1. Die vor­be­halt­lo­se Be­zah­lung ei­ner Rech­nung recht­fer­tigt für sich ge­nom­men we­der die An­nah­me ei­nes de­kla­ra­to­ri­schen noch ei­nes „tat­säch­li­chen“ An­er­kennt­nis­ses der be­gli­che­nen For­de­rung (im An­schluss an BGH, Urt. v. 11.01.2007 – VII ZR 165/05, NJW-RR 2007, 530).
  2. Die in § 476 BGB vor­ge­se­he­ne Be­weis­last­um­kehr fin­det bei al­len An­sprü­chen zwi­schen ei­nem Ver­brau­cher und ei­nem Un­ter­neh­mer An­wen­dung, bei de­nen es im Zu­sam­men­hang mit der Durch­set­zung von Sach­män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­ten des Ver­brau­chers dar­auf an­kommt, ob die ver­kauf­te Sa­che bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war. Das gilt auch dann, wenn das Be­ste­hen ei­nes Man­gels bei Ge­fahr­über­gang Vor­fra­ge für an­de­re An­sprü­che ist.

BGH, Ur­teil vom 11.11.2008 – VI­II ZR 265/07

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te am 14.04.2005 von der Be­klag­ten ei­nen ge­brauch­ten Pkw (Bau­jahr 1998) mit ei­ner Lauf­leis­tung von na­he­zu 60.000 Ki­lo­me­tern zu ei­nem Preis von 27.500 €. Das Fahr­zeug wur­de ihm am 20.04.2005 über­ge­ben.

Nach­dem der Klä­ger mit dem Fahr­zeug 12.000 Ki­lo­me­ter ge­fah­ren war, trat An­fang Ok­to­ber 2005 ein Ge­trie­be­scha­den auf, der in der Werk­statt der Be­klag­ten re­pa­riert wur­de. Hier­für stell­te die Be­klag­te dem Klä­ger un­ter dem 06.10.2005 für das ein­ge­bau­te Ma­te­ri­al nach Maß­ga­be ei­ner bei Ver­trags­schluss für das Fahr­zeug ab­ge­ge­be­nen Ge­braucht­wa­gen-Ga­ran­tie als „30%iger Kun­den­an­teil auf Ma­te­ri­al ge­mäß Ga­ran­tie­be­stim­mun­gen“ ins­ge­samt 1.071,38 € in Rech­nung. Die­sen Be­trag zahl­te der Klä­ger, for­der­te ihn aber mit Schrei­ben vom 13.10.2005 mit der Er­klä­rung zu­rück, ihn in Un­kennt­nis der Rechts­la­ge ge­zahlt zu ha­ben, weil der Ge­trie­be­scha­den von der Be­klag­ten im Rah­men ih­rer ge­setz­li­chen Ge­währ­leis­tungs­pflicht kos­ten­los hät­te be­sei­tigt wer­den müs­sen, und ab­wei­chen­de Ge­währ­leis­tungs-/Ga­ran­tie­be­din­gun­gen we­gen Vor­lie­gens ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs un­wirk­sam sei­en.

Das Amts­ge­richt hat der auf Rück­zah­lung des Rech­nungs­be­tra­ges ge­rich­te­ten Kla­ge an­trags­ge­mäß statt­ge­ge­ben; das Be­ru­fungs­ge­richt hat sie auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten ab­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on des Klä­gers hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: [8]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung aus­ge­führt:

