1. Ei­ne Be­stim­mung in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ei­nes Kfz-Ver­käu­fers, die es dem Händ­ler er­laubt, Scha­dens­er­satz in Hö­he von pau­schal 15 % des Kauf­prei­ses zu ver­lan­gen, wenn der Käu­fer ein be­stell­tes Neu­fahr­zeug ver­trags­wid­rig nicht ab­nimmt, ist nicht zu be­an­stan­den, wenn dem Kun­den ge­mäß § 309 Nr. 5 lit. b BGB aus­drück­lich der Nach­weis ge­stat­tet wird, dass ein Scha­den über­haupt nicht ent­stan­den oder we­sent­lich nied­ri­ger als die Pau­scha­le sei.
  2. Dass der Händ­ler ein be­stell­tes, aber ver­trags­wid­rig nicht ab­ge­nom­me­nes Neu­fahr­zeug – wenn auch zu ei­nem ge­rin­ge­ren als dem ur­sprüng­lich ver­ein­bar­ten Kauf­preis – an ei­nen Drit­ten ver­äu­ßern konn­te, ist nicht scha­dens­min­dernd zu be­rück­sich­ti­gen. Denn es spricht ei­ne tat­säch­li­che Ver­mu­tung da­für, dass der Drit­te sich für ein an­de­res Neu­fahr­zeug ent­schie­den hät­te, wenn der Erst­käu­fer sei­ne ver­trag­li­chen Pflich­ten er­füllt hät­te, und die­ses Zu­satz­ge­schäft dem Händ­ler ent­gan­gen ist.

OLG Hamm, Ur­teil vom 27.08.2015 – 28 U 159/14

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin, die ge­werb­lich mit Wohn­mo­bi­len han­delt, ver­langt von der Be­klag­ten Scha­dens­er­satz we­gen der Nicht­ab­nah­me ei­nes neu­en Wohn­mo­bils.

Der – in­zwi­schen ver­stor­be­ne und von ihr be­erb­te – Ehe­mann E der Be­klag­ten such­te am 01.09.2013 ei­nen Stand auf, den die Be­klag­te auf der Mes­se „CA­RA­VAN SA­LON“ in Düs­sel­dorf un­ter­hielt. Dort be­stell­te E ver­bind­lich ein neu­es Wohn­mo­bil zum Preis von 40.795 €.

In dem von E un­ter­zeich­ne­ten Be­stell­for­mu­lar wur­de auf die um­sei­ti­gen Ver­kaufs­be­din­gun­gen ver­wie­sen. Die­se Be­din­gun­gen ent­hiel­ten fol­gen­de Klau­seln:

I. Ver­trags­ab­schluss …

Der Käu­fer ist an die Be­stel­lung höchs­tens bis drei Wo­chen, bei Nutz­fahr­zeu­gen bis sechs Wo­chen ge­bun­den … Der Kauf­ver­trag ist ab­ge­schlos­sen, wenn der Ver­käu­fer die An­nah­me der Be­stel­lung des nä­her be­zeich­ne­ten Kauf­ge­gen­stands in­ner­halb der je­weils ge­nann­ten Fris­ten schrift­lich be­stä­tigt oder die Lie­fe­rung aus­führt …

V. Ab­nah­me

1. Der Käu­fer ist ver­pflich­tet, den Kauf­ge­gen­stand in­ner­halb von 14 Ta­gen ab Zu­gang der Be­reit­stel­lungs­an­zei­ge ab­zu­neh­men.

2. Im Fal­le der Nicht­ab­nah­me kann der Ver­käu­fer von sei­nen ge­setz­li­chen Rech­ten Ge­brauch ma­chen. Ver­langt der Ver­käu­fer Scha­dens­er­satz, so be­trägt die­ser 15 % des Kauf­prei­ses. Der Scha­dens­er­satz ist hö­her oder nied­ri­ger an­zu­set­zen, wenn der Ver­käu­fer ei­nen hö­he­ren Scha­den nach­weist oder der Käu­fer nach­weist, dass ein ge­rin­ge­rer oder über­haupt kein Scha­den ent­stan­den ist.

