Ein Kfz-Käu­fer hat kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags, wenn der Ver­käu­fer ei­nen Man­gel im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung be­reits fach­ge­recht, voll­stän­dig und nach­hal­tig be­sei­tigt hat. Glei­ches gilt, wenn der Käu­fer den Man­gel be­reits selbst be­sei­tigt hat oder hat be­sei­ti­gen las­sen.

OLG Schles­wig, Ur­teil vom 21.12.2012 – 3 U 22/12
(vor­her­ge­hend: LG Kiel, Ur­teil vom 01.03.2012 – 13 O 184/11)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von dem Be­klag­ten am 02.01.2011 ei­nen ge­brauch­ten Pkw zum Preis von für 2.411 €. Er nimmt den Be­klag­ten auf Rück­ab­wick­lung des Kfz-Kauf­ver­trags in An­spruch und ver­langt Scha­dens­er­satz, da der Be­klag­te ihn arg­lis­tig ge­täuscht ha­be. Der Klä­ger wirft dem Be­klag­ten vor, er ha­be fal­sche An­ga­ben über die Vor­be­sit­zer des Fahr­zeugs ge­macht und ver­schwie­gen, dass er un­sach­ge­mäß die Glüh­ker­zen des Fahr­zeu­ges ge­wech­selt ha­be.

Der Be­klag­te hält sei­ne An­ga­ben zu den Vor­be­sit­zern für zu­tref­fend und be­strei­tet, Ar­bei­ten an den Glüh­ker­zen selbst vor­ge­nom­men oder in Auf­trag ge­ge­ben zu ha­ben.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge mit der Be­grün­dung ab­ge­wie­sen, dass kei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung vor­lie­ge. Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Der Klä­ger kann nicht nach § 437 Nr. 2 BGB die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ver­lan­gen. Sei­ne Rück­tritts­er­klä­rung vom 16.10.2011 war un­wirk­sam, weil der Pkw je­den­falls zu die­sem Zeit­punkt nicht man­gel­haft war.

a) Man­gel­haft ist ei­ne Kauf­sa­che un­ter an­de­rem dann, wenn sie ei­ne ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit nicht hat (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB).

aa) Be­schaf­fen­heit ist je­de der Sa­che an­haf­ten­de tat­säch­li­che oder recht­li­che Ei­gen­schaft. Da­zu ge­hört bei Ge­braucht­wa­gen un­ter an­de­rem die An­zahl der Vor­be­sit­zer und die Art der Vor­be­nut­zung (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 71. Aufl. [2012], § 434 Rn. 29). Als ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit in die­ser Rich­tung kommt die Er­klä­rung des Be­klag­ten in Be­tracht, der Pkw sei 15 Jah­re im Be­sitz ei­ner Fa­mi­lie ge­we­sen. Dies tref­fe, so der Klä­ger, nicht zu. Die Höchst­zu­las­sungs­zeit bei ei­nem der Vor­ei­gen­tü­mer ha­be sie­ben Jah­re be­tra­gen. Der Pkw ha­be beim An­kauf durch den Be­klag­ten be­reits drei Vor­be­sit­zer ge­habt. Au­ßer­dem er­we­cke die Er­klä­rung den Ein­druck, dass der Pkw im Be­sitz ge­ra­de der Fa­mi­lie des Be­klag­ten ge­we­sen sei.

bb) Die Er­klä­rung des Be­klag­ten im Ver­kaufs­an­ge­bot zum „Fa­mi­li­en­be­sitz“ ist in­des im Er­geb­nis nicht zu be­an­stan­den.

aaa) Über die An­zahl der Vor­be­sit­zer hat der Be­klag­te kei­ne fal­schen An­ga­ben ge­macht. Er hat nur „Fa­mi­li­en­be­sitz“ be­haup­tet. In­ner­halb ei­ner Fa­mi­lie ist ein Wech­sel der Ei­gen­tums- und Be­sitz­ver­hält­nis­se und der Hal­ter­ei­gen­schaft nicht un­üb­lich; viel­fach sind die Pkw der Kin­der in den ers­ten Fahr­jah­ren aus ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Grün­den auf die El­tern zu­ge­las­sen. Dass die ver­schie­de­nen bei­den Vor­be­sit­zer in­ner­halb der ers­ten 15 Jah­re nicht aus ei­ner Fa­mi­lie stamm­ten, be­haup­tet der Klä­ger nicht. Viel­mehr hat der Be­klag­te un­wi­der­spro­chen vor­ge­tra­gen, es ha­be sich um Schwie­ger­va­ter und -sohn ge­han­delt. Es ist noch ver­tret­bar, bei Schwä­ger­schaft in die­sem Kern­be­reich ei­ner Fa­mi­lie von „Fa­mi­li­en­be­sitz“ zu spre­chen.

