Ein ge­ring­fü­gi­ger Was­ser­ein­tritt in den Kof­fer­raum ei­nes Ca­brio­lets (hier: ei­nes Opel As­tra Twin­Top), zu dem es kommt, weil – wie auch bei ver­gleich­ba­ren Fahr­zeu­gen – bei Re­gen Was­ser in den Kof­fer ab­tropft, wenn die­ser voll­stän­dig ge­öff­net ist, ist kein Man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB.

LG Fran­ken­thal, Ur­teil vom 06.11.2008 – 3 O 19/08

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten En­de Ju­li 2006 ein neu­es Ca­brio­let (Opel As­tra Twin­Top). Er be­an­stan­de­te vor­ge­richt­lich, dass bei ge­öff­ne­tem Kof­fer­raum­de­ckel Was­ser in den Kof­fer­raum lau­fe. Die Be­klag­te lehn­te dies­be­züg­lich ei­ne Nach­bes­se­rung eben­so ab wie ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags.

Mit der Kla­ge hat der Klä­ger die Be­klag­te des­halb auf Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­prei­ses (26.705 €) nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des Ca­brio­lets, so­wie auf Zah­lung wei­te­re 1.085,04 € in An­spruch ge­nom­men. Au­ßer­dem hat er die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten be­gehrt.

Der Klä­ger hat be­haup­tet, dass ei­ne er­heb­li­che Men­ge Was­ser an zwei Stel­len in den Kof­fer­raum lau­fe, wenn man die­sen bei Re­gen öff­ne. Er, der Klä­ger, müs­se des­halb zu­nächst den Kof­fer­raum­de­ckel trock­nen, be­vor er den Kof­fer­raum öff­nen kön­ne, oh­ne dass Was­ser in die­sen ein­drin­ge. Das – so hat der Klä­ger gel­tend ge­macht – sei ihm nicht zu­zu­mu­ten; au­ßer­dem be­ste­he die Ge­fahr, dass sich durch das Was­ser Schim­mel oder Rost bil­de.

Die Be­klag­te hat ein­ge­räumt, dass kon­struk­ti­ons­be­dingt beim Öff­nen des Kof­fer­raum­de­ckels ei­ni­ge Was­ser­trop­fen in den Kof­fer­raum tropf­ten. Sie hat in­des gel­tend ge­macht, dass dies kei­nen Man­gel des Fahr­zeugs be­grün­de. Die Ge­fahr, dass sich Rost oder Schim­mel bil­de, be­ste­he nicht.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Klä­ger kann ei­ne Rück­gän­gig­ma­chung des Kauf­ver­trags nach §§ 346 I, § 437 Nr. 2 Fall 1 BGB schon des­halb nicht ver­lan­gen, weil kein Sach­man­gel i. S. des § 434 I BGB vor­liegt. In­so­weit be­fin­det sich die Be­klag­te dann auch nicht in An­nah­me­ver­zug und muss ihm kei­ne vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten er­stat­ten.

Ei­ne ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung über die Aus­ge­stal­tung des Kof­fer­raum­de­ckels bzw. über ei­nen über das üb­li­che Maß hin­aus­ge­hen­den Ver­wen­dungs­zweck des Pkw wur­de nicht ge­trof­fen. Dem­ge­mäß wä­re ein Sach­man­gel nur dann ge­ge­ben, wenn das Fahr­zeug für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung un­ge­eig­net wä­re und1Hier muss es oder hei­ßen. ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­wei­sen wür­de, die von der bei Sa­chen der glei­chen Art üb­li­chen und der von der Art der Sa­chen er­wart­ba­ren ne­ga­tiv ab­wei­chen wür­de. Das ist nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me nicht der Fall.

