In­dem ein Kun­de bei ei­nem Kfz-Händ­ler schrift­lich ei­nen Ge­braucht­wa­gen be­stellt, trägt er dem Händ­ler in der Re­gel den Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags über das Fahr­zeug an. Ein Kauf­ver­trag kommt (erst) zu­stan­de, wenn der Händ­ler den in der Be­stel­lung lie­gen­den An­trag an­nimmt, wo­bei es in­so­weit un­zu­rei­chend sein kann, dass ein Ver­kaufs­mit­ar­bei­ter des Händ­lers die Be­stel­lung ge­gen­zeich­net. Denn da­mit be­stä­tigt der Ver­kaufs­mit­ar­bei­ter un­ter Um­stän­den le­dig­lich die Ent­ge­gen­nah­me der Be­stel­lung.

LG Ra­vens­burg, Ur­teil vom 19.02.2016 – 3 O 264/15

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten dar­über, ob sie ei­nen wirk­sa­men Kauf­ver­trag über ei­nen Ge­braucht­wa­gen ge­schlos­sen ha­ben.

Am 09.07.2014 be­stell­te der Klä­ger bei der Be­klag­ten, ei­ner BMW-Ver­trags­händ­le­rin, ei­nen am 04.02.2010 erst­zu­ge­las­se­nen As­ton Mar­tin V8 Van­ta­ge S Coupé zum Preis von 59.880 €. Das Be­stell­for­mu­lar ent­hält un­ter an­de­rem fol­gen­de Be­stim­mun­gen:

„Der Kauf­ver­trag ist ab­ge­schlos­sen, wenn der Ver­käu­fer die An­nah­me der Be­stel­lung in­ner­halb der in den Ge­braucht­wa­gen­ver­kaufs­be­din­gun­gen ge­re­gel­ten Fris­ten schrift­lich be­stä­tigt oder die Lie­fe­rung aus­führt. Münd­li­che Ne­ben­ab­re­den be­ste­hen nicht.“

Die in Be­zug ge­nom­me­nen „Ver­kaufs­be­din­gun­gen für ge­brauch­te Fahr­zeu­ge“ wur­den dem Klä­ger am 09.07.2014 über­ge­ben. In die­sen Ver­kaufs­be­din­gun­gen heißt es un­ter an­de­rem:

„I. Ver­trags­ab­schluss/…

1. Der Käu­fer ist an die Be­stel­lung höchs­tens bis 10 Ta­ge ge­bun­den. Der Kauf­ver­trag ist ab­ge­schlos­sen, wenn der Ver­käu­fer die An­nah­me der Be­stel­lung des nä­her be­zeich­ne­ten Kauf­ge­gen­stan­des in­ner­halb der ge­nann­ten Frist in Text­form be­stä­tigt oder die Lie­fe­rung aus­führt. Der Ver­käu­fer ist je­doch ver­pflich­tet, den Be­stel­ler un­ver­züg­lich zu un­ter­rich­ten, wenn er die Be­stel­lung nicht an­nimmt.“

Au­ßer­dem ist in den Ver­kaufs­be­din­gun­gen vor­ge­se­hen, dass der Ver­käu­fer Scha­dens­er­satz in Hö­he von pau­schal 10 % des Brut­to­kauf­prei­ses ver­lan­gen darf, wenn der Käu­fer ein ge­kauf­tes Fahr­zeug nicht ab­nimmt und der Ver­käu­fer ihn des­halb auf Scha­dens­er­satz in An­spruch nimmt.

Der Klä­ger leis­te­te ei­ne An­zah­lung auf den Kauf­preis in Hö­he von 4.000 €.

Mit Schrei­ben vom 01.08.2014 teil­te die Be­klag­te dem Klä­ger schrift­lich mit, dass das be­stell­te Fahr­zeug zur Ab­ho­lung be­reit sei, und for­der­te ihn auf, den Wa­gen bis zum 08.08.2014 ge­gen Zah­lung des rest­li­chen Kauf­prei­ses ab­zu­ho­len.

Dar­auf­hin er­schien die Ehe­frau des Klä­gers zwar am 01.08.2014 bei der Be­klag­ten; die Fahr­zeug­über­ga­be schei­ter­te je­doch, weil die Ehe­frau des Klä­gers zum Teil in Schwei­zer Fran­ken zah­len woll­te und die Be­klag­te dies ab­lehn­te.

