Ein (grenz­über­schrei­ten­der) Kauf­ver­trag über ei­nen Ge­braucht­wa­gen, der zwi­schen ei­nem deut­schen Kfz-Händ­ler und ei­nem Er­wer­ber aus Finn­land ge­schlos­sen wird, un­ter­fällt den Be­stim­mun­gen der CISG, wenn der ge­werb­li­che Ver­käu­fer an­neh­men durf­te, der Er­wer­ber des Fahr­zeugs sei eben­falls Un­ter­neh­mer.

OLG Hamm, Ur­teil vom 02.04.2009 – 28 U 107/08

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt von dem be­klag­ten Ge­braucht­wa­gen­händ­ler die Rück­ab­wick­lung ei­nes Pkw-Kauf­ver­trags.

Der Be­klag­te bot das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug, das er selbst am 02.10.2007 er­wor­ben hat­te, im In­ter­net zum Ver­kauf an. Der Zeu­ge L, der wie der Klä­ger fin­ni­scher Staats­an­ge­hö­ri­ger mit Wohn­sitz in Finn­land ist, such­te dar­auf­hin am 31.10.2007 nach te­le­fo­ni­scher Kon­takt­auf­nah­me den Be­klag­ten an des­sen Ge­schäfts­sitz auf. Nach ei­ner Pro­be­fahrt, ei­nig­te man sich auf ei­nen Kauf­preis von 13.300 € für den Pkw, der bar ge­zahlt wur­de. Der schrift­li­che Kauf­ver­trag be­zeich­net den Klä­ger als Käu­fer und schließt jeg­li­che Ge­währ­leis­tung für das Fahr­zeug aus.

Nach­dem L das Fahr­zeug nach Finn­land über­führt hat­te, for­der­te der Klä­ger den Be­klag­ten mit An­walts­schrei­ben vom 20.12.2007 un­ter Hin­weis auf „er­heb­li­che Män­gel“ und dar­auf, dass der „Mo­tor nicht fach­män­nisch re­pa­riert“ sei, ver­geb­lich zur Nach­bes­se­rung auf. Un­ter dem 12.01.2008 er­klär­te der Klä­ger schließ­lich den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und hilfs­wei­se die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung.

Der Klä­ger hat be­haup­tet, er ha­be das Fahr­zeug für pri­va­te Zwe­cke er­wor­ben. Mit dem Kauf ha­be er sei­nen Be­kann­ten, den Zeu­gen L, be­auf­tragt, da die­ser der deut­schen Spra­che mäch­tig sei. Der Be­klag­te ha­be ge­gen­über L wie­der­holt ver­si­chert, das Fahr­zeug sei un­fall­frei und in ein­wand­frei­em Zu­stand, und es lie­ge ein Ser­vice­heft vor, wo­nach das Fahr­zeug ord­nungs­ge­mäß ge­war­tet wor­den sei.

Das Fahr­zeug wei­se in­des ei­nen un­fach­män­nisch re­pa­rier­ten Mo­tor­scha­den auf, des­sen Be­sei­ti­gung ca. 7.000 € kos­te. Die Art der La­ckie­rung des vor­de­ren Stoß­fän­gers deu­te dar­auf hin, dass der Scha­den auf ei­nen Un­fall zu­rück­zu­füh­ren sei. Nach­dem die­ser Scha­den als­bald nach der Über­füh­rung des Fahr­zeugs nach Finn­land fest­ge­stellt wor­den sei, ha­be L ver­geb­lich ver­sucht, den Be­klag­ten te­le­fo­nisch zu er­rei­chen.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge nach Ver­neh­mung des Zeu­gen L ab­ge­wie­sen. Es hat ge­meint, ein Rück­zah­lungs­an­spruch ge­mäß §§ 346 I, 323 I, 437 Nr. 2 BGB sei nicht be­grün­det, weil der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht ge­mäß § 475 I 1 BGB un­wirk­sam sei. Es sei nicht be­wie­sen, dass der Klä­ger Ver­brau­cher sei. Die Aus­sa­ge des Zeu­gen L sei nicht glaub­haft, weil sie Wi­der­sprü­che zum Kla­ge­vor­brin­gen auf­wei­se. Es sei auch nicht fest­stell­bar, dass der Be­klag­te ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie ge­ge­ben oder ei­nen Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­be.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Die Kla­ge ist un­be­grün­det.

