Die bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­ne und im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung fort­be­ste­hen­de Ein­tra­gung ei­nes Kraft­fahr­zeugs in dem Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) zum Zwe­cke der Si­cher­stel­lung und Iden­ti­täts­fest­stel­lung ist ein er­heb­li­cher Rechts­man­gel, der den Käu­fer zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt (im An­schluss an und Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 18.02.2004 – VI­II ZR 78/03, NJW 2004, 1802).

BGH, Ur­teil vom 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt die Rück­ab­wick­lung ei­nes mit dem Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags über ei­nen Ge­braucht­wa­gen.

Die Par­tei­en schlos­sen Mit­te des Jah­res 2012 münd­lich ei­nen Kauf­ver­trag über ei­nen ge­brauch­ten Rolls-Roy­ce Cor­ni­che Ca­brio (Old­ti­mer) zum Preis von 29.000 €. Nach Ein­gang der ver­ein­bar­ten An­zah­lung in Hö­he von 1.000 € am 11.10.2012 über­gab der Be­klag­te dem Klä­ger den Pkw Mit­te Ok­to­ber 2012 ge­gen Zah­lung des Rest­kauf­prei­ses.

Bei dem Ver­such des Klä­gers, den Pkw En­de Ju­li 2013 an­zu­mel­den, wur­de das Fahr­zeug po­li­zei­lich si­cher­ge­stellt, weil es im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) von fran­zö­si­schen Be­hör­den als am 06.06.2012 ge­stoh­len ge­mel­det und zur Fahn­dung (Si­cher­stel­lung und Iden­ti­täts­fest­stel­lung) aus­ge­schrie­ben wor­den war. Ge­gen den Klä­ger und den Be­klag­ten wur­den von der Staats­an­walt­schaft Düs­sel­dorf straf­recht­li­che Er­mitt­lungs­ver­fah­ren we­gen des Ver­dachts der Heh­le­rei ein­ge­lei­tet. Am 30.09.2013 er­folg­te die Frei­ga­be des Kraft­fahr­zeugs, nach­dem im Zu­ge der Er­mitt­lun­gen die Ver­mu­tung auf­ge­kom­men war, der ehe­ma­li­ge fran­zö­si­sche Ei­gen­tü­mer des Kraft­fahr­zeugs ha­be den Dieb­stahl zum Zwe­cke des Ver­si­che­rungs­be­trugs nur vor­ge­täuscht. In der Frei­ga­be­be­schei­ni­gung des Po­li­zei­prä­si­di­ums Düs­sel­dorf an den Klä­ger ist ver­merkt, dass kei­ne Be­den­ken ge­gen ei­ne amt­li­che Zu­las­sung be­stün­den. Am 17.12.2013 wur­de der Pkw auf den Klä­ger zu­ge­las­sen. Die zu­nächst im No­vem­ber 2013 ein­ge­stell­ten staats­an­walt­li­chen Er­mitt­lungs­ver­fah­ren ge­gen die Par­tei­en wur­den im Ja­nu­ar 2014 wie­der auf­ge­nom­men und dau­er­ten je­den­falls noch bis in das Jahr 2015 an. Das Fahr­zeug ist nach wie vor im SIS aus­ge­schrie­ben.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 02.05.2014 er­klär­te der Klä­ger ge­gen­über dem Be­klag­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te ihn auf, ihm den Kauf­preis ge­gen Rück­ga­be des Pkw zu er­stat­ten. Der Klä­ger ist der Auf­fas­sung, die bei Fahr­zeug­über­ga­be vor­han­de­ne und wei­ter an­dau­ern­de SIS-Aus­schrei­bung sei ein er­heb­li­cher Rechts­man­gel. Der Be­klag­te stellt ei­nen Rechts­man­gel in Ab­re­de, weil es sich bei der SIS-Aus­schrei­bung le­dig­lich um ein auf Miss­ver­ständ­nis­sen be­ru­hen­des vor­über­ge­hen­des Ver­wen­dungs­hin­der­nis han­de­le, das oh­ne­hin nur im Aus­land be­stün­de und bin­nen kur­zer Zeit be­sei­tigt wer­den könn­te.

Mit der Kla­ge nimmt der Klä­ger den Be­klag­ten auf Zah­lung von 29.000 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs, so­wie auf Zah­lung vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.358,68 € nebst Zin­sen in An­spruch. Das Land­ge­richt hat dem Zug-um-Zug-An­trag in Hö­he von 28.913 € und dem wei­te­ren Zah­lungs­an­trag voll­um­fäng­lich, je­weils nebst Zin­sen, statt­ge­ge­ben; die wei­ter­ge­hen­de Kla­ge hat es ab­ge­wie­sen. Das Ober­lan­des­ge­richt hat die ge­gen die­se Ent­schei­dung ge­rich­te­te Be­ru­fung des Be­klag­ten zu­rück­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on des Be­klag­ten, mit der er sein Kla­ge­ab­wei­sungs­be­geh­ren wei­ter­ver­folg­te, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [7]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung, so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se, aus­ge­führt:

[8]    Im maß­geb­li­chen Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung ha­be das Kraft­fahr­zeug ei­nen er­heb­li­chen Rechts­man­gel (§ 435 BGB) auf­ge­wie­sen, da des­sen von den fran­zö­si­schen Be­hör­den ver­an­lass­te Ein­tra­gung in die SIS-Fahn­dungs­lis­te ei­nen den Ge­brauch der Kauf­sa­che dau­er­haft und nach­hal­tig be­ein­träch­ti­gen­den Um­stand dar­stel­le. Das Kraft­fahr­zeug sei be­reits zum Zeit­punkt der Über­ga­be an den Klä­ger als ge­stoh­len ge­mel­det und auch noch im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung zur Fahn­dung aus­ge­schrie­ben ge­we­sen.