Mit Schrei­ben vom 01.08.2014 bzw. 02.08.2014 er­klär­te der Klä­ger schließ­lich, dass er von sei­ner Be­stel­lung zu­rück­tre­te; es lie­ge kein Kauf­ver­trag, son­dern le­dig­lich ei­ne Be­stel­lung vor. Dar­auf­hin for­der­te die Be­klag­te den Klä­ger mit Schrei­ben vom 18.08.2014 er­neut zur Ab­ho­lung des Fahr­zeugs auf und setz­te ihm hier­für ei­ne Frist bis zum 25.08.2014. Weil der Klä­ger das Fahr­zeug in der Fol­ge­zeit nicht ab­hol­te, for­der­te die Be­klag­te ihn schließ­lich mit Schrei­ben vom 04.11.2014 auf, Scha­dens­er­satz in Hö­he von 5.988 € ab­züg­lich be­reits ge­zahl­ter 4.000 € zu leis­ten.

Mit Schrei­ben vom 08.11.2014 wies der Klä­ger die Be­klag­te dar­auf hin, dass er von der Fahr­zeug­be­stel­lung zu­rück­ge­tre­ten sei und er kei­nen Kauf­ver­trag un­ter­zeich­net ha­be und for­der­te – er­folg­los – die ge­leis­te­te An­zah­lung zu­rück. Die Rück­zah­lung mahn­te der spä­te­re Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers un­ter dem 10.12.2014 an.

Die Kla­ge, mit der der Klä­ger über die Zah­lung von 4.000 € nebst Zin­sen hin­aus die im We­sent­li­chen die Fest­stel­lung be­gehrt hat, dass er nicht 1.988 € an die Be­klag­te zah­len müs­se, hat­te in der Haupt­sa­che Er­folg.

Aus den Grün­den: 1. Der vor­lie­gen­de Rechts­streit zeich­net sich da­durch aus, dass die Be­klag­te ei­ner­seits Ver­trags­klau­seln … und Ver­trags­be­din­gun­gen … ver­wen­det, die den Kauf­ver­trags­schluss be­son­ders re­geln, sie sich an­de­rer­seits dar­an aber nicht hält bzw. die­se von ihr selbst ver­wen­de­ten Be­din­gun­gen nicht voll­zieht und ei­nen Kauf­ver­trags­schluss au­ßer­halb der von ihr vor­ge­ge­be­nen Re­ge­lun­gen kon­stru­ie­ren will.

Ei­ne wei­te­re – pro­zes­sua­le – Be­son­der­heit be­steht dar­in, dass die Be­klag­te ei­nen ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Ge­sichts­punkt erst münd­lich in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor­trägt und schrift­lich erst nach Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung. Die­ser ent­schei­dungs­er­heb­li­che Ge­sichts­punkt steht aber mit dem ei­gent­li­chen Vor­trag (Kla­ge­er­wi­de­rung) zum Ver­trags­schluss im Wi­der­spruch. …

2. Der Klä­ger kann von der Be­klag­ten die Rück­zah­lung der ge­leis­te­ten An­zah­lung in Hö­he von 4.000 € aus § 812 I 1 Fall 1 BGB ver­lan­gen. Der Klä­ger hat an die Be­klag­te 4.000 € ge­leis­tet, dies zur Er­fül­lung ei­nes (ver­meint­lich wirk­sa­men) Kauf­ver­trags. Dies ge­schah oh­ne Rechts­grund.

Als Rechts­grund kommt hier al­lein ein – von Be­klag­ten­sei­te be­haup­te­te – ge­schlos­se­ner und wirk­sam zu­stan­de ge­kom­me­ner Kauf­ver­trag in Be­tracht. Nach der Be­weis­auf­nah­me steht zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest, dass ein Kauf­ver­trag nicht wirk­sam zu­stan­de ge­kom­men ist.

Be­weis­be­las­tet für das Nicht­vor­lie­gen ei­nes Rechts­grun­des bzw. Kauf­ver­tra­ges ist der Gläu­bi­ger (MünchKomm-BGB/Schwab, 6. Aufl. [2013], § 812 Rn. 363 ff.). Der Klä­ger, der An­sprü­che aus § 812 I 1 Fall 1 BGB gel­tend macht, muss be­wei­sen, dass der be­haup­te­te bzw. von ihm bei Zah­lung an­ge­nom­me­ne Rechts­grund nicht be­steht. Der Klä­ger muss hier al­so be­wei­sen, dass ein … Kauf­ver­trag nicht zu­stan­de ge­kom­men ist.

