Heißt es in ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trag un­ter an­de­rem, das Fahr­zeug sei „ex­trem ver­schlis­sen“ und es ha­be „vie­le Män­gel und ver­mut­lich nur ei­ne kur­ze Rest­le­bens­dau­er“, so kann dar­in ei­ne un­zu­läs­si­ge Be­schrän­kung der Käu­fer­rech­te lie­gen, auf die sich der Ver­käu­fer ge­mäß § 475 I BGB nicht be­ru­fen darf. Da­von kann aus­zu­ge­hen sein, wenn der Ge­braucht­wa­gen sich in ei­nem sei­nem Al­ter und sei­ner Lauf­leis­tung ent­spre­chen­den Zu­stand be­fin­det, der Kauf­preis dem Lis­ten­preis für ein ver­gleich­ba­res Fahr­zeug ent­spricht und der Ver­käu­fer die (un­zu­tref­fen­de) Be­schrei­bung des Fahr­zeugs da­mit er­klärt, dass er kei­ne Haf­tung für Sach­män­gel über­neh­men wol­le.

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 08.01.2014 – 4 U 20/12

Sach­ver­halt: Die Klä­ger ma­chen ge­gen­über der Be­klag­ten zu 1. (Dar­le­hens­ge­be­rin) so­wie ge­gen­über dem Be­klag­ten zu 2. (Ver­käu­fer) An­sprü­che nach Rück­tritt von ei­nem fi­nan­zier­ten Ge­braucht­wa­gen­kauf gel­tend.

Am 03.03.2008 schloss der Klä­ger zu 1. mit der S-GmbH, de­ren Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­te zu 2. war, ei­nen Kauf­ver­trag über ei­nen ge­brauch­ten VW Po­lo zu ei­nem Kauf­preis von 6.000 €. In der dem Kauf­ver­trag zu­grun­de lie­gen­den ver­bind­li­chen Be­stel­lung fin­det sich un­ter an­de­rem fol­gen­de hand­schrift­li­che Be­mer­kung:

„Das Fahr­zeug ist ex­trem ver­schlis­sen, es hat vie­le Män­gel und ver­mut­lich nur ei­ne kur­ze Rest­le­bens­dau­er, Rost­schä­den we­gen des Bau­jah­res sind vor­han­den, sämt­li­che Bau­tei­le sind de­fekt, so­mit ist das Fahr­zeug nur be­dingt fahr­fä­hig, Ex­port­preis wur­de ver­ein­bart.“

Eben­falls am 03.03.2008 und in un­mit­tel­ba­rem Zu­sam­men­hang mit dem Ab­schluss des Kfz-Kauf­ver­trags un­ter­zeich­ne­ten bei­de Klä­ger ei­nen ih­nen durch den Be­klag­ten zu 2. vor­ge­leg­ten und aus­ge­füll­ten Vor­druck für ei­nen Dar­le­hens­ver­trag über ein Net­to­dar­le­hen von 6.000 €. Den Ver­trags­schluss be­stä­tig­te die Be­klag­te zu 1. mit Schrei­ben vom 19.03.2008.

Die S-GmbH wur­de zum 31.12.2008 li­qui­diert. Der Be­klag­te zu 2. führt seit­dem un­ter der Be­zeich­nung „S“ ei­nen Kfz-Han­del als Ein­zel­un­ter­neh­men; die­ses hat die­sel­be An­schrift wie vor­mals die S-GmbH.

Im Früh­jahr 2009 – die Klä­ger wa­ren bis zu die­sem Zeit­punkt mit dem Fahr­zeug le­dig­lich et­wa 100 Ki­lo­me­ter ge­fah­ren – stell­te der Klä­ger zu 1. fest, dass das Fahr­zeug kaum be­schleu­nigt. Ein Kom­pres­si­ons­dia­gramm zeig­te für den ers­ten und für den drit­ten Zy­lin­der des Drei-Zy­lin­der-Mo­tors ei­ne Kom­pres­si­on von le­dig­lich 19.2 bzw. 19.7, die da­mit na­he an der Ver­schleiß­gren­ze lag.

