1. Ist an ei­nem Ge­braucht­wa­gen bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ei­ne grü­ne Um­welt­pla­ket­te an­ge­bracht, darf der Käu­fer grund­sätz­lich da­von aus­ge­hen, dass das Fahr­zeug die­se Pla­ket­te zu Recht führt. Es liegt des­halb in der Re­gel ein Sach­man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB – aber kein Rechts­man­gel i. S. von § 435 Satz 1 BGB – vor, wenn das (hier: nicht um­rüst­ba­re) Fahr­zeug tat­säch­lich kei­ne grü­ne Um­welt­pla­ket­te füh­ren darf.
  2. Weiß der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens, dass das Fahr­zeug kei­ne Be­rech­ti­gung zum Füh­ren ei­ner dar­an an­ge­brach­ten grü­nen Um­welt­pla­ket­te hat, so muss er den Käu­fer dar­über auf­klä­ren, um dem Vor­wurf der arg­lis­ti­gen Täu­schung zu ent­ge­hen. Der Ver­käu­fer ver­schweigt ei­nen Man­gel aber nicht schon dann arg­lis­tig i. S. von § 444 Fall 1 BGB, wenn ihm der Man­gel – hier: die feh­len­de Be­rech­ti­gung zum Füh­ren ei­ner grü­nen Um­welt­pla­ket­te – fahr­läs­sig un­be­kannt ist.
  3. Je­den­falls beim pri­va­ten Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens ist nicht nur bei der An­nah­me, der Ver­käu­fer ha­be still­schwei­gend ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs i. S. von § 444 Fall 2 BGB über­nom­men, son­dern auch bei der An­nah­me, die Par­tei­en hät­ten kon­klu­dent ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) ge­trof­fen, Zu­rück­hal­tung ge­bo­ten. Des­halb muss sich der Käu­fer die Zu­sa­ge, dass das Fahr­zeug ei­ne dar­an an­ge­brach­te (hier: grü­ne) Um­welt­pla­ket­te zu Recht führt, re­gel­mä­ßig aus­drück­lich von dem Ver­käu­fer ge­ben las­sen, wenn er ei­ne sol­che Zu­sa­ge ha­ben will.

LG Wup­per­tal, Ur­teil vom 09.06.2011 – 5 O 16/11

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten am 30.10.2010 ei­nen ge­brauch­ten Mer­ce­des-Benz E 320 CDI zum Preis von 8.200 €.

Die­ses Fahr­zeug hat­te die Be­klag­te er­wor­ben, be­vor Kraft­fahr­zeu­ge un­ter Be­rück­sich­ti­gung ih­rer Schad­stoff­emis­sio­nen be­stimm­ten Schad­stoff­grup­pen zu­ge­ord­net und durch Pla­ket­ten ge­kenn­zeich­net wur­den. Als die kenn­zeich­nen­den Pla­ket­ten 2007 ein­ge­führt wur­den, war das Fahr­zeug der Be­klag­ten in ei­ner Kfz-Werk­statt mit ei­ner grü­nen Um­welt­pla­ket­te ver­se­hen wor­den, oh­ne dass die Be­klag­te wuss­te, ob und ge­ge­be­nen­falls mit wel­chen Fol­gen dies sei­tens der Werk­statt dem Fi­nanz­amt ge­mel­det wor­den war.

Am 30.10.2010 war die grü­ne Um­welt­pla­ket­te noch an dem Pkw an­ge­bracht. Dar­über, ob das Fahr­zeug die­se Pla­ket­te be­rech­tigt führ­te, spra­chen die Par­tei­en nicht. Der Klä­ger frag­te wäh­rend des Ver­kaufs­ge­sprächs le­dig­lich, ob ein Ruß­par­ti­kel­fil­ter vor­han­den sei, was die Be­klag­te ver­nein­te.

Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag, der un­ter Ver­wen­dung ei­nes ADAC-Ver­trags­for­mu­lars ge­schlos­sen wur­de, heißt es un­ter an­de­rem:

„Das Kraft­fahr­zeug wird un­ter Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ver­kauft – so­weit nicht nach­fol­gend ei­ne Ga­ran­tie über­nom­men wird (Ziff. 1). Die­ser Aus­schluss gilt nicht für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus Sach­män­gel­haf­tung, die auf ei­ner grob fahr­läs­si­gen oder vor­sätz­li­chen Ver­let­zung von Pflich­ten des Ver­käu­fers be­ru­hen, so­wie bei der Ver­let­zung von Le­ben, Kör­per und Ge­sund­heit.

Ggf. noch be­ste­hen­de An­sprü­che ge­gen­über Drit­ten aus Sach­män­gel­haf­tung wer­den an den Käu­fer ab­ge­tre­ten.“

Als der Klä­ger den Pkw nach dem Er­werb um­mel­den woll­te, stell­te sich her­aus, dass das Fahr­zeug nicht be­rech­tigt ist, ei­ne grü­ne Um­welt­pla­ket­te zu füh­ren; es darf al­len­falls ei­ne gel­be Um­welt­pla­ket­te füh­ren. Der nach­träg­li­che Ein­bau ei­nes Ruß­par­ti­kel­fil­ters ist nicht mög­lich.

Der Klä­ger er­klär­te des­halb mit Schrift­satz sei­nes spä­te­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 15.11.2010 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und die An­fech­tung we­gen Irr­tums und arg­lis­ti­ger Täu­schung.

Der Klä­ger be­haup­tet, er ha­be vor der Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs ein Te­le­fo­nat mit dem Ehe­mann der Be­klag­ten ge­führt, in dem er ge­fragt ha­be, ob ei­ne grü­nen Um­welt­pla­ket­te vor­han­den sei. Dies ha­be der Ehe­mann der Be­klag­ten be­stä­tigt. Der Klä­ger macht gel­tend, die Be­klag­te ha­be auf­grund von Steu­er­be­schei­den ge­wusst, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug kei­ne grü­ne Um­welt­pla­ket­te füh­ren dür­fe, und ihn arg­lis­tig ge­täuscht, in­dem sie ihm dies ver­schwie­gen ha­be. Dass der Pkw bei der Über­ga­be mit ei­ner „fal­schen“ Um­welt­pla­ket­te ver­se­hen ge­we­sen sei, ist nach Auf­fas­sung des Klä­gers kein Sach­man­gel i. S. von § 434 I BGB; des­halb – so meint der Klä­ger – sei er zur Irr­tums­an­fech­tung (§ 119 II BGB) be­rech­tigt ge­we­sen. Je­den­falls lie­ge ei­ne Stö­rung der Ge­schäfts­grund­la­ge vor, die ihn – den Klä­ger – ge­mäß § 313 III 1 BGB zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt ha­be, weil ei­ne Ver­trags­an­pas­sung nicht mög­lich sei.

Die Be­klag­te ist dem­ge­gen­über der Auf­fas­sung, dem Klä­ger ha­be we­gen des ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses kei­ne Rech­te we­gen der „fal­schen“ Um­welt­pla­ket­te. Ei­ne Ga­ran­tie ha­be sie – die Be­klag­te – nicht über­nom­men. Sie ha­be den Klä­ger auch nicht arg­lis­tig ge­täuscht, denn sie ha­be we­der ge­wusst, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen ei­nem Fahr­zeug ei­ne grü­ne Um­welt­pla­ket­te zu­ge­teilt wer­de, noch sei ihr be­kannt ge­we­sen, dass ei­ner grü­ne Um­welt­pla­ket­te zu steu­er­li­chen Ent­las­tun­gen füh­re.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Klä­ger kann aus kei­nem Rechts­grund von der Be­klag­ten die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des ge­kauf­ten Pkw ver­lan­gen.

