Zur Zu­läs­sig­keit und zum Um­fang des for­mu­lar­mä­ßi­gen Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses beim nicht ge­werbs­mä­ßi­gen Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens.

BGH, Ur­teil vom 22.02.1984 – VI­II ZR 238/82

Die­se Ent­schei­dung ist zum „al­ten“ Schuld­recht und vor In­kraft­tre­ten der ZPO-Re­form 2002 er­gan­gen. Sie kann nicht oh­ne Wei­te­res auf das seit dem 01.01.2002 gel­ten­de Recht über­tra­gen wer­den (so ist z. B. an die Stel­le der Wan­de­lung der Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ge­tre­ten). Die ge­nann­ten Vor­schrif­ten exis­tie­ren heu­te mög­li­cher­wei­se nicht mehr oder ha­ben ei­nen an­de­ren In­halt.

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te von dem Be­klag­ten am 18.09.1980 ei­nen da­mals 6¾ Jah­re al­ten Pkw zum Preis von 2.975 DM. Die­ses Fahr­zeug hat­te der Be­klag­te sei­ner­seits im Ja­nu­ar 1978 als Ge­braucht­wa­gen er­wor­ben. In dem for­mu­lar­mä­ßig ge­stal­te­ten Kauf­ver­trag ist als Ter­min der nächs­ten Haupt­un­ter­su­chung der Ja­nu­ar 1982 an­ge­ge­ben. Au­ßer­dem heißt es, das Kraft­fahr­zeug wer­de „un­ter An­er­ken­nung der um­sei­ti­gen Be­din­gun­gen un­ter Aus­schluss je­der Ge­währ­leis­tung“ be­stellt. In die­sen Be­din­gun­gen heißt es un­ter VII 1:

„Für den Kauf­ge­gen­stand wird kei­ne Ge­währ ge­leis­tet. Ein An­spruch auf Wan­de­lung oder Min­de­rung be­steht nicht. Bei Feh­len zu­ge­si­cher­ter Ei­gen­schaf­ten bleibt ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz we­gen Nicht­er­fül­lung un­be­rührt.“

Nach­dem der Klä­ger das Fahr­zeug 2.000 Ki­lo­me­ter ge­fah­ren hat­te, ließ er es am 21.11.1980 stil­le­gen. Mit An­walts­schrei­ben vom 02.12.1980 ver­lang­te er die Wan­de­lung des Kauf­ver­tra­ges und er­klär­te hilfs­wei­se die An­fech­tung. Gleich­zei­tig be­gehr­te er Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs die Rück­zah­lung ei­nes Teils des Kauf­prei­ses so­wie Auf­wen­dungs­er­satz. Der Be­klag­te ließ sich dar­auf nicht ein.