We­gen die­ser Pro­ble­ma­tik und des Hin­wei­ses, dass der Feh­ler­spei­cher des Fahr­zeugs zwei Feh­ler beim Air­bag­sys­tem an­zei­ge, die bis­lang nicht nä­her be­stimmt wer­den könn­ten, wand­te sich der Klä­ger zu 1. mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 25.09.2009 an den Be­klag­ten zu 2. und for­der­te ihn zur Be­sei­ti­gung der Män­gel auf. Gleich­zei­tig setz­te er ei­ne Frist zur Mit­tei­lung, ob der Be­klag­te zur Män­gel­be­sei­ti­gung be­reit und im­stan­de sei. Der Be­klag­te re­agier­te dar­auf mit Schrei­ben vom 27.10.2009. Er stell­te sei­ne Ver­ant­wort­lich­keit für die schlech­ten Ver­dich­tungs­ver­hält­nis­se in Ab­re­de und äu­ßer­te die Ver­mu­tung, dass durch die lan­ge Stand­zeit die Kol­ben­rin­ge er­mü­det sein könn­ten. Er bot dem Klä­ger zu 1. an, das Fahr­zeug in sei­nem Auf­trag als Kom­mis­si­ons­fahr­zeug wie­der an­zu­bie­ten.

Mit wei­te­rem Schrei­ben vom 13.11.2009 – dies­mal ge­rich­tet an die S-GmbH – setz­te der Klä­ger­ver­tre­ter ei­ne Nach­frist zur Män­gel­be­sei­ti­gung bis zum 27.11.2009. Mit Schrei­ben vom 01.12.2009 er­klär­te er dann ge­gen­über der S-GmbH den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Die Rück­tritts­er­klä­rung wie­der­hol­te er mit wei­te­rem Schrei­ben vom 01.04.2010 auch ge­gen­über dem Be­klag­ten zu 2. per­sön­lich.

Die Klä­ger ha­ben be­haup­tet, bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ha­be der Be­klag­te zu 2. zu den hand­schrift­li­chen Be­mer­kun­gen in dem Kauf­ver­trag er­klärt, die­se trä­fen selbst­ver­ständ­lich nicht zu; er ma­che die­se Aus­füh­run­gen nur, um aus der Ge­währ­leis­tung für das Fahr­zeug her­aus­zu­kom­men.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge mit Ur­teil vom 19.11.2012 ins­ge­samt ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, der Be­klag­te zu 2., an des­sen Pas­siv­le­gi­ti­ma­ti­on im Hin­blick auf ei­ne nach sei­nem ei­ge­nen Vor­brin­gen fest­ste­hen­de Fir­men­fort­füh­rung kei­ne Zwei­fel be­stün­den, sei zur Ver­wei­ge­rung der Män­gel­be­sei­ti­gung be­rech­tigt ge­we­sen. Et­wai­ge Män­gel­an­sprü­che des Klä­gers zu 1. sei­en schon ver­jährt ge­we­sen, als er am 01.12.2009 sei­ne Rück­tritts­er­klä­rung ab­ge­ge­ben ha­be; sie sei­en so­gar schon ver­jährt ge­we­sen, ehe er ei­nen Man­gel über­haupt ge­rügt ha­be. Die Ver­jäh­rungs­frist für An­sprü­che der Klä­ger auf Sach­män­gel­ge­währ­leis­tung sei ge­mäß der in den Kauf­ver­trag ein­be­zo­ge­nen All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­dinun­gen der S-GmbH wirk­sam auf ein Jahr ab­ge­kürzt wor­den.

Die Be­ru­fung der Klä­ger hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … A. Die Kla­ge ist so­wohl ge­gen die Be­klag­te zu 1. als auch ge­gen den Be­klag­ten zu 2. be­grün­det.

