1. Den Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens trifft oh­ne Vor­lie­gen be­son­de­rer An­halts­punk­te für ei­ne Ma­ni­pu­la­ti­on des Ki­lo­me­ter­zäh­lers nicht die Ob­lie­gen­heit zu (wei­te­ren) Nach­for­schun­gen. Er ist des­halb auch nicht ver­pflich­tet, die zen­tra­le Da­ten­bank des Fahr­zeug­her­stel­lers im Hin­blick auf dort in der Ver­gan­gen­heit er­fass­te Ki­lo­me­ter­stän­de des Fahr­zeugs ab­zu­fra­gen.
  2. Der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens darf in der Re­gel da­von aus­ge­hen, dass sich ei­ne Ki­lo­me­ter­an­ga­be nicht auf den Ta­cho­me­ter­stand, son­dern auf die – für ihn ent­schei­den­de – Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs be­zieht. Das gilt aber nicht, wenn durch Ein­schrän­kun­gen oder ei­nen deut­li­chen ge­gen­tei­li­gen Hin­weis für den Käu­fer er­kenn­bar wird, dass sich die Ki­lo­me­ter­an­ga­be nicht auf die Lauf­leis­tung be­zie­hen soll.
  3. Ein sie­ben­ein­halb Jah­re al­ter Pkw, der nicht wie im Kauf­ver­trag an­ge­ge­ben zwei, son­dern be­reits drei Vor­be­sit­zer hat­te, weist kei­nen zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­den (er­heb­li­chen) Man­gel auf.

LG Kiel, Ur­teil vom 27.02.2015 – 3 O 25/14

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten ei­nen BMW 116i zum Preis von 10.800 €. Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag heißt es, das Fahr­zeug sei „lt. Vor­be­sit­zer“ – aus­ge­nom­men Lack- und Blech­schä­den – un­fall­frei und ha­be aus­weis­lich des Fahr­zeug­briefs zwei Vor­be­sit­zer ge­habt; der Stand des Ki­lo­me­ter­zäh­lers ist mit 40.100 km fest­ge­hal­ten.

Am 02.12.2013 sand­te der Klä­ger der Be­klag­ten ei­ne E-Mail, der ein Kos­ten­vor­an­schlag ei­ner BMW-Ver­trags­werk­statt vom 02.12.2013 über 1.949,90 € bei­ge­fügt war. Dar­in sind di­ver­se Re­pa­ra­tu­ren, un­ter an­de­rem ein Er­satz der Spur­stan­gen links und rechts, auf­ge­führt. Der Klä­ger bat um Stel­lung­nah­me bzw. um Über­nah­me der Kos­ten. Mit E-Mail vom glei­chen Tag ant­wor­te­te M, ein Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten, dass die Be­klag­te für die im Kos­ten­vor­an­schlag auf­ge­führ­ten Män­gel nicht ein­ste­hen müs­se und des­halb kei­ne Re­pa­ra­tur­kos­ten zu tra­gen ha­be. Die­sen Stand­punkt be­kräf­tig­te M auf ei­ne wei­te­re E-Mail des Klä­gers hin und er­klär­te, das vom Klä­ger er­wor­be­ne Fahr­zeug sei bei der Über­ga­be man­gel­frei ge­we­sen.

In der Fol­ge­zeit stell­te der Klä­ger fest, dass über dem lin­ken hin­te­ren Rad­lauf des Fahr­zeugs Spach­tel- und La­ckier­ar­bei­ten statt­ge­fun­den hat­ten. Dar­auf­hin focht er den mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag mit An­walts­schrei­ben vom 22.01.2014 an und be­haup­te­te er­gän­zend, der Ki­lo­me­ter­zäh­ler des Fahr­zeugs sei ma­ni­pu­liert wor­den.

