1. Bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 I BGB) muss der mit ei­ner man­gel­haf­ten Sa­che be­lie­fer­te Käu­fer dem Ver­käu­fer nicht er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung set­zen, be­vor er we­gen des Man­gels Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ver­lan­gen, vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten oder den Kauf­preis min­dern darf. Viel­mehr ge­nügt, dass der Käu­fer – oh­ne dem Ver­käu­fer ei­ne Frist zu set­zen – Nach­er­fül­lung ver­langt, der Ver­käu­fer aber nicht in­ner­halb ei­nes an­ge­mes­se­nen Zeit­raums Ab­hil­fe ge­schaf­fen hat (im An­schluss an LG Stutt­gart, Urt. v. 08.02.2012 – 13 S 160/11; LG Mei­nin­gen, Urt. v. 06.12.2012 – 1 O 201/12).
  2. Der Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens, der we­gen ei­nes Man­gels den „Rück­tritt vom Kauf­ver­trag“ er­klärt und dem Ver­käu­fer gleich­zei­tig mit­teilt, er sei da­mit ein­ver­stan­den, dass der Ver­käu­fer ihm ein neu­es (man­gel­frei­es) Fahr­zeug be­stel­le, bringt da­mit hin­rei­chend deut­lich zum Aus­druck, dass er in Wahr­heit Nach­er­fül­lung durch Er­satz­lie­fe­rung (§ 437 Nr. 1, § 439 I Fall 2 BGB) be­gehrt.

LG Bonn, Ur­teil vom 20.07.2016 – 9 O 350/15

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin nimmt die Be­klag­te, von der sie ei­nen Neu­wa­gen er­wor­ben hat, auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags in An­spruch.

Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug hol­te die Klä­ge­rin am 08.03.2015 im Her­stel­ler­werk ab. Am 13.03.2015 stell­te sie den Pkw bei der Be­klag­ten vor und rüg­te je­den­falls, dass sich der ers­te und der zwei­te Gang nur schwer ein­le­gen lie­ßen. Ob die Klä­ge­rin wei­te­re Män­gel (Ge­ruch, Ge­räu­sche) ge­nannt hat, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig. Der Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten M un­ter­such­te das Fahr­zeug der Klä­ge­rin und schal­te­te da­bei in den ers­ten und in den zwei­ten Gang so­wie in den Rück­wärts­gang. An­schlie­ßend er­klär­te er der Klä­ge­rin, dass er kei­nen Man­gel fest­stel­len kön­ne. Wei­te­re Ein­zel­hei­ten sind zwi­schen den Par­tei­en strei­tig.

Am 10.04.2015 such­te die Klä­ge­rin mit ih­rem Fahr­zeug ei­ne Ver­trags­werk­statt auf, um die Gang­schal­tung noch­mals über­prü­fen zu las­sen. Es wur­de fest­ge­stellt, dass der ers­te Gang, der zwei­te Gang und der Rück­wärts­gang nicht rei­bungs­los ein­ge­legt wer­den konn­ten. Dar­auf­hin er­klär­te die Klä­ge­rin mit ei­nem an den Fahr­zeug­her­stel­ler F ge­rich­te­ten Schrei­ben vom 11.04.2015, von dem die Be­klag­te zeit­nah ein Ex­em­plar er­hielt, den „Rück­tritt vom Kauf­ver­trag“.

Am 17.04.2015 such­te die Klä­ge­rin aber­mals die Be­klag­te auf mach­te er­neut gel­tend, dass das Fahr­zeug hin­sicht­lich der Gang­schal­tung man­gel­haft sei. Der Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten H führ­te des­halb im Bei­sein der Klä­ge­rin und ih­res Le­bens­ge­fähr­ten ei­ne Pro­be­fahrt durch, bei der er das Fahr­zeug fuhr und so die Gang­schal­tung im Fahr­be­trieb über­prüf­te. An­schlie­ßend teil­te H der Klä­ge­rin mit, er ha­be kei­nen Man­gel fest­stel­len kön­nen.

