Ei­nem Käu­fer, der wirk­sam von ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist, ste­hen zwar Ver­zugs­zin­sen aus dem vom Ver­käu­fer zu­rück­zu­zah­len­den Kauf­preis zu. Al­ler­dings ent­steht mit dem Rück­tritt ein An­spruch des Ver­käu­fers auf Zah­lung ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung, der den Rück­zah­lungs­an­spruch des Käu­fers min­dert. Um den Zins­an­spruch kor­rekt zu be­rech­nen, müss­te man des­halb den Rück­zah­lungs­an­spruch des Käu­fers mit dem sich mit je­der Nut­zung des Fahr­zeugs ver­än­dern­den An­spruch des Ver­käu­fers auf Zah­lung ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­rech­nen und so­dann ei­ne Ver­zin­sung für die je­weils ver­blei­ben­de For­de­rung an­ord­nen. Dies ist je­doch nicht prak­ti­ka­bel; viel­mehr er­scheint es an­ge­mes­sen, die Hö­he der Haupt­for­de­rung für zwei Zeit­punk­te, in de­nen der Ki­lo­me­ter­stand des Fahr­zeugs be­kannt ist, durch Ver­rech­nung von Kauf­preis und Nut­zungs­ent­schä­di­gung zu er­mit­teln und Zin­sen aus den sich er­ge­ben­den Be­trä­gen zu­zu­spre­chen.

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 22.03.2004 – 6 U 126/04

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt von der Be­klag­ten, die ei­nen Kfz-Meis­ter­be­trieb un­ter­hält und mit Ge­braucht­wa­gen han­delt, die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ein ge­brauch­tes Kraft­fahr­zeug.

Die Par­tei­en schlos­sen am 27.03.2002 ei­nen Kauf­ver­trag über ei­nen ge­brauch­ten Opel As­tra Ca­ra­van mit ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von ca. 87.000. Der ver­ein­bar­te Kauf­preis be­trug 11.700 €. In dem Ver­trag heißt es vor­ge­druckt, das Fahr­zeug wer­de un­ter Aus­schluss je­der Ge­währ­leis­tung ver­kauft. Hand­schrift­lich ist ein­ge­tra­gen „3 Jah­re Ga­ran­tie“. Die Be­klag­te er­klär­te in der Ver­trags­ur­kun­de, ihr sei­en kei­ne Un­fall­schä­den des Fahr­zeugs be­kannt.

Am 08.04.2002 schlos­sen die Par­tei­en ei­nen münd­li­chen Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug. An die­sem Tag zahl­te der Klä­ger 10.750 € in bar; die Be­klag­te hän­dig­te ihm das Fahr­zeug aus, be­hielt den Fahr­zeug­brief je­doch in ih­rem Be­sitz.

Mit­te Ju­ni 2002 ließ der Klä­ger die de­fek­te Licht­ma­schi­ne des Fahr­zeugs er­neu­ern und zahl­te hier­für 331,20 €. Am 14.06.2002 er­teil­te er ei­nen Auf­trag zur Be­gut­ach­tung des Fahr­zeugs. Aus dem an­schlie­ßend er­stell­ten Gut­ach­ten er­gibt sich, dass dem Klä­ger beim Kauf des Fahr­zeugs Lack­be­schä­di­gun­gen be­kannt wa­ren. Der vom Klä­ger be­auf­trag­te Gut­ach­ter stell­te nicht fach­ge­rech­te In­stand­set­zungs­ar­bei­ten im hin­te­ren Be­reich des Fahr­zeugs fest.

Mit Schrei­ben vom 09.08.2002 er­klär­te der Klä­ger we­gen der de­fek­ten Licht­ma­schi­ne und we­gen ei­nes er­heb­li­chen Un­fall­vor­scha­dens ge­gen­über der Be­klag­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Die Be­klag­te wies den Rück­tritt mit Schrei­ben vom 29.08.2002 mit der Be­grün­dung zu­rück, sie ha­be das Fahr­zeug als un­fall­frei an­ge­kauft. Zu­vor ha­be es ein ex­ter­ner Sach­ver­stän­di­ger un­ter­sucht und kei­ne Un­fall­schä­den fest­ge­stellt.

