1. Ein gut­gläu­bi­ger Er­werb ei­nes ge­brauch­ten, in Deutsch­land zu­ge­las­se­nen Kraft­fahr­zeugs setzt zu­min­dest vor­aus, dass sich der Käu­fer den Kraft­fahr­zeug­brief (Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II) vor­le­gen lässt, um die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers zu über­prü­fen.
  2. Bei ei­nem im Aus­land an­ge­mel­de­ten Wa­gen darf der Käu­fer kei­nes­falls we­ni­ger Vor­sicht wal­ten las­sen. Im Ge­gen­teil sind im Hin­blick auf die mög­li­chen Be­son­der­hei­ten aus­län­di­scher Kfz-Pa­pie­re ge­stei­ger­te An­for­de­run­gen zu stel­len. Der Käu­fer hat sich des­halb zu ver­ge­wis­sern, dass er nach den vor­ge­leg­ten aus­län­di­schen Kfz-Pa­pie­ren un­be­las­te­tes Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug er­wer­ben kann. Hier­für hat er not­falls die Hil­fe ei­nes sprach­kun­di­gen Fach­manns, der mit den Re­geln im Zu­las­sungs­staat ver­traut ist, in An­spruch zu neh­men.

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 28.10.2010 – 6 U 473/10

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­langt von der Be­klag­ten die Zu­stim­mung zur Her­aus­ga­be zwei­er von der Po­li­zei be­schlag­nahm­ten Per­so­nen­kraft­wa­gen.

Die Klä­ge­rin er­warb im Jah­re 2008 die bei­den Pkw Mer­ce­des-Benz C 220 CDI Ele­gan­ce und über­ließ sie der in Bel­gi­en an­säs­si­gen Fir­ma F, mit der sie hier­über zwei Lea­sing­ver­trä­ge ab­ge­schlos­sen hat­te. Die Zu­las­sung der Fahr­zeu­ge er­folg­te in Bel­gi­en. We­gen in der Fol­ge­zeit auf­ge­lau­fe­ner Zah­lungs­rück­stän­de kün­dig­te die Klä­ge­rin die Lea­sing­ver­trä­ge und er­wirk­te ge­gen die Fir­ma F am 14.01.2009 ein auf Her­aus­ga­be der Fahr­zeu­ge ge­rich­te­tes Ur­teil. Das Ur­teil ist rechts­kräf­tig.

In der Zwi­schen­zeit hat­te die Fir­ma F die bei­den Pkw an die Be­klag­te ver­kauft und ihr die Fahr­zeu­ge mit sämt­li­chen Fahr­zeug­pa­pie­ren und Schlüs­seln über­ge­ben. Zu den Pa­pie­ren ge­hör­te je­weils ein so­ge­nann­ter Kenn­zei­chen­nach­weis („Ken­te­ken­be­wi­js“), in wel­chem die Klä­ge­rin als Hal­te­rin auf­ge­führt war. Die Fahr­zeu­ge wur­den spä­ter von der Po­li­zei be­schlag­nahmt und be­fin­den sich wei­ter­hin in de­ren Ge­wahr­sam.

Die Klä­ge­rin hat vor­ge­tra­gen, sie ha­be ihr Ei­gen­tum an den Fahr­zeu­gen be­hal­ten, da die Be­klag­te beim Er­werb der Fahr­zeu­ge nicht in gu­tem Glau­ben ge­han­delt ha­be. Das Land­ge­richt hat ih­re Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat­te im We­sent­li­chen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Klä­ge­rin hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch ge­mäß § 812 BGB auf Zu­stim­mung zur Frei­ga­be der in ih­rem Ei­gen­tum ste­hen­den, be­schlag­nahm­ten Fahr­zeu­ge.