1. Der Klä­ger kann von dem Be­klag­ten nicht Zah­lung von 13.300 € ver­lan­gen.

a) Die An­spruchs­grund­la­ge ist – an­ders als das Land­ge­richt ge­meint hat – nicht den Vor­schrif­ten des Bür­ger­li­chen Ge­setz­buchs über den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag (§§ 346 I 1, 434 I, 437 Nr. 2 BGB) zu ent­neh­men. Als Rechts­grund­la­ge für das Kla­ge­be­geh­ren kommt nur Art. 81 II i. V. mit Art. 49 I lit. a CISG … in Be­tracht.

aa) Auf das Ver­trags­ver­hält­nis der Par­tei­en fin­det das Über­ein­kom­men der Ver­ein­bar­ten Na­tio­nen über Ver­trä­ge über den in­ter­na­tio­na­len Wa­ren­kauf, das CISG, An­wen­dung. Es han­delt sich um ei­nen Kauf­ver­trag über Wa­ren zwi­schen Par­tei­en, die ih­re Nie­der­las­sung bzw. ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts­ort in ver­schie­de­nen Staa­ten ha­ben, wel­che bei­de Ver­trags­staa­ten des CISG sind (Art. 1 I lit. a, 10 lit. b CISG).

Finn­land ist seit dem 01.01.1989 Ver­trags­staat, so­weit es um die An­wend­bar­keit der Tei­le I, III und IV geht (vgl. die Über­sicht bei Piltz, NJW 2000, 553 [554]); der vom fin­ni­sche Staat ge­mäß Art. 92 I CISG er­klär­te Vor­be­halt be­schränkt sich auf die An­wen­dung des Teils II des Über­ein­kom­mens (vgl. Stau­din­ger/Ma­gnus, BGB, Neu­be­arb. 2005, Art. 92 CISG Rn. 5 f.) … Auch Deutsch­land ist auf­grund Zu­stim­mungs­ge­set­zes vom 05.07.1989 (BGBl. II 1990, 586) seit dem 01.01.1991 Ver­trags­staat. Das CISG ist Be­stand­teil des deut­schen Rechts und Spe­zi­al­ge­setz für den in­ter­na­tio­na­len Wa­ren­kauf; es geht dem un­ver­ein­heit­lich­ten deut­schen Kauf­recht vor (BGH, Urt. v. 25.11.1998 – VI­II ZR 259/97, NJW 1999, 1259).

Die Nie­der­las­sung des Be­klag­ten, das heißt der Ort, von dem aus sei­ne selbst­stän­di­ge, auf Dau­er an­ge­leg­te Teil­nah­me am Wirt­schafts­ver­kehr er­folgt (Fer­ra­ri, in: Schlech­triem/Schwen­zer, CISG, 5. Aufl. [2008], Art. 1 Rn. 46) be­fin­det sich in Deutsch­land. Der Klä­ger hat in Finn­land ent­we­der sei­ne Nie­der­las­sung oder – falls er kei­nen Ge­schäfts­sitz in die­sem Sin­ne hat – sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts­ort i. S. des Art. 10 lit. b CISG.

bb) Die An­wend­bar­keit des Über­ein­kom­mens ist nicht nach Art. 2 lit. a CISG aus­ge­schlos­sen. Da­nach fin­det es kei­ne An­wen­dung auf ei­nen Kauf von Wa­re für den per­sön­li­chen Ge­brauch, es sei denn, dass der Ver­käu­fer vor oder bei Ver­trags­schluss we­der wuss­te noch wis­sen muss­te, dass die Wa­re für ei­nen sol­chen Ge­brauch ge­kauft wur­de.

Es kann of­fen­blei­ben, ob der Klä­ger den Pkw aus­schließ­lich für den per­sön­li­chen Ge­brauch kauf­te. Selbst wenn dies der Fall war, steht nach An­hö­rung des Be­klag­ten und Ver­neh­mung des Zeu­gen L zur Über­zeu­gung des Se­nats fest, dass der Be­klag­te we­der wuss­te noch wis­sen muss­te, dass das Fahr­zeug für pri­va­te Zwe­cke ge­kauft wur­de.