Al­ler­dings weist der Wa­gen nach An­sicht der Kam­mer ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 1 Nr. 2 BGB auf, da die un­strei­ti­ge feh­len­de Be­rech­ti­gung zum Füh­ren der grü­nen Um­welt­pla­ket­te ei­ne Be­schaf­fen­heit ist, die bei der ver­kauf­ten Sa­che üb­lich ist und die der Klä­ger auch nach der Art der Sa­che er­war­ten konn­te. Denn un­strei­tig wies das Fahr­zeug ei­ne sol­che grü­ne Pla­ket­te bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen auf. Dann durf­te aber der Klä­ger grund­sätz­lich dar­auf ver­trau­en, dass die­se Pla­ket­te zu Recht ge­führt wird.

Da­bei han­delt es sich auch nach An­sicht der Kam­mer ent­ge­gen der Mei­nung des Klä­gers im nicht nach­ge­las­se­nen Schrift­satz vom 03.06.3011 nicht um ei­nen Rechts­man­gel i. S. des § 435 Satz 1 BGB. Rechts­män­gel kön­nen in­so­weit die zu­guns­ten der öf­fent­li­chen Hand be­ste­hen­den Be­fug­nis­se zu öf­fent­lich-recht­li­chen Ein­grif­fen, Bin­dun­gen und Be­schrän­kun­gen sein, aus­ge­nom­men sol­che, die auf Grün­den des Ge­mein­wohls be­ru­hen, weil die­se öf­fent­li­chen Rech­te vom Ver­käu­fer nicht be­sei­tigt wer­den kön­nen. In die­sen Fäl­len kann aber ein Sach­man­gel vor­lie­gen (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 70. Aufl., § 435 Rn. 12 m. w. Nachw.). So ist es aber vor­lie­gend. Denn die Be­klag­te als Ver­käu­fe­rin kann nicht die durch die Ver­ga­be der Um­welt­pla­ket­te be­ste­hen­den Be­schrän­kun­gen des ver­kauf­ten Wa­gens be­sei­ti­gen, da dies – wie zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig ist – nur durch Ein­bau ei­nes Par­ti­kel­fil­ters mög­lich wä­re, was wie­der­um bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw aus tech­ni­schen Grün­den nicht geht. Da­von ab­ge­se­hen kann die Fra­ge, ob ein Rechts- oder Sach­man­gel vor­liegt, im Er­geb­nis da­hin­ste­hen, da der Rechts­man­gel hin­sicht­lich der Fol­gen dem Sach­man­gel gleich­steht (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 435 Rn. 1).

Der Klä­ger kann je­doch sei­ne Kla­ge auf ei­nen Man­gel der Kauf­sa­che nicht stüt­zen, da im Kauf­ver­trag ein Aus­schluss der Sach­män­gel­ge­währ­leis­tung ver­ein­bart wur­de.

Der Aus­schluss ist, da hier ei­ne vor­for­mu­lier­te Re­ge­lung ei­nes ADAC-Kauf­ver­trags­for­mu­lars ver­wandt wur­de, ei­ne all­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung i. S. des § 305 I BGB, die ge­mäß § 305 II BGB auch wirk­sam in den Kauf­ver­trag ein­be­zo­gen wor­den ist. Der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss, wie er dort for­mu­liert ist, ver­stößt nicht ge­gen die § 309 Nr. 7, § 307 II Nr. 2 BGB, da die Haf­tung für Kör­per­schä­den und gro­be Fahr­läs­sig­keit nicht aus­ge­schlos­sen wur­de und ein Haf­tungs­aus­schluss für ein­fa­che Fahr­läs­sig­keit mög­lich ist (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 70. Aufl., § 307 Rn. 1).

Der Haf­tungs­aus­schluss ist auch nicht un­wirk­sam ge­mäß § 444 BGB. Da­nach kann sich ein Ver­käu­fer auf ei­nen Haf­tungs­aus­schluss nicht be­ru­fen, so­weit er den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen oder ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit der Sa­che über­nom­men hat.