Mit Ur­teil vom 27.08.2004 hat das Land­ge­richt der Kla­ge größ­ten­teils statt­ge­ge­ben, nach­dem der ge­richt­lich be­stell­te Sach­ver­stän­di­ge zu­letzt zu dem Er­geb­nis ge­kom­men war, dass von ei­nem er­heb­li­chen Vor­scha­den am Fahr­zeug des Klä­gers aus­ge­gan­gen wer­den müs­se. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat­te nur ge­rin­gen Er­folg.

Aus den Grün­den: 1. Zu Recht hat das Land­ge­richt die Be­klag­te … ver­ur­teilt, den Kauf­preis ab­züg­lich ge­zo­ge­ner Nut­zun­gen an den Klä­ger zu­rück­zu­zah­len, Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs. Dem Klä­ger steht ein Rück­ab­wick­lungs­an­spruch … nach den §§ 346 I, 348, 437 Nr. 2 BGB … zu.

a) Die Par­tei­en ha­ben mit­ein­an­der ei­nen wirk­sa­men Kauf­ver­trag ge­schlos­sen.

Ei­nen ers­ten, schrift­li­chen Kauf­ver­trag schlos­sen sie am 27.03.2002. An die­sen Kauf­ver­trag ist der Klä­ger ge­mäß § 358 BGB nicht mehr ge­bun­den. Der Kauf­preis soll­te durch ein dem Klä­ger und sei­ner Ehe­frau ge­währ­tes Dar­le­hen fi­nan­ziert wer­den. Bei die­sem Dar­le­hen han­delt es sich um ei­nen Ver­brau­cher­kre­dit ge­mäß § 491 BGB. Der Klä­ger und sei­ne Ehe­frau ha­ben von ih­rem Wi­der­rufs­recht ge­mäß den §§ 495, 355 BGB Ge­brauch ge­macht und in­ner­halb von zwei Wo­chen den Dar­le­hens­ver­trag wi­der­ru­fen. Da­mit war auch der da­mit ver­bun­de­ne Kauf­ver­trag hin­fäl­lig.

Zum Ab­schluss ei­nes wirk­sa­men münd­li­chen Kauf­ver­trags kam es zwi­schen dem Klä­ger und der Be­klag­ten am 08.04.2002. Es ist un­strei­tig, dass der Klä­ger ge­gen Zah­lung von 10.750 € das Fahr­zeug er­hal­ten hat.

Dass die Par­tei­en sich über die Hö­he des Kauf­prei­ses ei­nig wa­ren, war erst­in­stanz­lich un­strei­tig. Zweit­in­stanz­lich be­haup­tet die Be­klag­te nun, die Par­tei­en sei­en sich nicht in vol­lem Um­fang ei­nig ge­we­sen, des­halb ha­be die Be­klag­te den Fahr­zeug­brief zu­rück­ge­hal­ten. Selbst wenn dies den Tat­sa­chen ent­spre­chen soll­te, wür­de dies nicht da­zu füh­ren, dass der Ver­trag ge­mäß § 154 BGB als nich­tig an­zu­se­hen wä­re. Denn die ge­setz­li­che Ver­mu­tung des § 154 BGB ist im vor­lie­gen­den Fall wi­der­legt. Die Par­tei­en ha­ben sich er­kenn­bar ver­trag­lich bin­den wol­len. Der Klä­ger hat den von ihm als ge­schul­det be­trach­te­ten Kauf­preis ent­rich­tet. Die Be­klag­te hat das Fahr­zeug her­aus­ge­ge­ben, sie hat dar­über hin­aus nach der Rück­tritts­er­klä­rung des Klä­gers sei­ne Rück­nah­me kon­klu­dent ver­wei­gert. Dies kann nur so ver­stan­den wer­den, dass auch sie da­von aus­geht, dass sie das Fahr­zeug wirk­sam an den Klä­ger ver­kauft hat.

b) Der In­halt des Kauf­ver­trags er­gibt sich aus der Ur­kun­de des wi­der­ru­fe­nen Kauf­ver­trags vom 27.03.2002. An­ge­sichts des kur­zen zeit­li­chen In­ter­valls zwi­schen den bei­den Ver­trags­schlüs­sen ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die Par­tei­en ih­re Ver­ein­ba­run­gen vom 27.03.2002 auch zum Ge­gen­stand des Kauf­ver­trags vom 08.04.2002 ma­chen woll­ten.

c) Der Klä­ger ist zum Rück­tritt von die­sem Kauf­ver­trag be­rech­tigt, weil das von ihm ge­kauf­te Kraft­fahr­zeug man­gel­haft ist.

aa) Die Be­klag­te konn­te das Rück­tritts­recht des Klä­gers nicht wirk­sam ver­trag­lich aus­schlie­ßen.

