1. Nach ita­lie­ni­schem Recht kann das Ei­gen­tum an ei­nem Kraft­fahr­zeug nur dann gut­gläu­big er­wor­ben wer­den, wenn das Fahr­zeug nicht – frei­wil­lig – in das beim Au­to­mo­bi­le Club d'Ita­lia (ACI) ge­führ­te öf­fent­li­che Au­to­mo­bil­re­gis­ter (Pubb­li­co Re­gis­tro Au­to­mo­bi­lis­ti­co) ein­ge­tra­gen ist.
  2. Ein Kfz-Händ­ler, der be­reits zu­vor in Ita­li­en Kraft­fahr­zeu­ge er­wor­ben hat, ist beim Er­werb ei­nes Ge­braucht­wa­gens in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit nicht in gu­tem Glau­ben, wenn ihm ge­fälsch­te Fahr­zeug­pa­pie­re (cer­ti­fi­ca­to di pro­prietà und car­ta di cir­co­la­zio­ne) mit un­ter­schied­li­chen Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mern vor­ge­legt wer­den. Das gilt selbst dann, wenn die Fäl­schun­gen qua­li­ta­tiv her­vor­ra­gend sind; denn dem Händ­ler muss je­den­falls auf­fal­len, dass die an­ge­ge­be­nen Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mern nicht über­ein­stim­men. Dass dies bei der Zu­las­sung des Fahr­zeugs in Deutsch­land selbst die Mit­ar­bei­ter des Stra­ßen­ver­kehrs­amts nicht be­merkt ha­ben, ent­las­tet den Händ­ler nicht.
  3. Nimmt der Gläu­bi­ger ei­nen Ge­gen­stand (hier: ein Kraft­fahr­zeug) nicht an Er­fül­lungs statt, son­dern le­dig­lich er­fül­lungs­hal­ber an, so ist er ver­pflich­tet, aus die­sem Ge­gen­stand mit ver­kehrs­üb­li­cher Sorg­falt Be­frie­di­gung zu su­chen. Die­se aus ei­nem Rechts­ver­hält­nis ei­ge­ner Art re­sul­tie­ren­de Pflicht ver­letzt ei­ne Lea­sing­ge­sell­schaft nicht schon da­durch, dass sie ein Fahr­zeug nicht un­ter Um­ge­hung des ge­werb­li­chen Fahr­zeug­han­dels di­rekt an ei­nen End­ver­brau­cher ver­kauft, um so ei­nen mög­lichst ho­hen Kauf­preis zu er­zie­len.

OLG Köln, Ur­teil vom 17.02.2017 – 19 U 101/16

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin, ei­ne Ak­ti­en­ge­sell­schaft ita­lie­ni­schen Rechts, er­warb von der in Rom an­säs­si­gen Kfz-Ver­trags­händ­le­rin T ge­mäß Rech­nung (fat­tu­ra) vom 01.03.2011 ei­nen Pkw. Laut des cer­ti­fi­ca­to di pro­prietà (CDP; Ei­gen­tums­be­schei­ni­gung) und der car­ta di cir­co­la­zio­ne (Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung; CDC) ist die Klä­ge­rin Ei­gen­tü­me­rin (pro­prie­ta­rio) die­ses Fahr­zeugs; als sol­che wur­de sie am 03.03.2011 auch in das beim Au­to­mo­bi­le Club d'Ita­lia (ACI) ge­führ­te öf­fent­li­che Au­to­mo­bil­re­gis­ter (Pubb­li­co Re­gis­tro Au­to­mo­bi­lis­ti­co) ein­ge­tra­gen.

Die Klä­ge­rin über­ließ das Fahr­zeug auf der Grund­la­ge ei­nes am 31.03.2011 in Ita­li­en ge­schlos­se­nen Lea­sing­ver­trags mit ei­ner Lauf­zeit von 48 Mo­na­ten der H. Nach­dem die­se seit De­zem­ber 2013 kei­ne Lea­sing­ra­ten mehr ge­zahlt hat­te, lös­te die Klä­ge­rin den Lea­sing­ver­trag auf und for­der­te H – ver­geb­lich – zur Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs auf. In der Fol­ge bot H den Pkw über die U-S.r.l., ei­ner Ka­pi­tal­ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung ita­lie­ni­schen Rechts, der Be­klag­ten, die be­reits zu­vor in Ita­li­en Kraft­fahr­zeu­ge er­wor­ben hat­te, zum Kauf an. Die Be­klag­te ließ das Fahr­zeug in Ita­li­en be­sich­ti­gen und er­warb es dort schließ­lich von H mit schrift­li­chem Kauf­ver­trag in deut­scher Spra­che vom 11.04.2014 zum Preis von 87.000 €. Der Be­klag­te er­hielt die Fahr­zeug­schlüs­sel so­wie ein ge­fälsch­tes cer­ti­fi­ca­to di pro­prietà so­wie ei­ne eben­falls ge­fälsch­te car­ta di cir­co­la­zio­ne, die H als Ei­gen­tü­me­rin des Fahr­zeugs aus­wie­sen.

Nach­dem die Be­klag­te den Pkw nach Deutsch­land ver­bracht hat­te, wur­de er dort am 13.05.2014 auf die Be­klag­te zu­ge­las­sen und am 19.05.2014 au­ßer Be­trieb ge­setzt. In der Fol­ge­zeit ver­kauf­te die Be­klag­te das Fahr­zeug für 90.000 € an den Kfz-Händ­ler L, der es sei­ner­seits für 94.500 € an den Kfz-Händ­ler K wei­ter­ver­äu­ßer­te. Die­ser ver­äu­ßer­te den Pkw schließ­lich an ei­nen na­ment­lich nicht ge­nann­ten Kun­den. So­wohl bei K als auch bei sei­nem Kun­den wur­de das Fahr­zeug von der Staats­an­walt­schaft be­schlag­nahmt; die Be­schlag­nah­mun­gen wur­den je­weils wie­der auf­ge­ho­ben.

Die Klä­ge­rin hat gel­tend ge­macht, sie ha­be von der Ver­trags­händ­le­rin T das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug er­wor­ben, und die Be­klag­te müs­se den durch die Ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs an den Kfz-Händ­ler L er­lang­ten Kauf­preis in Hö­he von 90.000 € an sie her­aus­ge­ben. Die Be­klag­te ha­be näm­lich von der Lea­sing­neh­me­rin H kein Ei­gen­tum an dem Pkw er­wer­ben kön­nen. Dies fol­ge be­reits dar­aus, dass sie – die Klä­ge­rin – als Ei­gen­tü­me­rin des Fahr­zeugs im Pubb­li­co Re­gis­tro Au­to­mo­bi­lis­ti­co ein­ge­tra­gen sei. Die Be­klag­te sei beim Er­werb des Fahr­zeugs von H auch nicht gut­gläu­big ge­we­sen; sie ha­be da­her bei der Wei­ter­ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs an L als Nicht­be­rech­tig­te ver­fügt.

Die Be­klag­te hat dem­ge­gen­über ge­meint, sie ha­be gut­gläu­big Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug er­wor­ben, da sie nicht ha­be be­mer­ken kön­nen, dass es nicht H ge­hört ha­be. Dass das cer­ti­fi­ca­to di pro­prietà und die car­ta di cir­co­la­zio­ne, die H als Ei­gen­tü­me­rin aus­wie­sen, ge­fälscht sei­en, ha­be sie nicht er­ken­nen kön­nen; dies sei auch bei der Zu­las­sung des Fahr­zeugs in Deutsch­land am 19.05.2014 nicht auf­ge­fal­len. Im Üb­ri­gen, so hat die Be­klag­te gel­tend ge­macht, müs­se sich die Klä­ge­rin ei­ne et­wa er­hal­te­ne Ver­si­che­rungs­leis­tung an­rech­nen las­sen. Au­ßer­dem ste­he der Klä­ge­rin die ver­lang­te Zah­lung von 90.000 € nebst Zin­sen al­len­falls Zug um Zug ge­gen Ab­tre­tung der Rech­te an dem Fahr­zeug zu.

