Wer – sei es von ei­nem Kfz-Händ­ler, sei es von ei­ner Pri­vat­per­son – ei­nen Ge­braucht­wa­gen kauft, muss sich min­des­tens die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) vor­le­gen las­sen und die­se prü­fen. Un­ter­lässt der Er­wer­ber dies, han­delt er schon al­lein aus die­sem Grund grob fahr­läs­sig i. S. von § 932 II BGB.

LG Ber­lin, Ur­teil vom 04.07.2013 – 37 O 190/12
(nach­fol­gend: KG, Be­schluss vom 27.03.2014 – 8 U 114/13)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt von dem be­klag­ten Au­to­händ­ler die Her­aus­ga­be ei­nes ihr si­che­rungs­über­eig­ne­ten Fahr­zeugs. Für den Fall, dass der Be­klag­te das Fahr­zeug nicht her­aus­gibt, ver­langt die Klä­ge­rin Scha­dens­er­satz.

Mit kre­dit­ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­rung vom 22.12.2010/03.01.2011 ge­währ­te die Klä­ge­rin Herrn M (nach­fol­gend nur „Dar­le­hens­neh­mer“) ein Dar­le­hen zur Fi­nan­zie­rung ei­nes ge­brauch­ten Pkw. Zur Si­che­rung des ge­währ­ten Dar­le­hens ver­ein­bar­ten die Par­tei­en des Dar­le­hens­ver­tra­ges die Si­che­rungs­über­eig­nung des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs. In die­sem Zu­sam­men­hang über­gab der Dar­le­hens­neh­mer der Klä­ge­rin die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II im Ori­gi­nal, die die­se treu­hän­de­risch bei der T-GmbH ver­wah­ren ließ.

Die Klä­ge­rin zahl­te das Dar­le­hen aus, und der Dar­le­hens­neh­mer be­stä­tig­te der Klä­ge­rin die ord­nungs­ge­mä­ße Ab­nah­me des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs.

Am 19.10.2011 ver­äu­ßer­te der Dar­le­hens­neh­mer das si­che­rungs­über­eig­ne­te Fahr­zeug an den Be­klag­ten. Der „Fahr­zeug­schein“ lag zu die­sem Zeit­punkt nicht vor. Fer­ner sah der Be­klag­te im Zu­ge des Er­wer­bes nicht den Mo­tor­raum ein.

Da der Dar­le­hens­neh­mer in der Fol­ge­zeit sei­nen Zins- und Til­gungs­ver­pflich­tun­gen nicht ver­trags­ge­mäß nach­kam, kün­dig­te die Klä­ge­rin den Dar­le­hens­ver­trag mit Schrei­ben vom 07.03.2012 frist­los und for­der­te den Dar­le­hens­neh­mer auf, das si­che­rungs­über­eig­ne­te Fahr­zeug spä­tes­tens am 21.03.2012 an sie her­aus­zu­ge­ben. So­dann er­fuhr die Klä­ge­rin, dass der Dar­le­hens­neh­mer ei­ne neue Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II er­hal­ten hat­te, nach­dem er die­se zu­vor als ge­stoh­len ge­mel­det hat­te. Die hier­auf­hin von der Klä­ge­rin be­auf­trag­te Si­cher­stel­lung blieb oh­ne Er­folg.

Mit Schrei­ben vom 21.03.2012 for­der­te die Klä­ge­rin schließ­lich den Be­klag­ten zur Her­aus­ga­be des si­che­rungs­über­eig­ne­ten Fahr­zeugs auf. Dies lehn­te der Be­klag­te mit dem Hin­weis ab, dass er das Fahr­zeug gut­gläu­big er­wor­ben ha­be.

Die Kla­ge hat­te im We­sent­li­chen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Die Klä­ge­rin kann als Ei­gen­tü­me­rin von dem Be­klag­ten als Be­sit­zer die Her­aus­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ge­mäß § 985 BGB ver­lan­gen.

1. Die Klä­ge­rin ist Ei­gen­tü­me­rin des im Te­nor ge­nann­ten Pkw Au­di S6. Da­bei ist es un­strei­tig, dass sie das Ei­gen­tum ge­mäß §§ 929, 930 BGB im We­ge der Si­che­rungs­über­eig­nung von dem Dar­le­hens­neh­mer er­hal­ten hat. Denn ge­mäß … de[n] Dar­le­hens­be­din­gun­gen hat­te sie sich mit die­sem ge­ei­nigt, dass das fi­nan­zier­te Fahr­zeug als Si­cher­heit an sie über­eig­net und ihr der mit­tel­ba­re Be­sitz ein­ge­räumt wer­den soll­te.

