Ei­ne Nach­bes­se­rung ist nicht fehl­ge­schla­gen, wenn es ge­lingt, ei­nen Man­gel zu be­he­ben, da­bei je­doch die Kauf­sa­che be­schä­digt wird.

OLG Saar­brü­cken, Ur­teil vom 25.07.2007 – 1 U 467/06-145

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­langt die Rück­ab­wick­lung ei­nes im April 2005 mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­tags über ei­nen Pkw Peu­geot 206. Nach­dem das Fahr­zeug, für das die Klä­ge­rin 19.100 € ge­zahlt hat­te, am 09.05.2005 an sie aus­ge­lie­fert wor­den war, rüg­te die Klä­ge­rin wie­der­holt Pro­ble­me beim An­sprin­gen des Pkw und brach­te die­sen ins­ge­samt drei­mal in die Werk­statt der Be­klag­ten.

Beim letz­ten Werk­statt­auf­ent­halt am 27.09.2005 wur­de das Fahr­zeug auf­grund ei­ner Fehl­leis­tung ei­nes Me­cha­ni­kers an der Ka­ros­se­rie be­schä­digt, in­dem es bei ei­nem Start­ver­such – wohl we­gen ei­nes ein­ge­leg­ten Gangs – nach vor­ne fuhr und ge­gen ei­ne Werk­bank stieß. Die Be­klag­te be­hob den Scha­den; die er­for­der­li­chen Re­pa­ra­tur­kos­ten wa­ren von den hin­zu­ge­zo­ge­nen Sach­ver­stän­di­gen auf 2.771,19 € be­zif­fert wor­den. Die trotz Re­pa­ra­tur ver­blei­ben­de Wert­min­de­rung ga­ben die Par­tei­gut­ach­ter mit 600 € bzw. 950 € an.

Im Sin­ne ei­ner güt­li­chen Ei­ni­gung bot die Be­klag­te der Klä­ge­rin zur Ab­gel­tung der scha­dens­be­ding­ten Wert­min­de­rung die Zah­lung von 950 € an. Die Klä­ge­rin nahm das An­ge­bot zu­nächst nicht an, son­dern er­klär­te den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Sie ver­lang­te von der Be­klag­ten, Zug um Zug ge­gen die Rück­ga­be des Pkw, die Rück­zah­lung des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses zu­züg­lich Kos­ten für Win­ter­rei­fen (570 €) und ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ver­gü­tung von 286,50 € für 3.000 ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter, zu­sam­men 19.383,50 €.

Die Klä­ge­rin hat be­haup­tet, das Fahr­zeug sei bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft ge­we­sen, weil es zeit­wei­se nicht an­ge­sprun­gen sei. Die­ser Man­gel sei bei den bei­den ers­ten Werk­statt­be­su­chen nicht be­ho­ben wor­den. Sie meint, die Be­schä­di­gung des Fahr­zeu­ges sei nicht nach Scha­dens­er­satz­recht, son­dern nach Man­gel­ge­währ­leis­tungs­re­geln zu be­han­deln, so­dass auf die nach Re­pa­ra­tur ver­blei­ben­de Wert­min­de­rung ein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Ver­trags ge­stützt wer­den kön­ne.

Mit Ur­teil vom 11.07.2006 hat das Land­ge­richt – ei­nem Tei­la­n­er­kennt­nis der Be­klag­ten ent­spre­chend – der Klä­ge­rin ei­nen Be­trag von 950 € zu­er­kannt und die Kla­ge im Üb­ri­gen ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es im We­sent­li­chen aus­ge­führt, es kön­ne da­hin­ste­hen, in­wie­weit das Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang tat­säch­lich man­gel­haft ge­we­sen sei. Denn je­den­falls zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung nach dem drit­ten Werk­statt­be­such sei der even­tu­el­le Man­gel (Pro­ble­me beim An­sprin­gen) un­strei­tig be­ho­ben ge­we­sen, und der nach der Ka­ros­se­rie­be­schä­di­gung ver­blei­ben­de Min­der­wert be­grün­de we­der ein Rück­tritts­recht noch ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch, der zur Rück­ga­be der Kauf­sa­che be­rech­ti­ge.

Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: B. … Das Land­ge­richt hat die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen, da der Klä­ge­rin un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt ein An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses … zu­steht … (1). Denn die ver­blie­be­ne Be­schä­di­gung des Pkw in Form des Min­der­werts recht­fer­tigt we­der ei­nen Rück­tritt ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 440, 323 BGB (a) noch ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der gan­zen Leis­tung ge­mäß §§ 437 Nr. 3, 440, 280 I, III, 281 I, 283 BGB (b), und auch die Vor­aus­set­zun­gen der §§ 280 I, 282 BGB sind nicht ge­ge­ben (c). Die Re­ge­lun­gen zur Sach­män­gel­ge­währ­leis­tung sind wei­ter­hin nicht im Sin­ne ei­ner Ana­lo­gie ent­spre­chend an­wend­bar (d) …

Da die Kla­ge be­reits aus den vor­er­wähn­ten Ge­sichts­punk­ten nicht be­grün­det ist, be­darf es kei­ner Ver­tie­fung, ob der Man­gel – woll­te man die Re­ge­lun­gen der Sach­män­gel­ge­währ­leis­tung für an­wend­bar hal­ten – in Form des Min­der­werts von knapp 5 % des Ver­kaufs­wer­tes so un­er­heb­lich ist, dass Scha­dens­er­satz statt der gan­zen Leis­tung durch Rück­ab­wick­lung bzw. Rück­tritt oh­ne­hin aus­ge­schlos­sen sind (§ 281 I 3, § 323 V BGB). Eben­so mag da­hin­ste­hen, in­wie­weit die Klä­ge­rin durch An­nah­me der auf Aus­gleich des Min­der­werts ge­rich­te­ten Zah­lung von 950 € sons­ti­ger aus der Be­schä­di­gung wo­mög­lich re­sul­tie­ren­der Rech­te … ver­lus­tig ge­gan­gen ist.

1. a) Der Rück­tritt ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 440, 323 BGB setzt vor­aus, dass ein Man­gel i. S. des § 434 BGB bei Ge­fahr­über­gang vor­lag und ei­ne Nach­er­fül­lung durch Män­gel­be­sei­ti­gung oder Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che (§ 439 BGB) aus­ge­schlos­sen oder fehl­ge­schla­gen ist; kon­kret muss die dem Käu­fer zu­ste­hen­de Art der Nach­er­fül­lung, die er ge­wählt hat (§ 439 I BGB) und die der Ver­käu­fer zu Recht nicht ver­wei­gert hat, fehl­ge­schla­gen sein (Rei­ni­cke/Tiedt­ke, Kauf­recht, 7. Aufl., Rn. 483; Pa­landt/Hein­richs, BGB, 65. Aufl., § 440 Rn. 6).

Vor­lie­gend kann da­hin­ste­hen, in­wie­weit das Fahr­zeug schon bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war, in­dem es zeit­wei­se nicht an­ge­sprun­gen ist. Denn die von der Klä­ge­rin ge­wähl­te Art der Nach­er­fül­lung durch Be­sei­ti­gung des Man­gels – sie ver­brach­te das Fahr­zeug schließ­lich aus die­sem Grund in die Werk­statt der Be­klag­ten – ist nicht fehl­ge­schla­gen. Nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts mit Bin­dungs­wir­kung für den Se­nat (§ 529 I Nr. 1 ZPO) stand zwi­schen den Par­tei­en erst­in­stanz­lich au­ßer Streit, dass die An­spring­pro­ble­ma­tik je­den­falls be­ho­ben wur­de, die Nach­bes­se­rung be­zo­gen auf die­sen bei Ge­fahr­über­gang mög­li­cher­wei­se ge­ge­be­nen Man­gel da­mit er­folg­reich war.

Zu ei­nem Fehl­schla­gen der Nach­bes­se­rung führt auch nicht der Um­stand, dass im Zu­sam­men­hang mit der Män­gel­be­sei­ti­gung das Fahr­zeug im Üb­ri­gen be­schä­digt wur­de, als es bei Durch­füh­rung ei­nes Start­ver­suchs an­fuhr und ge­gen die Werk­bank stieß.

