1. Der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens muss grund­sätz­lich da­mit rech­nen, dass das Fahr­zeug dem Al­ter und der Lauf­leis­tung ent­spre­chen­de Ab­nut­zungs­er­schei­nun­gen und Ge­brauchs­spu­ren auf­weist. Au­ßer­dem muss er da­mit rech­nen, dass das Fahr­zeug Ba­ga­tell­schä­den er­lit­ten hat, die für den Käu­fer nach ih­rer Be­sei­ti­gung kei­ner­lei Be­deu­tung mehr ha­ben und ins­be­son­de­re bei ver­nünf­ti­ger Be­trach­tungs­wei­se den Kauf­ent­schluss nicht be­ein­flus­sen kön­nen.
  2. Die Gren­ze für Ba­ga­tell­schä­den ist sehr eng zu zie­hen. Kein Ba­ga­tell­scha­den liegt vor, wenn bei ei­nem Dieb­stahl des Fahr­zeugs Tü­ren und Sei­ten­wän­de auf­ge­bo­gen, Fahr­zeug­tei­le (u. a. die Air­bags, der Bei­fah­rer­sitz und die hin­te­re Sitz­bank) ent­wen­det und Ka­bel­bäu­me zer­schnit­ten wur­den. Bei der­art gra­vie­ren­den Schä­den kann auch nach ei­ner Re­pa­ra­tur mit Ori­gi­nal­tei­len – ähn­lich wie bei Un­fall­schä­den – der Ver­dacht auf­kommt, dass ver­bor­ge­ne Män­gel ver­blie­ben sind oder das Fahr­zeug in er­höh­tem Ma­ße feh­ler- und re­pa­ra­tur­an­fäl­lig ist.

LG Bonn, Ur­teil vom 15.11.2010 – 1 O 435/09
(nach­fol­gend: OLG Köln, Be­schluss vom 21.03.2011 – 5 U 175/10)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­langt von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Ge­braucht­wa­gen und Scha­dens­er­satz.

Die Klä­ge­rin kauf­te von der Be­klag­ten am 14.08.2009 ei­nen ge­brauch­ten Pkw mit ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 67.189 zum Preis von 13.200 €. Die­ses Fahr­zeug hat­te die Be­klag­te selbst zum Preis von 21.880 € ge­braucht von der U-GmbH er­wor­ben, wo­bei der ent­spre­chen­de Kauf­ver­trag den Hin­weis „Fah­rer­tür + Schwel­ler nachla­ckiert (wg. Dieb­stahl)“ ent­hielt. Sie bot es an­schlie­ßend über die In­ter­net­platt­form X zum Kauf an. Dort hieß es un­ter an­de­rem, das Fahr­zeug sei „TOP ge­pflegt“ und un­fall­frei und ha­be „kei­ne Beu­len“.

Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag war an­ge­kreuzt, dass das Fahr­zeug nicht aus ers­ter Hand stam­me, aber wäh­rend der Be­sitz­zeit der Be­klag­ten kei­nen Un­fall­scha­den er­lit­ten ha­be. Au­ßer­dem er­klär­te die Be­klag­te, dass das Fahr­zeug – so­weit ihr be­kannt – auch in der üb­ri­gen Zeit kei­nen Un­fall­scha­den, son­dern „nur fol­gen­de Schä­den (An­zahl, Art, Um­fang)“ er­lit­ten ha­be: „3 × Dieb­stahl­scha­den, Ein­bruch Na­vi-Dieb­stahl“. Schließ­lich ent­hielt der Kauf­ver­trag ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss.

Die Klä­ge­rin über­nahm das Fahr­zeug, am Tag des Ver­trags­schlus­ses.

Mit der Be­haup­tung, das Fahr­zeug ver­lie­re be­reits nach kur­zer Fahrt in er­heb­li­chem Um­fang Kühl­was­ser, so­dass al­le 50 Ki­lo­me­ter Kühl­was­ser nach­ge­füllt wer­den müs­se, und un­ter Be­zug­nah­me auf ein pri­vat ein­ge­hol­tes Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen I, wo­nach an dem Fahr­zeug in er­heb­li­chem Um­fang Nachla­ckie­run­gen durch­ge­führt wor­den sei­en, er­klär­te die Klä­ge­rin erst­mals im Ok­to­ber 2009 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Im Ver­lauf des Rechts­streits ist zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig ge­wor­den, dass das Fahr­zeug wäh­rend der Be­sitz­zeit der Be­klag­ten ei­nen wei­te­ren er­heb­li­chen Ein­bruch­scha­den er­lit­ten hat, bei dem nicht le­dig­lich das Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät ent­wen­det wur­de und der im Rah­men ei­ner Fahr­zeug­be­wer­tung durch den Sach­ver­stän­di­gen H wie folgt be­schrie­ben wur­de:

„Tü­re rechts und Sei­ten­wand rechts mit In­nen­teil ex­trem de­for­miert und auf­ge­bo­gen, Tür­ver­klei­dung mit al­len An­bau­tei­len ent­wen­det, bei­de Air­bags, Steu­er­ge­rät, Be­dien­teil Kli­ma­au­to­ma­tik, Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät, Hand­schuh­fach, Luft­dü­sen, Be­dien­teil Schie­be­dach, Sitz vor­ne rechts kom­plett, Sitz­bank hin­ten kom­plett ent­wen­det. Ka­bel­bäu­me A-Brett und Haupt­ka­bel­baum zer­schnit­ten“.