Die Klä­ge­rin hat die­ses Si­che­rungs­ei­gen­tum nicht ver­lo­ren. Ins­be­son­de­re steht dem nicht der zwi­schen dem Dar­le­hens­neh­mer und dem Be­klag­ten ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag vom 19.10.2011 ent­ge­gen. Denn auf­grund des nach wie vor be­ste­hen­den Si­che­rungs­ei­gen­tums der Klä­ge­rin war der Dar­le­hens­neh­mer nicht be­rech­tigt, das Ei­gen­tum an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug an den Be­klag­ten zu über­tra­gen, so­dass es je­den­falls an ei­ner Ei­ni­gung zwi­schen dem Be­rech­tig­ten und dem Be­klag­ten i. S. des § 929 BGB fehlt.

An­ders als der Be­klag­te meint, hat die­ser das Ei­gen­tum auch nicht ge­mäß § 932 BGB er­wor­ben. Denn dies wür­de vor­aus­set­zen, dass der Be­klag­te im Zeit­punkt der Be­sit­z­er­lan­gung hin­sicht­lich der Be­rech­ti­gung des Dar­le­hens­neh­mers im gu­ten Glau­ben war. Dar­an fehlt es, weil die be­haup­te­te Un­kennt­nis des Be­klag­ten von der Nicht­be­rech­ti­gung des Dar­le­hens­neh­mers je­den­falls auf grob fahr­läs­si­gem Ver­hal­ten i. S. des § 932 II BGB be­ruht. Un­ter gro­ber Fahr­läs­sig­keit ist ein Han­deln zu ver­ste­hen, bei dem die er­for­der­li­che Sorg­falt nach den ge­sam­ten Um­stän­den in un­ge­wöhn­lich ho­hem Ma­ße ver­letzt wor­den und bei dem das­je­ni­ge un­be­ach­tet ge­blie­ben ist, was im ge­ge­be­nen Fall sich hät­te je­dem auf­drän­gen müs­sen (st. Rspr., vgl. et­wa BGH, Urt. v. 09.02.2005 – VI­II ZR 82/03, NJW 2005, 1365). So liegt es hier.

