1. Wer ei­nen Ge­braucht­wa­gen von ei­ner in den Fahr­zeug­pa­pie­ren als Hal­te­rin ein­ge­tra­ge­nen ju­ris­ti­schen Per­son kauft, muss re­gel­mä­ßig sorg­fäl­tig prü­fen, ob die für die ju­ris­ti­sche Per­son han­deln­de na­tür­li­che Per­son zur Ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs be­rech­tigt ist. Das gilt erst recht, wenn der Kauf­in­ter­es­sent Ver­dacht schöp­fen muss, et­wa weil er zu ei­nem schnel­len Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges ge­drängt wird oder der ver­lang­te Kauf­preis sehr güns­tig ist.
  2. Un­ter­lässt der Käu­fer ge­bo­te­ne Nach­for­schun­gen, kann er dem Vor­wurf gro­ber Fahr­läs­sig­keit nicht mit dem Ar­gu­ment ent­ge­hen, er hät­te oh­ne­hin nichts Hilf­rei­ches er­fah­ren. Denn auf die Ur­säch­lich­keit von un­ter­las­se­nen, nach La­ge des Fal­les aber er­for­der­li­chen An­stren­gun­gen kommt es bei der Be­ur­tei­lung der Gut­gläu­big­keit im Re­gel­fall nicht an. Viel­mehr ist al­lein dar­auf ab­zu­stel­len, ob über­haupt die ge­bo­te­nen Nach­for­schun­gen an­ge­stellt wor­den sind (im An­schluss an BGH, Urt. v. 13.04.1994 – II ZR 196/93, NJW 1994, 2022 [2024]).

OLG Schles­wig, Ur­teil vom 01.09.2006 – 14 U 201/05

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­langt als Ei­gen­tü­me­rin von dem Be­klag­ten die Her­aus­ga­be ei­nes Fahr­zeugs, das der Be­klag­te gut­gläu­big er­wor­ben ha­ben will.

Die Klä­ge­rin er­warb im März 2004 von der B-GmbH ei­nen VW Mul­tivan zum Preis von 45.000 €. Die­ses Fahr­zeug über­ließ sie an­schlie­ßend auf der Grund­la­ge ei­nes Lea­sing­ver­trags der A-GmbH. In dem Lea­sing­ver­trag heißt es un­ter an­de­rem, dass die Klä­ge­rin Ei­gen­tü­me­rin und die A-GmbH Hal­te­rin des Fahr­zeugs sei.

Aus­weis­lich des Kfz-Briefs, der sich im Be­sitz der Klä­ge­rin be­fin­det, wur­de das Fahr­zeug am 25.06.2003 zu­ge­las­sen und am 05.04.2004 auf die A-GmbH um­ge­schrie­ben.

Der Be­klag­te stieß am 22.05.2004 im In­ter­net auf ein An­ge­bot, in dem ein im Ju­ni 2003 erst­zu­ge­las­se­ner VW Mul­tivan mit ei­ner Lauf­leis­tung von 25.000 km und klei­ne­ren Un­fall­schä­den für 22.900 € zum Kauf an­ge­bo­ten wur­de. Be­reits am fol­gen­den Tag nahm er Kon­takt mit dem Ver­käu­fer „C“ – in Wahr­heit D – auf, be­sich­tig­te das Fahr­zeug in Dort­mund und un­ter­nahm ei­ne Pro­be­fahrt. An­schlie­ßend ließ der Be­klag­te sich den Fahr­zeug­schein und den Fahr­zeug­brief vor­le­gen und über­prüf­te die Da­ten. Er frag­te D, ob die­ser zu ei­nem Ver­kauf des Fahr­zeugs be­voll­mäch­tigt sei, was die­ser be­jah­te und er­klär­te, er sei zu­sam­men mit sei­nem Bru­der „Ei­gen­tü­mer“ der A-GmbH.

