1. Ein Sach­man­gel be­rech­tigt den Käu­fer grund­sätz­lich erst dann zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, wenn er dem Ver­käu­fer ver­geb­lich ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung (§ 439 I BGB) ge­setzt hat.
  2. Ei­ner Frist­set­zung be­darf es auch dann, wenn der Ver­käu­fer ei­nes Neu­wa­gens an­bie­tet, ei­nen Lack­scha­den am Dach des Fahr­zeug im Spot-Re­pair-Ver­fah­ren in­stand zu set­zen, ob­wohl der Scha­den nur durch ei­ne Neu­la­ckie­rung des gan­zen Dachs ord­nungs­ge­mäß be­sei­tigt wer­den kann. Ins­be­son­de­re liegt in die­sem – un­zu­rei­chen­den – An­ge­bot kei­ne ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Ver­wei­ge­rung der Nach­er­fül­lung i. S. des § 323 II Nr. 1 BGB.

OLG Hamm, Ur­teil vom 12.05.2005 – 28 U 179/04

Sach­ver­halt: Der Klä­ger, der als Kfz-Sach­ver­stän­di­ger tä­tig ist, nimmt die Be­klag­te auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Neu­wa­gen in An­spruch.

Un­ter dem 22.05.2003 un­ter­zeich­ne­te der Klä­ger ei­ne ver­bind­li­che Be­stel­lung für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug, des­sen Kauf­preis 84.318,70 € be­trug. Die­sen Kauf­preis zahl­te die M-GbR, die in den Kauf­ver­trag an­stel­le des Klä­gers ein­trat und die­sem ge­mäß ih­rer Lea­sing­be­din­gun­gen et­wai­ge kauf­recht­li­che Ge­währ­leis­tungs­rech­te zur Gel­tend­ma­chung ab­trat.

Der Klä­ger hol­te das be­stell­te Fahr­zeug am 19.09.2003 di­rekt beim Her­stel­ler­werk ab. In der Ab­hol­be­schei­ni­gung ist hand­schrift­lich ver­merkt: „Kun­de ist mit der Lack­struk­tur ins­be­son­de­re des Kof­fer­raum­de­ckels nicht ein­ver­stan­den.“

Mit Schrei­ben vom 26.11.2003 ver­lang­te der Klä­ger von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags we­gen ei­nes von ihm be­fürch­te­ten „er­heb­li­chen Wert­ver­lus­tes bei ei­ner spä­te­ren Ver­äu­ße­rung des Fahr­zeu­ges“, das gra­vie­ren­de Lack­män­gel auf­wei­se, „ins­be­son­de­re“ in ver­schie­de­nen Be­rei­chen völ­lig un­ter­schied­li­che Lack­struk­tu­ren. Wei­ter­hin – so mach­te der Klä­ger gel­tend – sei­en in der Dachla­ckie­rung Si­li­ko­nein­schlüs­se vor­han­den.

Mit Schrei­ben vom 09.12.2003 wies die Be­klag­te das Wand­lungs­be­geh­ren mit der Be­grün­dung zu­rück, die Lack­ober­flä­che sei ord­nungs­ge­mäß, und die un­ter­schied­li­chen Ober­flä­che­s­truk­tu­ren sei­en de­sign- bzw. kon­struk­ti­ons­be­dingt. Die Lack­fehl­stel­le am Dach kön­ne im Spot-Re­pair-Ver­fah­ren auf Ga­ran­tie­ba­sis be­sei­tigt wer­den; in­so­weit wer­de um Ver­ein­ba­rung ei­nes Ter­mins ge­be­ten.

