Es ist Sa­che des Käu­fers zu be­wei­sen, dass ein Nach­bes­se­rungs­ver­such nicht zum Er­folg ge­führt hat. Die­ser Be­weis­last ge­nügt der Käu­fer zwar grund­sätz­lich, in­dem er nach­weist, dass das von ihm ge­rüg­te Man­gel­sym­ptom wei­ter­hin auf­tritt. An­ders liegt es aber, wenn dem Sym­ptom ver­schie­de­ne Ur­sa­chen zu­grun­de lie­gen kön­nen und zwi­schen den Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten und dem Wie­der­auf­tre­ten des Man­gel­sym­ptoms ein län­ge­rer Zeit­raum oder ei­ne län­ge­re Fahr­stre­cke (hier: ca. sechs Mo­na­te bzw. 11.000 km lie­gen).

OLG Hamm, Ur­teil vom 29.04.2014 – 28 U 51/13

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von dem Be­klag­ten mit Kauf­ver­trag vom 24.11.2009 ei­nen ge­brauch­ten Pkw Mer­ce­des Benz E 280 CDI zum Preis von 18.300 €. Der Ver­trag ent­hält so­wohl ei­nen for­mu­lar­mä­ßi­gen als auch ei­nen hand­schrift­lich hin­zu­ge­setz­ten Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung.

Die Par­tei­en un­ter­zeich­ne­ten un­ter dem 26.11.2009 ein An­trags­for­mu­lar zum Ab­schluss ei­ner zwei­jäh­ri­gen Ga­ran­tie bei der G-GmbH. Der An­trag wur­de nicht an die Ga­ran­tie­ge­be­rin wei­ter­ge­lei­tet.

Im März 2010 stell­te der Klä­ger Schalt­schwie­rig­kei­ten bei der Nut­zung des mit ei­nem Au­to­ma­tik­ge­trie­be aus­ge­stat­te­ten Fahr­zeugs fest, die sich durch Schalt­ru­cke in den nied­ri­gen Gän­gen be­merk­bar mach­ten. Nach sei­ner Dar­stel­lung ließ er da­nach bei der Fir­ma F in T. ei­ne Ge­trie­be­spü­lung zum Preis von 333,20 € durch­füh­ren und an­schlie­ßend bei der M-GmbH & Co. in D., ei­ner Mer­ce­des-Benz-Nie­der­las­sung, ein Soft­ware­up­date auf das Ge­trie­be­steu­er­ge­rät auf­spie­len, wo­durch Kos­ten von 299 € an­fie­len.

Han­delnd durch sei­nen Sohn, den Zeu­gen S, nahm der Klä­ger auch Kon­takt zum Be­klag­ten auf. Bei­de Par­tei­en lie­ßen sich so­dann an­walt­lich ver­tre­ten. Nach­dem zu­nächst über die Be­haup­tung des Klä­gers, er ha­be sich te­le­fo­nisch mit dem Be­klag­ten über ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­ei­nigt, ge­strit­ten wor­den war, wur­de das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug dem Be­klag­ten En­de März 2010 zum Zwe­cke der Nach­bes­se­rung über­las­sen.

Der Be­klag­te ließ nach ei­ge­ner Dar­stel­lung das Ge­trie­be­steu­er­ge­rät im Kfz-Meis­ter­be­trieb des Zeu­gen L das Ge­trie­be­steu­er­ge­rät aus­tau­schen und das Ge­trie­be an­schlie­ßend durch Mer­ce­des ad­ap­tie­ren. Der Klä­ger er­hielt das Fahr­zeug am 15.04.2010 zu­rück. Ei­ne von ihm bei der Mer­ce­des-Nie­der­las­sung N-GmbH in Auf­trag ge­ge­be­ne Über­prü­fung des Feh­ler­spei­chers am 16.04.2010 er­gab, dass dort wei­ter­hin ein Feh­ler im Be­reich der elek­tro­ni­schen Ge­trie­be­steue­rung hin­ter­legt war.

Mit An­walts­schrei­ben vom 19.04.2010 rüg­te der Klä­ger, dass der ers­te Nach­bes­se­rungs­ver­such fehl­ge­schla­gen sei, und setz­te dem Be­klag­ten ei­ne Nach­frist bis zum 30.04.2010. Das Fahr­zeug wur­de er­neut zum Be­trieb des Zeu­gen L ver­bracht, wo aus­weis­lich der Rech­nung vom 12.05.2010 bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 123.641 zwei La­mel­len­trä­ger und ein Dicht­ring er­setzt wur­den. Au­ßer­dem soll nach­fol­gend wie­der­um ei­ne Ge­trie­be­ad­ap­ti­on bei ei­ner Mer­ce­des-Nie­der­las­sung er­folgt sein, be­vor der Klä­ger das Fahr­zeug (spä­tes­tens) am 07.05.2010 zu­rück­er­hielt.