[9]    Bei dem Ein­trag in die SIS-Fahn­dungs­lis­te han­de­le es sich nicht nur um ein vor­über­ge­hen­des Zu­las­sungs­hin­der­nis; die Ein­tra­gung füh­re viel­mehr zu ei­ner er­heb­li­chen Ge­brauchs­be­ein­träch­ti­gung, weil der Klä­ger bei ei­ner Fahrt in das Aus­land mit ei­ner Be­schlag­nah­me des Fahr­zeugs rech­nen müs­se. Bei ei­ner Be­schlag­nah­me im Aus­land sei der Käu­fer auf­grund der tat­säch­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten (Spra­che, Rechts­sys­tem) fak­tisch für län­ge­re Zeit von der Nut­zung des er­wor­be­nen Kraft­fahr­zeugs aus­ge­schlos­sen und so­mit in des­sen Ge­brauch er­heb­lich ein­ge­schränkt. Zu­dem sei zu be­rück­sich­ti­gen, dass die SIS-Aus­schrei­bung auch nach der Ein­stel­lung des ge­gen die Par­tei­en in Deutsch­land ge­führ­ten Er­mitt­lungs­ver­fah­rens und der Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger nicht ge­löscht wor­den sei. Für das Vor­lie­gen ei­nes Rechts­man­gels spre­che auch der Um­stand, dass der Klä­ger bei ei­nem Ver­kauf des Pkw ver­pflich­tet wä­re, den Um­stand der fort­be­ste­hen­den in­ter­na­tio­na­len Aus­schrei­bung ei­nem Käu­fer zu of­fen­ba­ren. Dem Klä­ger sei es auch nicht zu­mut­bar, selbst für die Lö­schung des SIS-Ein­trags zu sor­gen. Es kön­ne nicht Auf­ga­be des Käu­fers sein, mit ho­hem Auf­wand und un­ge­wis­sem Er­folg selbst für ei­ne be­ste­hen­de Ge­brauchs­be­ein­träch­ti­gung ein­zu­ste­hen.

[10]   Ei­ner grund­sätz­lich nach § 323 I BGB für den Rück­tritt not­wen­di­gen Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung ha­be es vor­lie­gend nicht be­durft, da dem Klä­ger nach § 440 Satz 1 BGB die ihm zu­ste­hen­de Art der Nach­er­fül­lung un­zu­mut­bar sei. In An­be­tracht des­sen, dass hier ein Dieb­stahl in Frank­reich im Raum ste­he und sich der Sach­ver­halt durch die po­li­zei­li­chen Er­mitt­lun­gen über Mo­na­te nicht ha­be auf­klä­ren las­sen, sei ei­ne Frist­set­zung ent­behr­lich ge­we­sen. Dem Klä­ger sei es nicht zu­zu­mu­ten ab­zu­war­ten, bis ge­klärt sei, ob das Kraft­fahr­zeug vom wah­ren Ei­gen­tü­mer ver­äu­ßert wor­den sei und der Be­klag­te die Lö­schung der SIS-Aus­schrei­bung er­rei­chen kön­ne.

[11]   Im Üb­ri­gen sei die Frist­set­zung auch nach § 323 II Nr. 1 BGB ent­behr­lich ge­we­sen. Denn der Be­klag­te ha­be die Nach­er­fül­lung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert. Bei die­ser Wer­tung sei auch das Ver­hal­ten des Be­klag­ten im Pro­zess mit her­an­zu­zie­hen. Hier ha­be der Be­klag­te durch­ge­hend von An­fang an sei­ne Pas­siv­le­gi­ti­ma­ti­on und das Vor­lie­gen ei­nes Rechts­man­gels be­strit­ten. Da­mit ha­be er klar und un­miss­ver­ständ­lich zum Aus­druck ge­bracht, er wer­de den Man­gel nicht be­sei­ti­gen. An­halts­punk­te, dass der Be­klag­te durch ei­ne Frist­set­zung zu bes­se­rer Ein­sicht ge­langt wä­re, lä­gen nicht vor. Der Be­klag­te ha­be zwar vor­ge­tra­gen, es wä­re ihm mög­lich ge­we­sen, auf die Lö­schung des SIS-Ein­trags hin­zu­wir­ken, und er hät­te die­se auch er­reicht. Er ha­be aber we­der nach Zu­gang der Rück­tritts­er­klä­rung noch nach Zu­stel­lung der Kla­ge­schrift dies­be­züg­lich et­was un­ter­nom­men.

[12]   Da nach al­lem der Rück­tritt wirk­sam er­folgt sei, sei­en die Kla­ge­an­sprü­che in dem vom Land­ge­richt aus­ge­ur­teil­ten Um­fang be­grün­det.

[13]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung stand, so­dass die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen ist.