Die Klä­ge­rin er­klär­te dar­auf­hin mit an die Be­klag­te ge­rich­te­tem Schrei­ben vom 19.06.2015 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und setz­te der Be­klag­ten ei­ne Frist für die Rück­ab­wick­lung die­ses Ver­trags bis zum 26.06.2015. Im Ver­lauf der wei­te­ren Kor­re­spon­denz bot die Be­klag­te der Klä­ge­rin an, dass sich ein Au­ßen­dienst­mit­ar­bei­ter des Fahr­zeug­her­stel­lers das Fahr­zeug bei der Be­klag­ten an­schaue. Dem stimm­te die Klä­ge­rin am 16.07.2015 zu. Bei der Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs am 31.07.2015 stell­te der Au­ßen­dienst­mit­ar­bei­ter des Her­stel­lers ei­nen Man­gel am Ge­trie­be fest, der ei­nen Aus­tausch des Ge­trie­bes not­wen­dig macht.

Die Klä­ge­rin be­haup­tet, dass sie über die Man­gel­haf­tig­keit des Ge­trie­bes hin­aus von An­fang an wei­te­re Män­gel ge­gen­über der Be­klag­ten ge­rügt ha­be, und zwar schon in ei­nem Te­le­fo­nat am 09.03.2015. Sie ha­be die Be­klag­te so­wohl in die­sem Te­le­fo­nat als auch per­sön­lich am 13.03. und am 17.04.2015 je­weils zur Nach­bes­se­rung auf­ge­for­dert und nicht le­dig­lich Män­gel ge­rügt und um Prü­fung ih­res Fahr­zeugs ge­be­ten. Sie ha­be ver­langt und er­war­tet, dass das Fahr­zeug re­pa­riert oder ihr ein man­gel­frei­es Fahr­zeug ge­lie­fert wer­de, und nicht et­wa so­fort den Kauf­preis zu­rück­ver­langt.

Die Be­klag­te be­haup­tet dem­ge­gen­über, dass die Klä­ge­rin we­der am 13.03. noch am 17.04.2015 ein kon­kre­tes Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen ge­äu­ßert ha­be. Erst recht ha­be ihr die Klä­ge­rin – was un­strei­tig ist – kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt. So­wohl am 13.03.2015 als auch am 17.04.2015 sei der Klä­ge­rin an­ge­bo­ten wor­den, dass sich ein Au­ßen­dienst­mit­ar­bei­ter des Fahr­zeug­her­stel­lers das Fahr­zeug nach Ver­ein­ba­rung ei­nes Ter­mins an­schaue.

Die Kla­ge hat­te über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Klä­ge­rin steht ge­gen die Be­klag­te ein Zah­lungs­an­spruch aus wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag in Hö­he von 29.968,71 € zu (§ 437 Nr. 2 Fall 1, § 433 I 2, §§ 434 I, 323, 346 BGB).

Das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels bei Über­ga­be des Neu­fahr­zeugs hin­sicht­lich des Ge­trie­bes ist zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig (je­den­falls wä­re dies oh­ne Wei­te­res be­wie­sen, nach­dem un­strei­tig am 31.07.2015 ein Man­gel am Ge­trie­be fest­ge­stellt wur­de, wel­cher ei­nen Aus­tausch des­sel­ben er­for­dert – ein sol­cher Man­gel kann nicht durch Ver­schleiß bin­nen cir­ca fünf Mo­na­ten bei ei­nem Neu­fahr­zeug ent­ste­hen). Mit­hin lag der Man­gel ob­jek­tiv auch schon vor zum Zeit­punkt der Un­ter­su­chungs­ter­mi­ne vom 13.03. und 17.04.2015. Der Man­gel war auch nicht un­er­heb­lich, was an­ge­sichts ei­nes not­wen­di­gen Aus­tauschs des Ge­trie­bes of­fen­kun­dig ist und auch nicht von der Be­klag­ten be­strit­ten wird.

Die Klä­ge­rin hat der Be­klag­ten auch hin­rei­chend Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung ge­ge­ben, wäh­rend bin­nen ei­ner an­ge­mes­se­nen Nach­er­fül­lungs­frist von cir­ca sechs bis acht Wo­chen ei­ne Nach­er­fül­lung – rein ob­jek­tiv – nicht er­folgt ist, oh­ne dass in­so­weit der Klä­ge­rin ei­ne feh­len­de Mit­wir­kung be­weis­bar vor­zu­wer­fen wä­re, so­dass die Vor­aus­set­zun­gen der §§ 281 I 1, 323 I BGB zu­guns­ten der Klä­ge­rin er­füllt sind.