Um ei­nen Man­gel arg­lis­tig zu ver­schwei­gen, müss­te die Be­klag­te ei­ne be­ste­hen­de Auf­klä­rungs­pflicht ver­letzt ha­ben. Ei­ne sol­che be­steht al­ler­dings, wenn der Käu­fer un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­kehrs­an­schau­ung nach Treu und Glau­ben ei­ne Auf­klä­rung er­war­ten durf­te. Grund­sätz­lich ist ei­ne sol­che Auf­klä­rungs­pflicht vor­lie­gend ge­ge­ben, je­den­falls dann, wenn die Be­klag­te po­si­ti­ve Kennt­nis dar­über ge­habt hät­te, dass der Wa­gen nicht be­rech­tigt ge­we­sen war, ei­ne grü­ne Um­welt­pla­ket­te zu füh­ren, ob­schon ei­ne sol­che auf dem Wa­gen vor­han­den war.

Arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen setzt wei­ter vor­aus, dass der Han­deln­de die Un­rich­tig­keit kennt oder für mög­lich hält (vgl. BGH, Beschl. v. 08.12.2006 – V ZR 249/05, NJW 2007, 835 Rn. 8). Fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis ge­nügt da­ge­gen nicht. Da­bei han­delt grund­sätz­lich der­je­ni­ge nicht arg­lis­tig, der gut­gläu­big un­rich­ti­ge An­ga­ben macht, selbst wenn der gu­te Glau­be auf Fahr­läs­sig­keit oder auf Leicht­fer­tig­keit be­ruht (vgl. BGH, Urt. v. 06.12.1985 – V ZR 2/85, NJW-RR 1986, 700).

Aus­ge­hend von die­sen Grund­sät­zen kann nach Mei­nung der Kam­mer ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen durch die Be­klag­te nicht fest­ge­stellt wer­den. Der Klä­ger trägt hier auch als al­lei­ni­ge In­di­ztat­sa­che vor, dass die Be­klag­te an­hand der An­ga­ben in den Kraft­fahr­zeug­steu­er­be­schei­den ha­be wis­sen müs­sen, dass der Wa­gen tat­säch­lich kei­ne Be­rech­ti­gung zum Füh­ren ei­ner grü­nen Pla­ket­te ha­be. Nach Auf­fas­sung der Kam­mer trägt die­ses Ar­gu­ment aber nicht. Denn ab­ge­se­hen da­von, dass die Steu­er­be­schei­de, wie sich auch aus dem von der Klä­ger­sei­te sel­ber vor­ge­leg­ten Kraft­fahr­zeug­steu­er­be­scheid vom 29.11.2010 er­gibt, be­züg­lich der Er­läu­te­rung un­über­sicht­lich und nicht klar struk­tu­riert sind, kann nach Auf­fas­sung des Ge­richts al­lein aus dem Zu­satz, dass dann, wenn das Fahr­zeug mit Par­ti­kel­m­in­de­rungs­tech­nik aus­ge­rüs­tet ist, für den Wa­gen ein güns­ti­ger Steu­er­satz in Be­tracht kom­men kann, nicht ge­schlos­sen wer­den, dass die Be­klag­te wuss­te, dass der Wa­gen zum Füh­ren ei­ner grü­nen Pla­ket­te nicht be­rech­tigt ge­we­sen ist. Mög­li­cher­wei­se ist in­so­weit der Be­klag­ten an­zu­las­ten, dass sie hier den An­ga­ben im Steu­er­be­scheid nicht wei­ter nach­ge­gan­gen ist. In­so­weit hat sie aber al­len­falls fahr­läs­sig ge­han­delt, was wie­der­um nicht da­zu führt, ihr ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten durch Ver­schwei­gen ihr be­kann­ter Um­stän­de bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen nach­zu­wei­sen. Da­von ab­ge­se­hen hat der Klä­ger das Vor­brin­gen der Be­klag­ten, ihr Wa­gen sei bei Ein­füh­rung der Um­welt­pla­ket­ten von ih­rer Werk­statt mit ei­ner grü­nen Pla­ket­te ver­se­hen wor­den, nicht be­strit­ten. Dann kann aber ei­ne po­si­ti­ve Kennt­nis der Be­klag­ten vom Feh­len der Be­rech­ti­gung zum Füh­ren der grü­nen Pla­ket­te nicht fest­ge­stellt wer­den.