Am 25.06.2016 – nach Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Land­ge­richt – über­gab die Be­klag­te das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug an die von der Klä­ge­rin be­nann­te Au­to­haus X-GmbH, nach­dem sie im Zu­ge der Rück­ab­wick­lung des zwi­schen ihr und L ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags den Pkw zu­rück­er­hal­ten und L den Kauf­preis (90.000 €) er­stat­tet hat­te.

Das Land­ge­richt hat die Be­klag­te zur Zah­lung von 90.000 € ver­ur­teilt und die Kla­ge im Üb­ri­gen – hin­sicht­lich der gel­tend ge­mach­ten Zin­sen – ab­ge­wie­sen.

Zur Be­grün­dung hat es im We­sent­li­chen aus­ge­führt, der Zah­lungs­an­spruch der Klä­ge­rin er­ge­be sich aus § 816 I BGB. Die Klä­ge­rin sei ur­sprüng­lich Ei­gen­tü­me­rin des Pkw ge­we­sen. Durch Vor­la­ge von Ko­pi­en ita­lie­ni­scher Do­ku­men­te ha­be die Klä­ge­rin den Ei­gen­tums­er­werb nach­voll­zieh­bar dar­ge­legt; zu­dem sei sie im Pubb­li­co Re­gis­tro Au­to­mo­bi­lis­ti­co als Ei­gen­tü­me­rin ein­ge­tra­gen, was die Be­klag­te ge­gen sich gel­ten las­sen müs­se. Je­den­falls ha­be die Be­klag­te das Ei­gen­tum der Klä­ge­rin nicht ein­fach in Ab­re­de stel­len kön­nen, son­dern hät­te sub­stan­zi­iert zu ei­ner even­tu­el­len Un­rich­tig­keit des Pubb­li­co Re­gis­tro Au­to­mo­bi­lis­ti­co vor­tra­gen müs­sen. Das ha­be sie in­des nicht ge­tan. Durch den Ver­kauf des Fahr­zeugs an den Kfz-Händ­ler L ha­be die Be­klag­te als Nicht­be­rech­tig­te ver­fügt, da ihr die Lea­sing­neh­me­rin H kein Ei­gen­tum an dem Pkw ha­be ver­schaf­fen kön­nen. Die Be­klag­te ha­be das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug nicht gut­gläu­big er­wer­ben kön­nen, weil nach dem – in­so­weit an­wend­ba­ren – ita­lie­ni­schen Recht (Art. 1156 co­di­ce ci­vi­le [c.c.]) ein gut­gläu­bi­ger Er­werb ei­ner be­weg­li­chen Sa­che, die in ei­nem öf­fent­li­chen Re­gis­ter (hier: dem Pubb­li­co Re­gis­tro Au­to­mo­bi­lis­ti­co) ein­ge­tra­gen ist, aus­ge­schlos­sen sei. L ha­be je­doch von der Be­klag­ten gut­gläu­big das Ei­gen­tum an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug er­wor­ben, so­dass die Klä­ge­rin ihr Ei­gen­tum ver­lo­ren ha­be. Die Be­klag­te müs­se den von L er­lang­ten Kauf­preis nicht le­dig­lich Zug um Zug ge­gen Über­tra­gung von Ei­gen­tums­rech­ten an die Klä­ge­rin her­aus­ge­ben, da die Klä­ge­rin ihr Ei­gen­tum an dem Pkw ver­lo­ren ha­be. Ei­ne Ver­si­che­rungs­leis­tung ha­be die Klä­ge­rin nach ei­ge­nen An­ga­ben nicht er­hal­ten; Ge­gen­tei­li­ges ha­be die Be­klag­te nicht vor­ge­tra­gen.

Kei­nen Er­folg ha­be die Kla­ge je­doch hin­sicht­lich des Zins­be­geh­rens. Zin­sen stän­den der Klä­ge­rin nicht ge­mäß § 818 I BGB (Her­aus­ga­be aus dem Kauf­preis ge­zo­ge­ner Nut­zun­gen) zu. Die Be­klag­te sei der – of­fen­bar „ins Blaue hin­ein“ – er­ho­be­nen Be­haup­tung der Klä­ge­rin, die Be­klag­te neh­me stän­dig Bank­kre­dit in Hö­he des ver­ein­nahm­ten Kauf­prei­ses in An­spruch, be­strei­tend ent­ge­gen­ge­tre­ten. Dem­ge­gen­über ha­be die Klä­ge­rin kei­nen schlüs­si­gen Vor­trag ge­hal­ten, der ih­ren An­spruch stüt­zen könn­te. Zu ei­nem Ver­zug der Be­klag­ten ha­be die Klä­ge­rin nichts vor­ge­tra­gen. Man­gels ei­nes bei­der­sei­ti­gen Han­dels­ge­schäfts er­ge­be sich der Zins­an­spruch auch nicht aus § 353 HGB. Rechts­hän­gig­keits­zin­sen (§ 291 BGB) ha­be die Klä­ge­rin nicht be­an­tragt (§ 308 I 2 ZPO), und ein An­spruch auf Rechts­hän­gig­keits­zin­sen sei auch nicht als mi­nus in ei­nem An­spruch auf Her­aus­ga­be von Nut­zun­gen ent­hal­ten, son­dern ein ali­ud.

Der nicht nach­ge­las­se­ne Schrift­satz der Be­klag­ten, in dem sie vor­ge­tra­ge, sie ha­be der Klä­ge­rin das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug zu­rück­ge­ge­ben, sei ge­mäß § 296a ZPO ver­spä­tet und da­her nicht zu be­rück­sich­ti­gen. Für ei­ne Wie­der­er­öff­nung der münd­li­chen Ver­hand­lung nach § 156 ZPO ha­be kein An­lass be­stan­den.

Ge­gen die­ses Ur­teil ha­ben bei­de Par­tei­en Be­ru­fung ein­ge­legt.

Die Klä­ge­rin hat mit ih­rem Rechts­mit­tel den erst­in­stanz­lich gel­tend ge­mach­ten Zins­an­spruch teil­wei­se wei­ter­ver­folgt und Pro­zess­zin­sen nach § 291 BGB be­gehrt. Sie hat ge­meint, das Land­ge­richt ha­be be­züg­lich des Zins­an­spruchs sei­ne Hin­weis­pflicht (§ 139 ZPO) ver­letzt. Grund­sätz­lich ge­ra­te ein Schuld­ner mit der Er­he­bung ei­ner Leis­tungs­kla­ge in Ver­zug, so­dass sie – die Klä­ge­rin – zu den Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Zins­an­spruchs nichts wei­ter ha­be vor­tra­gen müs­sen. Da Rechts­hän­gig­keit spä­tes­tens am 14.10.2015 ein­ge­tre­ten sei, kön­ne sie Pro­zess­zin­sen ab dem 15.10.2015 ver­lan­gen. Hät­te das Land­ge­richt dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es den Zins­an­spruch voll­stän­dig für un­be­grün­det er­ach­te, hät­te sie noch in der Sit­zung vom 14.06.2016 zu Pro­to­koll er­klärt, sie stüt­ze den An­spruch auch auf § 291 BGB.

Im Üb­ri­gen hat die Klä­ge­rin das Ur­teil des Land­ge­richts ver­tei­digt und be­haup­tet, sie ha­be den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw am 31.10.2016 in Ita­li­en für 65.000 € net­to an ei­nen Fahr­zeug­händ­ler ver­kauft. Im Hin­blick dar­auf hat die Klä­ge­rin zu­letzt be­an­tragt, das Ur­teil des Land­ge­richts ab­zu­än­dern und da­hin neu zu fas­sen, dass die Be­klag­te ver­ur­teilt wird, an die Klä­ge­rin 90.000 € nebst Zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz seit dem 15.10.2014 ab­züg­lich am 31.10.2016 ge­zahl­ter 65.000 € zu zah­len. Hin­sicht­lich die­ses Teil­be­trags ha­ben die Par­tei­en den Rechts­streit in der Be­ru­fungs­in­stanz über­ein­stim­mend für er­le­digt er­klärt.