Eben­falls am 01.09.2013 wur­de durch Un­ter­zeich­nung ei­nes ent­spre­chen­den An­kauf­scheins ver­ein­bart, dass die Klä­ge­rin ein bis­her von E ge­nutz­tes Wohn­mo­bil für 12.000 € er­wirbt. Die Zah­lung des Kauf­prei­ses soll­te durch An­rech­nung auf den Kauf­preis für das neue Wohn­mo­bil er­fol­gen; in dem für das neue Wohn­mo­bil aus­ge­füll­ten Be­stell­schein wur­de des­halb nur ei­ne Zu­zah­lung von 28.795 € aus­ge­wie­sen.

Zur Fi­nan­zie­rung die­ses recht­li­chen Kauf­prei­ses schloss E mit der D-GmbH ei­nen von der Klä­ge­rin ver­mit­tel­ten Dar­le­hens­ver­trag.

Nach­dem E das neue Wohn­mo­bil be­stellt hat­te, in­for­mier­te der Fahr­zeug­her­stel­ler die Klä­ge­rin dar­über, dass der be­stell­te Fahr­zeug­typ nur noch mit ESP aus­ge­lie­fert wer­de. Der Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin ver­such­te des­halb er­folg­los, sich te­le­fo­nisch mit E in Ver­bin­dung zu set­zen, um mit ihm ei­nen Auf­preis von 400 € zu ver­ein­ba­ren. Schließ­lich schrieb der Ge­schäfts­füh­rer am 27.09.2013 an E:

„Sehr ge­ehr­ter E,

wir be­stä­ti­gen Ih­nen das am 1.9.2013 auf der Mes­se in Düs­sel­dorf be­stell­te Rei­se­mo­bil mit ei­ner Än­de­rung: zu­sätz­lich ESP für 400 € (da al­le Chas­sis nur mit ESP kom­men) Ha­be mehr­fach ver­sucht Sie tel. zu er­rei­chen …

Wir be­dan­ken uns noch­mals für den Auf­trag.

Das Ge­setz will es lei­der so, des­halb die Be­stä­ti­gung per Ein­schrei­ben …“

Nach­dem E die­ses Schrei­ben er­hal­ten hat­te, kam es zu ei­nem Te­le­fo­nat zwi­schen ihm und der Klä­ge­rin, des­sen In­halt strei­tig ist.

Am 30.09.2013 be­stell­te die Klä­ge­rin das Wohn­mo­bil beim Her­stel­ler für net­to 28.921,44 € net­to und er­stell­te am 20.10.2013 ei­ne an E adres­sier­te Fahr­zeug­rech­nung. Da­nach be­trug der Fahr­zeug­preis ein­schließ­lich der Kos­ten für das ESP 41.195 €.

E soll­te das neue Wohn­mo­bil am 04.11.2013 bei der Klä­ge­rin in O. ab­ho­len. An die­sem Tag mach­te sich E mit sei­nem al­ten Wohn­mo­bil auf den Weg nach O.; er kam dort aber nicht an, weil er auf der Fahrt ei­nen Un­fall er­litt, an des­sen Fol­gen er am 09.11.2013 ver­starb. Das al­te Wohn­mo­bil er­litt ei­nen To­tal­scha­den.

Die Be­klag­te teil­te der Klä­ge­rin am 27.11.2013 schrift­lich mit, dass ihr Ehe­mann auf dem Weg nach O. ei­nen Un­fall ge­habt ha­be und ver­stor­ben sei. Sie selbst ha­be kei­ne Ver­wen­dung für das be­stell­te Wohn­mo­bil und auch kei­ne Fi­nan­zie­rungs­mög­lich­keit. Aus die­sem Grund bat die Be­klag­te die Klä­ge­rin, den Kauf­ver­trag rück­gän­gig zu ma­chen; den be­reits er­hal­te­nen Fahr­zeug­brief und die zum Fahr­zeug ge­hö­ren­den Un­ter­la­gen sand­te sie der Klä­ge­rin zu­rück.

Die­se über­sand­te der Be­klag­ten am 22.12.2013 ei­ne Rech­nung, über 10.298,75 €, al­so über 25 % des ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses.

Die Be­klag­te ließ der Klä­ge­rin dar­auf­hin durch An­walts­schrei­ben vom 07.01.2014 un­ter an­de­rem mit­tei­len, dass ein Kauf­ver­trag nicht zu­stan­de ge­kom­men sei, weil die Klä­ge­rin die Be­stel­lung des Wohn­mo­bils nicht wie ver­trag­lich vor­ge­se­hen be­stä­tigt und das Wohn­mo­bil in­ner­halb der Frist nicht aus­ge­lie­fert ha­be.