[14]   Dem Klä­ger steht nach wirk­sa­mem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 435, 440, 323 BGB der gel­tend ge­mach­te Rück­ge­währan­spruch nach § 346 I BGB zu. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat rechts­feh­ler­frei an­ge­nom­men, dass der be­reits bei Über­ga­be Mit­te Ok­to­ber 2012 be­ste­hen­de und im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung (02.05.2014) an­dau­ern­de Ein­trag des Kraft­fahr­zeugs im SIS-Fahn­dungs­sys­tem ei­nen er­heb­li­chen (§ 323 V 2 BGB) Rechts­man­gel i. S. des § 435 Satz 1 BGB dar­stellt, der den Klä­ger zum Rück­tritt be­rech­tig­te.

[15]   1. Nach § 435 Satz 1 BGB ist die Sa­che frei von Rechts­män­geln, wenn Drit­te in Be­zug auf die Sa­che kei­ne oder nur die im Kauf­ver­trag über­nom­me­nen Rech­te ge­gen den Käu­fer gel­tend ma­chen kön­nen.

[16]   a) Der Ver­käu­fer muss da­her, um sei­ne Leis­tungs­pflicht voll­stän­dig zu er­fül­len, nicht nur das ma­te­ri­el­le (Ei­gen­tums-)Recht als sol­ches ver­schaf­fen, son­dern auch da­für sor­gen, dass der Käu­fer die Kauf­sa­che un­an­ge­foch­ten und frei von Rech­ten Drit­ter er­wirbt und nut­zen kann. Das Ziel der Rechts­ver­schaf­fung ist um­fas­send, da­mit der Käu­fer, wie in § 903 Satz 1 BGB für den Ei­gen­tü­mer vor­ge­se­hen, in die La­ge ver­setzt wird, nach Be­lie­ben mit der Sa­che zu ver­fah­ren (sie­he BT-Drs. 14/6040, S. 218; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2013, § 435 Rn. 8; vgl. auch Gru­ne­wald, Die Grenz­zie­hung zwi­schen der Rechts- und Sach­män­gel­haf­tung beim Kauf, 1980, S. 50 f.). Ein Rechts­man­gel liegt des­halb vor, wenn Rech­te ei­nes Drit­ten ei­ne in­di­vi­du­el­le Be­las­tung des Käu­fers er­ge­ben, al­so ge­eig­net sind, ihn in der un­ge­stör­ten Aus­übung der ihm nach § 903 Satz 1 BGB ge­büh­ren­den Rechts­po­si­ti­on zu be­ein­träch­ti­gen (MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 7. Aufl., § 435 Rn. 4; Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: Au­gust 2014, § 435 Rn. 6).

[17]   aa) Hin­sicht­lich der recht­li­chen Na­tur die­ser in­di­vi­du­el­len Be­las­tung kom­men nicht nur ding­li­che Rech­te ei­nes Drit­ten, son­dern auch ob­li­ga­to­ri­sche Rech­te in Be­tracht, wenn ih­re Aus­übung ei­ne tat­säch­li­che Be­ein­träch­ti­gung der Nut­zung für den Käu­fer be­deu­ten, in­dem sie dem Rechts­in­ha­ber ein Recht zum Be­sitz der Sa­che ver­schaf­fen (Miet- und Pacht­ver­hält­nis­se be­tref­fend: BGH, Urt. v. 02.10.1987 – V ZR 105/86, NJW-RR 1988, 79 [un­ter II 1]; Urt. v. 17.05.1991 – V ZR 92/90, NJW 1991, 2700 [un­ter III]; vgl. auch MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 435 Rn. 7; Er­man/Gru­ne­wald, BGB, 14. Aufl., § 435 Rn. 8; Be­ckOK-BGB/Faust, a. a. O., § 435 Rn. 15; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 435 Rn. 15).

[18]   bb) Auch auf öf­fent­li­chem Recht be­ru­hen­de Ein­griffs­be­fug­nis­se, Be­schrän­kun­gen und Bin­dun­gen, die die Nut­zung der Kauf­sa­che be­ein­träch­ti­gen, kön­nen ei­nen Rechts­man­gel be­grün­den (BT-Drs. 14/6040, S. 217; Be­ckOK-BGB/Faust, a. a. O., § 435 Rn. 18 f.; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 435 Rn. 10; Er­man/Gru­ne­wald, a. a. O., § 435 Rn. 11). Dies gilt – in Ab­gren­zung zu den dem Be­reich der Sach­män­gel­ge­währ­leis­tung (§ 434 BGB) zu­zu­ord­nen­den Sach­ver­hal­ten – je­den­falls dann, wenn das Ein­grei­fen öf­fent­lich-recht­li­cher Nor­men nicht Fol­ge der (auch) ei­nen Sach­man­gel be­grün­den­den nicht ver­trags­ge­mä­ßen Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che ist; an­dern­falls liegt es na­he, (nur) ei­nen Sach­man­gel an­zu­neh­men (Er­man/Gru­ne­wald, a. a. O., § 435 Rn. 11). Sche­ma­ti­sche Lö­sun­gen ver­bie­ten sich hier­bei (Se­nat, Urt. v. 05.12.1990 – VI­II ZR 75/90, BGHZ 113, 106 [112]).