Dem Klä­ger zu 1. steht ge­gen den Be­klag­ten zu 2. ein An­spruch aus §§ 437 Nr. 2, 323, 346 BGB auf Rück­ab­wick­lung des am 03.03.2008 mit der S-GmbH ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags über den streit­ge­gen­ständ­li­chen VW Po­lo we­gen er­heb­li­cher Män­gel … zu. Da es sich bei dem Kauf­ver­trag und dem zwi­schen der Be­klag­ten zu 1. und bei­den Klä­gern … zu­stan­de ge­kom­me­nen Dar­le­hens­ver­trag … um ein ver­bun­de­nes Ge­schäft i. S. der §§ 358 III, 359 BGB han­delt, kann die Be­klag­te zu 1. … aus dem Dar­le­hen­ver­trag kei­ne wei­te­ren Zah­lun­gen von den Klä­gern ver­lan­gen.

1. Der Klä­ger zu 1. ist be­reits mit sei­nem Schrei­ben vom 01.12.2009 wirk­sam von dem am 03.03.2008 mit der S-GmbH ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag über den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw … zu­rück­ge­tre­ten.

a) Wie be­reits das Land­ge­richt im Er­geb­nis zu­tref­fend aus­ge­führt hat, fehlt es nicht an der er­for­der­li­chen Pas­siv­le­gi­ti­ma­ti­on des Be­klag­ten zu 2. für die An­sprü­che aus dem mit der S-GmbH ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag und da­mit auch nicht an ei­nem wirk­sa­men Zu­gang der an die S-GmbH ge­rich­te­ten Rück­tritts­er­klä­rung vom 01.12.2009.

Der Um­stand, dass die S-GmbH be­reits zum 31.12.2008 – und da­mit be­reits zu ei­nem Zeit­punkt vor … der Rück­tritts­er­klä­rung vom 01.12.2009 – li­qui­diert und aus dem Han­dels­re­gis­ter ge­löscht wor­den ist, steht der Pas­siv­le­gi­ti­ma­ti­on des Be­klag­ten zu 2. nicht ent­ge­gen, da die­ser für die Ver­bind­lich­kei­ten der GmbH ge­mäß § 25 I 1 HGB haf­tet.

Der Be­klag­te zu 2. führt die Fir­ma der GmbH fort. Die Fir­ma der GmbH lau­te­te „S-GmbH“; sein Ein­zel­han­dels­un­ter­neh­men führt der Be­klag­te zu 2. seit dem 01.01.2009 un­ter der Fir­ma „S“ … Der Be­klag­te zu 2. hat mit­hin in sei­nem Fir­men­na­men le­dig­lich den Zu­satz „GmbH“ weg­ge­las­sen. Dies ist je­doch nach der Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 04.11.1991 – II ZR 85/91) un­er­heb­lich. Der tra­gen­de Ge­sichts­punkt für die in § 25 I 1 HGB vor­ge­se­he­ne Haf­tung des Nach­fol­gers für die im Be­trieb des Un­ter­neh­mens be­grün­de­ten Ver­bind­lich­kei­ten sei­nes Vor­gän­gers liegt in der Kon­ti­nui­tät des Un­ter­neh­mens. Wer den Ein­druck der Ver­laut­ba­rung ei­ner Un­ter­neh­mens­kon­ti­nui­tät ver­mei­den will und auch nicht auf die Mög­lich­kei­ten des § 25 II HGB zu­rück­grei­fen will, muss durch die Wahl ei­ner ein­deu­tig an­de­ren Fir­ma für den nö­ti­gen Ab­stand sor­gen und darf sich nicht an die­se „an­hän­gen“ (BGH, Urt. v. 04.11.1991 – II ZR 85/91). Dem Be­klag­ten kam es aber – wie sich sei­ner Kun­den­in­for­ma­ti­on „seit 1980 im Ort“ ent­neh­men lässt – wohl so­gar ge­ra­de auf den Ein­druck der Kon­ti­nui­tät an.

