Die Be­din­gun­gen für ei­ne ge­gen Ent­gelt an­ge­bo­te­ne Ge­braucht­wa­gen­ga­ran­tie sind nicht klar und ver­ständ­lich und des­halb un­wirk­sam (§ 307 I BGB), wenn sie den Ein­druck er­we­cken, der Ga­ran­tie­ver­trag lau­fe drei Jah­re und vom Ga­ran­ti­en­eh­mer durch­zu­füh­ren­de In­spek­tio­nen sei­en oh­ne Ein­fluss auf die Ver­trags­lauf­zeit, wäh­rend die tat­säch­li­che Ver­trags­lauf­zeit zwölf Mo­na­te be­trägt und durch die vor­ge­se­he­nen In­spek­tio­nen ver­län­gert wer­den kann.

LG Bonn, Ur­teil vom 23.02.2011 – 5 S 255/10

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt von der Be­klag­ten Er­satz der Kos­ten, die er für die Re­pa­ra­tur der Licht­ma­schi­ne sei­nes Pkw auf­ge­wen­det hat.

Im Au­gust 2007 schlos­sen die Par­tei­en ei­nen Kauf­ver­trag über ei­nen ge­brauch­ten Pkw. In der ver­bind­li­chen Be­stel­lung heißt es un­ter „Be­son­de­re Ver­ein­ba­run­gen“ un­ter an­de­rem: „36 Mo­na­te T & U-Ge­braucht­wa­gen­ga­ran­tie“. Die­ser Ga­ran­tie la­gen die Be­din­gun­gen der H-AG zu­grun­de. Dort heißt es in dem den Ga­ran­tie­be­din­gun­gen vor­her­ge­hen­den Text un­ter „WICH­TI­GER HIN­WEIS“:

„Ach­tung: Oh­ne gül­ti­ge [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] kei­ne gül­ti­ge Ga­ran­tie!

Ge­nau im 12., 18., 24 und 30. Mo­nat nach dem Tag der Wie­der­zu­las­sung ist ei­ne [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] bei Ih­rem Au­to­mo­bil­händ­ler durch­zu­füh­ren. Die [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] dient Ih­rer Si­cher­heit, er­mög­licht ei­ne früh­zei­ti­ge Dia­gnos­tik von Män­geln, be­vor die­se zu ei­nem gro­ßen Scha­den füh­ren, und ist da­her für die­se lang­fris­ti­ge Ga­ran­tie not­wen­dig.“

In § 1 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen heißt es:

„1. …

2. Die­se Ga­ran­tie ist durch die H-AG ver­si­chert. Die Leis­tungs­pflicht der H-AG ist auf den in die­sen Ga­ran­tie­be­din­gun­gen fest­ge­leg­ten Um­fang be­schränkt. Die H-AG ist mit der Scha­den­re­gu­lie­rung be­auf­tragt. Sie leis­tet Ent­schä­di­gung, wenn der Ga­ran­tie­ge­ber/Ver­käu­fer (Ver­si­che­rungs­neh­mer) auf­grund die­ser Be­din­gun­gen Leis­tun­gen er­brin­gen muss.

3. Der Käu­fer (Ga­ran­ti­en­eh­mer) ist be­rech­tigt, al­le Rech­te aus der Ga­ran­tie in ei­ge­nem Na­men un­mit­tel­bar ge­gen­über der H-AG als Ver­si­che­rer der Ga­ran­tie gel­tend zu ma­chen. Im Hin­blick dar­auf ver­pflich­tet sich der Käu­fer (Ga­ran­ti­en­eh­mer), stets vor­ran­gig die H-AG in An­spruch zu neh­men.“

In § 5 Nr. 1b der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen heißt es:

„1. Der Käu­fer (Ga­ran­ti­en­eh­mer) hat

a) sich über die Be­triebs- und War­tungs­vor­schrif­ten des Fahr­zeug­her­stel­lers an­hand der Be­triebs- und War­tungs­an­lei­tung zu un­ter­rich­ten und die ak­tu­el­le War­tungs­si­tua­ti­on des Fahr­zeugs zu prü­fen. Dar­über hin­aus hat der Käu­fer (Ga­ran­ti­en­eh­mer) an dem ga­ran­tie­ge­schütz­ten Per­so­nen­kraft­wa­gen ab Ga­ran­tie­be­ginn die War­tungs­ar­bei­ten ge­mäß den Emp­feh­lun­gen und Vor­schrif­ten des Fahr­zeug­her­stel­lers beim Ver­käu­fer (Ga­ran­tie­ge­ber) oder in Ab­stim­mung mit die­sem in ei­ner durch den Her­stel­ler an­er­kann­ten Ver­trags­werk­statt recht­zei­tig durch­füh­ren zu las­sen und sich hier­über ei­ne Be­stä­ti­gung aus­stel­len zu las­sen und die­se im Scha­den­fall oder sonst auf Ver­lan­gen vor­zu­zei­gen.

b) an dem Per­so­nen­kraft­wa­gen zur Ver­län­ge­rung der Ga­ran­tie die [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] ge­mäß Ar­beits­plan beim Ver­käu­fer (Ga­ran­tie­ge­ber) durch­füh­ren zu las­sen, sich hier­über ei­ne Be­stä­ti­gung aus­stel­len zu las­sen und die­se un­ver­züg­lich an die H-AG zu sen­den. Die [Ga­ran­ti­ein­spek­tio­nen] sind ex­akt im 12., 18., 24. und 30. Mo­nat ab dem Tag der Wie­der­zu­las­sung fäl­lig.“

In § 7 Nr. 3 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen heißt es zu­dem:

„3. Ma­te­ri­al­kos­ten wer­den im Rah­men die­ser Ga­ran­tie aus­ge­hend von der Be­triebs­leis­tung der be­trof­fe­nen Bau­grup­pe zum Zeit­punkt der Re­pa­ra­tur­durch­füh­rung nach fol­gen­der Staf­fel er­setzt:

bis 50.000 km 100 % 
über 100.000 km 40 %

Im Sep­tem­ber 2009 wur­de an dem Fahr­zeug des Klä­gers ein De­fekt der Licht­ma­schi­ne fest­ge­stellt. Das Fahr­zeug hat­te zu die­sem Zeit­punkt ei­ne Lauf­leis­tung von über 100.000 km. Für die Feh­ler­su­che wur­den dem Klä­ger 34,63 € in Rech­nung ge­stellt; für den Aus­tausch der Licht­ma­schi­ne hat­te der Klä­ger 581,91 € zu zah­len. So­wohl die Be­klag­te als auch die H-AG ver­wei­ger­ten ei­ne Kos­ten­über­nah­me mit dem Hin­weis, der Klä­ger ha­be – was un­strei­tig ist – die Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on nicht durch­füh­ren las­sen.

Der Klä­ger hat­te zu­nächst nicht nur die Be­klag­te, son­dern auch die H-AG ver­klagt. Dies­be­züg­lich hat das AG Bonn den Rechts­streit ab­ge­trennt und an das zu­stän­di­ge Amts­ge­richt ver­wie­sen.

Die ge­gen die Be­klag­te ge­rich­te­te Kla­ge hat das AG Bonn ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, die Be­klag­te sei zwar die rich­ti­ge An­spruchs­geg­ne­rin, da § 1 Nr. 3 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ge­gen § 309 Nr. 8 lit. b aa BGB ver­sto­ße. Auch fal­le der ge­nann­te De­fekt grund­sätz­lich un­ter die von der Ga­ran­tie er­fass­ten Scha­dens­fäl­le. In Hö­he von 349,15 € schei­te­re ein Ga­ran­tie­an­spruch des Klä­gers je­doch schon an § 7 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen, wo­nach bei ei­ner Lauf­leis­tung von über 100.000 km le­dig­lich 40 % der Ma­te­ri­al­kos­ten er­stat­tet wer­den. Der dar­über hin­aus gel­tend ge­mach­te An­spruch be­ste­he nicht, da die Ga­ran­tie nicht ent­spre­chend § 5 Nr. 1b der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen durch ei­ne Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on ver­län­gert wor­den sei.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te teil­wei­se, näm­lich in Hö­he von 267,39 € Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Le­dig­lich in die­ser Hö­he hat der Klä­ger ei­nen An­spruch aus dem Ga­ran­tie­ver­spre­chen der Be­klag­ten. Im Üb­ri­gen ist die Be­ru­fung un­be­grün­det.