Die Er­klä­rung, der Pkw sei in Fa­mi­li­en­be­sitz ge­we­sen, hat auch oh­ne ei­ne Fest­le­gung auf ei­ne be­stimm­te An­zahl von Vor­be­sit­zern in­ner­halb der Fa­mi­lie ei­nen Sinn. Auf den Käu­fer wirkt lang­jäh­ri­ger Fa­mi­li­en­be­sitz an ei­nem Pkw ver­trau­en­er­we­cken­der als ei­ne Vor­ge­schich­te, die aus ei­ner Ket­te von Kauf­ver­trä­gen zwi­schen ein­an­der frem­den Per­so­nen ge­prägt ist, bei de­nen nie ge­wiss ist, was die­se ein­an­der ver­schwie­gen ha­ben.

bbb) Der Be­klag­te hat auch kei­ne fal­schen An­ga­ben da­zu ge­macht, im Be­sitz wel­cher Fa­mi­lie der Pkw ge­stan­den ha­be. Er hat – dies un­strei­tig – we­der aus­drück­lich er­klärt, es sei sei­ne ei­ge­ne ge­we­sen, noch war – wie der Klä­ger meint – sei­ne Er­klä­rung ein­deu­tig in die­sem Sin­ne zu ver­ste­hen. Sie mag auf den ers­ten schnel­len Blick durch­aus so auf­ge­fasst wer­den kön­nen. Schon bei et­was ge­naue­rem Hin­se­hen müs­sen je­doch Zwei­fel auf­tau­chen. So ist auf­fäl­lig, dass es nur heißt, der Wa­gen sei „15 Jah­re lang im Be­sitz ei­ner Fa­mi­lie“ ge­we­sen. Wel­che dies war, wird nicht ge­sagt. Ein Ver­gleich des Da­tums der Erst­zu­las­sung (07.03.1994) mit dem des An­ge­bots (En­de 2010) of­fen­bar­te, dass der Pkw schon über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum von fast 17 Jah­ren in Ge­brauch war. Da­mit war er­kenn­bar, dass der 15-jäh­ri­ge Zeit­raum des Fa­mi­li­en­be­sit­zes nicht den gan­zen Nut­zungs­zeit­raum ab­deck­te. Wenn der Klä­ger in­so­weit an ge­nau­er Aus­kunft in­ter­es­siert war, hät­te er nach­fra­gen kön­nen. Die Ge­le­gen­heit da­zu be­stand, wie sich aus der be­ant­wor­te­ten Fra­ge ei­nes an­de­ren In­ter­es­sen­ten auf Sei­te 3 des An­ge­bots­aus­drucks er­se­hen lässt.

Bei feh­len­dem ein­deu­ti­gen Er­klä­rungs­in­halt ist ei­ne ent­spre­chen­de Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nicht zu­stan­de ge­kom­men. Die Zwei­fels­re­ge­lung des § 305c II BGB greift nicht zum Nach­teil des Be­klag­ten ein, weil kei­ne All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen vor­lie­gen. Ent­ge­gen der in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat dar­ge­leg­ten Auf­fas­sung des Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten des Klä­gers greift ei­ne Zwei­fels­re­ge­lung zu­las­ten des Be­klag­ten auch nicht des­halb ein, weil es für den Käu­fer von Ge­wicht ist, ob ein äl­te­rer Pkw in den An­fangs­jah­ren oder in den letz­ten Jah­ren vor dem Ver­kauf in Fa­mi­li­en­be­sitz stand. Der Se­nat teilt die Auf­fas­sung durch­aus, dass es dem Käu­fer auf letz­te­res an­kom­me. Dar­aus folgt aber nicht, dass die Er­klä­rung des Be­klag­ten, der Pkw ha­be 15 Jah­re im Be­sitz ei­ner Fa­mi­lie ge­stan­den, nach Treu und Glau­ben der­art aus­ge­legt wer­den müs­se, dass der Be­klag­te Fa­mi­li­en­be­sitz für den letzt­ge­nann­ten Zeit­raum ha­be be­haup­ten wol­len. Wie aus­ge­führt, war die vom Be­klag­ten ge­wähl­te For­mu­lie­rung er­kenn­bar of­fen und ga­ben über­dies die be­kann­ten Da­ten An­lass zur Nach­fra­ge. Die­se Mög­lich­keit hät­te der Klä­ger wahr­neh­men kön­nen.

