1. Der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens darf grund­sätz­lich er­war­ten, dass das Fahr­zeug so alt ist, wie es das aus dem Fahr­zeug­brief er­sicht­li­che Da­tum der Erst­zu­las­sung ver­mu­ten lässt. Er darf al­so in der Re­gel da­von aus­ge­hen, dass zwi­schen der Her­stel­lung des Fahr­zeugs und sei­ner Erst­zu­las­sung nur ei­ne re­la­tiv kur­ze Zeit­span­ne lag.
  2. Wird in ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trag das Da­tum der Erst­zu­las­sung des Fahr­zeugs „lt. Fahr­zeug­brief“ mit­ge­teilt und heißt es wei­ter, das Fahr­zeug sei „re­impor­tiert“, dann muss ein ver­nünf­ti­ger Durch­schnitts­käu­fer auch oh­ne Ein­sicht­nah­me in den Fahr­zeug­brief da­mit rech­nen, dass es (nur) um die Erst­zu­las­sung des Fahr­zeugs in Deutsch­land geht. Der Käu­fer muss mit an­de­ren Wor­ten in Be­tracht zie­hen, dass das Fahr­zeug im Aus­land be­reits vor dem mit­ge­teil­ten Zeit­punkt erst­mals zum Ver­kehr auf öf­fent­li­chen Stra­ßen zu­ge­las­sen wur­de und äl­ter ist, als es das an­ge­ge­be­ne Da­tum der Erst­zu­las­sung ver­mu­ten lässt.

OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 17.12.2007 – I-1 U 103/07

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt von der Be­klag­ten, die ein Au­to­haus be­treibt, die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­tra­ges. Au­ßer­dem be­gehrt er die Fest­stel­lung, dass sich die Be­klag­te mit der Rück­nah­me des ge­kauf­ten Ge­braucht­wa­gens in Ver­zug be­fin­de.

Dem Streit liegt im We­sent­li­chen fol­gen­der Sach­ver­halt zu­grun­de: Auf der Grund­la­ge der ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 25.04.2004 er­warb der Klä­ger von der Be­klag­ten ei­nen ge­brauch­ten Pkw. In dem Be­stell­for­mu­lar heißt es: „Da­tum der Erst­zu­las­sung lt. Fzg-Brief: 14.04.2003“, und im un­te­ren Teil des For­mu­lars ist „Das Fahr­zeug ist re­impor­tiert.“ ver­merkt.

Der Klä­ger will An­fang 2006 fest­ge­stellt ha­ben, dass es sich bei sei­nem Fahr­zeug um ei­nen Re­import aus Ita­li­en han­delt und dass der Pkw be­reits am 30.07.2001 erst­zu­ge­las­sen wor­den ist. Er er­klär­te dar­auf­hin mit der Be­grün­dung, die Be­klag­te ha­be ihn beim Ab­schluss des hier in­ter­es­sie­ren­den Kauf­ver­tra­ges arg­lis­tig ge­täuscht, un­ter dem 23.05.2006 den Rück­tritt von die­sem Ver­trag. Die Be­klag­te ist dem Vor­wurf der arg­lis­ti­gen Täu­schung ent­ge­gen­ge­tre­ten; ih­rer Mei­nung nach hat sie den Klä­ger um­fas­send un­ter­rich­tet.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge nach Ver­neh­mung von zwei Zeu­gen (Ehe­frau des Klä­gers; Ver­kaufs­mit­arb­ei­er der Be­klag­ten M) ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es im We­sent­li­chen aus­ge­führt, der Klä­ger ha­be kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges, da er nicht nach­ge­wie­sen ha­be, arg­lis­tig ge­täuscht wor­den zu sein. Die für ei­ne Täu­schung spre­chen­de Aus­sa­ge der Ehe­frau des Klä­gers ha­be im Er­geb­nis kei­nen hö­he­ren Be­weis­wert als die Aus­sa­ge des M. Da­nach sei der Klä­ger über die „Vor­ge­schich­te“ des Fahr­zeugs nicht zu­letzt an­hand der Fahr­zeug­pa­pie­re auf­ge­klärt wor­den.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Das Land­ge­richt hat die Kla­ge im Er­geb­nis zu Recht ab­ge­wie­sen.

