Auch un­ter Kfz-Händ­lern, die mit ge­brauch­ten, aus be­en­de­ten Lea­sing­ver­trä­gen stam­men­den Kraft­fahr­zeu­gen han­deln, gilt der Grund­satz, dass der gu­te Glau­be des Er­wer­bers an das Ei­gen­tum bzw. die Ver­fü­gungs­be­fug­nis des Ver­äu­ße­rers nur ge­schützt ist, wenn er sich zu­min­dest den Kfz-Brief vor­le­gen lässt. Ver­zich­tet der Er­wer­ber hier­auf in der An­nah­me, der Brief be­fin­de sich noch bei der Lea­sings­ge­sell­schaft, trägt das Ri­si­ko, dass der Ver­äu­ße­rer nicht ein­mal ver­fü­gungs­be­fugt ist.

BGH, Ur­teil vom 13.05.1996 – II ZR 222/95

Sach­ver­halt: Die kla­gen­de Spar­kas­se hat­te der – in­zwi­schen in­sol­ven­ten – Au­to­haus S-GmbH Kre­di­te ge­währt. Zu de­ren Si­che­rung wur­den zu­letzt un­ter dem 05.02.1993 zwei Raum­si­che­rungs­ver­trä­ge ge­schlos­sen, nach de­nen sämt­li­che auf dem Be­triebs­ge­län­de der S-GmbH vor­han­de­nen oder dort­hin ver­brach­ten Ge­braucht­fahr­zeu­ge an die Klä­ge­rin zur Si­cher­heit über­eig­net wur­den. In Nr. 4.2 die­ser Ver­trä­ge heißt es un­ter an­de­rem:

„Der Si­che­rungs­ge­ber hän­digt der Spar­kas­se die Kfz-Brie­fe der als Si­cher­heit die­nen­den Fahr­zeu­ge aus. Die Über­ga­be der als Si­cher­heit die­nen­den Fahr­zeu­ge an die Spar­kas­se wird durch fol­gen­de Ver­ein­ba­run­gen er­setzt: Die Spar­kas­se be­lässt dem Si­che­rungs­ge­ber, da­mit er sei­nen Be­trieb im bis­he­ri­gen Rah­men ord­nungs­ge­mäß wei­ter­füh­ren kann, den un­mit­tel­ba­ren Be­sitz der als Si­cher­heit die­nen­den Fahr­zeu­ge und ge­stat­tet ihm, die in ih­rem Ei­gen­tum ste­hen­den Fahr­zeu­ge im ei­ge­nen Na­men, je­doch im In­ter­es­se der Spar­kas­se zu ver­kau­fen … Die Spar­kas­se kann das Be­sitz­recht wi­der­ru­fen, wenn sie dies für er­for­der­lich hal­ten darf.“

Die be­klag­te GmbH han­delt mit Ge­braucht­wa­gen und stand seit vie­len Jah­ren mit der S-GmbH in Ge­schäfts­be­zie­hun­gen und hat da­bei viel­fach von ihr gleich­zei­tig meh­re­re Ge­braucht­wa­gen er­wor­ben. So kauf­te die Be­klag­te auch am 17.03.1993 ins­ge­samt neun ge­brauch­te Kraft­fahr­zeu­ge zum Ge­samt­preis von 152.000 DM, der auf ein bei der Klä­ge­rin ge­führ­tes Ge­schäfts­kon­to der S-GmbH, nicht je­doch auf ein ei­gens ein­ge­rich­te­tes „Ge­braucht­wa­gen­kon­to“ über­wie­sen wur­de. Die Be­klag­te nahm die Fahr­zeu­ge mit, er­hielt aber nur für fünf von ih­nen gleich­zei­tig die Kfz-Brie­fe.

Zwei die­ser Pkw, für die die S-GmbH Kraft­fahr­zeug­brie­fe nicht vor­le­gen konn­te, hat die Klä­ge­rin im vor­lie­gen­den Rechts­streit zu­nächst von der Be­klag­ten mit der Be­grün­dung her­aus­ver­langt, sie sei Ei­gen­tü­me­rin der Fahr­zeu­ge, zu de­ren Ver­äu­ße­rung die S-GmbH je­den­falls Mit­te März 1993 nicht mehr be­rech­tigt ge­we­sen sei. Nach­dem die Pkw wäh­rend des Rechts­streits ein­ver­ständ­lich ver­äu­ßert wur­den, strei­ten die Par­tei­en mit Kla­ge und Wi­der­kla­ge dar­um, wem der Ver­kaufs­er­lös zu­steht.

