1. Geht der Gläu­bi­ger im Fest­stel­lungs­ver­fah­ren nach § 179 In­sO von dem an­ge­mel­de­ten Rück­zah­lungs­an­spruch aus Wan­de­lung auf die Gel­tend­ma­chung ei­nes Nicht­er­fül­lungs­scha­dens über, so ist die Kla­ge un­zu­läs­sig, wenn die neue For­de­rung nicht zur Ta­bel­le an­ge­mel­det wur­de (im An­schluss an BGH, Urt. v. 27.09.2001 – IX ZR 71/00, WM 2001, 2180).
  2. Ei­ne all­ge­mei­ne Fest­stel­lungs­kla­ge ge­gen den In­sol­venz­ver­wal­ter auf Fest­stel­lung ei­nes un­be­zif­fer­ten In­sol­venz­an­spruchs ist un­zu­läs­sig.

BGH, Ur­teil vom 23.10.2003 – IX ZR 165/02

Sach­ver­halt: Der Klä­ger schloss mit der frü­he­ren Be­klag­ten zu 2, der B-GmbH in Mün­chen (fort­an: Lea­sing­ge­sell­schaft), ei­nen Lea­sing­ver­trag über ei­nen fa­brik­neu­en Pkw. Nach den ein­be­zo­ge­nen All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen trat die Lea­sing­ge­sell­schaft un­ter Über­nah­me des Ri­si­kos ei­ner Zah­lungs­un­fä­hig­keit des Ge­währ­leis­tungs­ver­pflich­te­ten sämt­li­che Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­gen den Lie­fe­ran­ten an den Klä­ger als Lea­sing­neh­mer ab. Die Lea­sing­ge­sell­schaft er­warb das Fahr­zeug von der spä­te­ren Schuld­ne­rin, die es dem Klä­ger über­gab. Ob der Pkw an nicht be­heb­ba­ren Män­geln lei­det, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig.

Am 01.03.2001 wur­de über das Ver­mö­gen der Schuld­ne­rin das In­sol­venz­ver­fah­ren er­öff­net und der Be­klag­te zu 1 (fort­an nur: Be­klag­ter) zum In­sol­venz­ver­wal­ter be­stellt. Mit an die­sen ge­rich­te­tem An­walts­schrei­ben vom 23.04.2001 er­klär­te der Klä­ger ihm ge­gen­über un­ter Be­zug­nah­me auf die Ab­tre­tung der Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che die Wan­de­lung des Kauf­ver­trags und be­gehr­te die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses von 81.700 DM ab­züg­lich ei­ner auf 6.000 DM be­zif­fer­ten Nut­zungs­ent­schä­di­gung. Der Be­klag­te trat dem Wan­de­lungs­be­geh­ren mit Schrei­ben vom 27.04.2001 ent­ge­gen, lehn­te die Er­fül­lung ge­mäß § 103 II In­sO ab und ver­wies den Klä­ger auf die Mög­lich­keit, sei­ne For­de­rung als In­sol­venz­for­de­rung gel­tend zu ma­chen und zur Ta­bel­le an­zu­mel­den.

Der Klä­ger mel­de­te un­ter der An­ga­be des Rechts­grunds „Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis“ den in der Wan­de­lungs­er­klä­rung ge­nann­ten Be­trag zu­züg­lich Zin­sen zur Ta­bel­le an. Der Be­klag­te be­stritt die For­de­rung im Prü­fungs­ter­min.

