1. Mit „Blech­scha­den“ wird um­gangs­sprach­lich und da­mit nach dem maß­geb­li­chen Emp­fän­ger­ho­ri­zont ei­nes Ge­braucht­wa­gen­käu­fers ein Scha­den be­zeich­net, der be­zo­gen auf das Ge­samt­fahr­zeug an der Ober­flä­che bleibt und von dem grund­le­gen­de Fahr­zeug­struk­tu­ren we­der beim Ein­tritt des Scha­dens noch bei sei­ner Be­sei­ti­gung be­trof­fen wer­den.
  2. Sind in ei­nem Kauf­ver­trag zu­gleich ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che und ein pau­scha­ler Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ver­ein­bart, sind die­se Ver­ein­ba­run­gen re­gel­mä­ßig so zu ver­ste­hen, dass der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht für das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 1 BGB), son­dern nur für Män­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB gel­ten soll.

OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 30.10.2014 – I-3 U 10/13

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von dem Be­klag­ten am 04.04.2009 ei­nen ge­brauch­ten Pkw. Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag, der ei­nen Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung des Be­klag­ten ent­hielt, hies es un­ter an­de­rem: „Son­der­ver­ein­ba­rung: Re­pa­rier­ter Blech­scha­den rechts“.

Mit Schrei­ben vom 22.06.2009 er­klär­te der Klä­ger ge­gen­über dem Be­klag­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag mit der Be­haup­tung, das Fahr­zeug wei­se we­der ei­nen blo­ßen Blech­scha­den auf, noch sei der tat­säch­li­che – über ei­nen Blech­scha­den hin­aus­ge­hen­de – Scha­den ord­nungs­ge­mäß re­pa­riert wor­den.

Das Land­ge­richt hat der im We­sent­li­chen auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­rich­te­ten Kla­ge statt­ge­ge­ben. Die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: A. …  Nach dem bei­der­sei­ti­gen Par­tei­vor­brin­gen in Ver­bin­dung mit dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me ist der Klä­ger zu Recht vom Kauf­ver­trag mit dem Be­klag­ten zu­rück­ge­tre­ten.

1. Un­strei­tig ist der Klä­ger mit Schrei­ben vom 22.06.2009 von dem mit dem Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag über ei­nen ge­brauch­ten Pkw Opel Cor­sa vom 04.04.2009 zu­rück­ge­tre­ten. Da­zu war er ge­mäß §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 323, 440 BGB be­rech­tigt.

a) Dem steht der ver­trag­li­che Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung nicht ent­ge­gen.

Zwar ist die­ser nach §§ 474 I 1, 475 I BGB grund­sätz­lich wirk­sam, da ein Kauf­ver­trag zwi­schen Ver­brau­chern vor­liegt; da­für, dass in der Per­son des Be­klag­ten die Vor­aus­set­zun­gen des § 14 I BGB ge­ge­ben sein könn­ten, ist nichts er­sicht­lich. Je­doch kann sich nach § 444 Fall 2 BGB ein Ver­käu­fer auf ei­nen Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung nicht be­ru­fen, so­weit er ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit der Sa­che über­nom­men hat. Dar­über hin­aus sind, falls in ei­nem Kauf­ver­trag zu­gleich ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che und ein pau­scha­ler Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ver­ein­bart sind, die­se ver­trag­li­chen Re­ge­lun­gen im We­ge ei­ner nach bei­den Sei­ten in­ter­es­sen­ge­rech­ten Aus­le­gung da­hin zu ver­ste­hen, dass der Haf­tungs­aus­schluss nicht für das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 1 BGB), son­dern nur für Män­gel ge­mäß § 434 I 2 BGB gel­ten soll (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II  ZR 92/06, BGHZ 170, 86; OLG Mün­chen, Urt. v. 13.03.2013 – 7 U 3602/11).