Die­se Fahr­zeug­be­wer­tung hat die Be­klag­te durch ih­re Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten zu den Ak­ten rei­chen las­sen. Die Klä­ge­rin stützt nun­mehr ihr Rück­tritts­ver­lan­gen auch dar­auf.

Sie be­haup­tet, dass sich der er­heb­li­che Kühl­was­ser­ver­lust be­reits ei­nen Tag nach Über­nah­me des Fahr­zeugs ge­zeigt ha­be. Nach Aus­sa­ge ei­ner Ver­trags­werk­statt sei dies auf ei­nen De­fekt der Zy­lin­der­kopf­dich­tung zu­rück­zu­füh­ren, und ei­ne Re­pa­ra­tur wer­de vor­aus­sicht­lich 2.000 € kos­ten. Die vom Sach­ver­stän­di­gen I spe­zi­fi­zier­ten Nachla­ckie­run­gen sei­en ihr nicht of­fen­bart wor­den, erst recht nicht der in der Fahr­zeug­be­wer­tung des Sach­ver­stän­di­gen H fest­ge­hal­te­ne Ein­bruch­scha­den. Die Be­klag­te ha­be die­sen Scha­den ver­harm­lost, in­dem sie bei den Ver­hand­lun­gen le­dig­lich den Dieb­stahl des Na­vi­ga­ti­ons­ge­räts of­fen­bart ha­be.

Die Klä­ge­rin be­gehrt die Er­stat­tung des Kauf­prei­ses, wo­bei sie sich für ins­ge­samt 800 ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 105,60 € an­rech­nen lässt und so auf ei­nen Be­trag von 13.094,40 € kommt. Dar­über hin­aus ver­langt die Klä­ge­rin für ei­nen Zeit­raum von zwölf Ta­gen ei­ne Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung in Hö­he von 50 € pro Tag, ins­ge­samt al­so 600 €, so­wie den Er­satz von Ab­schlepp­kos­ten in Hö­he von 80 €.

Die Kla­ge hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: 1. Die Klä­ge­rin ist nach § 437 Nr. 2 BGB i. V. mit den §§ 440, 323, 326 V BGB be­rech­tigt, vom Kauf­ver­trag zu­rück­zu­tre­ten.

a) Das Fahr­zeug hat bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags und der am sel­ben Tag er­folg­ten Über­ga­be ei­nen Sach­man­gel auf­ge­wie­sen, weil es nicht frei von Schä­den war und da­mit nicht die Be­schaf­fen­heit auf­wies, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB).

In Recht­spre­chung und Schrift­tum ist an­er­kannt, dass bei­spiels­wei­se die feh­len­de Un­fall­frei­heit auch ei­nes Ge­braucht­fahr­zeugs ei­nen Sach­man­gel in dem be­schrie­be­nen Sin­ne dar­stellt, so­fern es nicht le­dig­lich Ba­ga­tell­schä­den er­lit­ten hat (vgl. z. B. BGH, Urt. v. 28.11.2007 – VI­II ZR 16/07, NJW 2008, 911, und Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, § 434 Rn. 29). Für die hier vor­han­de­nen Schä­den, die zwar nicht durch ei­nen Un­fall ent­stan­den, aber Fol­ge ei­nes Ein­bruch­dieb­stahl ge­we­sen sind, muss das Glei­che gel­ten. Es han­delt sich auch nicht le­dig­lich um ei­nen Ba­ga­tell­scha­den. Viel­mehr ist hier un­strei­tig die rech­te Tür­ver­klei­dung mit al­len An­bau­tei­len ent­wen­det wor­den, fer­ner bei­de Air­bags, das Steu­er­ge­rät, das Be­dien­teil der Kli­ma­au­to­ma­tik, das Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät, Hand­schuh­fach, Luft­dü­sen, das Be­dien­teil Schie­be­dach, der Sitz vor­ne rechts kom­plett so­wie die Sitz­bank hin­ten kom­plett. Dar­über hin­aus wur­den Ka­bel­bäu­me am A-Brett und der Haupt­ka­bel­baum zer­schnit­ten. Dar­über hin­aus wies das Fahr­zeug in­fol­ge die­ses Ein­bruchs so­wie zwei wei­te­rer vor der Be­sitz­zeit der Be­klag­ten er­folg­ten Ein­brü­che, bei der je­weils zu­min­dest auch das Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät ent­wen­den wur­de, Lack­schä­den auf, die beim Auf­he­beln der Tür ent­stan­den sind.