Die Kla­ge al­lein un­ter dem Blick­win­kel ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung zu prü­fen, greift al­ler­dings zu kurz. In Be­tracht kom­men näm­lich auch – von ei­nem Ver­schul­den un­ab­hän­gi­ge – Rech­te un­ter dem Ge­sichts­punkt der Sach­män­gel­haf­tung (§ 437 BGB), hier ins­be­son­de­re das Recht auf Rück­tritt ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 1 BGB. Die Ein­re­de der Ver­jäh­rung steht dem schon des­halb nicht ent­ge­gen, weil die for­mu­lar­mä­ßi­ge Ver­kür­zung der Frist von zwei Jah­ren auf ein Jahr nach der Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06, BGHZ 170, 31 = NJW 2007, 674 Rn. 17 ff.) un­wirk­sam ist.

Au­ßer­dem bie­tet der Sach­ver­halt An­lass zu der Prü­fung, ob der Klä­ger we­gen (fahr­läs­si­gen) Ver­schul­dens bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen die Rück­ab­wick­lung des Kaufs ver­lan­gen kann. In sei­nem An­wen­dungs­be­reich hat das spe­zi­el­le­re Sach­män­gel­haf­tungs­recht zwar grund­sätz­lich Vor­rang vor dem all­ge­mei­nen Leis­tungs­stö­rungs­recht. In­des­sen hat die jün­ge­re ober­ge­richt­li­che Recht­spre­chung wie­der­holt ent­schie­den, dass Fall­ge­stal­tun­gen der vor­lie­gen­den Art kei­ne Fäl­le der Sach­män­gel­haf­tung sind, son­dern Raum bleibt für die all­ge­mei­ne Haf­tung nach den wei­ter­hin gel­ten­den Grund­sät­zen der cul­pa in con­tra­hen­do. So sieht das OLG Hamm in der Tat­sa­che ei­nes (Ein­zel-)Im­ports aus Ita­li­en (oh­ne Ma­ger­aus­stat­tung) kein Be­schaf­fen­heits­merk­mal i. S. des § 434 BGB. Das Ver­schwei­gen die­ses Um­stands sei ein Fall von cul­pa in con­tra­hen­do (OLG Hamm, Urt. v. 13.05.2003 – 28 U 150/02, NJW-RR 2003, 1360 f. = OLGR 2004, 18). Ge­gen die An­wen­dung der Sach­män­gel­haf­tung und für ei­ne Be­ur­tei­lung nach den all­ge­mei­nen Haf­tungs­re­geln hat sich auch das OLG Naum­burg aus­ge­spro­chen (vgl. Urt. v. 07.12.2005 – 6 U 24/05, DAR 2006, 327, 328 f.). In Über­ein­stim­mung mit dem OLG Hamm sieht das OLG Naum­burg in der Re­import-Ei­gen­schaft kei­nen Sach­man­gel. An­ders lä­gen die Din­ge, wenn das im­por­tier­te Fahr­zeug ei­ne so­ge­nann­te Ma­ger­aus­stat­tung ha­be, bei­spiels­wei­se ESP feh­le. Für sich ge­nom­men kön­ne ein Aus­stat­tungs­un­ter­schied ein Sach­man­gel sein. Mit­tel­bar kön­ne ein Aus­stat­tungs­un­ter­schied im Zu­sam­men­hang mit der Re­import-Ei­gen­schaft Be­deu­tung ge­win­nen, näm­lich in­so­weit, als es um die Fra­ge der Wert­min­de­rung ge­he (vgl. OLG Naum­burg, Urt. v. 07.12.2005 – 6 U 24/05, DAR 2006, 327, 328). Wie das OLG Naum­burg wei­ter aus­führt, ist die Haf­tung des Au­to­hau­ses nicht da­von ab­hän­gig, dass die Tat­sa­che des Re­imports arg­lis­tig ver­schwie­gen wird. Für die An­nah­me ei­nes Ver­schul­dens bei Ver­trags­schluss ge­nü­ge je­des Ver­schul­den, al­so auch Fahr­läs­sig­keit.