Der Haf­tungs­aus­schluss ent­fällt auch nicht des­halb, weil die Par­tei­en ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit ver­ein­bart hät­ten. Aus­drück­lich wur­de ei­ne sol­che Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nicht ge­trof­fen, we­der im schrift­li­chen Ver­trag noch münd­lich. Für ei­ne kon­klu­den­te Ver­ein­ba­rung feh­len hin­rei­chen­de An­halts­punk­te. Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie liegt vor, wenn der Ver­käu­fer die Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit ei­ner Sa­che über­nimmt und zu er­ken­nen gibt, dass er für al­le Fol­gen des Feh­lens ein­ste­hen wird (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 = NJW 2007, 1346 Rn. 20). Bei pri­va­ten Ver­käu­fen ist aber bei der An­nah­me ei­ner, ins­be­son­de­re auch still­schwei­gend ver­ein­bar­ten, Ga­ran­tie Zu­rück­hal­tung ge­bo­ten, da der Käu­fer sich nicht, wie beim ge­werb­li­chen Ver­kauf, auf die be­son­de­re Sach­kun­de des Ver­käu­fers ver­lässt und da­her des­sen An­ga­ben als Ga­ran­tie wer­ten kann (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 = NJW 2007, 1346 Rn. 25).

Hier­von aus­ge­hend kann nach Auf­fas­sung der Kam­mer ei­ne sol­che kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie nicht an­ge­nom­men wer­den. Es liegt auf der Hand, dass die Be­klag­te als pri­va­te Au­to­ver­käu­fe­rin nicht über spe­zi­el­le Kennt­nis­se ver­füg­te, ins­be­son­de­re nicht über sol­che, die den Kennt­nis­sen des Klä­gers über­le­gen ge­we­sen wä­ren. Auch aus der blo­ßen Er­klä­rung ih­res Man­nes in dem von der Klä­ger­sei­te be­haup­te­ten Te­le­fon­ge­spräch vor dem Be­sich­ti­gungs­ter­min, wo nach der grü­nen Pla­ket­te ge­fragt wur­de, folgt kei­ne Ga­ran­tie­ver­ein­ba­rung. Denn hier­bei han­delt es sich al­len­falls um ei­ne den Kauf­ge­gen­stand be­schrei­ben­de Er­klä­rung, oh­ne dass ihr ein rechts­ge­schäft­li­cher Bin­dungs­wil­le zu­kommt. Auch wei­te­re be­son­de­re Um­stän­de, die recht­fer­ti­gen, dass der Klä­ger da­von aus­ge­hen durf­te, die Be­klag­te wol­le für das be­rech­tig­te Füh­ren der grü­nen Um­welt­pla­ket­te ein­ste­hen, sind nicht ge­ge­ben. Im Ge­gen­teil, auf die Fra­ge nach ei­nem Ruß­par­ti­kel­fil­ter wur­de der Klä­ger dar­über in­for­miert, dass ein sol­cher Ruß­par­ti­kel­fil­ter nicht ver­baut sei. Nach den vom Klä­ger selbst mit­ge­teil­ten Kennt­nis­sen, die er vor den Ver­trags­ver­hand­lun­gen ge­habt hat­te, deu­te­te die­se An­ga­be eher dar­auf hin, dass das Füh­ren der grü­nen Um­welt­pla­ket­te nicht zu­läs­sig war. In An­be­tracht sei­ner Vor­kennt­nis­se über die Not­wen­dig­keit ei­nes Ruß­par­ti­kel­fil­ters für das Füh­ren der grü­nen Um­welt­pla­ket­te hät­te der Klä­ger bei der Be­klag­ten nach­fra­gen müs­sen, um den nach sei­nem Wis­sen vor­lie­gen­den Wi­der­spruch des Feh­lens ei­nes Ruß­par­ti­kel­fil­ters ei­ner­seits und an­de­rer­seits dem Vor­han­den­sein ei­ner grü­nen Pla­ket­te auf­zu­klä­ren. Wenn er das un­ter­lässt, kann dies nicht der Be­klag­ten an­ge­las­tet wer­den.