Mit der Kla­ge hat der Klä­ger – so­weit im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren noch von In­ter­es­se – von dem Be­klag­ten die Zah­lung von 75.700 DM Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Pkw zu­züg­lich Zin­sen aus 81.700DM ab 01.05.2000, hilfs­wei­se die Fest­stel­lung der vor­ge­nann­ten For­de­run­gen Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Pkw als In­sol­venz­for­de­run­gen, wei­ter hilfs­wei­se die Fest­stel­lung ei­nes Scha­den­er­satz­an­spruchs zur In­sol­venz­ta­bel­le in Hö­he von 38.704,79 € vor­mals 75.700 DM) zu­züg­lich Zin­sen und wei­ter hilfs­wei­se die Fest­stel­lung, dass die Lea­sing­ge­sell­schaft dem Grun­de nach ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch ha­be, der – nach noch vor­zu­neh­men­der Be­zif­fe­rung durch die­se – als In­sol­venz­for­de­rung fest­zu­stel­len sei, be­gehrt. Die Vor­in­stan­zen ha­ben die Kla­ge ins­ge­samt ab­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on des Klä­gers, der da­mit sein Be­geh­ren in dem ge­nann­ten Um­fang wei­ter­ver­folg­te, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat aus­ge­führt, dem Klä­ger stän­den ge­gen den Be­klag­ten we­der die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che aus Wan­de­lung des Kauf­ver­trags und auf Fest­stel­lung des An­spruchs auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Pkw noch die mit den wei­te­ren Hilfs­an­trä­gen ver­folg­te Fest­stel­lung von Scha­dens­er­satz­for­de­run­gen we­gen der Ab­leh­nung der Wan­de­lung des Kauf­ver­trags zu.

1. Ei­ne Ver­ur­tei­lung des be­klag­ten In­sol­venz­ver­wal­ters zur Leis­tung sei nur mög­lich, wenn es sich um ei­ne Mas­se­schuld han­de­le (vgl. § 87 In­sO). Dies set­ze vor­aus, dass der In­sol­venz­ver­wal­ter ent­spre­chend § 103 In­sO die Er­fül­lung des Wan­de­lungs­schuld­ver­hält­nis­ses ver­lan­ge. Im Streit­fall ha­be der Be­klag­te als In­sol­venz­ver­wal­ter deut­lich ge­macht, dass er den Wan­de­lungs­an­spruch nicht voll­zie­hen wer­de, und zwar selbst für den Fall ei­ner ge­richt­li­chen Fest­stel­lung ei­nes Wan­de­lungs­grun­des.

2. Der ers­te Hilfs­an­trag auf Fest­stel­lung ei­nes Zug um Zug zu er­fül­len­den Wan­de­lungs­an­spruchs als In­sol­venz­for­de­rung zur Ta­bel­le schei­te­re dar­an, dass die In­sol­venz­ord­nung kei­ne den §§ 756, 765 ZPO (Zwangs­voll­stre­ckung bei Leis­tung Zug um Zug) ent­spre­chen­de Re­ge­lung ken­ne.

3. Die erst­mals in der Be­ru­fungs­in­stanz ge­gen den Be­klag­ten gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che auf Fest­stel­lung ei­ner Scha­dens­er­satz­for­de­rung zur In­sol­venz­ta­bel­le sei­en zwar als sach­dien­lich zu­zu­las­sen, aber gleich­falls nicht be­grün­det. Denn dem Klä­ger ver­blei­be als In­sol­venz­for­de­rung al­len­falls ein aus § 103 II 2 In­sO her­rüh­ren­der Scha­dens­er­satz­an­spruch mit dem Wert sei­nes Rechts auf Wan­de­lung, der in be­zif­fer­ba­rer Hö­he im In­sol­venz­ver­fah­ren hät­te an­ge­mel­det wer­den kön­nen und müs­sen. Nach dem nicht be­strit­te­nen Vor­trag des Be­klag­ten ha­be der Klä­ger als Grund für die bis­lang an­ge­mel­de­te For­de­rung le­dig­lich das Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis, al­so kei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch, an­ge­ge­ben, so­dass sich der vor­lie­gen­de Aus­zug aus der Ta­bel­le nur auf den Kauf­preis­rück­zah­lungs­an­spruch oh­ne Be­rück­sich­ti­gung des Wer­tes des Pkw be­zie­he. Auch ei­ne Scha­dens­er­satz­for­de­rung ha­be der Klä­ger nicht hin­rei­chend dar­ge­legt. Da er die­se aus ab­ge­tre­te­nem Recht der Lea­sing­ge­sell­schaft we­gen der Ab­leh­nung der Wan­de­lung durch den Be­klag­ten mit dem Wert des ver­meint­li­chen Wan­de­lungs­rechts hät­te be­zif­fern, im In­sol­venz­ver­fah­ren zur Ta­bel­le an­mel­den und im Fal­le des Wi­der­spruchs Kla­ge ge­gen den Be­klag­ten als In­sol­venz­ver­wal­ter auf Fest­stel­lung zur Ta­bel­le hät­te er­he­ben kön­nen, be­ste­he für den letz­tran­gi­gen Hilfs­an­trag auf all­ge­mei­ne Fest­stel­lung ei­nes dem Grun­de nach be­rech­tig­ten Scha­dens­er­satz­an­spruchs der Lea­sing­ge­sell­schaft schon nicht das nach § 256 I ZPO er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se.