Der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers hat dar­auf hin­ge­wie­sen, dass doch ge­ra­de die Ant­wort des Be­klag­ten auf die Nach­fra­gen ei­nes In­ter­es­sen­ten T den Fa­mi­li­en­be­sitz des Ver­käu­fers sug­ge­rie­re. In sei­ner Ant­wort er­we­cke der Be­klag­te näm­lich den Ein­druck, dass er ge­nau über die Ver­gan­gen­heit des Fahr­zeugs Be­scheid wis­se. Er tei­le mit, dass die Brems­lei­tun­gen und -schläu­che im Ju­ni 2010 er­neu­ert wor­den sei­en. Das Ar­gu­ment ist nicht stich­hal­tig. Aus der Ant­wort des Be­klag­ten ist nur zu er­se­hen, dass er über die Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten un­ter­rich­tet war. Es er­schließt sich dar­aus aber nicht, ob er aus ei­ge­ner Kennt­nis da­von wuss­te oder durch Mit­tei­lun­gen ei­nes Vor­ei­gen­tü­mers. Nicht ein­mal ei­ge­ne Kennt­nis des Be­klag­ten hät­te dar­auf schlie­ßen las­sen, dass der Pkw 15 Jah­re lang im Be­sitz sei­ner Fa­mi­lie ge­we­sen sei. Im Ju­ni 2010 wa­ren die ers­ten 15 Jah­re seit der Zu­las­sung des Pkw be­reits ver­stri­chen, der Be­klag­te konn­te ihn mitt­ler­wei­le als Au­ßen­ste­hen­der er­wor­ben ha­ben.

b) Man­gel­haft ist ei­ne Kauf­sa­che auch dann, wenn sie nicht die Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB).

Ein sol­cher Man­gel lä­ge vor, wenn die Glüh­ker­ze ei­nes Zy­lin­ders ab­ge­ris­sen und beim Ver­such, das Ge­häu­se zu ent­fer­nen, das Ge­win­de des Zy­lin­der­kopfs be­schä­digt wor­den wä­re. Auf die­sen Man­gel kann der Klä­ger sei­nen Rück­tritt je­doch nicht stüt­zen. Er hat den Scha­den im Ja­nu­ar oder Fe­bru­ar 2011 für 500 € … be­sei­ti­gen las­sen … Der Klä­ger hat nie be­haup­tet, dass die Re­pa­ra­tur den Man­gel nicht voll­stän­dig be­sei­tigt ha­be. Mit der voll­stän­di­gen Be­sei­ti­gung des et­wa vor­han­de­nen Man­gels ging aber ein noch nicht aus­ge­üb­tes Rück­tritts­recht des Klä­gers un­ter.