Aus­schließ­lich aus die­ser Ka­ros­se­rie­be­schä­di­gung re­sul­tiert der nicht be­heb­ba­re tech­ni­sche Min­der­wert, der, da er bei Ge­fahr­über­gang of­fen­sicht­lich noch nicht an­ge­legt war, kei­nen Man­gel i. S. des § 434 BGB dar­stellt. Das Fehl­schla­gen der von der Be­klag­ten ge­schul­de­ten Nach­er­fül­lungs­hand­lung ist je­doch al­lein da­nach zu be­ur­tei­len, in­wie­weit der den Nach­er­fül­lungs­an­spruch aus­lö­sen­de Man­gel be­ho­ben wur­de oder nicht. Die An­spring­pro­ble­ma­tik wur­de be­ho­ben, die durch die Ka­ros­se­rie­be­schä­di­gung be­ding­te Wert­min­de­rung steht au­ßer­halb des un­mit­tel­bar auf die Man­gel­be­sei­ti­gung be­zo­ge­nen Pflich­ten­pro­gramms der Be­klag­ten als Ver­käu­fe­rin, so­dass von ei­nem Fehl­schla­gen der Nach­bes­se­rung kei­ne Re­de sein kann.

b) Scha­dens­er­satz statt der gan­zen Leis­tung ge­mäß §§ 437 Nr. 3, 440, 280 I, III, 281 I, 283 BGB durch Rück­ge­währ der wech­sel­sei­tig be­reits er­brach­ten Leis­tun­gen kann die Klä­ge­rin eben­falls nicht ver­lan­gen. In­so­weit gilt wie­der­um, dass der wo­mög­lich bei Ge­fahr­über­gang ge­ge­be­ne Man­gel i. S. des § 434 BGB – die An­spring­pro­ble­ma­tik – er­folg­reich be­sei­tigt wur­de und der Min­der­wert nach im Üb­ri­gen be­ho­be­nem Ka­ros­se­rie­scha­den kei­nen Man­gel in die­sem Sin­ne dar­stellt, da er bei Ge­fahr­über­gang noch nicht vor­lag.

Der ver­blie­be­ne Min­der­wert liegt auch nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­nes Be­gleit- oder ent­fern­te­ren Man­gel­fol­ge­scha­dens im An­wen­dungs- und Schutz­be­reich des § 281 I BGB nach Maß­ga­be fol­gen­der Über­le­gun­gen:

Bei der im Zu­ge der Nach­bes­se­rung ver­ur­sach­ten Ka­ros­se­rie­be­schä­di­gung han­delt es sich um ei­nen sol­chen Scha­den, der über den den Man­gel be­grün­den­den Nach­teil an der ver­kauf­ten Sa­che hin­aus­geht und der als so­ge­nann­ter Be­gleit- oder Man­gel­fol­ge­scha­den nach dem bis zum 31.12.2001 gel­ten­den Schuld­recht den An­wen­dungs­be­reich der po­si­ti­ven For­de­rungs­ver­let­zung (pFV) er­öff­ne­te (Pa­landt/Putzo, BGB, 60. Aufl., vor § 459 Rn. 6). Nach frü­he­rem Werk­ver­trags­recht wä­re der Scha­den, so man ihn über­haupt als ei­nen Man­gel­fol­ge­scha­den qua­li­fi­zie­ren woll­te, als ent­fern­te­rer Man­gel­fol­ge­scha­den an­zu­se­hen, der eben­falls zur An­wen­dung der pFV führ­te. Denn die Schä­di­gung ist zwar im na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Sin­ne kau­sal be­dingt durch die ur­sprüng­lich man­gel­haf­te Leis­tung, da es oh­ne sie nicht zu der an­der­wei­tig scha­den­s­träch­ti­gen Nach­bes­se­rung ge­kom­men wä­re. Maß­geb­lich ist der Scha­dens­fall je­doch ver­ur­sacht wor­den nur „bei Ge­le­gen­heit der Nach­bes­se­rung“ durch ei­ne Schutz­pflicht­ver­let­zung in Be­zug auf den Kauf­ge­gen­stand im Üb­ri­gen, die sich scha­den­s­träch­tig al­lein zu­fäl­li­ger­wei­se auf die­ses Rechts­gut und nicht ein an­de­res aus­wirk­te, so­dass es je­den­falls am er­for­der­li­chen en­gen und un­mit­tel­ba­ren Zu­sam­men­hang zum Man­gel fehlt (zur Ab­gren­zung Pa­landt/Sprau, BGB, 60. Aufl., vor § 633 Rn. 22 ff.).