Zwar hat der Be­klag­te vor­ge­tra­gen, dass er das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug „sei­ner­zeit“ un­ter Vor­la­ge ei­ner Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II er­wor­ben ha­be, wo­bei er nicht ha­be er­ken­nen kön­nen, dass es sich um ei­ne Fäl­schung han­del­te. Nach­dem die Klä­ge­rin je­doch selbst die Vor­la­ge der ge­fälsch­ten Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II be­strit­ten hat, ist der in­so­weit be­weis­be­las­te­te Be­klag­te für die­se Be­haup­tung je­den­falls be­weis­fäl­lig ge­blie­ben. Da­bei gilt zwar im Rah­men des § 932 BGB, dass der­je­ni­ge, der sich auf den gut­gläu­bi­gen Er­werb be­ruft, grund­sätz­lich nur den Er­werbstat­be­stand dar­le­gen und be­wei­sen muss, nicht je­doch auch sei­ne Gut­gläu­big­keit. Viel­mehr ob­liegt es dem­je­ni­gen die Bös­gläu­big­keit dar­zu­le­gen und zu be­wei­sen, der sich dar­auf be­ruft (Pa­landt/Bas­sen­ge, BGB, 72. Aufl. [2013] § 932 Rn. 15). Et­was an­de­res gilt aber dann, wenn für den Er­wer­ber Nach­for­schungs­ob­lie­gen­hei­ten be­stan­den ha­ben. In die­sem Fall muss er be­wei­sen, dass er die Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se aus­rei­chend über­prüft hat (ju­risPK-BGB/Beck­mann, 6. Aufl. [2012], § 932 Rn. 54). Ei­ne sol­che Nach­for­schungs­pflicht be­steht beim Er­werb ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs dar­in, die Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se min­des­tens durch die Vor­la­ge des Fahr­zeug­briefs bzw. der nun­meh­ri­gen Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II zu über­prü­fen. Dies stellt die Min­dest­an­for­de­rung für den gut­gläu­bi­gen Er­werb im Be­reich des Fahr­zeug­han­dels dar, wo­bei sich aus den Um­stän­den des Ein­zel­falls auch wei­te­re Über­prü­fungs­ob­lie­gen­hei­ten er­ge­ben kön­nen. Aus die­sem Grund hät­te es hier dem Be­klag­ten ob­le­gen, Be­weis für das Vor­lie­gen der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II im Zeit­punkt des Er­werbs an­zu­bie­ten. Dies ist nicht ge­sche­hen. Un­zu­rei­chend ist in die­sem Zu­sam­men­hang der zur Ak­te ge­reich­te Kauf­ver­trag. Zwar wird in die­sem an­ge­ge­ben, dass der Be­klag­te bei Über­ga­be des Fahr­zeugs so­wohl den Fahr­zeug­schein als auch den Fahr­zeug­brief er­hal­ten hat. Hier­durch ist aber le­dig­lich der Be­weis er­bracht, dass die Kauf­ver­trags­par­tei­en Ent­spre­chen­des er­klärt ha­ben, nicht je­doch, ob dies tat­säch­lich der Fall war. Ent­spre­chen­des zeigt sich be­reits nach dem Vor­trag des Be­klag­ten in Be­zug auf den Fahr­zeug­schein, da er die­sen laut Kauf­ver­trag er­hal­ten ha­ben will, ob­gleich er – sei­nem ei­ge­nen Vor­trag zu­fol­ge – beim Er­werb nicht vor­ge­le­gen hat. Viel­mehr will der Be­klag­te die­sen erst spä­ter er­hal­ten ha­ben, und zwar als er ge­mein­sam mit dem Dar­le­hens­neh­mer bei der Zu­las­sungs­stel­le des­sen Neu­aus­stel­lung un­ter Vor­la­ge des „ge­fälsch­ten Fahr­zeug­scheins“ (ge­meint ist of­fen­bar der Fahr­zeug­brief bzw. die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II) be­an­tragt hat. In­so­weit er­ge­ben sich aus die­sem Vor­trag im Üb­ri­gen auch er­heb­li­che Zwei­fel, ob nicht auch die ge­fälsch­te Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II erst an­läss­lich des ge­mein­sa­men Ter­mins bei der Zu­las­sungs­stel­le über­ge­ben wor­den ist.

Un­ge­ach­tet der vor­ste­hen­den Grün­de lie­gen die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes gut­gläu­bi­gen Er­werbs aber selbst dann nicht vor, wenn dem Be­klag­ten die ge­fälsch­te Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II im Zeit­punkt des Er­werbs vor­ge­le­gen hat. Denn auch dann darf sich ein Er­wer­ber über ihm be­kann­te und of­fen­lie­gen­de, mü­he­los er­kenn­ba­re Ver­dachts­grün­de nicht hin­weg­set­zen. Viel­mehr ob­lie­gen ihm hier­auf be­zo­gen wei­te­re Nach­for­schungs­pflich­ten. Der­ar­ti­ge Ver­dachts­grün­de er­ga­ben sich vor­lie­gend in meh­re­rer Hin­sicht. So hät­te es der Be­klag­te bei­spiels­wei­se zum An­lass für wei­te­re Nach­for­schun­gen neh­men müs­sen, dass der Dar­le­hens­neh­mer ihm ge­gen­über be­haup­te­te, die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I sei ab­han­den­ge­kom­men und müs­se da­her neu be­an­tragt wer­den. Dar­über hin­aus ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass der Be­klag­te aus­weis­lich sei­nes Auf­tre­tens ei­nen „Kfz-Han­del“ be­treibt und in die­sem Kon­text auch das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug er­wor­ben hat. In­so­weit liegt ein wei­te­rer Ver­dachts­mo­ment dar­in, dass der Dar­le­hens­neh­mer das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug als Au­di RS 6 ver­kauft hat, ob­wohl es sich tat­säch­lich um ein Au­di S6 han­del­te, der sich – wie die Klä­ge­rin im Ein­zel­nen dar­ge­legt hat – nicht nur äu­ßer­lich, son­dern auch im Hin­blick auf die tech­ni­sche Aus­stat­tung we­sent­lich von dem zu­erst ge­nann­ten Fahr­zeug­typ un­ter­schei­det. So­weit der Be­klag­te in die­sem Zu­sam­men­hang be­haup­tet, er ha­be bis­lang noch nie mit ei­nem Fahr­zeug des Typs Au­di ge­han­delt, ist dies nicht be­acht­lich. Denn wie die Klä­ge­rin vor­trägt, lässt sich ei­ne Viel­zahl der tech­ni­schen Da­ten be­reits aus der Fahr­ge­stell­num­mer her­aus­le­sen, wel­che der Be­klag­te aber sei­nem ei­ge­nen Vor­brin­gen nach über­haupt nicht ge­prüft hat. Dies wä­re je­doch von ei­nem ge­werb­li­chen Kfz-Händ­ler nicht nur zu er­war­ten ge­we­sen, son­dern ist auch im Hin­blick auf die oben ge­nann­te Min­dest­vor­aus­set­zung des gut­gläu­bi­gen Er­werbs ei­nes Kraft­fahr­zeugs un­um­gäng­lich. Hier­nach muss sich der Er­wer­ber min­des­tens die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II vor­le­gen las­sen. Da­bei geht es aber nicht um die Vor­la­ge die­ser Be­schei­ni­gung ih­rer selbst wil­len, son­dern dar­um, dass der Er­wer­ber hier­mit ei­nen Rück­schluss auf die Ei­gen­tü­mer­stel­lung zie­hen kann, was je­doch ei­nen ge­wis­sen Da­ten­ab­gleich er­for­dert. Dies be­inhal­tet je­den­falls auch ei­nen Ab­gleich, ob es sich bei dem in­fra­ge ste­hen­den Fahr­zeug um das Fahr­zeug han­delt, hin­sicht­lich des­sen sich der Ver­käu­fer als recht­mä­ßi­ger Ei­gen­tü­mer aus­gibt. Ei­ne sol­che Über­prü­fung kann le­dig­lich an­hand der Fahr­ge­stell­num­mer er­fol­gen. Of­fen­bar hat der Be­klag­te die im Kauf­ver­trag no­tier­te Num­mer aber le­dig­lich „auf gut Glück“ aus dem Fahr­zeug­brief über­nom­men, da es un­strei­tig ist, dass er den Mo­tor­raum nicht in Au­gen­schein ge­nom­men hat.