Die Klä­ge­rin ant­wor­te­te am 16.01.2014, dass sie das An­ge­bot ei­ner Ein­mal­zah­lung zu­rück­zie­he, und for­der­te die Be­klag­te auf, das be­reits zu­ge­las­se­ne Fahr­zeug in­ner­halb von 14 Ta­gen – bis zum 03.02.2014 – ab­zu­ho­len.

Nach­dem die Be­klag­te dem nicht nach­kam, ließ die Klä­ge­rin durch An­walts­schrei­ben vom 25.03.2014 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klä­ren. Au­ßer­dem ließ sie Scha­dens­er­satz­an­sprü­che in Hö­he von 6.274,55 € (Min­der­ein­nah­men we­gen des neu­en Wohn­mo­bils) und 3.000 € (ent­gan­ge­ner Er­lös aus der Wei­ter­ver­äu­ße­rung des ge­brauch­ten Wohn­mo­bils) gel­tend ma­chen und ver­lang­te den Er­satz ei­nes auf 41.195,00 € be­zo­ge­nen Zins­scha­dens.

Da die Be­klag­te kei­ne Zah­lun­gen leis­te­te, hat die Klä­ge­rin am 24.06.2014 Kla­ge er­ho­ben und ge­stützt auf ih­re Ver­kaufs­be­din­gun­gen die Zah­lung von 15 % des Kauf­prei­ses, al­so 6.179,25 €, ver­langt. Au­ßer­dem hat sie den Er­satz vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 546,50 € be­gehrt. Am 22.08.2015 hat die Klä­ge­rin kla­ge­er­wei­ternd An­sprü­che gel­tend ge­macht, die im Zu­sam­men­hang mit dem An­kauf des al­ten Wohn­mo­bils des E ste­hen. Da ihr die­ses Wohn­mo­bil nicht mehr über­ge­ben und über­eig­net wer­den kön­ne, ha­be sie – so meint die Klä­ge­rin – ge­mäß § 285 BGB ei­nen An­spruch auf den Geld­be­trag, den die Be­klag­te von der Ver­si­che­rung des Un­fall­geg­ners er­hal­ten ha­be, und auf den für das ver­un­fall­te Wohn­mo­bil er­ziel­ten Ver­kaufs­er­lös.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge nur teil­wei­se statt­ge­ge­ben. Es hat ge­meint, der Klä­ge­rin ste­he we­gen der Nicht­ab­nah­me des Neu­fahr­zeugs zwar grund­sätz­lich ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz zu. Ein Kauf­ver­trag über das Wohn­mo­bil sei da­durch zu­stan­de ge­kom­men, dass die Klä­ge­rin die Be­stel­lung des E am 27.09.2013 mit ei­ner Ab­än­de­rung an­ge­nom­men und ihm da­mit ein neu­es An­ge­bot un­ter­brei­tet ha­be (§ 150 II BGB). Die­ses An­ge­bot ha­be E, wie der Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin plau­si­bel dar­ge­stellt ha­be, te­le­fo­nisch an­ge­nom­men; an­ders sei auch die Ver­ein­ba­rung ei­nes Ab­hol­ter­mins für das Wohn­mo­bil nicht zu er­klä­ren.

Der Kauf­ver­trag sei auch nicht ge­mäß §§ 495, 358 II, 355 II BGB durch ei­nen Wi­der­ruf des Dar­le­hens­ver­trags ent­fal­len, denn die D-GmbH ha­be am 20.08.2014 schrift­lich be­stä­tigt, dass E kei­nen Wi­der­ruf er­klärt ha­be. Auch die Be­klag­te selbst ha­be da­durch, dass sie die D-GmbH vom Tod ih­res Ehe­man­nes in­for­miert ha­be, kei­nen Wi­der­ruf er­klärt. Ei­ne Wi­der­rufs­recht ha­be sich auch nicht aus §§ 355, 312d, 312b BGB er­ge­ben. Der Ver­trag sei zwar teil­wei­se te­le­fo­nisch ge­schlos­sen wor­den. Es lie­ge aber kein Fern­ab­satz­ver­trag vor, weil E be­reits in der An­bahnungs­pha­se auf dem Mes­se­stand über die Ein­zel­hei­ten des Ver­tra­ges in­for­miert wor­den sei.