Auch wenn die ent­wen­de­ten Tei­le, wie die Be­klag­te be­haup­tet, durch ent­spre­chen­de Ori­gi­nal­tei­le wie­der er­setzt wor­den sind und die Au­to­elek­trik durch ei­ne Fach­werk­statt und von ei­ner Ver­trags­werk­statt (An­ten­nen) wie­der ord­nungs­ge­mäß in­stand ge­setzt wor­den sein mag, so weist das Fahr­zeug nicht die Be­schaf­fen­heit auf, die bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen üb­lich ist und die der Käu­fer er­war­ten durf­te.

Die Par­tei­en ha­ben auch kei­ne so­ge­nann­te „ne­ga­ti­ve Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung“ ge­trof­fen, in wel­cher auf die­se Sach­män­gel hin­ge­wie­sen wor­den ist. Der schrift­li­che Kauf­ver­trag ent­hält kei­ne ent­spre­chen­de Ver­ein­ba­rung. Im Ab­schnitt (a) auf der zwei­ten Sei­te des Kauf­ver­trags ist le­dig­lich ga­ran­tiert, dass das Fahr­zeug in der Zeit, in der es sich im Ei­gen­tum der Be­klag­ten be­fand, kei­nen Un­fall­scha­den hat­te.

Auf wei­te­re Be­schä­di­gun­gen oder sons­ti­ge Schä­den wird hier ge­ra­de nicht hin­ge­wie­sen. In dem Ab­schnitt (b), der ei­gent­lich Vor­gän­ge „in der üb­ri­gen Zeit“, al­so au­ßer­halb der Be­sitz­zeit der Be­klag­ten, be­trifft, wur­de in­des­sen auf „3 × Dieb­stahl­scha­den, Ein­bruch Na­vi Dieb­stahl“ hin­ge­wie­sen. Mit die­sem Hin­weis wird in­des­sen der tat­säch­li­che Scha­den an dem Fahr­zeug nur ba­ga­tel­li­siert und der er­heb­li­che Um­fang des Dieb­stahl­scha­dens in kei­ner Wei­se of­fen­bart.

Das Ge­richt kann auch nicht da­von aus­ge­hen, dass ent­spre­chen­de Hin­wei­se münd­lich er­folgt sind und auf die­se Wei­se ei­ne kon­klu­den­te „ne­ga­ti­ve Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung“ zu­stan­de ge­kom­men ist. In­so­weit spricht be­reits die Ver­mu­tung der Voll­stän­dig­keit und Rich­tig­keit der schrift­li­chen Ver­trags­ur­kun­de ge­gen die Be­klag­te.

Der Zeu­ge J hat zwar be­kun­det und aus­ge­sagt, dass er den für die Klä­ge­rin han­deln­den Zeu­gen O in ei­nem Te­le­fon­ge­spräch ex­akt über den In­halt des Gut­ach­tens (Fahr­zeug­be­wer­tung der G– Ver­si­che­rung) auf­ge­klärt ha­be. Dem steht in­des­sen die Aus­sa­ge des Zeu­gen O dia­me­tral ent­ge­gen. Auf­grund des per­sön­li­chen Ein­drucks, den das Ge­richt ge­won­nen hat, neigt es da­zu, der Aus­sa­ge des Zeu­gen O eher zu glau­ben als der Aus­sa­ge des Zeu­gen J, mit der Fol­ge, dass bes­ten­falls ei­ne Be­weis­lo­sig­keit (non li­quet) fest­zu­stel­len ist, wel­che eben­falls schon zu­las­ten der Be­klag­ten gin­ge, oder gar das Ge­gen­teil be­wie­sen ist. Nicht nur auf­grund der ei­ge­nen Aus­sa­ge des Zeu­gen O, son­dern auch auf­grund der Aus­sa­ge sei­ner Freun­din, der Zeu­gin M, hat das Ge­richt den Ein­druck ge­won­nen, dass der Zeu­ge O bei der Be­sich­ti­gung des Fahr­zeu­ges sehr akri­bisch, ja fast schon „pin­ge­lig“ vor­ge­gan­gen ist und schon über die von ihm ent­deck­te klei­ne Beu­le ver­är­gert war, weil es doch in der An­zei­ge … ge­hei­ßen hat­te, dass das Fahr­zeug „kei­ne Beu­len“ ha­be.