Da der Be­klag­te nicht ge­nug Bar­geld da­bei hat­te, woll­te er den Kauf des Fahr­zeugs zu­nächst ver­schie­ben. D be­stand je­doch dar­auf, den Kauf­ver­trag noch am sel­ben Tag zu schlie­ßen, und er­klär­te, dass es vie­le Kauf­in­ter­es­sen­ten ge­be. Der Be­klag­te rief des­halb sei­nen Ar­beit­ge­ber an, der sich be­reit er­klär­te, ihm das Geld für den Fahr­zeug­kauf zur Ver­fü­gung zu stel­len. Der Nef­fe des Ar­beit­ge­bers be­stä­tig­te dem Be­klag­ten auf Nach­fra­ge, dass die Er­klä­rung des Ver­käu­fers aus­rei­che; er selbst ha­be auch schon Fir­men­fahr­zeu­ge oh­ne ei­ne schrift­li­che Voll­macht ver­kauft.

Ge­mein­sam be­ga­ben sich die Be­tei­lig­ten dar­auf­hin nach Han­no­ver, weil der Be­klag­te dort das Geld von sei­nem Ar­beit­ge­ber er­hal­ten soll­te. Auf ei­nem Park­platz über­gab D dem Be­klag­ten schließ­lich die Fahr­zeug­pa­pie­re, zwei Schlüs­sel so­wie ein Ser­vice­heft und er­hielt im Ge­gen­zug den Kauf­preis von 22.900 € in bar.

Der Be­klag­te und „C“ un­ter­zeich­ne­ten ein aus­ge­füll­tes Kauf­ver­trags­for­mu­lar des ADAC e. V. für den pri­va­ten Ver­kauf ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs. In dem Kauf­ver­trag ist die Ver­käu­fe­rin mit „a-GmbH“ be­zeich­net, und der Ver­käu­fer be­stä­tigt dar­in, dass das Fahr­zeug nach sei­ner Kennt­nis nicht ge­werb­lich ge­nutzt wor­den sei. In dem mit­hil­fe ei­nes ent­wen­de­ten Blan­ko­for­mu­lars ge­fälsch­ten Kfz-Brief ist die Hal­te­rin des Fahr­zeugs eben­falls mit „a-GmbH“ be­zeich­net, wäh­rend sie in dem eben­falls ge­fälsch­ten Fahr­zeug­schein als „A-GmbH“ be­zeich­net ist. In dem Fahr­zeug­brief ist als Da­tum der Er­tei­lung der all­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis der 25.06.2004 an­ge­ge­ben; ein Da­tum der Be­schei­ni­gung fehlt. Als Da­tum der Zu­las­sung des Fahr­zeugs ist der 25.06.2003 an­ge­ge­ben.

Der Be­klag­te über­sand­te der Klä­ge­rin mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 01.07.2004 ei­ne Ko­pie des schrift­li­chen Kauf­ver­trags, ver­wei­ger­te die Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs und for­der­te die Klä­ge­rin sei­ner­seits mit Schrei­ben vom 19.08.2004 zur Her­aus­ga­be des Kfz-Briefs auf.

Die Klä­ge­rin hat ge­meint, sie sei wei­ter­hin Ei­gen­tü­me­rin des VW Mul­tivan, weil der Be­klag­te auf­grund der vie­len Auf­fäl­lig­kei­ten nicht gut­gläu­big Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug ha­be er­wer­ben kön­nen.

Das Land­ge­richt hat den Be­klag­ten zur Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs ver­ur­teilt. Die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Die Klä­ge­rin hat ge­gen den Be­klag­ten ge­mäß § 985 BGB ei­nen An­spruch auf Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs …, weil sie ur­sprüng­lich Ei­gen­tü­me­rin des Fahr­zeugs war und der Be­klag­te das Ei­gen­tum an die­sem nicht durch ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb vom Nicht­be­rech­tig­ten ge­mäß §§ 929 Satz 1, 932 BGB er­wor­ben hat.