Der mit der Kla­ge gel­tend ge­mach­te An­spruch rich­tet sich – un­ab­hän­gig da­von, ob er un­mit­tel­bar aus dem Ei­gen­tum oder aus un­ge­recht­fer­tig­ter Be­rei­che­rung her­ge­lei­tet wird – nach deut­schem Recht, da die Fahr­zeu­ge, de­ren Her­aus­ga­be ver­langt wird, sich in Deutsch­land be­fin­den (Art. 43 I EGBGB) und die Be­rei­che­rung der Be­klag­ten durch ei­nen Ein­griff in die Rech­te der Klä­ge­rin ge­sche­hen ist, der in Deutsch­land vor­ge­nom­men wur­de, und zu­dem die Be­rei­che­rung in Deutsch­land ein­ge­tre­ten ist (Art. 38 II und III EGBGB).

Der … gel­tend ge­mach­te An­spruch be­ruht auf un­ge­recht­fer­tig­ter Be­rei­che­rung. Die Be­schlag­nah­me gleicht der Hin­ter­le­gung, bei der an­er­kannt ist, dass der wirk­li­che Be­rech­tig­te ge­gen an­de­re Hin­ter­le­gungs­be­tei­lig­te ei­nen An­spruch aus § 812 BGB auf Ein­wil­li­gung in die Her­aus­ga­be des hin­ter­leg­ten Ge­gen­stands hat (BGH, NJW 1972, 1054). Eben­so ist die Be­klag­te um die Rechts­stel­lung, die sie auf Grund der in ih­rem Be­trieb vor­ge­nom­me­nen Si­cher­stel­lung der bei­den Pkw hat, oh­ne Rechts­grund auf Kos­ten der Klä­ge­rin be­rei­chert und so­mit nach § 812 BGB ver­pflich­tet, die­se Rechts­stel­lung durch ei­ne Frei­ga­beer­klä­rung auf­zu­ge­ben (OLG Frank­furt a. M., NJW-RR 1989, 823; Stau­din­ger/Gurs­ky, BGB, Neu­be­arb. 2006, § 985 Rn. 78). Es kann des­halb da­hin­ste­hen, ob die Be­klag­te mit­tel­ba­re Be­sit­ze­rin der be­schlag­nahm­ten Fahr­zeu­ge ist und des­halb mög­li­cher­wei­se auch aus § 985 BGB in An­spruch ge­nom­men wer­den kann.

Die Klä­ge­rin ist Ei­gen­tü­me­rin der Fahr­zeu­ge. Sie hat die­se un­strei­tig im Jah­re 2008 zu Ei­gen­tum er­wor­ben. Die­ses Ei­gen­tum hat sie durch die von der Fir­ma F vor­ge­nom­me­ne Ver­äu­ße­rung an die Be­klag­te nicht ver­lo­ren. Die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Ei­gen­tums­er­werbs kraft gu­ten Glau­bens durch die Be­klag­te lie­gen nicht vor (§§ 932, 933 BGB).