Der Be­klag­te hat­te kei­ne po­si­ti­ve Kennt­nis von dem Ver­wen­dungs­zweck. Er kann­te den Klä­ger nicht, und die­ser hat­te ihm auch we­der vor noch bei Ver­trags­schluss mit­ge­teilt, wo­für er den Pkw er­wer­ben woll­te. Von dem Zeu­gen L hat­te der Be­klag­te auch kei­ne In­for­ma­tio­nen er­hal­ten, aus de­nen er nicht nur dar­auf schlie­ßen konn­te, son­dern tat­säch­lich dar­auf ge­schlos­sen hat, der Klä­ger kau­fe das Fahr­zeug für den pri­va­ten Ge­brauch.

Wie der Be­klag­te in sei­ner per­sön­li­chen An­hö­rung glaub­haft er­klärt hat, hat er die An­ga­ben des Zeu­gen L so ver­stan­den, als sei das Fahr­zeug für den Wei­ter­ver­kauf be­stimmt, wo­bei der Zeu­ge le­dig­lich für den Klä­ger den An­kauf in Deutsch­land ab­wick­le. Des­halb ha­be er, der Be­klag­te, für die Ab­fas­sung des schrift­li­chen Kauf­ver­trags ein For­mu­lar ver­wen­det, wel­ches für Händ­ler­ge­schäf­te be­stimmt ist und bei ei­nem Ver­kauf an ei­nen pri­va­ten Kun­den von ihm üb­li­cher­wei­se nicht be­nutzt wird. Das er­scheint plau­si­bel, weil der in dem ver­wen­de­ten For­mu­lar ent­hal­te­ne um­fas­sen­de Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss bei Ver­wen­dung ge­gen­über ei­nem Ver­brau­cher un­ter Gel­tung des deut­schen Kauf­rechts ge­mäß § 475 I 2 BGB of­fen­sicht­lich un­wirk­sam wä­re. Dass der von ihm ver­wen­de­te for­mu­lar­mä­ßi­ge Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss auch ge­gen­über ei­nem Un­ter­neh­mer un­wirk­sam war, näm­lich we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung des Käu­fers (zur Un­wirk­sam­keit ei­ner Frei­zei­ch­nung in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen in ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trag ge­mäß §§ 307 I 1, 310 I 2 Halb­satz 1 BGB i. V. mit § 309 Nr. 7 lit. a und lit. b BGB sie­he BGH, Urt. v. 19.09.2007 – VI­II ZR 141/06, BGHZ 174, 1), ist dem Be­klag­ten erst im Rah­men sei­ner An­hö­rung im Se­nats­ter­min deut­lich ge­wor­den.

Der Zeu­ge L hat zwar in Ab­re­de ge­stellt, von ei­ner ge­werb­li­chen Ver­wen­dungs­ab­sicht des Klä­gers ge­spro­chen zu ha­ben, er hat es aber für mög­lich ge­hal­ten, dass der Be­klag­te sei­ne Äu­ße­run­gen, ins­be­son­de­re den Hin­weis, dass das Fahr­zeug für ei­nen an­de­ren ge­kauft wer­de, in­so­weit miss­ver­stan­den hat.

Der Be­klag­te muss­te auch nicht wis­sen, dass das Fahr­zeug für den per­sön­li­chen Ge­brauch des Klä­gers be­stimmt sein soll­te. Ob­jek­ti­ve An­halts­punk­te, die den Rück­schluss auf ei­nen sol­chen Ver­wen­dungs­zweck ge­bo­ten, gab es nicht. Ein Pkw kann so­wohl für ei­ne pri­va­te wie für ei­ne ge­schäft­li­che Nut­zung, wo­zu auch der zum Zwe­cke der Ge­winn­erzie­lung be­ab­sich­tig­te Wei­ter­ver­kauf ge­hört, be­stimmt sein. Die Tat­sa­che, dass der Zeu­ge L den Käu­fer nur mit Vor- und Zu­na­men, oh­ne Fir­men­be­zeich­nung be­nann­te, be­deu­te­te auch nicht not­wen­dig, dass der Pkw für die Zwe­cke ei­nes Pri­vat­manns be­stimmt war.

Dass der Be­klag­te den üb­ri­gen Äu­ße­run­gen des Zeu­gen L ent­nom­men hat, der Klä­ger er­wer­be das Fahr­zeug als Zwi­schen­händ­ler, ist ihm nicht vor­zu­wer­fen. Wie der Be­klag­te in sei­ner An­hö­rung vor dem Se­nat er­klärt hat, hat der Zeu­ge L – in deut­scher Spra­che – an­ge­ge­ben, dass er Kfz-Händ­ler sei und das Ge­schäft für den Klä­ger ab­wick­le, wo­bei sie „für gu­te Kun­den gu­te Au­tos such­ten“, und dass für das kon­kre­te Au­to schon ein Kun­de ge­fun­den wor­den sei.

