­se er­zielt wer­den, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer be­stimm­te An­for­de­run­gen an den Kauf­ge­gen­stand zur Kennt­nis bringt und der Ver­käu­fer zu­stimmt. Auch kann es ge­nü­gen, dass der Ver­käu­fer die Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che bei Ver­trags­schluss in ei­ner be­stimm­ten Wei­se be­schreibt und der Käu­fer vor die­sem Hin­ter­grund sei­ne Kauf­ent­schei­dung trifft.
  2. Ei­nem als „Eu­ro-5-Fahr­zeug“ be­wor­be­nen, vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gen fehlt ei­ne i. S. des § 434 I 1 BGB ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit und das Fahr­zeug ist des­halb man­gel­haft, wenn es die Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wer­te zwar wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests auf dem Prüf­stand, aber nicht im rea­len Fahr­be­trieb ein­hält.
  3. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen, bei dem ei­ne Soft­ware die kor­rek­te Mes­sung der Stick­oxid­emis­sio­nen ver­hin­dert, in­dem sie den Stick­oxid­aus­stoß (nur) wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests op­ti­miert, ist (auch) i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, da er nicht die für ei­nen Neu­wa­gen üb­li­che und da­her vom Käu­fer zu er­war­ten­de Be­schaf­fen­heit auf­weist. Ein durch­schnitt­li­cher Neu­wa­gen­käu­fer darf näm­lich da­von aus­ge­hen, dass die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te nicht nur wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests ein­ge­hal­ten wer­den, weil ei­ne Soft­ware die Test­si­tua­ti­on er­kennt und für ei­ne Ver­rin­ge­rung der Schad­stoff­emis­sio­nen sorgt.
  4. Der Käu­fer, der ge­mäß §§ 437 Nr. 1, 439 I Fall 2 BGB die er­satz­wei­se Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che ver­lan­gen darf, soll – nur – das er­hal­ten, was er nach dem Kauf­ver­trag vom Ver­käu­fer be­an­spru­chen kann. Der Ver­käu­fer hat dem Käu­fer da­her im Rah­men der Nach­er­fül­lung an­stel­le der ur­sprüng­lich ge­lie­fer­ten man­gel­haf­ten Kauf­sa­che ei­ne man­gel­freie, im Üb­ri­gen aber gleich­ar­ti­ge und gleich­wer­ti­ge Sa­che zu über­ge­ben und zu über­eig­nen. Ein An­spruch auf Er­satz­lie­fe­rung ist des­halb ge­mäß § 275 I BGB aus­ge­schlos­sen, wenn ein Neu­wa­gen so, wie ihn der Käu­fer be­stellt hat, nicht mehr her­ge­stellt wird, son­dern ein Mo­dell­wech­sel statt­ge­fun­den hat.
  5. Die Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) zielt dar­auf ab, die ge­kauf­te Sa­che oh­ne je­de Ein­schrän­kung in ei­nen ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand zu ver­set­zen, das heißt, sie muss zu ei­ner voll­stän­di­gen und nach­hal­ti­gen Be­sei­ti­gung des Man­gels füh­ren. Dar­an fehlt es, wenn ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ein Soft­ware­up­date er­hält; denn die­ses Up­date än­dert nichts dar­an, dass das Fahr­zeug vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen (ge­we­sen) ist. Das Fahr­zeug bleibt des­halb trotz des Soft­ware­up­dates man­gel­haft.

LG Kemp­ten, Ur­teil vom 29.03.2017 – 13 O 808/16

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Un­mög­lich­keit der Er­satz­lie­fe­rung beim Neu­wa­gen­kauf – VW-Ab­gas­skan­dal

Ein An­spruch des Käu­fers ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens auf Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs (§§ 437 Nr. 1, 439 I Fall 2 BGB) be­steht ge­mäß § 275 I BGB nicht, wenn er ein Fahr­zeug mit ei­nem be­stimm­ten Mo­tor be­stellt hat, das so nicht mehr her­ge­stellt wird. Ins­be­son­de­re muss der Ver­käu­fer dem Käu­fer in die­sem Fall kein Fahr­zeug aus der ak­tu­el­len Pro­duk­ti­on lie­fern; denn die Fahr­zeu­ge aus der ak­tu­el­le Pro­duk­ti­on ge­hö­ren nicht der­sel­ben Gat­tung an wie das dem Käu­fer ur­sprüng­lich ge­lie­fer­te (man­gel­haf­te) Fahr­zeug.