Das Land­ge­richt hat dem Be­geh­ren der Klä­ge­rin ent­spro­chen; das Ober­lan­des­ge­richt hat um­ge­kehrt ent­schie­den. Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin hat­te Er­folg und führ­te zur Zu­rück­ver­wei­sung der Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt.

Aus den Grün­den: 1. Das Be­ru­fungs­ge­richt geht da­von aus, dass die Klä­ge­rin auf­grund der bei­den Raum­si­che­rungs­ver­trä­ge vom 05.02.1993 Ei­gen­tü­me­rin der bei­den Kraft­wa­gen ge­wor­den war. Dies lässt Rechts­feh­ler nicht er­ken­nen und wird in der Re­vi­si­ons­in­stanz auch von der Be­klag­ten nicht mehr in­fra­ge ge­stellt. Ob die S-GmbH – wo­für je­den­falls der Wort­laut der Raum­si­che­rungs­ver­trä­ge spricht – er­mäch­tigt war, die an die Klä­ge­rin si­che­rungs­über­eig­ne­ten Fahr­zeu­ge im ord­nungs­ge­mä­ßen Ge­schäfts­ver­kehr wei­ter­zu­ve­r­äu­ßern, hat es nicht ge­prüft, son­dern zu­guns­ten der Klä­ge­rin un­ter­stellt, dass die­se Er­mäch­ti­gung je­den­falls im Zeit­punkt der Ver­äu­ße­rung der Pkw an die Be­klag­te nicht mehr be­stan­den, die S-GmbH al­so als Nicht­be­rech­tig­te ge­han­delt hat. Nach An­sicht des Ober­lan­des­ge­richts hat die Klä­ge­rin mit ih­rem Be­geh­ren aber des­we­gen kei­nen Er­folg, weil die Be­klag­te das Ei­gen­tum an.​den bei­den Pkw gut­gläu­big er­wor­ben hat: Die­se ha­be oh­ne gro­be Fahr­läs­sig­keit auf die Ver­fü­gungs­be­fug­nis der S-GmbH ver­trau­en kön­nen; da sie jah­re­lang ähn­li­che Ge­schäf­te mit der S-GmbH ab­ge­wi­ckelt und des­we­gen ge­wusst ha­be, dass die Kfz-Brie­fe der von ihr über­nom­me­nen Au­to­mo­bi­le teil­wei­se noch bei den Lea­sing­ge­sell­schaf­ten la­gen und erst dort ab­ge­for­dert wer­den muss­ten, ha­be sie kei­nen Ver­dacht schöp­fen müs­sen, dass für die bei­den Per­so­nen­wa­gen, um de­ren Ver­kaufs­er­lös die Par­tei­en strei­ten, von der S-GmbH die Kfz-Brie­fe nicht vor­ge­legt wer­den konn­ten.

2. Hier­ge­gen wen­det sich die Re­vi­si­on mit Recht. Da­bei braucht der Se­nat zu der Ver­fah­rens­rüge nicht Stel­lung zu neh­men, dass das Be­ru­fungs­ge­richt dem Vor­trag der Klä­ge­rin zur Kennt­nis der Be­klag­ten von der de­so­la­ten fi­nan­zi­el­len Si­tua­ti­on der S-GmbH und ih­rer ge­mein­schaft­lich betriebe­nen Scheck­rei­te­rei nicht nach­ge­gan­gen sei. Denn das Beru­fungsurteil be­geg­net schon im Aus­gangs­punkt durch­grei­fen­den recht­li­chen Be­den­ken.