Der Be­klag­te zu 2. hat das vor­mals durch die GmbH be­trie­be­ne Han­dels­ge­schäft auch un­ter Le­ben­den er­wor­ben …

b) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts ist der am 01.12.2009 er­klär­te Rück­tritt von dem Kauf­ver­trag nicht ge­mäß § 218 BGB un­wirk­sam; der An­spruch des Klä­gers zu 1. auf Nach­er­fül­lung war zum Zeit­punkt des Zu­gangs der Rück­tritts­er­klä­rung noch nicht ver­jährt. Die ge­mäß § 438 I Nr. 3 BGB zwei­jäh­ri­ge Ver­jäh­rungs­frist für die Nach­er­fül­lungs­an­sprü­che des Klä­gers zu 1., die mit der Über­ga­be des Pkw am 31.03.2008 be­gon­nen hat, war am 01.12.2009 noch nicht ab­ge­lau­fen.

Die Ver­jäh­rungs­frist ist auf­grund der Re­ge­lung in Zif­fer VI 1 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der S-GmbH nicht wirk­sam auf ein Jahr ver­kürzt wor­den; die­se Re­ge­lung ist we­gen Ver­sto­ßes ge­gen die Klau­sel­ver­bo­te des § 309 Nr. 7 lit. a und lit. b BGB un­wirk­sam.

Nach den Klau­sel­ver­bo­ten in § 309 Nr. 7 lit. a und lit. b BGB kann in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen die Ver­schul­dens­haf­tung für Kör­per- und Ge­sund­heits­schä­den nicht, für sons­ti­ge Schä­den nur für den Fall ein­fa­cher Fahr­läs­sig­keit aus­ge­schlos­sen oder be­grenzt wer­den. Nach der Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06 Tz. 17 ff.; Urt. v. 29.05.2013 – VI­II ZR 174/12 Tz. 15) ist auch die zeit­li­che Be­gren­zung der Durch­setz­bar­keit von Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen durch Ab­kür­zung der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­fris­ten ei­ne Be­gren­zung der Haf­tung i. S. des § 309 Nr. 7 lit. a und lit. b BGB.

Dies be­deu­tet, dass ei­ne Ab­kür­zung von Ver­jäh­rungs­fris­ten un­wirk­sam ist, wenn sie Scha­dens­er­satz­an­sprü­che ei­nes Käu­fers er­fasst, die auf Er­satz ei­nes Kör­per- oder Ge­sund­heits­scha­dens we­gen ei­nes vom Ver­käu­fer zu ver­tre­ten­den Man­gels ge­rich­tet oder auf gro­bes Ver­schul­den des Ver­käu­fers oder sei­ner Er­fül­lungs­ge­hil­fen ge­stützt sind. Iso­liert be­trach­tet er­fasst die Re­ge­lung in Zif­fer VI 1 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen aber auch der­ar­ti­ge Scha­dens­er­satz­an­sprü­che, denn auch die­se ge­hö­ren zu „An­sprü­chen des Käu­fers we­gen Sach­män­geln“. Um zu ei­nem in­halt­lich zu­läs­si­gen Klau­sel­in­halt zu ge­lan­gen, müss­te die Klau­sel um ei­ne Aus­nah­me­re­ge­lung für die Ver­jäh­rung der in § 309 Nr. 7 lit. a und lit. b BGB auf­ge­führ­ten Scha­dens­er­satz­an­sprü­che er­gänzt wer­den. Ei­ne sol­che Er­gän­zung ist der Re­ge­lung in Zif­fer VI 1 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen nicht zu ent­neh­men. Hier ist viel­mehr in Ab­satz 3 … le­dig­lich ge­re­gelt, dass wei­ter­ge­hen­de An­sprü­che bei arg­lis­ti­gem Ver­schwei­gen von Män­geln oder der Über­nah­me ei­ner Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit un­be­rührt blei­ben.