[9]    Es kön­ne da­hin­ste­hen, ob die Be­klag­te, wenn sie dem Klä­ger zur Ge­währ­leis­tung ver­pflich­tet ge­we­sen wä­re, die ent­rich­te­ten Re­pa­ra­tur­kos­ten über­haupt hät­te zu­rück­zah­len müs­sen. Die in Be­tracht kom­men­den An­sprü­che aus un­ge­recht­fer­tig­ter Be­rei­che­rung oder we­gen an­fäng­li­chen Feh­lens der Ge­schäfts­grund­la­ge setz­ten sämt­lich vor­aus, dass dem Klä­ger ein An­spruch auf kos­ten­lo­se Nach­bes­se­rung zu­ge­stan­den ha­be. Das sei nicht fest­stell­bar. Ent­ge­gen der An­nah­me des Amts­ge­richts ha­be sich durch den er­ho­be­nen Sach­ver­stän­di­gen­be­weis nicht klä­ren las­sen, ob ein Ge­trie­be­scha­den, und sei es auch nur an­satz­wei­se in Form ei­nes über­mä­ßi­gen Ver­schlei­ßes des Ge­trie­bes, be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs vor­han­den ge­we­sen sei. Die­se Un­ge­wiss­heit ge­he zu­las­ten des Klä­gers, zu­mal ihm auch die Ver­mu­tung des § 476 BGB, so­fern des­sen Vor­aus­set­zun­gen über­haupt er­füllt sei­en, nicht zu­gu­te­kom­men kön­ne. Durch die vor­be­halt­lo­se Be­zah­lung der Re­pa­ra­tur­rech­nung ha­be er ein Tat­sa­chen­an­er­kennt­nis im Sin­ne ei­nes Zeug­nis­ses ge­gen sich selbst ab­ge­ge­ben, wel­ches die­se Ver­mu­tung über­la­ge­re, so­dass er schon aus die­sem Grun­de die Be­weis­last für das Nicht­be­ste­hen ei­nes recht­li­chen Grun­des sei­ner Zah­lung zu tra­gen ha­be. Auch wenn ihm die zwi­schen­zeit­li­che Ver­nich­tung des aus­ge­tausch­ten Ge­trie­bes nicht als Be­weis­ver­ei­te­lung an­ge­las­tet wer­den kön­ne, ge­he des­halb al­lein schon we­gen sei­nes tat­säch­li­chen und vor­be­halt­lo­sen An­er­kennt­nis­ses der Re­pa­ra­tur­for­de­rung die Un­auf­klär­bar­keit der Scha­den­sur­sa­che zu sei­nen Las­ten. Das ent­spre­che auch der Bil­lig­keit, weil die Be­klag­te eben­so we­nig wie der Klä­ger Ver­an­las­sung ge­habt ha­be, durch Auf­be­wah­rung des aus­ge­tausch­ten Ge­trie­bes Be­wei­se zu si­chern, nach­dem für sie auf­grund der Zah­lung des Klä­gers der be­tref­fen­de Ge­schäfts­vor­fall ab­ge­schlos­sen ge­we­sen sei.

[10]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält der re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung nicht stand.

[11]   Zu Un­recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt den er­ho­be­nen Rück­zah­lungs­an­spruch ver­neint. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts kann der Klä­ger von der Be­klag­ten ge­mäß § 812 I 1 BGB die Rück­zah­lung des auf die Re­pa­ra­tur­kos­ten­rech­nung ge­leis­te­ten Be­trags von 1.071,38 € ver­lan­gen, weil die Be­klag­te für den ein­ge­tre­te­nen Scha­den am Fahr­zeug­ge­trie­be we­gen ei­nes hier­in lie­gen­den Sach­man­gels zur Ge­währ­leis­tung ver­pflich­tet ge­we­sen ist und des­halb die Kos­ten der Man­gel­be­sei­ti­gung al­lein tra­gen muss (§§ 437 Nr. 1, 439 II BGB). Für die tat­säch­li­chen Vor­aus­set­zun­gen sei­nes Rück­zah­lungs­an­spruchs kommt dem Klä­ger die Be­weis­last­um­kehr des § 476 BGB zu­gu­te. An­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt ge­meint hat, wird die Ver­mu­tungs­wir­kung des § 476 BGB nicht durch ein Tat­sa­chen­an­er­kennt­nis des Klä­gers über­la­gert.

[12]   1. Die Re­vi­si­on rügt mit Recht, dass be­reits die Vor­aus­set­zun­gen für ein sol­ches Tat­sa­chen­an­er­kennt­nis nicht fest­ge­stellt sind.