II. Die­se Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts hal­ten der recht­li­chen Nach­prü­fung im We­sent­li­chen stand. Die Fest­stel­lungs­an­trä­ge sind al­ler­dings teil­wei­se un­zu­läs­sig. Mit die­ser Maß­ga­be ist die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen.

1. Die Zah­lungs­kla­ge ist un­be­grün­det.

a) Nach ei­ner in der rechts­wis­sen­schaft­li­chen Li­te­ra­tur ganz über­wie­gend ver­tre­te­nen Mei­nung, die sich auf ei­ne Ent­schei­dung des Reichs­ge­richts (RG LZ 1915, 217 f un­ter Nr. 17) und auf ei­ne äl­te­re Ent­schei­dung des BGH (Urt. v. 14.12.1960 – VI­II ZR 24/60, WM 1961, 482, 485 f.; of­fen­ge­las­sen im Urt. v. 07.03.2002 – IX ZR 457/99, BGHZ 150, 138, 148) stüt­zen kann, ist § 103 In­sO (vor­mals § 17 KO) nicht nur auf die Er­fül­lung ge­gen­sei­ti­ger Ver­trä­ge, son­dern sinn­ge­mäß auch auf Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis­se auf ver­trag­li­cher Grund­la­ge an­zu­wen­den (vgl. Ja­e­ger/Henckel, KO, 9. Aufl., § 17 Rn. 28, 91 ff.; Henckel, FS Wie­acker, 1978, S. 366, 370 ff.; Münch­Komm-In­sO/Kreft/Hu­ber, 2002, § 103 Rn. 86, 139 f.; Stau­din­ger/Kes­sal-Wulf, BGB, Neu­be­arb. 2001, § 9 Ver­brKrG Rn. 101; HK-In­sO/Ma­rotz­ke, 2. Aufl., § 103 Rn. 11; Ma­rotz­ke, Ge­gen­sei­ti­ge Ver­trä­ge im neu­en In­sol­venz­recht, 3. Aufl., Rn. 4.125; Kil­ger/K. Schmidt, In­sol­venz­ge­set­ze, 17. Aufl., § 17 KO Anm. 2c; Tin­tel­not, in: Küb­ler/Prüt­ting, In­sO, § 103 Rn. 14; Uh­len­bruck/Ber­scheid, In­sO, 12. Aufl., § 103 Rn. 31).

b) Ob ei­ner sol­chen er­wei­tern­den Aus­le­gung im An­wen­dungs­be­reich des § 103 In­sO im All­ge­mei­nen zu­zu­stim­men ist, kann auf sich be­ru­hen. Eben­so kann die wei­te­re Fra­ge of­fen­blei­ben, ob dies auch dann gilt, wenn – wie im Streit­fall – der Käu­fer der man­gel­haf­ten Sa­che den Kauf­preis be­reits voll­stän­dig ge­zahlt, da­mit sei­ne Käu­fer­pflicht voll er­füllt hat und das Wan­de­lungs­be­geh­ren erst nach Ver­fah­rens­er­öff­nung ge­stellt wird (s. hier­zu ins­be­son­de­re Henckel, a. a. O., S. 366, 374; Ma­rotz­ke, a. a. O., Rn. 4.125 f.). Schließ­lich be­darf es kei­ner Ent­schei­dung, wel­chen Ein­fluss die Wan­de­lungs­theo­ri­en auf ei­ne wäh­rend des lau­fen­den In­sol­venz­ver­fah­rens er­klär­te Wan­de­lung ha­ben (s. hier­zu Ja­e­ger/Henckel, a. a. O., § 17 Rn. 92). Denn die auf­sei­ten des Schuld­ners ent­stan­de­ne Pflicht zur Rück­ge­währ schon vor Ver­fah­rens­er­öff­nung er­brach­ten Leis­tun­gen kann al­len­falls dann Mas­se­ver­bind­lich­keit i. S. des § 55 I Nr. 2 In­sO sein, wenn der In­sol­venz­ver­wal­ter die Er­fül­lung des Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis­ses ver­langt (vgl. Henckel, a. a. O., S. 366, 374 f.; Ma­rotz­ke, a. a. O., Rn. 4.126). Das set­ze im Streit­fall vor­aus, dass der Be­klag­te den über­eig­ne­ten und über­ge­be­nen Pkw zu­rück­ver­langt hät­te. Nur in die­sem Fall könn­te er (ent­spre­chend) §§ 103, 55 I Nr. 2 In­sO ver­pflich­tet sein, den Kauf­preis aus der Mas­se zu­rück­zu­zah­len.

