1. Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) kann auch der – in ei­nem nor­mier­ten Ver­fah­ren er­mit­tel­te oder tat­säch­li­che – Kraft­stoff­ver­brauch ei­nes Pkw sein.
  2. Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung be­züg­lich des tat­säch­li­chen Kraft­stoff­ver­brauchs kann an­ge­nom­men wer­den, wenn der Ver­käu­fer bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen oh­ne Ein­schrän­kun­gen er­klärt hat, die Ver­brauchs­an­ga­ben im Pro­spekt des Fahr­zeug­her­stel­lers ent­sprä­chen dem tat­säch­li­chen Kraft­stoff­ver­brauch im nor­ma­len Fahr­be­trieb, sie sei­en al­so rea­lis­tisch. In­so­weit ist aber Zu­rück­hal­tung an­ge­bracht. Denn je­den­falls ein Ver­käu­fer, der nicht selbst Her­stel­ler ist, wird zum Ver­brauch ei­nes Neu­wa­gens häu­fig aus ei­ge­nem Wis­sen er­kenn­bar kei­ne An­ga­ben ma­chen kön­nen. Es liegt des­halb na­he, in ei­ner münd­li­chen Aus­kunft zum Kraft­stoff­ver­brauch ei­ne blo­ße Wis­sens­mit­tei­lung zu se­hen, die ih­re Grund­la­ge in den Her­stel­ler­an­ga­ben hat.
  3. Der An­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung steht nicht der Hin­weis ent­ge­gen, dass An­ga­ben zum Kraft­stoff­ver­brauch sich „nicht auf ein ein­zel­nes Fahr­zeug“ be­zie­hen, son­dern „al­lein Ver­gleichs­zwe­cken“ die­nen und „nicht Be­stand­teil des An­ge­bots“ sind (im An­schluss an LG Stutt­gart, Urt. v. 22.06.2007 – 8 O 180/06, DAR 2009, 149).
  4. Ein Neu­wa­gen­käu­fer muss da­mit rech­nen, dass das Fahr­zeug tat­säch­lich er­heb­lich mehr Kraft­stoff ver­braucht, als es die – al­lein Ver­gleichs­zwe­cken die­nen­den – Her­stel­ler­an­ga­ben ver­mu­ten las­sen. Auf den feh­len­den Rea­li­täts­be­zug der Her­stel­ler­an­ga­ben muss der Käu­fer nur so deut­lich hin­ge­wie­sen wer­den, wie es die Pkw-EnVKV ver­langt.

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 27.03.2014 – 5 U 70/12

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags mit der Be­haup­tung, der Kraft­stoff­ver­brauch des er­wor­be­nen Fahr­zeugs sei zu hoch.

Sie kauf­te von der Be­klag­ten im De­zem­ber 2009 ei­nen Neu­wa­gen (Da­cia San­de­ro), der ihr am 06.01.2010 zu­sam­men mit ei­ner EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung über­ge­ben wur­de.

Schon vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags hat­te sich die Klä­ge­rin nach den Her­stel­ler­an­ga­ben zum Kraft­stoff­ver­brauch des Fahr­zeugs er­kun­digt; ein Pro­spekt des Fahr­zeug­her­stel­lers lag beim Ver­kaufs­ge­spräch vor. Dar­in so­wie in ei­nem Da­ten­blatt des Her­stel­lers zum Mo­dell San­de­ro hieß es zum Kraft­stoff­ver­brauch im We­sent­li­chen iden­tisch:

„Ver­brauch städ­tisch/au­ßer­städ­tisch/kom­bi­niert (l/100 km)** 7,6/4,9/5,9

** Die an­ge­ge­be­nen Wer­te wur­den nach den vor­ge­schrie­be­nen Mess­ver­fah­ren RL (EG) 80/1268 (Eu­ro 4) bzw. VO (EG) 715/2007 (Eu­ro 5) in der je­weils ge­gen­wär­tig gel­ten­den Fas­sung und oh­ne Zu­satz­aus­stat­tung er­mit­telt. Die Wer­te die­nen al­lein Ver­gleichs­zwe­cken und be­zie­hen sich we­der auf ein ein­zel­nes kon­kre­tes Fahr­zeug noch sind sie Be­stand­teil des An­ge­bots. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zum of­fi­zi­el­len Kraft­stoff­ver­brauch … kön­nen dem ‚Leit­fa­den über den Kraft­stoff­ver­brauch und die CO2-Emis­sio­nen neu­er Per­so­nen­kraft­wa­gen‘ ent­nom­men wer­den, der bei al­len Re­nault Part­nern und bei der Deut­sche Au­to­mo­bil Treu­hand (DAT) er­hält­lich ist. Der Leit­fa­den steht au­ßer­dem als Down­load zur Ver­fü­gung.“

Die Klä­ge­rin hat be­haup­tet, sie ha­be sich ent­gül­tig zum Kauf des Fahr­zeugs ent­schlos­sen, nach­dem ihr der Ver­käu­fer V im Ver­kaufs­ge­spräch ge­nau die Ver­brauch­wer­te ge­nannt ha­be, die sich auch aus den Ma­te­ria­li­en des Her­stel­lers er­gä­ben. Mit Blick auf den au­ßer­städ­ti­schen Kraft­stoff­ver­brauch (4,9 l/100 km) ha­be V er­klärt, das Fahr­zeug sei mit die­sem Ver­brauch ge­nau rich­tig für die Klä­ge­rin. Un­strei­tig hat V nicht dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es sich bei den An­ga­ben des Her­stel­lers um „La­bor­wer­te“ han­delt, die in der Pra­xis kaum zu er­zie­len sind.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge nach Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens statt­ge­ge­ben und aus­ge­führt, dass die Klä­ge­rin wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten sei, weil ihr Fahr­zeug au­ßer­orts nicht wie ver­ein­bart 4,90 l/100 km, son­dern 6,59 l/100 km ver­brau­che. Au­ßer­dem sei die Be­klag­te der Klä­ge­rin we­gen des Mehr­ver­brauchs von 1,69 l/100 km zum Scha­dens­er­satz in Hö­he von 1.292,40 € ver­pflich­tet.

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Die Klä­ge­rin hat ge­gen die Be­klag­te kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges ge­mäß § 346 BGB, weil sie nicht wirk­sam ge­mäß §§ 434, 437 Nr. 2 Fall 1, 440, 323 BGB vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist. Da­für hät­te die Klä­ge­rin den Nach­weis ei­nes Sach­man­gels nach § 434 I BGB füh­ren müs­sen, der ihr in­des­sen nicht ge­lun­gen ist.

Ei­ne Sa­che ist frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. Ist die Be­schaf­fen­heit nicht ver­ein­bart, so ist die Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net, sonst, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I BGB).

1. Im Streit­fall kann nicht fest­ge­stellt wer­den, dass die Ver­trags­par­tei­en ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zu den tat­säch­li­chen Ver­brauchs­wer­ten des ver­kau­fen Fahr­zeugs ge­trof­fen ha­ben.

Ei­ne Be­schaf­fen­heit ist i. S. von § 434 I 1 BGB ver­ein­bart, wenn der In­halt des Kauf­ver­trags von vorn­her­ein oder nach­träg­lich die Pflicht des Ver­käu­fers be­stimmt, die ge­kauf­te Sa­che in dem Zu­stand zu über­eig­nen, wie ih­re Be­schaf­fen­heit im Ver­trag fest­ge­legt ist (sog. Soll­be­schaf­fen­heit). Die­se Ver­ein­ba­rung kommt nur in ei­nem ein­deu­ti­gen Fall in Be­tracht und kann auch kon­klu­dent und still­schwei­gend zu­stan­de kom­men. Ein­sei­tig ge­blie­be­ne Vor­stel­lun­gen des Käu­fers ge­nü­gen nicht, auch wenn sie dem Ver­käu­fer be­kannt sind; er­for­der­lich ist die zu­stim­men­de Re­ak­ti­on des Ver­käu­fers (Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 73. Aufl. [2014], § 434 Rn. 14 ff.).

Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung kann bei ei­nem Pkw auch der Kraft­stoff­ver­brauch sein.

Bei ei­nem Neu­wa­gen be­grün­det ein Kraft­stoff­mehr­ver­brauch von mehr als 10 % ge­gen­über den Her­stel­ler­an­ga­ben ei­ne nicht un­er­heb­li­che Taug­lich­keits­min­de­rung (§ 323 V 2 BGB), die zum Rück­tritt be­rech­tigt (vgl. BGH, Beschl. v. 08.05.2007 – VI­II ZR 19/05, NJW 2007, 2111).

a) Durch Be­zug­nah­me auf Pro­spek­te oder an­de­re Un­ter­la­gen ist kei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung des In­halts ge­trof­fen wor­den, dass der ver­kauf­te Pkw au­ßer­orts ei­nen tat­säch­li­chen Ver­brauch von 4,9 l/100 km auf­weist. Die EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung kann für ei­ne ent­spre­chen­de Ver­ein­ba­rung schon des­halb nicht her­an­ge­zo­gen wer­den, weil sie un­strei­tig erst mit Aus­lie­fe­rung des Fahr­zeugs über­ge­ben wur­de und nicht vor­ge­tra­gen wor­den ist, dass in die­sem Zeit­punkt noch ei­ne nach­träg­li­che Ver­ein­ba­rung (§ 311 I BGB) ge­trof­fen wur­de.

Es ist aber un­strei­tig, dass die Klä­ge­rin sich be­reits vor dem Ver­kaufs­ge­spräch kun­dig ge­macht hat­te und die Her­stel­ler­an­ga­ben zum Ver­brauch … Ge­gen­stand der Er­ör­te­run­gen wa­ren. Es ist des­halb da­von aus­zu­ge­hen, dass sich die Soll­be­schaf­fen­heit nach den – durch Be­zug­nah­me und Er­ör­te­rung min­des­tens kon­klu­dent ein­be­zo­ge­nen – pu­bli­zier­ten Her­stel­ler­an­ga­ben rich­ten soll­te. Es han­delt sich in­so­weit je­den­falls um „öf­fent­li­che Äu­ße­run­gen“ i. S. von § 434 I 3 BGB (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl. [2012], Rn. 599). Die­se An­ga­ben be­zo­gen sich le­dig­lich auf den Ver­brauch in be­stimm­ten Mess­ver­fah­ren und kön­nen des­halb auch dann, wenn die Klä­ge­rin dies an­ders ver­stan­den ha­ben soll­te, nur mit die­sem In­halt Ver­trags­ge­gen­stand ge­wor­den sein. Der Klä­ge­rin als Er­klä­rungs­emp­fän­ge­rin war da­mit je­den­falls er­kenn­bar, dass die Her­stel­ler­an­ga­ben auf ei­ner ver­ob­jek­ti­vie­ren­den Grund­la­ge be­ruh­ten und dass sich der bei in­di­vi­du­el­ler Fahr­wei­se er­ziel­te Kraft­stoff­ver­brauch mit den an­ge­ge­be­nen Wer­ten nicht de­cken muss­te (vgl. BGH, Urt. v. 18.06.1997 – VI­II ZR 52/96, BGHZ 136, 94). Die Klä­ge­rin konn­te auf­grund die­ser Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung dem­nach nur er­war­ten, dass die im Pro­spekt an­ge­ge­be­nen Wer­te un­ter Test­be­din­gun­gen re­pro­du­zier­bar sind (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 07.02.2013 – 28 U 94/12, ju­ris).