Der Klä­ger be­haup­tet, er ha­be be­reits in den ers­ten Mo­na­ten nach der Fahr­zeug­über­nah­me fest­ge­stellt, dass die Schei­ben auf­fäl­lig be­schlu­gen. Es sei zu ei­nem Was­ser­ein­tritt an der hin­te­ren Tür auf der Fah­rer­sei­te ge­kom­men. Er ha­be dar­auf­hin in Ab­spra­che mit der Be­klag­ten ei­nen Kos­ten­vor­an­schlag ei­ner BMW-Ver­trags­werk­statt ein­ge­holt. Die­se ha­be zu­dem fest­ge­stellt, dass die Spur­stan­gen rechts und links aus­ge­schla­gen ge­we­sen sei­en, so­dass die­se hät­ten er­setzt wer­den müs­sen. Die­ser Scha­den ha­be be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs vor­ge­le­gen; be­reits zu die­sem Zeit­punkt sei­en auch al­le vier Rei­fen nicht mehr ver­kehrs­si­cher ge­we­sen und hät­ten aus­ge­tauscht wer­den müs­sen.

Sein – des Klä­gers – Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ter ha­be die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 05.12.2013 un­ter Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung auf­ge­for­dert; die Be­klag­te ha­be auf die­ses ihr per E-Mail über­mit­tel­te Schrei­ben nicht re­agiert. Mit Schrei­ben vom 12.12.2013 ha­be der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te der Be­klag­ten vor­ge­schla­gen, dass sie sich mit ei­ner In­stand­set­zung des Fahr­zeugs nach Maß­ga­be des Kos­ten­vor­an­schla­ges der BMW-Ver­trags­werk­statt ein­ver­stan­den er­klä­re. Auch auf die­ses – eben­falls per E-Mail über­mit­tel­tes – Schrei­ben ha­be die Be­klag­te nicht re­agiert. Er, der Klä­ger, ha­be dar­auf­hin der BMW-Ver­trags­werk­statt ei­nen Re­pa­ra­tur­auf­trag er­teilt und für die Re­pa­ra­tu­ren 1.1831,13 € ge­zahlt.

Die im We­sent­li­chen auf Zah­lung die­ses Be­tra­ges und Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­rich­te­te Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch auf Er­satz der ge­for­der­ten Re­pa­ra­tur­kos­ten.

Ein An­spruch er­gibt sich nicht aus den §§ 434, 437 Nr. 3, 280 I, III, 281 BGB. Da­bei kommt es nicht dar­auf an, ob das Fahr­zeug bei Über­ga­be man­gel­haft war. Ein Scha­dens­er­satz nach die­sen Nor­men setzt näm­lich vor­aus, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zu Nach­er­fül­lung ge­setzt hat. Es kann vor­lie­gend aber nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass ei­ne Nach­er­fül­lungs­frist ge­setzt wur­de. Die Be­klag­te hat den Zu­gang der Schrei­ben vom 05.12. und vom 12.12.2013 be­strit­ten, sie ha­be so­gar noch ein­mal das E-Mail-Ein­gangs­fach über­prüft. Der Klä­ger hat er­klärt, kei­nen Be­weis für den Zu­gang der Schrei­ben an­bie­ten zu kön­nen.

Ei­ne Frist­set­zung war nicht ent­behr­lich.

Ge­mäß § 281 II BGB ist die Frist­set­zung ent­behr­lich, wenn der Schuld­ner die Leis­tung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert oder wenn be­son­de­re Um­stän­de vor­lie­gen, die un­ter Ab­wä­gung der bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen die so­for­ti­ge Gel­tend­ma­chung des Scha­dens­er­satz­an­spruchs recht­fer­ti­gen. Die Be­klag­te hat die Nach­er­fül­lung nicht ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert. Ei­ne ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung ist nicht in den E-Mails des M zu se­hen. An das Vor­lie­gen ei­ner Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung sind stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len. Ins­be­son­de­re reicht ein blo­ßes Be­strei­ten des Man­gels nicht aus (BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, NJW 2013, 1074 Rn. 22). Es lie­gen auch kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de vor, die ei­ne so­for­ti­ge Gel­tend­ma­chung des Scha­dens­er­satz­an­spruchs recht­fer­ti­gen wür­den. Ins­be­son­de­re er­gibt sich dies nicht aus der Be­haup­tung des Klä­gers, die Be­klag­te ha­be er­klärt, es stän­de ihm frei, zu je­der BMW-Werk­statt zu fah­ren. Ab­ge­se­hen da­von, dass der Klä­ger die­se Be­haup­tung nicht un­ter Be­weis ge­stellt hat, er­gibt sich aus dem Vor­trag ins­be­son­de­re kei­ne Zu­stim­mung der Be­klag­ten mit ei­ner Re­pa­ra­tur der vom Klä­ger be­haup­te­ten Män­gel auf ih­re Kos­ten.