Die Re­ge­lung in Zif­fer VI 1 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ist – ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts – nicht im Zu­sam­men­hang mit den wei­te­ren Re­ge­lun­gen in Zif­fer VII … da­hin zu ver­ste­hen, dass die Re­ge­lun­gen in Zif­fer VI le­dig­lich sol­che An­sprü­che we­gen Män­geln er­fasst, die nicht auf Scha­dens­er­satz ge­rich­tet sind bzw. „un­mit­tel­bar auf ei­nem Man­gel be­ru­hen“, wäh­rend An­sprü­che, die – und sei es auch nur zu­sätz­lich – ein Fehl­ver­hal­ten oder ei­ne wei­ter­ge­hen­de Ver­trags­ver­let­zung des Ver­käu­fers vor­aus­set­zen, in Zif­fer VII ge­re­gelt sind. Da­bei han­delt es sich je­den­falls nicht um die nach Aus­schöp­fung der in Be­tracht kom­men­den Aus­le­gungs­me­tho­den ein­zi­ge recht­lich ver­tret­ba­re Aus­le­gung mit der Fol­ge, dass – ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts – ein nicht be­heb­ba­rer Zwei­fel und da­mit ei­ne Un­klar­heit ver­bleibt, die ge­mäß § 350c II BGB zu­las­ten des Ver­wen­ders der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen – hier des Be­klag­ten – geht.

Ab­ge­se­hen von der schon an­ge­spro­che­nen Pro­ble­ma­tik, dass der Wort­laut der Re­ge­lung in Zif­fer VI 1 eben auch An­sprü­che auf Scha­dens­er­satz we­gen Män­geln um­fasst, und – ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts – auch die Be­grif­fe der Über­schrif­ten „Sach­man­gel“ bzw. „Haf­tung“ al­les an­de­re als ei­ne für ei­ne Ver­brau­cher kla­re Ab­gren­zung bie­ten, ist so­wohl mit der Sys­te­ma­tik als auch mit dem In­ter­es­se ei­nes Ver­käu­fers als Ver­wen­ders zu­min­dest eben­so gut ei­ne Aus­le­gung ver­ein­bar, wo­nach in Zif­fer VI ei­ne zeit­li­che Be­gren­zung der An­sprü­che we­gen Sach­män­geln auch für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che ge­re­gelt wer­den soll­te – ei­ne Ver­kür­zung der Ver­jäh­rung auf ein Jahr wä­re nach der ge­setz­li­chen Re­ge­lung in § 475 BGB durch­aus auch für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che we­gen Män­geln zu­läs­sig, in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen aber eben nur in den Gren­zen des § 309 Nr. 7 lit. a und lit. b –, wäh­rend Zif­fer VII ei­ne zu­sätz­li­che in­halt­li­che Be­schrän­kung des Haf­tungs­um­fangs be­trifft. Der Un­ter­schied zwi­schen Zif­fer VI und Zif­fer VII wür­de dann le­dig­lich dar­in be­ste­hen, dass der­je­ni­ge, der die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ent­wor­fen hat, im Rah­men der in­halt­li­chen Be­schrän­kung die Re­ge­lung in § 309 Nr. 7 lit. a und lit. b BGB be­rück­sich­tigt hat und in Zif­fer VI – mög­li­cher­wei­se in irr­tüm­li­cher Ver­ken­nung des Um­stands, dass § 309 Nr. 7 BGB auch zeit­li­che Haf­tungs­be­schrän­kun­gen durch Ver­kür­zung der Ver­jäh­rung be­trifft – ge­ra­de nicht. Die­ses Ri­si­ko geht aber zu­las­ten des Ver­wen­ders und kann nicht durch ei­ne ver­wen­der­freund­li­che Aus­le­gung kor­ri­giert wer­den (i. E. eben­so BGH, Urt. v. 29.05.2013 – VI­II ZR 174/12 Tz. 16).