Die Klä­ge­rin kön­ne aber kei­nen Scha­dens­er­satz in Hö­he von pau­schal 15 % des Kauf­prei­ses ver­lan­gen. Denn nach den An­ga­ben des ih­res Ge­schäfts­füh­rers ha­be sie das von E be­stell­te Wohn­mo­bil im April 2014 für 37.900 € ver­kau­fen kön­nen. Der Scha­den der Klä­ge­rin be­lau­fe sich des­halb nur auf (41.195 € − 37.900 € =) 3.295 €.

Die Klä­ge­rin kön­ne dar­über hin­aus im Grund­satz die Her­aus­ga­be des Be­tra­ges ver­lan­gen, den der Haft­pflich­ver­si­che­rer des Un­fall­ge­ge­ners ge­zahlt ha­be, wo­bei der Be­klag­ten nach ih­ren An­ga­ben 13.500 € aus­ge­zahlt wor­den sei­en. Da die Klä­ge­rin aber den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag über das al­te Wohn­mo­bil er­klärt und die­sen Ver­trag selbst nicht mehr er­füllt ha­be, be­lau­fe sich ihr Scha­den nur auf (13.500 € − 12.000 € =) 1.500 €.

Dem­entspre­chend hat das Land­ge­richt die Be­klag­te ver­ur­teilt, an die Klä­ge­rin 4.795 € nebst Zin­sen zu zah­len. Ei­nen An­spruch auf Er­satz vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten hat es der Klä­ge­rin nicht zu­er­kannt, weil die Klä­ge­rin die Kos­ten ei­ner den Ver­zug erst be­grün­den­den Mah­nung nicht er­set­zen müs­se.

Die­ses Ur­teil ha­ben bei­de Par­tei­en mit der Be­ru­fung an­ge­grif­fen; die Be­klag­te hat ihr Rechts­mit­tel je­doch nach ei­nem Hin­weis des Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­ge­nom­men. Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat­te zum Teil Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Die Klä­ge­rin hat ge­gen die Be­klag­te we­gen der Nicht­ab­nah­me des neu­en Wohn­mo­bils aus §§ 433, 280 I, III, 281 I, 323 I, 325 BGB i. V. mit § 1922 BGB ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz, der sich nicht nur auf den vom Land­ge­richt an­ge­nom­me­nen Be­trag von 3.295 €, son­dern auf die ein­ge­klag­ten 6.179,25 € be­läuft.

a) Nach­dem die Be­klag­te ih­re ei­gen­stän­di­ge, auf Kla­ge­ab­wei­sung ge­rich­te­te Be­ru­fung zu­rück­ge­nom­men hat, steht zwi­schen den Par­tei­en letzt­lich nicht mehr im Streit, dass die Be­klag­te dem Grun­de nach we­gen der Nicht­er­fül­lung des Kauf­ver­tra­ges über das Wohn­mo­bil … zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet ist.

Das Land­ge­richt ist zu Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass der Kauf­ver­trag nicht durch Über­sen­dung der Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 27.09.2013 zu­stan­de kam. Die­se Be­stä­ti­gung ent­hielt we­gen des Mehr­prei­ses für das ESP ei­ne in­halt­li­che Ab­än­de­rung und ging auch erst nach Ab­lauf der Drei­wo­chen­frist bei dem ver­stor­be­nen Ehe­mann der Be­klag­ten ein, so­dass sie ge­mäß § 150 BGB als neu­es An­ge­bot zum Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges an­zu­se­hen war (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl. [2014], Rn. 32 f.). Eben­falls oh­ne Rechts­feh­ler war die Schluss­fol­ge­rung des Land­ge­richts, dass der ver­stor­be­ne Ehe­mann der Be­klag­ten die­ses An­ge­bot ein­schließ­lich der Zu­zah­lung von 400 € an­ge­nom­men ha­ben muss, weil er an­sons­ten nicht die Zu­las­sung des neu­en Wohn­mo­bils auf sei­nen Na­men ver­an­lasst und sich zum Aus­tausch der Wohn­mo­bi­le auf den Weg zur Klä­ge­rin be­ge­ben hät­te.