Ei­ne Frist­set­zung ist auch nicht nach § 440 BGB ent­behr­lich, weil die Be­klag­te die Nach­er­fül­lung nicht nach § 439 III BGB ver­wei­gert hat; ei­ne Nach­er­fül­lung ist auch nicht fehl­ge­schla­gen. Schließ­lich ist ei­ne Nach­er­fül­lung für den Klä­ger nicht un­zu­mut­bar. Es lie­gen kei­ne Um­stän­de vor, aus de­nen sich die Un­zu­mut­bar­keit der Nach­er­fül­lung er­ge­ben könn­te. Die be­haup­te­ten Män­gel, für die jetzt Scha­dens­er­satz be­gehrt wird, hät­ten statt von der [BMW-Ver­trags­werk­statt] ge­nau­so gut von der Be­klag­ten be­ho­ben wer­den kön­nen. Dies wä­re dem Klä­ger auch zu­mut­bar ge­we­sen.

Der Klä­ger hat auch kei­nen An­spruch auf Rück­ge­währ des Kauf­prei­ses aus § 812 I 1 Fall 1 BGB. Der Kauf­ver­trag ist nicht we­gen ei­ner An­fech­tung nach §§ 123 I Fall 1, 142 I BGB nich­tig.

Ei­ne An­fecht­bar­keit des Kauf­ver­tra­ges nach § 123 I Fall 1 BGB liegt nicht vor. Nach § 123 I Fall 1 BGB kann ei­ne Wil­lens­er­klä­rung an­fech­ten, wer zur Ab­ga­be der Er­klä­rung durch arg­lis­ti­ge Täu­schung be­stimmt wor­den ist. Die­se Vor­aus­set­zun­gen lie­gen nicht vor. Der Klä­ger wur­de von den Mit­ar­bei­tern der Be­klag­ten nicht arg­lis­tig ge­täuscht. Dies gilt so­wohl im Hin­blick auf den be­haup­te­ten Un­fall des Fahr­zeugs als auch im Hin­blick auf die be­haup­te­te Ki­lo­me­ter­stand-Ma­ni­pu­la­ti­on.

Ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung im Hin­blick auf ei­nen vom Klä­ger be­haup­te­ten Un­fall liegt nicht vor. Der Klä­ger hat nicht dar­ge­legt, dass das Fahr­zeug in der Ver­gan­gen­heit mehr als nur ei­nen Blech­scha­den er­lit­ten hat.

Ei­ne Be­weis­auf­nah­me durch Ver­neh­mung der Zeu­gen … war nicht durch­zu­füh­ren. Ei­ne Ab­leh­nung des Be­wei­ses für ei­ne er­heb­li­che Tat­sa­che ist zu­läs­sig, wenn die­se so un­ge­nau be­zeich­net ist, dass ih­re Er­heb­lich­keit nicht be­ur­teilt wer­den kann, oder wenn sie ins Blaue hin­ein auf­ge­stellt wor­den ist (BGH, Beschl. v. 22.08.2012 – VII ZR 2/11, BeckRS 2012, 19272 Rn. 14). Die Be­haup­tung des Klä­gers, das Fahr­zeug ha­be in der Ver­gan­gen­heit ei­nen Un­fall er­lit­ten, der über ei­nen Ba­ga­tell­scha­den hin­aus­ge­gan­gen sei, und die Be­klag­te ha­be dies ge­wusst, war ins Blaue hin­ein auf­ge­stellt. Der Klä­ger hat nicht kon­kret zu dem be­haup­te­ten Un­fall vor­ge­tra­gen. Aus den vom Klä­ger zur Sub­stan­zi­ie­rung sei­ner Be­haup­tung vor­ge­leg­ten Un­ter­la­gen er­ge­ben sich kei­ner­lei An­halts­punk­te da­für, dass der Wa­gen ei­nen Un­fall er­lit­ten hat. Im Ge­gen­teil spre­chen die Un­ter­la­gen so­gar da­ge­gen. Der Klä­ger hat be­haup­tet, der Zeu­ge Z ha­be das Fahr­zeug ge­least ge­habt und in die­ser Zeit ei­nen Un­fall mit dem Wa­gen ge­habt, was BMW be­kannt ge­we­sen sei. Dem wi­der­spricht aber das vom Klä­ger gleich­zei­tig vor­ge­leg­te Rück­nah­me­pro­to­koll, aus­weis­lich des­sen das Fahr­zeug von der BMW Lea­sing GmbH als un­fall­frei zu­rück­ge­nom­men wur­de.