2. Der Be­klag­te ist schließ­lich auch Be­sit­zer des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs. Er selbst hat sei­ne Be­sitz­stel­lung zu kei­nem Zeit­punkt be­strit­ten …

3. Schließ­lich steht dem Be­klag­ten kein Recht zum Be­sitz zu. Ein sol­ches wird durch den Be­klag­ten we­der aus­drück­lich be­haup­tet, noch ist ein sol­ches aus dem Vor­trag der Par­tei­en im Üb­ri­gen er­sicht­lich.

II. So­weit der Be­klag­te zur Her­aus­ga­be ver­ur­teilt wird, ist ihm ge­mäß § 255 ZPO i. V. mit § 281 BGB ei­ne Frist zur Er­fül­lung die­ses An­spruchs zu be­stim­men …

III. Für den Fall des frucht­lo­sen Frist­ab­laufs steht der Klä­ge­rin schließ­lich der be­gehr­te Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­mäß §§ 989, 990 BGB zur Sei­te.

Die­ser An­spruch kann nach über­wie­gen­der Auf­fas­sung un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 259 ZPO mit dem Her­aus­ga­be­be­geh­ren in ei­nem Pro­zess ver­bun­den wer­den. In­so­weit lie­gen die Vor­aus­set­zun­gen des § 259 ZPO vor. Denn der von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­te Scha­dens­er­satz­an­spruch ist durch die even­tu­el­le Nicht­er­fül­lung des Her­aus­ga­be­an­spru­ches be­dingt. Zu­dem be­steht die Be­sorg­nis, dass der Be­klag­te sich der recht­zei­ti­gen Be­wir­kung sei­ner Her­aus­ga­be­pflicht ent­zie­hen wird, wo­bei die An­nah­me ei­ner sol­chen Be­sorg­nis kei­nen bö­sen Wil­len des Schuld­ners vor­aus­setzt. Viel­mehr ist es be­reits aus­rei­chend, wenn die­ser den An­spruch ernst­lich be­strei­tet, was vor­lie­gend der Fall ist.