Ein Kauf­ver­trag ent­steht durch zwei über­ein­stim­men­de Wil­lens­er­klä­run­gen, An­ge­bot und An­nah­me, nach §§ 145 ff. BGB.

a) Die vom Klä­ger am 09.07.2014 un­ter­schrie­be­ne Be­stel­lung stellt ein An­ge­bot auf Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags über den in der Be­stel­lung kon­kret be­zeich­ne­ten As­ton Mar­tin dar. Das An­ge­bot ent­hält die es­sen­ti­alia ne­go­tii, al­so die ver­trags­we­sent­li­chen Be­stand­tei­le.

Vor dem Hin­ter­grund der gleich­zei­tig über­ge­be­nen Ver­kaufs­be­din­gun­gen war der Klä­ger an sein An­ge­bot zehn Ta­ge ge­bun­den. Die­se Bin­dungs­frist er­gibt sich aus ob­jek­ti­ver Emp­fän­ger­sicht (§§ 133, 157 BGB). Ei­ne Ab­be­din­gung der Ver­kaufs­be­din­gun­gen hat nicht statt­ge­fun­den (vgl. un­ten).

b) Aus ob­jek­ti­ver Sicht ei­nes Emp­fän­gers (§§ 133, 157 BGB) stellt die Ge­gen­zeich­nung der Be­stel­lung durch den Ver­käu­fer V, den Ver­tre­ter der Be­klag­ten, al­lein kei­ne An­nah­me des Kauf­ver­tra­ges dar. Denn die Un­ter­schrift er­folg­te aus­drück­lich über den Wor­ten „zur Be­stel­lung“ und stellt aus ob­jek­ti­ver Emp­fän­ger­sicht nicht mehr als ei­ne Be­stä­ti­gung der Ent­ge­gen­nah­me der Be­stel­lung dar. Die­se ist auch we­gen der zehn­tä­gi­gen Bin­dungs­frist … ver­an­lasst und er­for­der­lich. Denn durch die­se Be­stä­ti­gung der Ent­ge­gen­nah­me der Be­stel­lung wird die zehn­tä­gi­ge Bin­dungs­frist in Lauf ge­setzt und zur Kennt­nis bei­der Ver­trags­par­tei­en do­ku­men­tiert.

c) Auch durch ei­ne ver­meint­lich münd­li­che Er­klä­rung des Ver­käu­fers V ge­gen­über dem Klä­ger, dass er den Ver­trag an­neh­me, ist im vor­lie­gen­den Fall kein Ver­trags­schluss zu­stan­de ge­kom­men.

aa) Zum ei­nen er­gab die Ver­neh­mung des Zeu­gen V, dass die­ser ge­ra­de we­der aus­drück­lich noch still­schwei­gend münd­lich die An­nah­me des Ver­tra­ges er­klärt hat. Der Ver­trags­schluss war – nach An­sicht des Zeu­gen – durch die Zeich­nung der Be­stel­lung zu­stan­de ge­kom­men; die­ser hat­te an­ge­nom­men, dass der Ver­trag so zu­stan­de ge­kom­men ist. Über sei­ne ein­sei­ti­ge Er­war­tung aber geht dies nicht hin­aus. Der Zeu­ge hat ge­ra­de nicht die münd­li­che An­nah­me des Kauf­ver­trags er­klärt.

bb) Dar­über hin­aus ste­hen ei­nem Ver­trags­schluss auf die­se Wei­se die Ver­trags­be­din­gun­gen für ge­brauch­te Fahr­zeu­ge (Nr. I 1) so­wie die Be­stim­mung auf Sei­te 2 der Be­stel­lung, ent­ge­gen.

Die Ver­trags­be­din­gun­gen wur­den bei Zeich­nung der Be­stel­lung über­ge­ben und wa­ren Ge­gen­stand der Ver­trags­ver­hand­lun­gen.