Mit der Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung wur­de das ge­wohn­heits­recht­lich an­er­kann­te Rechts­in­sti­tut der pFV ko­di­fi­ziert; die Fäl­le, in de­nen man nach dem BGB in der vor dem 01.01.2002 gel­ten­den Fas­sung ei­ne Scha­dens­er­satz­haf­tung nach den Grund­sät­zen der pFV an­nahm, soll­ten pri­mär er­fasst sein durch die An­spruchs­norm des § 280 I BGB n.F. (statt vie­ler MünchKomm-BGB/Ernst, 4. Aufl., § 280 Rn. 2, 89 ff.), so­dass vor­lie­gend schon nach die­ser Grund­re­gel der Weg zum „gro­ßen“ Scha­dens­er­satz über § 281 I BGB nicht er­öff­net ist. Trotz des vor­er­wähn­ten schein­bar ein­deu­ti­gen An­sat­zes stellt sich bei nä­he­rer Be­trach­tung im Rah­men des neu­en Kauf­rechts das Ab­gren­zungs­pro­blem, wie der Scha­dens­er­satz­an­spruch gem. §§ 437 Nr. 3, 280 I, III, 281 I BGB – Scha­dens­er­satz statt der (gan­zen) Leis­tung – von dem Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­mäß §§ 437 Nr. 3, 280 I BGB – „ein­fa­cher“ Scha­dens­er­satz „ne­ben“ der Leis­tung – ab­zu­gren­zen ist, so­dass auf die An­wen­dungs­be­rei­che der Nor­men im Ein­zel­nen ein­zu­ge­hen ist. Ent­schei­dend ist in­so­weit, ob der zum Aus­gleich ge­stellt Scha­den durch Nach­er­fül­lung hät­te be­sei­tigt wer­den kön­nen, und zwar durch Nach­er­fül­lung be­zo­gen auf die ur­sprüng­li­che Leis­tungs­pflicht, im Kauf­ver­trag die Pflicht des Ver­käu­fers zur Über­las­sung ei­ner man­gel­frei­en Kauf­sa­che. Der ne­ben den An­spruch auf Nach­er­fül­lung tre­ten­de An­spruch aus § 280 I BGB er­fasst al­le Schä­den, die durch die Pflicht­ver­let­zung end­gül­tig ent­stan­den sind und durch Nach­bes­se­rung oder Er­satz­lie­fe­rung nicht be­sei­tigt wer­den kön­nen. § 281 BGB be­trifft nur Schä­den, die durch Nach­er­fül­lung aus­ge­gli­chen wer­den kön­nen. Da­mit un­ter­fal­len Man­gel­schä­den, die das Äqui­va­lenz- oder Er­fül­lungs­in­ter­es­se des Käu­fers be­rüh­ren, so­fern un­mit­tel­bar im man­gel­be­ding­ten Nach­teil lie­gen­de Schä­den aus­ge­gli­chen wer­den sol­len, der An­spruchs­grund­la­ge des § 281 I BGB, Man­gel­fol­ge­schä­den da­ge­gen § 280 I BGB (MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 4. Aufl., § 437 Rn. 21, 30; Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 280 Rn. 18). Oder mit an­de­ren Wor­ten: Be­ruht der Scha­den al­lein auf dem end­gül­ti­gen Aus­blei­ben der Leis­tung – hier kon­kret: in Form der Nach­er­fül­lung – han­delt es sich um ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der Leis­tung (§ 281 I BGB). Geht es an­de­rer­seits um ei­nen Scha­den, der trotz der Leis­tung oder vor de­ren end­gül­ti­gem Aus­blei­ben ein­ge­tre­ten ist, so liegt ein Scha­den i. S. des § 280 I BGB vor (Rei­ni­cke/Tiedt­ke, a. a. O., Rn. 502 ff.).