Der Klä­ger meint, der Be­klag­te müs­se ihm Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs den Kauf­preis ab­züg­lich 200 DM für die ge­fah­re­nen 2.000 Ki­lo­me­ter zu­rück­zah­len und ihm die Kos­ten für an­ge­schaff­te Er­satz­tei­le so­wie für die An- und Ab­mel­dung des Fahr­zeugs in Hö­he von ins­ge­samt 427 DM er­set­zen. Er hat gel­tend ge­macht, ihm sei bei Ver­trags­schluss ein er­heb­li­cher Un­fall­scha­den des Fahr­zeugs arg­lis­tig ver­schwie­gen wor­den. Au­ßer­dem sei das Bo­den­blech des Fahr­zeugs völ­lig durch­ge­ros­tet ge­we­sen, so­dass die Ver­kehrs­si­cher­heit des Fahr­zeugs nicht mehr ge­währ­leis­tet ge­we­sen sei. Der Be­klag­te ha­be die Durch­ros­tun­gen ver­deckt, in­dem er den Fahr­zeug­bo­den zen­ti­me­ter­dick mit Te­ro­son be­schich­tet ha­be.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Ober­lan­des­ge­richt hat ihr hin­sicht­lich des zu­rück­ver­lang­ten Kauf­preis­teils (2.775 DM) und der Kos­ten für An- und Ab­mel­dung (70 DM) statt­ge­ge­ben. Auf die Re­vi­si­on des Be­klag­ten wur­de das Be­ru­fungs­ur­teil auf­ge­ho­ben und die Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat der Kla­ge auf­grund Wan­de­lung we­gen der von ihm als bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den er­ach­te­ten um­fang­rei­chen, die Ver­kehrs­si­cher­heit und Zu­las­sungs­fä­hig­keit des Fahr­zeugs auf­he­ben­den Durch­ros­tun­gen der Ka­ros­se­rie statt­ge­ge­ben. Es ist der Auf­fas­sung, dem Wan­de­lungs­an­spruch des Klä­gers ste­he der for­mu­lar­mä­ßi­ge, weit­ge­fass­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht ent­ge­gen. Die­ser sei zwar wirk­sam ver­ein­bart wor­den; ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen der Rost­schä­den durch den Be­klag­ten sei nicht nach­weis­bar. Auch ei­ne von der Frei­zei­ch­nung nicht er­fass­te Zu­si­che­rung der Ab­we­sen­heit der er­heb­li­chen Rost­schä­den sei nicht er­folgt. Die Aus­le­gung der zwi­schen den Par­tei­en ge­trof­fe­nen In­di­vi­dua­la­b­re­den er­ge­be aber, dass die Frei­zei­ch­nungs­klau­sel sich nicht auf die män­gel­be­ding­te Ge­brauchs­un­taug­lich­keit des Fahr­zeugs ha­be er­stre­cken sol­len. Des­halb kön­ne es auch da­hin­ste­hen, ob ein all­ge­mei­ner Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss dann un­an­ge­mes­sen und ge­mäß § 242 BGB un­wirk­sam sei, wenn er auch die Frei­zei­ch­nung von Schwerst­män­geln der vor­lie­gen­den Art um­fas­sen sol­le.

II. Die Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts hal­ten nicht in al­len Punk­ten ei­ner recht­li­chen Prü­fung stand.

1. Das Be­ru­fungs­ge­richt sieht es nach dem Er­geb­nis des in zwei­ter In­stanz er­stat­te­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens als be­wie­sen an, dass das Fahr­zeug bei Über­ga­be an den Klä­ger um­fang­rei­che Durch­ros­tun­gen an der Ka­ros­se­rie, ins­be­son­de­re im Bo­den­be­reich, auf­wies, die es „ab­so­lut ver­kehrs­un­si­cher und nicht mehr zu­las­sungs­fä­hig“ mach­ten und mit wirt­schaft­lich ver­nünf­ti­gen Re­pa­ra­tur­maß­nah­men nicht mehr be­ho­ben wer­den konn­ten. Die­se recht­lich be­den­ken­frei ge­trof­fe­ne Fest­stel­lung nimmt die Re­vi­si­on hin.

2. Das Be­ru­fungs­ge­richt geht fer­ner mit Recht da­von aus, dass beim Ge­braucht­wa­gen­kauf ein um­fas­sen­der for­mu­lar­mä­ßi­ger Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss zu­läs­sig ist.

