1. Der Ver­käu­fer ei­nes Neu­wa­gens ist nicht ver­pflich­tet, den Käu­fer über die für das Fahr­zeug zu ent­rich­ten­de Kraft­fahr­zeug­steu­er auf­zu­klä­ren.
  2. Aus der Tat­sa­che, dass ein hö­he­rer Kraft­stoff­ver­brauch und hö­he­re CO2-Emis­sio­nen an­ge­ge­ben wer­den müs­sen, wenn die Ver­brauchs- und Emis­si­ons­wer­te nicht auf der Grund­la­ge des Neu­en Eu­ro­päi­schen Fahr­zy­klus (NEFZ), son­dern auf der Grund­la­ge der World­wi­de har­mo­ni­zed Light ve­hi­cles Test Pro­ce­du­re (WLTP) er­mit­telt wur­den, kann nicht auf ei­nen tat­säch­lich hö­he­ren Kraft­stoff­ver­brauch be­zie­hungs­wei­se hö­he­re CO2-Emis­sio­nen ei­nes Neu­wa­gens ge­schlos­sen wer­den.

LG Des­sau-Roß­lau, Ur­teil vom 12.08.2022 – 2 O 475/19
(nach­fol­gend: OLG Naum­burg, Ur­teil vom 27.02.2023 – 12 U 137/22).

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt als Lea­sing­neh­mer die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Pkw Mer­ce­des-Benz V 250 d 4MA­TIC.

Er war Ei­gen­tü­mer des Vor­gän­ger­mo­dells des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs und woll­te das Nach­fol­ge­mo­dell er­wer­ben. Zu die­sem Zweck such­te der Klä­ger die Be­klag­te zu 2 auf, wo ihn der Ver­käu­fer V be­riet. V über­gab dem Klä­ger ei­nen Fahr­zeug­pro­spekt, in dem die Be­klag­te zu 1 die CO2-Emis­sio­nen mit 177 g/km und den Kraft­stoff­ver­brauch mit 6,2 bis 7,7 l/100 km an­ge­ge­ben hat­te. V in­for­mier­te den Klä­ger über die für das be­gehr­te Fahr­zeug vor­ge­se­he­nen Mo­tor­va­ri­an­ten und die je­weils vom Her­stel­ler an­ge­ge­be­nen Ver­brauchs- und Emis­si­ons­wer­te. Er wies im Ver­kaufs­ge­spräch auch dar­auf hin, dass nach den ihm (da­mals) vor­lie­gen­den Her­stel­ler­an­ga­ben der Ver­brauch be­zie­hungs­wei­se der Schad­stoff­aus­stoß ge­rin­ger sei als beim Vor­gän­ger­mo­dell.

In der Fol­ge leas­te der Klä­ger das von der Be­klag­ten zu 1 her­ge­stell­te und ver­kauf­te Fahr­zeug von der L-GmbH. Zu die­sem Zweck be­stell­te er den Pkw am 05.07.2018 ver­bind­lich bei der Be­klag­ten zu 2 zu ei­nem Net­to­kauf­preis von 48.102 €. Die Be­klag­te zu 2 be­stä­tig­te die Be­stel­lung un­ter dem 25.09.2018 und ver­mit­tel­te den zwi­schen der Be­klag­ten zu 1 und der L-GmbH ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag so­wie den zwi­schen dem Klä­ger und der L-GmbH ge­schlos­se­nen Lea­sing­ver­trag über das Fahr­zeug.

Die dem Lea­sing­ver­trag zu­grun­de lie­gen­den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der L-GmbH (Lea­sing­ge­be­rin) se­hen vor, dass An­sprü­che we­gen we­gen Fahr­zeug­män­geln ge­gen die Lea­sing­ge­be­rin aus­ge­schlos­sen sind und die­se statt­des­sen sämt­li­che ihr ge­gen die Ver­käu­fe­rin des Fahr­zeugs zu­ste­hen­den Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ein­schließ­lich des Rechts zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag an den Lea­sing­neh­mer ab­tritt.

Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug wur­de ver­ein­ba­rungs­ge­mäß am 24.01.2019 aus­ge­lie­fert, nach­dem die L-GmbH 48.102 € an die Be­klag­te zu 1 ge­zahlt hat­te.

In der EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug wird der Kraft­stoff­ver­brauch mit 10,9 l/100 km (Pha­se 1), 9,9 l/100 km (Pha­se 2) und 7,7 l/100 km (Pha­se 3) an­ge­ge­ben. In dem Kraft­fahr­zeug­steu­er­be­scheid, den der Klä­ger für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug er­hal­ten hat, wird der CO2-Aus­stoß mit 234 g/km an­ge­ge­ben. Der Klä­ger zahlt für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug mehr Kraft­fahr­zeug­steu­er als für sein vor­he­ri­ges Fahr­zeug (Vor­gän­ger­mo­dell).

Aus die­sem Grund er­klär­te der Klä­ger ge­gen­über der Be­klag­ten zu 1 mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 23.04.2019 die An­fech­tung sei­ner Ver­trags­er­klä­rung und den Rück­tritt vom Ver­trag. Er for­der­te die Be­klag­te zu 1 auf, bis zum 10.05.2019 die Ge­stal­tungs­er­klä­run­gen an­zu­er­ken­nen, das Fahr­zeug zu­rück­zu­neh­men, die Lea­sing­ra­ten so­wie ei­ne Son­der­zah­lung (3.000 €) zu er­stat­ten und vor­ge­richt­lich an­ge­fal­le­ne Rechts­an­walts­kos­ten zu er­set­zen. Die Be­klag­te zu 1 stell­te mit Schrei­ben vom 11.06.2019 ei­ne Man­gel­haf­tig­keit des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs in Ab­re­de und wies die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che zu­rück.

Der Klä­ger hat vor­ge­tra­gen, die L-GmbH ha­be ihn mit Schrei­ben vom 16.08.2019 er­mäch­tigt, die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs zu ver­lan­gen.

Er hat ur­sprüng­lich be­haup­tet, dass so­wohl der CO2-Aus­stoß als auch der Kraft­stoff­ver­brauch des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs er­heb­lich hö­her sei­en als an­ge­ge­ben. Tat­säch­lich be­tra­ge der CO2-Aus­stoß 234 g/km statt der an­ge­ge­be­nen 177 g/km, und der Kraft­stoff­ver­brauch sei um 25 % hö­her als an­ge­ge­ben. Die­se Be­haup­tung hat der Klä­ger je­doch rechts­ver­bind­lich mit Schrift­satz vom 03.06.2021 fal­len ge­las­sen und sei­ne Kla­ge al­lein auf die Ver­let­zung ei­ner Hin­weis­pflicht durch die Be­klag­te zu 2 ge­stützt. Er ist der Auf­fas­sung, die Be­klag­te zu 2 hät­te ihn dar­über auf­klä­ren müs­sen, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug mehr Kraft­stoff ver­braucht als sein bis­he­ri­ges Fahr­zeug und die Steu­er­last hö­her ist. Der Ver­käu­fer V der Be­klag­ten zu 2, so hat der Klä­ger be­haup­tet, sei mit ihm den Fahr­zeug­pro­spekt durch­ge­gan­gen und ha­be ihm die ver­schie­de­nen Mo­tor­va­ri­an­ten vor­ge­stellt. Da­bei ha­be V ihm – dem Klä­ger – mit­ge­teilt, dass das Fahr­zeug „sau­ber“ sei, das heißt we­ni­ger we­ni­ger CO2 aus­sto­ße und auch we­ni­ger Kraft­stoff ver­brau­che als sein bis­he­ri­ges Fahr­zeug, und dass des­halb die Kraft­fahr­zeug­steu­er nied­ri­ger sei. Die Be­klag­te zu 2 ha­be ge­wusst, dass er be­reits das Vor­gän­ger­mo­dell er­wor­ben ha­be, und sie ha­be zwei­fels­frei er­ken­nen kön­nen, dass für ihn von Be­deu­tung sei, ob das Fahr­zeug mehr Kraft­stoff ver­brau­che als sein bis­he­ri­ges Fahr­zeug und ob die Steu­er­last nun­mehr hö­her sei als bei die­sem Fahr­zeug. Als Laie ha­be er bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags – für die Be­klag­te zu 2 er­kenn­bar – nicht ge­wusst, dass die Steu­er­last und der tat­säch­li­che Kraft­stoff­ver­brauch hö­her sei­en. Ins­be­son­de­re sei für die Be­klag­te zu 2 er­kenn­bar ge­we­sen, dass ihm die Um­stel­lung vom Neu­en Eu­ro­päi­schen Fahr­zy­klus (NEFZ) auf die World­wi­de har­mo­ni­zed Light ve­hi­cles Test Pro­ce­du­re (WLTP) un­be­kannt ge­we­sen sei und er nicht ge­wusst ha­be, dass sich da­durch die CO2-Wer­te er­höht hät­ten und das Fahr­zeug des­halb hö­her be­steu­ert wer­de. Die Be­klag­te zu 2 sei sich al­so ih­rer ihm – dem Klä­ger – ge­gen­über be­ste­hen­den Auf­klä­rungs­pflicht be­wusst ge­we­sen. Sie ha­be die ge­bo­te­ne Auf­klä­rung je­doch un­ter­las­sen. Er hät­te den Pkw nicht ge­kauft be­zie­hungs­wei­se ge­least, wenn er ge­wusst hät­te, dass der Kraft­stoff­ver­brauch und die da­für zu zah­len­de Kraft­fahr­zeug­steu­er hö­her sei­en als bei sei­nem bis­he­ri­gen Fahr­zeug.