An­nä­hernd sechs Mo­na­te spä­ter, am 02.11.2010, ließ der Klä­ger er­neut ei­ne Feh­ler­dia­gno­se bei der N-GmbH durch­füh­ren, die bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 134.705 wie­der­um ei­nen Feh­ler im Be­reich der elek­tro­ni­schen Ge­trie­be­steue­rung er­gab. Dar­auf­hin er­klär­te der Klä­ger mit An­walts­schrei­ben vom 04.11.2010 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Der Klä­ger hat be­haup­tet, das Fahr­zeug wei­se ei­nen Ge­trie­be­man­gel auf, der bei der Über­ga­be be­reits an­ge­legt ge­we­sen sei, und den der Be­klag­te trotz mehr­fach ein­ge­räum­ter Re­pa­ra­tur­mög­lich­kei­ten nicht be­sei­tigt ha­be. En­de Ok­to­ber 2010 sei­en er­neut die­sel­ben Ge­trie­be­pro­ble­me auf­ge­tre­ten wie im Früh­jahr 2010. Die Ar­bei­ten bei der Fir­ma F und bei der M-GmbH & Co., so hat der Klä­ger wei­ter be­haup­tet, sei­en nach te­le­fo­ni­scher Ab­spra­che mit dem Be­klag­ten er­folgt; die­ser ha­be da­bei die Über­nah­me der Kos­ten zu­ge­sagt.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge nach Ein­ho­lung ei­nes Gut­ach­tens des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. I ab­ge­wie­sen. Es hat aus­ge­führt, die Be­weis­auf­nah­me ha­be nicht si­cher er­ge­ben, dass der vom Sach­ver­stän­di­gen vor­ge­fun­de­ne Man­gel am Ge­trie­be schon bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger vor­han­den ge­we­sen sei. Der Sach­ver­stän­di­ge ha­be ei­ne Iden­ti­tät der im Früjahr 2010 bzw. En­de Ok­to­ber 2010 ge­rüg­ten Män­gel aus tech­ni­scher Sicht nicht fest­stel­len kön­nen. Die Be­stä­ti­gung des Zeu­gen S, dass das Schalt­ru­ckeln seit Mai 2010 un­ver­än­dert vor­han­den ge­we­sen sei, rei­che nicht aus, weil die Aus­sa­gen des Zeu­gen teil­wei­se wi­der­sprüch­lich ge­we­sen sei­en. Des­halb sei auch nicht be­wie­sen, dass der Be­klag­te zu­ge­sagt ha­be, die Kos­ten für die Ar­bei­ten bei der Fir­ma F und der M-GmbH & Co. zu über­neh­men.

Ei­ne Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung ste­he dem Klä­ger nicht zu, weil der Be­klag­te die ihm ge­setz­te kur­ze Frist nicht schuld­haft über­schrit­ten ha­be. Den Ab­schluss ei­nes Ga­ran­tie­ver­tra­ges kön­ne der Klä­gers schon des­halb nicht mit Er­folg ver­lan­gen, weil ein Ver­trags­ab­schluss in­fol­ge Zeit­ab­laufs un­mög­lich ge­wor­den sei.

Die Be­ru­fung des Klä­gers, der nach Er­lass des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils für 1.600 € ei­nen ge­ne­ral­über­hol­ten Wand­ler in das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ein­bau­en ließ, hat­te nur in ge­rin­gem Um­fang Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Die Kla­ge ist le­dig­lich be­grün­det, so­weit mit ihr der Er­satz der durch die Fir­ma F und durch die ers­te Feh­ler­spei­cher­aus­le­se ent­stan­de­nen Kos­ten in Hö­he von 333,20 € bzw. 14,99 € und des Nut­zungs­aus­fall­scha­dens in Hö­he von 455 € … be­gehrt wird; im Üb­ri­gen ist sie un­be­grün­det.

Im Ein­zel­nen:

1. Der Klä­ger kann von dem Be­klag­ten nicht die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 18.300 € Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ver­lan­gen.

a) Ei­ne Ei­ni­gung der Par­tei­en über die Rück­ab­wick­lung des Kaufs lässt sich nicht fest­stel­len, sie wird von dem Klä­ger in der Be­ru­fungs­in­stanz auch nicht mehr gel­tend ge­macht.

Ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung lässt sich dem klä­ge­ri­schen Vor­brin­gen auch nicht schlüs­sig ent­neh­men. Selbst wenn der Be­klag­te in ei­nem im März 2010 mit dem Zeu­gen S ge­führ­ten Te­le­fo­nat zum Aus­druck ge­bracht ha­ben soll­te, der Klä­ger mö­ge den Wa­gen zu­rück­brin­gen und er zah­le den Kauf­preis zu­rück, lässt sich das un­strei­ti­ge spä­te­re Ver­hal­ten der Par­tei­en nur da­hin ver­ste­hen, dass sie an die­ser et­wai­gen Ab­spra­che nicht fest­hal­ten woll­ten. Der Klä­ger hat dem Be­klag­ten nach­fol­gend mehr­fach Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung ein­ge­räumt und letzt­lich un­ter dem 04.11.2010 den Rück­tritt vom Ver­trag er­klärt, oh­ne da­bei auf die – be­strit­te­ne – Ei­ni­gung über die Rück­ab­wick­lung des Ver­trags zu­rück­zu­kom­men.

b) Der Klä­ger kann auch nicht ge­mäß den §§ 346, 323, 437 Nr. 2, 434 BGB die Rück­ab­wick­lung des Fahr­zeug­kaufs ver­lan­gen.

Der mit Schrift­satz vom 04.11.2010 er­klär­te Rück­tritt hat das Ver­trags­ver­hält­nis der Par­tei­en nicht in ein Rück­ab­wick­lungschuld­ver­hält­nis um­ge­wan­delt, weil es an ei­nem Rück­tritts­grund fehlt.

aa) Der Be­klag­te kann sich al­ler­dings ge­gen­über dem vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten Ge­währ­leis­tungs­recht nicht auf den in den Ver­trag auf­ge­nom­me­nen Haf­tungs­aus­schluss be­ru­fen.

Der for­mu­lar­mä­ßi­ge Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss er­weist sich schon des­halb als un­wirk­sam, weil er ge­gen § 309 Nr. 7a und b BGB ver­stößt. Da­nach kann in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen die Haf­tung für Schä­den aus ei­ner vom Ver­wen­der pflicht­wid­rig und schuld­haft ver­ur­sach­ten Ver­let­zung des Le­bens, des Kör­pers oder der Ge­sund­heit so­wie für sons­ti­ge Schä­den, die auf gro­bem Ver­schul­den des Ver­wen­ders be­ru­hen, nicht aus­ge­schlos­sen oder be­grenzt wer­den.