Dass die Klä­ge­rin zu­nächst an dem Fahr­zeug Ei­gen­tum er­wor­ben hat, steht zur Über­zeu­gung des Se­nats auf­grund des von der Klä­ge­rin in Ab­lich­tung vor­ge­leg­ten Kraft­fahr­zeug­briefs und der Auf­trags­be­stä­ti­gung der B-GmbH vom 05.04.2004 fest. Dass die in der Rech­nung der Fir­ma B an­ge­ge­be­ne Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer ge­ring­fü­gig von der in dem Kraft­fahr­zeug­brief an­ge­ge­be­nen ab­weicht, ist of­fen­sicht­lich al­lein auf ei­nen Schreib­feh­ler zu­rück­zu­füh­ren. Der Be­klag­te be­strei­tet in­so­weit auch nicht, dass die in dem Kraft­fahr­zeug­brief an­ge­ge­be­ne Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer mit der des Fahr­zeugs über­ein­stimmt.

Ein gut­gläu­bi­ger Er­werb ei­ner be­weg­li­chen Sa­che vom Nicht­be­rech­tig­ten setzt vor­aus, dass dem Er­wer­ber nicht be­kannt oder in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ist, dass die Sa­che nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hört (§ 932 II BGB). Ei­ne Kennt­nis des Be­klag­ten wird von der Klä­ge­rin selbst nicht be­haup­tet und ist auch aus den Um­stän­den nicht er­sicht­lich. Ein Ei­gen­tums­er­werb des Be­klag­ten schei­tert je­doch dar­an, dass ihm in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ge­blie­ben ist, dass das Fahr­zeug dem Ver­äu­ße­rer nicht ge­hör­te.

Gro­be Fahr­läs­sig­keit liegt dann vor, wenn der Er­wer­ber die im Ver­kehr er­for­der­li­che Sorg­falt in un­ge­wöhn­lich ho­hem Ma­ße ver­letzt und das­je­ni­ge un­be­ach­tet lässt, was im ge­ge­be­nen Fall sich hät­te auf­drän­gen müs­sen (BGH, Urt. v. 09.02.2005 – VI­II ZR 82/03, NJW 2005, 1365 [1366]; Urt. v. 13.04.1994 – II ZR 196/93, NJW 1994, 2022). Ei­ne ge­ne­rel­le Pflicht ei­nes Er­wer­bers zu Nach­for­schun­gen be­steht oh­ne kon­kre­ten Ver­dacht der Nicht­be­rech­ti­gung zwar nicht, weil die­ser grund­sätz­lich auf die Be­sitz­la­ge ver­trau­en darf (MünchKomm-BGB/Quack, 4. Aufl., § 932 Rn. 45). Im Rah­men ei­nes Ge­braucht­wa­gen­kau­fes hat sich der Er­wer­ber al­ler­dings zu­min­dest den Kraft­fahr­zeug­brief vor­le­gen zu las­sen, um sich an­hand des­sen da­von zu über­zeu­gen, dass der Ver­käu­fer ver­fü­gungs­be­fugt ist (BGH, Urt. v. 09.02.2005 – VI­II ZR 82/03, NJW 2005, 1365 [1366]; Urt. v. 13.05.1996 – II ZR 222/95, NJW 1996, 2226 [2227]; Urt. v. 11.03.1991 – II ZR 88/90, NJW 1991, 1415 [1416]). Denn es muss Arg­wohn er­we­cken und zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen An­lass ge­ben, wenn der Ver­äu­ße­rer ent­we­der den Kraft­fahr­zeug­brief nicht vor­le­gen kann oder wenn sich aus die­sem ein vom Ver­äu­ße­rer per­so­nen­ver­schie­de­ner Hal­ter er­gibt (BGH, Urt. v. 13.04.1994 – II ZR 196/93, NJW 1994, 2022 [2023]). Bei zwei­fel­haf­ten Um­stän­den des Ge­schäfts kön­nen dar­über hin­aus wei­te­re Nach­for­schun­gen durch den Er­wer­ber er­for­der­lich sein. Sol­che wei­te­ren Nach­for­schun­gen sind im­mer dann an­ge­zeigt, wenn die Per­son des im Brief Ein­ge­tra­ge­nen nicht mit der des Ver­äu­ße­rers über­ein­stimmt oder wei­te­re Um­stän­de der Ver­äu­ße­rung zwei­fel­haft sind (BGH, Urt. v. 11.03.1991 – II ZR 88/90, NJW 1991, 1415 [1416]; Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, WM 1975, 362 [363]). Von we­sent­li­cher Be­deu­tung für das Vor­lie­gen ei­ner sol­chen Ver­dacht­si­tua­ti­on kön­nen ins­be­son­de­re die Ver­äu­ße­rungs­si­tua­ti­on und ein of­fen­kun­dig güns­ti­ger Preis sein (vgl. BGH, Urt. v. 11.03.1991 – II ZR 88/90, NJW 1991, 1415 [1417]).