c) Dem Klä­ger zu 1. stand ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 323 BGB ein Recht zum Rück­tritt vom dem am 03.03.2008 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag zu.

aa) Der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw VW Po­lo wies zum maß­geb­li­chen Zeit­punkt der Über­ga­be am 31.03.2008 ei­nen Man­gel i. S. des § 434 BGB auf, weil der Kom­pres­si­ons­druck des Mo­tors an al­len drei Zy­lin­dern, ins­be­son­de­re am ers­ten und drit­ten Zy­lin­der, be­zo­gen auf die Her­stel­ler­vor­ga­ben un­ter der Ver­schleiß­gren­ze lag und da­mit nicht der ge­wöhn­li­chen Be­schaf­fen­heit ei­nes nach Al­ter und Lauf­leis­tung ver­gleich­ba­ren VW Po­lo ent­sprach; dar­auf, ob zu­sätz­lich ein Man­gel im Air­bag­sys­tem vor­liegt, kommt es nicht mehr ent­schei­dend an.

aaa) Die Man­gel­haf­tig­keit steht tech­nisch auf­grund der nach­voll­zieh­ba­ren Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen K in des­sen Gut­ach­ten vom 11.10.2013, de­nen kei­ne der Par­tei­en ent­ge­gen­ge­tre­ten ist, zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest. Der Sach­ver­stän­di­ge hat sei­ne Fest­stel­lun­gen auf Grund­la­ge ei­ge­ner Mes­sun­gen im Orts­ter­min am 19.09.2013 ge­trof­fen. Er hat ins­be­son­de­re auch nach­voll­zieh­bar er­läu­tert, dass der Mo­tor mit an Si­cher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit be­reits am 31.03.2008 der­art ver­schlis­sen ge­we­sen sei, da für ei­nen Ver­schleiß­zu­stand wie den vor­lie­gen­den die mo­to­ri­schen Be­triebs­be­din­gun­gen, be­ein­flusst durch Fahr­zeug­nut­zung, Fahr­wei­se, Pfle­ge­zu­stand und äu­ße­re Be­din­gun­gen der Fahr­zeug­nut­zung, aus­schlag­ge­bend sei­en. Nicht­be­triebs­zei­ten oder die Nut­zung über le­dig­lich 70 Ki­lo­me­ter könn­ten den Ver­schleiß­zu­stand in dem ge­gen­ständ­li­chen Zeit­raum nicht ver­ur­sacht ha­ben.

bbb) Bei der da­nach nicht der üb­li­chen und der Art nach von ei­nem Käu­fer zu er­war­ten­den Be­schaf­fen­heit des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw han­delt sich auch recht­lich um ei­nen Man­gel i. S. des § 434 BGB. Die Par­tei­en ha­ben mit dem hand­schrift­lich in den Kauf­ver­trag ein­ge­füg­ten Zu­satz zum Zu­stand des Pkw ins­be­son­de­re kei­ne so­ge­nann­te ne­ga­ti­ve Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­trof­fen; bei dem Zu­satz han­delt es sich viel­mehr um ei­ne un­zu­läs­si­ge Be­schrän­kung der Ge­währ­leis­tungs­rech­te des Käu­fers, auf die sich der Be­klag­te zu 2. ge­mäß § 475 I 1 und 2 BGB nicht be­ru­fen kann.