Die Be­klag­te hat mit ih­rer Be­ru­fung gel­tend ge­macht, sie ha­be das Ei­gen­tum an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw nach al­len in Be­tracht kom­men­den Rechts­ord­nun­gen gut­gläu­big von der Lea­sing­neh­me­rin H er­wor­ben. Bei ei­nem ab­ge­mel­de­ten Fahr­zeug ge­nüg­ten für ei­nen Gut­glau­bens­er­werb die Aus­hän­di­gung der Ori­gi­nal­pa­pie­re und die Über­ga­be des Fahr­zeugs so­wie der Fahr­zeug­schlüs­sel. Das Land­ge­richt hät­te zu der Fra­ge, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen nach ita­lie­ni­schem Recht ein gut­gläu­bi­ger Er­werb statt­fin­de, ein Rechts­gut­ach­ten ein­ho­len müs­sen. Zu­dem ha­be das Land­ge­richt zu der Fra­ge, ob sie – die Be­klag­te – gut­gläu­big das Ei­gen­tum von H er­wor­ben ha­be, ver­fah­rens­feh­ler­haft von ihr be­nann­te Zeu­gen nicht ge­hört. Au­ßer­dem kön­ne es nicht rich­tig sein, dass die Klä­ge­rin den Pkw er­hal­ten ha­be und auch noch den von ihr – der Be­klag­ten – ver­ein­nahm­ten und in­zwi­schen an L zu­rück­ge­zahl­ten Kauf­preis be­kom­men sol­le. Das Land­ge­richt hät­te des­halb die münd­li­che Ver­hand­lung wie­der­er­öff­nen müs­sen, so­dass sie – die Be­klag­te – nä­her zur Rück­ab­wick­lung des zwi­schen ihr und L ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags hät­te vor­tra­gen kön­nen. Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ha­be sie von L erst nach Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung in ers­ter In­stanz zu­rück­er­hal­ten. Schließ­lich ha­be das Land­ge­richt ver­kannt, dass sie – die Be­klag­te – das Ei­gen­tum der Klä­ge­rin an dem Fahr­zeug be­strit­ten ha­be. Es hät­te da­her ei­nen Ei­gen­tums­er­werb durch die Klä­ge­rin nicht be­ja­hen dür­fen. Die an­geb­li­che Ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs in Ita­li­en am 31.10.2016 sei nicht zu ei­nem mark­ge­rech­ten Preis er­folgt; tat­säch­lich be­tra­ge der Wert des Pkw 88.235,29 € net­to.

Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat­te weit­ge­hend Er­folg, wäh­rend die Be­ru­fung der Be­klag­ten als un­be­grün­det ab­ge­wie­sen wur­de.

Aus den Grün­den: II. … 1. Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil des LG Bonn ist auf die zu­läs­si­ge Be­ru­fung der Klä­ge­rin teil­wei­se ab­zu­än­dern und wie te­n­o­riert neu­zu­fas­sen, da es in­so­weit auf ei­ner Rechts­ver­let­zung be­ruht (§§ 513 I, 546 ZPO). Zu Un­recht hat das Land­ge­richt die Kla­ge hin­sicht­lich des Zins­an­spruchs voll­stän­dig ab­ge­wie­sen.

Die Klä­ge­rin hat ge­gen­über der Be­klag­ten ei­nen An­spruch auf Zah­lung von Rechts­hän­gig­keits­zin­sen ge­mäß §§ 291, 288 I 2, § 187 I BGB.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts han­delt es sich bei Rechts­hän­gig­keits­zin­sen im Ver­hält­nis zu dem in der Kla­ge­schrift ex­pli­zit zur An­spruchs­be­grün­dung her­an­ge­zo­ge­nen Han­dels­zins ge­mäß § 353 HGB und dem An­spruch auf Her­aus­ga­be von er­spar­ten Zin­sen als Nut­zun­gen nach § 818 I BGB nicht um ein ali­ud i. S. des § 308 I ZPO.

Ge­mäß § 308 I ZPO darf das Ge­richt nichts zu­spre­chen, was nicht be­an­tragt ist. Die An­trags­bin­dung be­steht da­bei so­wohl in quan­ti­ta­ti­ver als auch in qua­li­ta­ti­ver Hin­sicht (Zöl­ler/Voll­kom­mer, ZPO, 31. Aufl., § 308 Rn. 2, auch zum Fol­gen­den). Das Ge­richt darf nicht mehr zu­spre­chen als be­an­tragt, wohl aber we­ni­ger, des­glei­chen nichts an­de­res als be­gehrt. Es darf ei­nen An­spruch, den es für un­be­grün­det hält, nicht durch ei­nen an­de­ren er­set­zen, den es für be­grün­det er­ach­tet, dem aber ein an­de­rer Streit­ge­gen­stand zu­grun­de liegt und der da­mit nicht Ge­gen­stand der Kla­ge ist. Im Rah­men des­sel­ben Streit­ge­gen­stands ist das Ge­richt aber nicht an die von der kla­gen­den Par­tei für ihr Be­geh­ren be­zeich­ne­ten recht­li­chen Ge­sichts­punk­te ge­bun­den, son­dern le­dig­lich an das mit der Kla­ge ver­folg­te Ziel, das es an­hand al­ler in Be­tracht kom­men­den ma­te­ri­el­len An­spruchs­grund­la­gen zu prü­fen hat. Die hier­nach mög­li­chen ma­te­ri­el­len Rech­te bil­den ei­nen ein­heit­li­chen Streit­ge­gen­stand (pro­zes­sua­len An­spruch). Nach heu­ti­gem Ver­ständ­nis sind hier­für maß­geb­lich der Kla­ge­an­trag, in dem sich die vom Klä­ger in An­spruch ge­nom­me­ne Rechts­fol­ge kon­kre­ti­siert, und der Le­bens­sach­ver­halt (An­spruchs­grund), aus dem der Klä­ger die be­gehr­te Rechts­fol­ge her­lei­tet (BGH, Beschl. v. 10.12.2002 – X ARZ 208/02, ju­ris Rn. 9 m. w. Nachw.). Ver­schie­de­ne Streit­ge­gen­stän­de lie­gen da­mit erst vor, wenn ein Be­geh­ren auf un­ter­schied­li­che tat­säch­li­che Kla­ge­grün­de ge­stützt wird. Bei na­tür­li­cher Be­trach­tungs­wei­se zu­sam­men­ge­hö­ren­de Le­bens­sach­ver­hal­te bil­den hin­ge­gen ei­nen ein­heit­li­chen Kla­ge­grund und da­mit ei­nen Streit­ge­gen­stand, es sei denn, dass die ein­zel­nen Sach­ver­hal­te nach der ma­te­ri­ell-recht­li­chen Re­ge­lung er­kenn­bar un­ter­schied­lich aus­ge­stal­tet und ver­selb­stän­digt sind (vgl. Zöl­ler/Voll­kom­mer, a. a. O., Ein­lei­tung Rn. 70 m. w. Nachw.).

Aus­ge­hend von die­sen Grund­sät­zen han­delt es sich bei ei­nem im Rechts­streit gel­tend ge­mach­ten Zins­an­spruch um ei­nen ein­heit­li­chen Le­bens­sach­ver­halt und da­mit um ei­nen Streit­ge­gen­stand. Denn dem Klä­ger geht es un­ab­hän­gig da­von, ab wann und in wel­cher Hö­he so­wie aus wel­chem Rechts­grund ge­nau ei­ne Zins­pflicht be­steht, um die bei na­tür­li­cher Be­trach­tungs­wei­se ein­heit­lich zu be­ant­wor­ten­de Fra­ge, ob und in wel­cher Hö­he sei­ne Haupt­for­de­rung zu ver­zin­sen ist (vgl. zur ent­spre­chen­den Pro­ble­ma­tik im Ver­wal­tungs­pro­zess OVG Lü­ne­burg, Beschl. v. 15.12.2015 – 10 LC 4/15, BeckRS 2016, 40202 Rn. 29, auch zum Fol­gen­den). Bei Gel­tend­ma­chung ei­nes sol­chen Zins­be­geh­rens kommt es al­so für den Streit­ge­gen­stand grund­sätz­lich nicht ent­schei­dend dar­auf an, ob das Be­geh­ren auf die Ge­wäh­rung von Rechts­hän­gig­keits­zin­sen, Ver­zugs­zin­sen oder Zin­sen sons­ti­ger Art – wie et­wa Zin­sen nach § 353 HGB – ge­stützt wird. Denn aus­ge­hend von dem Grund­satz, dass das Ge­richt nur an das Ziel der Kla­ge, nicht aber an die klä­ger­seits zur Be­grün­dung her­an­ge­zo­ge­nen recht­li­chen Er­wä­gun­gen ge­bun­den ist, ist ein Zins­be­geh­ren re­gel­mä­ßig ein­heit­lich zu ver­ste­hen und nicht et­wa als ein ge­son­der­tes, nur auf die Ge­wäh­rung be­stimm­ter Zin­sen be­schränk­tes. Dass sich die Re­ge­lun­gen der ein­zel­nen Zins­ar­ten hin­sicht­lich der Zins­hö­he, des Ent­ste­hungs­zeit­punkts und des Rechts­grunds un­ter­schei­den, ist da­bei un­er­heb­lich, da sol­che Un­ter­schie­de le­dig­lich zu ei­ner An­spruchs­nor­men­kon­kur­renz füh­ren.