Der im Kauf­ver­trags­for­mu­lar vom 27.03.2002 vor­ge­se­he­ne Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss, der auch In­halt des Ver­trags vom 08.04.2002 ge­wor­den ist, ist ge­mäß § 475 I 1 BGB un­wirk­sam. Vor­lie­gend han­delt es sich um ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. des § 474 I BGB. Der Klä­ger hat als Ver­brau­cher ge­mäß § 13 BGB das Fahr­zeug ge­kauft, wie sich aus dem Um­stand er­gibt, dass er den Kauf­preis zu­nächst durch ei­nen Ver­brau­cher­kre­dit fi­nan­zie­ren woll­te. Die Be­klag­te ist Un­ter­neh­mer. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass das ver­kauf­te Fahr­zeug ge­braucht war. Ge­gen­stand ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs kön­nen nicht nur neue Sa­chen, son­dern auch – wie hier – ge­brauch­te Wa­ren sein. Aus­schlag­ge­bend ist al­lein, dass ein Ver­brau­cher ei­ne be­weg­li­che Sa­che von ei­nem Un­ter­neh­mer kauft.

Bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf kann ein Un­ter­neh­mer – an­ders als nach al­tem Recht – dem Ver­brau­cher ge­gen­über das Rück­tritts­recht nicht mehr wirk­sam ab­be­din­gen.

bb) Dem Klä­ger steht ein Rück­tritts­recht zu, weil das Fahr­zeug, das er von der Be­klag­ten er­wor­ben hat, man­gel­haft ist.

Nach dem Er­geb­nis der erst­in­stanz­li­chen Be­weis­auf­nah­me steht fest, dass das Fahr­zeug ei­nen er­heb­li­chen Un­fall er­lit­ten ha­ben muss. Ein Ge­braucht­wa­gen, der ei­nen Un­fall­scha­den auf­weist, ist man­gel­haft im Sin­ne des kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­rechts, es sei denn, es han­delt sich um ei­nen rei­nen Ba­ga­tell­scha­den. Um ei­nen Ba­ga­tell­scha­den han­delt es sich nach dem In­halt der er­gän­zen­den Stel­lung­nah­me des erst­in­stanz­li­chen Gut­ach­ters vom 24.03.2004 ge­ra­de nicht.

So­weit die Be­klag­te im Be­ru­fungs­ver­fah­ren das erst­in­stanz­li­che Be­wei­s­er­geb­nis in Fra­ge stellt, kann sie da­mit – un­ab­hän­gig von den Re­ge­lun­gen der §§ 529 bis 531 ZPO – nicht mehr ge­hört wer­den. Denn sie hat hin­sicht­lich der Exis­tenz ei­nes schwe­ren Un­falls, in den das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ver­wi­ckelt ge­we­sen sein muss, ein ge­richt­li­ches Ge­ständ­nis i. S. des § 288 ZPO ab­ge­ge­ben. Im Schrift­satz vom 06.04.2004 hat sie wört­lich er­klärt, auch sie müs­se „auf­grund der wei­ter­ge­hen­den Sach­ver­stän­di­gen­fest­stel­lun­gen nun­mehr da­von aus­ge­hen, dass das von ihr an den Klä­ger ver­äu­ßer­te Fahr­zeug ei­nen Un­fall­scha­den hat­te. In­so­weit be­steht an ei­ner er­gän­zen­den münd­li­chen An­hö­rung des Sach­ver­stän­di­gen im Ter­min vom 02.07.2004 dies­seits kein Be­darf.“ Da­mit hat sie das Be­strei­ten des Vor­lie­gens ei­nes er­heb­li­chen Un­fall­scha­dens im Schrift­satz vom 12.12.2002 auf­ge­ge­ben.