Der Be­klag­te hat un­strei­tig den Kraft­fahr­zeug­brief und den Fahr­zeug­schein, die ihm von dem Ver­käu­fer über­ge­ben wur­den, ein­ge­se­hen. An­hand die­ser Do­ku­men­te al­lein konn­te der Be­klag­te die Ver­fü­gungs­be­fug­nis des Ver­käu­fers, des an­geb­li­chen „C“, je­doch nicht über­prü­fen. Denn in den vor­ge­leg­ten ge­fälsch­ten Fahr­zeug­do­ku­men­ten war ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son, näm­lich die A-GmbH, als Hal­te­rin ein­ge­tra­gen. Die vor dem Be­klag­ten auf­tre­ten­de na­tür­li­che Per­son konn­te da­her zwangs­läu­fig nicht mit der an­geb­li­chen Ei­gen­tü­me­rin des Kraft­fahr­zeugs über­ein­stim­men. Der vor­ge­leg­te Kraft­fahr­zeug­brief al­lein hat­te da­her für die ent­schei­den­de Fra­ge der Be­rech­ti­gung der Ver­äu­ße­rungs­be­fug­nis des „C“ kei­ne ent­schei­den­de Aus­sa­ge­kraft. Be­reits aus die­sem Grund be­stand hier über die Prü­fung der vor­ge­leg­ten Fahr­zeug­do­ku­men­te hin­aus An­lass für wei­te­re Nach­for­schun­gen durch den Be­klag­ten.

Das OLG Schles­wig hat in ei­ner Ent­schei­dung vom 26.01.1984 (OLG Schles­wig, Urt. v. 26.01.1984 – 5 U 69/82, DAR 1985, 26 [27]) hin­sicht­lich ei­ner ver­gleich­ba­ren Er­werbs­si­tua­ti­on aus­ge­führt, der Er­wer­ber dür­fe sich in ei­nem sol­chen Fall nicht da­mit be­gnü­gen, dass ei­ne Über­ein­stim­mung nicht ge­ge­ben sein kön­ne, weil bei ei­ner als Ei­gen­tü­me­rin ein­ge­tra­ge­nen ju­ris­ti­schen Per­son ein für sie han­deln­der Ver­äu­ße­rer nur in Form ei­ner na­tür­li­chen Per­son in Er­schei­nung tre­ten kön­ne. Er dür­fe nicht oh­ne Wei­te­res da­von aus­ge­hen, dass der Han­deln­de ver­tre­tungs­be­rech­tigt ist, weil auch bei Fahr­zeu­gen ju­ris­ti­scher Per­so­nen ei­ne Ei­gen­tums­be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers eben­so gut feh­len kön­ne wie bei de­nen na­tür­li­cher Per­so­nen. Es liegt da­her auf der Hand und muss sich je­dem auf­drän­gen, dass in ei­nem sol­chen Fall der Fra­ge der Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers wei­ter nach­ge­gan­gen wer­den muss. Dass der Be­klag­te auf­grund die­ses Um­stan­des auch selbst Ver­an­las­sung zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen ge­se­hen hat­te, er­gibt sich im Üb­ri­gen be­reits dar­aus, dass er sol­che wei­te­ren Nach­for­schun­gen tat­säch­lich an­ge­stellt hat, in­dem er sich un­ter an­de­rem bei dem Nef­fen sei­nes Chefs ge­ra­de da­nach er­kun­digt hat, ob ei­ne Voll­macht für den Ver­äu­ße­rer er­for­der­lich sei.