Nach neue­rer Recht­spre­chung und nach je­den­falls herr­schen­der Mei­nung in der Li­te­ra­tur ist bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf kei­ne Frist­set­zung i. S. von § 323 I BGB er­for­der­lich, son­dern nur das Ab­war­ten ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist nach Män­gel­an­zei­ge ge­gen­über dem Ver­käu­fer auf­grund ge­bo­te­ner eu­ro­pa­rechts­kon­for­mer Aus­le­gung die­ser Nor­men in An­be­tracht des In­halts der Richt­li­nie 1999/44/EG (vgl. LG Stutt­gart, Urt. v. 08.02.2012 – 13 S 160/11; LG Mei­nin­gen, Urt. v. 06.12.2012 – 1 O 201/12; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 74. Aufl., § 323 Rn. 12 m. w. Nachw.).

Der BGH hat in ei­ner ak­tu­el­len Ent­schei­dung laut der Pres­se­mit­tei­lung Nr. 121/2016 vom 13.07.2016 (BGH, Urt. v. 13.07.2016 – VI­II ZR 49/15) in der Ten­denz ähn­lich ent­schie­den, dass es für die Frist­set­zung ge­nügt, wenn der Käu­fer durch das Ver­lan­gen nach so­for­ti­ger, un­ver­züg­li­cher oder um­ge­hen­der Leis­tung oder durch ver­gleich­ba­re For­mu­lie­run­gen deut­lich macht, dass dem Ver­käu­fer für die Er­fül­lung nur ein be­grenz­ter Zeit­raum zur Ver­fü­gung steht, wäh­rend es der An­ga­be ei­nes be­stimm­ten Zeit­raums oder ei­nes be­stimm­ten (End-)Ter­mins nicht be­darf, wo­bei sich der BGH of­fen­bar gar nicht mit der eu­ro­pa­recht­li­chen Pro­ble­ma­tik aus­ein­an­der­ge­setzt hat (je­den­falls nach dem In­halt der Pres­se­mit­tei­lung). Dem­nach geht der er­ken­nen­de Ein­zel­rich­ter da­von aus, dass bei dem hier un­strei­tig vor­lie­gen­den Ver­brauchs­gü­ter­kauf ent­spre­chend der ge­nann­ten In­stanz­recht­spre­chung nur das Ab­war­ten ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist nach Män­gel­an­zei­ge ge­gen­über dem Ver­käu­fer not­wen­dig ist.

Ei­ne sol­che an­ge­mes­se­ne Frist, die spä­tes­tens seit dem 13.03.2015 lief, war so­dann am 19.06.2015, als der Rück­tritt ge­gen­über der Be­klag­ten er­klärt wur­de, ab­ge­lau­fen, weil für die Fest­stel­lung des Man­gels und die Nach­er­fül­lung cir­ca sechs bis acht Wo­chen an­ge­mes­sen ge­we­sen wä­ren. Bin­nen ei­ner sol­chen Zeit­span­ne wä­re es der Be­klag­ten mög­lich ge­we­sen, den erst am 31.07.2015 statt­ge­fun­de­nen Ter­min (mit Au­ßen­dienst­mit­ar­bei­ter von F zwecks Man­gel­fest­stel­lung) durch­zu­füh­ren und die Nach­er­fül­lung (sei dies Aus­tausch des Ge­trie­bes oder Er­satz­lie­fe­rung ei­nes Neu­wa­gens, vgl. § 439 I BGB) durch­zu­füh­ren.