LG Darm­stadt, Ur­teil vom 27.03.2017 – 13 O 543/16

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An­ga­be der Mo­tor­leis­tung als rei­ne Wis­sens­mit­tei­lung – Pri­vat­ver­kauf

  1. Der pri­va­te Ver­käu­fer ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs (hier: ei­nes Mo­tor­ra­des), der An­ga­ben zur Mo­tor­leis­tung macht, teilt re­gel­mä­ßig kei­ne ei­ge­nen Er­kennt­nis mit. Viel­mehr gibt er auch dann, wenn er das Fahr­zeug zu­vor selbst ge­nutzt hat und da­her des­sen Fahr­ver­hal­ten kennt, in al­ler Re­gel – für den Käu­fer oh­ne Wei­te­res er­kenn­bar und nach­voll­zieh­bar – le­dig­lich die ent­spre­chen­den An­ga­ben in den Fahr­zeug­pa­pie­ren un­ge­prüft wie­der. An­ga­ben ei­nes pri­va­ten Kfz-Ver­käu­fers zur Mo­tor­leis­tung füh­ren da­her re­gel­mä­ßig auch dann nicht zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB), wenn der Ver­käu­fer nicht aus­drück­lich dar­auf hin­weist, dass er die An­ga­ben den Fahr­zeug­pa­pie­ren ent­nom­men ha­be. Auch in die­sem Fall liegt viel­mehr in der Re­gel ei­ne rei­ne Wis­sens­mit­tei­lung vor.
  2. Die Kos­ten, die der Käu­fer ei­nes ge­brauch­ten Mo­tor­rads für neue Rei­fen auf­wen­det, hat ihm der Ver­käu­fer im Fal­le ei­nes wirk­sa­men Rück­tritts des Käu­fers vom Kauf­ver­trag nicht als nütz­li­che Ver­wen­dun­gen i. S. des § 347 II 2 BGB zu er­set­zen.

LG Darm­stadt, Ur­teil vom 27.03.2017 – 13 O 551/16

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Er­satz­lie­fe­rung trotz in­ten­si­ver Nut­zung der man­gel­haf­ten Kauf­sa­che durch den Käu­fer – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen, des­sen Stick­oxid­aus­stoß soft­ware­ge­steu­ert nur re­du­ziert wird, so­bald das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert, ist i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft. Denn der Durch­schnitts­käu­fer ei­nes Neu­wa­gens darf er­war­ten, dass die Pro­zes­se, die für ei­ne Ver­rin­ge­rung von Schad­stoff­emis­sio­nen sor­gen, nicht nur in ei­ner Test­si­tua­ti­on, son­dern auch beim re­gu­lä­ren Be­trieb des Fahr­zeugs im Stra­ßen­ver­kehr ak­tiv sind.
  2. Ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, wenn un­ge­wiss ist, ob und ge­ge­be­nen­falls wann der sei­nem Fahr­zeug an­haf­ten­de Man­gel be­sei­tigt wer­den kann, oh­ne dass sich et­wa der Kraft­stoff­ver­brauch des Fahr­zeugs er­höht und oh­ne dass ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert ver­bleibt.
  3. Die Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs (§ 439 I Fall 2 BGB) ist dem Ver­käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – VW Pas­sat der sechs­ten Ge­ne­ra­ti­on („B6“) nicht un­mög­lich i. S. des § 275 I BGB, wenn er den Nach­er­fül­lungs­an­spruch des Käu­fers durch die Lie­fe­rung ei­nes – man­gel­frei­en – VW Pas­sat der sieb­ten Ge­ne­ra­ti­on („B7“) er­fül­len kann und er­fül­len darf. Ob das der Fall ist, ist nach dem durch Aus­le­gung zu er­mit­teln­den Wil­len der Ver­trags­par­tei­en bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges zu be­ur­tei­len (§§ 133, 157 BGB). Da­bei ist zu be­rück­sich­ti­gen, ob der Kauf­ver­trag ei­nen Än­de­rungs­vor­be­halt i. S. des § 308 Nr. 4 BGB ent­hält und dass ein VW Pas­sat B7 le­dig­lich ein „ak­tua­li­sier­ter“ VW Pas­sat B6 und kein gänz­lich an­de­res Fahr­zeug ist.
  4. Der Ver­käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs kann ge­mäß § 439 III BGB be­rech­tigt sein, die Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs (§ 439 I Fall 2 BGB) als die vom Käu­fer ge­wähl­te Art der Nach­er­fül­lung zu ver­wei­gern, wenn der Käu­fer das nach §§ 439 IV, 346 ff. BGB zu­rück­zu­ge­ben­de – man­gel­haf­te – Fahr­zeug in­ten­siv ge­nutzt hat und er dem Ver­käu­fer als Ver­brau­cher kei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung schul­det (§ 474 I, II, V 1 BGB). Von ei­ner in die­sem Sin­ne in­ten­si­ven Nut­zung ist aus­zu­ge­hen, wenn der Käu­fer mit dem man­gel­haf­ten – rund sechs Jah­re al­ten – Fahr­zeug be­reits cir­ca 140.000 km zu­rück­ge­legt hat und folg­lich et­wa die Hälf­te der zu er­war­ten­den Ge­samt­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs von 250.000 km er­reicht ist. In ei­nem sol­chen Fall kann sich der Käu­fer sei­nen An­spruch auf Er­satz­lie­fe­rung aber da­durch er­hal­ten, dass er sich zur Zah­lung ei­ner – an sich nicht ge­schul­de­ten – Nut­zungs­ent­schä­di­gung be­reit er­klärt.