Mit sei­ner Kla­ge hat der Klä­ger die Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­prei­ses an die M-GbR und den Er­satz der ihm für die Ab­ho­lung des Fahr­zeugs ent­stan­de­nen Kos­ten (195,84 €) ver­langt. Au­ßer­dem hat er die Fest­stel­lung be­gehrt, dass sich die Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Pkw in Ver­zug be­fin­de.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge nach Ein­ho­lung ei­nes münd­li­chen Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens statt­ge­ben. Es hat aus­ge­führt, nach dem über­zeu­gen­den Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen stel­le zwar die vom Klä­ger ge­rüg­te Ober­flä­chen­struk­tur des Fahr­zeugs kei­nen Man­gel dar. Al­ler­dings stell­ten die auch für ei­nen Lai­en er­kenn­ba­ren Po­ren in der vor­de­ren lin­ken Dach­e­cke ei­nen Man­gel dar, der nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen nur durch ei­ne La­ckie­rung des gan­zen Dachs ord­nungs­ge­mäß hät­te be­sei­tigt wer­den kön­nen. Da die Be­klag­te je­doch nur ei­ne Spot-Re­pair-Maß­nah­me an­ge­bo­ten ha­be, ha­be es in­so­weit kei­ner Frist­set­zung mehr be­durft.

Die auf ei­ne Kla­ge­ab­wei­sung zie­len­de Be­ru­fung der Be­klag­ten hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: B. … I. Der Klä­ger kann von der Be­klag­ten ge­mäß §§ 434, 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 440, 323 BGB n.F. nicht ver­lan­gen, dass die­se ei­nen Be­trag von 81.999,36 € an die Lea­sing­ge­sell­schaft zahlt. Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me vor dem Land­ge­richt und dem Se­nat weist das streit­be­fan­ge­ne Fahr­zeug kei­nen Sach­man­gel auf, auf­grund des­sen der Klä­ger be­rech­tigt war, den Rück­tritt von dem über das Fahr­zeug ab­ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag zu er­klä­ren.

1. Dass der Klä­ger aus dem ge­mäß Ab­schnitt XI­II der Lea­sing­be­din­gun­gen ab­ge­tre­te­nen Recht der Lea­sing­ge­sell­schaft die Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che aus dem mit der Be­klag­ten ab­ge­schlos­se­nen und von der Lea­sing­ge­be­rin über­nom­men Kauf­ver­trag gel­tend ma­chen kann, ist zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig und be­darf kei­ner nä­he­ren Er­ör­te­rung.

2. Das streit­be­fan­ge­ne Fahr­zeug lei­det zwar an ei­nem Sach­man­gel. Die­ser be­rech­tigt den Klä­ger je­doch nicht, den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag zu er­klä­ren.

a) Nach den auf­grund des münd­li­chen Gut­ach­tens des Sach­ver­stän­di­gen S ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts ent­spre­chen die vom Klä­ger in ers­ter In­stanz vor­nehm­lich ge­rüg­ten Ober­flä­chen­struk­tu­ren des Lacks dem Zu­stand, der bei Fahr­zeu­gen die­ser De­sign- und Kon­struk­ti­ons­art üb­li­cher­wei­se zu er­war­ten ist, da sie durch die tech­ni­schen Vor­ga­ben des La­ckier­vor­gangs bei ei­ner sol­chen Ka­ros­se­rie­kon­struk­ti­on be­dingt sind.

Die­se Fest­stel­lun­gen sind ge­mäß § 529 I ZPO dem Be­ru­fungs­ver­fah­ren zu­grun­de zu le­gen. Kon­kre­te An­halts­punk­te, die Zwei­fel an der Voll­stän­dig­keit oder Rich­tig­keit der nach An­sicht des Se­nats über­zeu­gen­den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts be­grün­den und neue Fest­stel­lun­gen durch den Se­nat ge­bie­ten könn­ten, wer­den von der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung des Klä­gers we­der dar­ge­legt, noch sind sie sonst er­sicht­lich. In­so­weit hat das Land­ge­richt zu Recht aus­schließ­lich die an der vor­de­ren lin­ken Dach­e­cke des Fahr­zeugs vor­han­de­nen Po­ren/Si­li­ko­nein­schlüs­se als Sach­man­gel des Fahr­zeugs an­ge­se­hen. Dass die­ser Zu­stand ei­nen „ga­ran­tie­fä­hi­gen“ Sach­man­gel dar­stellt, und die Be­klag­te des­halb die von ihr ge­schul­de­te Leis­tung ge­mäß § 434 I 2 Nr. 2 BGB nicht ver­trags­ge­recht er­bracht hat, ist zwar zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig.