Dies hat das Be­ru­fungs­ge­richt rechts­feh­ler­frei ver­neint. Der Be­klag­te hat die Er­fül­lung des Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis­ses nicht ver­langt. Viel­mehr hat er sich un­strei­tig ge­gen­über dem da­ma­li­gen an­walt­li­chen Ver­tre­ter des Klä­gers da­hin er­klärt, er wer­de den – auch hin­sicht­lich der tat­säch­li­chen Vor­aus­set­zun­gen be­strit­te­nen – Wan­de­lungs­an­spruch nicht voll­zie­hen. Da­mit hat er ei­ne Er­fül­lung ab­ge­lehnt. Die­se tatrich­ter­li­che Wür­di­gung nimmt die Re­vi­si­on hin.

c) Sie sieht in­des in der Ab­leh­nung der Er­fül­lung durch den Be­klag­ten im An­schluss an die Ent­schei­dung BGH, Urt. v. 09.07.1986 – VI­II ZR 232/85, BGHZ 98, 160, 168, ei­nen Ver­stoß ge­gen Treu und Glau­ben (§ 242 BGB). Die Ab­leh­nung sei treu­wid­rig und un­be­acht­lich, weil die Schuld­ne­rin le­dig­lich „Durch­lauf­sta­ti­on“ ge­we­sen sei und das Fahr­zeug im Rah­men des Ver­trags­händ­ler­ver­trags ge­gen Er­stat­tung des Kauf­prei­ses an den Her­stel­ler zu­rück­ge­ge­ben wer­den kön­ne. Hier­zu sei auch der In­sol­venz­ver­wal­ter be­fugt. Die­sen Er­wä­gun­gen kann der Se­nat nicht fol­gen.

aa) Ob die Er­fül­lungsa­b­leh­nung ge­gen­über dem Ver­trags­part­ner des Schuld­ners nach § 103 II 1 In­sO über­haupt ei­ne Treu­wid­rig­keit oder ei­ne un­zu­läs­si­ge Rechts­aus­übung nach § 242 BGB mit der Fol­ge dar­stel­len kann, dass der In­sol­venz­ver­wal­ter zur Er­fül­lung des Rück­ab­wick­lungs­an­spruchs der Ge­gen­sei­te ver­pflich­tet ist (s. hier­zu Münch­Komm-In­sO/Kreft/Hu­ber, a. a. O., § 103 Rn. 203; HK-In­sO/Ma­rotz­ke, a. a. O., § 103 Rn. 68), kann hier da­hin­ge­stellt blei­ben. Die Pro­blem­la­ge, die An­lass zu der von der Re­vi­si­on an­ge­führ­ten, ver­ein­zelt ge­blie­be­nen Ent­schei­dung des BGH ge­ge­ben hat – die An­wen­dung des § 17 KO in der In­sol­venz des Vor­be­halts­ver­käu­fers – ist durch § 107 I In­sO er­le­digt.