Die Be­klag­ten sind der Kla­ge ent­ge­gen­ge­tre­ten und ha­ben gel­tend ge­macht, das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug sei nicht man­gel­haft sei. Die Be­klag­te zu 2 ha­be dem Klä­ger auch kei­ne fal­schen In­for­ma­tio­nen über das Fahr­zeug kom­mu­ni­ziert.

Es sei da­von aus­zu­ge­hen, dass die nach der World­wi­de har­mo­ni­zed Light ve­hi­cles Test Pro­ce­du­re (WLTP) er­mit­tel­ten CO2-Wer­te im Durch­schnitt 20 % hö­her sei­en als die nach dem Neu­en Eu­ro­päi­schen Fahr­zy­klus (NEFZ) er­mit­tel­ten Wer­te. Je nach Aus­stat­tung und Tech­nik des je­wei­li­gen Fahr­zeugs be­tra­ge die Er­hö­hung zwi­schen 15 % und 30 %. Bei den Wer­ten, die sich aus dem dem Klä­ger vor­ge­leg­ten Pro­spekt er­gä­ben, han­de­le es sich um NEFZ-Wer­te; die WLTP-An­ga­be für den CO2-Aus­stoß be­tra­ge 234 g/km, die für den Kraft­stoff­ver­brauch 7,7 bis 10,9 l/100 km. Die Fahr­zeug­her­stel­ler sei­en ge­setz­lich ver­pflich­tet, in ih­ren Pro­spek­ten und Wer­be­ma­te­ria­li­en so­wie im Ver­kaufs­raum die Wer­te „Kraft­stoff­ver­brauch“ und „CO2-Emis­si­on“ an­zu­ge­ben. Bis zu ei­ner Neu­re­ge­lung der Pkw-En­er­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung (Pkw-EnVKV)1Ver­ord­nung über Ver­brau­cher­infor­ma­tio­nen zu Kraft­stoff­ver­brauch, Strom­ver­brauch, CO2-Emis­sio­nen und En­er­gie­kos­ten neu­er Per­so­nen­kraft­wa­gen (Pkw-En­er­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung – Pkw-EnVKV) vom 28.05.2004, BGBl. 2004 I S. 1037). sei­en – wie vor­lie­gend ge­sche­hen – NEFZ-Wer­te an­zu­ge­ben. Der deut­sche Ge­setz­ge­ber ha­be sich je­doch ent­schie­den, die Kraft­fahr­zeug­steu­er auf der Grund­la­ge der WLTP-Wer­te zu er­he­ben, so­dass hier die Kraft­fahr­zeug­steu­er zu­tref­fend auf der Grund­la­ge ei­nes CO2-Aus­sto­ßes von 234 g/km fest­ge­setzt wor­den sei. Auch bei den Ver­brauchs­wer­ten in der EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung han­de­le es sich um – zu­tref­fend an­ge­ge­be­ne – WLTP-Wer­te. Im Er­geb­nis sei es da­her auch zu­tref­fend, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug we­ni­ger Kraftfst­soff ver­brau­che als das Vor­gän­ger­mo­dell und ei­nen ge­rin­ge­ren CO2-Aus­stoß auf­wei­se. Die un­ter­schied­li­chen Ver­fah­ren zur Be­stim­mung der Ab­gas­emis­sio­nen und des Kraft­stoff­ver­brauchs von Kraft­fahr­zeu­gen könn­ten schlicht nicht mit­ein­an­der ver­gli­chen wer­den.

Die Be­klag­te zu 2 ha­be den Klä­ger ge­ra­de nicht über das Emis­si­ons­ver­hal­ten des Fahr­zeugs ge­täuscht, son­dern zu­tref­fen­de Emis­si­ons­wer­te mit­ge­teilt. Der Ver­käu­fer V ha­be sich in­so­weit auf die Her­stel­ler­an­ga­ben der Be­klag­ten zu 1 ver­las­sen dür­fen. Der Klä­ger ver­ken­ne bei sei­ner ir­ri­gen An­nah­me, die ihm ge­gen­über ge­mach­ten An­ga­ben zu den Ab­gas­emis­sio­nen und zum Kraft­stoff­ver­brauch sei­en un­zu­tref­fend, dass die­se An­ga­ben auf Wer­ten be­ruh­ten, die im NEFZ-Ver­fah­ren er­mit­telt wor­den sei­en, wäh­rend die Be­steue­rung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs auf der Grund­la­ge der WLTP-Wer­te er­folgt sei. Das von dem Klä­ger er­wor­be­ne Fahr­zeug ver­brau­che tat­säch­lich nicht mehr Kraft­stoff, nur weil der Ver­brauch nach ei­nem an­de­ren Test­zy­klus (WLTP statt NEFZ) er­mit­telt wer­de. Es ha­be trotz des ge­än­der­ten Test­zy­klus im­mer noch den­sel­ben Mo­tor und die­sel­ben Zu­satz­ag­gre­ga­te, so­dass sich am Kraft­stoff­ver­brauch etc. nichts ge­än­dert ha­be. Der Kraft­stoff­ver­brauch stel­le sich le­dig­lich auf­grund des ge­än­der­ten Test­zy­klus, al­so auf­grund der ge­än­der­ten Rah­men­be­din­gun­gen für die Er­mitt­lung des Kraft­stoff­ver­brauchs, an­ders dar. hät­ten bei dem Ver­kaufs­ge­spräch mit dem Klä­ger kei­ne WLTP-Wer­te vor­ge­le­gen, so­dass er die­se dem Klä­ger auch nicht ha­be mit­tei­len kön­nen. Die Be­klag­te zu 2 sei auch nicht ver­pflich­tet ge­we­sen, den Klä­ger dar­über zu in­for­mie­ren, dass zu­künf­tig – ab dem 01.09.2018 – nicht mehr das NEFZ-Ver­fah­ren, son­dern das WLTP-Ver­fah­ren an­ge­wen­det wer­de.

Zu steu­er­li­chen As­pek­ten ha­be sich V ge­gen­über dem Klä­ger nicht ge­äu­ßert. Ins­be­son­de­re ha­be V dem Klä­ger nicht ge­sagt, dass die Kraft­fahr­zeug­steu­er für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nied­ri­ger sei als für das bis­he­ri­ge Fahr­zeug des Klä­gers. Der Klä­ger ha­be auch nicht da­nach ge­fragt. Zu­dem sei die Be­klag­te zu 2 nicht ver­pflich­tet, sich ge­gen­über Käu­fern zur Hö­he der Kraft­fahr­zeug­steu­er zu äu­ßern.

Al­lein der Um­stand, dass fahr­zeug­spe­zi­fi­sche Wer­te nicht mehr nach dem NEFZ-Test­zy­klus, son­dern nach WLTP-Zy­klus zu er­mit­teln sei­en, be­grün­de kei­nen Man­gel des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs. Glei­ches gel­te für den Um­stand, dass die Um­stel­lung des Test­zy­klus mit ei­ner deut­li­chen Er­hö­hung der Kraft­fahr­zeug­steu­er zum 01.09.2018 ein­her­ge­he. Die tat­säch­li­chen Emis­si­ons- be­zie­hungs­wei­se Ver­brauchs­wer­te des Fahr­zeugs sei­en gleich ge­blie­ben, le­dig­lich das Mess­ver­fah­ren sei nun ein an­de­res, so­dass sich die er­mit­tel­ten Wer­te an­ders dar­stell­ten.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Kla­ge … ist zwar zu­läs­sig, je­doch un­be­grün­det.