Das schrift­sätz­li­che Ge­ständ­nis hat zwar al­lein noch kei­ne Wir­kung. Die Be­klag­te nahm dar­auf je­doch in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 02.07.2004 Be­zug, als dort das Be­wei­s­er­geb­nis – oh­ne er­gän­zen­de An­hö­rung des Sach­ver­stän­di­gen – mit den Par­tei­en­ver­tre­tern er­ör­tert wur­de. Da­mit wur­de das Ge­ständ­nis wirk­sam (BGH, NJW-RR 1999, 1113 f.). An die­ses Ge­ständ­nis ist der Se­nat ge­mäß § 535 ZPO ge­bun­den.

So­weit die Be­klag­te im Be­ru­fungs­ver­fah­ren zu ih­rem ur­sprüng­li­chen Be­strei­ten zu­rück­kehrt, ist dies als Wi­der­ruf ih­res Ge­ständ­nis­ses zu wer­ten. Zu ei­nem Wi­der­ruf ge­mäß § 290 ZPO ist sie je­doch nicht be­fugt, weil we­der vor­ge­tra­gen noch sonst er­sicht­lich ist, dass das Ge­ständ­nis durch ei­nen Irr­tum ver­an­lasst wor­den ist.

cc) Ob der Käu­fer ei­ner man­gel­haf­ten ge­brauch­ten Sa­che nach neu­em Recht oh­ne Wei­te­res vom Ver­trag zu­rück­tre­ten kann oder aber den Ver­käu­fer zur Nach­lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che auf­for­dern muss, braucht nicht ent­schie­den zu wer­den. Denn die Be­klag­te hat das Rück­tritts­ver­lan­gen des Klä­gers mit der Be­grün­dung zu­rück­ge­wie­sen, es ha­be kein Un­fall­scha­den vor­ge­le­gen. In ei­nem der­ar­ti­gen Fall ist da­von aus­zu­ge­hen, dass sie da­mit kon­klu­dent auch ei­ne Nach­lie­fe­rung ver­wei­gert hat, so­dass der Klä­ger so­fort zu­rück­tre­ten kann (§ 323 II Nr. 3 BGB).

dd) Dem neu­en Vor­trag der Be­klag­ten im Be­ru­fungs­ver­fah­ren, der Klä­ger ha­be den Man­gel ge­kannt, so­dass er ge­mäß § 442 I 1 BGB sei­ner Ge­währ­leis­tungs­rech­te ver­lus­tig wä­re, braucht nicht nach­ge­gan­gen zu wer­den. Ei­ne ent­spre­chen­de Kennt­nis des Klä­gers muss die Be­klag­te dar­le­gen und be­wei­sen. Hier fehlt es schon an aus­rei­chen­den und nach­voll­zieh­ba­ren Dar­le­gun­gen. Die Be­klag­te, die ei­nen Kfz-Meis­ter­be­trieb un­ter­hält, kann dem Klä­ger nicht ent­ge­gen­hal­ten, er müs­se den Un­fall­scha­den be­merkt ha­ben, der ihr selbst nicht auf­ge­fal­len ist. Es ist we­der vor­ge­tra­gen noch sonst er­sicht­lich, dass der Klä­ger über ei­ne be­son­de­re Sach­kun­de ver­fü­gen wür­de, die es ihm er­mög­licht hät­te, den er­heb­li­chen Un­fall des Fahr­zeugs zu er­ken­nen.

d) Fol­ge des be­rech­tig­ten Rück­tritts des Klä­gers ist, dass die Be­klag­te den Kauf­preis ab­züg­lich ge­zo­ge­ner Nut­zun­gen an ihn zu­rück­zu­zah­len hat, Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung und Über­ga­be des Fahr­zeugs (§§ 346 I, 348 BGB).

aa) Ge­mäß § 346 I BGB muss die Be­klag­te den Kauf­preis zu­rück­zah­len. Hier­von ist ge­mäß § 346 II Nr. 1 BGB der Wert der vom Klä­ger ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen ab­zu­zie­hen.