1. Ge­gen­über die­sem An­spruch kann die Be­klag­te nicht ein­wen­den, sie sei nicht pas­siv­le­git­miert. Aus­weis­lich § 1 Nr. 1 der Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen wur­de das Ga­ran­tie­ver­spre­chen durch die Be­klag­te nach Maß­ga­be der durch die H-AG ge­nann­ten Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen ge­gen­über dem Klä­ger ge­ge­ben, wo­bei der Klä­ger we­gen § 1 Nr. 3 der Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen le­dig­lich – zu­sätz­lich – be­rech­tigt ist, An­sprü­che aus der Ver­si­che­rung des Ga­ran­tie­ver­spre­chens auch ge­gen­über der H-AG un­mit­tel­bar gel­tend zu ma­chen.

Im Üb­ri­gen weist das Amts­ge­richt zu Recht dar­auf hin, dass die ent­spre­chen­de Klau­sel der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ge­gen § 309 Nr. 8 lit. b aa BGB ver­stößt, wenn sie die An­sprü­che ge­gen den Ver­wen­der we­gen ei­nes Man­gels ins­ge­samt oder be­züg­lich ein­zel­ner Tei­le aus­schließt, auf die Ein­räu­mung von An­sprü­chen ge­gen Drit­te be­schränkt oder von der vor­he­ri­gen ge­richt­li­chen In­an­spruch­nah­me Drit­ter ab­hän­gig macht.

2. Auch kann der Klä­ger sich nicht dar­auf be­ru­fen, die All­ge­mei­nen Ga­ran­tie­be­din­gun­gen sei­en ihm nicht be­kannt ge­macht wor­den. Da­bei kann auch of­fen­blei­ben, ob er mit die­sem Vor­trag nicht schon nach § 531 II Nr. 3 ZPO aus­ge­schlos­sen ist, nach­dem er in der ers­ten In­stanz hier­zu nichts vor­ge­tra­gen hat. Aus­weis­lich des durch die Be­klag­te … vor­ge­leg­ten An­trags auf Ab­schluss ei­ner Ga­ran­tie­ver­si­che­rung … hat der Klä­ger aus­drück­lich be­stä­tigt, den In­halt des Ga­ran­tie­ver­trags zu­stim­mend zur Kennt­nis ge­nom­men zu ha­ben.

3. Dass der De­fekt der Licht­ma­schi­ne – wie durch das Amts­ge­richt fest­ge­stellt – ge­mäß § 2 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen grund­sätz­lich durch die von der Ga­ran­tie er­fass­ten Scha­dens­fäl­le ab­ge­deckt ist, steht zwi­schen den Par­tei­en nicht im Streit.

4. Zu Recht weist das Amts­ge­richt auch dar­auf hin, dass der gel­tend ge­mach­te An­spruch in Hö­he von 349,15 € je­den­falls be­reits an § 7 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen schei­tert. Dem­nach wer­den nach ei­ner Lauf­leis­tung von über 100.000 km le­dig­lich 40 % der Ma­te­ri­al­kos­ten im Rah­men der Durch­füh­rung ei­ner Re­pa­ra­tur er­stat­tet. Gel­tend ge­macht wer­den näm­lich fol­gen­de Be­trä­ge, wo­bei für die vom Klä­ger im Ter­min an­ge­spro­chen fik­ti­ve Ab­rech­nung von Lohn­kos­ten kein Raum be­steht:

Rech­nung Ge­gen­stand Be­trag Er­stat­tung nach § 7
09/2009 Lohn­kos­ten 34,63 € 34,63 €
10/2009 Ma­te­ri­al­kos­ten 581,91 € 232,76 €
Ge­samt: 267,39 €