Der Kauf­ver­trag ist auch nicht nach­träg­lich weg­ge­fal­len. Auf­grund der per­sön­li­chen An­bah­nung auf dem Mes­se­stand lag ei­ner­seits kein wi­der­ruf­li­ches Fern­ab­satz­ge­schäft i. S. des § 312b BGB a.F. vor. Und an­de­rer­seits wur­de auch hin­sicht­lich des vom Ehe­mann der Be­klag­ten am 01.09.2013 un­ter­zeich­ne­ten Dar­le­hens­ver­tra­ges nicht in­ner­halb der vier­zehn­tä­gi­gen Frist der §§ 495, 355 BGB ein sich auf den da­mit ver­bun­de­nen Kauf­ver­trag aus­wir­ken­der Wi­der­ruf er­klärt.

Da­mit war der ver­stor­be­ne Ehe­mann der Be­klag­ten aus dem Kauf­ver­trag über das neue Wohn­mo­bil zur Ab­ho­lung des Fahr­zeugs und zur Kauf­preis­zah­lung ver­pflich­tet. Die­ser Ver­pflich­tung ist er un­fall­be­dingt nicht nach­ge­kom­men. Und auch die Be­klag­te hat dies trotz der ge­mäß § 281 I 1 BGB bis zum 03.02.2014 ge­setz­ten Frist nicht nach­ge­holt. Des­halb konn­te die Klä­ge­rin am 25.03.2014 ge­mäß § 323 I BGB vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten und ge­mäß § 325 BGB da­ne­ben Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ver­lan­gen (§ 281 BGB).

b) Die Hö­he des Scha­dens­er­satz­an­spruchs be­lief sich ent­spre­chend der Re­ge­lung in Zif­fer V der Ver­kaufs­be­din­gun­gen der Klä­ge­rin auf 15 % des Kauf­prei­ses, al­so auf 6.179,25 €.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten er­folg­te der Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges über das neue Wohn­mo­bil i. S. des § 305 BGB un­ter Ein­be­zie­hung der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Klä­ge­rin. Zwar be­ruh­te der Ver­trags­schluss nicht mehr im ei­gent­li­chen Sin­ne auf dem ur­sprüng­li­chen Be­stell­schein vom 01.09.2013, son­dern auf der ver­spä­te­ten und in­halt­lich ab­wei­chen­den Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 27.09.2013, die ge­mäß § 150 BGB als neu­es An­ge­bot an­zu­se­hen war. Die­se Auf­trags­be­stä­ti­gung ent­hielt kei­nen – er­neu­ten – Hin­weis auf die be­ab­sich­tig­te Gel­tung der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, die auf der Rück­sei­te des Be­stell­scheins ab­ge­druckt wa­ren. Dar­auf kommt es aber nicht an, denn nach § 305 II BGB müs­sen der Hin­weis auf die Ein­be­zie­hung der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen und die Mög­lich­keit ih­rer Kennt­nis­nah­me „bei Ver­trags­schluss“ vor­lie­gen. Für den Ver­trags­schluss sind nicht nur die ge­wech­sel­ten Wil­lens­er­klä­run­gen als sol­che maß­geb­lich, son­dern auch Vor­feld­er­klä­run­gen, die we­sent­li­che Ver­trags­be­stand­tei­le be­inhal­ten. So war auch im Streit­fall das ur­sprüng­li­che Be­stell­for­mu­lar für den Er­werb des Wohn­mo­bils nicht be­deu­tungs­los, son­dern aus ihm gin­gen nach wie vor die An­ga­ben zu dem Wohn­mo­bil und der Kauf­preis her­vor, der le­dig­lich we­gen des ESP im Nach­hin­ein um 400 € an­ge­ho­ben wur­de. Dem­entspre­chend muss­te auch der in die­sem Be­stell­for­mu­lar ent­hal­te­ne und vom Ehe­mann der Be­klag­ten zur Kennt­nis ge­nom­me­ne Hin­weis auf die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen nicht noch ein­mal wie­der­holt wer­den; die­ser Hin­weis wirk­te viel­mehr bis zum letzt­end­li­chen Ver­trags­schluss fort (Pfeif­fer, in: Wolf/Lind­a­cher/Pfeif­fer, AGB-Recht, 6. Aufl. [2013], § 305 Rn. 101).