Der Se­nat ist von der Rich­tig­keit die­ser Dar­stel­lung, die sich im Kern mit den erst­in­stanz­li­chen An­ga­ben des Be­klag­ten deckt, über­zeugt. Ein Grund, war­um der Be­klag­te in­so­weit die Un­wahr­heit sa­gen soll­te, ist nicht er­sicht­lich. Die ab­wei­chen­den An­ga­ben des Zeu­gen L, nach de­nen er dem Be­klag­ten nur mit­ge­teilt ha­ben will, er kau­fe das Fahr­zeug für ei­nen Be­kann­ten, hält der Se­nat nicht für glaub­haft. Ge­wich­ti­ge Zwei­fel an der Rich­tig­keit der Aus­sa­ge des Zeu­gen er­ge­ben sich be­reits dar­aus, dass die­ser an­ge­ge­ben hat, die Ge­sprä­che sei­en aus­schließ­lich auf Eng­lisch ge­führt wor­den, weil er kein Deutsch spre­che und ver­ste­he. Der Zeu­ge war al­ler­dings nicht in der La­ge, den In­halt des Ge­sprächs auf Eng­lisch zu wie­der­ho­len, statt­des­sen wies er bei ei­ner kon­kre­ten Nach­fra­ge so­gar dar­auf hin, dass der Be­klag­te ein deut­sches Wort („Scheck­heft“) ver­wen­det ha­be, was er al­ler­dings ver­stan­den ha­be. Hin­zu kommt, dass der Klä­ger nach sei­nem Kla­ge­vor­brin­gen den Zeu­gen ge­ra­de we­gen sei­ner Deutsch­kennt­nis­se mit dem Fahr­zeug­kauf be­auf­tragt ha­ben will.

Die von dem Be­klag­ten ge­schil­der­te Er­läu­te­rung der Hin­ter­grün­de des Fahr­zeug­kaufs ließ sich durch­aus da­hin ver­ste­hen, dass der Klä­ger und der Zeu­ge ge­mein­sam im Fahr­zeug­han­del tä­tig sei­en. Selbst wenn die Äu­ße­run­gen des Zeu­gen L in­so­weit nicht ein­deu­tig ge­we­sen sein mö­gen – auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung et­wai­ger sprach­li­cher Ver­stän­di­gungs­schwie­rig­kei­ten –, ist dem Be­klag­ten nicht vor­zu­wer­fen, dass er sie nicht wei­ter hin­ter­fragt hat. Den Ver­käu­fer trifft kei­ne Er­kun­di­gungs­pflicht hin­sicht­lich des Ver­wen­dungs­zwecks (Fer­ra­ri, in: Schlech­triem/Schwen­zer, a. a. O., Art. 2 Rn. 20; Stau­din­ger/Ma­gnus, a. a. O., Art. 2 CISG Rn. 25).

cc) Die Par­tei­en ha­ben die An­wend­bar­keit des CISG nicht ge­mäß des­sen Art. 6 ab­be­dun­gen.

Ei­ne aus­drück­li­che Ver­ein­ba­rung über an­wend­ba­re Rechts­vor­schrif­ten ha­ben sie we­der bei Ver­trags­schluss noch zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt ge­trof­fen. Die Par­tei­en ha­ben die An­wen­dung des CISG auch nicht still­schwei­gend aus­ge­schlos­sen.

(1) Aus der ver­trag­li­chen Be­stim­mung des Ge­richts­stands in C. er­gibt sich das nicht.

Zwar lässt sich ei­ne Ge­richts­stands­ver­ein­ba­rung da­hin ver­ste­hen, dass die Par­tei­en für ihr Ver­trags­ver­hält­nis auch das an die­sem Ge­richts­stand gel­ten­de ma­te­ri­el­le Recht wäh­len wol­len. Das führt hier aber nicht da­zu, dass von ei­ner Ab­wahl des Über­ein­kom­mens aus­zu­ge­hen ist. Denn das CISG ist Be­stand­teil des deut­schen Rechts. Dem­entspre­chend wird die Be­stim­mung ei­nes Ge­richts­stands in ei­nem der Ver­trags­staa­ten al­lein nicht als aus­rei­chend an­ge­se­hen, um ei­nen Aus­schluss der An­wen­dung des CISG an­zu­neh­men (OLG Stutt­gart, Urt. v. 31.03.2008 – 6 U 220/07, BeckRS 2008, 06273 = OLG-Re­port 2008, 514; Fer­ra­ri, in: Schlech­triem/Schwen­zer, a. a. O., Art. 6 Rn. 31; Stau­din­ger/Ma­gnus, a. a. O., Art. 6 CISG Rn. 36).