Un­strei­tig reg­net es bei dem Fahr­zeug bei voll­stän­dig ge­öff­ne­tem Kof­fer­raum­de­ckel in den Kof­fer­raum, da ei­ne voll­stän­di­ge Über­de­ckung des Kof­fer­raums durch den ge­öff­ne­ten De­ckel dann nicht mehr statt­fin­det. Das ist al­ler­dings – wie all­ge­mein be­kannt – bei ei­ner Viel­zahl von Pkw der Fall und wird in der Be­völ­ke­rung nicht als Man­gel emp­fun­den. Der Klä­ger be­an­stan­det das auch nicht; er be­an­stan­det viel­mehr, dass beim Öff­nen des Kof­fer­raum­de­ckels Was­ser vom De­ckel nicht voll­stän­dig ab­ge­führt wer­de und in den Kof­fer­raum trop­fe. Der Sach­ver­stän­di­ge hat dies be­stä­tigt, al­ler­dings bei sei­nen Ver­su­chen, bei de­nen er bis zu drei Li­ter Was­ser mit ei­ner Gieß­kan­ne auf den Kof­fer­raum­de­ckel auf­ge­bracht hat, fest­ge­stellt, dass le­dig­lich ein Trop­fen­vor­hang, der an der Kan­te der Kof­fer­raum­klap­pe ver­blie­ben war, auf die senk­rech­ten Kof­fer­raumin­nen­wän­de und in den Kof­fer­raum tropf­te. Dort be­fin­de sich ei­ne Ver­klei­dung. Ei­ne deut­li­che Flüs­sig­keits­an­samm­lung hat er da­bei nicht fest­ge­stellt. Der Sach­ver­stän­di­ge hat die ein­ge­tropf­ten Was­ser­men­gen nicht als er­heb­lich an­ge­se­hen. Des Wei­te­ren hat der Sach­ver­stän­di­ge fest­ge­stellt, dass sich der Kof­fer­raum­de­ckel des Opel As­tra Twin­Top all­ge­mein und auch der des Klä­ger­fahr­zeugs so öff­nen lässt, dass er ver­mit­tels der Zug­fe­dern auch hälf­tig oder teil­wei­se et­was mehr ge­öff­net hält, wo­bei dann die an der De­ckel­kan­te be­find­li­chen Trop­fen noch au­ßer­halb des Kof­fer­raums ab­tropf­ten. Der Sach­ver­stän­di­ge hat wei­ter fest­ge­stellt und aus­ge­führt, dass es sich hier­bei um ei­nen kon­struk­ti­ons­be­ding­ten Zu­stand al­ler Fahr­zeu­ge die­ses Typs und nicht et­wa um ein nur das Klä­ger­fahr­zeug be­tref­fen­des Pro­blem han­de­le. Er hat Ver­su­che mit vier an­de­ren Ca­brio­lets ver­gleich­ba­rer Preis­klas­se vor­ge­nom­men (VW Eos, Re­nault Méga­ne CC2„CC“ seht für „Coupé-Ca­brio­let“., Peu­geot 307 CC und Ford Fo­cus CC) und da­bei ein ähn­li­ches Her­ein­trop­fen fest­ge­stellt, wo­bei beim VW Eos und beim Re­nault Méga­ne CC ein Be­la­den im teil­wei­se ge­öff­ne­ten Zu­stand nicht mög­lich war.

Das er­ken­nen­de Ge­richt hat durch Au­gen­scheins­ein­nah­me des Klä­ger­fahr­zeugs und in ei­nem Test selbst fest­ge­stellt, dass es noch nicht in den Kof­fer­raum trop­fen kann, wenn der Kof­fer­raum­de­ckel mit der Un­ter­kan­te 70 cm hoch ge­öff­net ist, wo­bei das Schar­nier dann 60 cm von der Un­ter­kan­te der Kof­fer­rau­m­öff­nung ent­fernt ist. Es hat wei­ter­hin bei die­ser Öff­nungs­stel­lung oh­ne Pro­blem ei­nen Kar­ton mit ei­ner Hö­he von 35 × 50 cm in das Au­to ein­la­den kön­nen.

Da­her ist das Fahr­zeug auch mit die­sem Kof­fer­raum­de­ckel für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung ge­eig­net und weist ei­ne Be­schaf­fen­heit auf, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und er­war­tet wer­den kann.

Die Ge­fahr von Rost und Schim­mel kann bei der ge­rin­gen Was­ser­men­ge, die bei völ­lig ge­öff­ne­tem Kof­fer­raum­de­ckel ein­tropft, aus­ge­schlos­sen wer­den. Die Trop­fen fal­len je­weils auf aus­ge­klei­de­te Be­rei­che und trock­nen dort nach all­ge­mei­ner Le­bens­er­fah­rung bei nach­fol­gend ge­schlos­se­nem Kof­fer­raum ab, oh­ne dass es un­ter der Ver­klei­dung zu nen­nens­wer­ten Was­ser­an­samm­lun­gen oder Schim­mel­bil­dung kom­men kann.

Die Kla­ge war da­her … ab­zu­wei­sen. …

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