[19]   (1) So hat der Se­nat in ei­nem Fall, in dem Ha­sen­fleisch ver­kauft wur­de, bei dem der be­grün­de­te Ver­dacht der Sal­mo­nel­len­ver­seu­chung be­stand, ei­nen Sach­man­gel be­jaht, weil die Kauf­sa­che – un­ab­hän­gig da­von, dass sie in Fol­ge des Ver­dachts (auch) der öf­fent­lich-recht­li­chen Be­schlag­nah­me un­ter­lag – nicht mehr für die vor­ge­se­he­ne Ver­wen­dung (Wei­ter­ver­äu­ße­rung) taug­lich war (Se­nat, Urt. v. 14.06.1972 – VI­II ZR 75/71, WM 1972, 1314 [un­ter I 3]). In Ab­gren­zung hier­von hat der Se­nat da­ge­gen ent­schie­den (Se­nat, Urt. v. 05.12.1990 – VI­II ZR 75/90, BGHZ 113, 106 [112 f.]), dass sich ein Käu­fer, der Die­sel­kraft­stoff zum Be­trieb von Die­sel­mo­to­ren be­stellt, ge­gen­über dem Ver­käu­fer mit Er­folg auf ei­nen Rechts­man­gel be­ru­fen kann, wenn in Ab­wei­chung von der Be­stel­lung ein mit Heiz­öl ver­un­rei­nig­ter Die­sel­kraft­stoff ge­lie­fert wird; die Be­son­der­heit die­ses Fal­les, die zur An­nah­me ei­nes Rechts­man­gels führ­te, lag dar­in, dass der ge­lie­fer­te Kraft­stoff zwar zur ver­trag­lich vor­ge­se­he­nen Ver­wen­dung (Be­trieb von Die­sel­mo­to­ren) auch mit der Ver­un­rei­ni­gung taug­lich war, er aber we­gen der Heiz­öl­bei­mi­schung der Ge­fahr der be­hörd­li­chen Be­schlag­nah­me un­ter­lag. Die den Käu­fer tref­fen­de Be­ein­träch­ti­gung lag mit­hin nicht in der tat­säch­li­chen Be­schaf­fen­heit der Sa­che, son­dern dar­in, dass der Ver­käu­fer dem Käu­fer nur Ei­gen­tum oh­ne recht­li­chen Be­stand ver­schaf­fen konn­te (BGH, Urt. v. 05.12.1990 – VI­II ZR 75/90, BGHZ 113, 106 [112 f.]).

[20]   (2) Auch der V. Zi­vil­se­nat des BGH zieht die Gren­ze zwi­schen Sach- und Rechts­man­gel in Fäl­len, in de­nen öf­fent­lich-recht­li­che Be­fug­nis­se oder Be­schrän­kun­gen auf die Nut­zung ei­nes ver­kauf­ten Grund­stücks ein­wir­ken, in glei­cher Wei­se. So liegt in öf­fent­lich-recht­li­chen Be­schrän­kun­gen der Be­bau­bar­keit ei­nes ver­kauf­ten Grund­stücks, die an des­sen Be­schaf­fen­heit (ins­be­son­de­re die La­ge) an­knüp­fen, ein Sach­man­gel (BGH, Urt. v. 15.07.2011 – V ZR 171/10, BGHZ 190, 272 Rn. 5 m. w. Nachw.): Hin­ge­gen stellt et­wa die So­zi­al­bin­dung ei­ner mit öf­fent­li­chen Mit­teln ge­för­der­ten Woh­nung, die von de­ren Be­schaf­fen­heit un­ab­hän­gig ist, eben­so ei­nen Rechts­man­gel dar (BGH, Urt. v. 09.07.1976 – V ZR 256/75, BGHZ 67, 134 [135 ff.]; Urt. v. 21.01.2000 – V ZR 387/98, NJW 2000, 1256 [un­ter II 1]) wie ei­ne Ver­än­de­rungs­sper­re (BGH, Urt. v. 20.12.1985 – V ZR 263/83, BGHZ 96, 385 [390 f.]) oder die öf­fent­lich-recht­li­che Ver­pflich­tung des Grund­stücks­ei­gen­tü­mers, ei­nen Teil des ver­kauf­ten Grund­stücks als Stra­ßen­bau­land an die Ge­mein­de zu ver­äu­ßern (BGH, Urt. v. 04.06.1982 – V ZR 81/81, NJW 1983, 275 [un­ter II 3 b]).

[21]   (3) Dem­entspre­chend hat der Se­nat die nach § 111b StPO (recht­mä­ßig) durch­ge­führ­te Be­schlag­nah­me ei­nes im Aus­land als ge­stoh­len ge­mel­de­ten Kraft­fahr­zeugs – de­ren al­lein der Si­che­rung zi­vil­recht­li­cher An­sprü­che des durch die Straf­tat Ver­letz­ten die­nen­de An­ord­nung kei­ne Fol­ge der Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs war – als Rechts­man­gel an­ge­se­hen und es in­so­weit als ge­nü­gend er­ach­tet, wenn der Sach­ver­halt, auf­grund des­sen die (spä­te­re) Be­schlag­nah­me er­folgt, be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den war (Se­nat, Urt. v. 18.02.2004 – VI­II ZR 78/03, NJW 2004, 1802 [un­ter II 1]). Die­se Recht­spre­chung geht zu­rück auf zwei Ent­schei­dun­gen des Reichs­ge­richts, in de­nen die recht­li­chen Fol­gen von öf­fent­lich-recht­li­chen Be­schlag­nah­me­be­fug­nis­sen (zum ei­nen auf­grund Ver­sto­ßes ge­gen Ein­fuhr­be­stim­mun­gen [RGZ 105, 390], zum an­de­ren auf­grund Ver­sto­ßes ge­gen zoll­recht­li­che Be­stim­mun­gen [RGZ 111, 86]) zu klä­ren wa­ren. In bei­den Fäl­len hat es be­reits das Reichs­ge­richt für die An­nah­me ei­nes Rechts­man­gels aus­rei­chen las­sen, dass bei Ge­fahr­über­gang ein Sach­ver­halt vor­liegt, der ei­nen staat­li­chen Zu­griff auf die Kauf­sa­che im We­ge ei­ner künf­ti­gen Be­schlag­nah­mean­ord­nung er­mög­licht (RGZ 105, 390 [391 f.]; RGZ 111, 86 [88 f.]). Im An­schluss dar­an hat auch der V. Zi­vil­se­nat des BGH ent­schie­den, dass ein Rechts­man­gel be­reits dann ge­ge­ben ist, wenn das Recht ei­nes Drit­ten auch nur po­ten­zi­ell ge­eig­net ist, den Käu­fer in der un­ge­stör­ten Aus­übung der ihm ge­büh­ren­den Rechts­po­si­ti­on zu be­ein­träch­ti­gen (BGH, Urt. v. 11.12.1991 – V ZR 204/91, NJW-RR 1993, 396 [un­ter II 2]; so auch Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 435 Rn. 9).