Nach die­sen Grund­sät­zen kann auf sich be­ru­hen, ob hier in der ver­trag­li­chen Re­ge­lung, der Ver­käu­fer si­che­re zu, dass das Fahr­zeug in der Zeit, in der es sein Ei­gen­tum ge­we­sen sei, le­dig­lich die im Ver­trag zu­vor ge­nann­ten Be­schä­di­gun­gen/Un­fall­schä­den und kei­ne sons­ti­gen Be­schä­di­gun­gen er­lit­ten ha­be – wie grund­sätz­lich im Fal­le der Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft der Sa­che nach frü­he­rem Recht (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II  ZR 92/06, BGHZ 170, 86) –, ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie zu er­bli­cken ist. Je­den­falls stellt die ver­trag­li­che Ab­re­de „Son­der­ver­ein­ba­rung: Re­pa­rier­ter Blech­scha­den rechts“ ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB dar. Denn sie be­schreibt ei­ne Ei­gen­schaft der Kauf­sa­che und kon­kre­ti­siert die Pflich­ten des Ver­käu­fers in ei­ner ge­nau be­stimm­ten Hin­sicht auf ei­ne Soll­be­schaf­fen­heit. Zu­dem ist je­ne Ab­re­de im Ver­trag aus­drück­lich als (Son­der-)Ver­ein­ba­rung be­zeich­net. Die­se Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung bleibt vom Haf­tungs­aus­schluss un­be­rührt.

b) Das ver­kauf­te Fahr­zeug war nicht frei von Sach­män­geln, weil sei­ne tat­säch­li­che Be­schaf­fen­heit der ver­ein­bar­ten Soll­be­schaf­fen­heit nicht ent­sprach (§ 434 I 1 BGB).

Zwar mag es sein, dass der Be­griff „Blech­scha­den“ dann und in­so­weit nicht ein­deu­tig ist, wenn man al­lein das an­ge­ge­be­ne Ma­te­ri­al in den Blick nimmt; so hat auch der Sach­ver­stän­di­ge im Se­nats­ter­min auf Be­fra­gen er­klärt, im Grun­de sei an ei­nem Fahr­zeug „al­les aus Blech“. Das än­dert je­doch nichts dar­an, dass mit „Blech­scha­den“ um­gangs­sprach­lich und da­mit nach dem hier maß­geb­li­chen Emp­fän­ger­ho­ri­zont Schä­den be­zeich­net wer­den, die, be­zo­gen auf das Ge­samt­fahr­zeug, so­zu­sa­gen an der Ober­flä­che blei­ben und ei­ne Be­trof­fen­heit grund­le­gen­der Fahr­zeug­struk­tu­ren we­der beim Scha­den­s­ein­tritt noch im Zu­ge des­sen Be­he­bung be­wir­ken. Der wei­te­re Hin­weis in der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, der Scha­den sei re­pa­riert, kann nur da­hin ver­stan­den wer­den, es ha­be ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Re­pa­ra­tur statt­ge­fun­den; denn hät­te der Be­klag­te als Ver­käu­fer et­wai­ge An­sprü­che des Klä­gers als Käu­fer we­gen ei­ner nur be­helfs­mä­ßi­gen oder un­fach­män­ni­schen Scha­dens­be­he­bung aus­schlie­ßen wol­len, hät­te er, um den ge­wünsch­ten Er­folg zu er­rei­chen, dar­auf ge­drun­gen, ent­spre­chen­de For­mu­lie­run­gen zu ver­wen­den.

Die Be­weis­auf­nah­me hat zur Über­zeu­gung des Se­nats er­ge­ben, dass das Fahr­zeug we­der mit ei­nem blo­ßen Blech­scha­den im zu­vor ent­wi­ckel­ten Sin­ne be­haf­tet war, noch der tat­säch­lich ein­ge­tre­te­ne Scha­den ord­nungs­ge­mäß re­pa­riert wur­de.

Be­reits in sei­nem Haupt­gut­ach­ten vom 30.06.2011 hat der ge­richt­lich be­stell­te Sach­ver­stän­di­ge aus­ge­führt: Vom Be­klag­ten selbst sei­en acht Licht­bil­der zur Ak­te ge­reicht wor­den, die den ver­kauf­ten Pkw in ei­nem teil­re­pa­rier­ten und im re­pa­rier­ten Zu­stand zeig­ten, wo­bei für die Be­gut­ach­tung zwei Fo­tos von be­son­de­rem Wert sei­en. Die­se wie­sen ei­nen teil­re­pa­rier­ten Scha­den an der rech­ten Fahr­zeug­sei­te aus. Die dort er­kenn­ba­ren In­stand­set­zungs­spu­ren zeug­ten von ei­ner er­heb­li­chen Ein­dring­tie­fe durch das in Re­de ste­hen­de Scha­dens­er­eig­nis. Bei sei­ner, des Sach­ver­stän­di­gen, Be­sich­ti­gung des Pkw hät­ten sich star­ke Rest­ver­for­mungs­spu­ren im in­nen­lie­gen­den Ka­ros­se­rieblech­be­reich ge­zeigt, das Rad­haus sei hier fal­tig ver­wor­fen und ein­ge­beult ge­we­sen. Die an der Sei­ten­wand rechts durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten sei­en als nicht fach­ge­recht zu be­zeich­nen.

