1. Dass der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens still­schwei­gend oder kon­klu­dent ei­ne Ga­ran­tie über­nimmt, darf nur in Aus­nah­me­fäl­len an­ge­nom­men wer­den. Er­for­der­lich da­für ist, dass be­son­de­re Um­stän­de vor­lie­gen, die beim Käu­fer die be­rech­tig­te Er­war­tung we­cken, der Ver­käu­fer wol­le für ei­ne be­stimm­te Ei­gen­schaft ein­ste­hen. Das kann et­wa der Fall sein, wenn der Ver­käu­fer auf Nach­fra­ge er­klärt, die Ge­samt­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs stim­me mit dem Stand des Ki­lo­me­ter­zäh­lers („Ta­chostand“) über­ein, oder wenn der Ver­käu­fer sich als Erst­be­sit­zer be­zeich­net. Denn macht ein Ver­käu­fer, der sein Fahr­zeug vom „Ta­chostand null“ an kennt, An­ga­ben zur Lauf­leis­tung, darf der Käu­fer dar­auf in al­ler Re­gel ver­trau­en.
  2. Ob die An­ga­be der Lauf­leis­tung ei­ne Be­schaf­fen­heits­an­ga­be (§ 434 I 1 BGB) oder ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie (§ 444 Fall 2 BGB) ist, muss un­ter Be­rück­sich­ti­gung der beim Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Ge­braucht­wa­gen ty­pi­scher­wei­se ge­ge­be­nen In­ter­es­sen­la­ge ent­schie­den wer­den. Hier­bei kommt es auf die Stel­lung des Ver­käu­fers an. Ist er Ge­braucht­wa­gen­händ­ler, kann in ei­ner oh­ne Ein­schrän­kun­gen oder Zu­sät­ze an­ge­ge­be­nen Lauf­leis­tung die Über­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie lie­gen. Ist der Ver­käu­fer da­ge­gen ei­ne Pri­vat­per­son, darf der Käu­fer al­lein aus der An­ga­be der Lauf­leis­tung nicht schlie­ßen, der Ver­käu­fer wol­le für die Rich­tig­keit die­ser An­ga­be un­ter al­len Um­stän­den ein­ste­hen.
  3. Ob und mit wel­chem In­halt die An­ga­ben ei­nes Kfz-Ver­käu­fers in ei­nem In­ter­net­in­se­rat zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) füh­ren, ist un­ter um­fas­sen­der Wür­di­gung der ab­ge­ge­be­nen Wil­lens­er­klä­run­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls zu be­ur­tei­len.

LG Kiel, Ur­teil vom 13.08.2014 – 9 O 262/13

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt von dem Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trags.

Der Be­klag­te bot ab dem 20.10.2013 ei­nen et­wa zehn Jah­re al­ten Pkw Mer­ce­des-Benz E 270 CDI auf der In­ter­net­platt­form eBay zum Kauf an. In dem An­ge­bot war un­ter an­de­rem an­ge­ge­ben: „Ki­lo­me­ter­stand: 152.000 km“; au­ßer­dem hieß es: „An der hin­te­ren Stoß­stan­ge sind ein paar Krat­zer (nichts schlim­mes)“. Schließ­lich fand sich der Hin­weis: „Das Au­to wird oh­ne Ga­ran­tie und Ge­währ­leis­tung ver­kauft“.

Der Klä­ger rief den Be­klag­ten un­ter der in dem eBay-An­ge­bot an­ge­ge­be­nen Te­le­fon­num­mer an und ver­ein­bar­te mit ihm, das Fahr­zeug für 6.000 € un­ter der Be­din­gung zu kau­fen, dass der Be­klag­te die eBay-Auk­ti­on ab­bre­che, so­bald er vom Klä­ger ei­ne An­zah­lung von 500 € er­hal­te.