Auf den hand­schrift­li­chen Ver­trags­zu­satz, der gleich­falls ei­nen um­fas­sen­den Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ent­hält und bei dem es sich um ei­ne In­di­vi­du­al­ver­ein­ba­rung han­deln könn­te, kann sich der Be­klag­te ge­mäß den §§ 474, 475 I BGB nicht be­ru­fen, weil von ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf aus­zu­ge­hen ist. Das hat das Land­ge­richt in der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung mit zu­tref­fen­der Be­grün­dung fest­ge­stellt, oh­ne dass der Be­klag­te dem ent­ge­gen­ge­tre­ten ist. Das ei­ge­ne Ver­hal­ten des Be­klag­ten in Re­ak­ti­on auf die Män­gel­rü­gen des Klä­gers – die In­auf­trag­ga­be kost­spie­li­ger Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten, statt ei­ner Be­ru­fung auf den im Ver­trag vor­ge­se­he­nen Haf­tungs­aus­schluss – spricht deut­lich da­für, dass der Be­klag­te vor­pro­zes­su­al selbst nicht von ei­nem Un­ter­neh­mer­ge­schäft aus­ge­gan­gen ist. Dass er die Män­gel­ar­bei­ten nur aus Ku­lanz in Auf­trag ge­ge­ben ha­ben will, ist nicht plau­si­bel.

bb) Der Ver­trags­rück­tritt des Klä­gers war aber nicht wirk­sam, weil sich nicht fest­stel­len lässt, dass der zur Be­grün­dung des Rück­tritts gel­tend ge­mach­te Sach­man­gel be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs, das heißt bei Fahr­zeug­über­ga­be En­de No­vem­ber 2009, vor­ge­le­gen hat.

Weil nicht die ne­ga­ti­ve Ab­wei­chung von ei­ner ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit i. S. des § 434 I 1 BGB im Raum steht und sich das Fahr­zeug für die ge­wöhn­li­che Nut­zung eig­net (§ 434 I 2 Nr. 2 Fall 1 BGB), kommt nur ein Man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 Fall 2 BGB in Be­tracht. Da­zu müss­te die Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs im Zeit­punkt der Über­ga­be von der Be­schaf­fen­heit ab­wei­chen, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann.

(1)  Der Käu­fer – hier al­so der Klä­ger – ist für das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels be­weis­pflich­tig. Das gilt auch, wenn er die Kauf­sa­che nach ei­ner er­folg­ten Nach­bes­se­rung wie­der ent­ge­gen­ge­nom­men hat. In die­sem Fall muss der Käu­fer das Fort­be­ste­hen des Man­gels, mit­hin die Er­folg­lo­sig­keit des Nach­bes­se­rungs­ver­suchs be­wei­sen (BGH, Urt. v. 11.02.2009 – VI­II ZR 274/07, NJW 2009, 1341 Rn. 15; Urt. v. 09.03.2011 – VI­II ZR 266/09, NJW 2011, 1664 Rn. 11). Nach der letzt­ge­nann­ten Ent­schei­dung des BGH soll der Käu­fer sei­ner Be­weis­pflicht für das Fehl­schla­gen der Nach­bes­se­rung da­bei durch den Nach­weis ge­nü­gen, dass das Man­gel­sym­ptom wei­ter­hin auf­tritt. In der dor­ti­gen Kon­stel­la­ti­on lag zwi­schen dem letz­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such und dem Rück­tritt ein Zeit­raum von ei­ner Wo­che. An­ders ver­hal­te es sich nur dann, wenn das er­neu­te Auf­tre­ten des Man­gel­sym­ptoms mög­li­cher­wei­se auf ei­ner un­sach­ge­mä­ßen Be­hand­lung der Kauf­sa­che nach de­ren er­neu­ter Über­nah­me durch den Käu­fer be­ruht (BGH, Urt. v. 09.03.2011 – VI­II ZR 266/09, NJW 2011, 1664 Rn. 16).

Hat sich der vom Käu­fer zu be­wei­sen­de Man­gel in­ner­halb der ers­ten sechs Mo­na­te nach Über­ga­be ge­zeigt, so wird ver­mu­tet, dass die Sa­che be­reits bei Ge­fahr­über­ga­be man­gel­haft war (§ 476 BGB). Dass sich der Man­gel, der zur Grund­la­ge des Rück­tritts ge­macht wird, in­ner­halb die­ser Frist ge­zeigt hat, hat im Streit­fall der Käu­fer zu be­wei­sen (Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: 2011, § 476 Rn. 4; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2014, § 476 Rn. 15).

Wur­den wäh­rend der ers­ten sechs Mo­na­te nach Über­ga­be auf­grund Män­gel­rü­gen des Käu­fers Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten aus­ge­führt und tre­ten spä­ter er­neut Man­gel­sym­pto­me auf, muss der Käu­fer die Iden­ti­tät der Män­gel nach­wei­sen. Hier­zu reicht al­lein die Fest­stel­lung der Gleich­ar­tig­keit der je­weils auf­ge­tre­te­nen Män­gel­er­schei­nun­gen je­den­falls dann nicht aus, wenn hier­für ver­schie­de­ne Ur­sa­chen in Be­tracht kom­men und wenn zwi­schen der Nach­bes­se­rung und dem Wie­der­auf­tre­ten des Man­gel­sym­ptoms ein län­ge­rer Zeit­raum oder ei­ne län­ge­re Fahr­stre­cke lie­gen (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl., Rn. 1007 f., OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 25.10.2011 – 4 U 540/10, NJW-RR 2012, 285). Et­was an­de­res er­gibt sich auch nicht aus der vor­be­zeich­ne­ten Ent­schei­dung des BGH vom 09.03.2011.

(2) Dies vor­an­ge­schickt, hat der Klä­ger den ihm ob­lie­gen­den Be­weis nicht er­bracht:

Da­bei hat sich der Se­nat al­ler­dings nicht ge­mäß § 529 I 1 ZPO an die auf der Grund­la­ge des Gut­ach­tens des Sach­ver­stän­di­gen I ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts ge­bun­den ge­se­hen. Der Klä­ger hat mit der Be­ru­fung zu Recht ge­rügt, dass erst­in­stanz­lich ver­säumt wor­den sei, durch wei­te­re Fahr­zeug­un­ter­su­chun­gen der Ur­sa­che der – sach­ver­stän­di­gen­seits be­stä­tig­ten – Schalt­ru­cke auf den Grund zu ge­hen.