Ein Sach­man­gel be­rech­tigt aber ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 1, § 323 I BGB den Käu­fer nur dann zum Rück­tritt vom Ver­trag, wenn er dem Ver­käu­fer ver­geb­lich ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­mäß § 439 I BGB ge­setzt hat. Un­strei­tig hat der Klä­ger von der Be­klag­ten kei­ne Neu­lie­fe­rung oder Nach­bes­se­rung der Lack­fehl­stel­le an der vor­de­ren lin­ken Dach­e­cke ver­langt, son­dern so­gleich ei­ne Rück­ab­wick­lung des Ver­tra­ges vor­nehm­lich we­gen der von ihm nach den bin­den­den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts un­be­rech­tigt ge­rüg­ten Ober­flä­chen­struk­tur des ge­sam­ten Lacks be­gehrt.

b) Ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung war nicht ent­behr­lich.

aa) Die Vor­aus­set­zun­gen des § 323 II Nr. 1 BGB, an die stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len sind (vgl. BGH, Urt. v. 15.03.1996 – V ZR 316/94, NJW 1996, 1814 [un­ter II 2]; Urt. v. 28.03.1995 – X ZR 71/93, NJW-RR 1995, 939, 940 [un­ter I 3 c]; Urt. v. 16.03.1988 – VI­II ZR 184/87, NJW 1988, 1778, 1779 [un­ter II 1 c cc]; Pa­landt/Hein­richs, BGB, 64. Aufl., § 323 Rn. 18 und § 281 Rn. 4 m. w. Nachw.) lie­gen nicht vor. Die Be­klag­te hat ei­ne sach- und fach­ge­rech­te Nachla­ckie­rung der un­strei­ti­gen Lack­fehl­stel­le nicht ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert.

Die Be­klag­te hat viel­mehr von An­fang an in den Lack­po­ren ei­nen ga­ran­tie­fä­hi­gen Scha­den er­blickt und des­sen Be­sei­ti­gung an­ge­bo­ten. So­weit sie durch den Kun­den­dienstin­ge­nieur des Her­stel­lers … zu­nächst nur die Mög­lich­keit ei­ner Spot-Re­pa­ra­tur in den Raum ge­stellt hat, stellt dies noch kei­ne ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Ver­wei­ge­rung der Nach­bes­se­rung dar, die ei­ne Nach­frist­set­zung ent­behr­lich wer­den ließ. Die Be­klag­te hat mit die­sem in der Sa­che al­ler­dings un­zu­rei­chen­den An­ge­bot nicht „ein­deu­tig zum Aus­druck ge­bracht, sie wer­de ih­ren Ver­trags­pflich­ten zur sach- und fach­ge­rech­ten Nach­bes­se­rung nicht nach­kom­men, und es da­mit aus­ge­schlos­sen er­schei­nen las­sen, dass sie sich von ei­ner Nach­frist­set­zung mit Ab­leh­nungs­an­dro­hung um­stim­men lie­ße“ (so BGH, Urt. v. 28.03.1995 – X ZR 71/93, NJW-RR 1995, 939, 940 [un­ter I 3 c]). Dies kann an­ge­sichts der ge­sam­ten Um­stän­de des Fal­les und ins­be­son­de­re auf­grund der ei­ge­nen An­ga­ben des Klä­gers und den Er­klä­run­gen des als Par­tei­ver­tre­ter der Be­klag­ten er­schie­ne­nen Kun­den­dienstin­ge­nieurs T im Rah­men ih­rer An­hö­rung durch den Se­nat nicht fest­ge­stellt wer­den.