In der münd­li­chen Er­läu­te­rung sei­ner schrift­li­chen gut­ach­ter­li­chen Äu­ße­run­gen im Se­nats­ter­min vom 28.08.2014 hat der Sach­ver­stän­di­ge so­dann sei­ne Fest­stel­lun­gen wie folgt prä­zi­siert und er­gänzt: Bei dem Fahr­zeug sei die hin­te­re rech­te Sei­ten­wand im Be­reich un­ter­halb der Zier­leis­te zwi­schen dem Tür­ein­stieg und dem hin­te­ren Rad­lauf ein­ge­drückt und mas­siv ver­formt ge­we­sen; dies sei aus den An­sät­zen des Rück­ver­for­mungs­werk­zeugs, die sich über den ge­sam­ten Sei­ten­wand­be­reich zwi­schen Tür­ein­stieg und Rad­lauf er­streck­ten, er­kenn­bar. Hier­bei han­de­le es sich auf kei­nen Fall um ei­nen Ba­ga­tell­scha­den. Bei ei­nem der­ar­ti­gen Scha­den sei die Rück­ver­for­mung gar kein fach­ge­rech­ter Re­pa­ra­tur­an­satz mehr, viel­mehr wä­re bei ei­ner fach­ge­rech­ten Re­pa­ra­tur die Sei­ten­wand in die­sem Be­reich zu er­neu­ern ge­we­sen. Da es sich bei der Sei­ten­wand um ein im Fahr­zeug­ver­bund ste­hen­des, ein­ge­schweiß­tes Ka­ros­se­rie­teil han­de­le, kom­me es bei des­sen Er­neue­rung zu ei­nem er­heb­li­chen Ein­griff in die Ka­ros­se­rie­struk­tur. Eben weil der ent­stan­de­ne Scha­den nur durch ei­nen Ein­griff in den Ka­ros­se­rie­ver­bund hät­te be­ho­ben wer­den kön­nen, müs­se er als er­heb­lich be­zeich­net wer­den. Da­bei reich­ten al­lein die von ihm, dem Sach­ver­stän­di­gen, fest­ge­stell­ten Ge­ge­ben­hei­ten – ein­schließ­lich al­ler Re­pa­ra­tur­spu­ren – im Be­reich des rech­ten hin­te­ren Sei­ten­teils und des Be­reichs der Bei­fah­rer­tü­re aus, um die Fest­stel­lung tref­fen zu kön­nen, dass der Pkw ei­nen er­heb­li­chen, schwer­wie­gen­den Scha­den in die­sem Be­reich er­lit­ten ha­ben müs­se.

Dann aber steht fest, dass das ver­kauf­te Fahr­zeug zum ei­nen in ein Scha­dens­er­eig­nis ver­wi­ckelt ge­we­sen war, das ei­nen über den in der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung an­ge­spro­che­nen deut­lich hin­aus­ge­hen­den Scha­den von hö­he­rer In­ten­si­tät be­wirkt hat­te, und zum an­de­ren nicht ord­nungs­ge­mäß re­pa­riert war. Denn die­je­ni­gen Fo­to­gra­fi­en, die vom Sach­ver­stän­di­gen als maß­geb­lich er­ach­tet wor­den sind, wa­ren vom Be­klag­ten selbst mit Schrift­satz vom 09.04.2010 zur Ge­richts­ak­te ge­reicht wor­den, nach­dem er sie be­reits in der Sit­zung des Land­ge­richts vom 25.02.2010 über­reicht hat­te, dies mit dem Be­mer­ken: Er ha­be den Wa­gen, nach­dem er ihn er­wor­ben ha­be, selbst re­pa­riert. Bei der Re­pa­ra­tur ha­be er selbst das Blech aus­ge­beult, den Rest ha­be ei­ne La­ckie­re­rei ge­macht, dort sei der Wa­gen aus­ge­spach­telt und la­ckiert wor­den. Bei dem Ver­kaufs­ge­spräch mit dem Klä­ger ha­be er ihm Bil­der von dem ur­sprüng­li­chen Blech­scha­den vor der Re­pa­ra­tur an sei­ner, des Be­klag­ten, Di­gi­tal­ka­me­ra ge­zeigt. Das sei­en die glei­chen Bil­der ge­we­sen, die er jetzt zur Ge­richts­ak­te rei­che.