Die Fra­ge, ob die Be­klag­te Ei­gen­tum er­wor­ben hat, be­ant­wor­tet sich nach deut­schem Recht. An­wend­bar auf den mög­li­chen Ei­gen­tums­über­gang ist nach Art. 43 I EGBGB das Recht des Staa­tes, in dem sich die Sa­che zur Zeit der Über­eig­nung be­fand (lex rei si­tae; vgl. zur Rechts­la­ge vor Ein­füh­rung des Art. 43 EGBGB: BGH, NJW 1996, 2233 [2234]). Be­züg­lich bei­der Kraft­fahr­zeu­ge ist mitt­ler­wei­le un­strei­tig, dass die Ei­ni­gung der Be­klag­ten mit der Fir­ma F über die Ei­gen­tums­über­tra­gung in Y. er­folg­te und die Fahr­zeu­ge sich zu die­sem Zeit­punkt dort be­fan­den, um von der Be­klag­ten be­gut­ach­tet zu wer­den. Zwar wur­de nur ei­nes der bei­den Fahr­zeu­ge so­gleich in Y. an die Be­klag­te über­ge­ben, nicht da­ge­gen der Pkw … mit der Fahr­ge­stell­num­mer … Die­ser Wa­gen wur­de viel­mehr, wie aus dem Kauf­ver­trag vom 15.10.2008 her­vor­geht, erst ei­ni­ge Wo­chen spä­ter vom Ver­käu­fer in Bel­gi­en ab­ge­holt. Da je­doch die Ei­ni­gung über den Ei­gen­tums­über­gang auch die­ses Fahr­zeugs be­reits bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges er­folg­te, kann von ei­ner Über­eig­nung nach § 930 BGB mit­tels Be­sitz­kon­sti­tut, d. h. un­ter Ver­ein­ba­rung ei­nes Be­sitz­mitt­lungs­ver­hält­nis­ses ? im Zwei­fel ei­ner Lei­he ?, aus­ge­gan­gen wer­den. In ei­nem sol­chen Fall kann nach § 933 BGB ein Gut­glau­bens­er­werb zwar erst mit der spä­te­ren Über­ga­be an den Er­wer­ber ein­tre­ten, zu der es bzgl. des zwei­ten Fahr­zeugs erst in Bel­gi­en kam. Un­ab­hän­gig da­von, ob ein Er­werb kraft gu­ten Glau­bens in die­sem Fall auch nach bel­gi­schem Recht mög­lich ge­we­sen wä­re, wä­ren aber je­den­falls nach der Über­füh­rung des Fahr­zeugs ins In­land die Vor­gän­ge in Bel­gi­en ? der Be­sitz­über­gang – gem. Art. 43 III EGBGB wie in­län­di­sche zu be­rück­sich­ti­gen. Auch in­so­fern ist die Fra­ge ei­nes gut­gläu­bi­gen Ei­gen­tums­er­werbs al­so nach deut­schem Recht zu be­ur­tei­len.

Da die Be­klag­te die Ei­gen­tums­über­tra­gung nicht mit der Ei­gen­tü­me­rin der Fahr­zeu­ge, son­dern mit der nicht ver­fü­gungs­be­rech­tig­ten Fir­ma F ver­ein­bar­te, wä­re sie nur dann Ei­gen­tü­me­rin ge­wor­den, wenn die für die Be­klag­te han­deln­de Per­son bei der Über­ga­be in gu­tem Glau­ben ge­we­sen wä­re. Das war je­doch nicht der Fall. Der Er­wer­ber ei­ner be­weg­li­chen Sa­che ist nicht in gu­tem Glau­ben, wenn ihm be­kannt oder in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ist, dass die Sa­che nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hört (§ 932 II BGB). Der Se­nat ist der Auf­fas­sung, dass die Be­klag­te es in grob fahr­läs­si­ger Wei­se un­ter­ließ, sich Ge­wiss­heit über das Ei­gen­tum an den ihr an­ge­bo­te­nen Wa­gen zu ver­schaf­fen.

An­zu­wen­den sind auf den vor­lie­gen­den Fall die Grund­sät­ze, die in der Recht­spre­chung zum Er­werb von Ge­braucht­wa­gen ent­wi­ckelt wor­den sind. Da­nach ge­hört zu den Min­dest­vor­aus­set­zun­gen des gut­gläu­bi­gen Er­werbs ei­nes ge­brauch­ten, in Deutsch­land zu­ge­las­se­nen Kraft­fahr­zeugs, dass sich der Käu­fer den Kraft­fahr­zeug­brief – jetzt: die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II – vor­le­gen lässt, um die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers über­prü­fen zu kön­nen (BGHUrt. v. 13.09.2006 – VI­II ZR 184/05, NJW 2006, 3488 [3489]). Aber auch beim Er­werb ei­nes im Aus­land an­ge­mel­de­ten Wa­gens muss der Käu­fer kei­nes­falls we­ni­ger Vor­sicht wal­ten las­sen, als wenn er ein in Deutsch­land zu­ge­las­se­nes Fahr­zeug er­wer­ben wür­de (BGH, NJW 1991, 1415 [1416]). Im Ge­gen­teil sind beim Kauf ei­nes Aus­lands­fahr­zeugs im In­land im Hin­blick auf mög­li­che Be­son­der­hei­ten aus­län­di­scher Kfz-Pa­pie­re ge­stei­ger­te An­for­de­run­gen zu stel­len. Der Käu­fer hat sich da­her dar­über zu ver­ge­wis­sern, dass er nach dem In­halt der vor­ge­leg­ten aus­län­di­schen Kfz-Pa­pie­re – un­be­las­te­tes – Ei­gen­tum an dem Kraft­wa­gen er­wer­ben kann. Hier­zu hat er not­falls die Hil­fe ei­nes sprach­kun­di­gen und mit den im Zu­las­sungs­staat gel­ten­den Re­geln ver­trau­ten Fach­manns in An­spruch zu neh­men (so BGH, NJW 1991, 1415 [1416]). Das hat die Be­klag­te ver­säumt.

