1. Die Volks­wa­gen AG schul­det dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs, des­sen An­spruch auf Scha­dens­er­satz aus §§ 826, 31 BGB nach §§ 195, 199 I BGB ver­jährt ist, Rest­scha­dens­er­satz nach § 852 Satz 1 BGB. Des­sen An­wen­dungs­be­reich ist nicht te­leo­lo­gisch auf Fäl­le ei­nes be­son­de­ren Pro­zess­kos­ten­ri­si­kos we­gen un­ge­wis­ser In­for­ma­ti­ons­la­ge zu re­du­zie­ren.
  2. Je­den­falls dann, wenn der Kauf­ver­trag über das vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ne Fahr­zeug un­mit­tel­bar mit der Volks­wa­gen AG ge­schlos­sen wur­de, hat die­se – wie es § 852 Satz 1 BGB ver­langt – durch ei­ne un­er­laub­te Hand­lung auf Kos­ten des Käu­fers et­was er­langt. Denn der Käu­fer hat als Ge­gen­leis­tung für den ge­zahl­ten Kauf­preis (Ver­mö­gens­ver­schie­bung) ein von ei­ner Be­triebs­be­schrän­kung oder -un­ter­sa­gung be­droh­tes Fahr­zeug und da­mit kei­ne äqui­va­len­te Ge­gen­leis­tung er­hal­ten. Ei­ner der­art un­mit­tel­ba­ren Ver­mö­gens­ver­schie­bung be­darf es für ei­nen Rest­scha­dens­er­satz­an­spruch nach § 852 Satz 1 BGB al­ler­dings gar nicht.
  3. So­bald ei­ne Ver­jäh­rungs­ein­re­de er­ho­ben wird, muss das ent­schei­den­de Ge­richt von sich aus prü­fen, ob ein An­spruch auf Rest­scha­dens­er­satz aus § 852 Satz 1 BGB ge­ge­ben ist (im An­schluss an BGH, Urt. v. 13.10.2015 – II ZR 281/14, NJW 2016, 1083 Rn. 31).

OLG Ol­den­burg, Ur­teil vom 02.03.2021 – 12 U 161/20

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin kauf­te von der be­klag­ten Volks­wa­gen AG un­ter Ver­mitt­lung des Händ­lers H mit Ver­trag vom 25.01./​02.02.2012 ei­nen fa­brik­neu­en, mit ei­nen 2,0-Li­ter-Die­sel­mo­tor des Typs EA189 aus­ge­stat­te­ten VW Cad­dy Ma­xi. Die­ses Fahr­zeug wur­de der Klä­ge­rin mit ei­ner Lauf­leis­tung von 0 km über­ge­ben.

Den Kauf­preis in Hö­he von 25.950 € ent­rich­te­te die Klä­ge­rin, in­dem sie an H am 07.03.2012 13.000 € und am 02.04.2012 wei­te­re 12.950 € über­wies. Da­von ver­blie­ben 3.892,50 € als Händ­ler­mar­ge bei H, wäh­rend die Be­klag­te den Rest­be­trag (22.057,50 €) ver­ein­nahm­te.

Die Be­klag­te ist so­wohl die Her­stel­le­rin des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw als auch des Mo­tors, der in das Fahr­zeug ein­ge­baut wur­de. Die­ser Mo­tor ver­füg­te über ei­ne Steue­rungs­soft­ware, die er­kann­te, ob das Fahr­zeug auf ei­nem Rol­len­prüf­stand be­trie­ben wur­de, und dies zum An­lass nahm, ei­nen be­son­de­ren Be­triebs­mo­dus mit op­ti­mier­tem Stick­oxid(NOX)-Aus­stoß zu ak­ti­vie­ren. Des­halb wa­ren die Schad­stoff­emis­sio­nen des Pkw auf ei­nem Prüf­stand ge­rin­ger als beim Re­al­be­trieb im Stra­ßen­ver­kehr.

Die Ver­wen­dung die­ser Soft­ware hat­te die Be­klag­te dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt und der All­ge­mein­heit zu­nächst ver­schwie­gen. Sie wur­de erst im Sep­tem­ber 2015 durch ei­ne an den Ka­pi­tal­markt ge­rich­te­te Ad-hoc-Mit­tei­lung der Be­klag­ten pu­blik ge­macht.

Die Klä­ge­rin wur­de 2016 durch ein Schrei­ben der Be­klag­ten dar­über in­for­miert, dass ihr Fahr­zeug vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen sei. Sie sieht sich von der Be­klag­ten ge­täuscht und hat be­haup­tet, dass sie den VW Cad­dy Ma­xi nicht er­wor­ben hät­te, wenn sie von der In­stal­la­ti­on der die Schad­stoff­emis­sio­nen ma­ni­pu­lie­ren­den Soft­ware, die die Zu­las­sung des Fahr­zeugs zur Nut­zung im all­ge­mei­nen Stra­ßen­ver­kehr ge­fähr­det ha­be, ge­wusst hät­te.