In­so­weit ist nicht ent­schei­dend, ob es sich bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Zu­satz um ei­ne All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung des Be­klag­ten zu 2. oder um ei­ne in­di­vi­du­al­ver­trag­li­che Re­ge­lung han­delt; auch in­di­vi­du­al­ver­trag­lich ver­ein­bar­te Be­schrän­kun­gen der Käu­fer­rech­te sind ge­mäß § 475 BGB un­zu­läs­sig (vgl. nur BGH, Urt. v. 13.07.2011 – VI­II ZR 215/10 Tz. 30). Es kommt des­halb nicht dar­auf an, ob der Be­klag­te zu 2. ent­spre­chen­de Zu­sät­ze in al­len Ver­trä­gen über Ge­braucht­wa­gen oder – wie er selbst im Rah­men der An­hö­rung durch den Se­nat am 03.07.2013 be­stä­tigt hat – nur „ab und an“ ver­wen­det hat, wenn er der Mei­nung war, „dass in der Pro­gno­se da­mit ge­rech­net wer­den müs­se, dass ent­spre­chen­de Be­schä­di­gun­gen an dem Fahr­zeug ein­tre­ten“.

Dem Be­klag­ten zu 2. mag durch­aus auch zu glau­ben sein, dass er – ent­ge­gen der Dar­stel­lung des Klä­gers zu 1. – den hand­schrift­li­chen Zu­satz be­reits vor und nicht erst nach der Un­ter­zeich­nung des Ver­tra­ges durch den Klä­ger zu 1. in den Ver­trags­text ein­ge­fügt hat.

Ent­schei­dend ist viel­mehr, dass der Klä­ger zu 1. den Zu­satz als Re­ge­lung über ei­nen – ge­mäß § 475 BGB un­zu­läs­si­gen – Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss und nicht da­hin ver­ste­hen konn­te oder gar muss­te, dass da­mit die kon­kre­te Be­schaf­fen­heit des von ihm zu er­wer­ben­den Pkw als ei­ne sol­che be­schrie­ben wer­de, die nur ge­rin­ge­ren An­for­de­run­gen ent­sprach, als den­je­ni­gen, die bei ei­nem Pkw VW Po­lo ver­gleich­ba­ren Al­ters und ver­gleich­ba­rer Lauf­leis­tung üb­li­cher Wei­se er­war­tet wer­den konn­ten.

Da­für spricht zu­nächst be­reits, dass nach dem Er­geb­nis der An­hö­rung der Par­tei­en im Ter­min am 03.07.2013 da­von aus­zu­ge­hen ist, dass der Be­klag­te zu 2. den Klä­gern ge­gen­über die Auf­nah­me des Zu­sat­zes in den Ver­trag da­mit be­grün­det hat, dass er dann kei­ne Ge­währ­leis­tung über­neh­men müs­se. Dass er die­se Er­klä­rung ab­ge­ge­ben ha­ben könn­te, hat der Be­klag­te zu 2. im Ter­min am 03.07.2013 je­den­falls nicht mehr aus­ge­schlos­sen und ist auch dem Vor­halt des Klä­ger­ver­tre­ters, er ha­be dies selbst in der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem LG Neu­rup­pin be­stä­tigt, nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten.