Der Über­zeu­gungs­wert der vor­ste­hend wie­der­ge­ge­be­nen, in sich wi­der­spruchs­frei­en Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen wird durch den üb­ri­gen Pro­zess­stoff nicht in Zwei­fel ge­zo­gen.

Der Zeu­ge I hat an­ge­ge­ben, in den Re­pa­ra­tur­vor­gang nicht ein­ge­schal­tet ge­we­sen zu sein, und zu dem Zu­stand des Fahr­zeugs vor Re­pa­ra­tur le­dig­lich er­klärt, das Sei­ten­teil sei be­schä­digt ge­we­sen. Die Zeu­gen O und D wa­ren nach ih­ren An­ga­ben mit dem Pkw erst in der Zeit nach der Rück­ver­for­mung des Sei­ten­teils zum Zwe­cke der Neu­la­ckie­rung be­fasst.

Die vom Be­klag­ten in sei­nen Schrift­sät­zen vom 19.09.2011 und 02.07.2012 an­ge­führ­ten Fra­gen be­fas­sen sich mit den nach den Er­läu­te­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen im Se­nats­ter­min ent­schei­den­den gut­ach­ter­li­chen Fest­stel­lun­gen be­reits dem The­ma nach nur in ge­rin­gem Um­fang – je­weils Fra­gen Nr. 2, 7 und 9 – und be­tref­fen in die­sem Rah­men le­dig­lich De­tail­fra­gen, die im Er­geb­nis un­er­heb­lich sind …

Al­le wei­te­ren Fra­gen des Be­klag­ten be­tref­fen gut­ach­ter­li­che Fest­stel­lun­gen zu ei­nem Scha­den an der Hin­ter­ach­se und zur Aus­lö­sung des Sei­ten­air­bags rechts. Hier­auf kommt es nach den über­zeu­gen­den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen im Se­nats­ter­min je­doch nicht mehr an, um das Scha­dens­bild im Be­reich des rech­ten hin­te­ren Sei­ten­teils als Sach­man­gel ein­ord­nen zu kön­nen. Aus die­sem Grund ist auch dem vom Be­klag­ten im Se­nats­ter­min ge­gen En­de zu Pro­to­koll er­klär­ten wei­te­ren Be­weis­an­ge­bot nicht nach­zu­ge­hen. Denn soll­te der Be­klag­te sei­ner­seits ein Fahr­zeug er­wor­ben und re­pa­riert ha­ben, das – auch – ei­nen Scha­den an der Hin­ter­ach­se hat­te und in ei­nen Un­fall ver­wi­ckelt ge­we­sen war, bei dem je­den­falls ein Air­bag aus­ge­löst wur­de, wür­den die­se Um­stän­de die Ab­wei­chung der tat­säch­li­chen von der Soll­be­schaf­fen­heit nur noch ver­grö­ßern. Soll­te es hin­ge­gen tat­säch­lich so ge­we­sen sein, dass Achs­scha­den und Aus­lö­sung des Air­bags durch ein Un­fall­er­eig­nis nach Ver­äu­ße­rung des Pkw an den Klä­ger (und vor Er­klä­rung des Rück­tritts) ver­ur­sacht wur­den, än­der­te dies an der Be­rech­ti­gung des Klä­gers zum Rück­tritt nichts (vgl. § 346 II 1 Nr. 3 Fall 1 BGB).

c) Der Sach­man­gel lag zur Zeit des Ge­fahr­über­gangs, näm­lich bei der Über­ga­be der ver­kauf­ten Sa­che (§ 446 BGB), vor.

Zwar fin­det in die­ser Hin­sicht die ge­setz­li­che Ver­mu­tung nach § 476 BGB ge­mäß § 474 I 1 BGB kei­ne An­wen­dung. Je­doch steht das Vor­lie­gen des Sach­man­gels be­reits zu dem be­sag­ten Zeit­punkt zur Über­zeu­gung des Se­nats fest.

Die­se Über­zeu­gung wird im We­sent­li­chen be­reits durch die vor­ste­hend un­ter b) dar­ge­stell­te, be­weis­kräf­ti­ge Be­grün­dung des Sach­ver­stän­di­gen für das Vor­lie­gen des Sach­man­gels ver­mit­telt. Er­gän­zend tritt hin­zu, dass nach den Aus­sa­gen der Zeu­gin­nen A und N das Fahr­zeug nach dem hier in Re­de ste­hen­den Ver­kauf bis zu sei­ner Still­le­gung in kein Un­fall­er­eig­nis ver­wi­ckelt ge­we­sen ist.