I. Die Kla­ge ist zu­nächst zu­läs­sig.

1. So­weit der Klä­ger mit der Kla­ge An­sprü­che aus ei­nem Kauf­ver­trag-Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis ver­folgt, liegt ein zu­läs­si­ger Fall ge­will­kür­ter Pro­zess­stand­schaft vor.

Auf­grund Ab­schnitt XI­II Zif­fer 2 AGB ist der Klä­ger er­mäch­tigt i. S. von § 185 I BGB ana­log, den be­haup­te­ten An­spruch der Lea­sing­ge­be­rin ge­gen die Ver­käu­fe­rin auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­mäß § 346 I BGB im ei­ge­nen Na­men gel­tend zu ma­chen. In­so­weit han­delt es sich bei der Be­griffs­wahl „Ab­tre­tung“ rechts­tech­nisch um ei­ne fal­sche Be­zeich­nung, die un­schäd­lich ist. Da die Über­tra­gung des An­spruchs auf Er­fül­lung des Kauf­ver­trags (ge­mäß „§ 433 I 2 BGB“) nach Satz 3 der AGB-Be­stim­mung aus­drück­lich aus­ge­nom­men ist, hat auch die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags aus­schließ­lich zwi­schen dem Lea­sing­ge­ber und dem Lie­fe­ran­ten zu er­fol­gen (BGH, Urt. v. 24.06.1992 – VI­II ZR 188/91, ju­ris Rn. 27). Dem trägt die Re­ge­lung in Satz 4 der vor­be­zeich­ne­ten AGB-Be­stim­mung Rech­nung, wo­nach sich der Lea­sing­neh­mer ver­pflich­tet, die ihm „ab­ge­tre­te­nen“ An­sprü­che im ei­ge­nen Na­men mit der Maß­ga­be gel­tend zu ma­chen, dass beim Rück­tritt vom Kauf­ver­trag oder bei der Her­ab­set­zung des Kauf­prei­ses (Min­de­rung) et­wai­ge Zah­lun­gen des Ver­käu­fers oder Ga­ran­tie­ver­pflich­te­ten di­rekt an den Lea­sing­ge­ber zu leis­ten sind (so auch OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 04.09.2020 – 16 U 89/20, ju­ris Rn. 6 mit Ver­weis auf OLG Köln, Urt. v. 27.03.2008 – 15 U 175/07, ju­ris Rn. 45). Dies wird noch­mals durch das Schrei­ben der L-GmbH vom 16.08.2019 be­stä­tigt.

Der Klä­ger hat auch ein ei­ge­nes schutz­wür­di­ges In­ter­es­se dar­an, das frem­de Recht gel­tend zu ma­chen, als sei­ne recht­li­chen In­ter­es­sen we­gen et­wai­ger Män­gel an dem ge­leas­ten Pkw maß­geb­lich durch die „ab­ge­tre­te­nen“ Ge­währ­leis­tungs­rech­te ge­wahrt wer­den.

2. Das für den Kla­ge­an­trag zu 2 ge­mäß § 256  I ZPO er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se des Klä­gers er­gibt sich aus den Vor­schrif­ten über die Zu­läs­sig­keit der Zwangs­voll­stre­ckung aus ei­ner Zug-um-Zug-Ver­ur­tei­lung ge­mäß § 756 I, § 765 Nr. 1 ZPO.

II. Die Kla­ge ist je­doch un­be­grün­det. Dem Klä­ger steht ge­gen die Be­klag­ten un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt ein An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs zu.

1. Der Klä­ger kann von der Be­klag­ten zu 1 nicht die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Pkw Mer­ce­des-Benz V 250 d 4MA­TIC ge­mäß § 346 I BGB ver­lan­gen, denn der Klä­ger war ge­mäß § 433 I 2 BGB, § 434 I BGB a.F., § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323, 440 BGB nicht zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt.

So­weit sich der Klä­ger in die­sem Zu­sam­men­hang auf die Recht­spre­chung des OLG Hamm (Urt. v. 07.02.2013 – I-28 U 94/12, ju­ris) stützt, ist die­se auf den vor­lie­gen­den Fall nicht über­trag­bar. In dem vom OLG Hamm ent­schie­de­nen Fall er­gab sich das ge­setz­li­che Rück­tritts­recht dar­aus, dass dem vom Käu­fer ge­kauf­ten Fahr­zeug i. S. des § 434 I 2 Nr. 2, Satz 3 BGB a.F. ei­ne Be­schaf­fen­heit fehl­te, die er nach dem Ver­kaufs­pro­spekt des Her­stel­lers er­war­ten durf­te. Der Käu­fer kann in­so­weit er­war­ten, dass die im Pro­spekt an­ge­ge­be­nen Wer­te un­ter Test­be­din­gun­gen re­pro­du­zier­bar sind. Das war in dem Fall des OLG Hamm nicht der Fall. Das OLG Hamm ist nach der Be­weis­auf­nah­me zu dem Er­geb­nis ge­kom­men, dass die Aus­lie­fe­rung des Klä­ger­fahr­zeugs mit den er­höh­ten Ver­brauchs­wer­ten auch als er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung i. S. des § 323 V 2 BGB an­zu­se­hen ist, die den Klä­ger zum Rück­tritt be­rech­tigt, weil der im Ver­kaufs­pro­spekt an­ge­ge­be­ne (kom­bi­nier­te) Ver­brauchs­wert um mehr als 10 % (dort 10,35 %) über­schrit­ten wur­de.

Dies ist vor­lie­gend je­doch nicht der Fall. So­weit der Klä­ger ur­sprüng­lich mit der Kla­ge auch hier be­haup­tet hat, dass so­wohl die CO2-Emis­sio­nen als auch der Ver­brauch des Fahr­zeugs Mer­ce­des-Benz V 250 d 4MA­TIC er­heb­lich hö­her als an­ge­ge­ben sei­en, so lie­ge die tat­säch­li­che CO2-Emis­si­on bei 234 g/km statt der an­ge­ge­be­nen 177 g/km und es er­ge­be sich ein 25 % hö­he­rer Ver­brauch als an­ge­ge­ben, hat er die­se ur­sprüng­lich un­ter Be­weis ge­stell­te Be­haup­tung rechts­ver­bind­lich mit Schrift­satz vom 03.06.2021 auf­ge­ge­ben.

Auch die wei­te­ren um­fang­rei­chen Aus­füh­run­gen des Klä­gers, mit de­nen er durch ei­nen Ver­gleich der An­ga­ben im Pro­spekt mit den An­ga­ben in dem Kraft­fahr­zeug­steu­er­be­scheid so­wie in der EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung ei­nen er­höh­ten Ver­brauch be­zie­hungs­wei­se ei­nen er­höh­ten CO2-Aus­stoß dar­le­gen möch­te, ver­fan­gen nicht. In­so­weit ver­gleicht der Klä­ger „Äp­fel mit Bir­nen“. Da­bei ver­kennt er, dass die Wer­te aus dem Pro­spekt auf dem NEFZ be­ru­hen und die Wer­te aus dem Kraft­fahr­zeug­steu­er­be­scheid und der EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung auf dem WLTP.

So­weit der Klä­ger den da­hin ge­hen­den Vor­trag der Be­klag­ten pau­schal be­strei­tet, geht dies ins Lee­re.