Fer­ner kann die Kam­mer nach dem Vor­brin­gen des Klä­gers auch nicht ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB fest­stel­len. Al­ler­dings dürf­te sich grund­sätz­lich ein fo­ru­mu­lar­mä­ßig ver­ein­bar­ter Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht oh­ne Wei­te­res auch auf ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung er­stre­cken (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 = NJW 2007, 1346 Rn. 30 f.). Ob je­doch über­haupt die Par­tei­en in Hin­blick auf die Be­rech­ti­gung zum Füh­ren der grü­nen Pla­ket­te ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­trof­fen ha­ben, ist nicht er­kenn­bar. Aus­drück­lich ist we­der in dem schrift­li­chen Ver­trag noch münd­lich ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung nach dem über­ein­stim­men­den Vor­trag der Par­tei­en ge­schlos­sen wor­den. Aber auch An­halts­punk­te für ei­ne kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung sind nicht ge­ge­ben. Auch hier gilt nach Mei­nung der Kam­mer – je­den­falls für sol­che kon­klu­den­ten Ver­ein­ba­run­gen im Rah­men pri­va­ter Au­to­kauf­ver­trä­ge –, dass grund­sätz­lich Zu­rück­hal­tung ge­bo­ten ist. Nur dann, wenn ge­wis­se Um­stän­de hin­zu­tre­ten, kön­nen die­se Hin­wei­se auf ei­ne kon­klu­den­te Ver­ein­ba­rung ge­ben. Sol­che Um­stän­de sind je­doch nicht er­sicht­lich. Al­lein in dem von der Klä­ger­sei­te be­haup­te­ten Te­le­fo­nat mit dem Ehe­mann der Be­klag­ten vor der Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs ist über­haupt über das Vor­han­den­sein ei­ner grü­nen Pla­ket­te ge­spro­chen wor­den. Die Be­rech­ti­gung zum Füh­ren der Pla­ket­te ist oh­ne­hin nie von den Par­tei­en in Zu­sam­men­hang mit den Kauf­ver­trags­ver­hand­lun­gen the­ma­ti­siert wor­den. Bei al­le­dem geht die Kam­mer le­dig­lich da­von aus, dass das Vor­han­den­sein der grü­nen Pla­ket­te von bei­den Par­tei­en in Zu­sam­men­hang mit der Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs und den Ver­kaufs­ge­sprä­chen zur Kennt­nis ge­nom­men wur­de, oh­ne dass hier­über ge­spro­chen wur­de. Wenn dann der Klä­ger für die Be­rech­ti­gung zum Füh­ren der grü­nen Pla­ket­te von der Be­klag­ten ei­ne ver­bind­li­che Zu­sa­ge hat er­hal­ten wol­len, so hät­te er sich die­se aus­drück­lich, ins­be­son­de­re zum Bei­spiel im schrift­li­chen Ver­trag, ge­ben las­sen sol­len.

Aus den vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen folgt, dass ei­ne An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung ge­mäß § 123 I Fall 1 BGB nicht ge­ge­ben ist.

Dem Klä­ger steht fer­ner kein An­fech­tungs­recht aus § 119 II BGB zu, da in­so­weit das Ge­währ­leis­tungs­recht die Re­geln über die Irr­tums­an­fech­tun­gen aus­schließt (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 437 Rn. 53).

Ent­spre­chen­des gilt, so­weit der Klä­ger sei­nen An­spruch auf Stö­rung der Ge­schäfts­grund­la­ge ge­mäß § 313 BGB stützt (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 437 Rn. 55). …

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