a) Nach der stän­di­gen höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung, die der VI­II. Zi­vil­se­nat (vgl. z. B. Urt. v. 02.12.1958 – VI­II ZR 212/57, WM 1959, 138, 139; Urt. v. 09.10.1963 – VI­II ZR 210/62, WM 1963, 1186; Urt. v. 27.01.1965 – VI­II ZR 62/63, NJW 1965, 687 f.; Urt. v. 23.05.1966 – VI­II ZR 60/64, WM 1966, 678; Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, NJW 1975, 735, 736) mit Zu­stim­mung an­de­rer Se­na­te des BGH (vgl. BGH, Urt. v. 14.02.1967 – VI ZR 140/65, WM 1967, 562, 563; Urt. v. 20.02.1967 – III ZR 134/65, NJW 1967,.1022, 1024) und des Schrift­tums (vgl. z. B. Stau­din­ger/Wie­gand, BGB, 13. Aufl. [1995], § 932 Rn. 90, 140 ff.; So­er­gel/Mühl, BGB, 12. Aufl., § 932 Rn. 18; MünchKomm-BGB/Quack, 2. Aufl., § 932 Rn. 37, 48, 83 ff.; Er­man/Mi­ch­al­ski, BGB, 9. Aufl., § 932 Rn. 11; Ja­gusch/Hent­schel, Stra­ßen­ver­kehrs­recht, 33. Aufl., § 25 StV­ZO Rn. 4; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 5. Aufl., Rn. 1483, 1489–1498 m. w. Nachw.) in ei­ner Rei­he von Ent­schei­dun­gen ent­wi­ckelt hat, die auch von dem jetzt für Ei­gen­tums­an­sprü­che zu­stän­di­gen er­ken­nen­den Se­nat (Se­nat, Urt. v. 11.03.1991 – II ZR 88/90, LM § 936 Nr. 1; Urt. v. 13.04.1994 – II ZR 196/93, LM § 932 Nr. 43) über­nom­men wor­den ist, be­grün­det beim Kauf ge­brauch­ter Kraft­fahr­zeu­ge der Be­sitz des­sel­ben al­lein nicht den für den Gut­glau­bens­er­werb nach § 932 BGB bzw. § 366 HGB er­for­der­li­chen Rechts­schein. Viel­mehr ge­hört es re­gel­mä­ßig zu den Min­des­ter­for­der­nis­sen (BGH, Urt. v. 09.10.1963 – VI­II ZR 210/62, WM 1963, 1186; Urt. v. 23.05.1966 – VI­II ZR 60/64, WM 1966, 678; Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, NJW 1975, 735, 736; Stau­din­ger/Wie­gand, a. a. O., § 932 Rn. 158) gut­gläu­bi­gen Er­werbs ei­nes sol­chen Kraft­fahr­zeugs, dass sich der Käu­fer den Kfz-Brief vor­le­gen lässt, um die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers prü­fen zu kön­nen (Se­nat, Urt. v. 11.03.1991 – II ZR 88/90, LM § 936 Nr. 1 m. w. Nachw.). Die­se ge­fes­tig­te Recht­spre­chung wird von der Er­wä­gung ge­tra­gen, dass bei ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeu­gen je­der Teil­neh­mer am Rechts­ver­kehr, auch wenn er kei­ne ge­naue Kennt­nis von den recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen und Fol­gen ei­ner Si­che­rungs­über­eig­nung hat, wis­sen muss, dass Kraft­fahr­zeu­ge oft­mals als Si­cher­heit für ei­nen bei ih­rer An­schaf­fung ge­währ­ten Kre­dit die­nen (Se­nat, Urt. v. 11.03.1991 – II ZR 88/90, LM § 936 Nr. 1 m. w. Nachw.), und dass des­we­gen der Um­stand, dass der Ver­äu­ße­rer den Kfz-Brief nicht vor­le­gen kann, Arg­wohn er­we­cken und zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen An­lass ge­ben muss (Urt. v. 13.04.1994 – II ZR 196/93, LM § 932 Nr. 43), je­den­falls aber nicht das schüt­zens­wer­te Ver­trau­en recht­fer­tigt, der Be­sit­zer des Ge­braucht­wa­gen sei Ei­gen­tü­mer oder doch zur Ver­fü­gung über die Sa­che er­mäch­tigt. Da­bei hat sich die höchst­rich­ter­li­che Recht­spre­chung auch von der Be­deu­tung des Kfz-Briefs lei­ten las­sen, wie sie un­ter an­de­rem in § 25 IV 2 StV­ZO i. V. mit § 27 III StV­ZO zum Aus­druck ge­kom­men ist, dass näm­lich die­ser Brief, auch wenn er kein Tra­di­ti­ons­pa­pier ist (vgl. BGH, Urt. v. 08.05.1978 – VI­II ZR 46/77, NJW 1978, 1854 m. w. Nachw.), den Ei­gen­tü­mer oder sonst ding­lich am Kraft­fahr­zeug Be­rech­tig­ten schüt­zen soll (BGH, Urt. v. 25.06.1953 – III ZR 353/51, BGHZ 10, 122, 125).