[22]   b) Nach den vor­ste­hend auf­ge­zeig­ten Maß­stä­ben ist (be­reits) die Ein­tra­gung ei­nes Kraft­fahr­zeugs in die Fahn­dungs­lis­te auf­grund ei­ner SIS-Aus­schrei­bung als Rechts­man­gel an­zu­se­hen (so auch die ein­hel­li­ge Auf­fas­sung der Ober­lan­des­ge­rich­te; vgl. OLG Köln, Urt. v. 25.03.2014 – 3 U 185/13, NJW-RR 2014, 1080; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 20.02.2015 – I-22 U 159/14, ju­ris; OLG Mün­chen, Urt. v. 02.05.2016 – 21 U 3016/15, ju­ris). Zwar han­delt es sich bei dem Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (nur) um ei­ne in­ter­ne Da­ten­bank der Si­cher­heits­be­hör­den des Schen­gen-Raums, mit der – an­ders als bei ei­ner be­reits voll­zo­ge­nen be­hörd­li­chen Be­schlag­nah­me oder Si­cher­stel­lung – noch kein un­mit­tel­ba­rer Ein­griff in Form des Ent­zugs der Sa­che ver­bun­den ist. Die Ei­gen­art der auf ei­nem in­ter­na­tio­na­len Ab­kom­men be­ru­hen­den SIS-Sach­fahn­dung ge­bie­tet es je­doch, be­reits die Ein­tra­gung als sol­che und nicht erst ei­ne dar­auf­hin er­fol­gen­de Be­schlag­nah­me oder Si­cher­stel­lung als Rechts­man­gel ein­zu­ord­nen. Denn be­reits die Ein­tra­gung ei­nes Kraft­fahr­zeugs in die­ses Fahn­dungs­sys­tem ist für den Käu­fer mit der Ge­fahr ei­ner er­heb­li­chen Nut­zungs­be­ein­träch­ti­gung ver­bun­den und führt da­mit zu ei­ner in­di­vi­du­el­len Be­las­tung, die ge­eig­net ist, den Käu­fer in der un­ge­stör­ten Aus­übung der ihm nach § 903 Satz 1 BGB ge­büh­ren­den Rechts­po­si­ti­on zu be­ein­träch­ti­gen.

[23]   aa) Die SIS-Aus­schrei­bung hat ih­re recht­li­che Grund­la­ge in dem Be­schluss 2007/533/JI des Eu­ro­päi­schen Rats vom 12.06.2007 über die Er­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on (SIS II; ABl. 2007 L 205, 63). In Art. 38 I, II lit. a die­ses Be­schlus­ses ist ge­re­gelt, dass Da­ten in Be­zug auf Kraft­fahr­zeu­ge, die zur Si­cher­stel­lung oder Be­weis­si­che­rung in Straf­ver­fah­ren ge­sucht wer­den, in das Fahn­dungs­sys­tem ein­ge­ge­ben wer­den kön­nen. Wird das ge­such­te Fahr­zeug auf­ge­fun­den, wird dem auf­grei­fen­den Mit­glieds­staat in Art. 39 III des Be­schlus­ses auf­ge­ge­ben, Maß­nah­men nach Maß­ga­be sei­nes na­tio­na­len Rechts zu er­grei­fen.

[24]   bb) Vor dem Hin­ter­grund die­ser Rechts­la­ge ist die SIS-Aus­schrei­bung ei­nes Kraft­fahr­zeugs mit der kon­kre­ten, im ge­sam­ten Schen­gen-Raum be­ste­hen­den Ge­fahr ver­bun­den, dass bei der Zu­las­sung des Fahr­zeugs, ei­ner Hal­te­rän­de­rung oder bei ei­ner po­li­zei­li­chen Kon­trol­le die Ein­tra­gung fest­ge­stellt wird und das Fahr­zeug dar­auf­hin be­hörd­li­cher­seits – nach den je­wei­li­gen Rechts­vor­schrif­ten des Lan­des, in dem es auf­ge­fun­den wird – recht­mä­ßig si­cher­ge­stellt oder be­schlag­nahmt wird, wie es auch im vor­lie­gen­den Fall Mit­te des Jah­res 2013 für die Dau­er von meh­re­ren Mo­na­ten ge­sche­hen ist.