Für die Be­ur­tei­lung, ob ein den Rück­tritt recht­fer­ti­gen­der Man­gel vor­liegt, ist auf den Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung ab­zu­stel­len (BGH, Urt. v. 05.11.2008 – VI­II ZR 166/07, NJW 2009, 508 [509]; Pa­landt/Weid­lich, BGB, 71. Aufl. [2012], § 434 Rn. 29, § 437 Rn. 22; Stau­din­ger/Schwar­ze, Neu­be­arb. 2009, § 323 Rn. D 5). So­weit er­sicht­lich, wird dies in der Kom­men­tie­rung zwar stets nur un­ter der Fra­ge­stel­lung be­han­delt, ob der Käu­fer noch zu­rück­tre­ten kön­ne, wenn der Ver­käu­fer den Man­gel nach­ge­bes­sert ha­be (zu ei­ner Aus­nah­me so­gleich). Die fach­ge­rech­te, voll­stän­di­ge und nach­hal­ti­ge Be­sei­ti­gung des Man­gels durch den Ver­käu­fer schließt nach ein­hel­li­ger Auf­fas­sung den Rück­tritt aus. Ist die Nach­bes­se­rung erst nach Ab­lauf ei­ner hier­zu ge­setz­ten Frist oder gar erst nach der Rück­tritts­er­klä­rung er­folgt, wird dies da­mit be­grün­det, dass in der Ent­ge­gen­nah­me der Nach­bes­se­rung durch den Käu­fer ein Ver­zicht auf sein Rück­tritts­recht lie­ge (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 19.07.2004 – I-1 U 41/04 ; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl. [2009], Rn. 505; ju­risPK-BGB/Alp­mann, Stand 01.10.2012, § 323 Rn. 63; MünchKomm-BGB/Ernst, 5. Aufl. [2007], § 323 Rn. 154, 166; in­so­weit auch Er­man/Gru­ne­wald, BGB, 13. Aufl. [2011], § 434 Rn. 68 und § 437 Rn. 4). Zum glei­chen Er­geb­nis muss es aber füh­ren, wenn der Käu­fer selbst den Man­gel be­sei­tigt hat. Die tat­säch­li­che Fol­ge der Man­gel­be­sei­ti­gung ist die­sel­be. Die Sa­che ist nun ver­trags­ge­recht. Rechts­fol­ge muss sein, dass kein Ge­währ­leis­tungs­an­spruch we­gen Ver­trags­wid­rig­keit mehr be­steht. Der Käu­fer ver­hiel­te sich wi­der­sprüch­lich, wenn er den Man­gel be­sei­tig­te und dann den Kauf­ver­trag we­gen ei­nes Man­gels rück­ab­wi­ckeln möch­te, der nicht mehr vor­liegt.

An­de­res er­gibt sich auch nicht aus der Kom­men­tie­rung von Gru­ne­wald (Er­man/Gru­ne­wald, a. a. O., § 434 Rn. 68), wo es heißt, dass der Weg­fall des Man­gels nach Ge­fahr­über­gang kei­nen Ein­fluss auf die Ge­währ­leis­tungs­rech­te des Käu­fers ha­be. Sei­ne Rech­te blie­ben auch dann be­ste­hen, wenn er selbst den Man­gel be­sei­ti­ge. Zum Be­leg wird auf ein Ur­teil des BGH Urt. v. 20.10.2000 – V ZR 207/99, NJW 2001, 66 f.) ver­wie­sen. Dort heißt es in der Tat, dass nach den ge­setz­li­chen Ge­währ­leis­tungs­vor­schrif­ten al­lein maß­geb­lich sei, dass der Kauf­ge­gen­stand im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs ei­nen Man­gel auf­wei­se. Es kön­ne dem Ver­käu­fer nicht zu­gu­te­kom­men, dass er sein Ein­ver­ständ­nis zur Voll­zie­hung der Wan­de­lung oder Min­de­rung hin­aus­zö­ge­re, ob­wohl der Käu­fer we­gen des Man­gels be­rech­tig­ter­wei­se Wan­de­lung oder Min­de­rung ver­lan­ge. Aus die­ser Be­grün­dung des BGH er­gibt sich aber, dass die Kom­men­tie­rung bei Er­man miss­ver­ständ­lich ist. Sie war in die­ser Form nur un­ter dem al­ten Schuld­recht rich­tig. Da­nach ka­men ein Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis oder ei­ne Min­de­rung erst nach Ein­ver­ständ­nis­er­klä­rung des Ver­käu­fers mit dem Wan­de­lungs- oder Min­de­rungs­ver­lan­gen des Käu­fers zu­stan­de. Der BGH hat­te ei­nen Sach­ver­halt zu be­ur­tei­len, bei dem die Sa­che nach der Gel­tend­ma­chung der Ge­währ­leis­tung (Min­de­rung), aber vor der Ein­ver­ständ­nis­er­klä­rung des Ver­käu­fers da­mit man­gel­frei wur­de. Er hat ent­schie­den, dass der Weg­fall des Man­gels in die­ser Schwe­be­zeit un­er­heb­lich sei. Nicht an­deu­tungs­wei­se er­gibt sich aus die­ser Ent­schei­dung, dass der BGH auch ein Vor­lie­gen des Man­gels zum Zeit­punkt des Gel­tend­ma­chung des Ge­währ­leis­tungs­an­spruchs für ent­behr­lich hal­te. Nur die­ser Zeit­punkt kann – ne­ben dem des Ge­fahr­über­gangs – nach neu­em Schuld­recht noch maß­geb­lich sein. Es wird im Üb­ri­gen auf die oben zi­tier­te Ent­schei­dung BGH (Urt. v. 05.11.2008 – VI­II ZR 166/07, NJW 2009, 508 [509]) ver­wie­sen, in der der BGH oh­ne je­den Er­ör­te­rungs­be­darf da­von aus­ge­gan­gen ist, dass die Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung vor­lie­gen müss­ten. Da­zu ge­hört eben auch die Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che.

