Gibt ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler die Lauf­leis­tung ei­nes Fahr­zeugs mit dem Zu­satz „lt. Vor­be­sit­zer“ an, gibt er da­mit deut­lich zu er­ken­nen, dass er für die Lauf­leis­tung nicht ein­ste­hen will. Es liegt des­halb we­der ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie noch ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, son­dern le­dig­lich ei­ne Wis­sens­mit­tei­lung vor.

LG Ber­lin, Ur­teil vom 18.07.2014 – 8 O 19/14

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin, ei­ne Ka­pi­tal­ge­sell­schaft (Ltd.), be­gehrt von der Be­klag­ten, die ge­werb­lich mit Ge­braucht­wa­gen han­delt, die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Pkw. Au­ßer­dem ver­langt sie die Er­stat­tung von Re­pa­ra­tur­kos­ten und die Frei­stel­lung von vor­ge­richt­lich en­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten.

Der Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin ent­deck­te auf der In­ter­net­platt­form „mobile24.​de“ ein von der Be­klag­ten für 9.880 € an­ge­bo­te­nes Fahr­zeug der Mar­ke M. Des­sen Ki­lo­me­ter­stand war mit 114.000 an­ge­ge­ben. Die In­ter­net­an­zei­ge ver­an­lass­te den Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin, ein Te­le­fo­nat mit der Be­klag­ten zu füh­ren. An­schlie­ßend über­sand­te die Klä­ge­rin der Be­klag­ten ei­ne An­hän­ger­kupp­lung, die am 16.07.2013 bei der Be­klag­ten ein­traf.

Am 18.07.2013 fuhr der Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin zur Be­klag­ten nach Ber­lin. Dort un­ter­zeich­ne­ten die Par­tei­en un­ter dem Da­tum des 17.07.2013 ei­nen schrift­li­chen Kauf­ver­trag über ein Fahr­zeug der Mar­ke M zum Preis von 10.000 €. In die­sem Ver­trag heißt es un­ter an­de­rem:

„Ki­lo­me­ter­stand lt. Vor­be­sit­zer: 114.940

Be­son­de­re Ver­ein­ba­run­gen / An­ga­ben laut Vor­be­sit­zer: … Händ­ler­ge­schäft, Käu­fer ist vom Fach, Käu­fer ist pro­be­ge­fah­ren, … Ge­samt­fahr­leis­tung nicht zu­ge­si­chert, … nicht aus der In­ter­net-Wer­bung …

Die um­sei­ti­gen All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen wur­den vom Käu­fer ge­le­sen, ver­stan­den und ak­zep­tiert.“

In den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen (Ge­braucht­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen) heißt es un­ter „VI. Sach­man­gel“ un­ter an­de­rem:

„1. …

Ist der Käu­fer ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son des öf­fent­li­chen Rechts, ein öf­fent­lich-recht­li­ches Son­der­ver­mö­gen oder ein Un­ter­neh­mer, der bei Ab­schluss des Ver­tra­ges in Aus­übung sei­ner ge­werb­li­chen oder selb­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit han­delt, er­folgt der Ver­kauf un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Sach­män­gel­an­sprü­che.

Wei­ter­ge­hen­de An­sprü­che blei­ben un­be­rührt, so­weit der Ver­käu­fer auf­grund Ge­setz zwin­gend haf­tet oder et­was an­de­res ver­ein­bart wird, ins­be­son­de­re im Fal­le der Über­nah­me ei­ner Ga­ran­tie.“

Aus­weis­lich des Pro­to­kolls der Haupt­un­ter­su­chung vom 17.07.2013 wies das Fahr­zeug ei­nen Ki­lo­me­ter­stand von 114.940 auf.

Un­ter dem 18.07.2013 un­ter­zeich­ne­ten die Par­tei­en ei­nen Ga­ran­tie­ver­trag. Das er­wor­be­ne Fahr­zeug wur­de dem Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin eben­falls am 18.07.2013 über­ge­ben.

Am 19.07.2013 re­kla­mier­te der Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin ge­gen­über der Be­klag­ten erst­ma­lig ei­nen Leis­tungs­ver­lust des Fahr­zeugs. Nach ei­nem er­neu­ten Leis­tungs­ver­lust führ­te die Klä­ge­rin das Fahr­zeug in ei­ner M-Ver­trags­werk­statt vor.