(2) Die Par­tei­en ha­ben auch nicht nach­träg­lich das CISG kon­klu­dent ab­ge­wählt.

Es ist zwar an­er­kannt, dass ei­ne Rechts­wahl auch still­schwei­gend ge­trof­fen wer­den kann, in­dem die Par­tei­en im Lau­fe ei­nes Rechts­streits von der An­wen­dung ei­ner be­stimm­ten Rechts­ord­nung aus­ge­hen (BGH, Urt. v. 21.10.1992 – XII ZR 182/90, NJW 1993, 385 [386]). Für ei­ne nach­träg­li­che Ab­be­din­gung des CISG ge­nügt es aber nicht, dass die Par­tei­en vor­ge­richt­lich und im Pro­zess auf der Ba­sis des un­ver­ein­heit­lich­ten deut­schen Kauf­rechts ver­han­deln. Ei­nem sol­chen Ver­hal­ten, wel­ches auf ei­ner blo­ßen Ver­ken­nung der Rechts­la­ge be­ruht, feh­len das für ei­ne Wil­lens­er­klä­rung not­wen­di­ge Er­klä­rungs­be­wusst­sein und der Er­klä­rungs­wil­le (vgl. OLG Stutt­gart, Urt. v. 31.03.2008 – 6 U 220/07, BeckRS 2008, 06273 = OLG-Re­port 2008, 514, Fer­ra­ri, in: Schlech­triem/Schwen­zer, a. a. O., Art. 6 Rn. 25 m. w. Nachw.). Es be­darf ei­ner ein­deu­ti­gen, un­miss­ver­ständ­li­chen Re­ge­lung, wenn die Be­stim­mun­gen des CISG ab­be­dun­gen wer­den sol­len (OLG Stutt­gart, Urt. v. 31.03.2008 – 6 U 220/07, BeckRS 2008, 06273 = OLG-Re­port 2008, 514; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 5. Aufl., Art. 6 CISG Rn. 5; …). Dar­an fehlt es hier.

An­halts­punk­te da­für, dass die Par­tei­en nicht nur ver­se­hent­lich auf der Ba­sis der kauf­recht­li­chen Vor­schrif­ten des BGB ar­gu­men­tiert ha­ben, son­dern hier­mit zu­gleich die An­wen­dung des CISG aus­schlie­ßen woll­ten, las­sen sich we­der dem vor­pro­zes­sua­len Ver­hal­ten noch ih­rem Vor­brin­gen im Pro­zess ent­neh­men.

dd) Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen Rück­zah­lungs­an­spruch des Klä­gers ge­mäß Art. 81 II CISG lie­gen nicht vor. Der Kauf­ver­trag ist nicht wirk­sam auf­ge­ho­ben wor­den.

Der Käu­fer kann ge­mäß Art. 49 I lit. a, II CISG bin­nen an­ge­mes­se­ner Frist die Auf­he­bung des Ver­trags er­klä­ren, wenn der Ver­käu­fer ei­ne ihm nach dem Ver­trag oder dem Über­ein­kom­men ob­lie­gen­de Pflicht nicht er­füllt und dar­in ei­ne we­sent­li­che Ver­trags­ver­let­zung (Art. 25 CISG) liegt.

Es kann of­fen­blei­ben, ob, wie der Klä­ger be­haup­tet, das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ei­nen Mo­tor­scha­den auf­weist, und ob die­ser auf ei­nen Un­fall zu­rück­zu­füh­ren ist.

(1) Der Klä­ger kann sich auf die et­waig dar­in lie­gen­de Ver­trags­wid­rig­keit des ver­kauf­ten Fahr­zeugs i. S. des Art. 35 CISG nicht be­ru­fen, weil er es ver­säumt hat, die­se dem Be­klag­ten in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist nach ih­rer Fest­stel­lung an­zu­zei­gen und da­bei die Art der Ver­trags­wid­rig­keit ge­nau zu be­zeich­nen (Art. 39 I CISG).