Et­was an­de­res er­gibt sich auch nicht dar­aus, dass die Ver­brauchs­an­ga­ben in ei­nem Hin­weis­schild ent­hal­ten wa­ren, wel­ches auf ei­ner ent­spre­chen­den Ver­pflich­tung des Ver­käu­fers aus der Ver­ord­nung über Ver­brau­cher­infor­ma­tio­nen zu Kraft­stoff­ver­brauch und CO2-Emis­sio­nen und Strom­ver­brauch neu­er Per­so­nen­kraft­wa­gen (Pkw-EnVKV) be­ruh­te; ins­be­son­de­re war die Be­klag­te nicht zur nä­he­ren Er­läu­te­rung die­ser An­ga­ben ver­pflich­tet. Die nach EG-Mess­vor­schrif­ten zu er­mit­teln­den und nach der Pkw-EnVKV mit­zu­tei­len­den Ver­brauchs­wer­te und die bei in­di­vi­du­el­ler Fahr­wei­se er­reich­ba­ren Ver­brauchs­wer­te müs­sen sich nicht de­cken. Ers­te­re sind „La­bor­wer­te“, Letz­te­re wer­den von ei­ner Viel­zahl in­di­vi­du­el­ler Fak­to­ren be­ein­flusst. In den An­la­gen 1 bis 4 zu § 3 I Nr. 1 Pkw-EnVKV wer­den die äu­ße­re Ge­stal­tung, Form und Grö­ße der Hin­weis­schil­der ge­re­gelt; Ver­stö­ße wer­den ge­mäß § 7 Pkw-EnVKV als Ord­nungs­wid­rig­kei­ten ge­ahn­det. Un­ter die­sen Ge­ge­ben­hei­ten ist es im Hin­blick auf die kauf­ver­trag­li­che Haf­tung nicht zu be­an­stan­den, wenn Händ­ler auf ei­ne frei­wil­li­ge nä­he­re Er­läu­te­rung ih­rer An­ga­ben zum Kraft­stoff­ver­brauch ver­zich­ten. Die An­ga­be des nach der Richt­li­nie er­mit­tel­ten Ver­brauchs ist für den Ver­brau­cher auch nicht völ­lig wert­los. Zwar muss er da­mit rech­nen, dass der tat­säch­li­che Ver­brauch er­heb­lich hö­her liegt, das Mess­ver­fah­ren er­mög­licht aber den Ver­gleich ver­schie­de­ner Fahr­zeug­mo­del­le auf ob­jek­ti­vier­ter Ba­sis (OLG Karls­ru­he, Urt. v. 01.02.2008 – 1 U 97/07, NZV 2008, 414). Von Her­stel­lern und Händ­lern wird nicht ver­langt, auf den feh­len­den Rea­li­täts­be­zug noch deut­li­cher hin­zu­wei­sen als durch die Pkw-EnVKV vor­ge­ge­ben (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 608).

b) Ent­ge­gen der vom Land­ge­richt ver­tre­te­nen Auf­fas­sung hat die Klä­ge­rin ei­ne münd­li­che Ver­ein­ba­rung zum tat­säch­li­chen Soll­ver­brauch be­reits nicht schlüs­sig vor­ge­tra­gen. Der­ar­ti­ger Vor­trag wä­re schlüs­sig und da­mit ei­ner Be­weis­auf­nah­me zu­gäng­lich, wenn be­haup­tet wür­de, bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen ha­be der Ver­kaufs­be­ra­ter oh­ne Ein­schrän­kung er­klärt, die An­ga­ben im Pro­spekt ent­sprä­chen den tat­säch­li­chen Ver­kaufs­wer­ten und die­se Wer­te sei­en rea­lis­tisch. Au­ßer Ein­deu­tig­keit des Er­klär­ten ist auch Ver­bind­lich­keit er­for­der­lich; bei ei­nem Ver­käu­fer, der nicht selbst Her­stel­ler ist, liegt häu­fig die Deu­tung na­he, in ei­ner münd­li­chen Ver­brauchs­aus­kunft lie­ge nur ei­ne blo­ße Wis­sens­mit­tei­lung, die er­kenn­bar ih­re Grund­la­ge in den Her­stel­ler­an­ga­ben hat (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 598).