Die Be­klag­te ver­moch­te in­so­weit nicht zu be­wei­sen, dass sie der Klä­ge­rin be­reits vor dem 19.06.2015 die Durch­füh­rung ei­nes Ter­mins zur Man­gel­fest­stel­lung mit ei­nem Au­ßen­dienst­mit­ar­bei­ter von F an­ge­bo­ten hat. Die Ver­neh­mung der Zeu­gen M und H war in­so­weit un­er­gie­big. Der Zeu­ge M hat­te in­so­weit – wie auch im Üb­ri­gen – gar kei­ne Er­in­ne­rung mehr an den Ter­min vom 13.03.2015. Der Zeu­ge H be­kun­de­te, dass es mög­lich sei, dass er im Ter­min vom 17.04.2015 ei­ne Be­gut­ach­tung der gel­tend ge­mach­ten Män­gel durch ei­nen Au­ßen­dienst­mit­ar­bei­ter von F an­ge­bo­ten ha­be. Da sei er sich aber nicht si­cher. Da sich der Zeu­ge H nicht si­cher ist, ist die ent­spre­chen­de Be­haup­tung der Be­klag­ten je­den­falls nicht be­wie­sen, zu­mal nicht an­ge­sichts der ge­gen­tei­li­gen An­ga­ben der Klä­ge­rin in ih­rer per­sön­li­chen An­hö­rung. Die Dar­stel­lung der Klä­ge­rin ist im Üb­ri­gen plau­si­bel, da nicht nach­voll­zieh­bar ist, war­um sie auf solch ein An­ge­bot nicht hät­te ein­ge­hen sol­len. Für die be­haup­te­te Mit­wir­kungs­pflicht­ver­let­zung ob­liegt der Be­klag­ten die Be­weis­last, da die Klä­ge­rin le­dig­lich vor­tra­gen und ge­ge­be­nen­falls be­wei­sen muss­te, dass sie den Man­gel an­ge­zeigt hat (je­den­falls kon­klu­dent auch Nach­bes­se­rung i. S. von § 439 I Fall 1 BGB ver­langt hat) und der Be­klag­ten Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung bin­nen an­ge­mes­se­ner Frist ge­ge­ben hat. So­weit die für die Er­fül­lung der Nach­er­fül­lungs­pflicht dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­te Be­klag­te gel­tend ma­chen will, dass die Nach­er­fül­lung an ei­nem pflicht­wid­ri­gen Ver­hal­ten der Klä­ge­rin ge­schei­tert ist, ob­liegt der Be­klag­ten die Be­weis­last. Ei­ne Mit­wir­kungs­pflicht­ver­let­zung der Klä­ge­rin im Rah­men der Nach­bes­se­rung ist dem­nach je­den­falls nicht fest­zu­stel­len, was zu­las­ten der Be­klag­ten geht.

Für die Be­klag­te war nach ih­rem maß­geb­li­chen Emp­fän­ger­ho­ri­zont auch er­kenn­bar, dass die Klä­ge­rin Nach­er­fül­lung in Form der Neu­lie­fe­rung ei­nes Er­satz­neu­fahr­zeugs be­gehr­te, not­falls aber auch ei­ne Re­pa­ra­tur mit Neu­tei­len als Nach­er­fül­lung ak­zep­tie­ren wür­de. Dies ist oh­ne­hin der Nor­mal­fall aus Sicht ei­nes Kfz-Händ­lers, wenn ein Kun­de ei­nen Man­gel an ei­nem Neu­wa­gen an­zeigt. War­um die Be­klag­te im vor­lie­gen­den Fall da­von hät­te aus­ge­hen sol­len, dass die Klä­ge­rin kei­ne Nach­er­fül­lung woll­te, son­dern Rück­ab­wick­lung im Sin­ne von „Geld zu­rück, Au­to zu­rück“ be­gehr­te, ist nicht nach­voll­zieh­bar und wird (so) auch gar nicht be­haup­tet (s. Klar­stel­lung auf Nach­fra­ge des Ge­richts in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 30.05.2016). Dass die Klä­ge­rin „ein­fach nur so, oh­ne Kon­se­quenz“ ei­nen Man­gel an­zei­gen woll­te, wi­der­spricht na­tür­lich auch je­der Le­bens­er­fah­rung. Ein­deu­tig wur­de es so­dann für die Be­klag­te spä­tes­tens nach Er­halt des Schrei­bens der Klä­ge­rin vom 11.04.2015 an F. Zwar er­klär­te die Klä­ge­rin in die­sem Schrei­ben, wel­ches dem Zeu­gen H am 17.04.2015 nach sei­nen Be­kun­dun­gen auch be­kannt war, dass sie den „Rück­tritt vom Kauf­ver­trag“ er­klä­re. Aber auf Sei­te 2 die­ses Schrei­bens führt sie in Dick­druck aus:

„Aus die­sen Grün­den tre­te ich von dem o. g. Kauf­ver­trag zu­rück und wä­re mit ei­ner Neu­be­stel­lung ei­nes neu­en [Pkw] ein­ver­stan­den.“

Die Klä­ge­rin be­gehr­te al­so kei­ne Rück­ab­wick­lung, son­dern Nach­er­fül­lung i. S. von § 439 I Fall 2 BGB. Dass sie dies nicht ex­pli­zit in die­sem Schrei­ben ge­gen­über F er­klär­te, ist un­er­heb­lich, da es nur dar­auf an­kommt, dass die Be­klag­te er­ken­nen konn­te und muss­te, was die Klä­ge­rin woll­te – näm­lich Nach­er­fül­lung i. S. von § 439 I Fall 2 BGB.