Der Um­stand, dass an dem Fahr­zeug mög­li­cher­wei­se Spach­tel- und La­ckier­ar­bei­ten vor­ge­nom­men wur­de, lässt nicht oh­ne Wei­te­res den Schluss zu, dass das Fahr­zeug ei­nen of­fen­ba­rungs­pflich­ti­gen Un­fall ge­habt hat. Bei ei­nem meh­re­re Jah­re al­ten Ge­braucht­wa­gen kann ein durch­schnitt­li­cher Käu­fer nicht er­war­ten, dass das Fahr­zeug noch die Ori­gi­nal­la­ckie­rung auf­weist. Denn es ist nicht un­ge­wöhn­lich, dass es im Lau­fe des mehr­jäh­ri­gen Ge­brauchs ei­nes Kraft­fahr­zeugs zu Lack­schä­den kommt, die durch ei­ne mehr oder we­ni­ger um­fang­rei­che Neu­la­ckie­rung be­sei­tigt wer­den (BGH, Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, BB 2009, 1943 Rn. 15). Auch aus dem wei­te­ren Vor­trag des Klä­gers er­gibt sich nicht, dass der Wa­gen ei­nen Un­fall ge­habt hat.

Ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung im Hin­blick auf die be­haup­te­te Ma­ni­pu­la­ti­on des Ki­lo­me­ter­stands liegt eben­falls nicht vor.

Bei der Täu­schung durch Ver­schwei­gen ei­nes of­fen­ba­rungs­pflich­ti­gen Man­gels han­delt arg­lis­tig, wer ei­nen Feh­ler min­des­tens für mög­lich hält und gleich­zei­tig weiß oder da­mit rech­net und bil­li­gend in Kauf nimmt, dass der Ver­trags­geg­ner den Feh­ler nicht kennt und bei Of­fen­ba­rung den Ver­trag nicht oder nicht mit den ver­ein­bar­ten In­halt ge­schlos­sen hät­te (vgl. BGH, Urt. v. 03.03.1995 – V ZR 43/94, NJW 1995, 1549 [1550] m. w. Nachw.). Die­se Vor­aus­set­zun­gen lie­gen nicht vor. Selbst wenn der Ki­lo­me­ter­zäh­ler des Fahr­zeugs ma­ni­pu­liert wor­den sein soll­te oder feh­ler­haft war, steht je­den­falls nicht fest, dass die Be­klag­te dies wuss­te oder für mög­lich ge­hal­ten hat. Zwar sind die in dem vom Klä­ger vor­ge­leg­te Schrei­ben der DE­KRA auf­ge­führ­ten Ki­lo­me­ter­stän­de nicht oh­ne Wei­te­res nach­voll­zieh­bar. Dar­aus er­gibt sich aber nicht, dass die Be­klag­te den Klä­ger in­so­weit arg­lis­tig ge­täuscht hät­te. Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob die bei der DE­KRA ar­chi­vier­ten Ki­lo­me­ter­stän­de über­haupt auf­grund ei­ner Ma­ni­pu­la­ti­on des Ki­lo­me­ter­stan­des zu­stan­de ge­kom­men sind. Mög­lich er­scheint auch ein Feh­ler bei der Ab­le­sung oder im Hin­blick dar­auf, dass die Ki­lo­me­ter­stän­de mehr­fach ma­ni­pu­liert wor­den sein müss­ten, ein Feh­ler des Ge­räts. Dar­auf kommt es letzt­lich nicht an, denn es steht je­den­falls nicht fest, dass die Be­klag­te von sich wi­der­spre­chen­den Lauf­leis­tungs­an­ga­ben wuss­te. Aus Sicht der Be­klag­ten la­gen kei­ner­lei An­halts­punk­te da­für vor, dass der Ki­lo­me­ter­stand des Fahr­zeugs ma­ni­pu­liert sein könn­te.