Dem Klä­ger ging es aus­weis­lich sei­nes ei­ge­nen Schrei­bens vom 26.11.2003 und dem In­halt sei­ner Re­plik auf die Kla­ge­er­wi­de­rung vor­lie­gend we­ni­ger um die Fehl­stel­le im Dach, die er selbst erst am fol­gen­den Tag nach der Ab­ho­lung bei noch in­ten­si­ve­rer Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs be­merkt hat, son­dern viel­mehr „ins­be­son­de­re“ um die „un­ter­schied­li­chen Ober­flä­chen­struk­tu­ren und die feh­len­de Ober­flä­chen­glät­te“ der ge­sam­ten La­ckie­rung, die er selbst als „viel wei­ter rei­chen­de La­ckier­män­gel“ an­ge­se­hen hat. In­so­weit hat der Klä­ger bei sei­ner An­hö­rung durch den Se­nat selbst ein­ge­räumt, dass er nicht et­wa schon im Rah­men der mit dem Kun­den­dienstin­ge­nieur T bei der Be­klag­ten durch­ge­führ­ten Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs und Er­ör­te­rung sei­ner Män­gel­rü­gen die von die­sem zur Spra­che ge­brach­te Spot-Re­pa­ra­tur als fach­lich un­zu­rei­chend zu­rück­ge­wie­sen und die­ser den­noch die an­ge­bo­te­ne Nach­bes­se­rung aus­drück­lich aus­schließ­lich auf ei­ne sol­che Maß­nah­me be­schränkt hat. Viel­mehr ist nach Dar­stel­lung des Klä­gers über die­se Lack­fehl­stel­le nicht mehr wei­ter ge­spro­chen wor­den, son­dern er woll­te in der Fol­ge­zeit er­rei­chen, dass der Lack voll­stän­dig ab­ge­schlif­fen und das Fahr­zeug nach sei­nen Vor­stel­lun­gen ins­ge­samt nachla­ckiert wird. Nur in­so­weit ist der Klä­ger nach sei­ner Er­klä­rung dann nicht wei­ter ge­kom­men, weil er kei­nen ent­schei­dungs­be­rech­tig­ten An­sprech­part­ner mehr er­rei­chen konn­te.

Hin­sicht­lich der von ihm als Man­gel an­er­kann­ten Lack­fehl­stel­le hat der Kun­den­dienstin­ge­nieur T zu­dem er­klärt, dass er zwar von ei­ner Spot-Re­pa­ra­tur der Lack­fehl­stel­le ge­spro­chen ha­be, die Ent­schei­dung der Art der Nach­bes­se­rung … aber grund­sätz­lich den ört­li­chen Fach­be­trie­ben über­las­sen wer­de. Wenn die­se ei­ne … La­ckie­rung des ge­sam­ten Dachs vor­ge­schla­gen hät­ten, was nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen V an­ge­sichts der ge­sam­ten Sach­la­ge aber zu er­war­ten ge­we­sen wä­re, wä­re ei­ne sol­che auch er­folgt.

Da der Klä­ger nicht ein­mal ei­ne kon­kre­te Art der Nach­bes­se­rung des nach den bin­den­den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts al­lein vor­han­de­nen Sach­man­gels ver­langt hat (vgl. zu die­ser Vor­aus­set­zung Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 434 Rn. 27 und § 323 Rn. 13), ist nicht er­sicht­lich, dass ei­ne Spot-Re­pa­ra­tur das letz­te Wort der Be­klag­ten in die­ser An­ge­le­gen­heit war und in­so­weit ei­ne Nach­frist­set­zung für ei­ne von dem Klä­ger als Kfz-Sach­ver­stän­di­gen un­schwer an­zu­ge­ben­de le­ge ar­tis durch­zu­füh­ren­de Nach­bes­se­rung von vorn­her­ein ent­behr­lich wer­den ließ.

Im Ge­gen­teil er­gibt sich aus der Re­plik des Klä­gers auf die Kla­ge­er­wi­de­rung der Be­klag­ten, in der sie an­klin­gen lässt, dass nach ih­rer An­sicht der Klä­ger sein Be­geh­ren auf die­sen Man­gel, für den sie aus­drück­lich ein Nach­bes­se­rungs­recht re­kla­mier­te, gar nicht stüt­zen wol­le, dass er sich al­lein mit ei­ner Nach­bes­se­rung die­ser Lack­fehl­stel­le nicht zu­frie­den­ge­ge­ben hät­te. Er rügt zwar erst­ma­lig die Art der vor­ge­schla­ge­nen Nach­bes­se­rung, zeigt aber kei­ne Al­ter­na­ti­ven auf, son­dern er­klärt aus­drück­lich, dass er nicht „miss­ver­stan­den“ wer­den will: Das Fahr­zeug wei­se viel weit­rei­chen­de­re Män­gel als den von der Be­klag­ten an­er­kann­ten Man­gel auf.