Am 11.08.2013 teil­te die Klä­ge­rin der Be­klag­te mit, der Ki­lo­me­ter­stand des Fahr­zeugs ha­be im Au­gust 2008 be­reits 219.000 be­tra­gen. Nach­dem die Be­klag­te auf die­se Mit­tei­lung nicht re­agiert hat­te, er­klär­te die Klä­ge­rin – die am 15.08.2013 für 875,07 € Män­gel­be­sei­ti­gungs­ar­bei­ten an dem Fahr­zeug hat­te durch­füh­ren las­sen – am 25.09.2013 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te un­ter Frist­set­zung die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. … Die Klä­ge­rin hat ge­gen die Be­klag­te we­der ei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags über das Fahr­zeug … auf­grund ei­nes wirk­sa­men Rück­tritts nach den § 437 Nr. 2 BGB i. V. mit  §§ 440, 323, 326 V BGB, noch lie­gen die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung ge­mäß den §§ 123 I, 142, 346, 812 I BGB vor. Auch Scha­dens­er­satz­an­sprü­che ste­hen der Klä­ge­rin nicht zu.

1. Es kann da­hin­ste­hen, ob das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug man­gel­haft i. S. des § 434 BGB war, denn der Ver­kauf des Fahr­zeugs er­folg­te un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Sach­män­gel­an­sprü­che. In­so­fern ging der von der Klä­ge­rin am 25.09.2013 er­klär­te Rück­tritt ins Lee­re.

a) Die von der Be­klag­ten ver­wen­de­ten All­ge­mei­nen Ge­braucht­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen se­hen … den Aus­schluss jeg­li­cher Sach­män­gel­an­sprü­che vor, so­weit der Käu­fer ein Un­ter­neh­mer ist, der bei Ab­schluss des Ver­tra­ges in Aus­übung sei­ner ge­werb­li­chen oder selb­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit han­delt.

Hier han­delt es sich bei der Klä­ge­rin um ei­ne Li­mi­ted, mit­hin ein Un­ter­neh­men. Für die durch sie vor­ge­nom­me­nen Ge­schäf­te gilt die Ver­mu­tung des § 344 I HGB, wo­nach die von ei­nem Kauf­mann vor­ge­nom­me­nen Ge­schäf­te im Zwei­fel als zum Be­trie­be des Han­dels­ge­wer­bes ge­hö­rig gel­ten.

b) Die Ge­braucht­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen der Be­klag­ten sind wirk­sam in den Ver­trag der Par­tei­en ein­be­zo­gen wor­den. Dies folgt aus dem von bei­den Par­tei­en un­ter­zeich­ne­ten Kauf­ver­trags­for­mu­lar vom 17.07.2013, auf dem aus­drück­lich auf die um­sei­ti­gen All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen hin­ge­wie­sen wird (§§ 305 I, 310 I BGB).