Das Ge­richt ist auf­grund der Be­weis­auf­nah­me zu dem Er­geb­nis ge­langt, dass der Zeu­ge O sei­ner Mut­ter, näm­lich der Klä­ge­rin, vom Kauf ab­ge­ra­ten hät­te, wä­re er auch nur an­nä­hernd über den um­fang­rei­chen Ein­bruchs­dieb­stahl­scha­den auf­ge­klärt wor­den. Dem­ge­gen­über er­scheint die Aus­sa­ge des Zeu­gen J le­bens­fremd. Er ver­moch­te je­den­falls kei­ne ver­nünf­ti­ge Er­klä­rung da­für an­zu­ge­ben, war­um er le­dig­lich den Dieb­stahl des „Na­vi“ in dem schrift­li­chen Kauf­ver­trag an­ge­ge­ben hat, ob­wohl die­ses un­strei­tig wie­der er­setzt wor­den und of­fen­bar auch funk­ti­ons­tüch­tig war.

Die nach al­le­dem we­nig glaub­haf­te Aus­sa­ge des Zeu­gen J wird auch nicht durch die Aus­sa­ge des Zeu­gen E ge­stützt, wel­cher ein Te­le­fo­nat mit an­ge­hört ha­ben will, in dem der An­ru­fer über den auch nach Auf­fas­sung des Zeu­gen un­ge­wöhn­li­chen Dieb­stahl, bei dem auch Sit­ze und Air­bags ge­stoh­len wur­den, auf­ge­klärt wor­den sei. Die­se Aus­sa­ge ist in­so­fern schon un­er­gie­big, weil der Zeu­ge nicht be­stä­ti­gen konn­te, ob es sich bei dem An­ru­fer um den Zeu­gen O oder mög­li­cher­wei­se um ei­nen wei­te­ren Kauf­in­ter­es­sen­ten ge­han­delt hat. Es ist nicht nur theo­re­tisch mög­lich, dass der Zeu­ge in­so­weit ein ganz an­de­res Te­le­fo­nat an­ge­hört hat …

b) Auch die wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen für den Rück­tritt lie­gen vor. Die Klä­ge­rin war auch oh­ne vor­he­ri­ge Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung … be­rech­tigt, vom Ver­trag zu­rück­zu­tre­ten. Denn bei dem hier an­ge­nom­me­nen Sach­man­gel ei­nes Ge­braucht­wa­gens ist ei­ne Be­sei­ti­gung des Man­gels durch Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) nicht mög­lich, und es schei­det in der Re­gel auch ei­ne Nach­er­fül­lung durch Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) aus. Da­mit ist die Be­klag­te in­so­weit von ih­rer Pri­mär­leis­tungs­pflicht nach § 275 I BGB frei, so­dass die Klä­ge­rin oh­ne vor­he­ri­ge Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung be­rech­tigt war, vom Ver­trag zu­rück­zu­tre­ten (§§ 437 Nr. 2, 326 V, 325 BGB; vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 28.11.2007 – VI­II ZR 16/07, NJW 2008, 911).

c) Die Be­klag­te kann sich schließ­lich auch nicht auf den ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Haf­tungs­aus­schluss be­ru­fen. Die­ser ist näm­lich un­wirk­sam, weil die Be­klag­te den vor­han­de­nen Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen hat (§ 444 BGB). Es ist hier be­reits ei­ne Täu­schung durch ak­ti­ves, po­si­ti­ves Tun zu be­ja­hen. Denn der blo­ße Hin­weis auf Ein­bruch und „Na­vi-Dieb­stahl“ ba­ga­tel­li­siert eher die vor­han­de­nen Schä­den und stellt ei­ne ir­re­füh­ren­de An­ga­be über vor­han­de­ne Män­gel dar. Dies ge­schah auch arg­lis­tig, wo­für es aus­reicht, dass die Be­klag­te, wie hier, po­si­ti­ve Kennt­nis über den ge­sam­ten Scha­den­sum­fang hat­te. Sie kann­te so­wohl den er­heb­li­chen Ein­bruch­scha­den, der wäh­rend ih­rer Be­sitz­zeit er­folg­te, und war dar­über hin­aus nach dem In­halt des mit der U-GmbH ab­ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags dar­über in­for­miert, dass das Fahr­zeug auf­grund ei­nes beim Vor­be­sit­zer er­folg­ten Dieb­stahls zu­min­dest an der Fah­rer­tür und Tür­schwel­ler nachla­ckiert wor­den ist.

Auch wenn man ein Ver­schwei­gen durch ak­ti­ves Tun ent­ge­gen der hier ver­tre­te­nen Auf­fas­sung nicht an­neh­men möch­te, so be­stand auf­grund der Schwe­re der Män­gel, ins­be­son­de­re auch den Ein­griff in die Au­to­elek­trik durch un­sach­ge­mä­ßes Zer­schnei­den der Ka­bel­bäu­me, ei­ne Pflicht zur Of­fen­ba­rung des Man­gels, wel­cher die Be­klag­te eben­falls nicht nach­ge­kom­men ist …

d) Da­mit war die Klä­ge­rin zum Rück­tritt be­rech­tigt, oh­ne dass der wei­ter­ge­hen­den Fra­ge nach­zu­ge­hen war, ob an dem Fahr­zeug auch noch ein er­heb­li­cher Kühl­was­ser­ver­lust ein­tritt, wel­cher für ei­ne de­fek­te Zy­lin­der­kopf­dich­tung spre­chen mag. Hier­auf kommt es nicht mehr ent­schei­dend an, da die Klä­ge­rin be­reits aus an­de­ren Grün­den zum Rück­tritt be­rech­tigt ist.