Aus­weis­lich der Fuß­no­te 3 des Pro­spekts wur­den die an­ge­ge­be­nen Wer­te zum Kraft­stoff­ver­brauch und zur CO2-Em­mis­si­on nach dem vor­ge­schrie­be­nen Mess­ver­fah­ren (§ 2 Nr. 5, 6, 6a Pkw-EnVKV in der je­weils gel­ten­den Fas­sung) er­mit­telt. Aus­weis­lich der An­la­ge K 1 war der Re­dak­ti­ons­schluss für die­se Druck­schrift/​die­sen Pro­spekt der 15.03.2017. Mit der Ver­ord­nung (EU) 2017/11512Ver­ord­nung (EU) 2017/1151 der Kom­mis­si­on vom 01.06.2017 zur Er­gän­zung der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes über die Typ­ge­neh­mi­gung von Kraft­fahr­zeu­gen hin­sicht­lich der Emis­sio­nen von leich­ten Per­so­nen­kraft­wa­gen und Nutz­fahr­zeu­gen (Eu­ro 5 und Eu­ro 6) und über den Zu­gang zu Fahr­zeu­gre­pa­ra­tur- und -war­tungs­in­for­ma­tio­nen, zur Än­de­rung der Richt­li­nie 2007/46/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes, der Ver­ord­nung (EG) Nr. 692/2008 der Kom­mis­si­on so­wie der Ver­ord­nung (EU) Nr. 1230/2012 der Kom­mis­si­on und zur Auf­he­bung der Ver­ord­nung (EG) Nr. 692/2008 der Kom­mis­si­on, ABl. 2017 L 175, 1. der Kom­mis­si­on vom 01.06.2017 un­ter an­de­rem mit Er­gän­zun­gen und Auf­he­bun­gen zu frü­he­ren Ver­ord­nun­gen über die Typ­ge­neh­mi­gung von Kraft­fahr­zeu­gen hin­sicht­lich der Emis­sio­nen von leich­ten Per­so­nen­kraft­wa­gen und Nutz­fahr­zeu­gen (Eu­ro 5 und Eu­ro 6) er­folg­te die ver­bind­li­che Ein­füh­rung des neu­en WLTC/​WLTP für die Typ­prü­fung neu­er Mo­del­le und neu­er Mo­tor­va­ri­an­ten ab dem 01.09.2017 und ab dem 01.09.2018 für neu zu­ge­las­se­ne Fahr­zeu­ge. Die neue Ver­ord­nung wur­de am 07.07.2017 im Amts­blatt der Eu­ro­päi­schen Uni­on ver­öf­fent­licht und trat am 27.07.2017 in Kraft.

Dies vor­an­ge­stellt han­delt es sich bei den Wer­ten des Pro­spekts um sol­che, die auf der Grund­la­ge des NEFZ er­mit­telt wor­den sind. Hin­ge­gen ba­sie­ren die Wer­te in der EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung und im Kraft­fahr­zeug­steu­er­be­scheid auf den Wer­ten des WLTP. In Be­zug auf die EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung er­gibt sich dies aus der Be­schei­ni­gung selbst. Dort wird aus­drück­lich aus­ge­führt: „ge­mäß Ver­ord­nung (EU) 2017/1151 WLTP-Wer­te“.

Im Rah­men der Um­stel­lung von NEFZ auf WLTP wur­de auch das Kraft­fahr­zeug­steu­er­ge­setz an­ge­passt. Seit Sep­tem­ber 2018 ist der CO2-Wert nach WLTP aus­schlag­ge­bend für die Be­steue­rung, vor­her war das der CO2-Wert nach NEFZ. Mit Blick auf das Da­tum der Erst­zu­las­sung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs (24.01.2019) han­delt es sich bei dem im Be­scheid an­ge­ge­be­nen Wert be­züg­lich des CO2-Aus­sto­ßes um ei­nen Wert nach WLTP.

Da der WLTP stren­ge­re und de­tail­lier­te­re Be­din­gun­gen für die Durch­füh­rung der Emis­si­ons­prü­fun­gen und die Typ­ge­neh­mi­gung um­fasst (vgl. Er­wä­gungs­grund 3 der Ver­ord­nung (EU) 2018/18323Ver­ord­nung (EU) 2018/1832 der Kom­mis­si­on vom 05.11.2018 zur Än­de­rung der Richt­li­nie 2007/46/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes, der Ver­ord­nung (EG) Nr. 692/2008 der Kom­mis­si­on und der Ver­ord­nung (EU) 2017/1151 der Kom­mis­si­on im Hin­blick auf die Ver­bes­se­rung der emis­si­ons­be­zo­ge­nen Typ­ge­neh­mi­gungs­prü­fun­gen und -ver­fah­ren für leich­te Per­so­nen­kraft­wa­gen und Nutz­fahr­zeu­ge, un­ter an­de­rem in Be­zug auf die Über­ein­stim­mung in Be­trieb be­find­li­cher Fahr­zeu­ge und auf Emis­sio­nen im prak­ti­schen Fahr­be­trieb und zur Ein­füh­rung von Ein­rich­tun­gen zur Über­wa­chung des Kraft­stoff- und des Strom­ver­brauchs, ABl. 2018 L 301, 1., ABl. 2018 L 301, 1), fal­len die of­fi­zi­el­len Ver­brauchs­an­ga­ben seit­her rea­lis­ti­scher und da­mit hö­her aus; es stei­gen in der Re­gel auch die Ver­brauchs- und CO2-Wer­te. Vor die­sem Hin­ter­grund sind – was dem Ge­richt aus zahl­rei­chen Ver­fah­ren im Zu­sam­men­hang mit dem so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dal be­kannt ist – die Wer­te des NEFZ mit den Wer­ten des WLTP auch nicht ver­gleich­bar. Ins­be­son­de­re kann aus ei­nem im Ver­gleich zum NEFZ-Wert hö­he­ren WLTP-Wert – ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers – kein hö­he­rer Ver­brauch be­zie­hungs­wei­se CO2-Aus­stoß ei­nes Fahr­zeugs her­ge­lei­tet wer­den.

Sons­ti­ge zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­de Män­gel an dem Fahr­zeug hat der Klä­ger we­der dar­ge­legt noch sind sol­che sonst er­sicht­lich.

2. Dem Klä­ger steht auch kein Rück­ab­wick­lungs­an­spruch aus § 812 I 1 Fall 1, §§ 142 I, § 123 I Fall 1 BGB zu.

a) Zwar ist ei­ne An­fech­tungs­er­klä­rung ge­mäß § 143 BGB im Rah­men des Schrei­bens vom 23.04.2019 durch den Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten des Klä­gers ge­gen­über der Be­klag­ten zu 1 form- und – in­ner­halb ei­nes Jah­res (§ 124 I, II 1 BGB) – frist­ge­recht er­folgt.

b) Der An­fech­tungs­grund ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung i. S. des § 123 I Fall 1 BGB ist je­doch nicht ge­ge­ben.

Er­for­der­lich für das Vor­lie­gen ei­ner Täu­schung ist die Er­re­gung oder Auf­recht­er­hal­tung ei­nes Irr­tums durch Vor­spie­ge­lung fal­scher oder durch Un­ter­drü­ckung wah­rer Tat­sa­chen. Grund­sätz­lich hat sich der­je­ni­ge, der ei­nen Ver­trag schließt, selbst dar­über zu ver­ge­wis­sern, ob das Ge­schäft für ihn von Vor­teil ist oder nicht; dar­auf darf sich der an­de­re Teil ein­stel­len und braucht des­halb nicht auf Um­stän­de hin­zu­wei­sen, von de­nen er an­neh­men darf, dass nach ih­nen ge­fragt wird, wenn sein Ver­trags­part­ner Wert auf sie legt. Das Ver­schwei­gen von Tat­sa­chen stellt des­halb nur dann ei­ne Täu­schungs­hand­lung i. S. des § 123 I Fall 1 BGB dar, wenn ei­ne ent­spre­chen­de Of­fen­ba­rungs­pflicht be­steht; ent­schei­dend ist, ob der an­de­re Teil nach Treu und Glau­ben un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­kehrs­an­schau­ung im Ein­zel­fall red­li­cher­wei­se ei­ne Auf­klä­rung über den ver­schwie­ge­nen Um­stand er­war­ten durf­te. Ins­be­son­de­re ist über sol­che Um­stän­de auf­zu­klä­ren, die nur der ei­ne Ver­trags­teil kennt und von de­nen er weiß oder wis­sen muss, dass sie für den an­de­ren Teil von we­sent­li­cher Be­deu­tung sind, et­wa weil sie den Ver­trags­zweck ver­ei­teln oder er­heb­lich ge­fähr­den kön­nen. Auch müs­sen Fra­gen des an­de­ren Teils voll­stän­dig und rich­tig be­ant­wor­tet wer­den (vgl. Grü­ne­berg/​El­len­ber­ger, BGB, 81. Aufl., § 123 Rn. 2 ff. m. w. Nachw.). Arg­list im Sin­ne der Vor­schrift ist gleich­be­deu­tend mit Vor­satz, wo­bei be­ding­ter Vor­satz ge­nügt, gro­be Fahr­läs­sig­keit je­doch nicht aus­reicht. Im Fall ei­ner Of­fen­ba­rungs­pflicht muss der Auf­klä­rungs­pflich­ti­ge wis­sen oder zu­min­dest da­mit rech­nen und bil­li­gend in Kauf neh­men, dass der an­de­re Teil von den ver­schwie­ge­nen Um­stän­den kei­ne Kennt­nis hat. Al­ler­dings han­delt nicht arg­lis­tig, wer gut­gläu­big un­rich­ti­ge An­ga­ben macht, mag auch der gu­te Glau­be selbst auf Leicht­fer­tig­keit oder gro­ber Fahr­läs­sig­keit be­ru­hen.