c) So­weit die Klä­ge­rin be­haup­tet hat, ein Kauf­ver­trag sei auf der Grund­la­ge der In­ter­net­an­zei­ge be­reits am 12.07.2013 te­le­fo­nisch und oh­ne Ein­be­zie­hung der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ge­schlos­sen wor­den, konn­te sie die­se Be­haup­tung nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts be­wei­sen (§ 286 I ZPO). Denn die von der Klä­ge­rin be­nann­te Zeu­gin W hat den klä­ge­ri­schen Vor­trag zu ei­nem te­le­fo­ni­schen Ver­trags­ab­schluss nicht be­stä­tigt. Viel­mehr hat sie nach­voll­zieh­bar aus­ge­führt, am Te­le­fon sei­en le­dig­lich un­ver­bind­li­che In­for­ma­tio­nen aus­ge­tauscht wor­den. Sie führ­te wei­ter aus, ein end­gül­ti­ger Ver­trags­schluss er­fol­ge grund­sätz­lich nicht münd­lich im Rah­men ei­nes ers­ten Te­le­fo­nats, da zu die­sem Zeit­punkt die Per­son des Ge­sprächs­part­ners nicht ein­deu­tig, zum Bei­spiel durch Vor­la­ge ei­nes Per­so­nal­aus­wei­ses, iden­ti­fi­ziert sei. Die in sich schlüs­si­ge Aus­sa­ge der Zeu­gin wirk­te auf die Kam­mer plau­si­bel und glaub­haft. Da­bei ver­kennt die Kam­mer nicht, dass die Zeu­gin als Ehe­frau des be­klag­ten Au­to­haus­in­ha­bers ein ei­ge­nes In­ter­es­se am Aus­gang des Ver­fah­rens hat. Die Zeu­gin ließ aber ge­ra­de kei­ne ein­sei­ti­ge Be­las­tungs­ten­denz er­ken­nen. Viel­mehr räum­te sie ein, dass der Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin sein Kom­men an­ge­kün­digt und auch schon vor­ab ei­ne An­hän­ger­kupp­lung über­sandt ha­be. Gleich­wohl blieb die Zeu­gin bei ih­rer ein­deu­ti­gen Aus­sa­ge, wo­nach ein Ver­trags­schluss erst vor Ort am 18.07.2013 er­folgt sei, und zwar nach ei­ner aus­führ­li­chen Be­sich­ti­gung und ei­ner er­neu­ten Ver­hand­lung über den Kauf­preis. Dies ist nach­voll­zieh­bar, da es nicht der all­ge­mei­nen Le­bens­er­fah­rung ent­spricht, dass die Kauf­ent­schei­dung für ein Fahr­zeug oh­ne Be­sich­ti­gung des­sel­ben ge­trof­fen wird. Zu­dem weicht auch der schließ­lich ver­ein­bar­te Kauf­preis von 10.000 € von dem im In­ter­net an­ge­kün­dig­ten Kauf­preis in Hö­he von 9.880 € ab. Dass auf der Kauf­ver­trags­ur­kun­de das Da­tum des 17.07.2013 auf­ge­führt ist, steht der An­nah­me ei­nes Ver­trags­schlus­ses am 18.07.2013 vor Ort nicht ent­ge­gen. Denn die Zeu­gin er­läu­ter­te, dass es sich hier­bei um ei­nen ver­se­hent­li­chen Schreib­feh­ler han­deln müs­se. Da­von geht auch die Kam­mer aus, da die Un­ter­schrifts­leis­tung durch den Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin nicht im Streit steht und der Ge­schäfts­füh­rer un­strei­tig erst am 18.07.2013 beim Au­to­haus der Be­klag­te ein­traf.

Ei­ne Ver­neh­mung des Ge­schäfts­füh­rers der Klä­ge­rin von Amts we­gen (§ 448 ZPO) war nicht an­ge­zeigt, da die­se erst dann in Be­tracht kommt, wenn die Wür­di­gung des Ver­hand­lungs­er­geb­nis­ses noch kei­ne Über­zeu­gung des Ge­richts be­grün­den konn­te. Dies war hier aus den ge­nann­ten Grün­den nicht der Fall. Auch lag kein so­ge­nann­ter An­be­weis vor (vgl. hier­zu Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 29. Aufl., § 448 Rn. 4).

Nach al­le­dem geht das Ge­richt von ei­nem Ver­trags­schluss am 18.07.2013 im Au­to­haus der Be­klag­ten aus. Bei die­sem Kauf­ver­trag sind die All­ge­mei­nen Ver­kaufs­be­din­gun­gen wirk­sam ein­be­zo­gen wor­den, mit der Fol­ge des Haf­tungs­aus­schlus­ses für Sach­män­gel­an­sprü­che.

d) Dem Haf­tungs­aus­schluss steht kei­ne Ga­ran­tie­über­nah­me der Be­klag­ten ent­ge­gen. Denn die im Ver­trags­for­mu­lar an­ge­ge­be­ne Ki­lo­me­ter­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs stellt al­len­falls ei­ne ein­fa­che Be­schaf­fen­heits­an­ga­be i. S. des § 434 I  1 BGB und nicht ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie nach § 444 Fall 2 BGB dar. Der BGH führt da­zu aus (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06):

„Die Fra­ge, ob die An­ga­be der Lauf­leis­tung le­dig­lich als Be­schaf­fen­heits­an­ga­be (§ 434 I 1 BGB) oder aber als Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie (§ 444 Fall 2 BGB) zu wer­ten ist, ist un­ter Be­rück­sich­ti­gung der beim Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­tra­ges über ein Ge­braucht­fahr­zeug ty­pi­scher­wei­se ge­ge­be­nen In­ter­es­sens­la­ge zu be­ant­wor­ten (vgl. Se­nat, Urt. v. 25.06.1975 – VI­II ZR 244/73, WM 1975, 895 [un­ter III 2]). Da­bei ist nach der bis­he­ri­gen Recht­spre­chung des Se­nats grund­sätz­lich da­nach zu un­ter­schei­den, ob der Ver­käu­fer ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler oder ei­ne Pri­vat­per­son ist.