bb) Ei­ne Nach­frist­set­zung war auch nicht ge­mäß § 440 BGB ent­behr­lich. Ei­ne Nach­er­fül­lung durch Nach­bes­se­rung der Lack­fehl­stel­le ist we­der fehl­ge­schla­gen, noch ist sie tech­nisch un­mög­lich oder dem Klä­ger un­zu­mut­bar.

aaa) Auf die ge­setz­li­che Ver­mu­tung des § 440 Satz 2 BGB für ei­ne fehl­ge­schla­ge­ne Nach­er­fül­lung kann sich der Klä­ger nicht be­ru­fen. Da der Klä­ger der Be­klag­ten bis­lang noch kei­ne Ge­le­gen­heit zu der von der Be­klag­ten aus­drück­lich an­ge­bo­te­nen Be­sei­ti­gung der Lack­fehl­stel­le im vor­de­ren Dach­be­reich ge­ge­ben hat, hat die­se auch kei­ne er­folg­lo­sen Nach­bes­se­rungs­ver­su­che un­ter­nom­men.

bbb) Dass kei­ne tech­ni­schen Zwei­fel an der Nach­bes­se­rungs­fä­hig­keit des Lack­feh­lers be­ste­hen, hat schon der vom Land­ge­richt be­auf­trag­te Sach­ver­stän­di­ge S dar­ge­legt. Dies ist von dem Sach­ver­stän­di­gen V in vol­lem Um­fang be­stä­tigt wor­den. Er hat er­klärt, dass die Be­sei­ti­gung der nach sei­nen Fest­stel­lun­gen oh­ne­hin nicht oh­ne Wei­te­res ins Au­ge sprin­gen­den, klei­ne­ren Lack­fehl­stel­le we­der grö­ße­re tech­ni­sche Pro­ble­me auf­wirft oder weit­rei­chen­de Ein­grif­fe in das Fahr­zeug er­for­dert, noch durch die Nachla­ckie­rung des Fahr­zeug­dachs tech­ni­sche Nach­tei­le ent­ste­hen. Dies gilt nach sei­nen Aus­füh­run­gen nicht nur für den Fall, dass die Lack­fehl­stel­le nicht nur, wie er es auf­grund sei­ner Sicht­kon­trol­le für höchst­wahr­schein­lich an­sieht, nicht bis in die Grun­die­rung hin­ein­reicht, son­dern le­dig­lich ei­ne Stö­rung in der Ober­flä­chen­struk­tur dar­stellt. Viel­mehr hat er auf aus­drück­li­ches Nach­fra­gen er­klärt, dass dies auch für ei­ne bis in die Grun­die­rung rei­chen­de Stö­rung zu­trifft.

Der Se­nat hat kei­nen An­lass, den mit den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen S über­ein­stim­men­den Aus­füh­rung des Sach­ver­stän­di­gen V, der ihm aus zahl­rei­chen Ver­fah­ren als be­son­ders fach­kun­dig und sorg­fäl­tig be­kannt ist, nicht zu fol­gen.

So­weit der Klä­ger die An­sicht ver­tritt, dass auch in ei­ner Fach­werk­statt aus­ge­führ­te nach­träg­li­che Fahr­zeug­la­ckie­run­gen ge­gen­über der ur­sprüng­li­chen Werks­la­ckie­rung min­der­wer­tig sei­en, kann dem nicht ge­folgt wer­den. Der Se­nat weiß auf­grund von Be­weis­auf­nah­men in ei­ner Viel­zahl von Ver­fah­ren, in de­nen die­ser Stand­punkt eben­falls ver­tre­ten wur­de, dass sich fach­ge­recht aus­ge­führ­te Werk­statt­la­ckie­run­gen zwar im tech­ni­schen Ver­fah­ren von ei­ner Werks­la­ckie­rung un­ter­schei­den, da­mit aber kei­ne Be­ein­träch­ti­gun­gen in der op­ti­schen und funk­tio­na­len Qua­li­tät der La­ckie­rung ver­bun­den sind (vgl. in­so­weit auch OLG Hamm, Urt. v. 20.04.1998 – 32 U 150/97, NJW-RR, 1998, 1212, 1213; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 09.11.1995 – 13 U 84/94, OLGR 1996, 41, 42).