Der Se­nat hat des­halb den Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. C mit ei­ner er­gän­zen­den Un­ter­su­chung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs be­auf­tragt. Die­ser hat al­ler­dings nur noch ein­ge­schränkt gut­ach­ter­li­che Fest­stel­lun­gen tref­fen kön­nen, weil der Klä­ger – oh­ne dies ak­ten­kun­dig zu ma­chen – nach Er­ge­hen des land­ge­richt­li­chen Ur­teils In­stand­set­zungs­ar­bei­ten am Ge­trie­be sei­nes Fahr­zeugs hat aus­füh­ren las­sen und so des­sen Zu­stand ei­gen­mäch­tig ver­än­dert hat. Wie der Sach­ver­stän­di­ge C aus­ge­führt hat – und zwi­schen den Par­tei­en auch nicht im Streit ist – schal­tet das Ge­trie­be nun im We­sent­li­chen ord­nungs­ge­mäß.

Auf der Grund­la­ge der erst­in­stanz­li­chen Be­weis­er­he­bung durch die Fahr­zeug­be­gut­ach­tung des Sach­ver­stän­di­gen I lässt sich da­ge­gen le­dig­lich fest­stel­len, dass das Fahr­zeug im Zeit­punkt der da­ma­li­gen Be­gut­ach­tung im Ju­ni 2012 ei­nen Man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB auf­wies, der sich durch ein Schalt­ru­cken in den nied­ri­gen Gän­gen be­merk­bar mach­te. Weil das Fahr­zeug zu die­sem Zeit­punkt an­nä­hernd die­sel­be Lauf­leis­tung wie zur Zeit des Rück­tritts am 04.11.2010 auf­wies, be­ste­hen auch kei­ne durch­grei­fen­den Zwei­fel, dass die­ser Man­gel­zu­stand schon zum da­ma­li­gen Zeit­punkt vor­han­den war.

Den Nach­weis, dass sich die­ser Man­gel in­ner­halb der ers­ten sechs Mo­na­te nach Über­ga­be ge­zeigt hat, so­dass die Ver­mu­tung des § 476 BGB greift, hat der Klä­ger je­doch auch in zwei­ter In­stanz nicht er­bracht.

(a) Hier­zu ge­nügt nicht, dass die zur Zeit des Rück­tritts vor­han­de­nen Män­gel­sym­pto­me mit je­nen iden­tisch ge­we­sen sein mö­gen, die im März/April 2010 auf­ge­tre­ten wa­ren. An­ge­sichts des be­trächt­li­chen Zeit­ab­laufs seit den Ar­bei­ten im Früh­jahr 2010 – an­nä­hernd sechs Mo­na­te – und der zwi­schen­zeit­lich zu­rück­ge­leg­ten Fahr­stre­cke von mehr als 11.000 km lässt die Gleich­ar­tig­keit der Sym­pto­ma­tik hier nicht den Schluss auf die­sel­be Man­gel­ur­sa­che zu. Das gilt auch, weil den ein­leuch­ten­den Aus­füh­run­gen der bei­den in die­sem Rechts­streit tä­ti­gen Sach­ver­stän­di­gen für das mo­nier­te ruck­haf­te Schal­ten des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes ei­ne Viel­zahl von Ur­sa­chen in Be­tracht kommt. Bei ei­nem äl­te­ren Fahr­zeug wie dem streit­ge­gen­ständ­li­chen ist nach der Le­bens­er­fah­rung nicht aus­zu­schlie­ßen, dass nach­ein­an­der ver­schie­de­ne De­fek­te ent­ste­hen, die sich in glei­cher Wei­se funk­ti­ons­stö­rend zei­gen.

Wei­te­re An­knüp­fungs­tat­sa­chen, die den Schluss auf die Iden­ti­tät des zur Zeit des Rück­tritts an­zu­neh­men­den Ge­trie­be­man­gels mit dem im Früh­jahr 2010 zu­ta­ge ge­tre­te­nen Man­gel recht­fer­ti­gen, sind nicht si­cher fest­stell­bar.

(b) Das gilt zu­nächst, so­weit der Klä­ger be­haup­tet, der Wa­gen ha­be … nach dem zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such des Be­klag­ten En­de April/An­fang Mai 2010 durch­weg die­sel­ben Schalt­pro­ble­me ge­zeigt wie zu­vor.

Dass die Man­gel­sym­pto­ma­tik durch­ge­hend vor­han­den ge­we­sen sein soll, hat das Land­ge­richt nach An­hö­rung des Klä­gers und sei­nes Sohns als Zeu­gen nicht fest­stel­len kön­nen. In­so­weit be­steht für den Se­nat Bin­dungs­wir­kung nach § 529 I Nr. 1 ZPO. Die Be­ru­fung zeigt kei­ne kon­kre­ten An­halts­punk­te auf, die Zwei­fel an der Rich­tig­keit oder Voll­stän­dig­keit die­ser Fest­stel­lung we­cken und des­halb ei­ne er­neu­te Fest­stel­lung durch den Se­nat ge­bie­ten.

