Nach ei­nem Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag sind sämt­li­che Rück­ge­währ­pflich­ten ein­heit­lich dort zu er­fül­len, wo sich die Kauf­sa­che im Zeit­punkt des Rück­tritts ver­trags­ge­mäß be­fin­det, in der Re­gel al­so am Wohn­sitz des Käu­fers. Ein ge­mein­sa­mer Er­fül­lungs­ort be­steht auch, wenn der Käu­fer die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags nicht ge­stützt auf § 346 I BGB, son­dern un­ter dem Ge­sichts­punkt des „gro­ßen“ Scha­dens­er­sat­zes ver­langt.

OLG Nürn­berg, Ur­teil vom 20.02.2009 – 2 U 2074/08

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt mit ih­rer Kla­ge – „sei es in Form des Rück­tritts, sei es in Form des gro­ßen Scha­den­er­sat­zes“ – we­gen be­haup­te­ter Män­gel die Rück­ab­wick­lung ei­nes am 16.02.2007 ge­schlos­se­nen Kfz-Kauf­ver­trags und den Er­satz von Auf­wen­dun­gen. Das an­geb­lich man­gel­haf­te Fahr­zeug, ein ge­brauch­ter Mer­ce­des-Benz A 170 CDI, be­fin­det sich am Wohn­sitz der Klä­ge­rin in M.; es wird von der Klä­ge­rin wei­ter­hin ge­nutzt.

Die im Be­zirk des LG Lands­hut an­säs­si­ge Be­klag­te hat die Zu­stän­dig­keit des an­ge­ru­fe­nen LG Ans­bach ge­rügt, nach­dem die­ses Ge­richt mit Ver­fü­gung vom 22.07.2008 dar­auf hin­ge­wie­sen hat­te, dass es sich für ört­lich un­zu­stän­dig hal­te, und die Ab­wei­sung der Kla­ge be­an­tragt.

Das LG Ans­bach hat die Kla­ge mit Ur­teil vom 24.09.2008 mit der Be­grün­dung als un­zu­läs­sig ab­ge­wie­sen, dass es ört­lich un­zu­stän­dig sei. Die Be­klag­te ha­be ih­ren all­ge­mei­nen Ge­richts­stand in Lands­hut, und das LG Ans­bach sei auch nicht ge­mäß § 29 I ZPO ört­lich zu­stän­dig. Denn der wohl herr­schen­den Auf­fas­sung, dass nach ei­nem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag säm­li­che Rück­ge­währ­pflich­ten ein­heit­lich dort zu er­fül­len sei­en, wo sich die Kauf­sa­che im Zeit­punkt des Rück­tritts ver­trags­ge­mäß be­fin­de, sei nicht zu fol­gen. Viel­mehr sei für je­de Rück­ge­währ­pflicht der Leis­tungs­ort ge­son­dert zu be­stim­men.

Auf die Be­ru­fung des Klä­gers wur­de das Ur­teil des LG Ans­bach auf­ge­ho­ben und die Sa­che an die­ses Ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.

Aus den Grün­den: Der Se­nat folgt der herr­schen­den Auf­fas­sung, wo­nach beim Rück­tritt gem#ß § 437 Nr. 2 Fall 1, § 440 BGB und beim gro­ßen Scha­dens­er­satz ge­mein­sa­mer Leis­tungs­ort der Ort ist, an dem sich die Sa­che ver­trags­ge­mäß be­fin­det (Pa­landt/Hein­rich, BGB, 68. Aufl., § 269 Rn. 16; Zöl­ler/Voll­kom­mer, ZPO, 27. Aufl., § 29 Rn. 25 – „Kauf­ver­trag“; BGH, Urt. v. 09.03.1983 – VI­II ZR 11/82, BGHZ 87, 104, 109 f. = NJW 1983, 1479, 1480 f. [zur Wan­de­lung]; Ba­yO­bLG, Beschl. v. 09.01.2004 – 1Z AR 140/03, MDR 2004, 646; OLG Saar­brü­cken, Beschl. v. 06.01.2005 – 5 W 306/04, NJW 2005, 906; a. M. im Fall des Scha­dens­er­sat­zes bei­spiels­wei­se LG Au­rich, Beschl. v. 10.11.2006 – 2 O 1022/06, MDR 2007, 424). Die vor­ge­brach­ten Ge­gen­grün­de (Stö­ber, NJW 2006, 2661; vgl. auch Rein­king, NJW 2008, 3608) über­zeu­gen nicht. Da ty­pi­scher­wei­se in Fäl­len wie dem vor­lie­gen­den die Kauf­sa­che im Pro­zess zu un­ter­su­chen und zu be­gut­ach­ten ist, ist die herr­schen­de Auf­fas­sung auch von der Pro­zess­öko­no­mie her sinn­voll.

Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil hat nur über die Zu­läs­sig­keit der Kla­ge ent­schie­den; die Klä­ge­rin be­an­tragt die Zu­rück­ver­wei­sung. Es er­scheint an­ge­mes­sen, die Sa­che un­ter Auf­he­bung des Ur­teils und des Ver­fah­rens an das Ge­richt des ers­ten Rechts­zugs zu­rück­zu­ver­wei­sen und da­durch ei­ne mög­lichst orts­na­he Be­weis­auf­nah­me zu er­mög­li­chen (§ 538 II Nr. 3 ZPO).

Ei­ne Zu­las­sung der Re­vi­si­on ist nicht ver­an­lasst, da der Se­nat der im­mer noch als herr­schend an­zu­se­hen­den Auf­fas­sung in Rechts­spre­chung und Li­te­ra­tur folgt.

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