Dem­nach steht der Klä­ge­rin hier ein An­spruch auf Zah­lung von Rechts­hän­gig­keits­zin­sen zu, wo­bei sich die­ser An­spruch, da die Haupt­for­de­rung ein Be­rei­che­rungs­an­spruch nach § 816 I 1 BGB ist, auch aus der Ver­wei­sung des § 818 IV BGB auf die all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten er­gibt, zu de­nen § 291 BGB zählt (Pa­landt/Sprau, BGB, 75. Aufl., § 818 Rn. 52). Be­grün­det ist die­ser Zins­an­spruch al­ler­dings erst ab dem 24.10.2015. Ge­mäß dem Emp­fangs­be­kennt­nis der be­klag­ten­sei­ti­gen Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten er­folg­te die Zu­stel­lung der Kla­ge am 23.10.2015. Der Tag der Zu­stel­lung der Kla­ge­schrift ist aber nicht mit­zu­zäh­len (§ 187 I BGB). So­weit die Klä­ge­rin da­her Zin­sen be­reits ab dem 15.10.2015 be­gehrt, ist die Kla­ge in­so­weit ab­zu­wei­sen.

2. Die gleich­falls zu­läs­si­ge Be­ru­fung der Be­klag­ten hat kei­nen Er­folg.

a) Zu Recht ist das Land­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass der Klä­ge­rin ge­gen­über der Be­klag­ten ein An­spruch auf Zah­lung von 90.000 € ge­mäß § 816 I 1 BGB zu­steht.

aa) So­weit das Land­ge­richt zu der An­nah­me ge­langt ist, die Klä­ge­rin sei ur­sprüng­lich Ei­gen­tü­me­rin des Pkw ge­we­sen, lässt dies ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten kei­nen Rechts­feh­ler er­ken­nen.

Dass die Klä­ge­rin den Pkw in Ita­li­en von der Ver­trags­händ­le­rin T er­wor­ben hat, folgt be­reits aus der vor­ge­leg­ten Rech­nung vom 01.03.2011. Dass die­se das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug zum Ge­gen­stand hat, be­legt die ab­ge­kürz­te Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer (FIN).

Der Ei­gen­tums­er­werb der Klä­ge­rin be­ur­teilt sich nach ita­lie­ni­schem Recht. Nach die­sem hat der Kauf grund­sätz­lich so­for­ti­ge ding­li­che Wir­kung (Schurr, in: Ec­cher/Schurr/Chri­standl, Hand­buch Ita­lie­ni­sches Zi­vil­recht, 2009, Rn. 3/203; Kind­ler, Ein­füh­rung in das ita­lie­ni­sche Recht, 2. Aufl., § 10 Rn. 27, auch zum Fol­gen­den). Der Rechts­über­gang er­folgt im Zeit­punkt der Ei­ni­gung (Kon­sen­sual­prin­zip, Art. 1376 c.c.). Ein Pu­bli­zi­täts­akt, wie zum Bei­spiel ei­ne Über­ga­be, ist nicht er­for­der­lich. Für den Fall ei­nes – hier ge­ge­be­nen – Spe­zies­kaufs (Art. 1470 c.c.) be­deu­tet dies, dass das Ei­gen­tum an der Kauf­sa­che un­ab­hän­gig von der Kauf­preis­zah­lung im Zeit­punkt der Ei­ni­gung (Art. 1326 I c.c.) auf den Käu­fer über­geht; der Ver­käu­fer ist schuld­recht­lich nur noch zur Über­ga­be ver­pflich­tet. Nach die­sen Grund­sät­zen er­warb die Klä­ge­rin schon mit dem Ab­schluss des Kauf­ver­trags das Ei­gen­tum an dem Pkw. Dass zwi­schen ihr und der Ver­käu­fe­rin aus­nahms­wei­se Ab­wei­chen­des ver­ein­bart wor­den wä­re, et­wa ein Kauf mit Ei­gen­tums­vor­be­halt nach Art. 1523 bis 1526 c.c. (vgl. hier­zu Kind­ler, a. a. O., § 16 Rn. 20 ff.), ist we­der vor­ge­tra­gen noch sonst er­sicht­lich. Da die Fra­ge des Ei­gen­tums­er­werbs im ita­lie­ni­schen Recht auch in der deutsch­spra­chi­gen Li­te­ra­tur ei­ne nä­he­re Er­ör­te­rung er­fah­ren hat, be­durf­te es nicht der Ein­ho­lung ei­nes Rechts­gut­ach­tens.

Die Klä­ge­rin hat fer­ner ei­nen Zah­lungs­nach­weis vor­ge­legt und vor­ge­tra­gen, die Dif­fe­renz zwi­schen dem dort an­ge­ge­be­nen Be­trag und dem Kauf­preis sei von der Lea­sing­neh­me­rin im We­ge ei­ner Son­der­zah­lung aus­ge­gli­chen wor­den. Dem ist die Be­klag­te nicht wei­ter ent­ge­gen­ge­tre­ten. Die kla­gen­de Par­tei ist zu­dem im Pubb­li­co Re­gis­tro Au­to­mo­bi­lis­ti­co als Ei­gen­tü­me­rin des Fahr­zeugs ein­ge­tra­gen. Bei er­gän­zen­der Be­rück­sich­ti­gung die­ser As­pek­te be­ste­hen erst recht kei­ne Zwei­fel an ei­nem Ei­gen­tums­er­werb der Klä­ge­rin.

Schließ­lich hat die Be­klag­te den Pkw zwi­schen­zeit­lich an die Klä­ge­rin her­aus­ge­ge­ben. Sie geht da­mit of­fen­kun­dig selbst vom Ei­gen­tum der kla­gen­den Par­tei aus, da sie sich an­de­ren­falls der Ge­fahr der Gel­tend­ma­chung von Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen sei­tens des tat­säch­li­chen Ei­gen­tü­mers aus­set­zen wür­de.

An­ge­sichts die­ser Um­stän­de be­darf die Fra­ge, wel­che Wir­kung die Ein­tra­gung als Ei­gen­tü­mer im Pubb­li­co Re­gis­tro Au­to­mo­bi­lis­ti­co, auf die das Land­ge­richt die Be­ja­hung des klä­ge­ri­schen Ei­gen­tums maß­geb­lich ge­stützt hat, im Ein­zel­nen hat, kei­ner wei­te­ren Er­ör­te­rung. Nach der Ent­schei­dung des OLG Mün­chen vom 05.03.2008 – 7 U 4969/06, ju­ris Rn. 40 – ist die Ein­tra­gung im Au­to­mo­bil­re­gis­ter je­den­falls nicht kon­sti­tu­ti­ver, son­dern bloß de­kla­ra­to­ri­scher Na­tur.

bb) Die Be­klag­te han­del­te bei der Über­eig­nung des Pkw an den Kfz-Händ­ler L als Nicht­be­rech­tig­te, da sie an dem Fahr­zeug kein Ei­gen­tum er­wor­ben hat­te.