Die in den Ver­kaufs­be­din­gun­gen der Klä­ge­rin vor­ge­se­he­ne Pau­scha­lie­rung des Scha­dens­er­satz­an­spruchs we­gen Nicht­ab­nah­me war ge­mäß § 309 Nr. 5 BGB zu­läs­sig, weil sie dem Käu­fer die Mög­lich­keit of­fen­hielt, den Nicht­ein­tritt des Scha­dens bzw. ei­ne ge­rin­ge­re Scha­dens­hö­he nach­zu­wei­sen (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 369). Ins­be­son­de­re wird bei Kauf ei­nes Neu­fahr­zeugs auch ei­ne Scha­dens­pau­scha­le von 15 % des Kauf­prei­ses der Hö­he nach für an­ge­mes­sen er­ach­tet (BGH, Beschl. v. 27.06.2012 – VI­II ZR 165/11, NJW 2012, 3230).

Ent­ge­gen der Ein­schät­zung des Land­ge­richts lag auch kein un­strei­ti­ger Sach­vor­trag vor, der es pro­zes­su­al ge­bo­ten hät­te, statt der ein­ge­klag­ten Pau­scha­le le­dig­lich ei­nen ge­rin­ge­ren Scha­dens­be­trag zu­zu­er­ken­nen. Da­bei mag da­hin­ste­hen, ob die Be­klag­te sich pro­zes­su­al ge­se­hen die Er­klä­rung des Ge­schäfts­füh­rers der Klä­ge­rin zu ei­gen ge­macht hat, er ha­be das streit­ge­gen­ständ­li­che Wohn­mo­bil spä­ter an ei­nen an­de­ren Kun­den für 37.900 € ver­äu­ßert. Denn je­den­falls stell­te die Dif­fe­renz zwi­schen die­sem Be­trag und dem mit E ver­ein­bar­ten Kauf­preis von 41.195 € nicht den ein­zig re­le­van­ten Pos­ten im Rah­men ei­ner kon­kre­ten Scha­dens­be­rech­nung dar.

Be­reits aus dem vor­ge­richt­li­chen Schrei­ben der Klä­ger­ver­tre­ter vom 25.03.2014 ging her­vor, dass die Klä­ge­rin – wie sie auch in der Be­ru­fungs­in­stanz be­tont – von ei­nem Scha­den aus­geht, der deut­lich über der gel­tend ge­mach­ten Pau­scha­le lie­gen soll. Die Klä­ge­rin legt da­zu mit der Be­ru­fungs­be­grün­dung dar, dass sie sei­ner­zeit 28.343,01 € net­to für den Ein­kauf des Wohn­mo­bils bei dem Her­stel­ler H ha­be auf­wen­den müs­sen. Durch den Wei­ter­ver­kauf an E ha­be sie ei­nen Net­to­be­trag von 34.617,65 € ver­ein­nah­men kön­nen, so­dass ei­ne rech­ne­ri­sche Dif­fe­renz von 6.274,64 € zu kon­sta­tie­ren sei.

In die­sem Zu­sam­men­hang konn­te das Kom­pen­sa­ti­ons­ge­schäft mit dem an­der­wei­ti­gen Käu­fer des streit­ge­gen­ständ­li­chen Wohn­mo­bils nicht als scha­dens­min­dernd an­ge­se­hen wer­den, weil ei­ne tat­säch­li­che Ver­mu­tung da­für spricht, dass die­ser Käu­fer sich an­sons­ten für den Er­werb ei­nes an­de­ren Neu­fahr­zeugs ent­schie­den hät­te (BGH, Urt. v. 22.12.1999 – VI­II ZR 135/99, NJW 2000, 1409). Die­ses Zu­satz­ge­schäft ist der Klä­ge­rin nicht aus­schließ­bar ent­gan­gen mit der Fol­ge ei­nes in­so­weit ent­stan­de­nen wei­te­ren Scha­dens.

Au­ßer­dem konn­te die Klä­ge­rin den mit E ver­ein­bar­ten Net­to­kauf­preis von 34.617,65 € nicht be­reits An­fang No­vem­ber 2013 ver­ein­nah­men; viel­mehr ist ihr ein an­der­wei­ti­ger Ver­kauf des Wohn­mo­bils erst im April 2014 ge­lun­gen. Vor die­sem Hin­ter­grund ist der Klä­ge­rin nicht aus­schließ­bar ein zu­sätz­li­cher Zins­scha­den ent­stan­den.