Bei un­mit­tel­ba­rer An­wen­dung der Ge­währ­leis­tungs- und all­ge­mei­nen Scha­dens­er­satz­vor­schrif­ten un­ter­fällt der vor­lie­gend streit­ge­gen­ständ­li­che Scha­den in Form des tech­ni­schen Min­der­werts als Man­gel­fol­ge­scha­den der An­spruchs­grund­la­ge des § 280 I BGB, auch wenn die­sel­be Kauf­sa­che be­trof­fen ist, was schein­bar die kla­re Ab­gren­zung zwi­schen Äqui­va­lenz- und In­te­gri­täts­in­ter­es­se er­schwert. Denn – be­zo­gen auf den ur­sprüng­li­chen Man­gel – hat die Be­klag­te ih­re Ver­käu­fer­pflicht zur Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che er­füllt, in­dem sie die­sen be­ho­ben hat; dem Äqui­va­lenz- oder Er­fül­lungs­in­ter­es­se der Klä­ge­rin hat sie da­mit ge­nügt, da sie letzt­lich ei­ne Kauf­sa­che ge­lie­fert hat, die den ein­zi­gen bei Ge­fahr­über­gang vor­lie­gen­den Man­gel nicht mehr auf­wies. Sie hat die Klä­ge­rin je­doch in de­ren In­te­gri­täts­in­ter­es­se be­zo­gen auf das Ei­gen­tum an der Kauf­sa­che im Üb­ri­gen ver­letzt, in­dem die an­sons­ten un­be­schä­dig­te Kauf­sa­che be­schä­digt wur­de. Es liegt kein wer­tungs­mä­ßi­ger Un­ter­schied vor zu ei­ner Fall­ge­stal­tung, bei der der Ver­käu­fer im Zu­ge der ge­schul­de­ten Nach­bes­se­rung an­de­re Ge­gen­stän­de des Käu­fers be­schä­digt (vgl. Rei­ni­cke/Tiedt­ke, a. a. O., Rn. 500), da es sich in bei­den Fäl­len um die Ver­let­zung ei­ner Ne­ben­pflicht zum Schutz des Käu­fers han­delt. Die kauf­recht­li­che Leis­tungs­pflicht in Be­zug auf den Kauf­ge­gen­stand hat sich kon­kre­ti­siert mit der Lie­fe­rung der Sa­che und der Nach­bes­se­rung des ein­zi­gen bei Ge­fahr­über­gang vor­lie­gen­den Man­gels. Al­le wei­te­ren Schutz­pflich­ten stel­len Ne­ben­pflich­ten i. S. des § 241 II BGB dar, de­ren Ver­let­zung nicht den An­wen­dungs­be­reich des § 281 I BGB er­öff­net.

Da­mit gilt, dass die von der Be­klag­ten zu ver­tre­ten­de Pflicht­ver­let­zung im Zu­ge der Nach­bes­se­rung nicht sub­su­miert wer­den kann un­ter § 281 I 3 BGB, was rein vom Wort­laut her – „… die Leis­tung nicht wie ge­schul­det be­wirkt …“ – durch­aus mög­lich wä­re. Vom sys­te­ma­ti­schen Zu­sam­men­hang her, wie vor­an­ste­hend aus­ge­führt, muss die im Ge­setz an­ge­spro­che­ne Schlechter­fül­lung be­zo­gen wer­den un­mit­tel­bar auf den ge­schul­de­ten Leis­tungs­er­folg in Form der Be­he­bung des bei Ge­fahr­über­gang ge­ge­be­nen Man­gels; die Ge­set­zes­for­mu­lie­rung um­fasst kei­ne schä­di­gen­den Hand­lun­gen, die sich jen­seits des ur­sprüng­li­chen Man­gel­un­werts aus­wir­ken …

Nach al­le­dem ist der von der Klä­ge­rin be­gehr­te Scha­dens­er­satz statt der gan­zen Leis­tung aus §§ 437 Nr. 3, 440, 280 I, III, 281 I, 283 BGB nicht be­gründ­bar.

c) Der gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Rück­ge­währ der wech­sel­sei­ti­gen Leis­tun­gen kann auch nicht her­ge­lei­tet wer­den aus §§ 280 I, 282 i. V. mit § 281 I BGB. Zwar er­öff­net § 282 BGB im Fal­le ei­ner ver­schul­de­ten Ne­ben­pflicht­ver­let­zung den Weg zu ei­ner Los­lö­sung vom Ver­trag ins­ge­samt, je­doch nur dann, wenn die Leis­tung durch den pflicht­wid­ri­gen Schuld­ner – be­zo­gen auf den Ge­samt­ver­trag – dem Gläu­bi­ger nicht mehr zu­mut­bar ist. Jen­seits der Fein­hei­ten der Un­zu­mut­bar­keit ist die­se Vor­aus­set­zung vor­lie­gend of­fen­sicht­lich nicht ge­ge­ben. Denn die Be­klag­te hat den Ka­ros­se­rie­scha­den be­ho­ben, und al­lein der tech­ni­sche Min­der­wert macht es für die Klä­ge­rin kei­nes­falls un­zu­mut­bar, das Fahr­zeug im Üb­ri­gen zu be­hal­ten.