Nach­dem er die­sen Be­trag ge­zahlt hat­te, be­gab sich der Klä­ger am 26.10.2013 zu dem Be­klag­ten. Bei der ge­mein­sa­men Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs ent­deck­te er am hin­te­ren Bat­te­rie­kas­ten ei­ne Be­schä­di­gung, an­ge­sichts de­rer die Par­tei­en den Kauf­preis auf 5.850 € re­du­zier­ten. Der ent­spre­chen­de Kauf­ver­trag wur­de schrift­lich fi­xiert.

Der Be­klag­te er­klär­te dem Klä­ger bei der Be­sich­ti­gung, dass das Fahr­zeug drei Vor­be­sit­zer ge­habt und er es selbst erst vor vier Wo­chen er­wor­ben ha­be. Er über­gab dem Klä­ger ei­nen TÜV-Be­richt vom 17.06.2011, wo­nach das Fahr­zeug ei­nen Ki­lo­me­ter­stand von 135.387 auf­wies, und ei­nen wei­te­ren Be­richt vom 01.06.2013, laut dem es ei­ne Lauf­leis­tung von 147.920 km hat­te. Der Wa­gen wur­de dem Klä­ger mit Fahr­zeug­schein, je­doch oh­ne Ser­vice­heft und Be­die­nungs­an­lei­tung über­ge­ben.

Der Klä­ger fuhr mit dem Fahr­zeug an sei­nen Hei­mat­ort zu­rück und stell­te es bei der ört­li­chen Mer­ce­des-Benz-Nie­der­las­sung vor. Dort teil­te man ihm mit, dass der Wa­gen bei ei­ner In­spek­ti­on am 17.07.2008 be­reits ei­ne Lauf­leis­tung von 234.000 km auf­ge­wie­sen ha­be.

Der Klä­ger er­klär­te dar­auf­hin mit an­walt­li­chen Schrei­ben vom 31.10.2013 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Dem trat der Be­klag­te mit Schrei­ben vom 08.11.2013 un­ter Hin­weis auf die Re­du­zie­rung des Kaud­prei­ses we­gen des Heck­scha­dens und das Feh­len ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ent­ge­gen.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Klä­ger hat ge­gen den Be­klag­ten kei­nen An­spruch aus §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 326 V, 323 BGB i. V. mit §§ 346 I, 348 BGB auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges. Nach die­sen Vor­schrif­ten kann der­je­ni­ge, der im Rah­men ei­nes Kauf­ver­trags ei­ne man­gel­haf­te Wa­re er­hält, vom Ver­trag zu­rück­tre­ten und ge­gen Rück­ga­be des Kauf­ge­gen­stan­des sei­nen Kauf­preis zu­rück­er­hal­ten. Die Vor­aus­set­zun­gen sind nicht er­füllt.

Die Par­tei­en ha­ben ei­nen Kauf­ver­trag über ei­nen Mer­ce­des-Benz E 270 CDI ge­schlos­sen. Die­ser Kauf­ver­trag ist te­le­fo­nisch ge­schlos­sen wor­den, als der Klä­ger sich un­ter der im ebay-An­ge­bot an­ge­ge­be­nen Te­le­fon­num­mer un­ter Be­zug­nah­me auf die­ses An­ge­bot an den Be­klag­ten wand­te und man sich auf ei­nen Kauf­preis von 6.000 € ei­nig­te. Der Kauf­ver­trag ist so­dann hin­sicht­lich des Kauf­prei­ses am 26.10.2013 ein­ver­nehm­lich ge­än­dert wor­den, in­dem die Par­tei­en schrift­lich ei­nen Preis von 5.850 € ver­ein­bar­ten.

Ob ein Sach­man­gel vor­liegt, konn­te letzt­lich of­fen­blei­ben.

Ei­ne Sa­che ist mit ei­nem Man­gel be­haf­tet, wenn der Ist­zu­stand der Kauf­sa­che vom Soll­zu­stand ab­weicht, der sich ent­we­der aus der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit ab­lei­tet oder aus der Be­schaf­fen­heit, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 1, I 2 Nr. 2 BGB).