[25]   Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on ist es für die Ein­ord­nung als Rechts­man­gel un­er­heb­lich, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw hier nach der Si­cher­stel­lung in Düs­sel­dorf von der dor­ti­gen Po­li­zei wie­der frei­ge­ge­ben wur­de und der Klä­ger das Fahr­zeug an­schlie­ßend zum Stra­ßen­ver­kehr zu­las­sen konn­te. Denn die Aus­schrei­bung be­steht nach wie vor, weil un­ge­ach­tet der schon län­ger an­dau­ern­den Er­mitt­lun­gen der Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den bis­her nicht ab­schlie­ßend ge­klärt wer­den konn­te, ob der Pkw dem (frü­he­ren) fran­zö­si­schen Ei­gen­tü­mer ab­han­den­ge­kom­men oder er Ge­gen­stand ei­nes Ver­si­che­rungs­be­trugs ge­we­sen ist; auch das – zwi­schen­zeit­lich für kur­ze Zeit ein­ge­stell­te – Er­mitt­lungs­ver­fah­ren ge­gen bei­de Par­tei­en dau­er­te je­den­falls bis in das Jahr 2015 hin­ein an.

[26]   Die SIS-Aus­schrei­bung er­schöpft sich des­halb ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on nicht in ei­nem vor­über­ge­hen­den Zu­las­sungs­hin­der­nis. Denn die durch die Ein­tra­gung be­grün­de­ten Zu­griffs­mög­lich­kei­ten der staat­li­chen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den des Schen­gen-Raums be­ste­hen fort, so­lan­ge die Ein­tra­gung nicht be­sei­tigt ist. Da­mit kann der Klä­ger, selbst wenn er – was an­ge­sichts der un­ge­klär­ten His­to­rie des Fahr­zeugs of­fen ist – Ei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs ge­wor­den sein soll­te, ge­ra­de nicht, wie in § 903 Satz 1 BGB vor­ge­se­hen, un­be­las­tet von (Zu­griffs-)Rech­ten Drit­ter nach Be­lie­ben mit der Kauf­sa­che ver­fah­ren. Denn so­bald er das Fahr­zeug im öf­fent­li­chen Raum be­wegt, muss er da­mit rech­nen, dass die­ses, je nach Er­kennt­nis­stand der Er­mitt­lungs­be­hör­den, er­neut be­schlag­nahmt wird. Dies wä­re für den Klä­ger, wie das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend er­kannt hat, nicht nur mit ei­nem Ver­lust der Nut­zungs­mög­lich­keit für ei­nen nicht oh­ne Wei­te­res ab­zu­se­hen­den Zeit­raum, son­dern mit Blick auf die zur Wie­der­er­lan­gung des Fahr­zeug­be­sit­zes er­for­der­li­chen An­stren­gun­gen auch mit er­heb­li­chen wei­te­ren Nach­tei­len – ins­be­son­de­re bei ei­ner Si­cher­stel­lung im Aus­land – ver­bun­den.

[27]   Dar­über hin­aus ist die Ver­käuf­lich­keit des Pkw durch die Ein­tra­gung stark be­ein­träch­tigt; denn der Klä­ger wä­re red­li­cher­wei­se ge­hal­ten, ei­nen po­ten­zi­el­len Käu­fer über die nach wie vor be­ste­hen­de Aus­schrei­bung auf­zu­klä­ren. Die­se gra­vie­ren­den Fol­gen recht­fer­ti­gen es, be­reits die auf­grund be­hörd­li­cher Ver­fü­gung er­folg­te SIS-Aus­schrei­bung als ei­nen – i. S. des § 323 V 2 BGB er­heb­li­chen – Rechts­man­gel an­zu­se­hen.

[28]   cc) Dem kann nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den, dass vor­lie­gend der Grund der Ein­tra­gung des Fahr­zeugs in das SIS in dem un­ge­klär­ten Ei­gen­tums­her­aus­ga­be­an­spruch ei­nes Drit­ten be­steht, der durch sei­ne Dieb­stahls­an­zei­ge das Er­mitt­lungs­ver­fah­ren in­iti­iert hat. Zwar trifft es zu, dass ein nur be­haup­te­ter An­spruch ei­nes Drit­ten ei­nen Rechts­man­gel nicht be­grün­den kann (BT-Drs. 14/6040, S. 217), son­dern es ei­nes tat­säch­lich be­ste­hen­den Rechts ei­nes Drit­ten be­darf, um ei­nen Rechts­man­gel an­neh­men zu kön­nen (Be­ckOK-BGB/Faust, a. a. O., § 435 Rn. 8). Die den Käu­fer im Streit­fall un­mit­tel­bar tref­fen­de in­di­vi­du­el­le Be­las­tung ist je­doch nicht in dem un­ge­klär­ten Ei­gen­tums­her­aus­ga­be­an­spruch zu se­hen, sie liegt viel­mehr in den durch die Ein­tra­gung er­öff­ne­ten Zu­griffs­mög­lich­kei­ten staat­li­cher Be­hör­den auf die Kauf­sa­che.