Die Klä­ge­rin hat auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung ih­res er­gän­zen­den Vor­trags hier­zu mit Schrift­satz vom 08.05.2013 nicht mit hin­rei­chen­der Be­stimmt­heit vor­ge­tra­gen, dass ver­ein­bart wor­den wä­re, die aus den Un­ter­la­gen er­sicht­li­chen Ver­brauchs­wer­te sei­en auch im tat­säch­li­chen Fahr­be­trieb er­ziel­bar. Ihr Vor­trag geht le­dig­lich da­hin, dass der Ver­käu­fer der Be­klag­ten ver­si­chert ha­be, die an­ge­ge­be­nen Ver­brauchs­da­ten sei­en zu­tref­fend und ver­läss­lich, sie trägt aber nicht vor, dass in­so­weit auch ein Be­zug zum tat­säch­li­chen Fahr­be­trieb her­ge­stellt wor­den wä­re. Das wä­re aber er­for­der­lich ge­we­sen, zu­mal von Ver­käu­fern im Hin­blick auf die in der Pkw-EnVKV mi­nu­ti­ös ge­re­gel­ten Hin­weis­pflich­ten – wie aus­ge­führt – grund­sätz­lich nicht er­war­tet wird, zu­sätz­lich noch ge­son­dert auf den feh­len­den Rea­li­täts­be­zug der an­ge­ge­be­nen Ver­brauchs­da­ten hin­zu­wei­sen. Dem­entspre­chend ist auch Zu­rück­hal­tung bei der An­nah­me ei­ner ent­spre­chen­den po­si­ti­ven Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung an­ge­bracht. Da­mit fehlt es be­reits an hin­rei­chen­dem Vor­trag da­zu, dass ver­bind­lich ver­ein­bart wur­de, die Pro­spekt­an­ga­ben sei­en im Fahr­be­trieb zu er­zie­len. Die Ver­si­che­rung der Rich­tig­keit be­zieht sich le­dig­lich dar­auf, dass die Ver­brauchs­wer­te in dem in Be­zug ge­nom­me­nen Mess­ver­fah­ren rich­tig er­mit­telt und vom Her­stel­ler zu­tref­fend wie­der­ge­ge­ben wur­den.

Et­was an­de­res lässt sich auch der Zeu­gen­aus­sa­ge des Ehe­man­nes der Klä­ge­rin nicht ent­neh­men, die sie sich je­den­falls kon­klu­dent zu ei­gen ge­macht hat. Der Zeu­ge hat an­ge­ge­ben, der Ver­käu­fer ha­be be­stä­tigt, „dass es [= das Au­to] aus­ge­spro­chen güns­ti­ge Ver­brauchs­zah­len ha­be und die­ses Fahr­zeug prak­tisch mi­ni­mal mehr als der bis­he­ri­ge Golf ver­brau­chen wür­de.“ Der Ver­käu­fer ha­be „ex­akt ge­sagt …, 4,9 Li­ter, das sei ja das idea­le Au­to mit dem Ver­brauch für un­se­re Wün­sche.“ Auch die­sen Be­kun­dun­gen lässt sich nicht mit der er­for­der­li­chen Deut­lich­keit ent­neh­men, dass es sich um re­al er­ziel­ba­re Wer­te han­delt.