Was das im an­ge­grif­fe­nen Ur­teil nicht ab­schlie­ßend be­ant­wor­te­te Ver­hält­nis zwi­schen der Rom-I-Ver­ord­nung und dem CISG an­be­langt, so ist die Rom-I-Ver­ord­nung ei­ne kol­li­si­ons­recht­li­che Re­ge­lung, die be­stimmt, wel­ches na­tio­na­le Recht der Ent­schei­dung zu­grun­de zu le­gen ist, wäh­rend das CISG als grund­sätz­lich ma­te­ri­ell-recht­li­ches Über­ein­kom­men re­gelt, wel­chen In­halt die kauf­ver­trag­li­chen Be­zie­hun­gen der Par­tei­en ha­ben. Al­ler­dings re­gelt das CISG sei­nen räum­li­chen An­wen­dungs­be­reich in den Art. 1 ff. CISG selbst. In die­sem An­wen­dungs­be­reich ver­drängt es da­her na­tio­na­le Re­ge­lun­gen oh­ne­hin, so­dass sich ein Rück­griff auf das na­tio­na­le Kol­li­si­ons­recht er­üb­rigt. So weit das CISG reicht, kommt es auf das IPR nicht mehr an. Dem ent­spricht Art. 25 Rom-I-Ver­ord­nung, wo­nach die­se Ver­ord­nung die An­wen­dung in­ter­na­tio­na­ler Über­ein­kom­men nicht be­rührt. Er­fasst wer­den da­von nicht nur kol­li­si­ons­recht­li­che, son­dern auch ma­te­ri­ell­recht­li­che Über­ein­kom­men, de­ren je­wei­li­ge Re­geln zum räum­li­chen An­wen­dungs­be­reich funk­ti­ons­äqui­va­lent zu Kol­li­si­ons­nor­men sind, wie et­wa das CISG (Pa­landt/Thorn, BGB, 75. Aufl., Art. 25 Rom I Rn. 2). Da­mit gilt das CISG hier un­mit­tel­bar, da Deutsch­land wie Ita­li­en Ver­trags­staa­ten sind (Pa­landt/Thorn, a. a. O., Art. 4 Rom I Rn. 5). Die Lea­sing­neh­me­rin H war da­her auf­grund des Kauf­ver­trags ge­mäß Art. 30 CISG ver­pflich­tet, der Be­klag­ten das Ei­gen­tum an der ver­kauf­ten Wa­re zu ver­schaf­fen. So­weit die Be­klag­te die Mög­lich­keit der An­wen­dung deut­schen Rechts the­ma­ti­siert, wür­de selbst ei­ne Rechts­wahl zu­guns­ten deut­schen Rechts nichts an der An­wen­dung des CISG än­dern. Da Deutsch­land CISG-Ver­trags­staat ist, ist das Über­ein­kom­men in­te­gra­ler Be­stand­teil des in­län­di­schen Rechts und da­mit in je­dem Fall an­zu­wen­den. Der An­wen­dung des CISG steht hier auch nicht ent­ge­gen, dass die Ver­käu­fe­rin als Pri­vat­per­son han­del­te (Art. 1 III CISG). Da be­klag­ten­seits of­fen­kun­dig kein Kon­su­men­ten­kauf vor­lag, er­gibt sich ein An­wen­dungs­aus­schluss auch nicht aus Art. 2 lit. a CISG.

Ge­mäß Art. 4 Satz 2 lit. b CISG be­trifft die­ses Über­ein­kom­men je­doch nicht die Wir­kun­gen, die der Ver­trag auf das Ei­gen­tum an der ver­kauf­ten Wa­re hat. Das CISG ent­hält da­mit in Art. 30 CISG zwar ei­ne schuld­recht­li­che Ei­gen­tums­ver­schaf­fungs­pflicht, re­gelt aber nicht die Wir­kun­gen auf das Ei­gen­tum. Die­se sind viel­mehr nach den Re­geln des vom in­ter­na­tio­na­len Sa­chen­recht des Fo­rums be­ru­fe­nen Rechts zu be­stim­men (MünchKomm-BGB/Mar­ti­ny, 6. Aufl., Art. 4 CISG Rn. 69). Der Aus­schluss um­fasst auch Fra­gen des gut­gläu­bi­gen Er­werbs (Be­ckOK-BGB/Sa­en­ger, Stand: 01.11.2016, Art. 4 CISG Rn. 8). Nach deut­schem IPR (Art. 43 I EGBGB) ist da­mit die lex rei si­tae maß­geb­lich, al­so das Recht des Or­tes, an dem sich die Sa­che be­fin­det. Da die Aus­hän­di­gung des Fahr­zeugs an die Be­klag­te durch die Lea­sing­neh­me­rin H in Ita­li­en statt­fand, ist auf den Ei­gen­tums­er­werb ita­lie­ni­sches Recht an­zu­wen­den. Die­se Ver­wei­sung des deut­schen IPR nimmt das ita­lie­ni­sche Recht in Art. 51 IPRG an.

H war am 11.04.2014 nach ita­lie­ni­schem Recht nicht Ei­gen­tü­me­rin des Fahr­zeugs. Sie war le­dig­lich Lea­sing­neh­me­rin (vgl. zum Lea­sing im ita­lie­ni­schen Recht Schurr, in: Ec­cher/Schurr/Chri­standl, a. a. O., Rn. 3/303 ff.) und hat­te vor voll­stän­di­ger Be­glei­chung der Lea­sing­ra­ten im De­zem­ber 2013 die Zah­lun­gen an die Klä­ge­rin ein­ge­stellt. Ei­gen­tum an der Lea­sing­s­a­che kann sie da­mit nicht er­langt ha­ben. Die Be­klag­te trägt auch nicht sub­stan­zi­iert da­zu vor, wie sonst ein Ei­gen­tums­er­werb durch H hät­te er­fol­gen sol­len.

Auch wenn ge­mäß den obi­gen Aus­füh­run­gen in Ita­li­en der Kauf grund­sätz­lich so­for­ti­ge ding­li­che Wir­kung hat und die im vier­ten Buch des co­di­ce ci­vi­le (Schuld­recht) an­ge­sie­del­te Vor­schrift des Art. 1376 c.c in­ter­na­tio­nal-pri­vat­recht­lich funk­tio­nal als sa­chen­recht­li­che Norm zu qua­li­fi­zie­ren ist (Kind­ler, a. a. O., § 10 Rn. 28), tritt die­se Wir­kung nur ein, wenn der Kauf­ge­gen­stand Teil des Ver­käu­fer­ver­mö­gens ist (Schurr, in: Ec­cher/Schurr/Chri­standl, a. a. O., Rn. 3/203), was in Be­zug auf H nicht der Fall war.

Nach ita­lie­ni­schem Recht ist je­doch ein gut­gläu­bi­ger Er­werb grund­sätz­lich mög­lich. Der co­di­ce ci­vi­le re­gelt den gut­gläu­bi­gen Er­werb be­weg­li­cher Sa­chen als Be­sitz­fol­ge in Art. 1153 bis 1157 c.c. (Kind­ler, a. a. O., § 14 Rn. 15 f., auch zum Fol­gen­den). Nach der Grund­re­gel in Art. 1153 I c.c. er­wirbt der­je­ni­ge, dem be­weg­li­che Sa­chen vom Nich­tei­gen­tü­mer ver­äu­ßert wer­den, durch Be­sit­z­er­lan­gung Ei­gen­tum, so­fern er bei der Über­ga­be gut­gläu­big ist und ein zur Ei­gen­tums­über­tra­gung ge­eig­ne­ter Rechts­ti­tel vor­liegt. Für ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb sind im Ein­zel­nen er­for­der­lich:

  • Ge­gen­stand: Es muss sich um ei­ne be­weg­li­che, nicht ein­ge­tra­ge­ne Sa­che han­deln;
  • Be­sit­zer­werb: Dem Er­wer­ber muss der Be­sitz des Ge­gen­stands über­tra­gen wer­den;
  • Rechts­ti­tel: Grund­la­ge des Er­werbs muss ein gül­ti­ger, abs­trakt zur Ei­gen­tums­über­tra­gung ge­eig­ne­ter Rechts­ti­tel wie ein Kauf­ver­trag (Art. 1470 c.c.) sein;
  • Red­lich­keit: Der Er­wer­ber muss in Be­zug auf die Ei­gen­tü­mer­stel­lung des Ver­äu­ße­rers im Zeit­punkt der Be­sit­z­er­lan­gung gut­gläu­big i. S. des Art. 1147 c.c. ge­we­sen sein.