Schließ­lich steht der gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Scha­dens­er­satz der Klä­ge­rin so­wohl dem Grun­de als auch der Hö­he nach zu. Denn nach dem bis­her Ge­sag­ten be­steht zwi­schen den Par­tei­en ei­nen Vin­di­ka­ti­ons­la­ge, da die Klä­ge­rin das Ei­gen­tum an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug nicht ver­lo­ren hat und der Be­klag­te je­den­falls ab dem Her­aus­ga­be­ver­lan­gen der Klä­ge­rin vom 21.03.2012 bös­gläu­big ist. Eben­so we­nig steht ihm ein Recht zum Be­sitz zur Sei­te. Im Hin­blick auf die Hö­he des gel­tend ge­mach­ten An­spru­ches hat die Klä­ge­rin nach­voll­zieh­bar … vor­ge­tra­gen, dass das Fahr­zeug ei­nen Rest­wert von min­des­tens 28.050 € ge­habt hät­te, oh­ne dass der Be­klag­te dem sub­stan­zi­iert ent­ge­gen­ge­tre­ten ist.

III. Die zu­er­kann­ten Zin­sen ha­ben ih­re Grund­la­ge in §§ 286, 288 BGB. Da­bei kann der Ver­zug des Be­klag­ten mit der Zah­lung des (künf­tig) zu­er­kann­ten Be­tra­ges erst mit Ab­lauf der im Te­nor … ge­nann­ten Frist ein­tre­ten. Für den da­vor lie­gen­den Zeit­raum be­steht kein Zins­an­spruch, ins­be­son­de­re auch nicht aus § 291 BGB, so­dass die Kla­ge in­so­weit im Üb­ri­gen un­be­grün­det war.

IV. So­weit die Klä­ge­rin schließ­lich … die Fest­stel­lung be­gehrt, dass sich der Be­klag­te mit der Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs in Ver­zug be­fin­det, un­ter­lag die Kla­ge der Ab­wei­sung, da sie be­reits un­zu­läs­sig ist. Denn grund­sätz­lich kann im Rah­men ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge nur das Be­ste­hen oder Nicht­be­ste­hen ei­nes Rechts­ver­hält­nis­ses fest­ge­stellt wer­den. Hier be­gehrt die Klä­ge­rin je­doch die Fest­stel­lung, dass sich der Be­klag­te in Ver­zug be­fin­det. Der Ver­zug ei­nes Schuld­ners ist je­doch le­dig­lich ein Un­ter­fall der Ver­let­zung der Leis­tungs­pflicht, näm­lich die rechts­wid­ri­ge Ver­zö­ge­rung der ge­schul­de­ten Leis­tung aus ei­nem vom Schuld­ner zu ver­tre­ten Grund, und zu­gleich ei­ne ge­setz­lich de­fi­nier­te Vor­aus­set­zung un­ter­schied­li­cher Rechts­fol­gen und da­mit le­dig­lich Vor­fra­ge für die Be­ur­tei­lung die­ser Rechts­fol­gen. Der Schuld­ner­ver­zug stellt da­mit kein Rechts­ver­hält­nis dar. Et­was an­de­res lässt sich auch nicht dar­aus her­lei­ten, dass ei­ne Kla­ge auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs als zu­läs­sig er­ach­tet wird, weil es sich hier­bei le­dig­lich um ei­ne Aus­nah­me han­delt, die al­lein aus Grün­den der Zweck­mä­ßig­keit und mit dem schutz­wür­di­gen In­ter­es­se des Klä­gers zu recht­fer­ti­gen ist, den für die Voll­stre­ckung nach §§ 756, 765 ZPO er­for­der­li­chen Nach­weis des An­nah­me­ver­zugs be­reits im Er­kennt­nis­ver­fah­ren er­brin­gen zu kön­nen (vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 19.04.2000 – XII ZR 332/97, NJW 2000, 2280 [2281]) …

Hin­weis: Mit Be­schluss vom 22.05.2014 – 8 U 114/13 – hat das Kam­mer­ge­richt die Be­ru­fung des Be­klag­ten durch Be­schluss ge­mäß § 522 II ZPO zu­rück­ge­wie­sen, nach­dem es die Par­tei­en zu­vor auf die be­ab­sich­tig­te Zu­rück­wei­sung und die Grün­de da­für hin­ge­wie­sen hat­te. In dem Hin­weis­be­schluss vom 27.03.2014 heißt es un­ter an­de­rem:

„Der Be­klag­te hat das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nicht gut­gläu­big er­wor­ben (§ 932 BGB). Ihm ist in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ge­blie­ben, dass das Fahr­zeug nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hör­te. Das Land­ge­richt hat in je­der Hin­sicht zu­tref­fend in der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung aus­ge­führt, dass der Be­klag­te grob fahr­läs­sig ge­han­delt hat, weil er das Fahr­zeug ge­kauft hat, oh­ne sich die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) vor­le­gen zu­las­sen.