Spä­tes­tens bei Be­fra­gung ei­ner fach­kun­di­gen Per­son hät­te die Be­klag­te Kennt­nis da­von er­langt, dass für in Bel­gi­en zu­ge­las­se­ne Kraft­fahr­zeu­ge ein der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II ver­gleich­ba­res Pa­pier nicht aus­ge­stellt wird, und der so­ge­nann­te „Ken­te­ken­be­wi­js“, wel­cher von der Fir­ma F für die Kraft­fahr­zeu­ge vor­ge­legt wur­de, nur ei­ner deut­schen Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I – frü­her: Kraft­fahr­zeug­schein – ver­gleich­bar ist, zum Nach­weis der Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung des Be­sit­zers al­so nicht ge­eig­net ist. Wei­ter wä­re die Be­klag­te, wenn sie sich in der ge­bo­te­nen Wei­se kun­dig ge­macht hät­te, dar­über in­for­miert wor­den, dass in Bel­gi­en der Nach­weis des Ei­gen­tums an ei­nem Ge­braucht­wa­gen üb­li­cher­wei­se durch die Vor­la­ge der Rech­nung ge­führt wird, die dem Ver­käu­fer über sei­nen Er­werb des Fahr­zeugs aus­ge­stellt wur­de. Dass dies in Bel­gi­en üb­lich ist, hat die Klä­ge­rin durch Vor­la­ge des Ur­teils der Recht­bank van Koo­phan­del Turn­hout (Pro­vinz Ant­wer­pen) vom 14.09.2007 … nach­ge­wie­sen. Dar­in wird un­ter An­ga­be an­de­rer Ge­richts­ent­schei­dun­gen aus­ge­führt, dass nach der Recht­spre­chung der bel­gi­schen Ge­rich­te ein pro­fes­sio­nel­ler Au­to­händ­ler sich beim An­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens nicht al­lein auf die Er­klä­rung des Ver­käu­fers be­tref­fend sein Ei­gen­tum ver­las­sen dür­fe, son­dern sich ent­we­der die Ori­gi­nal-An­kaufs­rech­nung vor­le­gen las­sen müs­se oder an­der­wei­ti­ge (z. B. te­le­fo­ni­sche) Er­mitt­lun­gen über die Her­kunft des Fahr­zeugs an­stel­len müs­se. An der Rich­tig­keit die­ser Aus­füh­run­gen des bel­gi­schen Ge­richts hat der Se­nat kei­nen Zwei­fel.

Wenn al­so, wie be­reits aus­ge­führt, beim Er­werb ge­brauch­ter, in Bel­gi­en zu­ge­las­se­ner Kraft­fahr­zeu­ge nach deut­schem Recht zu­min­dest eben­so stren­ge An­for­de­run­gen an den gu­ten Glau­ben zu stel­len sind wie beim Er­werb in Deutsch­land zu­ge­las­se­ner Fahr­zeu­ge und auch die Mög­lich­keit be­steht, das Ei­gen­tum an Fahr­zeu­gen mit bel­gi­scher Zu­las­sung in ähn­lich zu­ver­läs­si­ger Wei­se zu be­le­gen wie durch ei­ne Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II, näm­lich durch die Vor­la­ge der Ori­gi­nal-Han­dels­rech­nung über den Vor­er­werb, so ist beim Er­werb ei­nes sol­chen Fahr­zeugs auch nach deut­schem Recht als Min­dest­vor­aus­set­zung des gu­ten Glau­bens, wenn an­de­re Mit­tel nicht zur Ver­fü­gung ste­hen, die Vor­la­ge ei­nes sol­chen Be­le­ges – statt der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II – zu ver­lan­gen. An­dern­falls wür­de der gut­gläu­bi­ge Er­werb bel­gi­scher Ge­braucht­wa­gen ge­gen­über dem­je­ni­gen deut­scher Fahr­zeu­ge deut­lich er­leich­tert und der Schutz des Ei­gen­tü­mers in nicht ge­recht­fer­tig­ter Wei­se ver­rin­gert. Un­strei­tig ließ die Be­klag­te sich aber von der Fir­ma F kei­ne Rech­nung über de­ren Er­werb der bei­den Pkw vor­le­gen.