Nach der Auf­fas­sung des Land­ge­richts müs­sen nach ei­nem Rück­tritt ge­zo­ge­ne Nut­zun­gen von Amts we­gen vom Rück­zah­lungs­an­spruch ab­ge­zo­gen wer­den. Ob die­se Auf­fas­sung zu­tref­fend ist oder nicht, brauch­te nicht ent­schie­den zu wer­den. Denn der Klä­ger, den die­se Rechts­auf­fas­sung al­lein be­nach­tei­ligt, hat das land­ge­richt­li­che Ur­teil nicht an­ge­grif­fen. Im Üb­ri­gen dürf­te die­se Auf­fas­sung des Land­ge­richts auch zu­tref­fend sein. Denn das ur­sprüng­li­che Schuld­ver­hält­nis wan­delt sich in ein Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis um, bei dem die wech­sel­sei­ti­gen Rech­te und Pflich­ten Zug um Zug zu er­fül­len sind (§ 348 BGB). Dies führt da­zu, dass nicht ein­zel­ne Rück­ge­währan­sprü­che kla­ge­wei­se gel­tend ge­macht wer­den kön­nen, oh­ne dass die Ge­gen­an­sprü­che un­be­rück­sich­tigt blei­ben dür­fen.

Das Land­ge­richt hat den Wert je­des ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ters rich­tig er­mit­telt. Zu Recht ist es da­bei da­von aus­ge­gan­gen, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ei­ne zu er­war­ten­de Lauf­leis­tung von nicht nur 150.000 km, son­dern von 200.000 km hat.

Die Recht­spre­chung ging frü­her bei Fahr­zeu­gen, die dem streit­ge­gen­ständ­li­chen ver­gleich­bar sind, von ei­ner zu er­war­ten­den Lauf­leis­tung von 150.000 km aus und sah nur Die­sel­fahr­zeu­ge oder Fahr­zeu­ge der obe­ren und der ge­ho­be­nen Mit­tel­klas­se als sol­che an, bei de­nen ei­ne Lauf­leis­tung von 200.000 km zu er­war­ten sei. Dem wird zu Recht ent­ge­gen­ge­hal­ten, dass dies nicht die wirk­li­che Le­bens­dau­er ei­nes Kraft­fahr­zeugs wi­der­spie­gelt (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 8. Aufl. [2003], Rn. 321 f.). So er­rei­chen Per­so­nen­kraft­wa­gen der mitt­le­ren und ge­ho­be­nen Klas­se auf­grund des ho­hen Qua­li­täts­stan­dards Ge­samt­fahr­leis­tun­gen von 200.000 bis 300.000 km (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn 322).

Der Se­nat schätzt, dass ein Fahr­zeug von der Art des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs min­des­tens 200.000 km lau­fen wird. Das wird auch schon an dem vom Klä­ger ge­zahl­ten Kauf­preis deut­lich, der für ein Fahr­zeug, das im­mer­hin schon 87.000 km ge­lau­fen war, im­mer noch ei­nen Preis be­zahlt hat, der deut­lich über dem hal­ben Neu­preis liegt.

Auf die von der Be­klag­ten auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge, ob die Ge­brauchs­vor­tei­le net­to oder brut­to zu­zu­spre­chen sind, kommt es nicht an. Das Land­ge­richt hat Brut­to­be­trä­ge ab­ge­zo­gen. Das hat der Klä­ger, den dies al­lein be­las­tet, nicht an­ge­foch­ten.

Der vom Land­ge­richt er­mit­tel­te Be­trag pro ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter ist rech­ne­risch rich­tig.

bb) Die Rück­zah­lung des nach Ab­zu­ges des Werts der ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen ver­blei­ben­den Kauf­prei­ses schul­det die Be­klag­te nur Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung und Über­ga­be des Fahr­zeugs. Der Klä­ger will er­sicht­lich das Ei­gen­tum an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug an die Be­klag­te zu­rück­über­tra­gen. Der Se­nat hat den Kla­ge­an­trag klar­stel­lend ent­spre­chend ge­fasst.