Ge­mes­sen dar­an kann ein An­fech­tungs­grund nicht an­ge­nom­men wer­den.

aa) Ei­ne Täu­schung hin­sicht­lich ei­nes er­höh­ten Ver­brauchs be­zie­hungs­wei­se ei­ner er­höh­ten CO2-Emis­si­on liegt nicht vor. So­weit der Klä­ger ur­sprüng­lich mit der Kla­ge noch be­haup­tet hat, dass so­wohl die CO2-Emis­sio­nen als auch der Ver­brauch des Fahr­zeugs Mer­ce­des-Benz V 250 d 4MA­TIC er­heb­lich hö­her als an­ge­ge­ben sei­en, hat er die­se Be­haup­tung rechts­ver­bind­lich auf­ge­ge­ben. In­so­weit kann zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen auf die obi­gen Aus­füh­run­gen ver­wie­sen wer­den.

Der vom Klä­ger auch in die­sem Zu­sam­men­hang vor­ge­nom­me­ne Ver­gleich der Wer­te aus dem Pro­spekt mit den Wer­ten aus der EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung und des Kraft­fahr­zeug­steu­er­be­scheids geht ins Lee­re, da die Wer­te auf un­ter­schied­li­chen Prüf­zy­klen ba­sie­ren. Auch in­so­weit kann auf die obi­gen Aus­füh­run­gen Be­zug ge­nom­men wer­den.

(2) So­weit der Klä­ger in der An­ga­be des Ver­käu­fers der Be­klag­ten zu 2, das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ver­brau­che we­ni­ger und sto­ße we­ni­ger CO2 aus als das Vor­gän­ger­mo­dell, ei­ne Täu­schung sieht, geht die­se Auf­fas­sung fehl.

Selbst nach dem Vor­trag des Klä­gers liegt ein Vor­spie­geln fal­scher Tat­sa­chen nicht vor. Der Klä­ger hat im Rah­men der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 30.06.2022 selbst an­ge­ge­ben, dass ihm der Ver­käu­fer V im Zu­sam­men­hang mit die­ser Aus­sa­ge den Pro­spekt vor­ge­hal­ten ha­be, an­hand des­sen er in den Spal­ten dann den Ver­brauch ha­be ver­glei­chen kön­nen. Der Klä­ger konn­te die Wer­te an­hand des Pro­spekts – nach ei­ge­nen Aus­füh­run­gen – nach­voll­zie­hen. Vor dem Hin­ter­grund, dass der Klä­ger an sei­ner Be­haup­tung, das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ver­brau­che 25 % mehr, rechts­ver­bind­lich nicht wei­ter fest­hält, ist da­her von die­sen Wer­ten aus­zu­ge­hen. Dass die Wer­te im Pro­spekt (ba­sie­rend auf dem NEFZ) für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug hö­her wa­ren als die des Vor­gän­ger­mo­dells, be­haup­tet der Klä­ger nicht ein­mal. In die­sem Fall könn­te ei­ne Täu­schung auch nicht an­ge­nom­men wer­den, da der Feh­ler of­fen­sicht­lich ge­we­sen wä­re.

Die An­nah­me ei­ner Täu­schung durch den Klä­ger ba­siert wohl auf dem feh­ler­haf­ten Ver­gleich der WLTP-Wer­te aus der EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung und dem Kraft­fahr­zeug­steu­er­be­scheid mit den NEFZ-Wer­ten des Vor­gän­ger­mo­dells. Dass die WLTP-Wer­te des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs hin­sicht­lich des Ver­brauchs und der CO2-Emis­si­on hö­her sind als die WLTP-Wer­te des Vor­gän­ger­mo­dells hat der Klä­ger we­der vor­ge­tra­gen noch ist dies sonst er­sicht­lich.

cc) So­weit der Klä­ger ur­sprüng­lich ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung da­hin ge­hend vor­ge­tra­gen hat, dass der Ver­käu­fer ihm mit­ge­teilt ha­be, die Kraft­fahr­zeug­steu­er fal­le ge­rin­ger aus als beim Vor­gän­ger­mo­dell, ver­fängt dies nicht. Er hat sei­nen (feh­ler­haf­ten) Vor­trag im Rah­men des Ver­fah­rens kor­ri­giert und noch­mals im Rah­men sei­ner An­hö­rung im Ter­min be­stä­tigt, dass er le­dig­lich aus den An­ga­ben des V zu ei­nem ge­rin­ge­ren Ver­brauch und ei­ner ge­rin­ge­ren CO2-Emis­si­on ge­schluss­fol­gert ha­be, auch we­ni­ger Kraft­fahr­zeug­steu­ern zah­len zu müs­sen. Da es ei­ne da­hin ge­hen­de Äu­ße­rung des Ver­käu­fers be­reits nicht ge­ge­ben hat, schei­det auch ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung aus.

dd) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers be­stand in­so­weit auch kei­ne Of­fen­ba­rungs­pflicht. Es ist nicht Auf­ga­be des Ver­käu­fers ei­nes Kraft­fahr­zeugs, den Käu­fer über die Hö­he der Steu­er­last auf­zu­klä­ren. Da die Steu­er­last – nach dem Vor­trag des Klä­gers – kein The­ma des Ver­kaufs­ge­sprächs ge­we­sen ist, las­sen sich auch aus dem Ver­kaufs­ge­spräch selbst kei­ne sons­ti­gen Auf­klä­rungs­pflich­ten her­lei­ten.

Un­ab­hän­gig da­von wä­re es dem Klä­ger oh­ne Wei­te­res mög­lich ge­we­sen, die Steu­er­last bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de zu er­fra­gen. Dem­zu­fol­ge han­del­te es sich bei der Steu­er­last auch nicht um sol­che Um­stän­de, die nur ein Ver­trags­teil kann­te. Be­reits vor die­sem Hin­ter­grund schei­det ei­ne Of­fen­ba­rungs­pflicht aus.

ee) Auch sonst liegt – ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers – kei­ne Of­fen­ba­rungs­pflicht sei­tens des Ver­käu­fers vor, ge­gen die er ver­sto­ßen ha­ben könn­te und die ei­nen An­fech­tungs­grund be­grün­det.

So­weit der Klä­ger mo­niert, dass die Be­klag­te zu 2 ihm nicht mit­ge­teilt ha­be, dass von NEFZ auf WLTP um­ge­stellt wor­den sei, die CO2-Wer­te hier­durch an­ge­stie­gen sei­en und dem­zu­fol­ge das Fahr­zeug hö­her be­steu­ert wer­de, ver­fängt dies nicht. Be­steht sei­tens des Ver­käu­fers – wie be­reits aus­ge­führt – be­reits kei­ne Auf­klä­rungs­pflicht in Be­zug auf die Steu­er­last des Fahr­zeugs, muss er auch nicht dar­über auf­klä­ren, dass sich das der Be­mes­sung der Steu­er zu­grun­de­lie­gen­de Prüf­ver­fah­ren än­dert.

Auch im Üb­ri­gen be­stand sei­tens des Ver­käu­fers kei­ne Auf­klä­rungs­pflicht in Be­zug auf die Ab­lö­sung des NEFZ-Prüf­zy­klus durch das WLTP-Ver­fah­ren.