[13]   a) Das Be­ru­fungs­ge­richt geht zwar zu­tref­fend da­von aus, dass es ne­ben dem „abs­trak­ten“ Schuld­an­er­kennt­nis (§ 781 BGB) und dem im BGB nicht ge­re­gel­ten be­stä­ti­gen­den (de­kla­ra­to­ri­schen) Schuld­an­er­kennt­nis noch ein drit­tes („tat­säch­li­ches“) An­er­kennt­nis gibt, das kei­nen be­son­de­ren rechts­ge­schäft­li­chen Ver­pflich­tungs­wil­len des Schuld­ners ver­kör­pert, son­dern das der Schuld­ner zu dem Zweck ab­gibt, dem Gläu­bi­ger sei­ne Er­fül­lungs­be­reit­schaft mit­zu­tei­len und ihn da­durch et­wa von so­for­ti­gen Maß­nah­men ab­zu­hal­ten oder ihm den Be­weis zu er­leich­tern. Sol­che „als Zeug­nis des An­er­ken­nen­den ge­gen sich selbst“ zu wer­ten­den Be­stä­ti­gungs­er­klä­run­gen kön­nen im Pro­zess ei­ne Um­kehr der Be­weis­last be­wir­ken und stel­len da­bei ein In­diz dar, das der Rich­ter – mit der gleich­zei­ti­gen Mög­lich­keit ei­ner Ent­kräf­tung – bei sei­ner Be­weis­wür­di­gung ver­wer­ten kann (BGHZ 66, 250 [254 f.]).

[14]   b) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sich bei der Wür­di­gung der ge­leis­te­ten Zah­lung des Klä­gers je­doch rechts­feh­ler­haft von der An­nah­me lei­ten las­sen, „die vor­be­halt­lo­se Er­fül­lung ei­ner For­de­rung (sei) die stärks­te Form ei­nes tat­säch­li­chen An­er­kennt­nis­ses ei­ner For­de­rung“. Zwar ist die tatrich­ter­li­che Aus­le­gung ei­ner – auch kon­klu­den­ten – In­di­vi­dua­l­er­klä­rung re­vi­si­ons­recht­lich nur be­schränkt dar­auf über­prüf­bar, ob ge­setz­li­che Aus­le­gungs­re­geln, an­er­kann­te Aus­le­gungs­grund­sät­ze, Denk­ge­set­ze, Er­fah­rungs­sät­ze oder Ver­fah­rens­vor­schrif­ten ver­letzt sind. Das ist hier in­des­sen der Fall.

[15]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sei­ne An­nah­me, die vor­be­halt­lo­se Er­fül­lung ei­ner For­de­rung sei die stärks­te Form ei­nes tat­säch­li­chen An­er­kennt­nis­ses ei­ner For­de­rung, nicht wei­ter da­hin ver­tieft, an wel­che Tat­sa­chen die­ses An­er­kennt­nis an­knüpft und ob sie den Schluss tra­gen, dass der Klä­ger die Ur­sa­chen des Ge­trie­be­scha­dens als in sei­nem Ver­ant­wor­tungs­be­reich lie­gend an­ge­se­hen hat. Es hat viel­mehr nur den Um­stand der Rech­nungs­stel­lung und die an­schlie­ßen­de Be­zah­lung aus sich her­aus aus­ge­legt und dem ei­ne Be­deu­tung bei­ge­mes­sen, wie sie ty­pi­scher­wei­se ei­nem be­stä­ti­gen­den (de­kla­ra­to­ri­schen) Schuld­an­er­kennt­nis zu­kommt, in des­sen Zu­sam­men­hang die Be­wer­tung der vor­be­halt­lo­sen Zah­lung ei­ner Rech­nung als An­er­kennt­nis üb­li­cher­wei­se (al­lein) er­ör­tert wird (vgl. BGH, Urt. v. 11.07.1995 – X ZR 42/93, WM 1995, 1886 [un­ter II 1]; Urt. v. 11.01.2007 – VII ZR 165/05, NJW-RR 2007, 530 Tz. 8). Hier­bei hat das Be­ru­fungs­ge­richt über­se­hen, dass es oh­ne Fest­stel­lung nä­he­rer Um­stän­de kei­ne Ver­mu­tung für die Ab­ga­be ei­nes An­er­kennt­nis­ses gibt.

[16]   Die Wer­tung ei­ner rechts­ge­schäft­li­chen oder rechts­ge­schäfts­ähn­li­chen Er­klä­rung als An­er­kennt­nis setzt viel­mehr in der Re­gel ei­ne In­ter­es­sen­la­ge vor­aus, die zur Ab­ga­be ei­nes An­er­kennt­nis­ses An­lass gibt. Ei­ne sol­che In­ter­es­sen­la­ge kann na­ment­lich dar­in lie­gen, ein zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­des Schuld­ver­hält­nis ei­nem Streit oder zu­min­dest ei­ner (sub­jek­ti­ven) Un­ge­wiss­heit über den Be­stand des Rechts­ver­hält­nis­ses oder sei­ne Rechts­fol­gen ins­ge­samt oder in ein­zel­nen Be­zie­hun­gen zu ent­zie­hen (BGHZ 66, 250 [255]; BGH, Urt. v. 01.12.1994 – VII ZR 215/93, WM 1995, 402 [un­ter II 2g]; Urt. v. 11.07.1995 – X ZR 42/93, WM 1995, 1886; Urt. v. 11.01.2007 – VII ZR 165/05, NJW-RR 2007, 530). Da­zu ist in­des­sen nichts fest­ge­stellt.