Das Land­ge­richt ist rich­ti­ger­wei­se da­von aus­ge­gan­gen, dass im vor­lie­gen­den Fall ein gut­gläu­bi­ger Er­werb be­reits an der ers­ten Vor­aus­set­zung schei­ter­te, weil es sich bei dem Pkw um ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Sa­che han­del­te und nach Art. 1156 c.c. die Be­stim­mun­gen der Art. 1153 bis 1155 c.c. auf in öf­fent­li­chen Re­gis­tern ver­zeich­ne­te Sa­chen kei­ne An­wen­dung fin­den, ein gut­gläu­bi­ger Er­werb in­so­weit al­so nicht mög­lich ist. Auch au­ßer­halb des Grund­stücks­ver­kehrs setzt das ita­lie­ni­sche Recht viel­fach Re­gis­ter als Pu­bli­zi­täts­mit­tel ein, ins­be­son­de­re das beim ita­lie­ni­schen Au­to­mo­bil­club (Au­to­mo­bi­le Club d'Ita­lia – ACI) ge­führ­te öf­fent­li­che Au­to­mo­bil­re­gis­ter Pubb­li­co Re­gis­tro Au­to­mo­bi­lis­ti­co. Ein­zu­tra­gen sind dort un­ter an­de­rem die Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se und hy­po­the­ka­ri­sche Be­las­tun­gen der Kraft­fahr­zeu­ge. Zwar gibt es kei­ne Pflicht zur Ein­tra­gung in das Pubb­li­co Re­gis­tro Au­to­mo­bi­lis­ti­co, so­dass nicht ein­ge­tra­ge­ne Fahr­zeu­ge gut­gläu­big er­wor­ben wer­den kön­nen (vgl. OLG Mün­chen vom 05.03.2008 – 7 U 4969/06, ju­ris Rn. 40). Ist ein Fahr­zeug aber ein­ge­tra­gen, ist nach Art. 1156 c.c. ein gut­gläu­bi­ger Er­werb nicht mög­lich.

So­weit die Be­klag­te die An­sicht ver­tritt, bei ab­ge­mel­de­ten Fahr­zeu­gen sei­en für ei­nen Gut­glau­bens­er­werb le­dig­lich die Aus­hän­di­gung der Ori­gi­nal­pa­pie­re und die Über­ga­be des Fahr­zeugs so­wie der Schlüs­sel er­for­der­lich, ist dies folg­lich mit Art. 1156 c.c. nicht ver­ein­bar. Ei­nen Nach­weis aus der – ita­lie­ni­schen – Recht­spre­chung oder Li­te­ra­tur für ih­re Auf­fas­sung legt die Be­klag­te auch nicht vor. Im Er­geb­nis kann dies aber da­hin­ste­hen. Denn selbst wenn in Ita­li­en ei­ne sol­che vom Wort­laut des Art. 1156 c.c. of­fen­kun­dig ab­wei­chen­de Mei­nung ver­tre­ten wer­den soll­te, sind die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb hier schon des­halb nicht ge­ge­ben, weil der Be­klag­ten nicht die Ori­gi­nal­pa­pie­re vor­ge­legt wur­den. Nach dem un­strei­ti­gen und des­halb für den Se­nat maß­geb­li­chen Tat­be­stand des land­ge­richt­li­chen Ur­teils han­del­te es sich bei den der Be­klag­ten aus­ge­hän­dig­ten Fahr­zeug­pa­pie­ren um Fäl­schun­gen. Die Ori­gi­nal­pa­pie­re wur­den ihr al­so ge­ra­de nicht über­ge­ben.

Zu­dem war die Be­klag­te auch nicht gut­gläu­big i. S. des Art. 1147 II c.c.

Nach Art. 1147 II c.c. kommt der gu­te Glau­be dem nicht zu­gu­te, des­sen Un­wis­sen­heit auf gro­be Fahr­läs­sig­keit zu­rück­geht, das heißt, wenn fest­steht, dass der Er­wer­ber im Fall ei­nes Ver­dachts je­nes Maß an Sorg­falt au­ßer Acht lässt, das ge­wöhn­lich auch ein sorg­lo­ser Mensch ein­hält (Ec­cher, in: Ec­cher/Schurr/Chri­standl, Hand­buch Ita­lie­ni­sches Zi­vil­recht, 2009, Rn. 4/67). Aus den vor­ge­leg­ten Ko­pi­en (An­la­gen K 9 und K 10) des cer­ti­fi­ca­to di pro­prietà und der car­ta di cir­co­la­zio­ne (CDC), die die Be­klag­te von H er­hal­ten hat, er­ge­ben sich un­ter­schied­li­che Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mern (FIN). Im CDP lau­tet die FIN …, in der CDC hin­ge­gen …. Da die Be­klag­te un­strei­tig be­reits häu­fi­ger in Ita­li­en Fahr­zeu­ge er­wor­ben hat­te, muss­ten ihr die Be­grif­fe cer­ti­fi­ca­to di pro­prietà und car­ta di cir­co­la­zio­ne be­kannt sein. Die un­ter­schied­li­chen Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mern hät­ten ihr je­den­falls als Kfz-Händ­le­rin auf­fal­len müs­sen. Auf die­se Un­ter­schied­lich­keit hat die Klä­ge­rin auch in der Re­plik vom 05.12.2015 aus­drück­lich hin­ge­wie­sen, oh­ne dass die Be­klag­te dem wei­ter ent­ge­gen­ge­tre­ten wä­re. In­so­weit ver­mag es sie auch nicht zu ent­las­ten, dass sie an­geb­lich nicht er­ken­nen konn­te, dass es sich bei den An­la­gen K 9 und K 10 um Fäl­schun­gen han­del­te. Selbst wenn et­wa nach Pa­pier und Druck­bild qua­li­ta­tiv her­vor­ra­gen­de Fäl­schun­gen vor­la­gen, so muss­ten ihr zu­min­dest die un­ter­schied­li­chen Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mern auf­fal­len. Da Art. 1156 c.c. nur auf die Gut­gläu­big­keit bei Über­ga­be der Sa­che ab­stellt, kann die Be­klag­te aus dem Um­stand, dass bei der Zu­las­sung des Fahr­zeugs in Deutsch­land das Stra­ßen­ver­kehrs­amt kei­ne Zwei­fel an ei­nem wirk­sa­men Er­werb und der Echt­heit der Fahr­zeug­pa­pie­re hat­te, nichts für sie Güns­ti­ges her­lei­ten.

Ein gut­gläu­bi­ger Ei­gen­tums­er­werb der Be­klag­ten schied da­mit aus.

cc) Die Be­klag­te hat in Deutsch­land wirk­sam über das Fahr­zeug ver­fügt. Der Käu­fer L hat nach § 929 Satz 1, § 932 I 1, II BGB gut­gläu­big Ei­gen­tum an dem Pkw er­wor­ben. Für sei­ne Bös­gläu­big­keit nach § 932 I 1, II BGB ist nichts er­sicht­lich. Da die Be­klag­te das Kfz von der Lea­sing­neh­me­rin er­wor­ben hat­te, war es auch nicht ge­mäß § 935 BGB ab­han­den­ge­kom­men. Im Üb­ri­gen liegt in der Kla­ge­er­he­bung auf Her­aus­ga­be des er­lang­ten Kauf­prei­ses je­den­falls ei­ne (kon­klu­den­te) Ge­neh­mi­gung.

dd) Die Be­klag­te hat­te da­mit den von ihr er­lang­ten Kauf­preis in Hö­he von 90.000 € her­aus­zu­ge­ben.

b) Dass die Be­klag­te im Zu­ge der Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags mit dem Kfz-Händ­ler L den Pkw zu­rück­er­hielt und die 90.000 € zu­rück­zahl­te, hat ih­re Pflicht zur Her­aus­ga­be des Kauf­prei­ses an die Klä­ge­rin nicht ent­fal­len las­sen, ins­be­son­de­re ist da­mit kei­ne Ent­rei­che­rung nach § 818 III BGB ein­ge­tre­ten.

aa) Der be­klag­ten­sei­ti­ge Vor­trag zur Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags zwi­schen ihr und L ist in der Be­ru­fungs­in­stanz zu be­rück­sich­ti­gen.