Der Klä­ger zu 1. hat­te aber – auch dies er­gibt sich nicht zu­letzt aus den An­hö­run­gen der Klä­ger und des Be­klag­ten zu 2. im Ter­min am 03.07.2013 – dar­über hin­aus auch kei­nen An­lass an­zu­neh­men, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw … sich nicht in ei­nem sei­nem Al­ter und sei­ner Lauf­leis­tung ent­spre­chen­den Zu­stand be­fin­de. Der Be­klag­te zu 2. hat selbst an­ge­ge­ben, dass er bei der Pro­be­fahrt an dem Fahr­zeug nichts fest­ge­stellt ha­be. Er hat ins­be­son­de­re – an­ge­spro­chen auf die in dem Zu­satz auf­ge­führ­ten Rost­schä­den und De­fek­te sämt­li­cher Bau­tei­le – be­kun­det, an dem Fahr­zeug selbst sei al­les in Ord­nung ge­we­sen; hier sei es vor al­lem um die lan­ge Lauf­leis­tung ge­gan­gen. Schließ­lich ent­sprach der Kauf­preis von 6.000 € nach dem be­klag­ten­seits nicht be­strit­te­nen Vor­trag der Klä­ger dem Schwa­cke-Lis­ten­preis für ei­nen ver­gleich­ba­ren Pkw. Et­was an­de­res lässt sich auch nicht aus dem Um­stand schlie­ßen, dass es sich bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw um ei­nen – vom Be­klag­ten zu 2. so be­zeich­ne­ten – „Exo­ten“ han­del­te. Selbst wenn für ei­nen Fach­mann bei ei­nem Fahr­zeug mit dem ge­ge­be­nen Son­der­zu­be­hör … und der ge­ge­be­nen Lauf­leis­tung da­mit zu rech­nen ge­we­sen sein mag, dass der Mo­tor durch Vor­nut­zer be­son­de­rer Be­an­spru­chung und da­mit ei­nem hö­he­ren Ver­schleiß un­ter­le­gen sein könn­te, än­dert dies nichts dar­an, dass der Klä­ger zu 1. als Laie den hand­schrift­li­chen Zu­satz nicht da­hin ver­ste­hen konn­te, dass er da­mit das Ri­si­ko ei­nes ent­spre­chen­den Ver­schlei­ßes über­neh­men soll­te.

bb) Der Klä­ger zu 1. hat dem Be­klag­ten zu 2. je­den­falls mit dem Schrei­ben vom 13.11.2009 – dar­auf, dass die­ses an die GmbH ge­rich­tet ist, kommt es für die Haf­tung des Be­klag­ten zu 2. ge­mäß § 25 I HGB nicht an – ord­nungs­ge­mäß ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt.

cc) We­gen be­rech­tig­ter Er­war­tung an ei­ne aus­rei­chen­de Mo­tor­leis­tung bei ei­nem 6.000 € teu­ren, acht Jah­re al­ten und 144.500 Ki­lo­me­ter ge­fah­re­nen Pkw VW Po­lo han­delt es sich bei dem Man­gel des Kom­pres­si­ons­drucks auch nicht um ei­nen un­er­heb­li­chen Man­gel.

2. a) Ist der Klä­ger zu 1. da­nach zu Recht von dem mit dem mit der S-GmbH am 03.03.2008 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten, kann er vom Be­klag­ten zu 2. … ge­mäß §§ 346 I, 348 BGB die Rück­zah­lung der un­strei­tig an die Be­klag­te zu 1. … ge­zahl­ten Net­to­ra­ten … in Hö­he von ins­ge­samt 1.881,22 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Pkw ver­lan­gen …

3. Der durch bei­de Klä­ger ge­gen die Be­klag­te zu 1. ge­rich­te­te Fest­stel­lungs­an­trag zu 1. ist eben­falls ge­mäß § 256 ZPO zu­läs­sig. Da auch die Be­klag­te zu 1. das Be­ste­hen des Rück­tritts­rechts in Ab­re­de stellt …, fehlt es ins­be­son­de­re nicht an ei­nem Fest­stel­lungs­in­ter­es­se der Klä­ger.

Der An­trag ist ge­mäß § 359 I 1 BGB be­grün­det.

Es ist zwi­schen den Par­tei­en nicht strei­tig, dass es sich bei dem zwi­schen dem Klä­ger zu 1. und der S-GmbH ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag … und dem zwi­schen bei­den Klä­gern und der Be­klag­ten zu 1. … zu­stan­de ge­kom­me­nen Dar­le­hens­ver­trag um ein ver­bun­de­nes Ge­schäft han­delt. In­fol­ge des … wirk­sa­men Rück­tritts des Klä­gers zu 1. von dem Kauf­ver­trag steht den Klä­gern ge­mäß § 359 I 1 BGB das Recht zu, die Leis­tun­gen aus dem Dar­le­hens­ver­trag zu ver­wei­gern …

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