Nach stän­di­ger Recht­spre­chung liegt ein Man­gel vor, wenn ein Ge­braucht­wa­gen tat­säch­lich ei­ne hö­he­re Fahr­leis­tung hat als der Ki­lo­me­ter­zäh­ler an­zeigt (OLG Köln, Urt. v. 06.06.1974 – 5 U 29/72, MDR 1975, 53; BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 [1347]). Zu­dem kä­me ei­ne Ab­wei­chung von der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit in Be­tracht, wenn man da­von aus­gin­ge, dass die An­ga­ben des Be­klag­ten bei eBay, auf die sich bei­de Par­tei­en be­zo­gen ha­ben, zu ei­ner sol­chen Ver­ein­ba­rung ge­führt hät­ten. Ob das Fahr­zeug ei­nen hö­he­ren Ki­lo­me­ter­stand auf­weist als in dem eBay-An­ge­bot an­ge­ge­ben, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig. Das Be­strei­ten mit Nicht­wis­sen durch den Be­klag­ten ist in­so­weit zu­läs­sig, weil nicht er­sicht­lich ist, dass der Be­klag­te ei­ge­ne Er­kennt­nis­se über die Lauf­leis­tung hät­te. Er hat­te den Wa­gen erst we­ni­ge Wo­chen vor der Ver­äu­ße­rung er­stan­den, wei­te­re In­for­ma­tio­nen als der ab­ge­le­se­ne Ta­chostand und die An­ga­ben des Ver­käu­fers und aus den TÜV-Be­rich­ten stan­den ihm nicht zur Ver­fü­gung.

Es be­darf je­doch kei­ner Klä­rung, ob die Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs hö­her ist als in dem eBay-An­ge­bot an­ge­ge­ben. Denn ei­nem An­spruch steht je­den­falls der ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ent­ge­gen. Aus § 444 BGB folgt im Um­kehr­schluss, dass die Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels grund­sätz­lich be­grenzt oder aus­ge­schlos­sen wer­den kön­nen. Der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ist zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig ver­ein­bart wor­den; dies ge­schah in dem Te­le­fo­nat, in wel­chem die Par­tei­en sich un­ter Be­zug­nah­me auf das eBay-In­se­rat über die Ver­äu­ße­rung des Pkw ei­nig­ten. Der Be­klag­te hat­te dort un­ter der Ru­brik „Be­schrei­bung“ er­klärt: „Das Au­to wird oh­ne Ga­ran­tie und Ge­währ­leis­tung ver­kauft“.

Dem Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss steht nicht § 444 BGB ent­ge­gen. Hier­nach kann sich der Ver­käu­fer auf ei­ne Ver­ein­ba­rung, durch wel­che die Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels aus­ge­schlos­sen oder be­schränkt wer­den, nicht be­ru­fen, so­weit er den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen oder ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit der Sa­che über­nom­men hat.

Der Haf­tungs­aus­schluss ist nicht we­gen arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gens ei­nes Man­gels ge­mäß § 444 Fall 1 BGB un­wirk­sam. Arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen setzt in ob­jek­ti­ver Hin­sicht ei­ne Täu­schung durch Un­ter­las­sen zum Zwe­cke der Er­re­gung oder Auf­recht­er­hal­tung ei­nes Irr­tums und in sub­jek­ti­ver Hin­sicht Arg­list vor­aus. Das Ver­schwei­gen von Tat­sa­chen stellt nur dann ei­ne Täu­schung dar, wenn hin­sicht­lich der ver­schwie­ge­nen Tat­sa­chen ei­ne Auf­klä­rungs­pflicht be­stand, wo­bei ent­schei­dend ist, ob der an­de­re Teil nach Treu und Glau­ben un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­kehrs­an­schau­ung Auf­klä­rung er­war­ten durf­te (BGH, Urt. v. 13.12.1990 – III ZR 333/89, NJW-RR 1991, 439 [440]). In sub­jek­ti­ver Hin­sicht setzt die Arg­list zu­min­dest Even­tual­vor­satz vor­aus (BGH, Urt. v. 15.06.2012 – V ZR 198/11, NJW 2012, 2793). Da­ge­gen ge­nügt kei­ne Leicht­fer­tig­keit oder grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis (BGH, Urt. v. 16.03.2012 – V ZR 18/11, NJW-RR 2012, 1078 [1079]). Es kommt dar­auf an, ob der Ver­käu­fer den Man­gel kennt oder ihn zu­min­dest für mög­lich hält und zu­gleich weiß oder doch da­mit rech­net und bil­li­gend in Kauf nimmt, dass der Käu­fer den Man­gel nicht kennt und bei Of­fen­ba­rung den Ver­trag nicht oder nicht mit den ver­ein­bar­ten In­halt ge­schlos­sen hät­te (BGH, Urt. v. 12.04.2013 – V ZR 266/11, NJW 2013, 2182 [2183]).