a) Es ent­spricht stän­di­ger Recht­spre­chung des er­ken­nen­den Se­nats, daß ein un­ein­ge­schränk­ter Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss beim Ver­kauf durch Ge­braucht­wa­gen­händ­ler wirk­sam ver­ein­bart wer­den kann (BGH, Urt. v. 11.06.1979 – VI­II ZR 224/78, BGHZ 74, 383 [386 ff.] m. w. Nachw.; fer­ner Se­nat, Urt. v. 18.03.1981 – VI­II ZR 44/80, WM 1981, 560 [561] m. w. Nachw.). Die glei­chen Ge­sichts­punk­te, die zur Bil­li­gung der Frei­zei­ch­nung im ge­werb­li­chen Be­reich führ­ten, grei­fen auch zu­guns­ten des pri­va­ten Ver­käu­fers je­den­falls dann durch, wenn er nicht Erst­be­sit­zer des Ge­braucht­wa­gens ist. Im Ur­teil vom 11.06.1979 (BGHZ 74, 383 [390]) hat der Se­nat die­se Fra­ge noch of­fen­ge­las­sen. Spä­ter hat er aber in Fäl­len, in de­nen der Ver­käu­fer des Ge­braucht­wa­gens der letz­te ei­ner Rei­he von Vor­ei­gen­tü­mern war, das In­ter­es­se des pri­va­ten Ver­käu­fers an der for­mu­lar­mä­ßi­gen Haf­tungs­be­schrän­kung für eben­so be­rech­tigt er­klärt wie das­je­ni­ge ei­nes Ge­braucht­wa­gen­händ­lers (Se­nat, Urt. v. 21.01.1981 – VI­II ZR 10/80, WM 1981, 323 [325]; Urt. v. 03.11.1982 – VI­II ZR 282/81, WM 1982, 1382), weil auch ihm ei­ne si­che­re Grund­la­ge feh­le, um An­halts­punk­te für et­wai­ge Män­gel zu er­ken­nen. Nicht an­ders ist der vor­lie­gen­de Fall zu be­ur­tei­len, in dem der Be­klag­te zwar nicht der letz­te aus ei­ner gan­zen Rei­he von Vor­ei­gen­tü­mern war, den Wa­gen aber nicht aus ers­ter Hand, son­dern nach ei­ner Vor­be­nut­zung von vier Jah­ren durch den Erst­be­sit­zer ver­äu­ßer­te. Auch bei ei­ner der­ar­ti­gen Sach­la­ge ist der Ver­äu­ße­rer mit dem Schick­sal des Fahr­zeugs aus ei­ge­ner An­schau­ung nicht so ver­traut, dass er die für die Er­kenn­bar­keit von Män­geln er­for­der­li­che si­che­re Grund­la­ge be­sitzt. In der lan­gen Zeit der Vor­be­nut­zung durch den Erst­be­sit­zer kann der Grund für vie­ler­lei äu­ßer­lich nicht er­kenn­ba­re Män­gel ge­legt wor­den sein.

b) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat of­fen­ge­las­sen, ob ei­nem all­ge­mei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss die Rechts­wirk­sam­keit zu ver­sa­gen ist, wenn er auch „Schwerst­män­gel“, die die Ver­kehrs­si­cher­heit und da­mit die Zu­las­sungs­fä­hig­keit des Fahr­zeugs auf­he­ben, er­fas­sen soll. Die­se Fra­ge ist zu ver­nei­nen. Der er­ken­nen­de Se­nat hat es bis­lang we­gen der da­mit ver­bun­de­nen, mit dem Ge­bot der Rechts­si­cher­heit nicht zu ver­ein­ba­ren­den Ab­gren­zungs­schwie­rig­kei­ten ab­ge­lehnt, die Zu­läs­sig­keit der Frei­zei­ch­nung hin­sicht­lich der Ver­kehrs­si­cher­heit und Fahr­tüch­tig­keit ei­nes Ge­braucht­wa­gens zu be­gren­zen (BGH, Urt. v. 11.06.1979 – VI­II ZR 224/78, BGHZ 74, 383 [389, un­ter e]; vgl. fer­ner Urt. v. 03.11.1982 – VI­II ZR 282/81, WM 1982, 1382). Dar­an wird fest­ge­hal­ten.

c) Der ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ist nicht nach § 476 BGB we­gen arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gens der Durch­ros­tun­gen nich­tig.

Das Be­ru­fungs­ge­richt hat in­so­weit zu­tref­fend ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung des Klä­gers durch den Be­klag­ten ver­neint. Es hat hier­zu rechts­irr­tums­frei fest­ge­stellt, der Klä­ger ha­be nicht nach­ge­wie­sen, dass der Be­klag­te die für den Vor­wurf arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gens er­for­der­li­che Kennt­nis von den Durch­ros­tun­gen ge­habt oder mit ih­rer Mög­lich­keit ge­rech­net ha­be.