Wie der Klä­ger an­ge­ge­ben hat, will er – durch den für ihn han­deln­den Zeu­gen L – die Män­gel des Fahr­zeugs als­bald nach des­sen Über­füh­rung nach Finn­land, An­fang No­vem­ber 2007, fest­ge­stellt ha­ben. Er hat sie aber nicht bin­nen an­ge­mes­se­ner Frist ge­gen­über dem Be­klag­ten kon­kret ge­rügt.

Dass er dem Be­klag­ten die Ver­trags­wid­rig­kei­ten des Fahr­zeugs te­le­fo­nisch an­zeig­te und prä­zi­se be­schrieb, hat der Klä­ger selbst nicht be­haup­tet. Viel­mehr hat er be­haup­tet, dass der Zeu­ge L ver­geb­lich ver­such ha­be, den Be­klag­ten zu er­rei­chen. So­weit er jetzt – in Ab­kehr von sei­nem erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gen – vor­trägt, der Zeu­ge L ha­be im No­vem­ber 2007 mehr­fach mit dem Be­klag­ten te­le­fo­niert, lässt sich dem nicht ent­neh­men, dass da­bei kon­kre­te Män­gel­rü­gen aus­ge­spro­chen wur­den.

Das An­walts­schrei­ben vom 20.12.2007 trägt den An­for­de­run­gen des Art. 39 I CISG nicht Rech­nung. Es ent­hielt zum ei­nen kei­ne ge­naue Be­schrei­bung der ge­rüg­ten Ver­trags­wid­rig­keit und kam zum an­de­ren zu spät.

Die Spe­zi­fi­zie­rung soll den Ver­käu­fer in die La­ge ver­set­zen, sich ein Bild über die Ver­trags­wid­rig­keit zu ma­chen und die er­for­der­li­chen Schrit­te zu er­grei­fen, wie bei­spiels­wei­se ei­nen Ver­tre­ter zur Un­ter­su­chung der Wa­re zum Käu­fer zu schi­cken, ei­ne Er­satz­lie­fe­rung oder ei­ne Nach­bes­se­rung in die We­ge zu lei­ten oder Rück­griff beim Zu­lie­fe­ran­ten zu neh­men (Schwen­zer, in: Schlech­triem/Schwen­zer, 5. Aufl. [2008], Art. 39 Rn. 6).

Die Mit­tei­lung, es be­stün­den „er­heb­li­che Män­gel am Fahr­zeug“ und der Mo­tor sei „nicht fach­män­nisch re­pa­riert“ wor­den, reich­te hier­für er­sicht­lich nicht aus. Geht es um Män­gel an ei­nem tech­ni­schen Ge­rät kann der Ver­käu­fer ei­ne Be­schrei­bung der Sym­pto­me ver­lan­gen (BGH, Urt. v. 03.11.1999 – VI­II ZR 287/98, NJW-RR 2000, 1361 [1362]; Schwen­zer, in: Schlech­triem/Schwen­zer, a. a. O., Art 39 Rn. 8). Dar­an fehlt es. Es lässt sich auch nicht fest­stel­len, dass sich das Män­gel­bild den am 20.12.2007 per E-Mail ver­sand­ten Licht­bil­dern prä­zi­se ent­neh­men ließ; die Fo­tos hat der Klä­ger nicht vor­ge­legt.

Im Üb­ri­gen er­folg­te die Män­gel­an­zei­ge vom 20.12.2007 nicht bin­nen an­ge­mes­se­ner Frist nach der An­fang No­vem­ber 2007 er­folg­ten Fest­stel­lung. Zwi­schen der Ent­de­ckung der strei­ti­gen Ver­trags­wid­rig­keit und dem Schrei­ben vom 20.12.2007 la­gen mehr als sechs Wo­chen. Ei­ne Zeit­span­ne, die ei­nen Mo­nat – deut­lich – über­schrei­tet, ist re­gel­mä­ßig nicht mehr als an­ge­mes­se­ne Frist i. S. des Art. 39 CISG an­zu­se­hen (vgl. BGH, Urt. v. 03.11.1999 – VI­II ZR 287/98, NJW-RR 2000, 1361 [1362]; Urt. v. 08.03.1995 – VI­II ZR 159/94, BGHZ 129, 75 [85 f.]; Schwen­zer, in: Schlech­triem/Schwen­zer, a. a. O., Art. 39 Rn. 17, MünchKomm-BGB/Gru­ber, 5. Aufl., Art. 39 CISG Rn. 34; Stau­din­ger/Ma­gnus, a. a. O., Art. 39 CISG Rn. 35). Be­son­de­re Um­stän­de, die es hier ge­bie­ten, dem Klä­ger ei­ne län­ge­re Frist für die Män­gel­rü­ge ein­zu­räu­men, gibt es nicht.