Die Be­klag­te war des­halb auch nicht ver­pflich­tet, in der „Fahr­zeug­his­to­rie“ die no­tier­ten Ki­lo­me­ter­stän­de auf Plau­si­bi­li­tät zu un­ter­su­chen oder sich bei der DE­KRA nach Ki­lo­me­ter­stän­den zu er­kun­di­gen. Den Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens trifft oh­ne das Vor­lie­gen be­son­de­rer An­halts­punk­te (et­wa für ei­nen Un­fall­scha­den) nicht die Pflicht zu Nach­for­schun­gen zu dem Fahr­zeug und da­mit auch nicht zu ei­ner Ab­fra­ge bei der zen­tra­len Da­ten­bank des Her­stel­lers be­tref­fend ei­ne dort et­wa vor­han­de­ne Re­pa­ra­tur­his­to­rie des Fahr­zeugs (BGH, Urt. v. 19.06.2013 – VI­II ZR 193/12, ju­ris Rn. 24 m. w. Nachw.). Glei­ches gilt für die dort no­tier­ten Ki­lo­me­ter­stän­de. Dass auch der in der münd­li­chen Ver­hand­lung ein­ge­reich­te An­kauf­ver­trag ei­nen hö­he­ren Ki­lo­me­ter­stand (40.247 km) an­gibt als der zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag (40.100 km), führt nicht zu ei­nem an­de­ren Er­geb­nis. Das Ge­richt hält es für aus­ge­schlos­sen, dass die Be­klag­te we­gen 147 km den Ki­lo­me­ter­stand des Fahr­zeugs selbst ma­ni­pu­liert hat. Es lie­gen auch kei­ne An­halts­punk­te da­für vor, dass sie die­se Dis­kre­panz über­haupt be­merkt hat. Ei­ne Ab­wei­chung von 147 km bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von über 40.000 ist nicht so auf­fäl­lig, dass zwin­gend da­von aus­zu­ge­hen ist, dass die Be­klag­te dies be­merkt hat.

Ei­ne An­fech­tungs­er­klä­rung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung im Hin­blick auf die in dem Kauf­ver­trag an­ge­ge­be­ne An­zahl der Vor­be­sit­zer liegt nicht vor.

Ein An­spruch auf Er­stat­tung des Kauf­prei­ses er­gibt sich auch nicht aus den §§ 433, 434, 437 Nr. 3, 323 BGB. Zwar mag die An­fech­tungs­er­klä­rung ge­mäß § 140 BGB in ei­ne Rück­tritts­er­klä­rung um­ge­deu­tet wer­den (vgl. OLG Schles­wig, Urt. v. 18.08.2005 – 5 U 11/05, ju­ris). Ein Rück­tritts­recht liegt aber nicht vor, weil ein zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­der Man­gel des Fahr­zeugs nicht vor­liegt. Dass es sich bei dem Wa­gen um ein Un­fall­fahr­zeug han­delt, hat der Klä­ger – wie oben dar­ge­legt – nicht dar­ge­legt.

Ein Man­gel er­gibt sich auch nicht im Hin­blick auf die An­ga­be des Ki­lo­me­ter­stands im Kauf­ver­trag, selbst wenn die tat­säch­li­che Lauf­leis­tung des Wa­gens hö­her ge­we­sen sein soll­te.