3. a) Das Be­ru­fungs­ge­richt hält die vom Klä­ger be­gehr­te Wan­de­lung den­noch für be­rech­tigt, weil es im We­ge der Aus­le­gung des in­di­vi­du­al­ver­trag­lich fest­ge­leg­ten Ver­trags­in­halts zu dem Er­geb­nis ge­langt, die Frei­zei­ch­nungs­klau­sel ha­be die mit sinn­vol­len wirt­schaft­li­chen Mit­teln nicht zu be­he­ben­de Un­be­nutz­bar­keit und Ge­brauchs­un­taug­lich­keit des Fahr­zeugs ge­ra­de nicht er­fas­sen sol­len. Bei­de Par­tei­en sei­en näm­lich da­von aus­ge­gan­gen, dass das Fahr­zeug ge­brauchs­taug­lich sei und nicht nur Schrott­wert ha­be. Dies fol­ge aus dem ver­ein­bar­ten Kauf­preis, der dem Markt­preis ei­nes ty­pen- und al­ters­glei­chen ge­brauchs­fä­hi­gen Fahr­zeug ent­spre­che, und er­ge­be sich fer­ner aus den im Ver­trag als für die Par­tei­en we­sent­lich fest­ge­hal­te­nen Da­ten des Fahr­zeugs, näm­lich der Er­wäh­nung der Erst­zu­las­sung und dem Hin­weis, dass die nächs­te Haupt­un­ter­su­chung erst in 1¼ Jahr fäl­lig sei. Die schrift­li­che Fi­xie­rung die­ser Punk­te und die Be­mes­sung des Kauf­prei­ses sei­en nur ver­ständ­lich, wenn bei­de Par­tei­en da­von aus­ge­gan­gen sei­en, dass das Fahr­zeug nicht nur noch zur Ver­schrot­tung oder Aus­schlach­tung wirt­schaft­lich nutz­bar sei. An­ge­sichts der von den Par­tei­en be­stimmt er­war­te­ten Ge­brauchs­fä­hig­keit des Wa­gens sei da­her mit der Frei­zei­ch­nungs­klau­sel ein Haf­tungs­aus­schluss bei völ­li­ger Un­be­nutz­bar­keit nicht ge­wollt ge­we­sen.

b) Zu­tref­fend geht das Be­ru­fungs­ge­richt da­von aus, dass die Fra­ge, ob ein ver­ein­bar­ter Haf­tungs­aus­schluss in un­ein­ge­schränk­tem Sin­ne auf­zu­fas­sen ist, nicht nur nach dem Wort­laut der Aus­schluss­klau­sel, son­dern nach dem ge­sam­ten Ver­trags­text zu be­ur­tei­len ist (vgl. BGH, Urt. v. 14.10.1966 – V ZR 188/63, NJW 1967, 32 [33]). Das hier­bei vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­fun­de­ne Aus­le­gungs­er­geb­nis ist aber nicht halt­bar. Das Be­ru­fungs­ge­richt ver­stößt ge­gen ge­setz­li­che Aus­le­gungs­re­geln (§§ 133, 157 BGB) und ver­wer­tet, was die Re­vi­si­on un­ter Hin­weis auf § 286 ZPO aus­drück­lich rügt, nicht al­le für die Aus­le­gung we­sent­li­chen Um­stän­de.