Das Land­ge­richt hat den Zeu­gen S zwei­mal ver­nom­men und sorg­fäl­tig des­sen An­ga­ben und die ei­ge­nen des Klä­gers ge­wür­digt. Die Be­den­ken ge­gen die Glaub­haf­tig­keit der Be­kun­dun­gen des Zeu­gen hat das Land­ge­richt nach­voll­zieh­bar dar­auf ge­stützt, dass der Zeu­ge zu Ein­zel­fra­gen un­ter­schied­li­che An­ga­ben ge­macht hat. Das Land­ge­richt hat sei­ne Zwei­fel dar­an, dass das ruck­haf­te Schal­ten durch­ge­hend un­ver­än­dert vor­han­den ge­we­sen sein soll, über­zeu­gend dar­auf ge­stützt, dass zwi­schen dem Rück­erhalt des Fahr­zeugs und der er­neu­ten Be­an­stan­dung des Klä­gers ca. sechs Mo­na­te und ei­ne Fahr­leis­tung von 11.000 km la­gen, und das, ob­wohl zu je­ner Zeit schon An­wäl­te man­da­tiert wa­ren. Ei­ne plau­si­ble Er­klä­rung hier­für hat der Klä­ger nie ge­lie­fert. Viel­mehr hat er im An­walts­schrei­ben vom 04.11.2010 selbst da­von ge­spro­chen, dass der Man­gel „nun­mehr er­neut“ auf­ge­tre­ten sei; auch in der Kla­ge­schrift heißt es, En­de Ok­to­ber 2010 ha­be der Klä­ger „er­neut“ er­heb­li­che Pro­ble­me beim Schal­ten fest­ge­stellt.

(c) Der Klä­ger macht wei­ter­hin oh­ne Er­folg gel­tend, die vom Be­klag­ten ein­ge­schal­te­te Fir­ma L ha­be kei­ne oder je­den­falls kei­ne ziel­füh­ren­den Män­gel­be­sei­ti­gungs­ar­bei­ten an dem Fahr­zeug aus­ge­führt, so­dass da­nach der ur­sprüng­li­che Man­gel un­ver­än­dert fort­be­stan­den ha­be.

Zwar hat der Sach­ver­stän­di­ge C fest­ge­stellt, dass – im schein­ba­ren Ge­gen­satz zur Rech­nung der Fir­ma L vom 22.04.2010 – im Fahr­zeug das werk­sei­ti­ge Ori­gi­nal-Steu­er­ge­rät ver­baut ist. Weil das Ge­trie­be da­mit nun – bis auf ei­ne Ein­stel­lun­ge­nau­ig­keit – ein­wand­frei ar­bei­tet, lässt das dar­auf schlie­ßen, das dort nicht die Ur­sa­che der frü­he­ren Schalt­ru­cke zu fin­den ist. Auch hat der Sach­ver­stän­di­ge C eben­so we­nig wie der Sach­ver­stän­di­ge I an den ihm vor­ge­leg­ten La­mel­len­trä­gern, bei de­nen es sich um die­je­ni­gen han­deln soll, die beim zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such durch die Fir­ma L aus­ge­baut wor­den sein sol­len, Schä­den fest­stel­len kön­nen, die auf die Ur­säch­lich­keit für die Schalt­ru­cke hin­wei­sen.

Gleich­wohl blei­ben Zwei­fel dar­an, dass der Ge­trie­be­man­gel, der sich im Früh­jahr 2010 ge­zeigt hat­te, nach den von dem Be­klag­ten ver­an­lass­ten Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten nicht be­ho­ben war.

Der Zeu­ge L hat an­schau­lich und glaub­haft ge­schil­dert, dass er bei dem zwei­ten Werk­statt­auf­ent­halt des Fahr­zeugs als Ur­sa­che für die Schalt­pro­ble­me ei­nen her­aus­ge­spreng­ten Si­che­rungs­ring in ei­nem der zum Ge­trie­be ge­hö­ren­den La­mel­len­trä­ger aus­ge­macht ha­be und zur Man­gel­be­sei­ti­gung die ge­sam­te Bau­teil­ein­heit nebst La­mel­len ha­be aus­tau­schen müs­sen, weil dies auf­grund zwi­schen­zeit­li­cher tech­ni­scher Än­de­run­gen der Er­satz­bau­tei­le not­wen­dig ge­we­sen sei. Da­bei ha­be er das beim ers­ten Werk­statt­auf­ent­halt aus­ge­tausch­te Steu­er­ge­rät wie­der rück­ge­baut, weil es – ent­ge­gen sei­ner ers­ten An­nah­me – nicht die Ur­sa­che der Schalt­pro­ble­me ge­we­sen sei. Dies er­klärt, war­um der Sach­ver­stän­di­ge C bei sei­ner Fahr­zeug­un­ter­su­chung ein Steu­er­ge­rät im Fahr­zeug vor­fand, wel­ches vom Pro­duk­ti­ons­da­tum zum Her­stel­lungs­zeit­punkt des Fahr­zeugs passt.

Der Sach­ver­stän­di­ge C hat die­se Schil­de­rung des Zeu­gen aus tech­ni­scher Sicht auch für mög­lich ge­hal­ten, weil er bei der Be­sich­ti­gung der ihm vor­ge­leg­ten aus­ge­bau­ten Bau­tei­le sein Au­gen­merk nicht auf den Spreng­ring ge­legt hat.

Ei­ner er­gän­zen­den Be­gut­ach­tung durch den Sach­ver­stän­di­gen zur Ab­si­che­rung der Rich­tig­keit der An­nah­me des Zeu­gen L be­darf es nicht. Selbst wenn sich er­wei­sen soll­te, dass aus sach­ver­stän­di­ger Sicht der Zu­stand des Si­che­rungs­rings bzw. der ihn um­ge­ben­den Nut nicht dar­auf schlie­ßen lässt, dass dort die Ur­sa­che der Schalt­ru­cke lag, kann nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, dass der im Früh­jahr 2010 zu­ta­ge ge­tre­te­ne Ge­trie­be­man­gel nach den vom Be­klag­ten ver­an­lass­ten Ar­bei­ten be­sei­tigt und im Ok­to­ber 2010 ein neu­er Ge­trie­be­man­gel auf­ge­tre­ten war.

Wie der Sach­ver­stän­di­ge C aus­ge­führt hat, kann auch die Ad­ap­ti­on ei­nes Ge­trie­bes – die hier je­weils nach den Ar­bei­ten der Fir­ma L durch ei­ne Mer­ce­des-Nie­der­las­sung durch­ge­führt wur­de – da­zu füh­ren, dass Schalt­ru­cke be­sei­tigt wer­den. Bleibt da­von die ei­gent­li­che Pro­ble­mur­sa­che un­be­rührt, liegt es na­he, dass die­se sich nach der Ad­ap­ti­on als­bald – nicht erst nach ca. sechs Mo­na­ten und ei­ner Lauf­leis­tung von 11.000 km – wie­der zeigt.