Nach den Ver­trags­be­din­gun­gen und der Re­ge­lung aus der Be­stel­lung ist der Kauf­ver­trag ab­ge­schlos­sen, wenn der Ver­käu­fer die An­nah­me in­ner­halb von zehn Ta­gen in Text­form be­stä­tigt oder die Lie­fe­rung aus­führt. Aus ob­jek­ti­ver Emp­fän­ger­sicht (§§ 133, 157 BGB) ist der Ver­trag erst mit Be­stä­ti­gung in Text­form oder Aus­füh­rung der Lie­fe­rung ge­schlos­sen. Denn ge­ra­de we­gen der Re­ge­lung in der Be­stel­lung und den Ver­trags­be­din­gun­gen kann und muss ein ob­jek­ti­ver Ver­trags­part­ner – sei es in der Per­son des Ver­käu­fers, sei es in der Per­son des Käu­fers – nicht da­von aus­ge­hen, dass der Ver­trag so­fort ge­schlos­sen ist.

cc) Die Re­ge­lung in den Ver­kaufs­be­din­gun­gen (Nr. I 1) stellt auch kei­ne blo­ße För­me­lei dar, die un­be­acht­lich sein könn­te, son­dern hat ih­ren Sinn und Zweck. Der Vor­be­halt der schrift­li­chen Be­stä­ti­gung (oder Aus­füh­rung der Lie­fe­rung) in­ner­halb von zehn Ta­gen soll der Be­klag­ten als Ver­käu­fe­rin ge­ra­de die Mög­lich­keit ein­räu­men, die Er­fül­lung des Ver­tra­ges zu prü­fen und si­cher­zu­stel­len, be­vor der Kauf­ver­trag zu­stan­de kommt bzw. ver­bind­lich wird. Dies ist ge­ra­de des­halb sinn­voll und auch von der Be­klag­ten er­sicht­lich ge­wollt, weil sie über Ver­kaufs­stel­len an ver­schie­de­nen Or­ten ver­fügt und Au­tos auch über In­ter­net an­bie­tet, al­so Ge­braucht­wa­gen nicht aus­schließ­lich vom Hof weg ver­kauft. Wür­de der Ver­trag be­reits vor Ort un­mit­tel­bar zu­stan­de kom­men, könn­te die Be­klag­te in Er­fül­lungs­schwie­rig­kei­ten kom­men, wenn an ei­nem an­de­ren Ort auch ei­ne wei­te­re „Be­stel­lung“ bzw. ein wei­te­rer Kauf­ver­trag über das glei­che Fahr­zeug ab­ge­schlos­sen wor­den wä­re. Ge­ra­de dies will die Be­klag­te als Ver­käu­fe­rin er­sicht­lich ver­hin­dern. Da es durch­aus vor­kom­men kann, dass Fahr­zeu­ge län­ge­re Zeit vor Ort ste­hen und vor dem Ver­kauf ei­ner tech­ni­schen Über­prü­fung be­dür­fen, er­gibt sich auch dar­aus, al­so aus ei­ner län­ge­ren Stand­zeit, ein – für Ver­kaufs­in­ter­es­sen­ten er­kenn­ba­res – In­ter­es­se, vor Kauf­ver­trags­schluss die Er­füll­bar­keit des zu schlie­ßen­den Ver­tra­ges zu über­prü­fen.

Dar­über hin­aus ist es al­les an­de­re als selbst­ver­ständ­lich, dass ein bei der Be­klag­ten an­ge­stell­ter Ver­käu­fer so­wohl über ei­ne ent­spre­chen­de Ver­tre­tungs­macht zum Ab­schluss von Kauf­ver­trä­gen über hoch­prei­si­ge Au­tos ver­fügt (§ 56 HGB dürf­te hier so­wie­so nicht zur An­wen­dung kom­men, weil die Be­klag­te nicht aus­schließ­lich Au­tos vom Hof weg ver­kauft) als auch in­tern – al­so im In­nen­ver­hält­nis – ei­ne ent­spre­chen­de Be­fug­nis hat. Des­halb be­hält sich die Be­klag­te als Ver­trags­part­ner die schrift­li­che Be­stä­ti­gung (oder Aus­füh­rung der Lie­fe­rung) als zum Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges er­for­der­li­chen Akt vor.