Ei­ne Ab­wei­chung von ei­ner ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 1 BGB) liegt nicht vor. Ins­be­son­de­re war ei­ne Lauf­leis­tung von 40.100 km kei­ne ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs. In dem Kauf­ver­trag war le­dig­lich der Stand des Ki­lo­me­ter­zäh­lers an­ge­ge­ben. Die In­for­ma­ti­on über den Ki­lo­me­ter­stand be­deu­te­te le­dig­lich ei­ne Wis­sens­mit­tei­lung, auf die Ge­währ­leis­tungs­rech­te nicht ge­stützt wer­den kön­nen (OLG Hamm, Urt. v. 11.12.2012 – 28 U 80/12, BeckRS 2013, 05759). Zwar darf der Käu­fer bei der Ki­lo­me­ter­an­ga­be in der Re­gel da­von aus­ge­hen, dass sie sich nicht auf den Ta­cho­me­ter­stand, son­dern auf die Lauf­leis­tung be­zieht. Et­was an­de­res gilt aber dann, wenn durch Ein­schrän­kun­gen oder durch ei­nen deut­li­chen Hin­weis für den Käu­fer er­kenn­bar wird, dass sich die Ki­lo­me­ter­an­ga­be nicht auf die Lauf­leis­tung be­zie­hen soll (OLG Köln, Beschl. v. 09.09.2014 – 5 U 44/14, ju­ris Rn. 4). So liegt der Fall hier. Die An­ga­ben im Kauf­ver­trag be­zie­hen sich ein­deu­tig nur auf den Stand des Ki­lo­me­ter­zäh­lers.

Ein Rück­tritts­grund er­gibt sich zu­dem nicht aus der im Kauf­ver­trag an­ge­ge­be­nen An­zahl der Vor­be­sit­zer.

Zwar liegt in­so­weit ei­ne fal­sche An­ga­be im Kauf­ver­trag vor. Im Kauf­ver­trag wur­de die An­zahl der Vor­be­sit­zer laut Kfz-Brief mit zwei an­ge­ge­ben, wäh­rend tat­säch­lich drei Vor­be­sit­zer in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung ein­ge­tra­gen sind. Die fal­sche An­ga­be der An­zahl der Vor­be­sit­zer stellt grund­sätz­lich ei­nen Sach­man­gel dar (OLG Naum­burg, Urt. v. 14.08.2012 – 1 U 35/12, NJW-RR 2013, 568). Vor­lie­gend ist al­ler­dings zu be­rück­sich­tig­ten, dass der Kauf­ver­trag kei­ne An­ga­ben zu der An­zahl der Vor­hal­ter ge­macht hat, son­dern nur die An­zahl der Vor­hal­ter im Kfz-Brief be­nennt. Die An­zahl der ein­ge­tra­ge­nen Vor­hal­ter kann aber von den fak­ti­schen Vor­hal­tern ab­wei­chen, et­wa durch Ta­ges­zu­las­sun­gen oder Hal­ter­wech­sel im Fa­mi­li­en­kreis. Als Vor­hal­ter sind nur die Her­ren X und Y be­kannt. Wer drit­ter Vor­hal­ter war, ist nicht be­kannt, es mag et­wa die BMW Lea­sing GmbH ge­we­sen sein.

Ein Rück­tritt vom Ver­trag ist je­den­falls nach § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen, weil der Man­gel un­er­heb­lich ist. Nach § 323 V 2 BGB kann der Gläu­bi­ger, wenn der Schuld­ner die Leis­tung nicht ver­trags­ge­mäß be­wirkt hat, vom Ver­trag nicht zu­rück­tre­ten, wenn die Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich ist. Bei ei­nem sie­ben­ein­halb Jah­re al­ten Pkw stellt es nur ei­nen un­er­heb­li­chen Man­gel dar, wenn statt zwei drei Vor­be­sit­zer in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung ein­ge­tra­gen sind. Hat ein Fahr­zeug nur ei­nen Vor­hal­ter, so stellt dies re­gel­mä­ßig ei­ne Ei­gen­schaft dar, die für ei­nen Käu­fer kauf­ent­schei­dend sein mag. Die Fra­ge, ob zwei oder drei Hal­ter in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung ein­ge­tra­gen sind, ist dem­ge­gen­über nicht von so ent­schei­den­der Be­deu­tung …

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