In der Au­to­wer­bung, ob ge­druckt oder im In­ter­net, müs­sen die Ver­käu­fer die spe­zi­fi­schen Ver­brauchs­wer­te und CO2-Emis­sio­nen an­ge­ben (§ 1 Pkw-EnVKV i. d. F. vom 22.08.2011). Seit 2021 sind die An­ga­ben zum Ver­brauch ge­mäß den WLTP-Richt­li­ni­en zwar ver­pflich­tend, al­ler­dings hat das deut­sche Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz die Pkw-En­er­gie­ver­brauchs-Kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung (Pkw-EnVKV) noch nicht an­ge­passt (vgl. https://​www.​bmwk.​de/​​Re­dak­ti­on/​DE/​Ar­ti­kel/​En­er­gie/​energieverbrauchskennzeichnung-von-pkw.​html), so­dass Händ­ler ge­zwun­gen wa­ren – wie vor­lie­gend ge­sche­hen – Ver­brauchs- und Emis­si­ons­wer­te von Neu­wa­gen (zu­min­dest bis De­zem­ber 2020) ge­gen­über ih­ren Kun­den nach dem NEFZ-Ver­fah­ren aus­zu­wei­sen. Auch zum Zeit­punkt der ver­bind­li­chen Be­stel­lung des Fahr­zeugs be­stand le­dig­lich ei­ne Pflicht, die Ver­brauchs- und Emis­si­ons­wer­te nach dem NEFZ-Ver­fah­ren an­zu­ge­ben. Vor die­sem Hin­ter­grund kann ei­ne Auf­klä­rungs­pflicht in Be­zug auf den Wech­sel des Prüf­stan­des­ver­fah­rens von NEFZ auf WLTP be­reits nicht an­ge­nom­men wer­den.

3. Schließ­lich folgt ein An­spruch – ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers – auch nicht aus §§ 280 I, 241 II, 311 III BGB. Es fehlt be­reits an ei­ner Pflicht­ver­let­zung. Wahr­heits­wid­ri­ge An­ga­ben – wie sie der Klä­ger hier be­haup­tet – hat der Ver­käu­fer V nicht ge­tä­tigt. In­so­weit wird zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen auf die obi­gen Aus­füh­run­gen Be­zug ge­nom­men, die hier ent­spre­chend gel­ten.

4. Da die Be­klag­te zu 1 schon nicht die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs schul­den, ist sie mit des­sen Rück­nah­me nicht in An­nah­me­ver­zug. Fehlt es an ei­nem An­spruch hin­sicht­lich der Haupt­for­de­rung, kann der Klä­ger auch kei­ne Ne­ben­for­de­run­gen (Frei­stel­lung von vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten) be­an­spru­chen. …

Hin­weis: Nach­dem der Klä­ger das Fahr­zeug nach dem En­de des Lea­sing­ver­trags am 20.09.2022 zu­rück­ge­ge­ben hat, hat er sei­ne ur­sprüng­li­che Kla­ge hin­sicht­lich der Kla­ge­an­trä­ge zu 1 (Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags) und zu 2 (Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten zu 1) für er­le­digt er­klärt. Die Be­klag­ten ha­ben sich die­ser Tei­ler­le­di­gungs­er­klä­rung nicht an­ge­schlos­sen. In der Be­ru­fungs­in­stanz hat der Klä­ger da­her zu­letzt die Fest­stel­lung be­gehrt, dass sich die Kla­ge hin­sicht­lich der ur­sprüng­li­chen Kla­ge­an­trä­ge zu 1 und zu 2 er­le­digt ha­be, und und be­an­tragt, die Be­klag­ten als Ge­samt­schuld­ner zu ver­ur­tei­len, ihn von au­ßer­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.590,91 € frei­zu­stel­len. Die Be­ru­fung hat­te kei­nen Er­folg; das OLG Naum­burg hat sie mit Ur­teil vom 27.02.2023 – 12 U 137/22 – zu­rück­ge­wie­sen und aus­ge­führt:

„B. … Das Land­ge­richt hat die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen. Das Ur­teil be­ruht auf kei­ner Rechts­ver­let­zung i. S. von § 546 ZPO (§ 513 I Fall 1 ZPO), ins­be­son­de­re recht­fer­ti­gen die vom Ge­richt des ers­ten Rechts­zu­ges fest­ge­stell­ten und nach § 529 ZPO von dem Se­nat bei sei­ner Ent­schei­dung zu­grun­de zu le­gen­den Tat­sa­chen kei­ne ab­wei­chen­de Be­ur­tei­lung (§ 513 I Fall 2 ZPO).

I. Es ist nicht fest­zu­stel­len, dass sich die Kla­ge hin­sicht­lich der Kla­ge­an­trä­ge zu 1 und zu 2 er­le­digt hat. Die Fest­stel­lung der Er­le­di­gung setzt vor­aus, dass die ur­sprüng­li­chen An­trä­ge zu­läs­sig und be­grün­det wa­ren und durch das be­haup­te­te er­le­di­gen­de Er­eig­nis un­zu­läs­sig oder un­be­grün­det wur­den (BGH, Urt. v. 27.01.2010 – VI­II ZR 58/09, BGHZ 184, 128 = NJW 2010, 2422 Rn. 18 m. w. Nachw.). Dies ist nicht der Fall. Die ur­sprüng­li­chen An­trä­ge wa­ren zu­läs­sig, aber un­be­grün­det.

Der Klä­ger hat­te ur­sprüng­lich ge­gen die Be­klag­ten kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags über das Fahr­zeug nach Er­klä­rung des Rück­tritts ge­mäß § 433 I BGB, § 434 I BGB a.F., § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 440, 323, 346 I BGB. Das Fahr­zeug war nicht man­gel­be­haf­tet i. S. des § 434 I BGB a.F., wo­bei we­gen des Ver­trags­schlus­ses vor dem 01.01.2022 das BGB in der al­ten Fas­sung an­zu­wen­den ist (Art. 229 § 58 EGBGB).

Ein Man­gel lag zu­nächst nicht dar­in, dass das Fahr­zeug mehr ver­braucht hat als im Pro­spekt an­ge­ge­ben. Das Land­ge­richt ist zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass nach der Er­klä­rung des Klä­gers mit Schrift­satz vom 03.06.2021 die Be­haup­tung nicht mehr auf­recht­er­hal­ten wur­de, dass das Fahr­zeug 25 % mehr ver­brau­che als im Pro­spekt an­ge­ge­ben.

Mit dem Land­ge­richt ist auch da­von aus­zu­ge­hen, dass in­iti­al die Be­haup­tung be­reits dar­auf be­ruh­te, dass der Klä­ger die nach dem NEFZ ge­mes­se­nen Wer­te und die nach dem WLTP ge­mes­se­nen Wer­te ver­gli­chen hat und in­so­fern ein Fehl­ver­ständ­nis vor­lag. Bei­de Wer­te tref­fen al­ler­dings kei­ne Aus­sa­ge­kraft dar­über, wel­chen tat­säch­li­chen Ver­brauch ein Fahr­zeug hat. Ein ver­stän­di­ger Käu­fer weiß, dass die tat­säch­li­chen Ver­brauchs­wer­te von zahl­rei­chen Ein­flüs­sen und der in­di­vi­du­el­len Fahr­wei­se des Nut­zers ab­hän­gen und des­halb nicht mit den Pro­spekt­an­ga­ben gleich­ge­setzt wer­den dür­fen, die auf ei­nem stan­dar­di­sier­ten Mess­ver­fah­ren be­ru­hen (OLG Hamm, Urt. v. 07.02.2013 – I-28 U 94/12, NJW-RR 2013, 1146). Der Käu­fer kann nur er­war­ten, dass die im Pro­spekt an­ge­ge­be­nen Wer­te un­ter Test­be­din­gun­gen re­pro­du­zier­bar sind (OLG Hamm, Urt. v. 07.02.2013 – I-28 U 94/12, NJW-RR 2013, 1146). Dass der Ver­brauch des Fahr­zeugs im Mess­ver­fah­ren nicht re­pro­du­zier­bar sei und hö­her aus­fal­le, be­haup­tet der Klä­ger nicht (mehr). Hier­über war auch kein Be­weis (mehr) zu er­he­ben.

Da sich das Fahr­zeug zwei­fel­los für sei­ne üb­li­che und vom Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung des Fah­rens ge­eig­net hat und vom Klä­ger auch hier­für ge­nutzt wur­de – er fuhr mehr als 130.000 km –, kommt al­lein ein Man­gel we­gen ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung in Be­tracht (§ 434 I 1 BGB a.F.). Die­se soll nach der Be­haup­tung des Klä­gers in der Ver­ein­ba­rung über ei­ne ge­rin­ge­re, je­den­falls nicht hö­he­re Steu­er­last als beim Vor­gän­ger­mo­dell ge­le­gen ha­ben.