ccc) Die Nach­bes­se­rung ist dem Klä­ger auch nicht des­halb un­zu­mut­bar, weil sie et­wa nur mit ei­nem ho­hen Auf­wand und weit­rei­chen­den Ein­grif­fen in die Ka­ros­se­rie­struk­tur durch­ge­führt wer­den könn­te, des­halb bei ei­nem Wei­ter­ver­kauf of­fen­ba­rungs­pflich­tig wä­re und zu ei­nem er­heb­li­chen Wert­ver­lust des Fahr­zeu­ges füh­ren wür­de (vgl. in­so­weit et­wa OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 09.11.1995 – 13 U 84/94, OLGR 1996, 41 ff.).

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers er­for­dert die zur Be­sei­ti­gung der Lack­fehl­stel­le er­for­der­li­che Nachla­ckie­rung we­der ei­nen be­trächt­li­che Scha­den­s­po­ten­zia­le ber­gen­den, weit­rei­chen­den Ein­griff in tra­gen­de Ele­men­te der Ka­ros­se­rie­struk­tur we­gen ei­nes et­wa not­wen­di­gen Aus­baus der ver­kleb­ten Front- und Heck­schei­be des Fahr­zeugs, noch führt sie zu ei­nem ho­hen Kos­ten­auf­wand.

Der Sach­ver­stän­di­ge V hat nach­voll­zieh­bar und über­zeu­gend dar­ge­legt, dass die Nachla­ckie­rung des Dachs kei­nen Aus­bau der mit der Ka­ros­se­rie ver­kleb­ten Front- und Heck­schei­be des Fahr­zeugs er­for­dert. Es reicht nach sei­nen An­ga­ben aus, dass der oh­ne­hin kei­ne be­son­de­re tech­ni­sche, son­dern weit­ge­hend nur op­ti­sche Funk­tio­nen be­sit­zen­de Schei­ben­ke­der der Front­schei­de her­aus­ge­nom­men und die Gum­mi­dich­tung der Heck­schei­be ab­ge­ho­ben wird, da­mit nach Ab­de­ckung der Schei­ben der vor­han­de­ne Lack der Dach­flä­che (mit Aus­nah­me des nicht nach­zu­la­ckie­ren­den Schie­be­dach­de­ckels) an der Fehl­stel­le ge­ge­be­nen­falls bis auf die Grun­die­rung mit an­schlie­ßen­dem neu­en Auf­bau der Lack­schich­ten ab­ge­schlif­fen, im Üb­ri­gen nur auf­ge­raut und dann oh­ne (mit Aus­nah­me der durch den Schei­ben­ke­der oder die Gum­mi­dich­tung der Heck­schei­ben ver­deck­ten Farb­ne­bel) sicht­ba­ren An­satz nachla­ckiert wer­den kann. Den er­for­der­li­chen Kos­ten­auf­wand hat der Sach­ver­stän­di­ge V auf­grund des von ihm ein­ge­hol­ten ver­bind­li­chen Kos­ten­vor­an­schla­ges ei­ner auf die La­ckie­rung von Por­sche-Fahr­zeu­gen spe­zia­li­sier­ten Fach­werk­statt mit 541,95 € be­zif­fert. Fach­li­che Ein­wän­de ge­gen die­se Fest­stel­lun­gen hat der da­zu als Kraft­fahr­zeugsach­ver­stän­di­ger aus­rei­chend be­fä­hig­te Klä­ger im Rah­men der Be­weis­auf­nah­me nicht er­ho­ben.