Doch auch un­ter die­sem er­wei­ter­ten Blick­win­kel hat das an­ge­foch­te­ne Ur­teil im Er­geb­nis Be­stand. Zu un­ter­schei­den ist zwi­schen den Ei­gen­schaf­ten Al­ter bzw. Erst­zu­las­sung ei­ner­seits und der Re­import-Ei­gen­schaft an­de­rer­seits. Re­le­van­te Aus­stat­tungs­un­ter­schie­de sind nicht im Streit. Je­den­falls ist da­für nichts vor­ge­tra­gen und auch nichts er­sicht­lich. Im Ein­zel­nen:

1. Erst­zu­las­sung/Al­ter

We­der mit Blick auf das Al­ter des Fahr­zeugs noch auf des­sen Erst­zu­las­sung kann der Se­nat ei­ne ver­trags­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit fest­stel­len, die dem Klä­ger ein Rück­tritts­recht nach § 437 Nr. 2 Fall 1 BGB ge­ben könn­te.

Dass das Al­ter ei­nes Kraft­fahr­zeugs ein Merk­mal sei­ner Be­schaf­fen­heit ist, ei­ne dem Käu­fer nach­tei­li­ge Ab­wei­chung al­so die Sach­män­gel­haf­tung des Ver­käu­fers be­grün­den kann, stand im frü­he­ren Kauf­recht au­ßer Fra­ge. Durch die Schuld­rechts­re­form hat sich dar­an nichts ge­än­dert (vgl. OLG Karls­ru­he, Urt. v. 26.05.2004 – 1 U 10/04, NJW 2004, 2456 f.; OLG Nürn­berg, Urt. v. 21.03.2005 – 8 U 2366/04, ZGS 2005, 239).

a) Ei­ne aus­drück­li­che Ver­ein­ba­rung über das Al­ter … ha­ben die Par­tei­en nicht ge­trof­fen. We­der das Al­ter noch das Bau­jahr wer­den in dem Be­stell­for­mu­lar er­wähnt. Al­ler­dings hat das be­klag­te Au­to­haus ei­ne An­ga­be zur Erst­zu­las­sung ge­macht. Als Zeit­punkt der Erst­zu­las­sung wird näm­lich der 14.04.2003 ge­nannt, frei­lich mit dem vor­for­mu­lier­ten Zu­satz „lt. Fzg-Brief“. Die wei­te­re Zei­le „Da­tum der Erst­zu­las­sung lt. Vor­be­sit­zer“ ist un­aus­ge­füllt ge­blie­ben.

Die Mit­tei­lung, das Fahr­zeug sei „lt. Fzg-Brief“ am 14.04.2003 erst­ma­lig zu­ge­las­sen, ist in­halt­lich rich­tig. Das er­gibt sich aus dem Fahr­zeug­brief, der in Ko­pie bei den Ak­ten ist. Im Üb­ri­gen ist die­ser Um­stand auch un­strei­tig. Am 14.04.2003 ist das Fahr­zeug mit dem amt­li­chen Kenn­zei­chen … zum Ver­kehr zu­ge­las­sen wor­den. In­ner­halb Deutsch­lands ist es die Erst­zu­las­sung ge­we­sen. Et­was an­de­res wird von dem Klä­ger nicht gel­tend ge­macht. Je­den­falls kann er kei­ne na­tio­na­le Erst­zu­las­sung vor dem 14.04.2003 nach­wei­sen. Sei­ne nicht nä­her be­leg­te Be­haup­tung, das Fahr­zeug sei be­reits am 30.07.2001 erst­ma­lig zu­ge­las­sen wor­den, kann sich des­halb bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung nur auf ei­ne Aus­lands­zu­las­sung be­zie­hen. Wor­aus sich das Erst­zu­las­sungs­da­tum 30.07.2001 er­gibt, konn­te die An­wäl­tin des Klä­gers in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung nicht nä­her er­läu­tern. Nach ih­rer Ver­mu­tung hat man die­ses Da­tum dem In­spek­ti­ons­heft ent­nom­men. Dies deckt sich mit der Er­klä­rung des Klä­gers, im Zu­ge ei­ner War­tung auf die frü­he­re Erst­zu­las­sung ge­sto­ßen zu sein.