Au­ßer­dem geht die Klä­ge­rin bei ih­rer al­ter­na­tiv an­ge­führ­ten kon­kre­ten Scha­dens­be­rech­nung da­von aus, dass ihr durch den un­ter­blie­be­nen Ein­kauf des bis da­hin von E ge­nutz­ten Wohn­mo­bils noch ein Wei­ter­ver­äu­ße­rungs­ge­winn von 3.000 € ent­gan­gen sei.

Der mit der Nicht­er­fül­lung des Kauf­ver­tra­ges zu­sam­men­hän­gen­de tat­säch­li­che Scha­den soll sich al­so nicht auf ei­nen ver­meint­lich un­strei­ti­gen Be­trag von 3.295 € be­lau­fen, son­dern auf ei­ne be­haup­te­te Grö­ßen­ord­nung von über 12.000 €.

So­weit die Be­klag­te in die­sem Zu­sam­men­hang erst­in­stanz­lich um­ge­kehrt die Be­haup­tung auf­ge­stellt hat­te, der Klä­ge­rin sei prak­tisch gar kein Scha­den ent­stan­den, weil es ihr ge­lun­gen sei, das Wohn­mo­bil so­fort nach der Rück­tritts­er­klä­rung für 40.795,00 € zu ver­kau­fen, war das Land­ge­richt nicht ge­hal­ten dem dar­auf be­zo­ge­nen Be­weis­an­tritt der Be­klag­ten – „Zeug­nis des Ge­schäfts­füh­rers G“ – nach­zu­ge­hen. Zum ei­nen hat­te der Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin bei sei­ner An­hö­rung ge­ra­de be­kun­det, dass die Wei­ter­ver­äu­ße­rung nur für 37.900 € er­folgt sei. Und zum an­de­ren stell­te die­se Dif­fe­renz – wie eben dar­ge­legt – oh­ne­hin nur ei­nen Re­chen­pos­ten bei der Be­stim­mung des ei­gent­li­chen kon­kre­ten Scha­dens dar.

Vor die­sem Hin­ter­grund hät­te das Land­ge­richt von der zur Ver­mei­dung ei­ner kon­kre­ten Scha­dens­dar­le­gung ein­ge­klag­ten 15%igen Pau­scha­le von 6.179,25 € aus­ge­hen müs­sen.

2. Ein dar­über hin­aus­ge­hen­der wei­te­rer Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen des un­ter­blie­be­nen An­kaufs des ge­brauch­ten Wohn­mo­bils konn­te der Klä­ge­rin da­ge­gen nicht zu­er­kannt wer­den.

So­weit das Land­ge­richt im Rah­men der an­hän­gi­gen Stu­fen­kla­ge die ers­ten bei­den Stu­fen über­sprun­gen und ei­nen Scha­dens­be­trag von 1.500 € zu­er­kannt hat, ist die­se Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten trotz de­ren Be­ru­fungs­rück­nah­me nicht in Rechts­kraft er­wach­sen. Denn die Klä­ge­rin hat ih­rer­seits die Stu­fen­kla­ge un­ver­än­dert auf­recht­er­hal­ten und dar­aus in der Be­ru­fungs­in­stanz le­dig­lich die Aus­kunfts­an­trä­ge ge­stellt. Da­mit hat sie zum Aus­druck ge­bracht, die zu­er­kann­ten 1.500 € nicht als Min­dest­scha­den ak­zep­tie­ren zu wol­len, son­dern statt des­sen ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch zu ver­fol­gen, des­sen Hö­he erst zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt be­zif­fert wer­den soll.

Die Klä­ge­rin kann aber ne­ben der ein­ge­klag­ten und voll­um­fäng­lich zu­zu­spre­chen­den 15%igen Scha­dens­pau­scha­le von 6.179,25 € nicht noch ei­nen wei­te­ren An­spruch gel­tend ma­chen, der i. S. des § 285 BGB auf et­wai­ge von der Be­klag­ten er­hal­te­ne Er­satz­leis­tun­gen für das ge­brauch­te Wohn­mo­bil be­zo­gen ist.