Selbst wenn man für den Zeit­punkt ei­nes hin­rei­chen­den Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gens auf den 17.04.2015 ab­stel­len woll­te (und nicht schon auf den 13.03.2015), wä­re die an­ge­mes­se­ne Prü­fungs- und Nach­er­fül­lungs­frist am 19.06.2015, zum Zeit­punkt der Er­klä­rung des Rück­tritts, ab­ge­lau­fen ge­we­sen (vgl. hier­zu auch die Aus­füh­run­gen des BGH im Ur­teil vom 13.07.2016 – VI­II ZR 49/15).

Folg­lich ist der Rück­tritt ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 1, § 433 I 2, §§ 434 I, 323 BGB wirk­sam an­ge­sichts des un­strei­tig ob­jek­tiv vor­lie­gen­den nicht un­er­heb­li­chen Man­gels am Ge­trie­be bei Ge­fahr­über­gang, der nicht im Rah­men der der Be­klag­ten mög­li­chen Nach­er­fül­lung be­sei­tigt wor­den ist.

Die sons­ti­ge Recht­spre­chung des BGH zu den An­for­de­run­gen an die Nach­er­fül­lung im Kauf­recht (vgl. z. B. Urt. v. 13.07.2011 – VI­II ZR 215/10) steht die­ser Be­wer­tung nicht ent­ge­gen. Ab­ge­se­hen da­von, dass sich der BGH in die­sem Ur­teil mit der ge­nann­ten eu­ro­pa­recht­li­chen Pro­ble­ma­tik gar nicht be­fasst hat, lag der dor­ti­ge Fall in­so­weit an­ders, als der Ver­brau­cher Rück­ab­wick­lung und nicht Nach­er­fül­lung ver­lang­te. Im vor­lie­gen­den Fall ist in­des da­von aus­zu­ge­hen, dass die Klä­ge­rin so­wohl am 13.03. als auch am 17.04.2015 Be­sei­ti­gung des Man­gels ver­lang­te, al­so Nach­er­fül­lung (s. oben). Hier­durch wur­de so­dann ent­spre­chend der oben ge­nann­ten In­stanz­recht­spre­chung der Be­ginn ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist aus­ge­löst, bin­nen de­rer die Be­klag­te hät­te nach­er­fül­len müs­sen. Dass die Be­klag­te den Man­gel nicht als sol­chen er­kann­te (ob schuld­haft oder nicht), ist in­so­weit un­er­heb­lich. Ent­schei­dend ist al­lein, dass die Klä­ge­rin der Be­klag­ten ob­jek­tiv die Mög­lich­keit ein­ge­räumt hat, den un­strei­tig ob­jek­tiv be­ste­hen­den Man­gel zu über­prü­fen und zu be­he­ben, und dass die Be­klag­te kei­ne Nach­bes­se­rung bin­nen die­ser Frist vor­nahm. Ent­spre­chend ist die all­ge­mei­ne Nach­er­fül­lungs­be­reit­schaft der Be­klag­ten für den Fall von ihr oder von F ve­ri­fi­zier­ter Män­gel un­er­heb­lich. Nach Ab­lauf ei­ner an­ge­mes­se­nen War­te­frist konn­te die Klä­ge­rin oh­ne Wei­te­res wirk­sam zu­rück­tre­ten auf­grund der ob­jek­tiv nicht er­folg­ten Nach­er­fül­lung, was sie am 19.06.2015 auch tat.

Es kann dem­nach of­fen­blei­ben, ob die am 25.01.2016 oder die seit dem 31.07.2015 et­waig an­ge­bo­te­ne Nach­er­fül­lung ver­trags­ge­mäß ge­we­sen wä­re. Zu die­sem Zeit­punkt war der Rück­tritt als Ge­stal­tungs­recht be­reits wirk­sam ge­wor­den und hat­te das Ver­trags­ver­hält­nis be­reits in ein Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis ver­wan­delt. Die Klä­ge­rin muss sich auch nicht dar­an fest­hal­ten las­sen, dass sie tat­säch­lich noch ein­mal ei­nen Nach­bes­se­rungs­ter­min er­mög­licht hat, da die­ser nur auf­grund der dies­sei­ti­gen recht­li­chen Hin­wei­se im Ter­min vom 11.12.2015 er­folgt ist. Eben­so führt auch der Ter­min vom 31.07.2015 nicht da­zu, dass sich die Klä­ge­rin nicht auf ih­ren Rück­tritt vom 19.06.2015 be­ru­fen dürf­te. Die Vor­aus­set­zun­gen von § 242 BGB sind nicht er­füllt. Ein ein­ver­ständ­li­cher Neu­ab­schluss des durch Rück­tritt in ein Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis ver­wan­del­ten Ver­trags ist nicht an­zu­neh­men.