Dass die be­son­de­re Re­ge­lung über den Kauf­ver­trags­schluss zwi­schen ei­nem Ver­trags­schluss un­ter An­we­sen­den und un­ter Ab­we­sen­den dif­fe­ren­ziert, er­gibt sich we­der aus der Re­ge­lung selbst noch aus ih­rem Sinn und Zweck und be­grün­det da­mit kei­nen ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Ge­sichts­punkt.

dd) Auch wur­de die be­son­de­re Re­ge­lung über den Ver­trags­schluss nicht ab­be­dun­gen (vgl. nä­her un­ten).

d) Auch sind die Be­klag­te und der Klä­ger nicht über­ein­stim­mend von ei­nem ver­bind­li­chen Ver­trags­schluss am 09.07.2014 aus­ge­gan­gen bzw. ha­ben über­ein­stim­mend ei­nen Ver­trag so­fort schlie­ßen wol­len.

aa) Zum ei­nen war auf Grund­la­ge der Aus­sa­ge des Zeu­gen da­von aus­zu­ge­hen, dass der Kauf­ver­trag nicht be­reits am 09.07.2014 – ab­wei­chend von der be­son­de­ren Re­ge­lung in der Be­stel­lung und den Ver­kaufs­be­din­gun­gen – von bei­den Ver­trags­par­tei­en über­ein­stim­mend aus­drück­lich als ge­schlos­sen ge­wollt war. Denn dar­über wur­de nicht ex­pli­zit ge­spro­chen.

Der Zeu­ge hat – be­züg­lich der Be­klag­ten­sicht – nur sei­ne ein­sei­ti­ge Er­war­tung be­kun­det, dass der Ver­trag ver­bind­lich ge­schlos­sen sei. Die­se ein­sei­ti­ge Er­war­tung be­grün­det aber kei­nen Ver­trags­in­halt.

Dass der Zeu­ge V und der Klä­ger ins­ge­heim mög­li­cher­wei­se da­von aus­ge­gan­gen sind, dass der Ver­trag am 09.07.2014 zu­stan­de ge­kom­men ist, ist auch al­lein nicht ent­schei­dend. Denn es kommt auf die Sicht ei­nes ob­jek­ti­ven Emp­fän­gers auf Ver­käu­fer- und Käu­fer­sei­te an. Da­bei ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass auf Ver­käu­fer­sei­te die Be­klag­te durch ei­nen Ver­tre­ter auf­tritt, auf den es zwar im Rah­men von Wis­sens­be­trach­tun­gen nach § 166 I BGB an­kommt, aber nicht al­lein und aus­schließ­lich, da bei Hand­lun­gen der Be­klag­ten (ju­ris­ti­sche Per­son) auch wei­te­re Ge­sichts­punk­te, wie die Re­ge­lung in der Be­stel­lung und den Ver­kaufs­be­din­gun­gen, mit zu be­rück­sich­ti­gen sind und den – maß­geb­li­chen ob­jek­ti­ven – Er­klä­rungs­wert von Hand­lun­gen mit­be­grün­den.

bb) Der An­nah­me ei­nes über­ein­stim­mend so­for­ti­gen Ver­trags­schlus­ses ste­hen die Ver­trags­be­din­gun­gen und die Re­ge­lung in der Be­stel­lung ent­ge­gen. Die­se wur­den we­der aus­drück­lich noch still­schwei­gend über­ein­stim­mend ab­be­dun­gen.

Ei­ne Ab­be­din­gung die­ser Ver­trags­be­din­gun­gen konn­te der Aus­sa­ge des Zeu­gen V ge­ra­de nicht ent­nom­men wer­den; über die Ver­trags­be­din­gun­gen wur­de am 09.07.2014 nicht wei­ter ge­spro­chen. Auch gibt es über die Ab­be­din­gung der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen kei­ne schrift­li­che Do­ku­men­ta­ti­on bzw. Fi­xie­rung, die vor dem Hin­ter­grund der Be­stim­mung in der Be­stel­lung, dass münd­li­che Ne­ben­ab­re­den nicht be­ste­hen, aber er­for­der­lich, zu­min­dest aber zu er­war­ten ge­we­sen wä­re. Da­zu ist die­se Re­ge­lung Ge­gen­stand der Be­stel­lung und der Ver­kaufs­be­din­gun­gen; die­se wur­den bei der Be­stel­lung über­ge­ben.