Die Vor­aus­set­zun­gen des arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gens sind nicht er­füllt. Es ist we­der vor­ge­tra­gen oder sonst er­sicht­lich, dass der Be­klag­te Kennt­nis von der er­höh­ten Lauf­leis­tung oder von den wei­te­ren Un­fall­schä­den hat­te. Zwar könn­te man auf die Idee kom­men, dass der Be­klag­te ge­ra­de des­halb das Fahr­zeug schon nach kur­zer Zeit wie­der los­wer­den woll­te, weil er die­se Um­stän­de her­aus­ge­fun­den hat­te. Kon­kre­te An­halts­punk­te, die ei­ne sol­che Mo­ti­va­ti­on be­stä­ti­gen wür­den, lie­gen je­doch nicht vor; im Ge­gen­teil spricht der vom Be­klag­ten vor­ge­leg­te Kauf­ver­trag mit dem Streit­ver­kün­de­ten, aus dem sich der nied­ri­ge­re Ki­lo­me­ter­stand und die Ab­we­sen­heit von Un­fall­schä­den er­ga­ben, ge­gen die Ver­mu­tung, eben­so die An­hö­rung des Be­klag­ten, der an­gab, er ha­be sich für ein an­de­res Fahr­zeug in­ter­es­siert. Der Be­klag­te hat im Rah­men der münd­li­chen Ver­hand­lung an­ge­ge­ben, er ha­be kei­ne Kennt­nis von der tat­säch­lich er­höh­ten Lauf­leis­tung ge­habt; hät­te er Kennt­nis hier­von ge­habt, so hät­te er das Fahr­zeug selbst nicht ge­kauft und es auch nicht wei­ter­ver­kauft. Die An­ga­ben des Be­klag­ten sind glaub­haft, zu­mal der Be­klag­te beim Fahr­zeug­kauf zwei TÜV-Be­rich­te er­hal­ten hat­te, wel­che ei­nen ge­rin­gen Ki­lo­me­ter­stand auf­wei­sen. Es ist kein Grund er­sicht­lich, wes­halb der Be­klag­te nicht auf die Rich­tig­keit der vor­ge­leg­ten TÜV-Be­rich­te ver­trau­en durf­te. Selbst wenn der Ki­lo­me­ter­stand des Au­tos bei der Haupt­un­ter­su­chung von un­ter­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung ist, muss­te sich der Be­klag­te auf die TÜV-Be­rich­te – ge­ra­de we­gen des feh­len­den Ser­vice­hefts – ver­las­sen kön­nen. Der Um­stand al­lein, dass der Be­klag­te dem Klä­ger ein Ser­vice­heft nicht über­ge­ben hat­te, spricht nicht ge­gen ihn. Der Be­klag­te hat im Rah­men sei­ner An­hö­rung da­zu aus­ge­führt, er ha­be selbst kein Ser­vice­heft von dem Streit­ver­kün­de­ten er­hal­ten.

Der Haf­tungs­aus­schluss ist auch nicht durch die Ver­ein­ba­rung ei­ner ga­ran­tier­ten Be­schaf­fen­heit nach § 444 Fall 2 BGB un­wirk­sam. Der Be­klag­te hat kei­ne Ga­ran­tie da­für über­nom­men, dass das Au­to ei­ne Lauf­leis­tung von 152.000 km auf­weist und auch kei­ne ent­spre­chen­de Be­schaf­fen­heit mit dem Be­klag­ten ver­ein­bart.