Ge­mäß § 932 I 1 BGB wird der Er­wer­ber auch dann Ei­gen­tü­mer, wenn das Fahr­zeug dem Ver­äu­ße­rer nicht ge­hört, es sei denn, dass er im Zeit­punkt der Über­ga­be nicht in gu­tem Glau­ben ge­we­sen ist. Nach § 932 II BGB schlie­ßen nur po­si­ti­ve Kennt­nis und grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis hin­sicht­lich der feh­len­den Ei­gen­tü­mer­stel­lung des Ver­äu­ße­rers die Red­lich­keit des Er­wer­bers aus. Un­ter gro­ber Fahr­läs­sig­keit ist ein Han­deln zu ver­ste­hen, bei dem die er­for­der­li­che Sorg­falt nach den ge­sam­ten Um­stän­den in un­ge­wöhn­lich ho­hem Ma­ße ver­letzt wor­den und bei dem das­je­ni­ge un­be­ach­tet ge­blie­ben ist, was im ge­ge­be­nen Fall je­dem hät­te ein­leuch­ten müs­sen (BGH, Urt. v. 09.02.2005 – VI­II ZR 82/03, NJW 2005, 1365). Beim Er­werb ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs be­steht kei­ne all­ge­mei­ne Nach­for­schungs­pflicht. Die Über­ga­be und Prü­fung der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) sind aber die Min­dest­an­for­de­run­gen für ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb von Kraft­fahr­zeu­gen (BGH, Urt. v. 13.09.2006 – VI­II ZR 184/05, NJW 2006, 3488; Urt. v. 13.05.1996 – II ZR 222/95, NJW 1996, 2226; Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, NJW 1975, 735). Wer ei­nen Ge­braucht­wa­gen kauft (ob vom Händ­ler oder von ei­ner Pri­vat­per­son), oh­ne sich die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) vor­le­gen zu las­sern, han­delt schon al­lein aus die­sem Grund grob fahr­läs­sig i. S. von § 932 II BGB (ju­risPK-BGB/Beck­mann, 6. Aufl. [2012], § 932 Rn. 30).

Der Be­klag­te ist für die Be­haup­tung, dass er das Fahr­zeug un­ter Vor­la­ge der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) er­wor­ben ha­be, be­weis­fäl­lig ge­blie­ben. Zwar ent­hält der Kauf­ver­trag vom 19.10.2011 die Be­stä­ti­gung, dass er bei Über­ga­be des Fahr­zeugs den Fahr­zeug­schein und den Kfz-Brief er­hal­ten ha­be. Die­se Be­stä­ti­gung ist je­doch kein Be­weis da­für, dass der Fahr­zeug­schein und der Fahr­zeug­brief tat­säch­lich bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges vor­la­gen. Zwar be­steht grund­sätz­lich ei­ne Ver­mu­tung der Voll­stän­dig­keit und Rich­tig­keit für al­le über ein Rechts­ge­schäft auf­ge­nom­me­nen Ur­kun­den (Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 73. Aufl., § 125 Rn. 21). Zu­tref­fend hat das Land­ge­richt in der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung aber aus­ge­führt, dass durch den Kauf­ver­trag le­dig­lich be­wie­sen ist, dass die Ver­trags­par­tei­en Ent­spre­chen­des er­klärt ha­ben, nicht aber, dass Fahr­zeug­brief und Fahr­zeug­schein tat­säch­lich über­ge­ben wor­den sind. Dass die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I (Fahr­zeug­schein) ent­ge­gen den Fest­hal­tun­gen im Kauf­ver­trag tat­säch­lich nicht bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags über­ge­ben wor­den ist und auch nicht vor­lag, hat der Be­klag­te in der ers­ten In­stanz … selbst ein­ge­räumt. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­klag­ten war das Land­ge­richt nicht ver­pflich­tet, den Be­klag­ten ge­mäß § 448 ZPO an­zu­hö­ren. § 448 ZPO setzt vor­aus, dass die rich­ter­li­che Ge­samt­wür­di­gung der Ver­hand­lung und bis­he­ri­gen Be­weis­auf­nah­me ei­ne ge­wis­se, nicht not­wen­dig ho­he Wahr­schein­lich­keit für die Rich­tig­keit der strei­ti­gen Be­haup­tung er­brin­gen, das heißt, es muss mehr für als ge­gen sie spre­chen und be­reits ei­ni­ger Be­weis er­bracht sein (Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 30. Aufl., § 448 Rn. 4). Da vor­lie­gend ent­ge­gen den Fest­hal­tun­gen im Kauf­ver­trag die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I (Fahr­zeug­schein) bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges nicht über­ge­ben wor­den ist und der Be­klag­te dies zu­dem erst nach Durch­füh­rung der ers­ten münd­li­chen Ver­hand­lung ein­ge­räumt hat, ist die­se Wahr­schein­lich­keit nicht er­sicht­lich.