Um­ge­kehrt hin­dert der Um­stand, dass die Klä­ge­rin nach ei­ge­nem Be­kun­den das Fahr­zeug jetzt nur mit be­schä­dig­ter Zy­lin­der­kopf­dich­tung und ei­ner be­schä­dig­ten Fel­ge und ei­nem be­schä­dig­ten Rei­fen zu­rück­ge­ben kann, nach § 346 III 1 Nr. 3 BGB nicht die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags. Durch die­se ge­setz­li­che Re­ge­lung wird der ge­setz­lich zum Rück­tritt Be­rech­tig­te pri­vi­le­giert. Er haf­tet da­her nicht für ei­ne Ver­schlech­te­rung der Sa­che, wel­cher er nicht zu ver­tre­ten hat, wo­bei ihm als Ver­schul­den le­dig­lich ein Ver­stoß ge­gen die­je­ni­ge Sorg­falt an­ge­las­tet wird, wel­che er in ei­ge­nen An­ge­le­gen­hei­ten an­zu­wen­den pflegt. Ein Ver­schul­den in die­sem Sin­ne ist nicht er­sicht­lich.

e) Da­mit war die Be­klag­te zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses von 13.200 € ab­züg­lich der von der Klä­ge­rin mit 105,60 € zu­tref­fend be­rech­ne­ten Nut­zungs­ent­schä­di­gung für ge­fah­ren­de 800 Ki­lo­me­ter zu ver­ur­tei­len, ins­ge­samt al­so zur Zah­lung von 13.094,40 €, und zwar Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs.

2. Auch das Scha­dens­er­satz­be­geh­ren der Klä­ge­rin in Hö­he wei­te­rer 680 € ist be­rech­tigt. Die­ses Be­geh­ren er­gibt sich aus § 437 Nr. 3 BGB i. V. mit den §§ 440, 280, 281, 283 und 311a BGB. Das Recht, bei ei­nem ge­gen­sei­ti­gen Ver­trag Scha­dens­er­satz zu ver­lan­gen, wird durch den Rück­tritt nicht aus­ge­schlos­sen (§ 325 BGB). Die­ser An­spruch, der auf das po­si­ti­ve In­ter­es­se ge­rich­tet ist, um­fasst auch den Er­satz ei­nes Nut­zungs­aus­fall­scha­dens, der da­durch ent­stan­den ist, dass der Klä­ger in­fol­ge des Rück­tritts das Fahr­zeug nicht mehr nutz­te, son­dern sich um ein an­de­res Fahr­zeug be­mü­hen muss­te (vgl. auch hier­zu BGH, Urt. v. 28.11.2007 – VI­II ZR 16/07, NJW 2008, 911). Ein Aus­fall von zwölf Ta­gen ist in­so­weit durch­aus sach­ge­recht, und auch die gel­tend ge­mach­te Hö­he von 50 € pro Tag, ins­ge­samt al­so 600 €, ist nicht zu be­an­stan­den.

Der Scha­dens­er­satz­an­spruch um­fasst auch die un­strei­ti­gen Ab­schlepp­kos­ten in Hö­he von 80 € …

Hin­weis: Mit Be­schluss vom 21.03.2011 – 5 U 175/10 – hat das OLG Köln die Be­klag­te dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es be­ab­sich­ti­ge, ih­re Be­ru­fung ge­mäß § 522 II ZPO zu­rück­zu­wei­sen. In dem Hin­weis­be­schluss heißt es un­ter an­de­rem:

„I. Die Be­ru­fung ist nicht be­grün­det …

Das Land­ge­richt hat … zu Recht ent­schie­den, dass die Klä­ge­rin be­rech­tigt war, … von dem zwi­schen den Par­tei­en am 14.08.2009 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag zu­rück­zu­tre­ten, und dass der Klä­ge­rin ge­gen die Be­klag­te ein An­spruch auf Zah­lung von 13.774,40 € …, Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des um­strit­te­nen Fahr­zeugs, so­wie die Zah­lung vor­ge­richt­li­cher An­walts- und Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten in Hö­he von 1.351,60 € … zu­ste­hen.

Auf die zu­tref­fen­den Grün­de der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung, die sich der Se­nat zu ei­gen macht, wird … voll­in­halt­lich Be­zug ge­nom­men. Das Be­ru­fungs­vor­brin­gen der Be­klag­ten recht­fer­tigt ei­ne ab­wei­chen­de Ent­schei­dung nicht.