aa) Dass die Par­tei­en bei Ver­trags­schluss – wor­über zwi­schen ih­nen im Üb­ri­gen zu kei­ner Zeit Streit herrsch­te – da­von aus­gin­gen, das Fahr­zeug sei ge­brauchs­taug­lich und ha­be nicht nur Schrott­wert, ist selbst­ver­ständ­lich und be­darf kei­ner Ab­lei­tung aus der Hö­he des ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses, dem Al­ter des Fahr­zeugs und dem Hin­weis auf die nächs­te Haupt­un­ter­su­chung. Der hier­aus vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­zo­ge­ne Schluss, die Par­tei­en hät­ten den Haf­tungs­aus­schluss da­her bei völ­li­ger Un­be­nutz­bar­keit des Wa­gens nicht ge­wollt, lässt sich je­doch oh­ne das Hin­zu­tre­ten wei­te­rer kon­kre­ter Um­stän­de, die auf ei­nen sol­chen Par­tei­wil­len hin­deu­ten, nicht recht­fer­ti­gen. Dass ein zur Wei­ter­be­nut­zung ge­kauf­tes Kraft­fahr­zeug auch be­stim­mungs­ge­mäß be­nutzt wer­den kann und nicht we­gen schwer­wie­gen­der Män­gel ge­brauchs­un­taug­lich ist, ent­spricht der Nor­ma­ler­war­tung al­ler Part­ner ei­nes Kraft­fahr­zeug­kaufs. Die Mög­lich­keit, dass das Fahr­zeug män­gel­be­dingt un­be­nutz­bar sei, wird des­halb re­gel­mä­ßig nicht in Be­tracht ge­zo­gen. Dar­aus folgt aber ge­ra­de nicht, dass der Ver­käu­fer haf­ten will, wenn – ihm selbst un­be­kann­te – Um­stän­de vor­lie­gen, die die Ver­kehrs­si­cher­heit des Fahr­zeugs be­ein­träch­ti­gen oder gar auf­he­ben. Die Ur­sa­chen für der­ar­ti­ge Män­gel kön­nen bei ei­nem tech­nisch so hoch ent­wi­ckel­ten Ge­rät wie ei­nem Kraft­fahr­zeug viel­fäl­ti­ger Na­tur sein und – wie sich hier zeigt – durch­aus auch dem Ver­käu­fer ver­bor­gen ge­blie­ben sein. Das aber ist ge­ra­de der Grund, war­um der Se­nat in den an­ge­führ­ten Ent­schei­dun­gen die um­fas­sen­de Frei­zei­ch­nungs­klau­sel für zu­läs­sig ge­hal­ten und es ab­ge­lehnt hat, ihr die Gel­tung hin­sicht­lich Ver­kehrs­si­cher­heit und Fahr­tüch­tig­keit ab­zu­spre­chen. Das be­deu­tet, dass oh­ne kon­kre­te An­halts­punk­te für ei­ne ab­wei­chen­de Be­ur­tei­lung im Ein­zel­fall die Frei­zei­ch­nungs­klau­sel in vol­lem Um­fan­ge gilt.

Be­son­de­re An­halts­punk­te, die hier auf ei­nen ab­wei­chen­den Par­tei­wil­len hin­deu­ten könn­ten, hat das Be­ru­fungs­ge­richt nicht fest­ge­stellt. Der Par­tei­vor­trag hät­te hier­zu auch kei­ne Grund­la­ge ge­bo­ten. Der be­haup­tungs- und be­weis­pflich­ti­ge Klä­ger hat sol­che au­ßer­halb der Ver­trags­ur­kun­de lie­gen­den An­halts­punk­te nicht dar­ge­tan; er hat sich nicht ein­mal auf ei­ne in­halt­li­che Be­schrän­kung der nach ih­rem Wort­laut um­fas­sen­den Frei­zei­ch­nungs­klau­sel – wie sie das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men hat – be­ru­fen.

bb) Die Aus­le­gungs­feh­ler des Be­ru­fungs­ge­richts ha­ben zur Fol­ge, dass ei­ne das Re­vi­si­ons­ge­richt bin­den­de tatrich­ter­li­che Ver­trags­aus­le­gung nicht vor­liegt. Da nach dem Tat­sa­chen­vor­trag der Par­tei­en wei­te­re für die Aus­le­gung er­heb­li­che tatrich­ter­li­che Fest­stel­lun­gen nicht mehr in Be­tracht kom­men, kann der er­ken­nen­de Se­nat die Trag­wei­te der ver­ein­bar­ten Frei­zei­ch­nung durch ei­ge­ne Aus­le­gung be­stim­men. Die­se führt – wie dar­ge­legt – zu dem Er­geb­nis, dass der ver­ein­bar­te Haf­tungs­aus­schluss die Ge­brauchs­taug­lich­keit des Fahr­zeugs nicht aus­nimmt, son­dern um­fas­send ist. Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil kann da­her mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung kei­nen Be­stand ha­ben.