So­weit der Be­klag­te meint, das Land­ge­richt ha­be ihm je­den­falls ei­nen rich­ter­li­chen Hin­weis er­tei­len müs­sen, hat er nicht vor­ge­tra­gen, was er bei ei­nem ent­spre­chen­den Hin­weis vor­ge­tra­gen hät­te.

Der Be­klag­te hat aber auch dann grob fahr­läs­sig i. S. von § 932 II BGB ge­han­delt, wenn ihm bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) vor­ge­le­gen ha­ben soll­te.

Der Be­klag­te hat es un­strei­tig un­ter­las­sen, die in der ge­fälsch­ten Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) an­ge­ge­be­ne Fahr­ge­stell­num­mer mit der Fahr­ge­stell­num­mer des ver­kauf­ten Fahr­zeugs zu ver­glei­chen. Der Be­klag­te irrt, wenn er meint, da­zu nicht ver­pflich­tet ge­we­sen zu sein, weil die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II vor­ge­le­gen ha­be. Die Händl­er­ei­gen­schaft des Be­klag­ten be­grün­det ei­ne ge­stei­ger­te Sorg­falts­pflicht, die ei­ne ge­wis­sen­haf­te Prü­fung des vor­ge­leg­ten Kfz-Brie­fes er­for­dert (OLG Braun­schweig, Urt. v. 01.09.2011 – 8 U 170/10). Dar­über hin­aus ist der Be­klag­te als Händ­ler zu­min­dest ver­pflich­tet, die Über­ein­stim­mung der in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) an­ge­ge­be­nen Fahr­ge­stell­num­mer mit der Fahr­ge­stell­num­mer des Fahr­zeugs zu ver­glei­chen (BGH, Urt. v. 23.05.1966 – VI­II ZR 60/64).

Der Be­klag­te hat­te aber dar­über hin­aus auch An­lass, wei­te­re Prü­fun­gen vor­zu­neh­men.

Für den Ge­braucht­wa­gen­han­del hat der BGH we­gen der dort nicht sel­ten vor­kom­men­den Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten in stän­di­ger Recht­spre­chung bei der Be­wer­tung der Um­stän­de, die für den Käu­fer ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs ei­ne Nach­for­schungs­pflicht hin­sicht­lich der Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers be­grün­den, ei­nen stren­gen Maß­stab an­ge­legt (BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, NJW-RR 1987, 1456 [1457]). Un­ter An­le­gung die­ses stren­gen Maß­sta­bes hät­te sich der Be­klag­te ver­an­lasst se­hen müs­sen, wei­te­re Prü­fun­gen vor­zu­neh­men, nach­dem der Ver­äu­ße­rer des Fahr­zeugs ihm die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I (Fahr­zeug­schein) mit dem Ar­gu­ment, die­se sei ab­han­den­ge­kom­men, bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges nicht vor­le­gen konn­te, und zwar un­ge­ach­tet der Fra­ge, ob der Ver­äu­ße­rer er­klärt hat, bei der Wie­der­be­schaf­fung des Do­ku­men­tes be­hilf­lich zu sein. Die ei­nem Kraft­fahr­zeug­händ­ler ob­lie­gen­de ge­stei­ger­te Sorg­falts­pflicht hät­te es zu­min­dest er­for­dert, dass der Be­klag­te sich un­ter an­de­rem durch Öff­nen der Mo­tor­hau­be da­von über­zeugt, dass das in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) an­ge­ge­be­ne Fahr­zeug mit dem ver­kauf­ten Fahr­zeug iden­tisch ist. Da er dies nicht ge­tan hat, ist ihm auch die­sem Grund grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis vor­zu­wer­fen …“

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