Al­ler­dings konn­te die Be­klag­te in ers­ter In­stanz mit die­sem Vor­brin­gen nicht mehr ge­hört wer­den, da sie die­se Tat­sa­chen erst­mals nach Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung im nicht nach­ge­las­se­nen Schrift­satz vom 28.06.2016 vor­ge­tra­gen hat­te (§ 296a ZPO). Ei­ne Wie­der­er­öff­nung der münd­li­chen Ver­hand­lung hat das Land­ge­richt rich­ti­ger­wei­se ab­ge­lehnt. Ei­ne sol­che wä­re nur in Be­tracht ge­kom­men, wenn die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags erst nach Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 14.06.2016 er­folgt wä­re, weil die be­klag­te Par­tei die­se Um­stän­de dann nicht frü­her hät­te in den Pro­zess ein­füh­ren kön­nen. Erst­in­stanz­lich hat die Be­klag­te hier­zu in­des kei­ne An­ga­ben ge­macht, son­dern erst­mals in der Be­ru­fungs­in­stanz mit Schrift­satz vom 20.01.2017 vor­ge­tra­gen, den Pkw erst nach dem 14.06.2016 wie­der er­hal­ten zu ha­ben.

So­weit die Be­klag­te den Vor­trag zur Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags in ih­rer Be­ru­fungs­be­grün­dung wie­der­holt, un­ter­liegt ein nach § 296a ZPO zu­rück­ge­wie­se­nes Vor­brin­gen nicht dem Aus­schluss nach § 531 I ZPO (OLG Köln, Beschl. v. 26.06.2002 – 8 U 29/03, ju­ris Rn. 9). Gleich­wohl ist es nur un­ter den en­gen Vor­aus­set­zun­gen des § 531 II ZPO zu be­rück­sich­ti­gen, so­fern es nicht un­strei­tig ist (BGH, Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 247/06, ju­ris Rn. 15 f.). Denn un­ter „neue An­griffs- und Ver­tei­di­gungs­mit­tel“ ge­mäß § 531 II ZPO fällt le­dig­lich strei­ti­ges und be­weis­be­dürf­ti­ges neu­es Vor­brin­gen. Nicht strei­tig ist, dass die Be­klag­te den Pkw zu­rück­er­hal­ten hat. Dies folgt schon dar­aus, dass sie ihn am 25.06.2016 der klä­ge­ri­schen Be­voll­mäch­tig­ten in N. aus­ge­hän­digt hat. Was die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses an­be­langt, so hat die Klä­ge­rin ge­mäß Zif­fer 3 ih­rer Be­ru­fungs­er­wi­de­rung nur den Zeit­punkt der Rück­zah­lung be­strit­ten, nicht aber die Rück­zah­lung als sol­che. Da­mit sind so­wohl die­se als auch die Rück­ga­be des Pkw an die Be­klag­te als un­strei­tig an­zu­se­hen.

bb) Der BGH hat in­des be­reits un­ter der Gel­tung des al­ten Schuld­rechts ent­schie­den, dass der nach § 818 IV BGB ver­schärft haf­ten­de Be­rei­che­rungs­schuld­ner ge­mäß § 279 BGB a.F. oh­ne Rück­sicht auf ein Ver­schul­den un­be­dingt für sein Zah­lungs­un­ver­mö­gen ein­zu­ste­hen hat (BGH, Urt. v. 25.03.1982 – VII ZR 60/81, NJW 1982, 1585, 1587). Der Weg­fall des kon­kret er­lang­ten Gut­ha­bens ver­moch­te ei­nen sol­chen Be­rei­che­rungs­schuld­ner da­her nicht zu ent­las­ten. Durch die Strei­chung des § 279 BGB a.F. hat sich an die­sem Grund­satz nichts ge­än­dert. Bei Geld­schul­den hat der Schuld­ner un­ver­än­dert für das Vor­han­den­sein von Geld ver­schul­dens­un­ab­hän­gig ein­zu­ste­hen (vgl. nur MünchKomm-BGB/Grund­mann, 7. Aufl., § 276 Rn. 180; Be­ckOK-BGB/Un­berath, Stand: 01.03.2011, § 276 Rn. 39; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 75. Aufl., § 276 Rn. 28). So­weit in der Li­te­ra­tur bei Be­rei­che­rungs­schul­den mit dem Ar­gu­ment, die­se sei­en auch bei rechts­grund­los er­lang­tem Geld zu­nächst Stückschul­den, teil­wei­se ab­wei­chen­de An­sich­ten ver­tre­ten wer­den, füh­ren die­se hier zu kei­nem an­de­ren Er­geb­nis. Denn auch nach die­ser Mei­nung hat der Be­rei­che­rungs­schuld­ner je­den­falls dann für die Her­aus­ga­be oh­ne Rück­sicht auf ein Ver­schul­den ein­zu­ste­hen, wenn er das Geld un­un­ter­scheid­bar mit sei­nem ei­ge­nen Ver­mö­gen ver­mengt hat; denn dann lässt sich nicht ein­mal ein ab­grenz­ba­rer Ver­mö­gens­be­stand­teil iden­ti­fi­zie­ren, dem das Geld zu­ge­ord­net wer­den kann (MünchKomm-BGB/Schwab, 6. Aufl., § 818 Rn. 298).

Da­mit ver­moch­te sich die Be­klag­te hier nicht auf ei­nen Weg­fall der Be­rei­che­rung durch Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses an den Er­wer­ber L zu be­ru­fen. Da die­se Rück­zah­lung nach dem Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit er­folg­te, haf­te­te sie ver­schärft ge­mäß § 818 IV BGB und hat­te da­her un­ab­hän­gig vom Schick­sal des kon­kret er­hal­te­nen Gel­des un­be­dingt für ih­re Fä­hig­keit zur Her­aus­ga­be der 90.000 € an die Klä­ge­rin ein­zu­ste­hen. Dass das Geld bei ihr noch un­ver­mengt vor­han­den ge­we­sen wä­re, be­haup­tet die Be­klag­te selbst nicht. Ei­ne sol­che An­nah­me wä­re in An­be­tracht der Hö­he des Be­trags und des Zeit­ab­laufs auch of­fen­kun­dig le­bens­fremd. Da­mit schied ei­ne Ent­rei­che­rung in je­dem Fall aus.

c) Die Zah­lungs­pflicht der Be­klag­ten ist auch nicht da­durch er­lo­schen, dass sie den zu­rück­er­hal­te­nen Pkw am 25.06.2016 an die Klä­ge­rin her­aus­gab.

In der Ent­ge­gen­nah­me des Fahr­zeugs durch die Klä­ge­rin lag kei­ne An­nah­me an Er­fül­lungs statt ge­mäß § 364 I BGB. Ob ei­ne als ali­ud an­ge­nom­me­ne Leis­tung Er­fül­lungs­wir­kung im Sin­ne der Norm ent­fal­tet, ist im Ein­zel­fall im We­ge der Aus­le­gung zu er­mit­teln; es kann, na­ment­lich bei still­schwei­gen­der Ab­re­de, auch le­dig­lich ei­ne Leis­tung er­fül­lungs­hal­ber be­zweckt sein (Be­ckOK-BGB/Denn­hardt, Stand: 01.11.2016, § 364 Rn. 3). Ei­ne sol­che Leis­tung er­fül­lungs­hal­ber führt nicht eo ip­so zum Er­lö­schen der ge­schul­de­ten Leis­tung, son­dern er­öff­net dem Gläu­bi­ger le­dig­lich ei­ne zu­sätz­li­che Be­frie­di­gungs­mög­lich­keit, oh­ne dass das Ri­si­ko, aus dem Ge­gen­stand tat­säch­lich Be­frie­di­gung zu er­lan­gen, auf ihn über­geht (vgl. Be­ckOK-BGB/Denn­hardt, a. a. O., § 364 Rn. 4). Will der Gläu­bi­ger die Sa­che ver­wer­ten, so spricht dies für ei­ne Leis­tung er­fül­lungs­hal­ber (MünchKomm-BGB/Fet­zer, 7. Aufl., § 364 Rn. 9).