So­weit die Be­klag­te im Be­ru­fungs­ver­fah­ren erst­mals be­haup­tet, der Klä­ger sei zur Zu­rück­über­eig­nung nicht in der La­ge, weil er mög­li­cher­wei­se Si­che­rungs­ei­gen­tum ein­ge­räumt ha­be, stellt dies ei­ne Be­haup­tung ins Blaue hin­ein dar, die un­be­acht­lich ist. Kon­kre­te An­halts­punk­te für die­se Be­haup­tung hat die Be­klag­te nicht vor­ge­tra­gen. Üb­li­cher­wei­se ver­lan­gen Kre­dit­ge­ber, die Si­che­rungs­ei­gen­tum be­an­spru­chen, die Aus­hän­di­gung des Kraft­fahr­zeug­briefs. Den Kraft­fahr­zeug­brief hat die Be­klag­te je­doch selbst im Be­sitz, so­dass es un­wahr­schein­lich ist, dass der Klä­ger ei­ne Fi­nan­zie­rung ge­wählt hat, auf­grund de­rer er Si­che­rungs­ei­gen­tum hat ein­räu­men müs­sen.

Da sich der Kraft­fahr­zeug­brief bei der Be­klag­ten be­fin­det und nicht beim Klä­ger, braucht er ihr zur Rück­über­eig­nung nur das Fahr­zeug zu über­ge­ben, den Brief da­ge­gen nicht.

2. Dass sich die Be­klag­te im An­nah­me­ver­zug be­fin­det, ist nicht strei­tig. Für den … Fest­stel­lungs­an­trag be­steht we­gen § 756 I ZPO auch ein Rechts­schutz­in­ter­es­se.

3. Zu Recht be­an­stan­det die Be­klag­te da­ge­gen, dass das Land­ge­richt in vol­lem Um­fang Zin­sen seit dem Zeit­punkt zu­ge­spro­chen hat, in dem sich die Be­klag­te mit der Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses im Ver­zug be­fun­den hat.

Mit dem Rück­tritt sind fort­lau­fend An­sprü­che auf Zah­lung von Nut­zungs­ent­schä­di­gung ent­stan­den, die den Zah­lungs­an­spruch zu­züg­lich Zin­sen min­dern. Wenn man den Zins­an­spruch kor­rekt be­rech­nen woll­te, müss­te man den Rück­zah­lungs­an­spruch des Klä­gers zu­züg­lich Zin­sen mit dem mit je­der Be­nut­zung des Kraft­fahr­zeug ent­ste­hen­den An­spruch der Be­klag­ten auf Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­rech­nen, wo­bei zu­erst die Zin­sen und da­nach die Haupt­for­de­rung zu til­gen wä­ren. Ei­ne Ver­zin­sung müss­te dann für die je­weils noch ver­blei­ben­de Haupt­for­de­rung an­ge­ord­net wer­den. Be­rück­sich­tigt wer­den muss da­bei, dass der Ba­sis­zins­satz sich halb­jähr­lich än­dert.

Es ist je­doch nicht prak­ti­ka­bel, ei­ne Ver­zin­sung auf ei­ne täg­lich oder gar stünd­lich wech­seln­de Haupt­for­de­rung aus­zu­ur­tei­len. Das Land­ge­richt trägt den bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen al­ler­dings nicht aus­rei­chend Rech­nung, wenn es ge­setz­li­che Zin­sen auf den vol­len Kauf­preis seit dem 31.08.2002 zu­spricht.

Der Se­nat hält es für an­ge­mes­sen, die Hö­he der Haupt­for­de­rung für zwei Zeit­punk­te, in de­nen der Ki­lo­me­ter­stand be­kannt ist, durch Ver­rech­nung von Kauf­preis und Nut­zungs­ent­schä­di­gung zu er­mit­teln und Zin­sen auf die da­bei er­mit­tel­ten Be­trä­ge zu­zu­spre­chen.