An­lass zur Nach­for­schung für den Be­klag­ten er­gab sich dar­über hin­aus auch auf­grund der wei­te­ren Be­son­der­hei­ten die­ses Ge­schäfts. So wur­de das Fahr­zeug zu ei­nem güns­ti­gen Preis von 22.900 € an­ge­bo­ten, der zu ei­ner sorg­fäl­ti­gen Prü­fung An­lass ge­bo­ten hät­te. So­weit der Be­klag­te nun­mehr un­ter Vor­la­ge der Fahr­zeug­be­wer­tung des Sach­ver­stän­di­gen E vor­trägt, der Preis sei tat­säch­lich nicht un­ge­wöhn­lich güns­tig ge­we­sen, so steht dies ins­be­son­de­re mit sei­nem ei­ge­nen Vor­trag in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem LG Kiel vom 02.09.2005 im Wi­der­spruch. Der per­sön­lich ge­hör­te Be­klag­te hat aus­weis­lich des Pro­to­kolls vor­ge­tra­gen, er ha­be zu­vor be­reits et­wa sechs Mo­na­te nach ei­nem neu­wer­ti­gen VW-Bus ge­sucht. Er sei per Zu­fall an ei­nem Sams­tag kurz vor Mit­ter­nacht im In­ter­net auf das An­ge­bot ge­sto­ßen. Er sei sehr auf­ge­regt ge­we­sen, denn der Preis von 22.900 € sei ihm so schon sehr güns­tig er­schie­nen. Er ha­be vor lau­ter Auf­re­gung in der Nacht fast kaum ge­schla­fen und so­gleich am nächs­ten Mor­gen um 6.00 Uhr beim Ver­käu­fer an­ge­ru­fen. Dar­aus er­gibt sich, dass der Be­klag­te selbst den Kauf­preis für güns­tig ge­hal­ten hat.

Wei­te­re ei­ne Nach­for­schung ge­bie­ten­de Be­son­der­hei­ten die­ses Ge­schäfts sind die Ab­wick­lung des Ge­schäfts an ei­nem Sonn­tag und das Drän­gen des Ver­käu­fers auf ei­nen so­for­ti­gen Ver­trags­ab­schluss bei Bar­zah­lung. Zwar sind die­se Ge­sichts­punk­te ein­zeln für sich be­trach­tet im Ge­braucht­wa­gen­han­del nicht stets be­son­ders un­ge­wöhn­lich, in ih­rer Ge­samt­schau er­zeug­ten sie aber ei­ne be­son­de­re Ver­dachts­si­tua­ti­on. Der Ver­käu­fer war dar­über hin­aus auch nicht be­reit, den Ver­trags­ab­schluss und die Ver­trags­ab­wick­lung dem Wunsch des Be­klag­ten ent­spre­chend auf die dar­auf­fol­gen­de Wo­che zu ver­schie­ben, son­dern dräng­te auf ei­ne so­for­ti­ge Ent­schei­dung des Be­klag­ten und ei­ne Bar­zah­lung. Er war so­gar be­reit, hier­für mit dem Be­klag­ten zu­sam­men von Dort­mund nach Han­no­ver zu fah­ren, um dort das Bar­geld in Emp­fang zu neh­men. Er nahm die­se un­ge­wöhn­li­chen Um­stän­de in Kauf, ob­wohl er doch an­de­rer­seits nach sei­nen ei­ge­nen Äu­ße­run­gen ge­gen­über dem Be­klag­ten ei­ne Viel­zahl an­de­rer In­ter­es­sen­ten für das Fahr­zeug hat­te. Die­se Um­stän­de wa­ren ins­be­son­de­re des­halb un­ge­wöhn­lich, weil es sich nicht um ein Ge­schäft un­ter Pri­vat­leu­ten han­del­te, son­dern der Ver­käu­fer als Mit­in­ha­ber ei­nes Un­ter­neh­mens auf­trat. In die­sem Zu­sam­men­hang ist es da­her wei­ter auf­fäl­lig, dass die Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen au­ßer­halb üb­li­cher Ge­schäfts­zei­ten an ei­nem Sonn­tag und dar­über hin­aus nicht auf ei­nem Be­triebs­ge­län­de der GmbH, son­dern auf der Stra­ße ab­ge­wi­ckelt wur­den.