bb) Das Vor­brin­gen des Klä­gers recht­fer­tigt es nicht, das Wahl­recht des In­sol­venz­ver­wal­ters nach § 103 In­sO aus­nahms­wei­se zu ver­nei­nen. Die­ses be­zweckt in ers­ter Li­nie, es dem Ver­wal­ter zu er­mög­li­chen, ei­nen von kei­ner Sei­te be­reits voll­stän­dig er­füll­ten Ver­trag zum Vor­teil der Mas­se und da­mit der Gläu­bi­ger­ge­samt­heit aus­zu­füh­ren (BGH, Urt. v. 07.03.2002 – IX ZR 457/99, BGHZ 150, 138, 148; st. Rspr.). Selbst wenn die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­gen Rück­ga­be des Pkw für die In­sol­venz­mas­se oh­ne Nach­teil wä­re, folgt dar­aus kein Vor­teil für die Ge­samt­heit der In­sol­venz­gläu­bi­ger, son­dern ein Vor­teil al­lein für den Klä­ger, der sonst wie al­le an­de­ren Gläu­bi­ger auf die Gel­tend­ma­chung ei­ner ge­wöhn­li­chen In­sol­venz­for­de­rung be­schränkt wä­re. Ist aber ein An­spruch des Gläu­bi­gers al­lein we­gen der Be­son­der­hei­ten des In­sol­venz­ver­fah­rens nicht durch­zu­set­zen, kann dies grund­sätz­lich nicht zu ei­ner An­wen­dung des § 242 BGB füh­ren (vgl. BGH, Urt. v. 20.12.2001 – IX ZR 401/99, BGHZ 149, 326, 332).

Im Üb­ri­gen über­sieht die Re­vi­si­on, dass die Mas­se im Fal­le der Rück­ab­wick­lung die üb­li­che Ge­winn­span­ne des Ver­trags­händ­lers ver­lö­re.

2. Der ers­te Hilfs­an­trag ist eben­falls un­be­grün­det. Die be­gehr­te Fest­stel­lung ei­nes An­spruchs auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses aus Wan­de­lung (§§ 467, 346 BGB a.F.) Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Pkw zur In­sol­venz­ta­bel­le ist recht­lich nicht mög­lich.

Die in­sol­venz­recht­li­che gleich­mä­ßi­ge Be­frie­di­gung der Gläu­bi­ger aus der Mas­se ist nur durch­führ­bar, wenn sich die For­de­run­gen für die Be­rech­nung der Quo­te eig­nen. Des­halb sind nach § 45 Satz 1 In­sO For­de­run­gen, die nicht auf Geld ge­rich­tet sind oder de­ren Geld­be­trag un­be­stimmt ist, mit dem Wert gel­tend zu ma­chen, der für die Zeit der Er­öff­nung des In­sol­venz­ver­fah­rens ge­schätzt wer­den kann. Hier­zu rech­nen un­ter an­de­rem An­sprü­che auf Nach­bes­se­rung und Män­gel­be­sei­ti­gung so­wie auf Rück­ge­währ von Ge­gen­stän­den in­fol­ge Wan­de­lung des Kauf­ver­trags (vgl. RG, Urt. v. 30.01.1907 – Rep. V. 153/06, RGZ 65, 132, 133 f.; Münch­Komm-In­sO/Lwow­ski/Bit­ter, 2001, § 45 Rn. 7; Hol­zer, in: Küb­ler/Prüt­ting, In­sO, § 45 Rn. 3). Die von der Re­vi­si­on ge­for­der­te recht­li­che Ge­stal­tungs­mög­lich­keit, auch Zug-um-Zug-Leis­tun­gen zur In­sol­venz­ta­bel­le an­mel­den zu kön­nen, gä­be dem Gläu­bi­ger ent­ge­gen §§ 45, 174 II In­sO das in­sol­venz­fes­te Recht, den Kauf­ver­trag ge­gen den Wil­len des In­sol­venz­ver­wal­ters – wenn auch hin­sicht­lich des Kauf­preis­rück­zah­lungs­an­spruchs auf die Quo­te be­schränkt – rück­ab­zu­wi­ckeln. Hier­für gibt es kei­ne ge­setz­li­che Grund­la­ge (vgl. Ja­e­ger/Henckel, a. a. O. § 17 Rn. 92; un­klar Münch­Komm-In­sO/Kreft/Hu­ber, a. a. O., § 103 Rn. 139 a. E.). Der Ver­trag zwi­schen der Lea­sing­ge­sell­schaft und der Schuld­ne­rin, auf den der Klä­ger sei­nen Rück­nah­me­an­spruch ge­gen den Be­klag­ten stützt, wirkt als schuld­recht­li­che Ver­ein­ba­rung nur nach Maß­ga­be der §§ 103 ff. In­sO ge­gen die In­sol­venz­mas­se (vgl. BGH, Urt. v. 10.07.2003 – IX ZR 119/02, WM 2003, 1737, 1738). Die­se Vor­schrif­ten sind nicht ab­ding­bar (§ 119 In­sO). Die In­sol­venz­ord­nung selbst kennt in dem Fest­stel­lungs- und Ver­tei­lungs­ver­fah­ren nach §§ 174 ff. In­sO kei­ne den §§ 756, 765 ZPO ent­spre­chen­de Re­ge­lung.