Der Klä­ger er­lei­det da­durch, dass ihm der Rück­tritt nach Be­sei­ti­gung des Man­gels ver­sagt bleibt, kei­nen Nach­teil. Der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers hat in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat an­ge­spro­chen, dass der Klä­ger die Man­gel­be­sei­ti­gung doch auch im In­ter­es­se des Ver­käu­fers vor­ge­nom­men ha­be und dies nicht zu sei­nen Las­ten ge­hen dür­fe. In­des be­steht nach Her­stel­lung ei­nes ver­trags­ge­rech­ten Zu­stands der Kauf­sa­che kein An­lass für ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags. Ein Nach­teil ist dem Klä­ger al­lein da­durch ent­stan­den, dass er we­gen der an­fäng­li­chen an­geb­li­chen Man­gel­haf­tig­keit des Pkw Kos­ten auf­wen­den muss­te. Die­se aber wä­ren ihm nach § 280 I BGB zu er­set­zen, wenn die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Scha­dens­er­satz­an­spru­ches im Üb­ri­gen vor­lä­gen.

2. Weil dies al­ler­dings vor­lie­gend nicht der Fall ist, steht dem Klä­ger auch kein An­spruch auf Er­satz der Kos­ten der Man­gel­be­sei­ti­gung … we­gen pflicht­wid­ri­ger man­gel­haf­ter Er­fül­lung des Kauf­ver­trags durch den Be­klag­ten zu. Der Se­nat glaubt dem Klä­ger, dass er ei­nes der Ge­win­de der Glüh­ker­zen fach­wid­rig auf­ge­bohrt vor­ge­fun­den hat. Der Man­gel muss so­mit be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­ge­le­gen ha­ben. Der Be­klag­te haf­tet da­für je­doch nicht, weil die Ge­währ­leis­tung im Kauf­ver­trag wirk­sam aus­ge­schlos­sen wur­de und die Vor­aus­set­zun­gen der Arg­lis­t­haf­tung nicht vor­lie­gen.