Ein wei­te­re Auf­fäl­lig­keit be­stand dar­in, dass ei­ner­seits als Ver­käu­fe­rin die A-GmbH in dem Kauf­ver­trag ge­nannt ist, an­de­rer­seits für die­se ein For­mu­lar für den pri­va­ten Ver­kauf ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeu­ges ver­wen­det wur­de und der Ver­käu­fer in die­sem zu­dem be­stä­tig­te, dass das Fahr­zeug nach sei­ner Kennt­nis nicht ge­werb­lich ge­nutzt wur­de. Der Be­klag­te durf­te sich auch nicht da­mit be­ru­hi­gen, dass der Ver­käu­fer „C“ ihm er­klärt ha­be, das Fahr­zeug ge­hö­re sei­ner Ehe­frau und sei ihr zu groß, denn die­se Ei­gen­tü­mer­be­nen­nung stand im Wi­der­spruch zum In­halt des Kauf­ver­tra­ges. Da­ge­gen sind die un­ter­schied­li­chen Schreib­wei­sen der A– GmbH in den Fahr­zeug­do­ku­men­ten und dem Kauf­ver­trag, ein feh­len­des Aus­stel­lungs­da­tum und die sich aus dem ge­fälsch­ten Fahr­zeug­brief er­ge­ben­de Er­tei­lung der Be­triebs­er­laub­nis erst nach der Zu­las­sung des Fahr­zeugs nicht auf den ers­ten Blick er­sicht­lich, so­dass dem Be­klag­ten hier­aus nicht der Vor­wurf ei­nes grob fahr­läs­si­gen Ver­hal­tens ge­macht wer­den kann, wenn er die­se Un­ge­reimt­hei­ten über­se­hen hat. Hier­bei muss be­rück­sich­tigt wer­den, das bei dem Kauf des Fahr­zeugs die Be­sich­ti­gung des­sel­ben im Vor­der­grund ge­stan­den ha­ben dürf­te. Zu­dem kann es auch bei Ori­gi­nal­do­ku­men­ten zu Schreib­feh­lern und Aus­las­sun­gen kom­men. Im Üb­ri­gen han­del­te es sich bei den vor­ge­leg­ten Do­ku­men­ten im­mer­hin um ent­wen­de­te Ori­gi­nal­for­mu­la­re, so­dass ei­ne Fäl­schung nicht of­fen­sicht­lich war.