[17]   Für die Be­zah­lung ei­ner Rech­nung oh­ne Er­he­bung von Ein­wen­dun­gen ist hier­von kei­ne Aus­nah­me zu ma­chen. Der Um­stand, dass ei­ne Rech­nung vor­be­halt­los be­gli­chen wird, ent­hält über sei­nen Cha­rak­ter als Er­fül­lungs­hand­lung (§ 363 BGB) hin­aus kei­ne Aus­sa­ge des Schuld­ners, zu­gleich den Be­stand der er­füll­ten For­de­run­gen ins­ge­samt oder in ein­zel­nen Be­zie­hun­gen au­ßer Streit stel­len zu wol­len. Das gilt auch für die tat­säch­li­chen Grund­la­gen der ein­zel­nen An­spruchs­merk­ma­le. Zwar wird es in der Recht­spre­chung des BGH nicht als aus­ge­schlos­sen an­ge­se­hen, der vor­be­halt­lo­sen Be­glei­chung ei­ner Rech­nung zu­gleich ei­ne An­er­kennt­nis­wir­kung hin­sicht­lich der zu­grun­de lie­gen­den For­de­rung bei­zu­mes­sen. Dies er­for­dert aber stets ein Vor­lie­gen wei­te­rer Um­stän­de, die ge­eig­net sind, ei­ne der­ar­ti­ge Wer­tung zu tra­gen.

[18]   Sol­che Um­stän­de sind hier nicht fest­ge­stellt. Für sich ge­nom­men recht­fer­tigt die Be­zah­lung der Rech­nung nicht die An­nah­me ei­nes An­er­kennt­nis­ses (BGH, Urt. v. 11.01.2007 – VII ZR 165/05, NJW-RR 2007, 530).

[19]   2. Ge­mäß § 476 BGB wird bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. des § 474 I BGB in Fäl­len, in de­nen sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Ge­fahr­über­gang ein Sach­man­gel zeigt, ver­mu­tet, dass die Sa­che be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war, es sei denn, die­se Ver­mu­tung ist mit der Art der Sa­che oder des Man­gels un­ver­ein­bar. Die­se Ver­mu­tung greift hier zu­guns­ten des Klä­gers ein.

[20]   a) Es steht zwi­schen den Par­tei­en au­ßer Fra­ge, dass es sich bei dem Fahr­zeug­kauf um ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf ge­han­delt hat. Der Ge­trie­be­scha­den am ge­kauf­ten Fahr­zeug hat sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Über­ga­be ge­zeigt. Ein nor­ma­ler Ver­schleiß hat an­ge­sichts der vom Be­ru­fungs­ge­richt fest­ge­stell­ten üb­li­cher­wei­se zu er­war­ten­den Fahr­leis­tung ei­nes sol­chen Ge­trie­bes von 259.000 Ki­lo­me­tern nicht be­stan­den. Ei­ne ernst­lich an­de­re in Be­tracht kom­men­de Ur­sa­che als ei­nen vor­zei­ti­gen über­mä­ßi­gen Ge­trie­be­ver­schleiß hat das Be­ru­fungs­ge­richt nicht fest­ge­stellt. Es hat es le­dig­lich als un­auf­klär­bar an­ge­se­hen, ob be­reits bei Ver­trags­schluss ein Sach­man­gel in Form über­mä­ßi­gen Ge­trie­be­ver­schlei­ßes vor­ge­le­gen hat oder nicht, nach­dem die beim Wech­sel des Ge­trie­bes im Ge­trie­be­öl vor­ge­fun­de­nen Me­tall­spä­ne we­gen ei­ner zwi­schen­zeit­li­chen Ver­schrot­tung des aus­ge­bau­ten Ge­trie­bes nicht mehr ei­ner aus­sa­ge­kräf­ti­gen Ur­sa­chen­be­stim­mung ha­ben zu­ge­führt wer­den kön­nen. Es ist des­halb al­lein die Fra­ge un­ge­klärt ge­blie­ben, ob die für den vor­zei­tig ein­ge­tre­te­nen Ver­schleiß­scha­den maß­geb­li­chen An­la­gen be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger vor­ge­le­gen ha­ben oder erst spä­ter ent­stan­den sind.