LG Arns­berg, Ur­teil vom 24.03.2017 – 2 O 375/16

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Un­zu­mut­bar­keit der Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ist i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, weil er nicht die für ei­nen Neu­wa­gen üb­li­che und des­halb von ei­nem durch­schnitt­li­chen Käu­fer zu er­war­ten­de Be­schaf­fen­heit auf­weist. Ein Durch­schnitts­käu­fer darf näm­lich er­war­ten, dass die Pro­zes­se, die für ei­ne Re­du­zie­rung des Stick­oxid­aus­sto­ßes sor­gen, nicht nur wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests, son­dern auch im re­gu­lä­ren Fahr­be­triebs ak­tiv sind.
  2. Dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens ist es i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, dem Ver­käu­fer ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung zu set­zen, wenn er die Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung zeit­lich nicht be­gren­zen kann, weil nicht ab­seh­bar ist, in­ner­halb wel­chen Zeit­raums die – ei­ner be­hörd­li­chen Ge­neh­mi­gung be­dür­fen­de – Nach­bes­se­rung er­fol­gen kann.
  3. Dem Ver­käu­fer ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung zu set­zen, ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs auch dann i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, wenn die mit ei­nem Zu­war­ten ver­bun­de­nen Ri­si­ken (z. B. das Ri­si­ko, dass das Fahr­zeug man­gel­be­dingt an Wert ver­liert) so hoch sind, dass sie dem Käu­fer nicht auf­ge­bür­det wer­den kön­nen.
  4. Bei der Be­ur­tei­lung, ob der Man­gel, der ei­nem vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeug an­haf­tet, i. S. des § 323 V 2 BGB ge­ring­fü­gig ist, kann dann nicht pri­mär auf das Ver­hält­nis der Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten zum Kauf­preis ab­ge­stellt wer­den, wenn ei­ne tech­ni­sche Über­ar­bei­tung man­gels Frei­ga­be durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt (noch) nicht mög­lich ist. In die­sem Fall kommt es viel­mehr ent­schei­dend dar­auf an, in wel­chem Aus­maß die Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Fahr­zeugs be­ein­träch­tigt ist. Be­steht zu­min­dest mit­tel­bar die kon­kre­te Ge­fahr, dass das Fahr­zeug auf­grund des Man­gels sei­ne Zu­las­sungs­fä­hig­keit und da­mit sei­ne Haupt­funk­ti­on als Fort­be­we­gungs­mit­tel gänz­lich ver­liert, ist sei­ne Funk­ti­ons­fä­hig­keit er­heb­lich be­ein­träch­tigt und steht des­halb § 323 V 2 BGB ei­nem Rück­tritt des Käu­fers nicht ent­ge­gen.