5. Die Be­klag­te durf­te den Fort­be­stand der Ga­ran­tie nicht von der Durch­füh­rung der [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] ent­spre­chend § 5 Nr. 1b der Ga­ran­tie­be­din­gung ab­hän­gig ma­chen. Aus­weis­lich der durch den Klä­ger selbst vor­ge­leg­ten Ver­trags­un­ter­la­gen be­steht die „36 Mo­na­te T & U-Ge­braucht­wa­gen­ga­ran­tie“ le­dig­lich nach Maß­ga­be der Be­din­gun­gen der H-AG. Ent­spre­chend dem im An­trag auf Ab­schluss der Ga­ran­tie­ver­si­che­rung an­ge­ge­be­nen Leis­tungs­um­fang in Ver­bin­dung mit § 4 der Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen gilt die Ga­ran­tie­ver­si­che­rung je­doch zu­nächst nur für zwölf Mo­na­te und ver­län­gert sich nach Maß­ga­be des § 5 der Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen, wenn der Käu­fer bei der Be­klag­ten als Ga­ran­tie­ge­be­rin die so­ge­nann­te [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] nach dem 12., 18., 24. und 30. Mo­nat ab dem Tag der Wie­der­zu­las­sung durch­führt, wo­bei auf die­ses Er­for­der­nis in den Ver­si­che­rungs­for­mu­la­ren un­ter „Wich­ti­ger Hin­weis“ aus­drück­lich hin­ge­wie­sen wird. Ei­ne sol­che [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] an dem … aus­ge­lie­fer­ten Fahr­zeug hat der Klä­ger un­strei­tig je­doch nicht durch­füh­ren las­sen. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten sind die ge­nann­ten Klau­seln der Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen je­den­falls ge­mäß § 307 I 2 BGB un­wirk­sam.

a) Ei­ner In­halts­kon­trol­le des Ga­ran­tie­ver­spre­chens steht nicht ent­ge­gen, dass die Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen ein Ver­si­che­rungs­ver­spre­chen der H-AG ge­gen­über der Be­klag­ten be­tref­fen, wo­bei der Klä­ger we­gen § 1 Nr. 3 der Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen le­dig­lich be­rech­tigt ist, An­sprü­che aus der Ver­si­che­rung des Ga­ran­tie­ver­spre­chens auch ge­gen­über der H-AG un­mit­tel­bar gel­tend zu ma­chen. Denn das durch die Be­klag­te ab­ge­ge­be­ne Ga­ran­tie­ver­spre­chen er­folg­te nach Maß­ga­be und un­ter Ein­be­zie­hung der ge­nann­ten Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen, so­dass die in den Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen ge­nann­ten Ob­lie­gen­hei­ten des Käu­fers zu­gleich auch In­halt des Ga­ran­tie­ver­spre­chens sind und da­mit der In­halts­kon­trol­le un­ter­lie­gen.