[21]   Für die­se Fall­ge­stal­tung be­grün­det § 476 BGB ge­ra­de die in zeit­li­cher Hin­sicht wir­ken­de Ver­mu­tung, dass die zu­ta­ge ge­tre­te­nen Män­gel be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­ge­le­gen ha­ben (Se­nat, Urt. v. 18.07.2007 – VI­II ZR 259/06, WM 2007, 2126).

[22]   b) Die in § 476 BGB vor­ge­se­he­ne Be­weis­last­um­kehr kommt auch bei ei­nem Rück­for­de­rungs­an­spruch zur An­wen­dung, der dar­auf ge­stützt ist, dass ein Ver­käu­fer die Kos­ten ei­ner durch­ge­führ­ten Fahr­zeu­gre­pa­ra­tur al­lein hät­te tra­gen müs­sen, weil er nach § 439 II BGB zur kos­ten­frei­en Nach­bes­se­rung ver­pflich­tet war. Die von der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung ge­for­der­te Ein­schrän­kung auf sol­che Fall­ge­stal­tun­gen, in de­nen der Käu­fer Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che gel­tend macht, weil der Ver­käu­fer nur dann zu ei­ner Be­weis­füh­rung über die Man­gel­ur­sa­che in der La­ge sei, fin­det be­reits im Wort­laut des § 476 BGB kei­ne Stüt­ze. Der mit die­ser Vor­schrift ver­folg­te Re­ge­lungs­zweck, die im Ver­gleich zu den – ty­pi­scher­wei­se – un­gleich bes­se­ren Er­kennt­nis­mög­lich­kei­ten des Un­ter­neh­mers schlech­te­ren Be­weis­mög­lich­kei­ten des Ver­brau­chers zu kom­pen­sie­ren (BT-Drs. 14/6040, S. 245), spricht im Ge­gen­teil da­für, die Be­weis­last­um­kehr auf al­le An­sprü­che zwi­schen Ver­brau­cher und Un­ter­neh­mer zu er­stre­cken, bei de­nen es im Zu­sam­men­hang mit der Durch­set­zung von Sach­män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­ten des Ver­brau­chers dar­auf an­kommt, ob die ver­kauf­te Sa­che bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war. Das gilt auch dann, wenn das Be­ste­hen ei­nes Man­gels bei Ge­fahr­über­gang – wie hier für § 812 BGB – Vor­fra­ge für an­de­re An­sprü­che ist. Den Be­den­ken der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung ist be­reits da­durch aus­rei­chend Rech­nung ge­tra­gen, dass dem Ver­käu­fer im Ein­zel­fall Be­wei­ser­leich­te­run­gen bis hin zu ei­ner Be­weis­last­um­kehr zu­gu­te­kom­men kön­nen, wenn dem Käu­fer der Vor­wurf ei­ner zu­min­dest fahr­läs­si­gen Be­weis­ver­ei­te­lung zu ma­chen sein soll­te (vgl. Se­nat, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434; MünchKomm-BGB/Lo­renz, 5. Aufl., § 476 Rn. 25).

