Der Ver­käu­fer, der ein man­gel­haf­tes Kraft­fahr­zeug lie­fert, er­füllt den Scha­dens­er­satz­an­spruch des Käu­fers, in­dem er ihm für den Zeit­raum der Re­pa­ra­tur des man­gel­haf­ten Fahr­zeugs ein Er­satz­fahr­zeug zur Ver­fü­gung stellt. Denn der Käu­fer kann in ers­ter Li­nie – be­zo­gen auf die Zeit der Nach­bes­se­rung – (nur) die Be­sei­ti­gung des „fahr­zeug­lo­sen“ Zu­stands, aber nicht die Zah­lung ei­ner Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung ver­lan­gen.

LG Ham­burg, Be­schluss vom 11.05.2009 – 309 S 21/09

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt von der Be­klag­ten, die ein Au­to­haus be­treibt, Scha­dens­er­satz in Ge­stalt ei­ner Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung.

Die Par­tei­en schlos­sen am 14.03.2008 ei­nen Kauf­ver­trag über ein Neu­fahr­zeug. Nach 72 ge­fah­re­nen Ki­lo­me­tern blieb der Klä­ger mit dem Fahr­zeug am 11.06.2008 auf­grund ei­nes de­fek­ten Tur­bo­la­ders wäh­rend der Fahrt lie­gen. Er brach­te das Fahr­zeug zur Be­klag­ten, die es nach­bes­ser­te. Sein Fahr­zeug konn­te der Klä­ger vom 11.06.2008 bis zum 24.06.2008 nicht fah­ren. Die Be­klag­te bot dem Klä­ger ei­nen gleich­wer­ti­gen Er­satz­wa­gen für die Zeit der Re­pa­ra­tur an, was der Klä­ger je­doch ab­lehn­te. Am 24.06.2008 hat­te die Be­klag­te den de­fek­ten Tur­bo­la­der er­setzt und stell­te das Fahr­zeug dem Klä­ger wie­der zur Ver­fü­gung.

Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te Kla­ge auf Zah­lung ei­ner Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung in Hö­he von 1.287 € nebst Zin­sen er­ho­ben. Das Amts­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die Be­ru­fung des Klä­gers nach ent­spre­chen­dem Hin­weis durch Be­schluss vom 11.05.2009 ge­mäß § 522; II ZPO als un­be­grün­det zu­rück­ge­wie­sen.

Aus den Grün­den: Die Be­ru­fung wird ge­mäß § 522 II ZPO ein­stim­mig zu­rück­ge­wie­sen, weil sie kei­ne Aus­sicht auf Er­folg hat, der Rechts­sa­che kei­ne grund­sätz­li­che Be­deu­tung zu­kommt, und die Fort­bil­dung des Rechts oder die Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung ei­ne Ent­schei­dung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht er­for­dert.

Zur nä­he­ren Be­grün­dung wird auf den Be­schluss vom 20.03.2009 ver­wie­sen.

[„… Zu Recht hat das Amts­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die mit der Be­ru­fung be­zeich­ne­ten Um­stän­de las­sen kei­ne für die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung er­heb­lich ge­wor­de­ne Rechts­ver­let­zung er­ken­nen.

Dem Klä­ger steht grund­sätz­lich ein Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­gen die Be­klag­te ge­mäß § 280 I BGB zu, da die Be­klag­te ent­ge­gen ih­rer ver­trag­li­chen Ver­pflich­tung dem Klä­ger kein man­gel­frei­es Fahr­zeug ge­lie­fert hat. Die Art des Scha­dens­er­sat­zes rich­tet sich nach den Vor­schrif­ten der §§ 249 ff. BGB. Nach § 249 Satz 1 BGB geht der An­spruch des Klä­gers grund­sätz­lich auf Na­tu­ral­re­sti­tu­ti­on, im vor­lie­gen­den Fall al­so auf Be­sei­ti­gung des ‚fahr­zeug­lo­sen‘ Zu­stands des Klä­gers für die Zeit der Nach­bes­se­rung. Die­ser Ver­pflich­tung be­ab­sich­tig­te die Be­klag­te nach­zu­kom­men, in­dem sie dem Klä­ger für die Zeit der Nach­er­fül­lung ei­nen ver­gleich­ba­ren Er­satz­wa­gen an­ge­bo­ten hat.