b) Es kann of­fen­blei­ben, ob die Be­stim­mun­gen der § 4 Nr. 2 und § 5 Nr. 1b der Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen den Ver­trags­part­ner der Be­klag­ten als Ver­wen­de­rin ent­ge­gen den Ge­bo­ten von Treu und Glau­ben un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­li­gen. Ei­ne For­mu­lar­klau­sel ist un­ter an­de­rem dann un­an­ge­mes­sen i. S. des § 307 I BGB, wenn der Ver­wen­der mit ihr miss­bräuch­lich ei­ge­ne In­ter­es­sen auf Kos­ten des Ver­trags­part­ners durch­zu­set­zen ver­sucht, oh­ne von vor­ne­her­ein die In­ter­es­sen sei­nes Part­ners hin­rei­chend zu be­rück­sich­ti­gen (vgl. da­zu BGH, Urt. v. 14.10.2009 – VI­II ZR 354/08, NJW 2009, 3714; LG Kiel, Urt. v. 15.07.2008 – 12 O 25/08, ZfS 2008, 567; LG Düs­sel­dorf, Urt. v. 15.10.2004 – 20 S 109/04, DAR 2005, 688; Pa­landt/Hein­richs, BGB, 65. Aufl., § 307 Rn. 6, je­weils m. w. Nachw.). Es ist da­her auch an­er­kannt, dass Klau­seln gem. § 307 I BGB un­wirk­sam sind, wel­che die Ver­wen­der von ih­rer Leis­tungs­ver­pflich­tung oh­ne Rück­sicht dar­auf frei­stel­len, ob der Ver­stoß des Ga­ran­ti­en­eh­mers ge­gen sei­ne Ob­lie­gen­heit zur re­gel­mä­ßi­gen War­tung sei­nes Fahr­zeugs für den re­pa­ra­tur­be­dürf­ti­gen Scha­den ur­säch­lich ge­wor­den ist oder nicht, weil ein Ob­lie­gen­heits­ver­stoß dann nicht zum An­spruchs­ver­lust füh­ren kann, wenn er sich nicht scha­den­sur­säch­lich aus­ge­wirkt hat (vgl. da­zu nur BGH, Urt. v. 14.10.2009 – VI­II ZR 354/08, NJW 2009, 3714; LG Kiel, Urt. v. 15.07.2008 – 12 O 25/08, ZfS 2008, 567; LG Düs­sel­dorf, Urt. v. 15.10.2004 – 20 S 109/04, DAR 2005, 688). Für ei­ne Be­nach­tei­li­gung des Ga­ran­ti­en­eh­mers spricht hier, dass für die Ga­ran­tie­zu­sa­ge le­dig­lich ein­ma­lig ei­ne Ver­si­che­rungs­prä­mie ge­leis­tet wird, die­se dann bis zu 36 Mo­na­te gilt und nach Ab­lauf von zwölf Mo­na­ten le­dig­lich bei Durch­füh­rung der sog. [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] bis zum nächs­ten In­spek­ti­ons­ter­min ver­län­gert wird. Da­mit wird ei­ne fak­ti­sche Ob­lie­gen­heit für den Ver­si­che­rungs­neh­mer zur Durch­füh­rung der In­spek­tio­nen fest­ge­legt, de­ren Ver­let­zung eben­falls zu ei­ner Leis­tungs­frei­heit des Ga­ran­tie­ge­bers führt. Im Er­geb­nis kann je­doch da­hin­ste­hen, ob die ge­nann­te Recht­spre­chung auf die ge­nann­ten Klau­seln des­halb nicht über­trag­bar ist, weil die­se kei­nen An­spruch bei ei­ner Ob­lie­gen­heits­ver­let­zung aus­schlie­ßen, son­dern nur die Ver­län­ge­rung des Ga­ran­tie­ver­spre­chens von der Be­din­gung ab­hän­gig ma­chen, die so­ge­nann­te [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] durch­zu­füh­ren.

c) Denn die ge­nann­ten Klau­seln sind nicht hin­rei­chend klar und ver­ständ­lich und be­nach­tei­li­gen die Kun­den der Be­klag­ten des­halb un­an­ge­mes­sen (§ 307 I 2 BGB). Ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung i. S. des § 307 I 2 BGB kann sich dar­aus er­ge­ben, dass ei­ne Re­ge­lung un­klar oder un­durch­schau­bar ist (sog. Trans­pa­renz­ge­bot; vgl. da­zu Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 307 Rn. 16). All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen sind nach ih­rem ob­jek­ti­ven In­halt und ih­rem ty­pi­schen Sinn ein­heit­lich so aus­zu­le­gen, wie sie von ver­stän­di­gen und red­li­chen Ver­trags­part­nern un­ter Ab­wä­gung der In­ter­es­sen der be­tei­lig­ten Krei­se ver­stan­den wer­den; zu prü­fen ist, wie die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen vom an­ge­spro­che­nen Kun­den­kreis ver­nünf­ti­ger­wei­se auf­ge­fasst wer­den durf­ten, wo­bei von den Ver­ständ­nis­mög­lich­kei­ten des durch­schnitt­li­chen Kun­den aus­zu­ge­hen ist (vgl. nur BGH, Urt. v. 17.12.2008 – VI­II ZR 274/06, NJW 2009, 578; Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 307 Rn. 16). Da­bei ge­bie­ten Treu und Glau­ben auch, dass die Klau­seln wirt­schaft­li­che Nach­tei­le und Be­las­tun­gen so weit er­ken­nen las­sen, wie dies nach den Um­stän­den ge­for­dert wer­den kann (Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 307 Rn. 17; BGH, Urt. v. 09.05.2001 – IV ZR 13/99, NJW 2001, 2014).