[23]   c) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat ei­ne Be­weis­ver­ei­te­lung durch den Klä­ger ver­neint, weil er sei­ner­zeit ge­nau­so we­nig wie die Be­klag­te An­lass ge­habt ha­be, das aus­ge­tausch­te Ge­trie­be zu Be­weis­zwe­cken si­cher­zu­stel­len. Dies ist aus Rechts­grün­den nicht zu be­an­stan­den. Hier­ge­gen wen­det sich die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung auch nicht. So­weit sie gel­tend macht, die Be­klag­te ha­be au­grund der Zah­lung des Klä­gers da­von aus­ge­hen kön­nen, dass der be­tref­fen­de Ge­schäfts­vor­fall ab­ge­schlos­sen ge­we­sen sei, wird über­se­hen, dass dem Klä­ger al­lein aus der Rech­nungs­be­glei­chung noch kein Vor­wurf ge­macht wer­den kann, be­weis­recht­li­che Ob­lie­gen­hei­ten ver­letzt zu ha­ben. Ob dies an­ders zu be­ur­tei­len wä­re, wenn ein Käu­fer sich vor­be­halt­los für die Be­zah­lung ei­nes ihm auf­grund ei­ner Ga­ran­tie­ver­ein­ba­rung in Rech­nung ge­stell­ten Re­pa­ra­tur­kos­ten­an­teils ent­schei­det, ob­gleich er dar­über in­for­miert ist, dass ein An­spruch auf kos­ten­freie Nach­bes­se­rung in Be­tracht kommt, braucht hier nicht ent­schie­den zu wer­den. Es ist we­der vom Be­ru­fungs­ge­richt fest­ge­stellt noch sonst dem Par­tei­vor­brin­gen zu ent­neh­men, dass die fach­lich über­le­ge­ne Be­klag­te dem Klä­ger die in Be­tracht kom­men­de Al­ter­na­ti­ve ei­nes An­spruchs auf kos­ten­freie Nach­bes­se­rung auf­ge­zeigt hat, oder dass der Klä­ger auch oh­ne ei­ne sol­che Auf­klä­rung das Be­ste­hen ei­nes der­ar­ti­gen An­spruchs von sich aus in Be­tracht ge­zo­gen und gleich­wohl von der Gel­tend­ma­chung ei­nes Vor­be­halts ab­ge­se­hen hat.

[24]   Erst recht stellt sich bei die­ser Sach­la­ge des­halb auch nicht die von der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge, ob ein Rück­zah­lungs­an­spruch des Klä­gers durch § 814 BGB aus­ge­schlos­sen ist. Denn die­se Vor­schrift schließt nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH ei­ne Kon­dik­ti­on erst aus, wenn der Leis­ten­de nicht nur die Tat­um­stän­de kennt, aus de­nen sich er­gibt, dass er nicht ver­pflich­tet ist, son­dern auch weiß, dass er nach der Rechts­la­ge nichts schul­det (BGH, Urt. v. 07.05.1997 – IV ZR 35/96, NJW 1997, 2381 [un­ter II 4a] m. w. Nachw.). Für bei­des hat das Be­ru­fungs­ge­richt nichts fest­ge­stellt.

[25]   3. Da­ge­gen kann der Klä­ger nicht die gel­tend ge­mach­ten Kos­ten ei­ner vor­pro­zes­sua­len Rechts­ver­fol­gung in Hö­he von 87,29 € be­an­spru­chen, die ihm das Amts­ge­richt nach den im erst­in­stanz­li­chen Ur­teil zi­tier­ten Ge­set­zes­vor­schrif­ten als Ver­zugs­scha­den zu­ge­spro­chen hat. Zum Zeit­punkt der an­walt­li­chen Rück­zah­lungs­auf­for­de­rung vom 13. 10.2005, wel­che die Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten aus­ge­löst hat, hat sich die Be­klag­te noch nicht im Ver­zug (§ 286 BGB) be­fun­den, so­dass auch ein Scha­dens­er­satz­an­spruch nach § 280 I und II, § 286 BGB nicht in Be­tracht kommt.

[26]   III. Nach al­le­dem kann das Be­ru­fungs­ur­teil kei­nen Be­stand ha­ben und ist auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO), so­weit das Be­ru­fungs­ge­richt die Kla­ge auf Rück­ge­währ der vom Klä­ger ge­leis­te­ten Zah­lung von 1.071,38 € ab­ge­wie­sen hat. Da wei­te­re tat­säch­li­che Fest­stel­lun­gen we­der zu tref­fen noch zu er­war­ten sind und die Sa­che des­halb nach dem fest­ge­stell­ten Sach­ver­hält­nis zur End­ent­schei­dung reif ist, kann der Se­nat in der Sa­che selbst ent­schei­den (§ 563 III ZPO). Dies führt zur Wie­der­her­stel­lung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils hin­sicht­lich der Kos­ten­ent­schei­dung und in­so­weit, als der Klä­ger ei­ne Rück­zah­lung des ge­leis­te­ten Rech­nungs­be­tra­ges be­an­sprucht.

PDF er­stel­len