Un­ter Kfz-Händ­lern gel­ten in die­ser Hin­sicht kei­ne ge­rin­ge­ren An­for­de­run­gen (BGH, Urt. v. 02.12.1958 – VI­II ZR 212/57, WM 1959, 138, 140); auch der Um­stand, dass sich in be­stimm­ten Krei­sen oder zwi­schen in stän­di­ger Ge­schäfts­be­zie­hung ste­hen­den Per­so­nen be­stimm­te leicht­sin­ni­ge Hand­lungs­wei­sen ein­ge­bür­gert ha­ben (BGH, Urt. v. 02.12.1958 – VI­II ZR 212/57, WM 1959, 138, 140) und in der Ver­gan­gen­heit Schwie­rig­kei­ten trotz un­ter­blie­be­ner Vor­la­ge der Kfz-Pa­pie­re nicht auf­ge­tre­ten sind, be­grün­det kein recht­lich be­grün­de­tes Ver­trau­en, dass der Ver­käu­fer auch bei künf­ti­gen, in glei­cher Wei­se ab­ge­wi­ckel­ten Ge­schäf­ten zu­min­dest ver­fü­gungs­be­rech­tigt ist, auch wenn er den Kfz-Brief nicht vor­le­gen kann.

b) Ent­ge­gen der Mei­nung des Be­ru­fungs­ge­richts recht­fer­tigt der Um­stand, dass die von der Be­klag­ten bei der S-GmbH ge­kauf­ten Ge­braucht­fahr­zeu­ge zum Teil oder über­wie­gend aus nach Ab­lauf der Über­las­sungs­zeit be­en­de­ten Lea­sing­ge­schäf­ten stamm­ten, kei­ne ab­wei­chen­de Be­ur­tei­lung. Denn auch hin­sicht­lich der­ar­ti­ger Fahr­zeu­ge be­steht die na­he­lie­gen­de – die Pflicht, Ein­sicht in die Kfz-Pa­pie­re zu neh­men, aus­lö­sen­de – Ge­fahr, dass der Ver­äu­ße­rer we­der Ei­gen­tü­mer der Pkw noch zum Ver­kauf der Fahr­zeu­ge er­mäch­tigt ist. Das in Deutsch­land in den letz­ten Jah­ren in er­heb­li­chem Um­fang zu­ge­nom­me­ne Pri­vat-Au­to­lea­sing­ge­schäft (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1016 f.) ist, wor­auf die Re­vi­si­on mit Recht hin­weist, sei­ner Funk­ti­on nach nur ei­ne an­de­re Form der Fi­nan­zie­rung der An­schaf­fungs­kos­ten ei­nes Pkw. Auch bei ihr hat der­je­ni­ge, der den Kauf­preis vor­fi­nan­ziert hat, nicht an­ders als je­der an­de­re Kre­dit­ge­ber – mag es sich um den Händ­ler, die Bank des Au­to­her­stel­lers oder ein sons­ti­ges Kre­dit­in­sti­tut han­deln –, ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se dar­an, sich da­vor zu schüt­zen, dass der Kfz-Be­sit­zer über den Wa­gen ver­fügt, be­vor al­le For­de­run­gen aus dem Lea­sing­ge­schäft ge­tilgt sind. Eben des­we­gen las­sen sich die Lea­sing­ge­ber – wie auch im vor­lie­gen­den Fall ge­sche­hen – die Kfz-Pa­pie­re aus­hän­di­gen und ge­ben sie erst dann frei, wenn sie we­gen al­ler An­sprü­che aus dem Lea­sing­ge­schäft be­frie­digt sind oder je­den­falls si­cher sein kön­nen, dass die Er­fül­lung ih­rer For­de­run­gen nicht ge­fähr­det ist. Der Um­stand, dass die Kfz-Brie­fe der bei­den Fahr­zeu­ge, um de­ren Er­lös die Par­tei­en strei­ten, wie die Be­klag­te an­ge­nom­men ha­ben will, noch bei den Lea­sing­ge­sell­schaf­ten la­gen, muss­te des­we­gen bei ihr be­son­de­ren Arg­wohn er­we­cken, ob die S-GmbH ver­fü­gungs­be­fugt war. In­so­fern gilt nichts an­de­res, als wenn die Be­klag­te da­von aus­ge­gan­gen wä­re, dass die Pa­pie­re bei ei­ner Bank oder Spar­kas­se la­gen (vgl. BGH, Urt. v. 27.01.1965 – VI­II ZR 62/63, NJW 1965, 687 f.; fer­ner Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1498). Das Ri­si­ko, dass der ver­äu­ßern­de Ge­braucht­wa­gen­händ­ler nicht ver­fü­gungs­be­fugt ist, geht der Er­wer­ber in die­sen Fäl­len se­hen­den Au­ges ein (BGH, Urt. v. 02.12.1958 – VI­II ZR 212/57, WM 1959, 138, 140).