Nach die­sen Grund­sät­zen lag hier nur ei­ne Leis­tung er­fül­lungs­hal­ber vor. Ei­ne Ver­ein­ba­rung, dass durch die An­nah­me des Fahr­zeugs der Zah­lungs­an­spruch der Klä­ge­rin nach § 816 I 1 BGB er­lö­schen soll­te, ha­ben die Par­tei­en nicht ge­trof­fen. Es war für die Be­klag­te auch oh­ne Wei­te­res er­kenn­bar, dass die Klä­ge­rin als Lea­sing­ge­sell­schaft kein In­ter­es­se dar­an hat­te, den Pkw – an­stel­le des von der Be­klag­ten ge­schul­de­ten Gel­des – dau­er­haft zu be­hal­ten. Dies folgt schon dar­aus, dass die Par­tei­en vor der Aus­hän­di­gung des Pkw an die Au­to­haus X-GmbH dar­über ver­han­delt hat­ten, zu wel­chen Kon­di­tio­nen die Be­klag­te das Fahr­zeug von der Klä­ge­rin er­wer­ben konn­te. Nach dem Schei­tern die­ser Ver­hand­lun­gen nahm die Klä­ge­rin das Fahr­zeug er­sicht­lich nur des­halb ent­ge­gen, um zu­min­dest den bei ei­ner Ver­wer­tung er­ziel­ten Er­lös zu er­hal­ten. Es be­stand für sie aber kein An­lass, für den Fall, dass der Pkw für we­ni­ger als 90.000 € ver­wer­tet wer­den soll­te, auf ih­ren wei­ter­ge­hen­den Zah­lungs­an­spruch ge­gen­über der Be­klag­ten zu ver­zich­ten. Viel­mehr soll­te der Ver­wer­tungs­er­lös le­dig­lich auf die­sen An­spruch an­ge­rech­net wer­den. Hier­über wa­ren sich die Par­tei­en auch ei­nig. Denn die Klä­ge­rin teil­te dies der Be­klag­ten be­reits mit E-Mail vom 05.07.2016 ex­pli­zit mit, oh­ne dass die Be­klag­te dem wi­der­spro­chen hät­te. Folg­lich hat sie sich im Rechts­streit auch der Tei­ler­le­di­gungs­er­klä­rung der Klä­ge­rin an­ge­schlos­sen.

d) Nahm die Klä­ge­rin den Pkw mit dem Ziel sei­ner Ver­wer­tung ent­ge­gen, so war sie bei ei­nem Ver­kauf des Fahr­zeugs ver­pflich­tet, den Pkw zu ei­nem markt­ge­rech­ten Preis zu ver­äu­ßern.

Nimmt der Gläu­bi­ger ei­nen Ge­gen­stand er­fül­lungs­hal­ber an, so ist er ver­pflich­tet, aus die­sem mit ver­kehrs­üb­li­cher Sorg­falt Be­frie­di­gung zu su­chen, da mit der An­nah­me des Ge­gen­stands zwi­schen den Par­tei­en ein Rechts­ver­hält­nis ei­ge­ner Art be­steht, das ei­nem Auf­trag äh­nelt (Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 364 Rn. 7 m. w. Nachw.). Ver­letzt der Gläu­bi­ger die­se Pflicht – ver­zich­tet er et­wa grund­los auf ei­nen Teil ei­ner er­fül­lungs­hal­ber ab­ge­tre­te­nen For­de­rung –, so kann er sich ge­gen­über sei­nem Schuld­ner scha­dens­er­satz­pflich­tig ma­chen (RG, Urt. 21.02.1939 – VII 129/38, RGZ 160, 1, 2).

Hier lie­gen kei­ne An­halts­punk­te vor, dass die Klä­ge­rin bei der Ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs in Ita­li­en zu dem durch die Vor­la­ge der Rech­nung nach­ge­wie­se­nen Kauf­preis von 65.000 € ge­gen ih­re Pflicht zu ei­ner sorg­fäl­ti­gen Ver­wer­tung ver­sto­ßen hät­te. Der ur­sprüng­li­che Kauf­preis des Pkw im Jahr 2011 be­trug 185.000 €. Im April 2014 hat die Be­klag­te für das Fahr­zeug 87.000 € be­zahlt. Im Ok­to­ber 2016 hat die Klä­ge­rin es für 65.000 € net­to ver­kauft. In An­be­tracht des Zeit­ab­laufs und des Um­stands, dass der Pkw zwi­schen­zeit­lich di­ver­se neue Ei­gen­tü­mer hat­te und wie­der­holt be­schlag­nahmt wor­den war, ist nicht er­sicht­lich, wes­halb die­ser Preis zu be­an­stan­den sein soll­te; erst recht gibt er kei­nen An­lass zu der An­nah­me, die Klä­ge­rin ha­be das Fahr­zeug ver­schleu­dert. Die Klä­ge­rin war auch nicht ge­hal­ten, sich kos­ten­los als Fahr­zeug­händ­le­rin zu ver­din­gen und den Pkw et­wa un­ter Um­ge­hung des ge­werb­li­chen Fahr­zeug­han­dels di­rekt an ei­nen End­ver­brau­cher zu ver­kau­fen, um so ei­nen mög­lichst ho­hen Kauf­preis zu er­zie­len. Ei­ne der­ar­ti­ge Pflicht be­steht nicht ein­mal für den Lea­sing­ge­ber bei der Ver­wer­tung der Lea­sing­s­a­che nach dem En­de des Lea­sing­ver­trags (OLG Stutt­gart, Urt. v. 29.05.2007 – 6 U 45/07, ju­ris Rn. 58). Als in Ita­li­en an­säs­si­ge Ge­sell­schaft hat­te die Klä­ge­rin ein le­gi­ti­mes In­ter­es­se dar­an, den Pkw dort zu ver­äu­ßern, zu­mal der ur­sprüng­li­che Lea­sing­ver­trag eben­falls in Ita­li­en ab­ge­schlos­sen wor­den war.

Das be­klag­ten­seits vor­ge­leg­te Wert­gut­ach­ten des Dipl.-Ing S führt zu kei­ner an­de­ren Be­wer­tung. Es lässt be­reits nicht er­ken­nen, ob es sich auch auf den ita­lie­ni­schen Markt be­zieht. Ver­gleich­ba­res gilt für die be­klag­ten­seits erst­mals in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 27.01.2017 vor­ge­leg­ten Aus­zü­ge aus der Au­to­mo­bil­bör­se „mobile.​de“, die gleich­falls kei­ne An­ge­bo­te aus Ita­li­en ent­hal­ten. Da die Be­klag­te mit­hin kei­ne Um­stän­de auf­zeigt, die den klä­ger­seits für das Fahr­zeug in Ita­li­en er­ziel­ten Preis als nicht markt­ge­recht er­schei­nen las­sen, be­darf es kei­ner Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens.

3. Die Kos­ten­ent­schei­dung hin­sicht­lich des nicht für er­le­digt er­klär­ten Teils be­ruht auf § 92 II Nr. 1, § 97 I ZPO. …

4. So­weit die Par­tei­en im Ter­min vom 27.01.2016 den Rechts­streit in Hö­he ei­nes Teil­be­trags von 65.000 € über­ein­stim­mend für er­le­digt er­klärt ha­ben, sind die Kos­ten ge­mäß § 91a I 1 BGB eben­falls der Be­klag­ten auf­zu­er­le­gen. Dies ent­spricht dem Sach- und Streit­stand, da sie nach den obi­gen Aus­füh­run­gen hin­sicht­lich des An­spruchs nach § 816 I 1 BGB voll­um­fäng­lich un­ter­le­gen ge­we­sen wä­re. Grün­de, hier­von un­ter dem Ge­sichts­punkt der Bil­lig­keit ab­zu­wei­chen, sind nicht ge­ge­ben. …

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