(2) Der Be­klag­te ist auch nicht nach Art. 40 CISG ge­hin­dert, sich auf das Feh­len ei­ner recht­zei­ti­gen, prä­zi­sen Män­gel­rü­ge i. S. des Art. 39 CISG zu be­ru­fen. Die strei­ti­ge Ver­trags­wid­rig­keit be­ruh­te nicht auf Tat­sa­chen, die er kann­te oder über die er nicht in Un­kennt­nis sein konn­te und die er dem Klä­ger nicht of­fen­bart hat. Dass der Be­klag­te von dem be­haup­te­ten Mo­tor- und Un­fall­scha­den wuss­te, be­haup­tet der Klä­ger selbst nicht. Dass dem Be­klag­ten die­se Män­gel nicht un­be­kannt ge­blie­ben sein konn­ten, was zu­min­dest gro­be Fahr­läs­sig­keit ver­langt (vgl. BGH, Urt. v. 30.06.2004 – VI­II ZR 321/03, NJW 2004, 3181, Stau­din­ger/Ma­gnus, a. a. O., Art. 40 Rn. 5; stren­ger Schwen­zer, in: Schlech­triem/Schwen­zer, a. a. O., Art. 40 Rn. 4), lässt sich auch nicht fest­stel­len.

Der Klä­ger be­haup­tet nicht, dass es sich um Män­gel han­delt, die bei ei­ner blo­ßen Sicht­prü­fung hät­ten ins Au­ge fal­len müs­sen. Wa­ren sie aber nur bei ei­ner gründ­li­che­ren Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs zu ent­de­cken, be­ruh­te die Un­kennt­nis des Be­klag­ten nicht auf gro­bem Ver­schul­den. Der Be­klag­te muss­te das Fahr­zeug nicht der­art gründ­lich un­ter­su­chen. Ein Au­to­händ­ler, der ein Fahr­zeug zum Ver­kauf an­bie­tet, ist grund­sätz­lich nur ge­hal­ten, es im Hin­blick auf Män­gel ei­ner Sicht­prü­fung zu un­ter­zie­hen (vgl. BGH, Ur­t. v. 11.02.2004 – VI­II ZR 386/02, NJW 2004, 1032 [1033]; OLG Köln, Urt. v. 13.03.2001 – 3 U 173/00, NJOZ 2001, 1679 [1680]). Der Be­klag­te hat­te das Fahr­zeug von der Streit­hel­fe­rin, ei­ner E-Nie­der­las­sung, er­wor­ben, wo­bei die­se im Kauf­ver­trag an­ge­ge­ben hat­te, dass laut Vor­be­sit­zer kei­ne Un­fall­schä­den und sons­ti­gen Schä­den vor­han­den sei­en. Dass sich der Be­klag­te auf die An­ga­ben sei­ner ihm als zu­ver­läs­sig be­kann­ten Lie­fe­ran­tin ver­ließ und das Fahr­zeug selbst nur auf sicht­ba­re Män­gel un­ter­such­te, ist ihm nicht als gro­bes Ver­schul­den vor­zu­wer­fen.

ee) We­gen des Feh­lens ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Män­gel­rü­ge ge­mäß Art. 39 CISG kann der Klä­ger nicht Auf­he­bung des Kauf­ver­tra­ges ver­lan­gen. Auf die Fra­ge, ob es um ei­ne we­sent­li­che Ver­trags­ver­let­zung i. S. des Art. 25 CISG geht, kommt es nicht an.

b) Der Zah­lungs­an­spruch des Klä­gers er­gibt sich auch nicht – in­fol­ge der hilfs­wei­se er­klär­ten An­fech­tung des Kauf­ver­trags – aus dem Ge­sichts­punkt der un­ge­recht­fer­tig­ten Be­rei­che­rung ge­mäß § 812 I 1 Fall 1 BGB.

aa) Dass der zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag dem Re­ge­lungs­be­reich des CISG un­ter­fällt, steht der An­wen­dung der §§ 123, 142, 812 ff. BGB nicht ent­ge­gen. Nach Art. 4 CISG re­gelt das Über­ein­kom­men aus­schließ­lich den Ab­schluss des Ver­tra­ges und die aus dem Kauf­ver­trag er­wach­sen­den Rech­te und Pflich­ten von Käu­fer und Ver­käu­fer. Im Üb­ri­gen bleibt das je­wei­li­ge na­tio­na­le Recht an­wend­bar.