Ins­ge­samt steht so auf­grund der Be­weis­auf­nah­me zur Über­zeu­gung des Se­nats fest, dass der hier vor­lie­gen­de, rein op­ti­sche und klein­flä­chi­ge Pro­duk­ti­ons­man­gel oh­ne Ein­grif­fe in die Ka­ros­se­rie­struk­tur und ver­blei­ben­de tech­ni­sche Qua­li­täts­min­de­run­gen mit ei­nem die Ba­ga­tell­gren­ze nicht über­schrei­ten­den Kos­ten­auf­wand be­ho­ben wer­den kann.

Sol­che Pro­duk­ti­ons­män­gel des La­ckes wer­den auch häu­fi­ger schon im Her­stel­ler­werk durch ei­ne ent­spre­chen­de Nachla­ckie­rung be­sei­tigt und sind vom Käu­fer hin­zu­neh­men, da dies die Neu­wa­gen­ei­gen­schaft des Fahr­zeu­ges nicht in­fra­ge stellt (vgl. in­so­weit BGH, Urt. v. 18.06.1980 – VI­II ZR 185/79, DB 1980, 1836; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 8. Aufl., Rn. 216). Es gibt kei­nen ver­nünf­ti­gen Grund, dies nur des­halb an­ders zu be­ur­tei­len, weil die­ser im Um­fang, Er­schei­nungs­bild, so­wie tech­ni­schen und fi­nan­zi­el­len Be­sei­ti­gungs­auf­wand ge­ring­fü­gi­ge Pro­duk­ti­ons­man­gel nicht schon vor der Aus­lie­fe­rung an den Klä­ger durch das Werk, son­dern erst nach­träg­lich durch ei­ne Fach­werk­statt vor­ge­nom­men wird (vgl. in­so­weit OLG Mün­chen, Urt. v. 25.03.1998 – 30 U 598/97, NJW-RR 1998, 1210; OLG Hamm, Urt. v. 20.04.1998 – 32 U 150/97, NJW-RR 1998, 1212, 1213; s. auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 217 f.).

In­so­weit liegt auch kein zu ei­nem ver­blei­ben­den mer­kan­ti­len Min­der­wert füh­ren­der „of­fen­ba­rungs­pflich­ti­ger Un­fall­scha­den“ vor. Zum ei­nen stellt ein Pro­duk­ti­ons­man­gel bei der La­ckie­rung des Fahr­zeugs kei­nen Un­fall dar. Zum an­de­ren wür­de selbst ei­ne im Um­fang der Lack­fehl­stel­le wäh­rend der Be­sitz­zeit des Klä­gers durch ei­nen Lack­krat­zer er­folg­te Be­schä­di­gung des Fahr­zeugs, die mit dem vom Sach­ver­stän­di­gen V vor­lie­gend fest­ge­stell­ten Auf­wand hät­te fach­ge­recht be­ho­ben wer­den kön­nen, ei­ne nicht of­fen­ba­rungs­pflich­ti­ge Ba­ga­tel­le dar­stel­len, we­gen der kei­ne mer­kan­ti­le Wert­min­de­rung ein­tritt. Ob und in wel­chem Um­fang mög­li­cher­wei­se ei­nem spä­te­ren Käu­fer, dem Grund und Um­fang der Nachla­ckie­rung oh­ne Rechts­pflicht mit­ge­teilt wird, we­gen der Nachla­ckie­rung tat­säch­lich ein Preis­nach­lass zu ge­wäh­ren wä­re, kann da­her da­hin­ste­hen.

Im Üb­ri­gen hat der Klä­ger nach ei­ge­ner Er­klä­rung ge­gen­über dem Se­nat selbst den weit­aus grö­ße­ren und schwer­wie­gen­de­ren Ein­griff durch ein Ab­schlei­fen der ge­sam­ten Lacks des Fahr­zeugs und sei­ne an­schlie­ßen­de (neue) Ge­samt­la­ckie­rung nicht als un­zu­mut­ba­re Nach­bes­se­rung ei­nes von ihm ge­rüg­ten, aber nicht vor­han­de­nen Man­gels an­ge­se­hen, son­dern dies war viel­mehr das Ziel sei­ner ur­sprüng­li­chen Be­mü­hun­gen. …

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