Ei­ne Ga­ran­tie setzt vor­aus, dass der Ver­käu­fer in ver­trags­mä­ßig bin­den­der Wei­se die Ge­währ für das Vor­han­den­sein der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che über­nimmt und da­mit sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ser Be­schaf­fen­heit ein­zu­ste­hen (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 [1348]). Ei­ne aus­drück­li­che Er­klä­rung die­ser Art hat der Klä­ger nicht ab­ge­ge­ben. Mit Rück­sicht auf die weit­rei­chen­den Fol­gen ist ins­be­son­de­re bei der An­nah­me ei­ner still­schwei­gen­den Über­nah­me ei­ner sol­chen Ein­stands­pflicht Zu­rück­hal­tung ge­bo­ten (BGH, Urt. v. 28.11.1994 – VI­II ZR 53/94, BGHZ 128, 111 [114]; Urt. v. 14.02.1996 – VI­II ZR 65/95, BGHZ 132, 55 [57 f.]; Urt. v 13.12.1995 – VI­II ZR 328/94, WM 1996, 452 [453]). Es ist nur im Aus­nah­me­fall, näm­lich dann, wenn be­son­de­re Um­stän­de vor­lie­gen, die bei dem Käu­fer die be­rech­tig­te Er­war­tung we­cken, der Ver­käu­fer wol­le für ei­ne be­stimm­te Ei­gen­schaft ein­ste­hen, von ei­ner still­schwei­gen­den oder schlüs­si­gen Ga­ran­tie­über­nah­me aus­zu­ge­hen. So kann es sich et­wa ver­hal­ten, wenn der Ver­käu­fer bei den vor­ver­trag­li­chen Ver­hand­lun­gen auf aus­drück­li­che Nach­fra­ge er­klärt, die Ge­samt­leis­tung des Fahr­zeugs stim­me mit dem Ta­cho­me­ter­stand über­ein (OLG Ko­blenz, Urt. v. 01.04.2004 – 5 U 1385/03, NJW 2004, 1670 [1671]), oder wenn der Ver­käu­fer sich als Erst­be­sit­zer be­zeich­net, denn auf die Ki­lo­me­ter­an­ga­be ei­ner Ver­käu­fers, der sein Fahr­zeug vom „Ta­chostand null“ an kennt, darf der Käu­fer in al­ler Re­gel ver­trau­en (OLG Köln, Urt. v. 09.12.1998 – 13 U 102/98, NJW 1999, 2601 [2602]). So liegt es hier in­des nicht, der Be­klag­te hat ei­ne ent­spre­chen­de Be­stä­ti­gung nicht ab­ge­ge­ben, der Klä­ger hat im Rah­men sei­ner per­sön­li­chen An­hö­rung be­rich­tet, bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs sei der Ki­lo­me­ter­stand über­haupt nicht mehr an­ge­spro­chen wor­den. Ein­zi­ger An­halts­punkt ist da­mit die An­ga­be im eBay-In­se­rat.