Die von dem Be­klag­ten vor­ge­nom­me­nen Nach­for­schun­gen wa­ren nicht ge­eig­net, be­ste­hen­de Be­den­ken zu be­sei­ti­gen und den Vor­wurf gro­ber Fahr­läs­sig­keit zu ent­kräf­ten. Er hät­te sich ins­be­son­de­re nicht al­lein mit der Aus­kunft des Nef­fen sei­nes Chefs zu­frie­den­ge­ben dür­fen, dass ei­ne Voll­macht für der­ar­ti­ge Ge­schäf­te nicht be­nö­tigt wer­de. Dies gilt ins­be­son­de­re des­halb, weil auf­grund der Um­stän­de des Ge­schäfts über die­se le­dig­lich ge­ne­rel­le Aus­kunft ei­nes Nicht­be­tei­lig­ten hin­aus kei­ne Hin­wei­se da­für er­sicht­lich wa­ren, dass der Ver­käu­fer „C“ und des­sen Bru­der tat­säch­lich Ge­sell­schaf­ter der A-GmbH wa­ren und da­mit mit der im Kraft­fahr­zeug­brief ein­ge­tra­ge­nen Hal­te­rin ver­bun­den wa­ren. Es hät­te da­her kon­kre­ter wei­te­rer Nach­for­schun­gen be­durft, um sich der Be­rech­ti­gung des „C“, das Fahr­zeug für die GmbH zu ver­äu­ßern, zu ver­ge­wis­sern. Ins­be­son­de­re hät­te der Be­klag­te sich ver­ge­wis­sern müs­sen, ob „C“ (Mit-)In­ha­ber der GmbH war. So­weit der Be­klag­te in­so­weit be­haup­tet, wei­te­re Nach­for­schun­gen bei der A-GmbH hät­ten tat­säch­lich zu kei­nen Er­geb­nis­sen ge­führt, weil der Ge­schäfts­füh­rer der­sel­ben mit dem Ver­käu­fer D zu­sam­men­ge­ar­bei­tet ha­be, so recht­fer­tigt dies kei­ne an­de­re Be­trach­tung. Denn zum ei­nen er­gibt sich be­reits aus dem vor­ge­tra­ge­nen Sach­ver­halt nicht zwin­gend, dass ein sol­ches kol­lu­si­ves Zu­sam­men­wir­ken tat­säch­lich statt­ge­fun­den hat. Zum an­de­ren kann sich grund­sätz­lich der­je­ni­ge, der ge­bo­te­ne Nach­for­schun­gen nicht an­stellt, nicht dar­auf be­ru­fen, die­se hät­ten vor­aus­sicht­lich zu kei­nem an­de­ren Er­geb­nis ge­führt, weil es auf die Ur­säch­lich­keit der un­ter­las­se­nen, nach La­ge des Falls aber er­for­der­li­chen An­stren­gun­gen bei der Be­ur­tei­lung der Gut­gläu­big­keit im Re­gel­fall nicht an­kommt. Es ist viel­mehr al­lein dar­auf ab­zu­stel­len, ob über­haupt die ge­bo­te­nen Nach­for­schun­gen an­ge­stellt wor­den sind (BGH, Urt. v. 13.04.1994 – II ZR 196/93, NJW 1994, 2022 [2024]; MünchKomm-BGB/Quack, a. a. O., § 932 Rn. 44).

Die von dem Be­klag­ten be­haup­te­te Nach­fra­ge über sei­ne Schwes­ter in Bre­men bei der Po­li­zei da­nach, ob das Fahr­zeug als ge­stoh­len ge­mel­det ist, war eben­falls kei­ne ge­eig­ne­te Maß­nah­me, um die be­ste­hen­de Ver­dachts­si­tua­ti­on zu klä­ren. Denn Dieb­stahls­mel­dun­gen wer­den in dem häu­fi­gen Fall der Fahr­zeug­un­ter­schla­gun­gen re­gel­mä­ßig zu­nächst nicht er­stat­tet (vgl. BGH, Urt. v. 13.04.1994 – II ZR 196/93, NJW 1994, 2022 [2023]). Die Nach­fra­ge nach ei­ner Dieb­stahls­mel­dung konn­te da­her die in die­sem Fall ge­bo­te­nen Er­kun­di­gun­gen nicht er­set­zen. Es be­durf­te da­her nicht ei­ner Be­weis­auf­nah­me über die von dem Be­klag­ten be­haup­te­te Nach­fra­ge bei der Po­li­zei.

Die Über­prü­fung der Fahr­zeu­gi­den­ti­täts­num­mer durch den Be­klag­ten – die zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ist – war eben­falls kei­ne ge­eig­ne­te Maß­nah­me, um die Be­rech­ti­gung des Ver­käu­fers C zu über­prü­fen. Denn aus ei­ner sol­chen Über­prü­fung konn­ten sich al­lein die Über­ein­stim­mung der an dem Fahr­zeug be­find­li­chen Iden­ti­täts­num­mer mit der in den Do­ku­men­ten auf­ge­führ­ten er­ge­ben. Da­durch aber konn­ten wei­te­re An­halts­punk­te für ei­ne Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers nicht ge­won­nen wer­den …

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