Die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung und ih­re Rechts­fol­gen sind im CISG nicht ge­re­gelt; hier­für gel­ten die Re­ge­lun­gen des na­tio­na­len Rechts (Fer­ra­ri, in: Schlech­triem/Schwen­zer, a. a. O., Art. 4 Rn. 25; Stau­din­ger/Ma­gnus, a. a. O., Art. 4 CISG Rn. 52).

bb) Der Be­klag­te hat die Zah­lung des Klä­gers in Hö­he von 13.300 € nicht rechts­grund­los er­langt. Der Kauf­ver­trag ist nicht ge­mäß § 142 I BGB als nich­tig an­zu­se­hen, weil die An­fech­tung des Klä­gers oh­ne Grund er­folgt ist. Der Be­klag­te hat den Klä­ger nicht arg­lis­tig über den Zu­stand des Fahr­zeugs ge­täuscht (§ 123 I Fall 1 BGB).

(1) Das gilt zu­nächst, so­weit es um des­sen Un­fall­frei­heit geht. Dass der Be­klag­te hier­zu ei­ne ob­jek­tiv fal­sche An­ga­be ge­macht hat, die dann, wenn sie oh­ne tat­säch­li­che Grund­la­ge, das heißt „ins Blaue hin­ein“ ge­macht wor­den wä­re, dem arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gen ei­nes Un­fall­scha­dens gleich­zu­stel­len wä­re (vgl. BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 13; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10 Aufl. 2009, Rn. 2107 ff.), lässt sich nicht fest­stel­len. Viel­mehr ist nicht aus­zu­schlie­ßen, dass der Be­klag­te le­dig­lich die – un­strei­tig zu­tref­fen­de – Er­klä­rung ab­ge­ge­ben hat, dass er von ei­nem Un­fall nichts wis­se.

Der schrift­li­che Kauf­ver­trag ent­hält kei­ne An­ga­ben zur Un­fall­frei­heit.

Der den Klä­ger bei der Ver­trags­an­bah­nung und dem Ver­trags­schluss ver­tre­ten­de Zeu­ge L hat schon in sei­ner erst­in­stanz­li­chen Ver­neh­mung nicht aus­schlie­ßen kön­nen, dass der Be­klag­te die Fra­ge nach der Un­fall­frei­heit nur mit der Ein­schrän­kung, dass dies laut Vor­be­sit­zer so sei, be­jaht hat. Et­was an­de­res hat er auch in sei­ner Ver­neh­mung vor dem Se­nat nicht an­ge­ge­ben. Der Be­klag­te hat be­kräf­tigt, dass er le­dig­lich er­klärt hat, ihm sei von ei­nem Un­fall­scha­den nichts be­kannt.

(2) So­weit es um die Män­gel­frei­heit im Üb­ri­gen geht, hat der Zeu­ge L zwar be­stä­tigt, dass der Be­klag­te den Zu­stand des Wa­gens – bis auf den nachla­ckier­ten Stoß­fän­ger – als ein­wand­frei be­zeich­net ha­be. Dass dar­in mehr lag als ei­ne un­ver­bind­li­che An­prei­sung, lässt sich der Aus­sa­ge des Zeu­gen nicht ent­neh­men.

(3) Un­er­heb­lich ist, ob der Be­klag­te in dem Te­le­fo­nat mit dem Zeu­gen L fälsch­li­cher­wei­se er­klärt hat, das Ser­vice­heft sei vor­han­den. Für den Ab­schluss des Kauf­ver­trags war die­se An­ga­be nicht ur­säch­lich; un­strei­tig kam der Ver­trag erst zu­stan­de, nach­dem der Zeu­ge L dar­über in­for­miert wor­den war, dass das Ser­vice­heft fehl­te …

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