Nach den Ein­tra­gun­gen im Fahr­zeug­brief stammt das Fahr­zeug aus ei­nem in­ner­ge­mein­schaft­li­chen Er­werb. Wie wei­ter ver­merkt ist, han­delt es sich um ein aus Ita­li­en ein­ge­führ­tes Neu­fahr­zeug. Das hat die Zu­las­sungs­be­hör­de B. … un­ter dem 01.02.2002 so fest­ge­hal­ten.

Zu­guns­ten des Klä­gers geht der Se­nat von ei­ner Erst­zu­las­sung in Ita­li­en un­ter dem 30.07.2001 aus, zu­mal die Be­klag­te dem durch sub­stan­zi­ier­ten Sach­vor­trag un­ter Hin­weis auf ein spä­te­res Da­tum nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten ist. Viel­mehr hat sie gel­tend ge­macht, das Da­tum 30.07.2001 lie­ge nur sie­ben Mo­na­te vor der Er­tei­lung des Fahr­zeug­briefs in Deutsch­land (Zu­las­sungs­be­hör­de B.) – ei­ne Zeit­span­ne, die im Sin­ne der Sach­män­gel­ge­währ­leis­tung als un­er­heb­lich zu be­trach­ten sei.

Der Se­nat ver­neint be­reits ei­ne ver­trags­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit. Denn die An­ga­be der Be­klag­ten über das Da­tum der Erst­zu­las­sung laut Fahr­zeug­brief (14.04.2003) muss im Zu­sam­men­hang mit der wei­te­ren Ein­tra­gung im Be­stell­schein „Das Fahr­zeug ist re­impor­tiert.“ ver­stan­den wer­den. Wie der Klä­ger nicht in Ab­re­de stellt und wie von sei­ner Ehe­frau im Rah­men der Zeu­gen­ver­neh­mung aus­drück­lich be­stä­tigt wor­den ist, hat der zu­stän­di­ge Ver­käu­fer der Be­klag­ten, der Zeu­ge M, im­mer wie­der dar­auf hin­ge­wie­sen, dass das Au­to ein Re­import sei.

Die dem Klä­ger so­mit be­kann­te Re­import-Ei­gen­schaft in Ver­bin­dung mit dem Quel­len­hin­weis „lt. Fzg-Brief“ mach­ten auch oh­ne Ein­sicht­nah­me in den Fahr­zeug­brief ei­nem ver­nünf­ti­gen Durch­schnitts­käu­fer, auf des­sen Ho­ri­zont ab­zu­stel­len ist, deut­lich, dass das Da­tum 14.04.2003 als Erst­zu­las­sungs­da­tum nicht un­be­dingt stim­men muss; mit an­de­ren Wor­ten: Auch ei­ne frü­he­re Erst­zu­las­sung und da­mit ein hö­he­res Fahr­zeugal­ter ka­men in Be­tracht.

Durch­aus ein­fühl­sam und nach­voll­zieh­bar hat die Zeu­gin E be­rich­tet, „die gan­ze Sa­che sei et­was un­durch­sich­tig ge­we­sen“. Des­halb ha­be man sich auch noch aus­drück­lich da­nach er­kun­digt, wie alt denn nun das Fahr­zeug sei. Dar­auf­hin, so die Zeu­gin wei­ter, sei ge­sagt wor­den, das Fahr­zeug sei zwei Jah­re alt.