Han­delt es sich bei dem Ver­käu­fer um ei­nen Ge­braucht­wa­gen­händ­ler, so ist die In­ter­es­sen­la­ge ty­pi­scher­wei­se da­durch ge­kenn­zeich­net, dass der Käu­fer sich auf die be­son­de­re, ihm in al­ler Re­gel feh­len­de Er­fah­rung und Sach­kun­de des Händ­lers ver­lässt. Er darf da­her dar­auf ver­trau­en, dass der Händ­ler für Er­klä­run­gen zur Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeu­ges, die er in Kennt­nis die­ses Um­stan­des ab­gibt, die Rich­tig­keits­ge­währ über­nimmt. Der Se­nat hat des­halb zum al­ten, bis zum 31.12.2001 gel­ten­den Kauf­recht in stän­di­ger Recht­spre­chung ent­schie­den, der Kauf­in­ter­es­sent kön­ne und dür­fe den An­ga­ben des Ge­braucht­wa­gen­händ­lers über die Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs be­son­de­res Ver­trau­en ent­ge­gen­brin­gen und da­von aus­ge­hen, der Händ­ler wol­le sich für die Ki­lo­me­ter­an­ga­be ‚stark ma­chen‘, mit­hin zu­si­chern – in heu­ti­ger Ter­mi­no­lo­gie: ga­ran­tie­ren –, dass die bis­he­ri­ge Lauf­leis­tung nicht we­sent­lich hö­her lie­ge als die an­ge­ge­be­ne (vgl. Se­nat, Urt. v. 25.06.1975 – VI­II ZR 244/73, WM 1975, 895 [un­ter III 2 und 3]; Urt. v. 13.05.1998 – VI­II ZR 292/97, WM 1998, 1590 [un­ter II]; Urt. v. 15.02.1984 – VI­II ZR 327/82, WM 1984, 534 [un­ter II 1]; Urt. v. 18.02.1981 – VI­II ZR 72/80, WM 1981, 380, [un­ter II 1b aa]). Wol­le der Händ­ler für die von ihm an­ge­ge­be­ne Lauf­leis­tung nicht ein­ste­hen, müs­se er dies ge­gen­über dem Käu­fer hin­rei­chend deut­lich zum Aus­druck brin­gen, in­dem er et­wa dar­auf hin­wei­se, dass er die Lauf­leis­tung nicht über­prüft ha­be (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.05.1998 – VI­II ZR 292/97, WM 1998, 1590 [un­ter II]).“

Dies führt im vor­lie­gen­den Fall da­zu, dass al­len­falls von ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung aus­zu­ge­hen ist, die dem Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss un­ter­fällt. Denn hier hat die Be­klag­te durch den Zu­satz „lt. Vor­be­sit­zer“ zu er­ken­nen ge­ge­ben, dass sie nicht un­ein­ge­schränkt für die an­ge­ge­be­ne Lauf­leis­tung ein­ste­hen will. Dies hat sie hin­rei­chend deut­lich zum Aus­druck ge­bracht, auch durch den hand­schrift­li­chen Zu­satz „Ge­samt­fahr­leis­tung nicht zu­ge­si­chert“. Durch die­se Klar­stel­lung hat die Be­klag­te der An­ga­be des Ta­chostan­des die Be­deu­tung ei­ner blo­ßen Wis­sens­er­klä­rung ver­lie­hen.

e) So­weit die Recht­spre­chung er­wägt, bei Käu­fen über das In­ter­net stren­ge­re Maß­stä­be an die Be­ur­tei­lung von Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­run­gen und Ga­ran­ti­en an­zu­le­gen, weil der Käu­fer hier in be­son­de­rem Ma­ße auf die An­ge­bots­be­schrei­bung des Ver­käu­fers an­ge­wie­sen ist (vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06), sind die­se be­son­de­ren Maß­stä­be hier nicht zu be­rück­sich­ti­gen. Zwar hat­te die Be­klag­te das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug auch im In­ter­net an­ge­bo­ten. Der vor­lie­gend in Re­de ste­hen­de Kauf­ver­trag kam aber – wie be­reits aus­ge­führt wur­de – vor Ort nach aus­führ­li­cher Prü­fung der Kauf­sa­che zu­stan­de; der Ver­trag wur­de mit­hin we­der über das In­ter­net noch über das Te­le­fon ge­schlos­sen.

f) Die von der Be­klag­ten an­ge­ge­be­ne Lauf­leis­tung un­ter­fällt dem all­ge­mei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss.