Die Be­klag­te kann nicht auf der ei­nen Sei­te – ver­meint­lich – durch ih­ren Ver­tre­ter (§§ 164, 166 BGB) so­fort ei­nen Ver­trag schlie­ßen wol­len, aber auf der an­de­ren Sei­te das Be­stell­for­mu­lar mit der ent­spre­chen­den Re­ge­lung auf Sei­te 2 und die Ver­trags­be­din­gun­gen für ge­brauch­te Fahr­zeu­ge über­ge­ben und auch aus­drück­lich dar­auf hin­wei­sen, dass münd­li­che Ne­ben­ab­re­den nicht be­ste­hen. Ge­ra­de des­halb ist aus ob­jek­ti­ver Ver­käu­fer­sicht we­der ein so­for­ti­ger münd­li­cher Ver­trags­schluss noch ei­ne Ab­be­din­gung die­ser be­son­de­ren Ver­trags­schluss­re­ge­lung an­zu­neh­men.

cc) Ob der Klä­ger da­von aus­ge­gan­gen ist, dass be­reits ein Ver­trag zu­stan­de ge­kom­men ist, er im Ver­trau­en dar­auf ei­ne An­zah­lung leis­te­te und zur Ab­ho­lung sei­ne Frau am 01.08.2014 los­schick­te, kann des­halb da­hin­ste­hen und ist nicht wei­ter ent­schei­dungs­er­heb­lich. Dies ist nur Aus­druck der ir­ri­gen An­nah­me des Klä­gers, der Ver­trag sei be­reits wirk­sam zu­stan­de ge­kom­men.

e) Ei­ne schrift­li­che Be­stä­ti­gung des Kauf­ver­trags – ent­spre­chend Sei­te 2 der Be­stel­lung und Nr. I 1 der Ver­kaufs­be­din­gun­gen – hat es in­ner­halb der zehn­tä­gi­gen Bin­dungs­frist un­strei­tig nicht ge­ge­ben.

f) Ein Ver­trags­schluss durch Aus­füh­rung der Lie­fe­rung – ent­spre­chend Sei­te 2 der Be­stel­lung und Nr. I 1 der Ver­kaufs­be­din­gun­gen – liegt eben­so nicht vor.

aa) Nach der Re­ge­lung der Be­stel­lung und den Ver­kaufs­be­din­gun­gen ist ein Kauf­ver­trag auch dann ge­schlos­sen, wenn in­ner­halb der zehn­tä­gi­gen Bin­dungs­frist die Lie­fe­rung aus­ge­führt wird. Un­ter der An­nah­me des Be­klag­ten­sit­zes als Lie­fer­ort (§ 269 I BGB) ist un­ter „Aus­füh­rung der Lie­fe­rung“ ein Leis­tungs­an­ge­bot in An­nah­me­ver­zug be­grün­den­der Wei­se zu ver­ste­hen (vgl. § 295 Satz 1 Halb­satz 2 BGB).

Ob die­ses Leis­tungs­an­ge­bot schrift­lich bzw. in Text­form er­fol­gen muss, kann da­hin­ste­hen. Für ein For­mer­for­der­nis wür­de spre­chen, dass nach Nr. II 1 Lie­fer­ter­mi­ne schrift­lich an­zu­ge­ben sind. Auch die Be­stim­mung Nr. I 1, wo­nach die An­nah­me in Text­form zu be­stä­ti­gen ist, dürf­te da­für spre­chen. Das Er­for­der­nis ei­nes bloß münd­li­chen Leis­tungs­an­ge­bots wür­de auch mit der Re­ge­lung der Be­stel­lung, wo­nach münd­li­che Ne­ben­ab­re­den nicht be­ste­hen, nicht in Ein­klang zu brin­gen sein: Die Be­klag­te ver­langt ge­ra­de schrift­li­che Er­klä­run­gen und Ab­re­den. Dies kann aber da­hin­ste­hen.

bb) Ei­ne sol­che Aus­füh­rung der Lie­fe­rung in­ner­halb der zehn­tä­gi­gen Bin­dungs­frist hat die Be­klag­te bis zum Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung zu kei­ner Zeit schrift­lich be­haup­tet. Zu kei­ner Zeit hat die Be­klag­te vor Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung schrift­lich zur Be­reit­stel­lung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeu­ges vor­ge­tra­gen; dem­entspre­chend hat­te der Klä­ger auch kei­ner­lei Mög­lich­keit, da­zu Stel­lung zu neh­men (recht­li­ches Ge­hör!).