1. Ins­be­son­de­re ist das Land­ge­richt zu Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass der in der ‚Fahr­zeug­be­wer­tung‘ der G-Ver­si­che­rung vom 02.07.2009 fest­ge­stell­te Dieb­stahl­scha­den ei­nen Sach­man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB dar­stellt, dass die Be­klag­te die­sen Scha­den der Klä­ge­rin … wäh­rend der Ver­kauf­ver­hand­lun­gen so, wie er in der ge­nann­ten ‚Fahr­zeug­be­wer­tung‘ fest­ge­stellt wor­den ist, hät­te of­fen­ba­ren müs­sen, und dass nicht fest­ge­stellt wer­den kann, dass die Be­klag­te die­ser Of­fen­ba­rungs­pflicht nach­ge­kom­men ist:

a) Ein Man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB liegt vor, wenn die Sa­che nicht die Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach Art der Sa­che er­war­ten durf­te. Da­von ist hier aus­zu­ge­hen. Denn bei Ge­braucht­fahr­zeu­gen muss der Käu­fer im All­ge­mei­nen le­dig­lich da­mit rech­nen, dass das frag­li­che Fahr­zeug dem Al­ter und der Lauf­leis­tung ent­spre­chen­de Ab­nut­zungs­er­schei­nun­gen und Ge­brauchs­spu­ren auf­weist. Fer­ner muss er da­mit rech­nen, dass es an dem frag­li­chen Fahr­zeug zu Ba­ga­tell­schä­den ge­kom­men sein kann, die für ihn nach Be­sei­ti­gung kei­ner­lei Be­deu­tung mehr ha­ben und ins­be­son­de­re bei ver­nünf­ti­ger Be­trach­tungs­wei­se den Kauf­ent­schluss nicht be­ein­flus­sen kön­nen (vgl. hier­zu et­wa BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53). Da­bei ist nach der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung die Gren­ze für Ba­ga­tell­schä­den sehr eng zu zie­hen (BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53). Dass Schä­den der hier in Re­de ste­hen­den Art nicht als Ba­ga­tell­schä­den in die­sem Sin­ne be­wer­tet wer­den kön­nen, kann ernst­lich nicht be­zwei­felt wer­den. Denn un­strei­tig sind bei dem Dieb­stahl die Tür rechts und die Sei­ten­wand rechts mit In­nen­teil ex­trem de­for­miert und auf­ge­bo­gen, die Tür­ver­klei­dung mit al­len An­bau­tei­len, bei­de Air­bags, das Steu­er­ge­rät, der Be­dien­teil der Kli­ma­au­to­ma­tik, das Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät, das Hand­schuh­fach, die Luft­dü­sen, der Be­dien­teil des Schie­be­dachs, der Sitz vor­ne rechts kom­plett und die Sitz­bank hin­ten ent­wen­det so­wie … Ka­bel­bäu­me … zer­schnit­ten wor­den (vgl. hier­zu auch die un­strei­ti­gen Fest­stel­lun­gen in der ‚Fahr­zeug­be­wer­tung‘ der G-Ver­si­che­rung vom 02.07.2009). Es liegt auf der Hand, dass bei der­ar­tig gra­vie­ren­den Schä­den auch nach ei­ner Re­pa­ra­tur mit Ori­gi­nal­tei­len in ähn­li­cher Wei­se wie bei Schä­den in­fol­ge ei­nes Un­falls der Ver­dacht auf­kommt, dass ver­bor­ge­ne Män­gel ver­blie­ben oder zu­min­dest ei­ne er­höh­te Feh­ler- und Re­pa­ra­tur­an­fäl­lig­keit vor­lie­gen könn­ten, dass ei­ne den Preis be­ein­flus­sen­de Ab­nei­gung ge­gen den Er­werb ei­nes der­ar­tig ge­schä­dig­ten Fahr­zeugs be­steht, und dass die­se Wert­dif­fe­renz ähn­lich wie der mer­kan­ti­le Min­der­wert bei Un­fall­fahr­zeu­gen ei­nen un­mit­tel­ba­ren Sach­man­gel dar­stellt (vgl. hier­zu et­wa BGH, Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, BGHZ 181, 170, so­wie Urt. v. 23.11.2004 – VI ZR 357/03, BGHZ 161, 151).

Aus den zu­tref­fen­den, von der Be­klag­ten nicht mit Sub­stanz an­ge­grif­fe­nen und nicht zu­letzt des­halb nicht er­gän­zungs­be­dürf­ti­gen Grün­den … der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung kann auch nicht fest­ge­stellt wer­den, dass die Par­tei­en ei­ne so­ge­nann­te ‚ne­ga­ti­ve Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung‘ ge­trof­fen ha­ben.

b) Aus den eben­falls zu­tref­fen­den Grün­den … der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung kann die Be­klag­te sich nicht auf den in dem Ver­trag ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schuss (Sei­te 1 des schrift­li­chen Ver­tra­ges) be­ru­fen.