3. Die üb­ri­gen, wei­ter hilfs­wei­se gel­tend ge­mach­ten Fest­stel­lungs­an­trä­ge sind un­zu­läs­sig.

a) So­weit der Klä­ger die Fest­stel­lung ei­nes auf Zah­lung ge­rich­te­ten be­zif­fer­ten Scha­dens­er­satz­an­spruchs zur In­sol­venz­ta­bel­le be­gehrt, fehlt es an der Pro­zess­vor­aus­set­zung, dass die For­de­rung, de­ren Be­ste­hen fest­ge­stellt wer­den soll, vom Ver­wal­ter oder ei­nem an­de­ren Gläu­bi­ger ganz oder teil­wei­se nicht an­er­kannt wor­den ist (vgl. §§ 87, 179 I, 180 I 1 In­sO).

aa) Der Grund für das vor­ran­gig zu be­trei­ben­de An­mel­dungs- und Prü­fungs­ver­fah­ren liegt dar­in, dass das Fest­stel­lungs­ur­teil ge­gen­über dem In­sol­venz­ver­wal­ter und al­len Gläu­bi­gern wirkt (§ 183 I In­sO); die­se müs­sen zu­nächst selbst Ge­le­gen­heit er­hal­ten, die an­ge­mel­de­te For­de­rung zu prü­fen und ge­ge­be­nen­falls zu be­strei­ten. Maß­ge­bend für die­se Prü­fung ist der Sach­ver­halt, der in der An­mel­dung an­ge­ge­ben wor­den ist (vgl. § 174 II In­sO).

Die­ser Sach­ver­halt (der „Grund“ des An­spruchs) be­stimmt, so­weit die For­de­rung als an­er­kannt in die Ta­bel­le ein­ge­tra­gen wird, den Um­fang der Rechts­kraft der Ein­tra­gung ge­gen­über den Gläu­bi­gern (vgl. § 178 III In­sO) und, so­weit die For­de­rung be­strit­ten wird, den Um­fang der Rechts­kraft des im Fest­stel­lungs­pro­zess er­ge­hen­den Ur­teils. Wird der in der An­mel­dung an­ge­ge­be­ne An­spruchs­grund in die Ta­bel­le nicht ein­ge­tra­gen, ist die­se ge­ge­be­nen­falls zu be­rich­ti­gen (vgl. Uh­len­bruck/Sinz,, In­sO, 12. Aufl., § 175 Rn. 10). Wird der Grund des An­spruchs im Lau­fe des Ver­fah­rens ge­än­dert, be­darf es ei­ner neu­en An­mel­dung; oh­ne sie ist ei­ne auf den an­de­ren An­spruchs­grund ge­stütz­te Fest­stel­lungs­kla­ge eben­so un­zu­läs­sig wie ei­ne Kla­ge oh­ne je­de An­mel­dung (BGH, Urt. v. 27.09.2001 – IX ZR 71/00, WM 2001, 2180, 2181 [zu § 11 III Ge­sO]; s. fer­ner BGH, Urt. v. 21.02.2000 – II ZR 231/98, WM 2000, 891, 892 [zu § 146 I KO]).