2. Aus den un­ter 1 a ge­nann­ten Grün­den ist al­ler­dings von ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung be­züg­lich der pu­bli­zier­ten Her­stel­ler­an­ga­ben aus­zu­ge­hen. Der An­nah­me ei­ner ent­spre­chen­den ver­bind­li­chen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung steht nicht der so­wohl im Da­ten­blatt als auch dem Da­cia-Pro­spekt ent­hal­te­ne Hin­weis ent­ge­gen, wo­nach die an­ge­ge­be­nen Wer­te al­lein Ver­gleichs­zwe­cken die­nen und sich we­der auf ein ein­zel­nes kon­kre­tes Fahr­zeug be­zie­hen noch Be­stand­teil des An­ge­bots sind. Mit ei­nem der­ar­ti­gen Hin­weis kann kein wirk­sa­mer Haf­tungs­aus­schluss her­bei­ge­führt wer­den, da nach der Re­ge­lung in § 434 I 3 BGB Ei­gen­schaf­ten, die nach den öf­fent­li­chen Äu­ße­run­gen des Her­stel­lers/Ver­käu­fers er­war­tet wer­den kön­nen, ge­ra­de zur Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che ge­hö­ren (LG Stutt­gart, Urt. v. 22.06.2007 – 8 O 180/06, DAR 2009, 149, Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 605 [für Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­run­gen]).

Dem­nach ist ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung des In­halts ge­trof­fen wor­den, dass das Fahr­zeug den Pro­spekt­an­ga­ben ent­spricht, mit­hin die im Pro­spekt an­ge­ge­be­nen Wer­te un­ter Test­be­din­gun­gen re­pro­du­zier­bar sind. Dass das Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang die­se ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit nicht hat­te, hat die in­so­weit dar­le­gungs- und be­weis­pflich­ti­ge Klä­ge­rin je­doch nicht be­wie­sen. Ih­re Be­haup­tung, der Pkw ha­be bei Aus­lie­fe­rung am 06.01.2010 nach dem Mess­ver­fah­ren Richt­li­nie 80/1268/EWG in der sei­ner­zeit gel­ten­den Fas­sung fol­gen­de Kraft­stoff­ver­brauchs­wer­te nicht er­füllt: in­ner­orts 7,6 l/100 km, au­ßer­orts 4,9 l/100 km, kom­bi­niert 5,9 l/100 km, hat der Sach­ver­stän­di­ge L in sei­nem Gut­ach­ten vom 09.03.2012 nicht be­stä­tigt. Der Sach­ver­stän­di­ge hat viel­mehr ei­ne Kraft­stoff­ver­brauchs­mes­sung auf ei­nem Rol­len­prüf­stand un­ter den für ei­ne stan­dard­mä­ßi­ge Kraft­stoff­ver­brauchs­mes­sung de­fi­nier­ten Rand­be­din­gun­gen vor­ge­nom­men und da­bei nach­voll­zieh­bar und wi­der­spruchs­frei fol­gen­de Kraft­stoff­ver­bräu­che er­mit­telt: in­ner­orts 7,72 l/100 km, au­ßer­orts 4,9 l/100 km, kom­bi­niert 5,93 l/100 km.

Auf­grund die­ser auch von den Par­tei­en nicht in Zwei­fel ge­zo­ge­nen Fest­stel­lun­gen, die le­dig­lich in Be­zug auf den Kraft­stoff­ver­brauch in­ner­orts ei­ne ge­ring­fü­gi­ge Über­schrei­tung der Ka­ta­log­anga­ben er­ge­ben, kann nicht fest­ge­stellt wer­den, dass bei Ge­fahr­über­gang ein Kraft­stoff­mehr­ver­brauch von mehr als 10 % ge­gen­über den Her­stel­ler­an­ga­ben vor­lag. In die­sem Zu­sam­men­hang ist auch zu be­rück­sich­ti­gen, dass das Fahr­zeug bei Be­ginn der Be­gut­ach­tung durch den Sach­ver­stän­di­gen be­reits ei­ne Lauf­leis­tung von 105.894 km auf­wies und den sach­ver­stän­di­gen Fest­stel­lun­gen zu­fol­ge aus tech­ni­scher Sicht zu er­war­ten ist, dass sich mit stei­gen­der Lauf­leis­tung ei­nes Pkw zu­min­dest ten­den­zi­ell ei­ne Ver­schlech­te­rung des Wir­kungs­gra­des ein­stellt. …

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