Die Fra­ge, ob die An­ga­be der Lauf­leis­tung als Be­schaf­fen­heits­an­ga­be (§ 434 I 1 BGB) oder als Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie (§ 444 Fall 2 BGB) zu be­wer­ten ist, muss un­ter Be­rück­sich­ti­gung der beim Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags über ein Ge­braucht­fahr­zeug ty­pi­scher­wei­se ge­ge­be­nen In­ter­es­sen­la­ge be­ant­wor­tet wer­den (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 [1348]). Hier­bei kommt es zu­nächst auf die Stel­lung des Ver­käu­fers an. Ist er ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler, kann in ei­ner beim Ge­braucht­wa­gen­kauf oh­ne Ein­schrän­kung oder Zu­sät­ze ab­ge­ge­be­nen Er­klä­rung … zu ei­ner be­stimm­ten Ki­lo­me­ter­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs die Über­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie lie­gen (OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 15.11.2012 – I-3 W 228/12, NJW-RR 2013, 761). An­ders ist dies je­doch zu be­wer­ten, wenn es sich bei dem Ver­käu­fer um ei­ne Pri­vat­per­son han­delt, wie im vor­lie­gen­den Fall. Beim Pri­vat­ver­kauf steht dem In­ter­es­se des Käu­fers gleich­wer­tig das In­ter­es­se des Ver­käu­fers ge­gen­über, für nicht mehr als das­je­ni­ge ein­ste­hen zu müs­sen, was er nach sei­ner lai­en­haf­ten Kennt­nis zu be­ur­tei­len ver­mag (BGH, Urt. v. 17.04.1991 – VI­II ZR 114/90, NJW 1991, 1880). Der Käu­fer kann nicht oh­ne Wei­te­res da­von aus­ge­hen, dass der Ver­käu­fer als Laie nach­prü­fen kann, ob der Ta­cho­me­ter­stand die Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs zu­tref­fend wie­der­gibt. Al­lei­ne aus der An­ga­be der Lauf­leis­tung kann der Käu­fer beim Pri­vat­ver­kauf ei­nes Ge­braucht­fahr­zeugs da­her nicht schlie­ßen, der Ver­käu­fer wol­le für die Rich­tig­keit die­ser An­ga­be un­ter al­len Um­stän­den ein­ste­hen. Will der Käu­fer beim pri­va­ten Ge­braucht­wa­gen­kauf ei­ne Ga­ran­tie für die Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs ha­ben, muss er sich die­se re­gel­mä­ßig aus­drück­lich von dem Ver­käu­fer ge­ben las­sen (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 [1349]).

Die An­ga­ben des Be­klag­ten im Rah­men des In­ter­net­in­se­rats be­grün­den kei­ne schlüs­si­ge Ga­ran­tie, weil es hier an ei­nem durch den Be­klag­ten ge­schaf­fe­nen Ver­trau­en­stat­be­stand, für die Lauf­leis­tung un­ein­ge­schränkt und ver­schul­dens­un­ab­hän­gig ein­ste­hen zu wol­len, fehlt. Die An­ga­be, der Be­klag­te ver­kau­fe sei­nen „schö­nen Mer­ce­des“, ent­hält le­dig­lich ei­ne sub­jek­ti­ve Ein­schät­zung und ist nicht ge­eig­net, ei­ne Ga­ran­tie­über­nah­me in Be­zug auf ei­ne be­stimm­te Ei­gen­schaft zu be­grün­den. Der Klä­ger hat den Be­klag­ten im wei­te­ren Ver­lauf nach sei­nen An­ga­ben im Ter­min am 04.06.2014 nicht mehr auf den Ta­cho­me­ter­stand an­ge­spro­chen, wäh­rend der Be­klag­te er­klärt hat, dass es be­reits Vor­be­sit­zer gab, was ge­ra­de ge­gen ein Ein­ste­hen­wol­len spricht.

Die An­ga­be im eBay-In­se­rat und auch die Aus­sa­ge des Be­klag­ten am Te­le­fon, „das Fahr­zeug ist so, wie es da steht im In­ter­net“, sonst sei da­mit nichts, sind als blo­ße Wis­sens­er­klä­run­gen aus­zu­le­gen und stel­len da­mit we­der ei­ne Ga­ran­tie noch ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB dar (vgl. da­zu OLG Hamm, Urt. v. 02.11.2004 – 34 U 152/03, MDR 2005, 500; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 73. Aufl. [2014], § 434 Rn. 15). Ei­ne sol­che Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung wä­re be­reits aus­rei­chend, um den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss un­wirk­sam zu ma­chen. Schließ­lich kann ei­ne aus­drück­lich ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit nicht von ei­nem zu­gleich ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss er­fasst wer­den; der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss kann sich da­mit nur auf sol­che Män­gel be­zie­hen, die dar­in be­ste­hen, dass die Sa­che sich nicht für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­tes Ver­wen­dung eig­net (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB; BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 [1349]).