[29]   Dass die Ein­tra­gung – so­lan­ge das Er­mitt­lungs­ver­fah­ren nicht ab­ge­schlos­sen bzw. die Ei­gen­tums­la­ge nicht ge­klärt ist – auf ei­ner sich auf die Dieb­stahls­an­zei­ge grün­den­den „Ver­mu­tung“ be­ruht, ist für die An­nah­me des Rechts­man­gels un­er­heb­lich (vgl. auch Er­man/Gru­ne­wald, a. a. O., § 435 Rn. 12). Viel­mehr hat der Ge­setz­ge­ber in­so­weit auch Fall­ge­stal­tun­gen für denk­bar ge­hal­ten, in de­nen der Ver­käu­fer da­für ein­steht, dass Drit­te kei­ne Rech­te gel­tend ma­chen, und er et­waig er­ho­be­ne An­sprü­che ab­zu­weh­ren hat (BT-Drs. 14/6040, S. 218). Dar­um geht es auch hier. Denn es ver­steht sich bei ei­nem Kraft­fahr­zeug­kauf von selbst, dass der Ver­käu­fer als Teil sei­ner Er­fül­lungs­pflicht ein Fahr­zeug zu ver­schaf­fen hat, das pro­blem­los zur Stra­ßen­ver­kehrs­zu­las­sung ge­bracht und oh­ne Sor­ge vor be­hörd­li­cher Be­schlag­nah­me im In- und Aus­land be­nutzt wer­den kann.

[30]   2. Der am 02.05.2014 er­klär­te Rück­tritt ist – ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on – auch nicht et­wa des­halb un­wirk­sam, weil es der Klä­ger ver­säumt hät­te, dem Be­klag­ten zu­vor ei­ne nach § 323 I BGB grund­sätz­lich er­for­der­li­che Frist zur Nach­er­fül­lung (§ 439 BGB) zu set­zen. Denn das Be­ru­fungs­ge­richt hat auf der Grund­la­ge der von ihm ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen und un­ter Be­rück­sich­ti­gung der sich hier­aus er­ge­ben­den Um­stän­de des Streit­falls je­den­falls im Er­geb­nis zu­tref­fend an­ge­nom­men, dass es hier ei­ner Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung vor Er­klä­rung des Rück­tritts nicht be­durf­te.

[31]   a) Al­ler­dings er­gibt sich die Ent­behr­lich­keit der Frist­set­zung vor­lie­gend nicht, wie das Be­ru­fungs­ge­richt meint, aus § 323 II Nr. 1 BGB. Nach der Recht­spre­chung des Se­nats sind, was auch das Be­ru­fungs­ge­richt im An­satz nicht ver­kennt, an das Vor­lie­gen ei­ner ernst­haf­ten und end­gül­ti­gen Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung i. S. des § 323 II Nr. 1 BGB stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len. Ei­ne Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung in die­sem Sin­ne liegt nur vor, wenn der Schuld­ner un­miss­ver­ständ­lich und ein­deu­tig zum Aus­druck bringt, er wer­de sei­nen Ver­trags­pflich­ten un­ter kei­nen Um­stän­den nach­kom­men (st. Rspr.; zu­letzt Se­nat, Urt. v. 01.07.2015 – VI­II ZR 226/14, NJW 2015, 3455 Rn. 33 m. w. Nachw.).

[32]   Ob ein Ver­käu­fer die Nach­er­fül­lung end­gül­tig und ernst­haft ver­wei­gert hat, un­ter­liegt zwar der tatrich­ter­li­chen Wür­di­gung (vgl. Se­nat, Urt. v. 01.07.2015 – VI­II ZR 226/14, NJW 2015, 3455 Rn. 34 m. w. Nachw.); die­se ist je­doch re­vi­si­ons­recht­lich dar­auf über­prüf­bar, ob der Tatrich­ter von den zu­tref­fen­den recht­li­chen Maß­stä­ben aus­ge­gan­gen ist und al­le Um­stän­de des Fal­les, ins­be­son­de­re das ge­sam­te Ver­hal­ten des Ver­käu­fers, be­rück­sich­tigt hat (vgl. Se­nat, Urt. v. 01.07.2015 – VI­II ZR 226/14, NJW 2015, 3455 Rn. 34 m. w. Nachw.).

[33]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat den be­reits in der Kla­ge­er­wi­de­rung ge­hal­te­nen und in der Fol­ge­zeit bei­be­hal­te­nen Vor­trag des Be­klag­ten, er sei nicht pas­siv­le­gi­ti­miert, so­wie das pro­zes­sua­le Be­strei­ten ei­nes Man­gels da­hin ge­wür­digt, der Be­klag­te ha­be die Er­fül­lung end­gül­tig und ernst­haft ver­wei­gert. Da­mit hat es in Ab­wei­chung von höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chungs­grund­sät­zen die An­for­de­run­gen an ei­ne end­gül­ti­ge und ernst­haf­te Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung zu nied­rig an­ge­setzt. Nach der Recht­spre­chung des Se­nats kann aus dem blo­ßen Be­strei­ten von Män­geln nicht oh­ne das Hin­zu­tre­ten wei­te­rer Um­stän­de – die das Be­ru­fungs­ge­richt hier nicht fest­ge­stellt hat – auf ei­ne end­gül­ti­ge Nach­er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung ge­schlos­sen wer­den (vgl. Se­nat, Urt. v. 01.07.2015 – VI­II ZR 226/14, NJW 2015, 3455 Rn. 34 m. w. Nachw.). Glei­ches gilt für die Be­haup­tung, nicht pas­siv­le­gi­ti­miert zu sein.