Nach vor­ge­nann­tem Maß­stab sind § 4 Nr. 2 und § 5 Nr. 1b der Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen für den Durch­schnitts­kun­den nicht hin­rei­chend klar be­stimmt. Es wird nicht hin­rei­chend deut­lich, dass die Ga­ran­tie­ver­si­che­rung zu­nächst le­dig­lich zwölf Mo­na­te gilt und sich nach Maß­ga­be des § 5 der Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen ver­län­gert, wenn der Käu­fer bei der Be­klag­ten als Ga­ran­tie­ge­be­rin die so­ge­nann­te [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] nach dem 12., 18., 24. und 30. Mo­nat ab dem Tag der Wie­der­zu­las­sung durch­führt. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass auf die­ses Er­for­der­nis in den Ver­si­che­rungs­for­mu­la­ren un­ter „Wich­ti­ger Hin­weis“ aus­drück­lich hin­ge­wie­sen wird. Denn die For­mu­lie­rung „Ach­tung: Oh­ne gül­ti­ge [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] kei­ne gül­ti­ge Ga­ran­tie!“ er­weckt le­dig­lich den Ein­druck, das Ga­ran­tie­ver­spre­chen gel­te zu­nächst für ei­ne Ver­trags­lauf­zeit von vol­len 36 Mo­na­ten. Der wei­ter­ge­hen­de Hin­weis, es sei „im 12., 18., 24. und 30. Mo­nat nach dem Tag der Wie­der­zu­las­sung“ ei­ne [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] durch­zu­füh­ren, sug­ge­riert dem durch­schnitt­li­chen Kun­den, die Durch­füh­rung der [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] sei le­dig­lich ei­ne den Ver­si­che­rungs­neh­mer tref­fen­de und von der Ver­trags­lauf­zeit un­ab­hän­gi­ge Ob­lie­gen­heit. Hier­zu ste­hen so­dann die § 4 Nr. 2 und § 5 Nr. 1b der Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen im Wi­der­spruch, nach wel­chen die Ga­ran­tie „spä­tes­tens“ 36 Mo­na­te nach dem Tag der Wie­der­zu­las­sung en­det und der Ver­si­che­rungs­neh­mer zur Ver­län­ge­rung der Ga­ran­tie – ne­ben den durch den Her­stel­ler emp­foh­le­nen Ga­ran­tie-In­spek­tio­nen (§ 5 Nr. 1a der Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen – die[Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] durch­füh­ren las­sen muss. Aus der Kom­bi­na­ti­on die­ser Klau­seln er­schließt sich dem durch­schnitt­li­chen Kun­den le­dig­lich in­di­rekt die tat­säch­li­che und auch nur mit Durch­füh­rung der [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] ver­län­ger­ba­re Ver­trags­lauf­zeit von zwölf Mo­na­ten, ob­wohl er auf­grund des den Ge­schäfts­be­din­gun­gen vor­an­ge­stell­ten Hin­wei­ses da­von aus­ge­hen muss, das Ga­ran­tie­ver­spre­chen gel­te zu­nächst für ei­ne Ver­trags­lauf­zeit von 36 Mo­na­ten, wo­bei ihn die Durch­füh­rung der [Ga­ran­ti­ein­spek­ti­on] le­dig­lich als Ob­lie­gen­heit tref­fe. Auf den wirt­schaft­li­chen Nach­teil, dass tat­säch­lich zu­nächst le­dig­lich ei­ne 12-Mo­nats-Ga­ran­tie ver­ein­bart wur­de, wei­sen die ge­nann­ten Klau­seln da­ge­gen nicht hin­rei­chend klar hin.

6. Der Klä­ger kann je­doch kei­nen Frei­stel­lungs­an­spruch aus Be­ra­tungs­ver­schul­den gel­tend ma­chen (§ 280 BGB). Dass die Ver­si­che­rung für ein Fahr­zeug mit ei­ner Lauf­leis­tung über 100.000 km schlech­ter­dings un­ver­nünf­tig ist, hat der Klä­ger nicht vor­ge­tra­gen, zu­mal die Lohn­kos­ten voll­stän­dig er­setzt wer­den …

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