Die Be­klag­te ver­ge­wis­ser­te sich auch nicht auf an­de­re Wei­se hin­rei­chend über die Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se an den bei­den Wa­gen. Der Um­stand, dass die Ver­käu­fe­rin im Be­sitz al­ler Fahr­zeug­schlüs­sel so­wie der Ver­si­che­rungs­pa­pie­re war, ließ kei­ne si­che­ren Rück­schlüs­se auf ihr Ei­gen­tum zu. Das Feh­len ei­nes fest am Fahr­zeug an­ge­brach­ten Hin­wei­ses auf das Ei­gen­tum der Lea­sing­ge­be­rin ge­nüg­te eben­falls nicht als Ei­gen­tums­be­weis. Selbst wenn es, wie die Be­klag­te vor­trägt, in Bel­gi­en üb­lich sein soll­te, dass Lea­sing­fir­men sich durch ei­ne der­ar­ti­ge Kenn­zeich­nung der von ih­nen ver­leas­ten Fahr­zeu­ge ab­si­chern, so konn­te die Be­klag­te sich doch nicht dar­auf ver­las­sen, dass die­ser Übung aus­nahms­los ge­folgt wür­de. Zu­dem hät­te durch das Feh­len ei­nes sol­chen Hin­wei­ses al­len­falls be­wie­sen wer­den kön­nen, dass es sich nicht um Lea­sing­fahr­zeu­ge han­del­te, nicht aber, dass die Fir­ma F Ei­gen­tü­me­rin war. Es be­darf da­her kei­ner Prü­fung, ob der dies­be­züg­li­che Vor­trag der Be­klag­ten zu­trifft. Schließ­lich durf­te die Be­klag­te sich auch nicht dar­auf ver­las­sen, dass ihr auf ih­re An­fra­ge bei der deut­schen Po­li­zei mit­ge­teilt wur­de, die Fahr­zeu­ge sei­en nicht als ge­stoh­len ge­mel­det. Denn die Be­klag­te konn­te nicht da­von aus­ge­hen, dass sämt­li­che in Bel­gi­en zu­ge­las­se­ne und ge­stoh­le­ne oder – wie im vor­lie­gen­den Fall – un­ter­schla­ge­nen Pkw bei der deut­schen Po­li­zei ge­mel­det wa­ren.