Mit ih­rer am 02.07.2020 an­hän­gig ge­mach­ten Kla­ge hat die Klä­ge­rin von der Be­klag­ten ver­langt, sie so zu stel­len, als wä­re der streit­ge­gen­ständ­li­che Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug nicht ge­schlos­sen wor­den. Für die Nut­zung des Pkw, der bei Kla­ge­er­he­bung ei­ne Lauf­leis­tung von 107.000 km hat­te, sei ein Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 9.164,55 € an­ge­mes­sen. Dem­entspre­chend hat die Klä­ge­rin von der Be­klag­ten die Zah­lung von (25.950 € − 9.164,55 € =) 16.785,45 € ver­langt, und zwar nebst Zin­sen in Hö­he von vier Pro­zent p. a. aus ei­nem Be­trag von 21.367,73 € vom 07.03.2012 bis zum Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit und in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit so­wie Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des VW Cad­dy Ma­xi. Au­ßer­dem hat die Klä­ge­rin die Fest­stel­lung be­gehrt, dass die Be­klag­te mit der An­nah­me des Pkw in Ver­zug sei, und sie hat die Be­klag­te auf Er­satz vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Rechts­an­walts­kos­ten (1.100,51 € nebst Ver­zugs­zin­sen) in An­spruch ge­nom­men.

Die Be­klag­te hat zu­nächst die Ein­re­de der Ver­jäh­rung er­ho­ben, die­se spä­ter aber fal­len ge­las­sen.

Das Land­ge­richt hat die Be­klag­te un­ter Ab­wei­sung der Kla­ge im Üb­ri­gen ver­ur­teilt, an die Klä­ge­rin 16.550,56 € nebst Zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 17.07.2020 zu zah­len, Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des streit­be­fan­ge­nen Fahr­zeugs. Fer­ner hat es fest­ge­stellt, dass die Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs in An­nah­me­ver­zug sei, und es hat die Be­klag­te wei­ter ver­ur­teilt, der Klä­ge­rin vor­ge­richt­lich an­ge­fal­le­ne Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.100,51 € nebst Zin­sen zu er­set­zen.

Zur Be­grün­dung hat das Land­ge­richt aus­ge­führt, dass die Klä­ge­rin von der Be­klag­ten ge­mäß § 826 BGB Scha­dens­er­satz ver­lan­gen kön­ne. Die der Be­klag­ten zu­zu­rech­nen­de Schä­di­gungs­hand­lung lie­ge in der arg­lis­ti­gen Täu­schung des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes über das Vor­han­den­sein ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung, durch die für den be­trof­fe­nen Fahr­zeug­typ ei­ne Ty­pen­ge­neh­mi­gung ha­be er­schli­chen wer­den sol­len. We­gen die­ser Ab­schalt­ein­rich­tung ha­be der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw bei der Über­ga­be an die Klä­ge­rin an ei­nem Sach­man­gel ge­lit­ten, weil die Klä­ge­rin der Ge­fahr ei­ner Be­triebs­be­schrän­kung oder -un­ter­sa­gung aus­ge­setzt ge­we­sen sei. Die Klä­ge­rin ha­be ei­nen Scha­den er­lit­ten, in­dem sie ei­nen Kauf­ver­trag über ein man­gel­haf­tes Fahr­zeug ge­schlos­sen ha­be. Auch oh­ne An­hö­rung der Klä­ge­rin sei das Ge­richt da­von über­zeugt, dass die Klä­ge­rin den Pkw nicht er­wor­ben hät­te, wenn ihr sei­ner­zeit be­kannt ge­we­sen wä­re, dass das Fahr­zeug mit ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung aus­ge­stat­tet war. Zur Über­zeu­gung des Ge­richts sei aus­ge­schlos­sen, dass ein Käu­fer ein Fahr­zeug er­wer­be, dem ein Man­gel an­haf­te, der ei­ne Be­triebs­ein­schrän­kung oder -un­ter­sa­gung zur Fol­ge ha­ben kön­ne und bei dem im Zeit­punkt des Er­werbs nicht ab­seh­bar sei, ob und ge­ge­be­nen­falls wie er be­sei­tigt wer­den kön­ne.

Die Klä­ge­rin kön­ne des­halb die Er­stat­tung des von ihr ge­leis­te­ten Kauf­prei­ses ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung be­an­spru­chen, die mit Blick auf die Lauf­leis­tung des Pkw bei Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung (108.664 km) 9.399,44 € be­tra­ge. Ei­nen An­spruch auf De­likt­szin­sen (§ 849 BGB) ha­be die Klä­ge­rin nicht, weil sie als Ge­gen­leis­tung für den auf­ge­wen­de­ten Kauf­preis die Mög­lich­keit er­hal­ten ha­be, den VW Cad­dy Ma­xi zu nut­zen. Es sei da­von aus­zu­ge­hen, dass die Klä­ge­rin auch bei Kennt­nis der wah­ren Um­stän­de in je­dem Fall ei­nen ent­spre­chen­den Geld­be­trag in ein Fahr­zeug in­ves­tiert hät­te, so­dass ei­ne Ver­zin­sung des Kauf­prei­ses zu ei­ner un­bil­li­gen Bes­ser­stel­lung der Klä­ge­rin füh­ren wür­de. Die Klä­ge­rin kön­ne je­doch Rechts­hän­gig­keits­zin­sen be­an­spru­chen.