So­weit die Be­klag­te nun im Schrift­satz vom 15.02.2016, al­so nach Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung, das ers­te Mal schrift­lich vor­trägt, ist die­ser schrift­li­che Vor­trag ver­spä­tet (§ 296a ZPO).

cc) Zwar trifft es zu, dass die Be­klag­ten­ver­tre­te­rin zu Be­ginn der Ver­hand­lung vom 29.01.2016 im Rah­men der Gü­te­ver­hand­lung münd­lich mit­teil­te, dass sie ge­ra­de von dem Zeu­gen V er­fah­ren ha­be, dass die­ser den Klä­ger ei­ne Wo­che nach der Be­stel­lung zur Ab­ho­lung auf­ge­for­dert ha­be. Da­mit hat sie be­haup­tet, dass dem Klä­ger bin­nen ei­ner Wo­che ei­ne ent­spre­chen­de Be­reit­stel­lungs­an­zei­ge ge­macht wor­den sei, und die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass je­den­falls da­durch der Kauf­ver­trag zu­stan­de ge­kom­men sei.

Auch hat der Zeu­ge V im Rah­men sei­ner Zeu­gen­ver­neh­mung da­zu An­ga­ben ge­macht und wur­de auch da­zu nä­her be­fragt. Die­se Be­klag­ten­be­haup­tung ist da­mit zum Ge­gen­stand der Be­weis­auf­nah­me ge­macht wor­den.

Der Klä­ger hat sich im Schrift­satz vom 04.02.2016 da­zu schrift­lich ge­äu­ßert und da­mit – wenn auch erst nach der Be­weis­auf­nah­me – die Mög­lich­keit zum recht­li­chen Ge­hör ge­habt. Er hat dies be­strit­ten, was – vor dem Hin­ter­grund der Be­weis­last­ver­tei­lung bei § 812 I 1 BGB (vgl. oben) – so zu ver­ste­hen ist, dass es ei­ne ent­spre­chen­de Mit­tei­lung nach ei­ner Wo­che nicht ge­ge­ben ha­be.

dd) Die­ser Be­klag­ten­vor­trag ist aber be­reits des­halb un­be­acht­lich, weil sich die Be­klag­te da­mit zu ih­rem bis­he­ri­gen Vor­trag in Wi­der­spruch setzt. Denn zum ei­nen be­haup­tet sie, die be­son­de­ren Re­ge­lun­gen über den Kauf­ver­trags­schluss (Sei­te 2 der Be­stel­lung und Nr. I 1 der Ver­kaufs­be­din­gun­gen) sei­en ab­be­dun­gen wor­den, und es sei so­fort ein Ver­trag ge­schlos­sen wor­den (dies ist durch die Ver­neh­mung des Zeu­gen V wi­der­legt), jetzt aber will sie aus den be­son­de­ren Be­stim­mun­gen der Be­stel­lung (Sei­te 2) und den Ver­kaufs­be­din­gun­gen Rech­te her­lei­ten.

Des­halb kommt es auf die­sen (münd­li­chen) – wi­der­sprüch­li­chen – Vor­trag nicht wei­ter an. Der Klä­ger braucht die­se Be­klag­ten­be­haup­tung des­halb nicht wei­ter zu wi­der­le­gen bzw. „weg­zu­be­wei­sen“.

ee) Auf die Aus­sa­ge des Zeu­gen V, des­sen Glaub­haf­tig­keit, die Be­weis­last des Klä­gers und das Er­for­der­nis der An­hö­rung des Klä­gers zu die­sem The­ma kommt es des­halb nicht wei­ter an.

g) Auch ist bei der (ge­schei­ter­ten) Ab­ho­lung … kein Kauf­ver­trag zu­stan­de ge­kom­men.

aa) Zwar ist ei­ne Be­reit­stel­lungs­an­zei­ge vom 01.08.2014 als An­ge­bot auf Kauf­ver­trags­schluss aus­leg­bar. Mit Rück­sicht auf die Be­stel­lung vom 09.07.2014 war Ge­gen­stand des An­ge­bots die Ne­ben­be­stim­mung der Zah­lung des Rest­kauf­prei­ses in Eu­ro (55.880 €).