a) Der Be­klag­te hat für den Wa­gen „kei­ne Ga­ran­tie“ über­nom­men. Ei­ne Er­klä­rung die­ser Art wird re­gel­mä­ßig nicht als Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­stan­den. Aus ihr soll sich nur er­ge­ben, dass der Ver­käu­fer ei­ne Haf­tungs­er­wei­te­rung ab­leh­ne (Er­man/Gru­ne­wald, a. a. O., § 444 Rn. 4; Pa­landt/Weid­lich, a. a. O., § 444 Rn. 19; a. A. Stau­din­ger/Ma­tu­schek-Beck­mann, Neu­be­arb. 2004, § 444 Rn. 19). Letzt­lich ist die Reich­wei­te der Er­klä­rung je­doch stets ei­ne Fra­ge der Aus­le­gung des je­wei­li­gen Ver­trags. Je­den­falls im vor­lie­gen­den Fall war die Er­klä­rung als Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss zu ver­ste­hen. Der Be­klag­te hat sich nicht nur auf die Ab­leh­nung je­der Ga­ran­tie be­schränkt, son­dern wei­ter dar­auf hin­ge­wie­sen, dass er den Ar­ti­kel nicht zu­rück­neh­me und dass er ei­ne Pro­be­fahrt und Be­sich­ti­gung wün­sche, da­mit es nicht zu Nach­ver­hand­lun­gen kom­me. In ih­rer Ge­samt­heit muss­te der Kauf­in­ter­es­sent die­se Er­klä­run­gen so ver­ste­hen, dass der Ver­käu­fer mit dem Pkw nach dem Ver­kauf nichts mehr zu tun ha­ben wol­le. Dar­in liegt der Sa­che nach ein Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss. Der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers hat dies an­fäng­lich nicht an­ders ver­stan­den. Mit Schrei­ben vom 18.02.2011 hat er den Be­klag­ten auf Scha­dens­er­satz we­gen Arg­lis­t­haf­tung in An­spruch ge­nom­men. Den Vor­wurf hat er in der Rück­tritts­er­klä­rung wie­der­holt. Noch in der Klag­schrift hat er die ge­setz­li­chen Ge­währ­leis­tungs­vor­schrif­ten nicht be­müht. Ei­nen „wirk­sa­men Sach­män­gel­haf­tungs­aus­schluss“ hat er erst im Lau­fe des Rechts­streits in Zwei­fel ge­zo­gen (Schrift­satz vom 18.01.2012) und nicht ein­mal da­bei be­strit­ten, dass der Klä­ger die Er­klä­rung des Be­klag­ten als Haf­tungs­aus­schluss ver­stan­den hat, wor­auf al­lein es für das Zu­stan­de­kom­men ei­nes Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses an­kommt. Zu­sätz­li­cher „Wirk­sam­keits­an­for­de­run­gen“ be­darf es nicht.

b) Ei­ne dem­nach zur Haf­tungs­be­grün­dung not­wen­di­ge Arg­list (§ 444 BGB) ist nicht nach­ge­wie­sen. Der Be­klag­te hat bei sei­ner An­hö­rung vor dem Se­nat über­zeu­gend ge­schil­dert, dass er kei­ner­lei Re­pa­ra­tu­ren an dem Pkw durch­ge­führt oder ver­an­lasst ha­be und ihm der Zu­stand des Glüh­ker­zen­ge­win­des un­be­kannt ge­we­sen sei. Die­se schon schrift­sätz­lich auf­ge­stell­te Be­haup­tung er­schien nach Ak­ten­la­ge frag­wür­dig, weil der dem Be­klag­ten vor­an­ge­hen­de Vor­be­sit­zer X sei­ner­seits schrift­lich Ent­spre­chen­des be­stä­tigt hat­te. Der Wi­der­spruch hat sich aber bei der An­hö­rung der Par­tei­en ge­klärt. Der Be­klag­te hat er­klärt, dass X den Wa­gen nur für rund ein Jahr be­ses­sen ha­be; be­reits er ha­be ihn – aus Fa­mi­li­en­be­sitz her­aus – mit ei­nem De­fekt an den Glüh­ker­zen und ei­nem Satz Er­satz­ker­zen er­wor­ben, die er dann an ihn, den Be­klag­ten, wei­ter­ge­ge­ben ha­be. Der Klä­ger sei­ner­seits hat ge­schil­dert, dass die un­sach­ge­mä­ße Re­pa­ra­tur je­den­falls schon ei­ni­ge Zeit her sein müs­se. Im frag­li­chen Be­reich sei­en Kor­ro­si­ons­spu­ren ge­we­sen. Un­ter die­sen Um­stän­den ist nicht aus­zu­schlie­ßen, dass der Scha­den be­reits in der Zeit vor dem Be­sitz [des] X ent­stan­den ist. Des­halb hat­te auch ei­ne Be­weis­auf­nah­me durch Ver­neh­mung [des] X zu un­ter­blei­ben. Sei­ne et­wai­ge Aus­sa­ge, dass er den Scha­den nicht ver­ur­sacht ha­be, hät­te nicht den Be­weis er­brin­gen kön­nen, dass es der Be­klag­te ge­we­sen sein müs­se …

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