Weil die­se Mög­lich­keit hier nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kann, geht das zu­las­ten des be­weis­pflich­ti­gen Klä­gers. Wei­te­re Be­weis­er­he­bun­gen sind nicht ver­an­lasst. Ins­be­son­de­re ist auch ei­ne Un­ter­su­chung des spä­ter … aus­ge­bau­ten und nicht mehr vor­han­de­nen Wand­lers, wel­cher nach den Er­klä­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen eben­falls als Ur­sa­che der Schalt­ru­cke in­fra­ge kommt, nicht mehr mög­lich.

2. a) Auch wenn der Klä­ger dem­entspre­chend mit sei­nem Rück­ab­wick­lungs­ver­lan­gen kei­nen Er­folg hat, so kann er von dem Be­klag­ten doch Er­satz der Kos­ten der Fir­ma F in Hö­he von 333,20 € ver­lan­gen. Der An­spruch er­gibt sich aus ei­ner zwi­schen dem Klä­ger, ver­tre­ten durch sei­nen Sohn, und dem Be­klag­ten zu­stan­de ge­kom­me­nen Ver­ein­ba­rung über die Über­nah­me je­ner Kos­ten durch den Be­klag­ten.

Der Se­nat hat hier­zu – man­gels ei­ner in die­sem Punkt über­zeu­gen­den Be­weis­wür­di­gung des Land­ge­richts – den Be­klag­ten per­sön­lich an­ge­hört und den Zeu­gen S ver­nom­men. Da­nach steht fest, dass der Be­klag­te ver­spro­chen hat, die durch die Ge­trie­be­spü­lung ent­ste­hen­den Kos­ten zu er­stat­ten.

Der Be­klag­te selbst hat – in Ab­wei­chung von sei­nem schrift­sätz­li­chen Vor­trag – ein­ge­räumt, dass er vor Aus­füh­rung je­ner Ar­bei­ten mit dem Sohn des Klä­gers te­le­fo­nier­te und von dem Vor­ha­ben, bei der Fir­ma F Ar­bei­ten zur Be­sei­ti­gung der Schalt­pro­ble­me aus­füh­ren zu las­sen, Kennt­nis hat­te. So­weit er be­strit­ten hat, die Über­nah­me der Kos­ten zu­ge­sagt zu ha­ben, folgt der Se­nat ihm nicht. Viel­mehr er­scheint in­so­weit die Aus­sa­ge des Zeu­gen S glaub­haft, der be­stä­tigt hat, dass mit dem Be­klag­ten ab­ge­spro­chen war, die Rech­nung der Fir­ma F auf ihn aus­stel­len zu las­sen, und der Be­klag­te ei­ne Kos­ten­er­stat­tung ver­spro­chen hat. Der Zeu­ge hat sich er­sicht­lich um ei­ne kor­rek­te Wie­der­ga­be sei­ner Er­in­ne­rung be­müht und da­bei auch Wis­sens­lü­cken ein­ge­räumt. So hat er be­kun­det, nicht mehr si­cher zu wis­sen, ob auch die nach­fol­gen­den Ar­bei­ten bei der M-GmbH & Co. in glei­cher Wei­se mit dem Be­klag­ten ab­ge­spro­chen wa­ren. Selbst nach Vor­la­ge der Rech­nung der M-GmbH & Co., die eben­so wie je­ne der Fir­ma F auf den Be­klag­ten aus­ge­stellt war, hat er sich nicht er­in­nern kön­nen, dass dem ei­ne Ab­spra­che mit dem Be­klag­ten zu­grun­de lag.

So­weit er da­ge­gen be­stä­tigt hat, dass die Ge­trie­be­spü­lung ver­ein­ba­rungs­ge­mäß auf Kos­ten des Be­klag­ten er­fol­gen soll­te, er­scheint das plau­si­bel. Zum ei­nen ver­füg­te der Be­klag­te nicht über ei­ne ei­ge­ne Werk­statt, so­dass er et­waig er­for­der­li­che Män­gel­ar­bei­ten oh­ne­hin über ei­nen Dritt­be­trieb aus­füh­ren las­sen muss­te; zum an­de­ren stan­den nur ver­hält­nis­mä­ßig ge­rin­ge Kos­ten im Raum. Dass der Be­klag­te, der sich im Se­nats­ter­min als viel­be­schäf­tig­ter Ge­wer­be­be­trei­ben­der dar­ge­stellt hat, Ar­bei­ten die­ses (ge­rin­gen) Um­fangs auf sei­ne Kos­ten aus­füh­ren lässt, oh­ne sich selbst zu­vor ein Bild von dem ge­rüg­ten Man­gel zu ma­chen, er­scheint nicht le­bens­fern.

b) Der Klä­ger kann nicht Er­stat­tung der Kos­ten der M-GmbH & Co. in Hö­he von 299 € ver­lan­gen.

aa) So­weit es um die be­haup­te­te Kos­ten­über­nah­me­ver­ein­ba­rung geht, ver­blei­ben Zwei­fel, ob die­se sich auch auf die­se Kos­ten er­streck­te. Der Zeu­ge S, der die maß­geb­li­chen Ge­sprä­che für den Klä­ger mit dem Be­klag­ten führ­te, hat sich, wie aus­ge­führt, nicht si­cher dar­an er­in­nern kön­nen. Auch wenn die ei­ge­ne Aus­sa­ge des Be­klag­ten, der ein­ge­räumt hat, auch von je­nen Ar­bei­ten vor­ab in­for­miert wor­den zu sein, so­wie die Tat­sa­che, dass auch die­se Frem­drech­nung auf den Be­klag­ten aus­ge­stellt wur­de, für ei­ne ent­spre­chen­de Ver­ein­ba­rung spricht, kann der dem Klä­ger ob­lie­gen­de Be­weis nicht als ge­führt an­ge­se­hen wer­den.

bb) Der Er­satz­an­spruch folgt auch nicht aus den §§ 280 I, 437 Nr. 3, 434 BGB.