In der Kon­stel­la­ti­on des Er­werbs ei­nes Neu­fahr­zeugs bei gleich­zei­ti­ger In­zah­lung­ga­be des Alt­fahr­zeugs geht die Recht­spre­chung von ei­nem ein­zi­gen ein­heit­li­chen Kauf­ver­trag aus, bei dem der Käu­fer die Ge­le­gen­heit er­hält, ei­nen Teil des Kauf­prei­ses durch Über­eig­nung sei­nes bis­her ge­nutz­ten Ge­braucht­wa­gens zu er­set­zen; die­se Ein­heit­lich­keit gilt auch dann, wenn – wie im Streit­fall – zwei ver­schie­de­ne Ver­trags­ur­kun­den auf­ge­setzt wer­den (BGH, Urt. v. 20.02.2008 – VI­II ZR 334/06, NJW 2008, 2028 Rn. 12; Se­nat, Urt. v. 18.12.2008 – 28 U 17/08, NJW-RR 2009, 1505; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1494 ff.).

Nach­dem die Klä­ge­rin von die­sem ein­heit­li­chen Kauf­ver­trag mit Er­klä­rung vom 25.03.2014 zu­rück­ge­tre­ten ist, ist be­reits frag­lich, wor­aus sich ein fort­be­ste­hen­der An­spruch der Klä­ge­rin auf Über­eig­nung und Über­ga­be des [al­ten] Wohn­mo­bils er­ge­ben soll, der wie­der­um Grund­la­ge für den gel­tend ge­mach­ten An­spruch auf Er­satz des stell­ver­tre­ten­den com­mo­dum wä­re. In je­dem Fall wä­re aber ein mit der un­ter­blie­be­nen Her­ein­nah­me des Ge­braucht­fahr­zeugs zu­sam­men­hän­gen­der wirt­schaft­li­cher Nach­teil der Klä­ge­rin le­dig­lich ein Pos­ten bei der Be­rech­nung des kon­kre­ten Scha­dens, der aus der Nicht­er­fül­lung des – ein­heit­li­chen – Kauf­ver­tra­ges re­sul­tie­ren soll.

Ei­nen sol­chen kon­kre­ten Scha­den macht die Klä­ge­rin aber ge­ra­de nicht gel­tend; sie ver­folgt viel­mehr statt des­sen – mit Er­folg – den An­spruch auf Er­satz der in ih­ren Ver­kaufs­be­din­gun­gen vor­ge­se­he­nen Scha­dens­pau­scha­le. Ei­ne dop­pel­te Ab­rech­nung so­wohl des pau­scha­lier­ten als auch des kon­kre­ten Scha­dens ist ihr ver­wehrt.

3. Die Klä­ge­rin kann al­ler­dings von der Be­klag­ten ge­mäß §§ 280 I, 257 BGB in Hö­he von 546,50 € die Frei­stel­lung von ei­ner Ge­büh­ren­for­de­rung ih­rer Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten ver­lan­gen.

Die Be­klag­te ist der Ab­ho­lungs­auf­for­de­rung der Klä­ge­rin in­ner­halb der ge­setz­ten Frist pflicht­wid­rig nicht nach­ge­kom­men, so­dass sie aus Sicht der Klä­ge­rin An­lass zur Be­auf­tra­gung ih­rer Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten ge­ge­ben hat. Die­se wie­der­um kön­nen von der Klä­ge­rin be­zo­gen auf ei­ne be­rech­tig­te For­de­rungs­hö­he von 6.179,25 € ei­ne nicht er­stat­tungs­fä­hi­ge 1,3-fa­che Ge­schäfts­ge­bühr (526,50 €) so­wie ei­ne Pau­scha­le von 20 € ver­lan­gen.

In­so­fern kam al­ler­dings kei­ne Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Zah­lung des ent­spre­chen­den Ge­samt­be­tra­ges in Be­tracht, weil von der Klä­ge­rin nicht vor­ge­tra­gen wird, von ih­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten be­reits ei­ne ent­spre­chen­de Ho­no­rar­no­te er­hal­ten und die­se be­gli­chen zu ha­ben. In dem ge­stell­ten Leis­tungs­an­trag war al­ler­dings als pro­zes­sua­les Mi­nus ein Frei­stel­lungs­be­geh­ren ent­hal­ten, das zu der ent­spre­chen­den Te­n­o­rie­rung führ­te …

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