bb) In­dem die Ehe­frau des Klä­gers aber am Sitz der Be­klag­ten … zur Ab­ho­lung er­schien und die Kauf­preis­schuld teil­wei­se mit Schwei­zer Fran­ken be­zah­len woll­te, hat sie bzw. der Klä­ger das An­ge­bot ab­ge­lehnt und ein neu­es An­ge­bot un­ter­brei­tet (§ 150 II BGB). Dass die Be­stel­lung vom 09.07.2014 ei­ne Rest­zah­lung in Eu­ro vor­sieht, än­dert an die­ser Be­ur­tei­lung nichts.

cc) Die­ses neue An­ge­bot wur­de von der Be­klag­ten nicht an­ge­nom­men.

h) Auch ist es dem Klä­ger nach § 242 BGB (Treu und Glau­ben) nicht ver­wehrt, sich auf das for­ma­le Nicht­zu­stan­de­kom­men des Kauf­ver­tra­ges zu be­ru­fen.

Wenn auch ei­ni­ges da­für spricht, dass der Klä­ger am 09.07.2014 von ei­nem wirk­sa­men Kauf­ver­trags­schluss aus­ging und die Un­wirk­sam­keit erst gel­tend ge­macht hat, als die Er­fül­lung in (auch) Schwei­zer Fran­ken von der Be­klag­ten ab­ge­lehnt wur­de, so er­ge­ben sich dar­aus kei­ne Ge­sichts­punk­te i. S. des § 242 BGB, son­dern be­legt nur des­sen ir­ri­ge An­nah­me ei­nes ver­meint­li­chen Ver­trags­schlus­ses. Die­ser ist aber ge­ra­de Grund­la­ge für ei­nen Be­rei­che­rungs­an­spruch aus § 812 I 1 Fall 1 BGB (Leis­tungs­kon­dik­ti­on). Es stellt kei­nen Ver­stoß ge­gen Treu und Glau­be dar, sich jetzt auf den un­ter­blie­be­nen Kauf­ver­trags­schluss zu be­ru­fen.

Ei­ne an­de­re Fra­ge ist es, ob sich aus der ge­sam­ten „Ver­trags­be­zie­hung“ ei­ne Haf­tung des Klä­gers we­gen Ver­let­zung vor­ver­trag­li­cher Ver­trags­be­zie­hun­gen (Ab­bruch von Ver­trags­ver­hand­lun­gen, §§ 280 I, 311 II BGB) er­gibt; die­se ist je­doch nicht streit­ge­gen­ständ­lich.

3. Mit der Haupt­for­de­rung be­fin­det sich die Be­klag­te in­fol­ge der Mah­nung vom 08.11.2014 je­den­falls ab dem 09.11.2014 in Ver­zug (§ 286 I BGB).

Vor­ge­richt­li­che Rechts­an­walts­kos­ten kann der Klä­ger er­setzt ver­lan­gen, weil sich die Be­klag­te in­fol­ge der Mah­nung vom 08.11.2014 vor Ein­schal­tung des Klä­ger­ver­tre­ters in Ver­zug be­fand (§§ 280 I, II, 286 I BGB). Die Hälf­te ei­ner 1,3-fa­chen Ge­schäfts­ge­bühr zu­züg­lich Pau­scha­le und Mehr­wert­steu­er ist er­stat­tungs­fä­hig, je­doch nur aus ei­nem Ge­gen­stands­wert von 4.000 €, nicht aus 5.000 €. Wes­halb ein Ge­gen­stands­wert vom 5.000 € an­zu­set­zen ist, trägt der Klä­ger nicht wei­ter vor; Ge­gen­stand sei­ner Be­auf­tra­gung war die Rück­for­de­rung der vor­aus­be­zahl­ten 4.000 €. Er­stat­tungs­fä­hig sind al­so 206,82 €. Dar­über hin­aus war die Kla­ge ab­zu­wei­sen. …

4. Der Fest­stel­lungs­an­trag ist zu­läs­sig und be­grün­det.

a) Der An­trag ist zu­läs­sig, weil sich die Be­klag­te ei­nes … An­spruchs auf (pau­scha­len) Scha­dens­er­satz be­rühmt (§ 256 I ZPO).

b) Der An­trag ist auch be­grün­det, weil ein ver­trag­li­cher Scha­dens­er­satz­an­spruch man­gels Ver­trags­schluss (vgl. oben) nicht be­steht. …

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