III. Die Ent­schei­dung lässt sich hin­sicht­lich der Durch­ros­tun­gen auch nicht aus an­de­ren Grün­den auf­recht­er­hal­ten (§ 563 ZPO).

1. Ei­ne Haf­tung des Be­klag­ten für die Ab­we­sen­heit der fest­ge­stell­ten Rost­schä­den und da­mit für die Ge­brauchs­taug­lich­keit des Fahr­zeugs als zu­ge­si­cher­te Ei­gen­schaft (§ 459 II BGB) kommt – wie das Be­ru­fungs­ge­richt mit Recht an­nimmt – nicht in Be­tracht. Ei­ne sol­che Haf­tung wür­de zwar von der Frei­zei­ch­nung nicht er­fasst wer­den (Se­nat, Urt. v. 25.05.1983 – VI­II ZR 55/82, WM 1983, 755 [756, un­ter e] m. w. Nachw.). Das Be­ru­fungs­ge­richt hat je­doch ei­nen Ver­trags­in­halt ge­wor­de­nen Wil­len des Be­klag­ten, die Ge­währ für das Vor­han­den­sein die­ser Ei­gen­schaft zu über­neh­men, man­gels ent­spre­chen­den Vor­brin­gens des Klä­gers nicht fest­zu­stel­len ver­mocht.

2. Da – wie dar­ge­legt (oben II 2 c) – der Klä­ger hin­sicht­lich der Durch­ros­tun­gen nicht arg­lis­tig ge­täuscht wor­den ist, kann der Kla­ge­an­spruch in­so­weit auch nicht mit Er­folg auf die vom Klä­ger ne­ben der Wan­de­lung als An­spruchs­grund­la­gen her­an­ge­zo­ge­nen §§ 123, 812 BGB, § 463 Satz 2 BGB und § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB ge­stützt wer­den.

IV. Ei­ne ab­schlie­ßen­de Ent­schei­dung ver­mag der Se­nat nicht zu tref­fen. Der Klä­ger hat näm­lich sein Wan­de­lungs­be­geh­ren und die arg­lis­ti­ge Täu­schung nicht nur mit den fest­ge­stell­ten Durch­ros­tun­gen, son­dern in bei­den Vor­in­stan­zen auch da­mit be­grün­det, dass der Be­klag­te ihm ei­nen Un­fall­scha­den des Fahr­zeugs ver­schwie­gen ha­be. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat – von sei­nem Stand­punkt aus fol­ge­rich­tig – den Kla­ge­an­spruch und die Wirk­sam­keit des Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses un­ter die­sem Ge­sichts­punkt nicht ge­prüft und in­so­weit auch kei­ne Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen.

Dass das Fahr­zeug wäh­rend der Be­sitz­zeit des Be­klag­ten ei­nen Un­fall­scha­den er­lit­ten hat, steht au­ßer Streit. Die Par­tei­en strei­ten le­dig­lich dar­über, ob es sich hier­bei um ei­nen Ba­ga­tell­scha­den, der oh­ne Nach­fra­ge nicht of­fen­ba­rungs­pflich­tig ist, han­delt oder um ei­nen Scha­den von ei­ni­gem Ge­wicht, den der Be­klag­te bei Mei­dung des Vor­wur­fes arg­lis­ti­gen Ver­hal­tens von sich aus hät­te of­fen­ba­ren müs­sen (vgl. zur Ab­gren­zung Se­nat, Urt. v. 03.03.1982 – VI­II ZR 78/81, WM 1982, 511). Der Klä­ger hat für die im Ein­zel­nen dar­ge­leg­te Er­heb­lich­keit des Un­fall­scha­dens Be­weis durch Au­gen­schein an­ge­tre­ten. Die­ser wird – er­for­der­li­chen­falls un­ter Zu­zie­hung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen (§ 372 I ZPO) – zu er­he­ben sein.

V. Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil konn­te da­nach kei­nen Be­stand ha­ben. Da es noch ei­ner Be­weis­auf­nah­me be­darf, war die Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 565 I ZPO).

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