Da­bei kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob die Steu­er­last über­haupt ei­ne Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeu­ges sein kann. Der Be­griff der Be­schaf­fen­heit ist weit zu ver­ste­hen und um­fasst jeg­li­che Merk­ma­le der Sa­che, die der Sa­che selbst an­haf­ten oder sich aus ih­rer Be­zie­hung zur Um­welt er­ge­ben (BT-Drs. 19/27424, S. 23). Den Ver­wen­dungs­zweck ei­ner Kauf­sa­che kön­nen auch und ge­ra­de sol­che Um­stän­de be­stim­men, die nicht in der rei­nen phy­si­schen Be­schaf­fen­heit lie­gen. Al­ler­dings müs­sen die Vor­stel­lun­gen hier­von zum Ge­gen­stand ei­ner Ver­ein­ba­rung ge­wor­den sein, die al­so den An­wen­dungs­be­reich der kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tung über die der üb­li­chen und der ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung ent­spre­chen­den Merk­ma­le der Sa­che hin­aus er­wei­tert (MünchKomm-BGB/​Wes­ter­mann, 8. Aufl. [2019], § 434 Rn. 10). Hier­an fehl­te es.

Selbst die Be­haup­tung des Klä­gers un­ter­stellt, dass er mit dem Ver­käu­fer der Be­klag­ten zu 2 den Pro­spekt durch­ge­gan­gen sei und V ihn auf den ge­rin­ge­ren Ver­brauch und den ge­rin­ge­ren CO2-Aus­stoß des neu­en Fahr­zeugs im Ver­gleich zum Vor­gän­ger­mo­dell hin­ge­wie­sen ha­be, folgt hier­aus kei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung da­hin ge­hend, dass das neue Fahr­zeug ei­ne ge­rin­ge­re oder je­den­falls nicht hö­he­re Steu­er­last ha­ben soll­te. Dies ist schon des­halb nicht der Fall, weil un­strei­tig über die an­fal­len­den Steu­ern für das Fahr­zeug über­haupt nicht ge­spro­chen wur­de. Der Klä­ger hat – wor­auf auch das Land­ge­richt zu­tref­fend hin­ge­wie­sen hat – le­dig­lich ge­schluss­fol­gert, dass das Fahr­zeug ei­ne ge­rin­ge­re Steu­er ver­ur­sa­chen wür­de. Dies hat er we­der aus­ge­spro­chen noch sonst ge­gen­über dem Ver­käu­fer zu er­ken­nen ge­ge­ben. Dass Steu­ern des Fahr­zeugs über­haupt The­ma ge­we­sen sein sol­len, be­haup­tet der Klä­ger auch nicht. Für ei­ne Er­wei­te­rung der Män­gel­ge­währ­leis­tung über die üb­li­che Ver­wen­dung hin­aus be­darf es aber ei­ner bei­der­sei­ti­gen Wil­lens­er­klä­rung in die­se Rich­tung in Form ei­ner ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung i. S. der §§ 145 ff. BGB. Da der Klä­ger kei­ne für den Ver­käu­fer er­kenn­ba­re Er­klä­rung da­hin ge­hend ab­ge­ge­ben hat, dass er von ei­ner ge­rin­ge­ren Steu­er­last aus­geht, son­dern dies nur für sich ge­schluss­fol­gert hat, hat er be­reits kein An­ge­bot über den Ab­schluss ei­ner der­ar­ti­gen Ver­ein­ba­rung ab­ge­ge­ben.

Ei­ne Be­weis­er­he­bung durch Ver­neh­mung des an­ge­bo­te­nen Zeu­gen V war aus die­sem Grund nicht er­for­der­lich, da die Be­haup­tung des Klä­gers als wahr un­ter­stellt wer­den kann, oh­ne dass hier­aus ei­ne an­de­re recht­li­che Be­ur­tei­lung folgt.

Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung kam al­len­falls da­hin ge­hend zu­stan­de, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ei­nen ge­rin­ge­ren Ver­brauch und ei­nen ge­rin­ge­ren CO2-Aus­stoß als das Vor­gän­ger­mo­dell ha­ben soll­te. Dass das nicht der Fall sei, be­haup­tet der Klä­ger nicht.

Ein ur­sprüng­li­cher An­spruch des Klä­gers folgt auch nicht aus ei­ner vor­ver­trag­li­chen Pflicht­ver­let­zung ge­mäß §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB we­gen ei­ner feh­ler­haf­ten An­ga­be zum Ver­brauch des Fahr­zeugs. Ei­ne sol­che hat es nicht ge­ge­ben. Der Klä­ger ist nach ei­ge­ner An­ga­be mit dem Ver­käu­fer den Pro­spekt durch­ge­gan­gen und hat die ein­zel­nen Ver­brauchs­an­ga­ben nach­voll­zie­hen kön­nen. Dass die Pro­spekt­an­ga­ben ob­jek­tiv falsch ge­we­sen sei­en, be­haup­tet der Klä­ger nicht (mehr). Ins­be­son­de­re hat er auch nie be­haup­tet, dass sein Fahr­zeug nicht we­ni­ger ver­brau­che und nicht we­ni­ger CO2 aus­sto­ße als das Vor­gän­ger­mo­dell. Da über die steu­er­li­chen As­pek­te über­haupt nicht ge­spro­chen wur­de, kom­men feh­ler­haf­te Aus­künf­te hier­über nicht in Be­tracht.

Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch aus ei­ner vor­ver­trag­li­chen Pflicht­ver­let­zung folgt auch nicht aus der un­ter­las­se­nen Auf­klä­rung über die an­ste­hen­de Ge­set­zes­än­de­rung und die neue Be­rech­nungs­grund­la­ge der Kraft­fahr­zeug­steu­er. Ein Scha­den­er­satz­an­spruch, der auch in der Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags be­ste­hen kann, setzt bei ei­ner un­ter­las­se­nen Auf­klä­rung vor­aus, dass in­so­weit ei­ne Hin­weis- und Of­fen­ba­rungs­pflicht be­stand, wo­bei ent­schei­dend ist, ob ei­ne Auf­klä­rung nach Treu und Glau­ben un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­kehrs­an­schau­ung im Ein­zel­fall er­war­tet wer­den darf (BGH, Urt. v. 12.11.1969 – I ZR 93/67, NJW 1970, 653, 655; Urt. v. 11.11.2011 – V ZR 245/10, NJW 2012, 846, 847 m. w. Nachw.). Die Haf­tung be­ruht auf dem Ge­dan­ken, dass der Schuld­ner – ins­be­son­de­re auf­grund sei­ner über­le­ge­nen Fach­kun­de – zur Auf­klä­rung ver­pflich­tet ist, wenn Ge­fah­ren für das Leis­tungs- oder In­te­gri­täts­in­ter­es­se des Gläu­bi­gers be­ste­hen, von de­nen die­ser kei­ne Kennt­nis hat (BGH, Urt. v. 19.02.1975 – VI­II ZR 144/73, BGHZ 64, 46 = NJW 1975, 824 f.). Kei­nes­wegs be­steht ei­ne un­ein­ge­schränk­te Auf­klä­rungs­pflicht des Ver­käu­fers über al­le für den Käu­fer er­heb­li­chen Um­stän­de, die schon mit Rück­sicht auf die stets wi­der­strei­ten­den In­ter­es­sen zwi­schen Käu­fer und Ver­käu­fer nicht ver­langt wer­den könn­te (BGH, Urt. v. 12.11.1969 – I ZR 93/67, NJW 1970, 653, 655). Kei­ne Auf­klä­rungs­pflicht be­steht da­ge­gen hin­sicht­lich sol­cher Um­stän­de, über die sich der Käu­fer oh­ne Wei­te­res selbst in­for­mie­ren kann oder nach de­nen er fra­gen kann, wenn es ihm dar­auf an­kommt (BGH, Urt. v. 06.04.2001 – V ZR 402/99, NJW 2001, 2021; Mü­Komm-BGB/​Em­me­rich, 9. Aufl. [2022], § 311 Rn. 81).