Ge­mäß §§ 346 ff. BGB schul­det die Be­klag­te der Klä­ge­rin grund­sätz­lich Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 33.435 €. Ab­zu­zie­hen hier­von ist al­ler­dings zum ei­nen ge­mäß § 346 II 1 Nr. 1 BGB ein Be­trag in Hö­he von 2.340,45 € für Nut­zungs­wert­er­satz im Hin­blick auf die Lauf­leis­tung von cir­ca 14.000 km ent­spre­chend der ei­ge­nen An­ga­ben der Klä­ge­rin im Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung vom 30.05.2016 (0,5 % vom Kauf­preis je 1.000 km ge­mäß § 287 ZPO). Zum an­de­ren ist die Ver­schlech­te­rung in­fol­ge ei­ner Be­schä­di­gung des Fahr­zeugs in Hö­he von un­strei­tig 1.125,84 € net­to ab­zu­zie­hen ent­spre­chend des Gut­ach­tens des In­ge­nieur­bü­ros I vom 06.06.2015. So­weit die Be­klag­te meint, dass auch die Mehr­wert­steu­er, die für die Re­pa­ra­tur­kos­ten in Hö­he von 1.125,84 € an­fal­len wür­de, in Ab­zug zu brin­gen ist, ist dem nicht zu fol­gen (arg. § 249 II 2 BGB). Die Klä­ge­rin macht wohl auch nicht gel­tend, dass die Pflicht zum Wert­er­satz ge­mäß § 346 III 1 Nr. 3 BGB ent­fal­le, was an­ge­sichts der Na­tur des Scha­dens wohl auch kaum Er­folg hät­te. Kon­kre­ter Vor­trag hier­zu fehlt je­den­falls.

Die Ver­ur­tei­lung hat­te – wie be­an­tragt – Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des in Re­de ste­hen­den Fahr­zeugs zu er­fol­gen.

So­weit die Be­klag­te meint, dass die Klä­ge­rin nicht ak­tiv­le­gi­ti­miert sei auf­grund der Fi­nan­zie­rung des er­wor­be­nen Fahr­zeugs durch das Dar­le­hen bei ei­ner Bank, ist dem schon un­ab­hän­gig vom In­halt bzw. der recht­li­chen Wir­kung der von der Klä­ge­rin vor­ge­leg­ten „Voll­macht“ der B-Bank (An­la­ge K 5) nicht zu fol­gen. Der Klä­ge­rin steht auf­grund des ge­setz­li­chen, kauf­ver­trag­li­chen Rück­tritts die Rück­ge­währ des Kauf­prei­ses (ab­züg­lich der oben ge­nann­ten Po­si­tio­nen) ge­mäß § 346 I BGB zu, oh­ne dass es auf die Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses durch ein Dar­le­hen an­kä­me, al­so wo­her die Klä­ge­rin die Mit­tel für die Zah­lung des Kauf­prei­ses hat­te. Au­ßer­dem be­inhal­tet die „Voll­macht“ der B-Bank ei­ne um­fas­sen­de Pro­zess­stand­schaft mit Ein­zie­hungs­be­fug­nis, so­dass die Klä­ge­rin oh­ne­hin auch die ge­ge­be­nen­falls der B-Bank zu­ste­hen­den An­sprü­che im ei­ge­nen Na­men gel­tend ma­chen und Leis­tung an sich sel­ber ver­lan­gen kann. Die „Voll­macht“ be­inhal­tet auch die Be­fug­nis, über das si­che­rungs­hal­ber ab­ge­tre­te­ne Ei­gen­tum am Fahr­zeug zu ver­fü­gen, so­dass die Klä­ge­rin auch die Zug-um-Zug-Ver­pflich­tung er­fül­len kann.

Die Klä­ge­rin hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Er­satz vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten auf Ba­sis ei­nes Ge­gen­stands­werts von 29.968,71 € in Hö­he von im Er­geb­nis 1.358,86 € (§§ 280 I, II, 286, 249 ff. BGB).

Die Zins­ent­schei­dung folgt aus §§ 291, 288 I 2 BGB.

Die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs er­gibt sich aus dem Ab­lauf der ge­setz­ten Frist zur Rück­nah­me des Fahr­zeugs auf­grund des Rück­tritts (An­la­ge K 3). …

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