bb) Nach dem hier vor­ge­tra­ge­nen und fest­ge­stell­ten Sach­ver­halt liegt ei­ne Kla­ge­än­de­rung vor. Dies be­stimmt sich nach in­sol­venz­recht­li­chen Grund­sät­zen (BGH, Urt. v. 23.06.1988 – IX ZR 172/87, ZIP 1988, 979, 980). Der Klä­ger hat als Grund für die bis­lang an­ge­mel­de­te For­de­rung das „Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis“, nicht aber ei­nen „Nicht­er­fül­lungs­an­spruch“ ge­gen den In­sol­venz­ver­wal­ter an­ge­ge­ben. Der be­nann­te An­spruchs­grund kor­re­spon­diert mit der Hö­he der an­ge­mel­de­ten (Haupt-)For­de­rung, die wie­der­um dem vor­pro­zes­su­al be­an­spruch­ten Rück­zah­lungs­be­trag ge­mäß An­walts­schrei­ben vom 23.04.2001 ent­spricht (Kauf­preis ab­züg­lich Nut­zungs­ent­schä­di­gung). Die­ses Rechts­schutz­ziel stimmt mit der nun­mehr hilfs­wei­se ver­folg­ten Nicht­er­fül­lungs­for­de­rung nicht über­ein. Die­se kann erst ent­ste­hen, wenn der In­sol­venz­ver­wal­ter nicht Er­fül­lung des Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis­ses ver­langt oder ei­ne Er­fül­lung ab­lehnt. In­halt­lich ist die Nicht­er­fül­lungs­for­de­rung auf den Dif­fe­renz­be­trag ge­rich­tet, der nach Ver­rech­nung der in Geld aus­ge­drück­ten bei­der­seits noch of­fe­nen Haupt­leis­tun­gen ver­bleibt (vgl. Tin­tel­not, in: Küb­ler/Prüt­ting, a. a. O., § 103 Rn. 97).

Die erst­mals in dem Be­ru­fungs­rechts­zug hilfs­wei­se vor­ge­nom­me­ne Er­wei­te­rung des Rechts­schutz­be­geh­rens um die Fest­stel­lung ei­nes Nicht­er­fül­lungs­an­spruchs zur Ta­bel­le er­schöpft sich des­halb nicht in ei­ner an­de­ren recht­li­chen Qua­li­fi­zie­rung der schon an­ge­mel­de­ten For­de­rung, wie die Re­vi­si­on meint. We­gen der dar­ge­stell­ten Be­deu­tung des An­spruchs­grun­des für das Prü­fungs­ver­fah­ren und die Be­stim­mung des Ge­gen­stands der Ta­bel­len­ein­tra­gung und des Fest­stel­lungs­ur­teils be­darf es des­halb nach §§ 87, 177 I In­sO ei­ner neu­en – er­gän­zen­den – An­mel­dung (vgl. BGH, Urt. v. 27.09.2001 – IX ZR 71/00, WM 2001, 2180, 2181 [zu § 11 III Ge­sO]). Die­se ist nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts bis­lang un­ter­blie­ben.

b) Der letz­tran­gig ge­stell­te Hilfs­an­trag fest­zu­stel­len, dass die Lea­sing­ge­sell­schaft dem Grun­de nach ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch ha­be, der – nach noch vor­zu­neh­men­der Be­zif­fe­rung durch die­se – als In­sol­venz­for­de­rung fest­zu­stel­len sei, ist aus dem­sel­ben Grun­de un­zu­läs­sig. § 87 In­sO, nach dem In­sol­venz­gläu­bi­ger ih­re For­de­run­gen nur nach den Vor­schrif­ten über das In­sol­venz­ver­fah­ren ver­fol­gen kön­nen, ist ab­schlie­ßend. Er soll die Gleich­stel­lung der Gläu­bi­ger (par con­di­tio credi­to­rum) si­chern und lässt des­halb jeg­li­che Gel­tend­ma­chung der For­de­rung nur nach den Vor­schrif­ten des In­sol­venz­rechts zu (vgl. Lü­ke, in: Küb­ler/Prüt­ting, In­sO, § 87 Rn. 2; Uh­len­bruck/Uh­len­bruck, In­sO, 12. Aufl., § 87 Rn. 2). Dies um­fasst grund­sätz­lich al­le Kla­ge­ar­ten, al­so auch die Fest­stel­lungs­kla­ge, wenn sie – wie hier – die In­sol­venz­mas­se be­trifft (vgl. BGH, Urt. v. 18.04.2002 – IX ZR 161/01, BGHZ 150, 305, 309 un­ter III 2 a; Münch­Komm-In­sO/Schu­ma­cher, 2001, vor §§ 85–87 Rn. 30). Ei­ne Be­schrän­kung des An­wen­dungs­be­reichs der Vor­schrift auf die Leis­tungs­kla­ge er­öff­ne­te Um­ge­hungs­mög­lich­kei­ten, ent­wer­te­te das vor­ran­gi­ge Ver­fah­ren nach § 174 ff. In­sO und lie­fe dem Sinn und Zweck die­ser Vor­schrif­ten zu­wi­der.

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