Im Zeit­punkt des An­falls der Kos­ten fehl­te es an ei­ner von dem Be­klag­ten ge­mäß § 276 BGB zu ver­tre­ten­den Pflicht­ver­let­zung. Es gibt kei­nen An­halts­punkt da­für, dass der Be­klag­te den im März 2010 zu­ta­ge ge­tre­te­nen Man­gel am Ge­trie­be be­reits zu­vor hät­te er­ken­nen kön­nen und müs­sen und des­halb die Aus­lie­fe­rung ei­nes man­gel­haf­ten Fahr­zeugs ver­schul­det war.

Die an­de­ren Kon­stel­la­tio­nen, in de­nen von ei­ner vom Ver­käu­fer zu ver­tre­ten­den Pflicht­ver­let­zung aus­zu­ge­hen ist, hat das Land­ge­richt zu­tref­fend für den Zeit­punkt der in Re­de ste­hen­den Ver­mö­gens­in­ves­ti­tio­nen ver­neint.

cc) (Et­waig) vor­ei­lig ei­nem Drit­ten in Auf­trag ge­ge­be­ne Ar­bei­ten zur Män­gel­be­sei­ti­gung sind auch nicht ge­mäß den §§ 284, 437 Nr. 3, 434 BGB er­stat­tungs­fä­hig.

dd) Der An­spruch er­gibt sich auch nicht aus dem Ge­sichts­punkt des Scha­dens­er­sat­zes we­gen un­ter­las­se­nen Ab­schlus­ses ei­ner Ga­ran­tie­ver­si­che­rung (§§ 280 I, 281, 433 BGB).

(1) Ab­ge­se­hen da­von, dass der Klä­ger selbst nicht dar­ge­legt hat, dass er im Fal­le ei­nes Ga­ran­tie­ab­schlus­ses von der Ga­ran­tie­ge­be­rin Er­satz der in Re­de ste­hen­den Kos­ten der M-GmbH & Co. hät­te ver­lan­gen kön­nen, lässt sich nicht fest­stel­len, dass der Be­klag­te ver­pflich­tet war, für den Ab­schluss ei­ner sol­chen Ga­ran­tie bei der G-GmbH Sor­ge zu tra­gen.

Dem schrift­li­chen Kauf­ver­trag lässt sich ei­ne sol­che Ver­pflich­tung des Be­klag­ten nicht ent­neh­men. Dort fin­den sich kei­ne ent­spre­chen­den Hin­wei­se.

Der Klä­ger hat in sei­ner per­sön­li­chen An­hö­rung vor dem Se­nat kei­ne be­last­ba­ren An­ga­ben da­zu ma­chen kön­nen, dass der Be­klag­te ver­spro­chen hat, für den Ab­schluss ei­ner zwei­jäh­ri­gen Ga­ran­tie für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug zu sor­gen. Der Zeu­ge S hat be­kun­det, dass der Wa­gen ei­ne zwei­jäh­ri­ge Ga­ran­tie be­kom­men soll­te. Sei­ne An­nah­me, dass der Be­klag­te sich dar­um küm­mern wür­de, stütz­te er dar­auf, dass nach sei­ner Er­in­ne­rung der Klä­ger nur ei­ne Durch­schrift der Ga­ran­tie­un­ter­la­gen er­hielt, wäh­rend das Ori­gi­nal beim Be­klag­ten ver­blie­ben sei. Der Be­klag­te hat dem­ge­gen­über er­klärt, er ha­be dem Kun­den – al­so dem Klä­ger oder sei­nem Sohn – er­klärt, sie müss­ten den An­trag selbst zur Ga­ran­tie­ge­be­rin schi­cken. Bei ei­nem Ver­kauf an ei­nen Pri­vat­mann sei es bei ihm al­ler­dings üb­lich, dass er sich selbst dar­um küm­me­re.

Auch wenn der voll­stän­dig aus­ge­füll­te und beid­seits un­ter­schrie­be­ne Ga­ran­tie­an­trag und die vom Be­klag­ten ge­schil­der­ten üb­li­chen Ge­pflo­gen­hei­ten beim Ver­brauchs­gü­ter­kauf für die Rich­tig­keit der klä­ge­ri­schen Dar­stel­lung spre­chen, ge­nügt das nicht für ei­ne si­che­re Über­zeu­gungs­bil­dung des Se­nats. Ein Miss­ver­ständ­nis der Par­tei­en hin­sicht­lich der Fra­ge, wer für die Ein­rei­chung des Ga­ran­tie­an­trags bei der Ga­ran­tie­ge­be­rin Sor­ge zu tra­gen hat­te, ist nicht aus­zu­schlie­ßen.

(2) Ein Wei­te­res kommt hin­zu: Es fehlt an der für ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der Leis­tung not­wen­di­gen Nach­er­fül­lungs­auf­for­de­rung mit Frist­set­zung. Der Klä­ger, dem nach ei­ge­nen Be­kun­den be­reits we­ni­ge Wo­chen nach dem Kauf be­kannt war, dass bei der Ga­ran­tie­ver­si­che­rung kein An­trag ein­ge­reicht wor­den war, hät­te den Be­klag­ten hier­zu un­ter Frist auf­for­dern müs­sen, was er nicht ge­tan hat. Ei­ne sol­che Auf­for­de­rung war auch nicht ent­behr­lich, ins­be­son­de­re nicht we­gen ernst­haf­ter und end­gül­ti­ger Leis­tungs­ver­wei­ge­rung des Be­klag­ten. Das gilt auch dann, wenn man dem Zeu­gen S glaubt, dass der Be­klag­te – an­ge­spro­chen auf die feh­len­de Ga­ran­tie – ge­sagt ha­ben soll, der Zeu­ge mö­ge sich nicht ein­mi­schen.

c) Der Klä­ger kann Zah­lung ei­ner Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung in Hö­he von 455 € für die Zeit vom 30.04. bis 07.05.2010 ver­lan­gen. Der An­spruch folgt aus den §§ 280 I, 437 Nr. 3, 434 BGB.