[34]   b) Rechts­feh­ler­frei hat das Be­ru­fungs­ge­richt je­doch an­ge­nom­men, dass ei­ne Frist­set­zung hier nach § 440 Satz 1 BGB ent­behr­lich war, weil es dem Klä­ger im maß­geb­li­chen Zeit­punkt des Rück­tritts nicht zu­zu­mu­ten war, sich noch auf ei­ne Nach­er­fül­lung (Be­sei­ti­gung der SIS-Ein­tra­gung bei den fran­zö­si­schen Be­hör­den) durch den Be­klag­ten ein­zu­las­sen. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat maß­geb­lich dar­auf ab­ge­stellt, dass zu die­sem Zeit­punkt – nach wie vor – so­wohl der Ver­dacht ei­nes durch den fran­zö­si­schen Ei­gen­tü­mer be­gan­ge­nen Ver­si­che­rungs­be­trugs als auch ei­nes zu des­sen Nach­teil be­gan­ge­nen Dieb­stahls im Raum stand und die im Zeit­punkt des Rück­tritts (02.05.2014) seit mehr als 18 Mo­na­ten an­dau­ern­den Er­mitt­lungs­maß­nah­men der Po­li­zei den Sach­ver­halt nicht hat­ten klä­ren kön­nen. Die Wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts, dass es dem Klä­ger un­ter die­sen Um­stän­den nicht zu­zu­mu­ten war, noch ab­zu­war­ten, ob der Be­klag­te in ab­seh­ba­rer Zeit et­was wür­de er­rei­chen kön­nen, was den Er­mitt­lungs­be­hör­den bis­her nicht ge­lun­gen war, lässt ei­nen Rechts­feh­ler nicht er­ken­nen.

[35]   Ver­geb­lich rügt die Re­vi­si­on, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be in die­sem Zu­sam­men­hang ent­schei­dungs­er­heb­li­ches Vor­brin­gen des Be­klag­ten nicht ge­wür­digt. Der Be­klag­te, so die Re­vi­si­on, ha­be vor­ge­tra­gen, er sei seit der Ein­stel­lung des Er­mitt­lungs­ver­fah­rens am 13.11.2013 bis zum Er­halt der Rück­tritts­er­klä­rung im Mai 2014 von ei­ner Auf­klä­rung der An­ge­le­gen­heit aus­ge­gan­gen, auch weil ihm ein Mit­ar­bei­ter der fran­zö­si­schen Ver­si­che­rungs­ge­sell­schaft mit­ge­teilt ha­be, der frü­he­re Ei­gen­tü­mer ha­be ei­nen Ver­si­che­rungs­be­trug oder ei­nen ver­such­ten Ver­si­che­rungs­be­trug be­gan­gen. Die Bei­be­hal­tung der Aus­schrei­bung kön­ne nur auf ei­nem Miss­ver­ständ­nis be­ru­hen, denn die fran­zö­si­schen Er­mitt­lungs­be­hör­den hät­ten von der Ver­si­che­rung die un­zu­tref­fen­de Aus­kunft er­hal­ten, das Fahr­zeug sei noch nicht ge­richt­lich frei­ge­ge­ben und die Er­mitt­lun­gen in Deutsch­land sei­en noch nicht ab­ge­schlos­sen. Er, der Be­klag­te, hät­te die Mög­lich­keit ge­habt, über das Lan­des­kri­mi­nal­amt oder das Bun­des­kri­mi­nal­amt oder durch ent­spre­chen­den Nach­druck bei der Kri­mi­nal­po­li­zei in Düs­sel­dorf auf die Lö­schung des SIS-Ein­trags hin­zu­wir­ken und hät­te dies wohl auch er­reicht.

[36]   Die­se Um­stän­de sind in­des nicht ge­eig­net, die Wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts zur Un­zu­mut­bar­keit der Nach­er­fül­lung in­fra­ge zu stel­len. Denn bei der Be­ur­tei­lung der Un­zu­mut­bar­keit kommt es maß­geb­lich auf den Er­kennt­nis­stand des Klä­gers als Käu­fer im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung an. Aus des­sen Sicht war es aber am 02.05.2014 ent­schei­dend, dass es – wie be­reits aus­ge­führt – in ei­nem nach Über­ga­be des Fahr­zeugs ver­stri­che­nen Zeit­raum von 18 Mo­na­ten nicht ein­mal den straf­recht­li­chen Er­mitt­lungs­be­hör­den ge­lun­gen war, den Sach­ver­halt auf­zu­klä­ren. Der Hin­weis des Be­klag­ten auf die Ein­stel­lung der Er­mitt­lun­gen am 13.11.2013 liegt ne­ben der Sa­che. Denn die – von den deut­schen Be­hör­den ge­führ­ten – straf­recht­li­chen Er­mitt­lun­gen wur­den nach den rechts­feh­ler­frei­en und von der Re­vi­si­on auch nicht an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts kurz nach de­ren Ein­stel­lung – auch ge­gen den Be­klag­ten – wie­der auf­ge­nom­men und dau­er­ten je­den­falls bis in das Jahr 2015 noch an. Die Ein­schät­zung des Be­ru­fungs­ge­richts, dass es dem Klä­ger un­ter die­sen Um­stän­den im Mai 2014 nicht zu­mut­bar war ab­zu­war­ten, ob der Be­klag­te nun­mehr (er­folg­reich) ver­su­chen könn­te, den Sach­ver­halt in ab­seh­ba­rer Zeit doch noch auf­zu­klä­ren und ei­ne Lö­schung des Ein­trags zu er­rei­chen, ist des­halb aus Rechts­grün­den nicht zu be­an­stan­den.

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