Im Üb­ri­gen be­ach­tet das Be­ru­fungs­ge­richt bei sei­ner ge­gen­tei­li­gen Sicht nicht, dass nach Be­en­di­gung der Lea­sing­zeit Kfz-Händ­ler die zu­rück­ge­ge­be­nen Fahr­zeu­ge re­gel­mä­ßig wie­der in ih­ren Be­stand neh­men und de­ren Zeit­wert ver­gü­ten müs­sen, was an­ge­sichts der ge­richts­be­kann­ten Ver­hält­nis­se auf dem Ge­braucht­wa­gen­markt in den meis­ten Fäl­len – so auch hier – da­zu füh­ren wird, dass der da­für zu zah­len­de Preis fi­nan­ziert wer­den muss und der Kre­dit­ge­ber auf der Ein­räu­mung von Si­cher­hei­ten be­steht. Oh­ne Ein­sicht­nah­me in die Kfz-Brie­fe muss­te die Be­klag­te des­we­gen ge­wär­ti­gen, dass die S-GmbH nicht nur nicht Ei­gen­tü­me­rin der Pkw, son­dern auch zur Ver­fü­gung über die Fahr­zeu­ge nicht be­fugt war, sei es, dass das Ver­fü­gungs­recht bei den Lea­sing­ge­sell­schaf­ten, sei es, dass es bei dem Kre­dit­in­sti­tut lag, das die Fi­nan­zie­rung der über­nom­me­nen Fahr­zeu­ge zur Ver­fü­gung ge­stellt hat­te.