Ab­wei­chend von dem Grund­satz der Na­tu­ral­re­sti­tu­ti­on kann der Ge­schä­dig­te von vorn­her­ein nur dann Geld­er­satz ver­lan­gen, wenn – au­ßer we­gen Ver­let­zung ei­ner Per­son – we­gen Be­schä­di­gung ei­ner Sa­che Er­satz zu leis­ten ist (§ 249 Satz 2 BGB). Dies er­gibt sich dar­aus, dass der Zweck des § 249 II BGB vor al­lem dar­in be­steht, dass der Ge­schä­dig­te das ver­letz­te Rechts­gut nicht dem Schä­di­ger zur Wie­der­her­stel­lung an­ver­trau­en sol­len muss (MünchKomm-BGB/Oet­ker, 5. Aufl., § 249 Rn. 339 mit zahl­rei­chen Hin­wei­sen auf Lit. und Rspr.). Vor­aus­set­zung ist mit­hin ein Ein­griff in die Sach­sub­stanz, so­dass die blo­ße Vor­ent­hal­tung des Be­sit­zes oder die ver­spä­te­te Lie­fe­rung ei­ner ge­schul­de­ten Sa­che kein Wahl­recht aus­löst (MünchKomm-BGB/Oet­ker, a.; a.; O., § 249 Rn. 396; BGHZ 104, 6 [16]).

Bei ei­nem Scha­dens­er­satz­an­spruch der, wie hier, auf kauf­recht­li­chen Män­gel­ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen be­ruht, liegt ei­ne Be­schä­di­gung der Sa­che nicht vor, so­dass das Wahl­recht des § 249 Satz 2 BGB für den Klä­ger nicht ge­ge­ben ist. Der An­spruch des Klä­gers auf Na­tu­ral­re­sti­tu­ti­on hät­te da­her nur un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 250 BGB in ei­nen Geld­er­satz­an­spruch um­ge­wan­delt wer­den kön­nen, die un­strei­tig nicht vor­lie­gen …“]

Die mit Schrift­satz vom 22.04.2009 vor­ge­tra­ge­nen Ge­sichts­punk­te ge­ben der Kam­mer kei­ne Ver­an­las­sung zu ab­wei­chen­der Be­ur­tei­lung.

Auch nach noch­ma­li­ger Über­prü­fung der Sach- und Rechts­la­ge ist die Kam­mer der An­sicht, dass ei­ne Be­schä­di­gung des Fahr­zeugs des Klä­gers nicht vor­liegt. Denn ab­zu­stel­len ist nicht auf den Scha­den, der am Fahr­zeug des Klä­gers ent­stan­den ist, son­dern auf die Pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten. Die­se lag in der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Sa­che, nicht aber in ei­nem „Ein­griff in die Sach­sub­stanz“ des Fahr­zeugs des Klä­gers.

Mit dem Klä­ger und dem BGH ist die Kam­mer – wie im Be­schluss vom 20.03.2009 aus­ge­führt – der An­sicht, dass dem Klä­ger grund­sätz­lich ein An­spruch auf Er­satz des Nut­zungs­aus­fall­scha­dens zu­steht, da die­ser nicht nur im De­likts- son­dern auch im Ver­trags­recht zu zah­len ist. Die­ser An­spruch ist aber nach der ge­setz­li­chen Re­ge­lung des § 249 I BGB in der Form der Na­tu­ral­re­sti­tu­ti­on zu er­fül­len und nicht als Geld­er­satz.

§ 251 BGB ist vor­lie­gend nicht ein­schlä­gig, da des­sen Vor­aus­set­zun­gen nicht vor­lie­gen. Der Klä­ger war durch die Pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten für ei­ni­ge Zeit nicht im Be­sitz sei­nes Fahr­zeugs. Die­ser Scha­den in Form der feh­len­den Nut­zungs­mög­lich­keit hät­te durch die Über­las­sung ei­nes Er­satz­fahr­zeugs an den Klä­ger voll­stän­dig be­ho­ben wer­den kön­nen …

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