Die Be­klag­te wehrt sich ge­gen die­se Be­ur­tei­lung oh­ne Er­folg mit dem Vor­brin­gen, dass sie zur Of­fen­ba­rung der Fest­stel­lun­gen zu dem Dieb­stahl­scha­den in der ‚Fahr­zeug­be­wer­tung‘ der G-Ver­si­che­rung vom 02.07.2009 nicht ver­pflich­tet ge­we­sen sei. Denn nach stän­di­ger höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung muss der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens ei­nen Scha­den oder Un­fall, der ihm be­kannt ist oder mit des­sen Vor­han­den­sein er rech­net, grund­sätz­lich auch un­ge­fragt dem Käu­fer mit­tei­len, es sei denn, der Scha­den oder Un­fall war so ge­ring­fü­gig, dass er bei ver­nünf­ti­ger Be­trach­tungs­wei­se den Kauf­ent­schluss nicht be­ein­flus­sen kann (vgl. hier­zu et­wa BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53). Da­bei ist nach der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung die Gren­ze zu den nicht mit­tei­lungs­pflich­ti­gen Ba­ga­tell­schä­den bei Per­so­nen­kraft­wa­gen sehr eng zu zie­hen (vgl. hier­zu et­wa BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53; Urt. v. 03.12.1986 – VI­II ZR 345/85, WM 1987, 137). Und es ist in­so­weit oh­ne Be­deu­tung, ob das Fahr­zeug fach­ge­recht re­pa­riert wor­den ist (vgl. hier­zu et­wa BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53; Urt. v. 03.03.1982 – VI­II ZR 78/81, WM 1982, 511). Da­nach kann es im vor­lie­gen­den Streit­fall kei­nem ernst­li­chen Zwei­fel un­ter­lie­gen, dass der frag­li­che Dieb­stahl­scha­den in dem Um­fang, der in der ‚Fahr­zeug­be­wer­tung‘ der G-Ver­si­che­rung vom 02.07.2009 fest­ge­stellt wor­den ist, of­fen­bart wer­den muss­te. Denn es han­del­te sich nicht zu­letzt auch im Hin­blick auf den Ein­griff in die Au­to­elek­tro­nik durch un­sach­ge­mä­ßes Zer­schnei­den der Ka­bel­bäu­me um gra­vie­ren­de Män­gel (auf die­sen Ge­sichts­punkt hat­te be­reits das Land­ge­richt zu Recht ab­ge­stellt). Es liegt auf der Hand, dass ein Ge­braucht­wa­gen­käu­fer über ei­nen Vor­scha­den sol­chen Aus­ma­ßes trotz Re­pa­ra­tur mit Ori­gi­nal­tei­len ins­be­son­de­re des­halb in­for­miert wer­den will und muss, weil dies bei sei­nem Kauf­ent­schluss bzw. bei der Fra­ge, wel­chen Preis er zu zah­len be­reit ist, von Be­deu­tung ist. Dies gilt hier um­so mehr, als un­strei­tig ei­ni­ge der ent­wen­de­ten Fahr­zeug­tei­le nicht mit neu­en Ori­gi­nal­tei­len, son­dern mit ge­brauch­ten Tei­len er­setzt wor­den sind, was zu­sätz­li­che Ri­si­ken mit sich bringt, die für die Kauf­ent­schei­dung und für die Preis­über­le­gun­gen ei­nes Ge­braucht­wa­gen­käu­fers von Be­deu­tung sein kön­nen.

2. Oh­ne Er­folg wehrt sich die Be­klag­te ge­gen die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung auch mit dem Vor­brin­gen, die Klä­ge­rin hät­te von sich aus nach­fra­gen müs­sen, wenn für ih­re Kauf­ent­schei­dung die nä­he­ren Um­stän­de des Dieb­stahl­scha­dens von Be­deu­tung ge­we­sen sein soll­ten. Denn zum ei­nen be­inhal­tet die dem Ge­braucht­wa­gen­ver­käu­fer in Fäl­len der hier vor­lie­gen­den Art tref­fen­de Of­fen­ba­rungs­pflicht die Pflicht, den Käu­fer un­ge­fragt zu in­for­mie­ren (vgl. hier­zu et­wa BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53). Und zum an­de­ren hat die Be­klag­te letzt­lich selbst ver­hin­dert, dass die Klä­ge­rin ent­spre­chen­de Nach­fra­gen stellt. Denn für die Klä­ge­rin be­stand in­fol­ge der ir­re­füh­ren­den An­ga­be der Be­klag­ten über den Dieb­stahl­scha­den kei­ne Ver­an­las­sung mehr, nä­her nach den Um­stän­den des Dieb­stahls zu fra­gen:

Nach dem Er­geb­nis der erst­in­stanz­lich durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me ist aus den zu­tref­fen­den, von der Be­klag­ten nicht mit Sub­stanz an­ge­grif­fe­nen und nicht zu­letzt des­halb nicht er­gän­zungs­be­dürf­ti­gen Grün­den der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung da­von aus­zu­ge­hen, dass zu dem Dieb­stahl­scha­den aus­schließ­lich die auf Sei­te 2 des Kauf­ver­tra­ges schrift­lich fest­ge­hal­te­nen An­ga­ben ge­macht wor­den sind. Und die dort zu dem hier re­le­van­ten Dieb­stahls­ge­sche­hen ver­merk­te An­ga­be ‚Ein­bruch Na­vi-Dieb­stahl‘ über den der Be­klag­ten nach ih­rem ei­ge­nen Vor­trag be­kannt ge­we­se­nen Dieb­stahl­scha­den ist ir­re­füh­rend, weil die Klä­ge­rin auf­grund die­ser An­ga­be nicht die Vor­stel­lung ge­win­nen konn­te, dass das Fahr­zeug in er­heb­li­chem Ma­ße be­schä­digt wor­den sein könn­te. Sie muss­te viel­mehr die Vor­stel­lung ha­ben, dass bei dem Dieb­stahl le­dig­lich das Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät ent­wen­det und das Fahr­zeug nur so­weit be­schä­digt wor­den ist, wie dies für den Dieb­stahl ei­nes Na­vi­ga­ti­ons­ge­rä­tes un­ver­meid­lich ist, wo­bei man ge­mein­hin als Spu­ren ei­nes sol­chen Dieb­stahls bei dem be­trof­fe­nen Fahr­zeug in ers­ter Li­nie zer­bro­che­ne Fens­ter­schei­ben oder Ver­gleich­ba­res ver­mu­tet. Un­strei­tig war aber ein neu­es, funk­tio­nie­ren­des Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät in dem Fahr­zeug in­stal­liert, und un­strei­tig gab es kei­ne zer­stör­te Fens­ter­schei­be. Un­ter die­sen Um­stän­den konn­te die Klä­ge­rin auf­grund der ir­re­füh­ren­den An­ga­ben der Be­klag­ten den Ein­druck ge­win­nen, dass aus­schließ­lich die Fol­gen ei­nes ‚Na­vi-Dieb­stahls‘ zu be­sei­ti­gen wa­ren, und dass die­se in ei­ner Wei­se be­sei­tigt wor­den sind, dass kei­ne den Wert des Fahr­zeugs min­dern­den Schä­den oder Ri­si­ken ver­blie­ben sind.

II. Ei­ne Ent­schei­dung auf­grund münd­li­cher Ver­hand­lung ist auch nicht ge­mäß § 522 II Nr. 2 und 3 ZPO ge­bo­ten.

Denn die Rechts­sa­che hat kei­ne grund­sätz­li­che Be­deu­tung (§ 522 II Nr. 2 ZPO). Es geht im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren viel­mehr im We­sent­li­chen um Tat­sa­chen­fra­gen und im Üb­ri­gen um die An­wen­dung gel­ten­den Rechts so­wie der hier­zu in Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur ent­wi­ckel­ten und all­ge­mein an­er­kann­ten Grund­sät­ze und da­mit um ei­ne Ein­zel­fall­ent­schei­dung. Ei­ne ab­wei­chen­de Be­ur­tei­lung in­so­weit er­gibt sich auch nicht aus dem Um­stand, dass der BGH – so­weit er­sicht­lich – bis­her aus­drück­lich von ei­nem mer­kan­ti­len Min­der­wert nur im Zu­sam­men­hang mit Un­fall­schä­den ge­spro­chen hat. Denn zum ei­nen liegt auf der Hand, dass dies in dem Um­stand ei­ne Er­klä­rung fin­den dürf­te, dass gra­vie­ren­de Schä­den der hier in Re­de ste­hen­den Art im Re­gel­fall durch Un­fäl­le und nicht durch Dieb­stahl oder sons­ti­ge Er­eig­nis­se ver­ur­sacht wer­den. Und zum an­de­ren hat der BGH in den zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen bei der Ab­gren­zung zwi­schen Ba­ga­tell­schä­den und sol­chen, die zur An­nah­me ei­nes Sach­man­gels füh­ren kön­nen, nicht ent­schei­dend auf die Scha­den­sur­sa­che ab­ge­stellt, und er hat auch die Of­fen­ba­rungs­pflich­ten des Ge­braucht­wa­gen­ver­käu­fers ge­gen­über dem Ge­braucht­wa­gen­käu­fer un­ab­hän­gig von der Fra­ge pos­tu­liert, wie es zu den frag­li­chen Schä­den ge­kom­men ist …

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