Letzt­lich spricht aber auch der Er­werb des Pkw durch den Be­klag­ten von dem Zeu­gen Z da­für, dass er schon zu die­ser Zeit mit ei­nem gra­vie­ren­den Scha­den be­haf­tet war. Der Zeu­ge Z ver­äu­ßer­te das Fahr­zeug als „Un­fall­wa­gen“ an den Be­klag­ten für 5.600 €. Bei sei­ner Ein­ver­nah­me hat der Zeu­ge an­ge­ge­ben, der Pkw sei ei­gent­lich fahr­be­reit ge­we­sen und je­den­falls kein To­tal­scha­den, ein Sei­ten­teil hin­ten rechts sei be­schä­digt ge­we­sen; er schät­ze, dass der Wie­der­be­schaf­fungs­wert für die­ses Fahr­zeug oh­ne Un­fall bei 10.000 € bis 11.000 €, mög­li­cher­wei­se auch 9.000 €, ge­le­gen ha­be; der da­nach mit rund 4.000 € bis 5.000 € zu be­mes­sen­de Un­fall­scha­den sei für ihn ein klei­ner Scha­den. Be­läuft sich in­des der Ver­kehrs­wert ei­nes Fahr­zeugs in un­fall­frei­em Zu­stand auf das mehr als Ein­ein­halb­fa­che, mög­li­cher­wei­se auf das knapp Dop­pel­te des tat­säch­lich ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses, lässt sich die letzt­ge­nann­te Wer­tung des Zeu­gen nur vor dem Hin­ter­grund er­klä­ren, dass er ge­wohnt war, mit er­heb­lich be­schä­dig­ten Pkw zu han­deln. Dem ent­spricht es im Üb­ri­gen, dass der Zeu­ge wei­ter aus­ge­führt hat, in sei­nem Ge­schäft wür­den die Fahr­zeu­ge grund­sätz­lich nicht un­ter­sucht, wenn der Kun­de das wün­sche, kön­ne er sich das Fahr­zeug ge­nau­er an­se­hen und selbst ent­schei­den, ob es fahr­tüch­tig sei oder nicht. Der Zeu­ge hat so­gar her­vor­ge­ho­ben, an den hier in Re­de ste­hen­den Pkw kön­ne er sich des­halb noch so gut er­in­nern, weil heu­te der­ar­ti­ge Fahr­zeu­ge nur noch über die Rest­wert­bör­se ver­kauft wür­den. Un­ter Be­rück­sich­ti­gung die­ser An­ga­ben sind die wei­te­ren – spä­te­ren – Er­klä­run­gen des Zeu­gen, es ha­be sich nur um ei­nen Blech­scha­den ge­han­delt, im Grun­de sei le­dig­lich das Ab­schluss­blech hin­ten be­schä­digt ge­we­sen, ob­jek­tiv nicht nach­voll­zieh­bar.

Schließ­lich kann nicht un­be­rück­sich­tigt blei­ben, dass der Be­klag­te selbst den von ihm durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tur­maß­nah­men er­kenn­bar ei­nen er­heb­li­chen Wert bei­maß. Denn er ver­äu­ßer­te das von ihm Mit­te De­zem­ber 2008 für 5.600 € er­wor­be­ne Fahr­zeug an den Klä­ger An­fang April 2009 für 8.000 €, mit­hin für ca. 143 % sei­nes Ein­stands­prei­ses.

d) Das Rück­tritts­recht des Klä­gers ist nicht nach § 442 I BGB aus­ge­schlos­sen.

Ein tat­säch­li­cher An­halts­punkt für ei­ne Kennt­nis oder ei­ne grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis des Klä­gers vom Man­gel könn­te al­len­falls dar­in lie­gen, dass der Be­klag­te ihm vor Ver­trags­schluss Bil­der des ur­sprüng­li­chen Scha­dens­bil­des vor der Re­pa­ra­tur durch ihn – den Be­klag­ten – an sei­ner Di­gi­tal­ka­me­ra ge­zeigt hat­te. Ei­nen ent­spre­chen­den Vor­gang hat der Be­klag­te bei sei­ner An­hö­rung vor dem Land­ge­richt be­haup­tet. Dies ist je­doch dort vom Klä­ger so­wie in ei­nem spä­te­ren Ter­min vor dem Land­ge­richt von der Zeu­gin A  de­zi­diert in Ab­re­de ge­stellt wor­den. Der Se­nat hat kei­nen An­lass, dem Be­klag­ten in­so­weit mehr zu glau­ben als dem Klä­ger und der Zeu­gin.

e) Die wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen des Rück­tritts lie­gen oh­ne Wei­te­res vor. Der Klä­ger muss­te dem Be­klag­ten vor Er­klä­rung des Rück­tritts kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung set­zen, weil der Man­gel un­be­heb­bar war. Die Er­heb­lich­keit des Man­gels i. S. des § 323 V 2 BGB be­darf kei­ner nä­he­ren Be­grün­dung.