Die Par­tei­en ha­ben die Lauf­leis­tung von 152.000 km nicht als Be­schaf­fen­heit ver­ein­bart. Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung kann aus­drück­lich oder still­schwei­gend ge­trof­fen wer­den und setzt vor­aus, dass der Käu­fer be­stimm­te Er­war­tun­gen an den Kauf­ge­gen­stand for­mu­liert und der Ver­käu­fer zu­stim­mend re­agiert (BGH, Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, NJW 2009, 2807 [2808]). Ob durch die An­ge­bots­be­schrei­bung ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts, dass das an­ge­bo­te­ne Fahr­zeug ei­ne Lauf­leis­tung von 152.00 km hat, er­folg­te, ist durch um­fas­sen­de Wür­di­gung der ab­ge­ge­be­nen Wil­lens­er­klä­run­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des vor­lie­gen­den Falls zu er­mit­teln (vgl. BGH, Urt. v. 28.03.2012 – VI­II ZR 244/10, NJW 2012, 2723 [2724]).

Der Be­klag­te hat in dem In­ter­net­in­se­rat ei­nen Ki­lo­me­ter­stand von 152.000 km an­ge­ge­ben. Be­inhal­tet das An­ge­bot des Ver­käu­fers le­dig­lich die An­ga­be ei­nes „Ki­lo­me­ter­stan­des“, stellt sich dies aus der maß­geb­li­chen Käu­fer­sicht grund­sätz­lich nicht als blo­ße Wie­der­ga­be des Ta­cho­me­ter­stands dar, son­dern ist An­ga­be der für den Käu­fer ent­schei­den­den Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs, so­fern kein deut­li­cher ge­gen­tei­li­ger Hin­weis ge­ge­ben ist (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 [1347]). Ei­nen ge­gen­tei­li­gen Hin­weis oder klä­ren­den Zu­satz (z. B. „laut An­ga­ben des Vor­be­sit­zers“, „ab­ge­le­se­ner Ta­chostand“) hat der Be­klag­te in sein In­se­rat zwar nicht auf­ge­nom­men. Es ist je­doch un­strei­tig, dass dem Klä­ger bei Be­sich­ti­gung des Au­tos die TÜV-Be­rich­te über­ge­ben wur­den und der Klä­ger dar­auf­hin den Ki­lo­me­ter­stand nicht wei­ter pro­ble­ma­ti­siert hat, wie sich aus sei­ner per­sön­li­chen An­hö­rung im Ter­min er­gibt. Der Be­klag­te hat­te auch dar­auf hin­ge­wie­sen, dass er das Fahr­zeug selbst erst vor fünf Wo­chen er­wor­ben hat­te und dass es be­reits drei Vor­be­sit­zer gab. Die­se Er­klä­run­gen des Ver­käu­fers las­sen nicht auf ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, son­dern auf ei­ne blo­ße Wis­sens­er­klä­rung schlie­ßen (vgl. da­zu BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 [1518]; Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O, § 434 Rn. 68). Schließ­lich war es für den Klä­ger aus den Um­stän­den oh­ne Wei­te­res er­kenn­bar und nach­voll­zieh­bar, dass sich der Be­klag­te mit die­sen An­ga­ben le­dig­lich auf die ihm zu­gäng­li­chen und auch dem Klä­ger zu­gäng­lich ge­mach­te Quel­len (Ta­chostand und TÜV-Be­rich­te) be­rief und nicht et­wa auf ei­ge­nes Wis­sen oder ei­ge­ne über­le­ge­ne Kennt­nis und da­her auch nicht in ver­trag­lich bin­den­der Wei­se für die Rich­tig­keit die­ser An­ga­ben ein­ste­hen woll­te. In­so­weit un­ter­schei­det sich der vor­lie­gen­de Fall von dem Fall, der der Ent­schei­dung des BGH vom 29.11.2006 (Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346) zu­grun­de lag: Dort hat­te der Klä­ger das Fahr­zeug oh­ne per­sön­li­ches Ge­spräch und oh­ne In­au­gen­scheins­ein­nah­me di­rekt über das Kauf­for­mu­lar bei eBay er­stan­den. Dort war we­gen der be­son­de­ren Schutz­wür­dig­keit des Klä­gers von ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung aus­ge­gan­gen wor­den. Vor­lie­gend be­stand je­doch kei­ne be­son­de­re Schutz­wür­dig­keit des Klä­gers: Der Kauf­ver­trag wur­de zwi­schen den Par­tei­en nicht un­mit­tel­bar auf­grund des An­ge­bots bei eBay ab­ge­schlos­sen. Es kam viel­mehr zu ei­nem am Te­le­fon nach per­sön­li­chem Ge­spräch ge­schlos­se­nen und so­dann schrift­lich ge­än­der­ten Kauf­ver­trag, nach­dem der Be­klag­te die Auk­ti­on bei eBay auf­grund der An­zah­lung von 500 € ab­ge­bro­chen und der Klä­ger das Fahr­zeug in Au­gen­schein ge­nom­men hat­te. Dem­nach muss­te er sich nicht aus­schließ­lich auf das im In­ter­net ein­ge­stell­te Fo­to und die An­ge­bots­be­schrei­bung des Be­klag­ten ver­las­sen.