Je­den­falls nach den glaub­haf­ten Be­kun­dun­gen des Zeu­gen S ist da­von aus­zu­ge­hen, dass das Ge­trie­be des Fahr­zeugs im März 2010 ei­nen Man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB auf­wies, wel­cher – un­ter Zu­grun­de­le­gung der Ver­mu­tung des § 476 BGB – be­reits bei Über­ga­be vor­han­den war. Nach­dem der Be­klag­te das Fahr­zeug ein­mal zur Nach­bes­se­rung er­hal­ten hat­te, aber die ers­ten Ar­bei­ten der Fir­ma F aus­weis­lich des Feh­ler­aus­le­se­pro­to­kolls der N-GmbH vom 16.04.2010 kei­nen Er­folg ge­zeigt hat­ten, hat­te er nun­mehr die in der Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs be­grün­de­te Ver­trags­pflicht­ver­let­zung zu ver­tre­ten. Der Be­klag­te hat nichts zu sei­ner Ent­las­tung von dem ge­mäß § 280 I 2 BGB ver­mu­te­ten Ver­schul­den vor­ge­tra­gen.

Der vor­über­ge­hen­de Ver­lust der Ge­brauchs­mög­lich­keit ei­nes Kfz stellt ei­nen Ver­mö­gens­scha­den dar, wenn der Ge­schä­dig­te für die Zeit des Nut­zungs­aus­falls auf die An­mie­tung ei­nes Er­satz­wa­gens ver­zich­tet (OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 25.10.2011 – 4 U 540/10, s. auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3734 ff.).

So­weit der Be­klag­te be­strei­tet, dass der Klä­ger das Fahr­zeug nach Durch­füh­rung der zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten durch die Fir­ma L erst am 07.05.2010 zu­rück­er­hal­ten hat, ist dies als un­er­heb­lich zu­rück­zu­wei­sen, weil es an kon­kre­tem Ge­gen­vor­trag zu ei­ner frü­he­ren Rück­ga­be fehlt.

Ge­gen den Nut­zungs­wil­len des Klä­gers in der Zeit vom 30.04. bis zum 07.05.2010 er­hebt der Be­klag­te da­ge­gen kei­ne stich­hal­ti­gen Ein­wän­de, eben­so we­nig wie ge­gen den le­dig­lich pau­schal als un­an­ge­mes­sen zu­rück­ge­wie­se­nen An­satz von 65 €/Tag. Der Ein­wand des Mit­ver­schul­dens we­gen un­ter­las­se­ner An­mie­tung ei­nes Er­satz­wa­gens ist gleich­falls als un­sub­stan­zi­iert zu­rück­zu­wei­sen, weil der Be­klag­te nicht dar­ge­legt hat, dass und in wel­chem Um­fang die Mie­te ei­nes Er­satz­fahr­zeugs güns­ti­ger ge­we­sen wä­re.

d) Der Kla­ge ist auch be­grün­det, so­weit der Klä­ger Er­satz der Kos­ten der am 16.04.2010 durch die N-GmbH durch­ge­führ­ten Feh­ler­spei­cher­aus­le­se in Hö­he von 14,99 € be­gehrt.

Der An­spruch folgt aus den §§ 280 I, 437 Nr. 3, 434 BGB; zur Be­grün­dung wird auf obi­ge Aus­füh­run­gen zu c) Be­zug ge­nom­men. Die In­auf­trag­ga­be der Feh­ler­spei­cher­aus­le­se war ei­ne er­for­der­li­che Maß­nah­me zur Man­gel­fest­stel­lung.

e) Nicht be­grün­det ist in­des­sen der An­spruch auf Er­satz der Kos­ten der Feh­ler­aus­le­se vom 02.11.2010.

In­so­weit fehlt es an den Vor­aus­set­zun­gen ei­nes An­spruchs aus den §§ 280 I, 437 Nr. 3, 434 BGB, weil nicht fest­stell­bar ist, dass die­se Kos­ten in Zu­sam­men­hang mit der Ent­de­ckung ei­nes bei Über­ga­be an­ge­leg­ten Man­gels ste­hen. Das er­gibt sich aus den Aus­füh­run­gen zum Rück­ab­wick­lungs­ver­lan­gen …

4. Die Kla­ge ist … un­be­grün­det, so­weit der Klä­ger mit ihr ei­nen An­spruch auf Ab­schluss ei­ner Ga­ran­tie mit der G-GmbH gel­tend macht.

Ab­ge­se­hen da­von, dass sich – wie be­reits aus­ge­führt – nicht mit der not­wen­di­gen Si­cher­heit fest­stel­len lässt, dass der Be­klag­te ei­ne ent­spre­chen­de Pflicht über­nom­men hat, hat das Land­ge­richt zu­tref­fend aus­ge­führt, dass es dem Be­klag­ten durch Zeit­ab­lauf un­mög­lich ge­wor­den ist, ei­ne et­waig über­nom­me­ne Pflicht, für den Ab­schluss ei­ner zwei­jäh­ri­gen Ga­ran­tie ab Wie­der­zu­las­sung (26.11.2009) Sor­ge zu tra­gen, zu er­fül­len.

5. Mit sei­nen Hilfs­be­geh­ren dringt der Klä­ger auch nicht durch.

Da­bei er­ach­tet der Se­nat die Fest­stel­lungs­an­trä­ge be­reits als un­zu­läs­sig, weil es an ei­nem Fest­stel­lungs­in­ter­es­se i. S. des § 256 ZPO fehlt … Dass die An­trä­ge im Üb­ri­gen auch in der Sa­che kei­nen Er­folg hät­ten, er­gibt sich aus den vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen …

PDF er­stel­len