d) Ent­ge­gen der Rechts­auf­fas­sung der Klä­ge­rin kann der Scha­den an dem von ihr ge­kauf­ten Fahr­zeug auch nicht durch ent­spre­chen­de An­wen­dung der bis­lang vor­wie­gend un­ter­such­ten An­spruchs­grund­la­gen (§§ 437 Nr. 2, 440, 323 BGB und §§ 437 Nr. 3, 440, 280 I, III, 281 I, 283 BGB) ei­nem Man­gel gleich- und dem Sach­män­gel­recht un­ter­stellt wer­den. Ei­ne sol­che ana­lo­ge An­wen­dung be­für­wor­ten letzt­lich Rein­king/Eg­gert (Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 355 ff.) und auch Faust (Bam­ber­ger/Roth, BGB, 2003, § 437 Rn. 186), in­dem sie for­mu­lie­ren, bei Ver­let­zung ei­ner leis­tungs­be­zo­ge­nen Ne­ben­pflicht im Zu­ge der Nach­bes­se­rung „er­scheint es sach­ge­recht, die dar­aus re­sul­tie­ren­den Nach­tei­le nach Sach­män­gel­recht zu be­ur­tei­len“ (Rein­king/Eg­gert, a. a. O. Rn. 356) bzw. „Der­ar­ti­ge Be­schä­di­gun­gen sind da­her zu be­han­deln wie bei Ge­fahr­über­gang be­ste­hen­de Män­gel“ (Faust, in: Bam­ber­ger/Roth, a. a. O., Rn. 186). Mit die­sen Aus­füh­run­gen wird die Über­tra­gung der für ei­nen be­stimm­ten Tat­be­stand im Ge­setz vor­ge­se­he­nen Re­gel auf ei­nen an­de­ren, aber recht­s­ähn­li­chen Tat­be­stand be­für­wor­tet, da­mit ei­ner Ana­lo­gie das Wort ge­re­det.

Zu den Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Ana­lo­gie (vgl. Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., Einl. Rn. 48) ge­hört je­doch mehr als der Um­stand, dass mit ih­rer Hil­fe ein wo­mög­lich sach­ge­rech­tes Er­geb­nis er­zielt wer­den könn­te. Ent­schei­dend ist viel­mehr wei­ter­hin, ob das Ge­setz ei­ne plan­wid­ri­ge Re­ge­lungs­lü­cke ent­hält. Die­se Vor­aus­set­zung ist vor­lie­gend je­doch nicht ge­ge­ben. Denn die Ver­let­zung leis­tungs­be­zo­ge­ner Ne­ben­pflich­ten im Zu­ge der ge­schul­de­ten Nach­bes­se­rung (§ 241 II BGB) be­grün­det ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch aus § 280 I BGB, un­ter der zu­sätz­li­chen Vor­aus­set­zung des § 282 BGB kann sich der Gläu­bi­ger auch vom Ver­trag ins­ge­samt los­lö­sen. Da­mit be­ste­hen Son­der­vor­schrif­ten zur Re­ge­lung die­ser Fall­grup­pen, so­dass ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung sons­ti­ger Vor­schrif­ten nicht in Be­tracht kommt, auch nicht un­ter dem von der Klä­ge­rin pau­schal be­müh­ten Ge­sichts­punkt des Ver­brau­cher­schut­zes.

Un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt ist da­mit ein Rück­ge­währan­spruch der Klä­ge­rin be­grün­det. Ent­spre­chend ent­fällt auch ein Ver­wen­dungs­er­satz­an­spruch ge­mäß § 347 BGB. Es bleibt bei dem Scha­dens­er­satz­an­spruch ne­ben der Leis­tung aus § 280 I BGB, ge­rich­tet auf Aus­gleich des tech­ni­schen Min­der­werts, der in­zwi­schen er­füllt wur­de.

2. Da­mit konn­te auch nicht dem An­trag auf Fest­stel­lung, dass sich die Be­klag­te im Ver­zug mit der An­nah­me des Fahr­zeugs be­fin­det, ent­spro­chen wer­den …

3. Der gel­tend ge­mach­te Ver­zugs­zins­an­spruch (§§ 286, 288 BGB) … ist – we­gen Un­be­grün­det­heit des Haupt­an­spruchs – oh­ne­hin nicht ge­ge­ben hin­sicht­lich des wei­ter ver­folg­ten Zah­lungs­an­spruchs in Hö­he von 18.433,50 € … Ein Zins­an­spruch aus Ver­zug ist auch nicht be­grün­det hin­sicht­lich des an­er­kann­ten Be­trags in Hö­he von 950 €. Denn die Klä­ge­rin hat nie den Aus­gleich des tech­ni­schen Min­der­werts … ver­langt, so­dass die Be­klag­te von Vorn­her­ein nicht in Ver­zug ge­ra­ten konn­te …

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