2. In­fol­ge des be­rech­tig­ten Rück­tritts ha­ben die Ver­trags­par­tei­en ein­an­der die emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen zu­rück­zu­ge­wäh­ren und die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen her­aus­zu­ge­ben (§ 346 I BGB), ge­ge­be­nen­falls für letz­te­re Wert­er­satz zu leis­ten (§ 346 II 1 Nr. 1 BGB). Dem­entspre­chend muss der Be­klag­te dem Klä­ger den Kauf­preis zu­rück­ge­wäh­ren, der Klä­ger hat dem Be­klag­ten das Fahr­zeug zu­rück­zu­ge­ben und für die von ihm durch den Ge­brauch des Wa­gens ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen Wert­er­satz zu leis­ten. Die ge­gen­sei­ti­gen Ver­pflich­tun­gen sind Zug um Zug zu er­fül­len (§§ 348, 320 BGB).

Die Be­rech­nung des Nut­zungs­er­sat­zes durch das Land­ge­richt gibt zu Be­an­stan­dun­gen kei­nen An­lass und wird von kei­ner der Par­tei­en an­ge­grif­fen. Ins­be­son­de­re legt der Klä­ger nicht dar, dass man­gel­be­ding­te Ab­schlä­ge zu ma­chen sei­en; die Not­wen­dig­keit sol­cher Re­du­zie­run­gen er­gibt sich für die Zeit der tat­säch­li­chen Nut­zung des Fahr­zeugs, mit­hin bis zu des­sen Still­le­gung, auch nicht aus dem Pro­zess­stoff im Üb­ri­gen.

Sns­ti­ge ihm zu­ste­hen­de Wert­er­satz­an­sprü­che macht der Be­klag­te nicht gel­tend und trägt hier­zu dem­entspre­chend nichts vor.

3. Die aus­ge­ur­teil­ten Zin­sen auf den Kauf­preis kann der Klä­ger vom Be­klag­ten aus dem Ge­sichts­punkt des Ver­zugs ge­mäß §§ 286 I, 288 I BGB ver­lan­gen. Das Vor­brin­gen des Klä­gers zum In­halt sei­nes Rück­tritts­schrei­bens vom 22.06.2009 in der Kla­ge­schrift ist un­be­strit­ten ge­blie­ben. Dass dem Be­klag­ten das Leis­tungs­ver­wei­ge­rungs­recht des § 320 BGB zu­steht, ist für den Ein­tritt des Ver­zugs je­den­falls des­halb oh­ne Be­lang, weil der Klä­ger im Rück­tritts- und Auf­for­de­rungs­schrei­ben die Ge­gen­leis­tung der Rück­ga­be des Fahr­zeugs aus­drück­lich an­ge­bo­ten hat.

4. Hin­sicht­lich der Rück­ge­währ des Fahr­zeugs ist der Be­klag­te auf­grund des klä­ge­ri­schen Schrei­bens vom 22.06.2009 und sei­nes Ant­wort­schrei­bens vom 29.06.2009 so­wie des Schei­terns der Ver­hand­lun­gen über die Rück­ab­wick­lung zu­min­dest seit dem 02.07.2009 ge­mäß §§ 293, 295 Satz 1 Fall 2 BGB in An­nah­me­ver­zug ge­ra­ten.

B. … Der Ge­büh­ren­streit­wert für das Be­ru­fungs­ver­fah­ren wird auf 7.789,71 € fest­ge­setzt. Ei­nen An­trag auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs bei der Rück­ab­wick­lung ei­nes Au­to­kaufs hin­sicht­lich der Über­ga­be des Fahr­zeugs be­wer­tet der Se­nat in stän­di­ger Recht­spre­chung re­gel­mä­ßig mit 3 % des ver­ein­bar­ten Brut­to­kauf­prei­ses, und Be­son­der­hei­ten sind hier we­der vor­ge­tra­gen, noch er­sicht­lich.

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