Die Be­klag­te kann sich nicht dar­auf be­ru­fen, es ha­be an Ver­dachts­mo­men­ten für ein mög­li­ches Feh­len der Ver­fü­gungs­be­fug­nis der Ver­käu­fe­rin ge­fehlt. Wie in der Recht­spre­chung zu in Deutsch­land zu­ge­las­se­nen Fahr­zeu­gen ei­ne sol­che Ver­dachts­si­tua­ti­on schon dann be­jaht wird, wenn ei­ne Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II nicht vor­ge­legt wird (BGH, NJW 1965, 687 [688]: Kraft­fahr­zeug­brief), so muss beim Er­werb ei­nes in Bel­gi­en zu­ge­las­se­nen Wa­gens das Glei­che an­ge­nom­men wer­den, wenn ein ent­spre­chen­der Nach­weis, näm­lich die Ori­gi­nal-Han­dels­rech­nung über den Vor­er­werb, fehlt. Hin­zu kommt im vor­lie­gen­den Fall, dass nach stän­di­ger Recht­spre­chung beim Ge­braucht­wa­gen­kauf im­mer dann An­lass zu wei­ter­ge­hen­den Nach­for­schun­gen be­steht, wenn Ver­äu­ße­rer und in den Pa­pie­ren – hier im „Ken­te­ken­be­wi­js“ – ver­zeich­ne­ter Ver­fü­gungs­be­rech­tig­ter nicht iden­tisch sind (BGH, NJW 1991, 1415 [1417]). Auf­grund der Tat­sa­che, dass die zu den Pkw ge­hö­ren­den Kenn­zei­chen­nach­wei­se nicht die Fir­ma F, son­dern die Klä­ge­rin als Hal­te­rin aus­wie­sen und es des­halb na­he­lag, dass die­se zu­min­dest ein­mal Ei­gen­tü­me­rin oder Ver­fü­gungs­be­fug­te ge­we­sen war, be­stand für die Be­klag­te ver­mehr­ter An­lass für ei­ne Über­prü­fung der Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se. Hin­zu kommt, dass die Be­klag­te selbst vor­trägt, da­von aus­ge­gan­gen zu sein, dass die Ver­käu­fe­rin die Au­tos auf Kre­dit ge­kauft ha­be. Dar­in lag ein wei­te­rer Grund für zu­sätz­li­che Nach­for­schun­gen; denn mit ei­nem Kre­dit geht häu­fig ei­ne Si­che­rungs­über­eig­nung oder Ähn­li­ches ein­her. Auf die Er­klä­rung sei­tens der Fir­ma F, der Kre­dit sei voll­stän­dig zu­rück­ge­führt, durf­te die Be­klag­te sich nicht ver­las­sen.

Die Be­klag­te ist nach al­lem ver­pflich­tet, der Her­aus­ga­be der Fahr­zeu­ge an die Klä­ge­rin zu­zu­stim­men.

Zu Recht macht die Be­klag­te al­ler­dings dem­ge­gen­über ein Zu­rück­be­hal­tungs­recht auf­grund ei­nes An­spruchs auf Er­satz ge­tä­tig­ter Ver­wen­dun­gen gel­tend (§ 273 I BGB).

In die­sem Zu­sam­men­hang be­darf es wie­der­um kei­ner Prü­fung, ob die Be­klag­te noch (mit­tel­ba­re) Be­sit­ze­rin der Fahr­zeu­ge ist und sich des­halb auf § 1000 BGB be­ru­fen könn­te. Denn je­den­falls sind die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Zu­rück­be­hal­tungs­rechts nach § 273 I BGB ge­ge­ben. Die Ge­gen­for­de­rung der Be­klag­ten er­gibt sich aus § 994 II BGB i. V. mit §§ 670, 683 BGB und be­ruht auf dem­sel­ben recht­li­chen Ver­hält­nis, auf dem ih­re Ver­pflich­tung be­ruht.

Der An­spruch der Be­klag­ten be­schränkt sich auf den Er­satz der auf die Fahr­zeu­ge ge­mach­ten not­wen­di­gen Ver­wen­dun­gen (§ 994 BGB) und be­stimmt sich, da die Be­klag­te – wie wei­ter oben aus­ge­führt – bei der Be­sit­z­er­lan­gung bös­gläu­big war, nach den Vor­schrif­ten über die Ge­schäfts­füh­rung oh­ne Auf­trag (§§ 994 II, 990 I BGB). Not­wen­dig i. S. von § 994 BGB ist ei­ne Ver­wen­dung, wenn sie zur Er­hal­tung oder ord­nungs­ge­mä­ßen Be­wirt­schaf­tung der Sa­che nach ob­jek­ti­vem Maß­stab zur Zeit der Vor­nah­me er­for­der­lich ist (vgl. BGH, NJW 1996, 921 [922]). Das trifft auf den über­wie­gen­den Teil der von der Be­klag­ten vor­ge­tra­ge­nen und von der Klä­ge­rin un­strei­tig ge­stell­ten Ver­wen­dun­gen zu …

Dem Kla­ge­an­trag … war so­mit Zug um Zug ge­gen Zah­lung ei­nes Be­trags von 3.070 € statt­zu­ge­ben …

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