Letz­te­res wä­re ei­ne Falsch­an­ga­be, die den Klä­ger auch zum Rück­tritt be­rech­ti­gen wür­de. In­des­sen ist es nicht be­wie­sen, dass die Be­klag­te durch ih­ren Mit­ar­bei­ter M oder ei­ne an­de­re Per­son ei­ne der­ar­ti­ge Al­ters­an­ga­be („zwei Jah­re alt“) ge­macht hat. So hat der Zeu­ge M er­klärt, er ha­be un­ter Hin­weis auf die Ein­tra­gun­gen im Fahr­zeug­brief er­läu­tert, dass das Fahr­zeug am 01.02.2002 nach Deutsch­land im­por­tiert wor­den sei. Man ha­be in die­sem Zu­sam­men­hang auch dar­über ge­spro­chen, wie alt das Fahr­zeug sei. Da­bei ha­be er auf den Zeit­punkt des Im­ports, näm­lich den 01.02.2002, ver­wie­sen. Wei­te­res sei sei­ner Er­in­ne­rung nach über das Al­ter nicht ge­spro­chen wor­den. An­de­re Un­ter­la­gen als den Brief ha­be er nicht be­ses­sen und auch sonst kei­ne Mög­lich­kei­ten ge­habt, über das Al­ter et­was zu er­fah­ren.

An­ge­sichts die­ses Be­wei­s­er­geb­nis­ses kann der Se­nat nicht fest­stel­len, dass die Par­tei­en hin­sicht­lich des Al­ters und/oder der Erst­zu­las­sung des Fahr­zeugs ei­ne Ver­ein­ba­rung ge­trof­fen ha­ben, die den Tat­sa­chen nicht ent­spricht. Erst recht sieht er – in­so­weit in Über­ein­stim­mung mit dem Land­ge­richt – kei­ne hin­rei­chen­den An­halts­punk­te da­für, dass der Klä­ger arg­lis­tig ge­täuscht wor­den ist.

b) Ei­ne ver­trag­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs lässt sich auch nicht an­hand der ob­jek­ti­ven Kri­te­ri­en des § 434 I 2 Nr. 2 BGB fest­stel­len. Die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung des Fahr­zeugs ist er­sicht­lich nicht be­ein­träch­tigt. Man­gel­haf­tig­keit kann auch nicht da­mit be­grün­det wer­den, dass das Fahr­zeug ent­ge­gen der Er­war­tung ei­nes Durch­schnitts­käu­fers von der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit ab­weicht. In­so­weit stell­te sich dem Se­nat die Fra­ge, wel­che Er­war­tung ein nor­ma­ler Käu­fer ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeu­ges he­gen darf, dem von ei­nem Au­to­haus ein Fahr­zeug ver­kauft wird, von dem es heißt, es sei „re­impor­tiert“ und laut Fahr­zeug­brief un­ter ei­nem be­stimm­ten Da­tum erst­zu­ge­las­sen wor­den.

Auf der Grund­la­ge die­ser In­for­ma­tio­nen – oh­ne münd­li­che Zu­satz­in­for­ma­ti­on in die ei­ne oder in die an­de­re Rich­tung und auch oh­ne Be­rück­sich­ti­gung des Fahr­zeug­briefs und des Ser­vice­hefts als wei­te­ren In­for­ma­ti­ons­quel­len – ver­mag der Se­nat ei­ne ver­trags­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB nicht fest­zu­stel­len.