In der Pro­zess­mit­te am 06.11.2003 hat der erst­in­stanz­li­che Gut­ach­ter ei­ne Erst­be­sich­ti­gung durch­ge­führt und ei­nen Ki­lo­me­ter­stand von 100.380 fest­ge­hal­ten. Am Tag der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat am 22.02.2005 lag der Ki­lo­me­ter­stand bei 110.700. Die­se Zins­be­rech­nung ist na­tur­ge­mäß un­ge­nau, weil sie lau­fen­de Zin­sen auf die Haupt­for­de­rung nicht be­rück­sich­tigt. Sie bie­tet je­doch für bei­de Sei­ten Vor­tei­le, die ein­an­der auf­wie­gen dürf­ten. Güns­tig für den Klä­ger ist da­bei, dass Zin­sen zu­nächst auf den vol­len Kauf­preis be­an­sprucht wer­den kön­nen, güns­tig für die Be­klag­te ist da­bei, dass ab dem Stich­tag die Haupt­for­de­rung sich um den vol­len Nut­zungs­ent­schä­di­gungs­be­trag ver­min­dert und die­ser nicht zu­erst auf die Zin­sen ver­rech­net wird.

4. Dem Kla­ge­an­trag zu 4. konn­te nur teil­wei­se ent­spro­chen wer­den.

a) So­weit der Klä­ger Er­satz der Kos­ten für den Aus­tausch der Licht­ma­schi­ne in Hö­he von 331,20 € gel­tend macht, brauch­te nicht ge­prüft zu wer­den, ob die Be­klag­te schon aus ei­nem von ihr über­nom­me­nen Ga­ran­tie­ver­spre­chen in An­spruch ge­nom­men wer­den kann.

Denn die Be­klag­te ist dem Klä­ger je­den­falls aus § 347 II 1 BGB zur Zah­lung ver­pflich­tet. Dies hat das Land­ge­richt zu­tref­fend fest­ge­stellt. Es kommt nicht dar­auf an, ob die Be­klag­te durch die­se Auf­wen­dun­gen des Klä­gers noch be­rei­chert ist oder nicht, weil es sich um ei­ne not­wen­di­ge, nicht ei­ne sons­ti­ge Ver­wen­dung gem. § 347 II 2 BGB han­delt.

b) Die Be­klag­te schul­det dem Klä­ger da­ge­gen nicht 382,83 €, die die­ser für die Ein­ho­lung des vor­ge­richt­li­chen Gut­ach­tens auf­ge­wandt hat.

Bei die­ser Po­si­ti­on han­delt es sich nicht, wie das Land­ge­richt an­ge­nom­men hat, um ei­nen An­spruch ge­mäß § 284 BGB. Die­se Re­ge­lung be­trifft den Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen. Ver­geb­li­che Auf­wen­dun­gen im Sin­ne die­ser Vor­schrift sind nur sol­che, die im Ver­trau­en auf den Er­halt der Leis­tung ge­macht wer­den. Das Gut­ach­ten stellt in die­sem Sin­ne kei­ne ver­geb­li­che Auf­wen­dung dar. Der Klä­ger hat viel­mehr die Kos­ten für das Gut­ach­ten des­halb auf­ge­wandt, weil er mein­te, mög­li­cher­wei­se zum Rück­tritt be­rech­tigt zu sein.

Der Klä­ger kann die­se Po­si­ti­on auch nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt des Scha­dens­er­sat­zes gel­tend ma­chen. Es ist schon frag­lich, ob die Aus­ga­ben für ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ei­nen Scha­den dar­stel­len kön­nen. Durch die Be­zah­lung des Gut­ach­tens wird das Ver­mö­gen des Klä­gers nicht ver­min­dert. Er hat näm­lich für das Geld mit dem Gut­ach­ten ei­ne ad­äqua­te Ge­gen­leis­tung er­hal­ten.

Selbst wenn man aber in den Kos­ten für den Sach­ver­stän­di­gen ei­nen Scha­den se­hen woll­te, wür­de dem Klä­ger hier ein Scha­dens­er­satz­an­spruch nicht zu­ste­hen. Zwar ist grund­sätz­lich nach neu­em Recht die Gel­tend­ma­chung von Rück­tritt und Scha­dens­er­satz ne­ben­ein­an­der mög­lich (§ 437 BGB). Al­ler­dings hat die Be­klag­te in­so­weit wirk­sam Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus­ge­schlos­sen. An­ders als die Ge­währ­leis­tungs­rech­te Rück­tritt und Min­de­rung kann der Ver­käu­fer auch beim Ver­brauchs­gü­ter­kauf die Scha­dens­er­satz­pflicht wirk­sam aus­schlie­ßen (§ 475 III BGB). Dies ist hier ge­sche­hen …

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