An­sprü­che we­gen des be­haup­te­ten gra­vie­ren­den Un­fall­scha­dens im Heck­be­reich schei­tern be­reits an § 442 BGB.

Nach die­ser Vor­schrift sind die Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels aus­ge­schlos­sen, wenn er bei Ver­trags­schluss den Man­gel kennt. Ken­nen setzt das po­si­ti­ve Wis­sen der Tat­sa­chen vor­aus, die in ih­rer Ge­samt­heit den Man­gel be­grün­den (Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 442 Rn. 2). Der Klä­ger hat den Heck­scha­den nach dem Er­geb­nis sei­ner An­hö­rung im Ter­min am 04.06.2014 in Au­gen­schein ge­nom­men, in­dem er den Tep­pich im Be­reich des Kof­fer­raums an­hob und dort ei­ne Beu­le und Blech­fal­ten wahr­nahm. So­dann ha­be er mit dem Be­klag­ten über ei­nen Preis­nach­lass we­gen des Scha­dens ver­han­delt und nicht den er­hoff­ten hö­he­ren, aber ei­nen Preis­nach­lass von 150 € er­hal­ten. Den neu­en Kauf­preis hiel­ten die Par­tei­en schrift­lich fest. Ein et­wai­ger gra­vie­ren­de­rer Un­fall­scha­den wä­re dem Klä­ger da­mit zwar nicht bei dem ur­sprüng­li­chen Ver­trags­schluss am Te­le­fon be­kannt ge­we­sen, aber vor ein­ver­nehm­li­cher Än­de­rung des Ver­tra­ges ge­ra­de we­gen des streit­ge­gen­ständ­li­chen Scha­dens. Auch wenn dem Klä­ger das ge­naue Aus­maß des Scha­dens nicht be­kannt ge­we­sen sein mag, hat­te er auf­grund der Prü­fung des Fahr­zeu­ges auf­grund der Ver­for­mun­gen im Heck­be­reich Kennt­nis von ei­nem Scha­den und mit die­ser Kennt­nis ei­nen Preis­nach­lass aus­ge­han­delt. Bei die­ser Sach­la­ge liegt je­den­falls grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis i. S. des § 442 I 2 BGB vor mit der Fol­ge, dass die Män­gel­ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che grund­sätz­lich aus­ge­schlos­sen sind.

Auch im Hin­blick auf den Scha­den im Heck­be­reich sind kei­ne Um­stän­de vor­ge­tra­gen oder er­sicht­lich, die für ei­ne Kennt­nis des Be­klag­ten spre­chen könn­ten, so­dass der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht we­gen arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gens ei­nes Man­gels ge­mäß § 444 BGB un­wirk­sam ist. Schließ­lich schei­det auch ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie oder Ver­ein­ba­rung aus, die den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss un­wirk­sam ma­chen könn­ten. In­so­weit kann auf das oben zur Lauf­leis­tung des Fahr­zeu­ges Aus­ge­führ­te ver­wie­sen wer­den …

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