Zu Un­recht stützt sich das Be­ru­fungs­ge­richt in ei­ner Hilfs­er­wä­gung für sei­ne ge­gen­tei­li­ge An­nah­me auf Nr. 4.2 der Raum­si­che­rungs­ver­trä­ge. Bei de­ren Aus­le­gung, die der Se­nat selbst­stän­dig über­prü­fen kann, weil es sich um ei­ne in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land all­ge­mein bei der Si­che­rungs­über­eig­nung von Ge­braucht­fahr­zeu­gen ge­bräuch­li­che Klau­sel han­delt (vgl. Tho­mas/Putzo, ZPO, 19. Aufl., § 550 Rn. 7 m. w. Nachw.), hat das Ober­lan­des­ge­richt nicht den ge­sam­ten Text in den Blick ge­nom­men und ist da­durch zu dem ver­fehl­ten Ver­ständ­nis ge­langt, die Klä­ge­rin ha­be die Ver­fü­gungs­be­fug­nis der S-GmbH al­lein an den un­mit­tel­ba­ren Be­sitz der si­che­rungs­über­eig­ne­ten Kraft­fahr­zeu­ge ge­knüpft. Dem ein­lei­ten­den Satz der Klau­sel ist hin­ge­gen zwei­fels­frei zu ent­neh­men, dass die S-GmbH die Kfz-Brie­fe an die Si­che­rungs­ei­gen­tü­me­rin ab­zu­lie­fern hat­te, die­se al­so ge­ra­de die üb­li­chen Vor­keh­run­gen da­ge­gen ge­trof­fen hat, dass der Kfz-Be­sit­zer in ei­ner Wei­se über den si­che­rungs­über­eig­ne­ten Pkw ver­fü­gen konn­te, der ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb er­mög­lich­te. Wenn in [den Si­che­rungs­ver­trä­gen] dar­über hin­aus der Klä­ge­rin das Recht ein­ge­räumt wur­de, das Be­sitz­recht der S-GmbH zu wi­der­ru­fen, wenn sie dies für er­for­der­lich hal­ten durf­te, so stellt dies ei­ne zu­sätz­li­che Si­che­rung der Ei­gen­tü­me­rin dar; denn, auch wenn die S-GmbH als Nicht­be­rech­tig­te oh­ne Vor­la­ge der Kfz-Brie­fe ei­nem Er­wer­ber nicht nach § 932 BGB, § 366 HGB wirk­sam das Ei­gen­tum ver­schaf­fen konn­te, war die Klä­ge­rin doch nicht vor an­de­ren Be­ein­träch­ti­gun­gen ih­rer Kre­dit­neh­me­rin ge­schützt, die als Be­sit­ze­rin der Fahr­zeu­ge je­den­falls fak­tisch im­stan­de war, das Si­che­rungs­ei­gen­tum der Spar­kas­se zu be­ein­träch­ti­gen und sie un­ter Um­stän­den zu lang­wie­ri­gen und kos­ten­in­ten­si­ven Nach­for­schun­gen nach ver­trags­wid­rig weg­ge­ge­be­nen, wo­mög­lich in das Aus­land ver­scho­be­nen Fahr­zeu­gen zu zwin­gen. Eben­so kann ei­ne Ver­let­zung der Ver­wah­rungs- und In­stand­hal­tungs­pflicht durch den Si­che­rungs­ge­ber ein An­lass für den Si­che­rungs­ei­gen­tü­mer sein, das ver­ein­bar­te Be­sitz­recht zu wi­der­ru­fen. Die Aus­le­gung, die das Be­ru­fungs­ge­richt der Klau­sel ge­ge­ben hat, wird im Üb­ri­gen we­der der In­ter­es­sen­la­ge der Be­tei­lig­ten ge­recht, de­nen es dar­um geht, mit den si­che­rungs­über­eig­ne­ten Fahr­zeu­gen zu han­deln und aus den.​Erlösen u. a. die Kre­dit­ver­pflich­tun­gen be­die­nen zu kön­nen, noch lässt sie sich in der Pra­xis durch­füh­ren, weil Kre­dit­in­sti­tu­te re­gel­mä­ßig nicht über die Räum­lich­kei­ten ver­fü­gen, Ge­braucht­wa­gen auf­zu­stel­len, und weil im Re­gel­fall die In­be­sitz­nah­me der Kfz-Brie­fe aus­reicht, um das Stan­dar­dri­si­ko aus­zu­schal­ten, dass ein Käu­fer gut­gläu­big Ei­gen­tum er­wirbt.

3. Da da­nach die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung nicht mit der Be­grün­dung ge­hal­ten wer­den kann, die Be­klag­te ha­be gu­ten Glau­bens das Ei­gen­tum an den bei­den Kraft­fahr­zeu­gen er­wor­ben, kommt es auf die – von sei­nem ab­wei­chen­den Stand­punkt von dem Be­ru­fungs­ge­richt mit Recht of­fen­ge­las­se­ne – Fra­ge an, ob die Klä­ge­rin, wie sie be­haup­tet hat, ent­ge­gen dem Wort­laut der Raum­si­che­rungs­ver­trä­ge der S-GmbH ei­ne Er­mäch­ti­gung (§ 185 BGB) zur Wei­ter­ver­äu­ße­rung der si­che­rungs­über­eig­ne­ten Fahr­zeu­ge nie er­teilt bzw. die­sel­be vor dem 17.03.1993 wi­der­ru­fen hat. Zur Klä­rung die­ser Fra­ge ist die Sa­che an die Vor­in­stanz zu­rück­zu­ver­wei­sen.

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