Zwar ist die Fra­ge, ob ein ver­ein­bar­ter Haf­tungs­aus­schluss in un­ein­ge­schränk­tem Sin­ne auf­zu­fas­sen ist, nicht nur nach dem Wort­laut der Aus­schluss­be­stim­mung, son­dern nach dem ge­sam­ten Ver­trags­text zu be­ur­tei­len (vgl. BGH, Urt. v. 14.10.1966 – V ZR 188/63, WM 1966, 1183 [un­ter III]). Dies könn­te da­zu füh­ren, dass die Par­tei­en in ih­rem Kauf­ver­trag zwar ei­ner­seits die Ge­währ­leis­tung aus­schlie­ßen, zu­gleich aber ei­ne be­stimm­te Soll-Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs, näm­lich ei­ne be­stimm­te Lauf­leis­tung, ver­ein­ba­ren. Der BGH führt hier­zu aus (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06):

„Bei­de Re­ge­lun­gen ste­hen dann, zu­min­dest aus der Sicht des Käu­fers, gleich­ran­gig ne­ben­ein­an­der und kön­nen des­halb nicht in dem Sin­ne ver­stan­den wer­den, dass der um­fas­sen­de Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss die Un­ver­bind­lich­keit der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zur Fol­ge ha­ben soll (a. A. Em­mert, NJW 2006, 1765 [1768]). Denn bei ei­nem sol­chen Ver­ständ­nis wä­re letz­te­re für den Käu­fer – au­ßer im Fal­le der Arg­list des Ver­käu­fers (§ 440 Fall 1 BGB) – oh­ne Sinn und Wert. Ei­ne nach bei­den Sei­ten in­ter­es­sen­ge­rech­te Aus­le­gung der Kom­bi­na­ti­on von Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung und Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss kann des­halb nur da­hin vor­ge­nom­men wer­den, dass der Haf­tungs­aus­schluss nicht für das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 1 BGB), son­dern nur für sol­che Män­gel gel­ten soll, die dar­in be­ste­hen, dass die Sa­che sich nicht für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB) bzw. sich nicht für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und kei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB).“

Ein sol­cher Fall liegt hier aber nicht vor. Denn die An­ga­be der Lauf­leis­tung war auf­grund der klar­stel­len­den Zu­sät­ze – wie be­reits aus­ge­führt wur­de – ei­ne rei­ne Wis­sens­an­ga­be und ge­ra­de nicht ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, für wel­che die Be­klag­te ein­ste­hen woll­te.

2. Der Klä­ge­rin steht auch kein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags nach An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung in Be­zug auf die Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs zu. Vor­aus­set­zung des § 123 BGB wä­re ein Vor­spie­geln oder Ent­stel­len von Tat­sa­chen, des wei­te­ren ein Ver­schwei­gen von Tat­sa­chen im Um­fang ei­ner be­ste­hen­den Auf­klä­rungs­pflicht (Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 73. Aufl., § 123 Rn. 3 ff.). Hier­für feh­len aus den oben ge­nann­ten Grün­den die An­halts­punk­te. Die Be­klag­te hat al­le In­for­ma­tio­nen, die sie hat­te, an die Klä­ge­rin wei­ter­ge­ge­ben. Sie ist ih­rer Pflicht, über den Zu­stand des Pkw auf­zu­klä­ren, voll nach­ge­kom­men. Hin­sicht­lich der Lauf­leis­tung ist ihr auch kei­ne An­ga­be ins Blaue hin­ein vor­zu­wer­fen, da sie durch den Zu­satz „lt. Vor­be­sit­zer“ ge­ra­de klar­ge­stellt hat, dass ei­ne ei­ge­ne Über­prü­fung nicht er­folgt ist. Da kei­ne all­ge­mei­ne Un­ter­su­chungs­pflicht für Ge­braucht­wa­gen­händ­ler be­steht, der Händ­ler grund­sätz­lich nur zu ei­ner fach­män­ni­schen Be­sich­ti­gung ver­pflich­tet ist (BGH, Urt. v. 19.06.2013 – VI­II ZR 183/12), ist der Be­klag­te kein Vor­wurf zu ma­chen. Dies gilt erst recht vor dem Hin­ter­grund der am 17.07.2013 er­folg­reich durch­ge­führ­ten Haupt­un­ter­su­chung.

3. Dem von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­satz­an­spruch steht eben­falls der Haf­tungs­aus­schluss ent­ge­gen …

4. Vor­pro­zes­sua­le Rechts­an­walts­kos­ten kann die Klä­ge­rin man­gels ei­nes An­spruchs in der Haupt­sa­che eben­falls nicht er­setzt ver­lan­gen …

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