Nach die­sen Maß­stä­ben muss­te der Ver­käu­fer nicht über die an­ste­hen­de Ge­set­zes­än­de­rung und ei­ne wo­mög­lich hö­he­re Steu­er auf­klä­ren. Dass die Steu­er­last des Fahr­zeugs für den Klä­ger über­haupt er­heb­lich ist, muss­te der Ver­käu­fer man­gels ei­ner Äu­ße­rung des Klä­gers in die­se Rich­tung nicht er­ken­nen. Es be­stand kein An­lass, über die Steu­er­fra­ge zu spre­chen.

Der Auf­fas­sung der Be­ru­fung, dass ein Käu­fer of­fen­sicht­lich aus ei­nem ge­rin­ge­ren Ver­brauch schluss­fol­ge­re, dass we­ni­ger Kraft­fahr­zeug­steu­er zu zah­len sei, folgt der Se­nat nicht. Of­fen­sicht­lich ist es nur, dar­aus zu schluss­fol­gern, dass bei gleich­blei­ben­der Fahr­stre­cke we­ni­ger häu­fig ge­tankt wer­den müs­se. Für den durch­schnitt­li­chen Au­to­käu­fer ist die zu zah­len­de Kraft­fahr­zeug­steu­er nach­ran­gig und ins­be­son­de­re kein ent­schei­den­des Kauf­kri­te­ri­um bei Er­werb ei­nes Fahr­zeugs. Hier spie­len re­gel­mä­ßig Tech­nik, De­sign und der Kauf­preis und wo­mög­lich auch der Ver­brauch die ent­schei­den­de Rol­le. Si­cher ist auch der CO2-Aus­stoß durch den weit­hin be­kann­ten Ab­gas­skan­dal in den Vor­der­grund ge­rückt. Al­ler­dings führt dies nicht da­zu, dass die zu zah­len­de Kraft­fahr­zeug­steu­er, de­ren Be­rech­nung und Ge­set­zes­än­de­run­gen in die­sem Be­reich zu ver­pflich­ten­den Auf­klä­rungs­in­hal­ten ei­nes Ver­kaufs­ge­sprä­ches wer­den. Die für ein Fahr­zeug zu zah­len­de Steu­er macht nur ei­nen ge­rin­gen An­teil an den Un­ter­halts­kos­ten ei­nes Fahr­zeugs aus, die sich aus Ver­si­che­rung, Sprit­kos­ten, Steu­er, Re­pa­ra­tu­ren etc. zu­sam­men­set­zen. Wür­de man for­dern, dass über sämt­li­che re­gu­la­to­ri­sche Än­de­run­gen in die­sen Be­rei­chen auf­ge­klärt wer­den müs­se, egal ob der Käu­fer hier­auf Wert legt, könn­te kein Au­to­haus mehr ein Fahr­zeug rechts­si­cher ver­kau­fen, da aus­ufern­de In­for­ma­ti­ons­pflich­ten be­stün­den.

Zu be­rück­sich­ti­gen ist auch, dass der Ver­käu­fer kein über­le­ge­nes Wis­sen hin­sicht­lich der Ge­set­zes­än­de­rung und der Aus­wir­kun­gen auf die Kraft­fahr­zeug­steu­er hat­te. Dies war ins­ge­samt ei­ne frei zu­gäng­li­che In­for­ma­ti­on. Der Klä­ger hät­te auch ei­ne ent­spre­chen­de An­fra­ge bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de stel­len kön­nen oder im In­ter­net die Hö­he der Steu­er re­cher­chie­ren kön­nen. Zu­vor­derst hät­te er auch den Ver­käu­fer da­nach fra­gen kön­nen.

Die Hö­he der Kraft­fahr­zeug­steu­er ist auch kein we­sent­li­ches Merk­mal ei­nes Fahr­zeugs. Als ver­kehrs­we­sent­li­che Sach­ei­gen­schaft kom­men al­le wert­bil­den­den Fak­to­ren in Be­tracht, die die Sa­che un­mit­tel­bar kenn­zeich­nen (Be­ckOK-BGB/​Wendt­land, Stand: 01.11.2022, § 119 Rn. 44). Die für ein Fahr­zeug zu zah­len­de Steu­er bil­det nicht sei­nen Wert ab, son­dern ist le­dig­lich ei­ne ge­setz­li­che Fol­ge des Hal­tens ei­nes Fahr­zeugs. Ein hö­he­rer oder nied­ri­ger Wert des Fahr­zeugs er­gibt sich hier­durch nicht. Die Steu­er ei­nes Fahr­zeugs macht re­gel­mä­ßig we­ni­ger als ein Pro­zent des Kauf­prei­ses ei­nes Neu­fahr­zeugs aus. Im Fall des Klä­gers war es auch nach der dann hö­he­ren Steu­er ziem­lich ex­akt 1 % des Net­to­kauf­prei­ses jähr­lich. Al­lein dies schließt die An­nah­me ei­nes we­sent­li­chen Merk­mals, ei­nes wert­bil­den­den Fak­tors, aus.

Es be­stand in die­sem Zu­sam­men­hang auch kei­ne In­for­ma­ti­ons­pflicht über die Än­de­run­gen in der Be­rech­nungs­wei­se der Kraft­fahr­zeug­steu­er und über die Um­stel­lung der Mess­ver­fah­ren. Ei­ne sol­che hät­te sich er­ge­ben kön­nen, hät­te der Klä­ger die von ihm ge­schluss­fol­ger­te ge­rin­ge­re Steu­er­be­las­tung zum The­ma ge­macht. Da dies nicht der Fall war und ins­ge­samt die Hö­he der Kraft­fahr­zeug­steu­er kein an­lass­los of­fen­ba­rungs­pflich­ti­ger In­halt ist, muss schon gar nicht über die (ge­än­der­ten) Be­rech­nungs­grund­la­gen der Kraft­fahr­zeug­steu­er auf­ge­klärt wer­den.

Dass die Be­klag­te zu 1 nun­mehr über die mög­li­chen Aus­wir­kun­gen der neu­en Test­ver­fah­ren auf­klärt, führt nicht zu der An­nah­me ei­ner be­ste­hen­den Auf­klä­rungs­pflicht. Selbst­ver­ständ­lich kann ein Ver­käu­fer über sei­ne be­ste­hen­de Auf­klä­rungs­pflicht hin­aus über­ob­li­ga­to­ri­sche An­ga­ben ma­chen und Hin­wei­se er­tei­len. Dies ist auch nicht als Ein­ge­ständ­nis zu wer­ten, dass be­reits frü­her dar­auf hät­te hin­ge­wie­sen wer­den müs­sen, selbst wenn Kun­den­be­schwer­den zu dem Hin­weis ge­führt ha­ben. Aus Rechts­grün­den müss­te die Be­klag­te zu 1 nicht auf­klä­ren.

Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­ten auch kei­nen An­spruch ge­mäß § 812 I 1 Fall 1, §§ 142 I, 123 I Fall 1 BGB nach er­klär­ter An­fech­tung des Kauf­ver­trags. Ein An­fech­tungs­grund ge­mäß § 123 1 Fall 1 BGB be­stand nicht, da der Klä­ger nicht ge­täuscht wur­de. Da kein Ge­spräch über die Kraft­fahr­zeug­steu­er ge­führt wur­de im Rah­men des Ver­kaufs­ge­sprächs und der Klä­ger selbst nicht (mehr) be­haup­tet, dass die Ver­brauchs­an­ga­ben ob­jek­tiv falsch ge­we­sen sei­en, kommt auch hier al­len­falls ei­ne Täu­schung durch Un­ter­las­sung in Be­tracht. Vor­aus­set­zung ist al­ler­dings auch dann, wor­auf auch das Ge­richt ers­ter In­stanz zu­tref­fend ab­ge­stellt hat, dass ei­ne Of­fen­ba­rungs­pflicht be­stand. Dies ist – wie be­reits fest­ge­stellt – nicht der Fall ge­we­sen. Es kann in­so­weit auf die obi­gen Aus­füh­run­gen ver­wie­sen wer­den.

Man­gels An­spruchs auf die Fest­stel­lung der Er­le­di­gung der ur­sprüng­li­chen An­trä­ge zu 1 und zu 2 be­steht auch kein An­spruch auf die Frei­stel­lung von vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten.

II. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 I ZPO. Die Ent­schei­dung über die vor­läu­fi­ge Voll­streck­bar­keit folgt aus § 708 Nr. 10, § 713 ZPO.“

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