LG Arns­berg, Ur­teil vom 24.03.2017 – 2 O 254/16

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Be­mes­sung der Frist zur Nach­bes­se­rung im VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Ge­braucht­wa­gen (hier: ein VW Golf mit Blu­e­Mo­ti­on-Tech­no­lo­gie), bei dem ei­ne „Schum­mel­soft­ware“ den Schad­stoff­aus­stoß nur dann re­du­ziert, so­bald das Fahr­zeug auf ei­nem Rol­len­prüf­stand ei­nem Emis­si­ons­test un­ter­zo­gen wird, ist man­gel­haft. Das gilt schon des­halb, weil das Kraft­fahrt-Bun­des­amt prü­fen muss, ob dem Fahr­zeug die Be­triebs­er­laub­nis ent­zo­gen wer­den muss, wenn die Fahr­zeug­her­stel­le­rin die Soft­ware nicht in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist ent­fernt.
  2. Zwar ist ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs von nur sechs Wo­chen un­an­ge­mes­sen kurz. Setzt der Käu­fer dem Ver­käu­fer ei­ne zu kur­ze Frist zur Nach­bes­se­rung, wird je­doch ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist in Lauf ge­setzt, die nicht län­ger als zwölf Mo­na­te sein kann.

OLG Mün­chen, Be­schluss vom 23.03.2017 – 3 U 4316/16
(vor­an­ge­hend: LG Traun­stein, Ur­teil vom 10.10.2016 – 3 O 709/16)

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Kei­ne ernst­haf­te und end­gül­tig Ver­wei­ge­rung der Nach­bes­se­rung durch Ver­hal­ten im „Rück­tritts­pro­zess“

  1. In­dem der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens die Ab­wei­sung ei­ner auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges ge­rich­te­ten Kla­ge be­an­tragt und das Vor­lie­gen der vom Käu­fer be­haup­te­ten Män­gel (größ­ten­teils) be­strei­tet, ver­wei­gert er ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) nicht i. S. des § 323 II Nr. 1 BGB ernst­haft und end­gül­tig.
  2. Für die Be­ur­tei­lung, ob dem Käu­fer ei­ne Nach­er­fül­lung i. S. von § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar ist, sind al­le Um­stän­de des Ein­zel­falls zu be­rück­sich­ti­gen, ins­be­son­de­re die Zu­ver­läs­sig­keit des Ver­käu­fers, die­sem vor­zu­wer­fen­de Ne­ben­pflicht­ver­let­zun­gen oder der Um­stand, dass der Ver­käu­fer be­reits bei dem ers­ten Er­fül­lungs­ver­such – al­so bei Über­ga­be der Kauf­sa­che – ei­nen er­heb­li­chen Man­gel an fach­li­cher Kom­pe­tenz hat er­ken­nen las­sen und das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en nach­hal­tig ge­stört ist.

LG Nürn­berg-Fürth, Ur­teil vom 23.03.2017 – 19 O 6678/16

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Sit­ten­wid­ri­ge vor­sätz­li­che Schä­di­gung durch Lie­fe­rung ei­nes man­gel­haf­ten Neu­wa­gens – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ist i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft. Die in der Lie­fe­rung des man­gel­haf­ten Fahr­zeugs lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers ist schon des­halb nicht i. S. des § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich, weil der Käu­fer be­fürch­ten muss, dass die Be­triebs­er­laub­nis des Fahr­zeugs er­lischt, wenn es nicht um­ge­rüs­tet wird.
  2. Ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs von über ei­nem Mo­nat ist an­ge­mes­sen. Zwar ist vom VW-Ab­gas­skan­dal ei­ne Viel­zahl von Fahr­zeu­gen be­trof­fen und ist in die tech­ni­sche Über­ar­bei­tung der be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge das Kraft­fahrt-Bun­des­amt in­vol­viert. Die­se Be­son­der­hei­ten wir­ken sich je­doch nicht zu­las­ten des Käu­fers aus, son­dern sind Fol­ge des um­fang­rei­chen Ein­sat­zes ei­ner Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware.
  3. Die vor­sätz­li­che Lie­fe­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen und des­halb man­gel­haf­ten Fahr­zeugs ist ei­ne sit­ten­wid­ri­ge Schä­di­gung. Die Volks­wa­gen AG kann dem Käu­fer ei­nes sol­chen Fahr­zeugs des­halb ge­mäß § 826 BGB i. V. mit § 31 BGB zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet sein. Sie trifft in­so­weit ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last zu der Fra­ge, wann wel­che ih­rer Mit­ar­bei­ter den Ein­satz der Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware be­schlos­sen ha­ben und wann ihr Vor­stand vom Ein­satz der Soft­ware in­for­miert wur­de (im An­schluss an LG Hil­des­heim, Urt. v. 17.01.2017 – 3 O 139/16).

LG Karls­ru­he, Ur­teil vom 22.03.2017 – 4 O 118/16

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