Auch der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­fahr­zeugs darf zwar grund­sätz­lich er­war­ten, dass das Bau­jahr nicht we­sent­lich vom Jahr der Erst­zu­las­sung ab­weicht. Oh­ne ge­gen­tei­li­ge An­halts­punk­te darf er in der Re­gel da­von aus­ge­hen, dass das Fahr­zeug so alt ist, wie es das im Fahr­zeug­brief ein­ge­tra­ge­ne Da­tum der Erst­zu­las­sung ver­mu­ten lässt. Wenn der Brief bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen nicht vor­ge­le­gen hat, was hier strit­tig ist, gilt das Da­tum, das in dem Be­stell­schein un­ter Be­zug­nah­me auf den Fahr­zeug­brief no­tiert ist. An­ge­sichts des Da­tums 14.04.2003 hät­te der Klä­ger al­so oh­ne ge­gen­tei­li­ge An­halts­punk­te da­von aus­ge­hen kön­nen und dür­fen, dass das Fahr­zeug re­la­tiv zeit­nah zum Da­tum der mit­ge­teil­ten Erst­zu­las­sung vom Band ge­lau­fen ist.

Wenn die Ver­trags­par­tei­en beim Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens das Da­tum der Erst­zu­las­sung – wie hier – in den Ver­trags­text auf­neh­men, ge­hört es nach An­sicht des OLG Karls­ru­he so­gar zur ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit i. S. von § 434 I 1 BGB, dass das Da­tum der Her­stel­lung je­den­falls nicht meh­re­re Jah­re da­von ab­weicht (OLG Karls­ru­he, Urt. v. 26.05.2004 – 1 U 10/04, NJW 2004, 2456 f.). Bei Re­impor­ten kön­ne es zwar zu grö­ße­ren Dif­fe­ren­zen kom­men. Mit der­ar­ti­gen Be­son­der­hei­ten brau­che der Käu­fer man­gels be­son­de­rer An­halts­punk­te aber nicht zu rech­nen (OLG Karls­ru­he, Urt. v. 26.05.2004 – 1 U 10/04, NJW 2004, 2456, 2457). Wel­che zeit­li­che Dif­fe­renz „ge­ra­de noch zu­läs­sig wä­re“, lässt das OLG Karls­ru­he of­fen. Der in sei­nem Fall be­ste­hen­de Un­ter­schied von fünf Jah­ren und sechs Mo­na­ten lag je­den­falls nicht mehr im Rah­men des­sen, wo­mit ein Käu­fer red­li­cher­wei­se rech­nen müs­se.

Auch der Se­nat braucht sich in die­ser Fra­ge nicht fest­zu­le­gen. Zu wel­chem Zeit­punkt das Fahr­zeug pro­du­ziert wor­den ist, ent­zieht sich sei­ner Kennt­nis. Hier­zu hat der Klä­ger nichts vor­ge­tra­gen, wo­bei nicht ver­kannt wird, dass er in­so­weit Dar­le­gungs­schwie­rig­kei­ten hat, die von ihm nicht zu ver­tre­ten sind. Zu sei­nen Guns­ten un­ter­stellt der Se­nat ei­ne Pro­duk­ti­on im Jah­re 2001. Ein frü­he­rer Zeit­punkt ist durch­aus mög­lich, aber spe­ku­la­tiv.

Ei­ne Her­stel­lung des Fahr­zeugs im Jah­re 2001 liegt nicht au­ßer­halb des­sen, wo­mit ein Durch­schnitts­käu­fer bei ver­nünf­ti­ger Be­trach­tung un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Re­import-Ei­gen­schaft rech­nen muss­te.

2. Re­import-Ei­gen­schaft

Mit Rück­sicht auf die­se Ei­gen­schaft ist die Kla­ge we­der un­ter dem Ge­sichts­punkt der Sach­män­gel­haf­tung noch aus Grün­den der cul­pa in con­tra­hen­do ge­recht­fer­tigt. Die Be­klag­te hat die­se Ei­gen­schaft auf­ge­deckt. Dass sie dem Klä­ger we­sent­li­che Zu­satz­in­for­ma­tio­nen ver­schwie­gen hat, lässt sich nicht fest­stel­len. …

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