Der An­nah­me­ver­zug der Be­klag­ten sei fest­zu­stel­len, da die­se mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 10.06.2020 – er­folg­los – zur Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­prei­ses, Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Pkw, auf­ge­for­dert wor­den sei. Auch ha­be die Be­klag­te der Klä­ge­rin – wie gel­tend ge­macht – vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ne Rechts­an­walts­kos­ten zu er­set­zen.

Mit ih­rer da­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung hat die Be­klag­te ge­rügt, dass das Land­ge­richt zu Un­recht die Kau­sa­li­tät zwi­schen der Schä­di­gungs­hand­lung und der Kauf­ent­schei­dung der Klä­ge­rin be­jaht ha­be. Ei­nen ent­spre­chen­den Be­weis ha­be die Klä­ge­rin nicht ge­führt. Auch ha­be das Land­ge­richt in­so­weit ih­ren An­trag, die Klä­ge­rin als Par­tei zu ver­neh­men, ver­fah­rens­feh­ler­haft über­gan­gen.

In der Be­ru­fungs­in­stanz hat die Be­klag­te über­dies er­neut die Ein­re­de der Ver­jäh­rung er­ho­ben.

Die Klä­ge­rin hat gel­tend ge­macht, dass Ver­jäh­rung nicht ein­ge­tre­ten sei, da sie we­der im Jahr 2015 noch durch das Schrei­ben der Be­klag­ten im Rah­men der Rück­ruf­ak­ti­on die für ei­ne er­folg­rei­che Kla­ge er­for­der­li­che Kennt­nis von den an­spruchs­be­grün­den­den Um­stän­den er­langt ha­be. Un­ge­ach­tet des­sen kön­ne sie den mit der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung zu­er­kann­ten Scha­dens­er­satz auch ge­mäß § 852 BGB als Rest­scha­den be­an­spru­chen.

Die Be­ru­fung hat­te nur ge­ring­fü­gig Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Die mit der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung zu­er­kann­te Haupt­for­de­rung ist we­gen ei­ner zwi­schen­zeit­li­chen Wei­ter­nut­zung des Fahr­zeugs ge­ring­fü­gig zu re­du­zie­ren. Fer­ner ist die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs auf­zu­he­ben. Im Üb­ri­gen ist die Be­ru­fung der Be­klag­ten je­doch un­be­grün­det und zu­rück­zu­wei­sen.

1. So kann die Klä­ge­rin in der Haupt­sa­che von der Be­klag­ten die Zah­lung von 16.376,87 € Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des streit­be­fan­ge­nen Fahr­zeugs be­an­spru­chen. Ein ent­spre­chen­der An­spruch aus § 826 BGB ist zwar ver­jährt, gleich­wohl bleibt die Be­klag­te ge­mäß § 852 BGB zur Zah­lung die­ses Be­trags ver­pflich­tet.

a) Nach der Recht­spre­chung des BGH ist die Be­klag­te dem Käu­fer ei­nes mit ei­nem Mo­tor des Typs EA 89 aus­ge­rüs­te­ten Fahr­zeugs, wel­ches vor Be­kannt­wer­den der Ver­wen­dung der auf ei­ne Täu­schung der Zu­las­sungs­be­hör­de und des Rechts­ver­kehrs ab­zie­len­den Soft­ware in die­sem Mo­tor im Herbst 2015 er­wor­ben wur­de, nach § 826 BGB zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet (vgl. BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 11 ff.). Die­ses gilt auch im vor­lie­gen­den Rechts­streit, bei dem die Klä­ge­rin un­strei­tig eben­falls ein Fahr­zeug er­wor­ben hat, in dem ein Mo­tor die­ses Typs ver­baut ist. Der Vor­trag bei­der Par­tei­en gibt kei­nen An­lass, die­sen Sach­ver­halt an­ders als den­je­ni­gen zu be­wer­ten, wel­cher der vor­ste­hend zi­tier­ten Grund­satz­ent­schei­dung des BGH zu­grun­de lag.

aa) Dies gilt auch in Be­zug auf den von der Be­klag­ten wei­ter­hin be­strit­te­nen Kau­sal­zu­sam­men­hang zwi­schen Schä­di­gungs­hand­lung der Be­klag­ten in Form des In­ver­kehr­brin­gens ei­nes mit ei­ner il­le­ga­len Mo­tor­steue­rungs­soft­ware ver­se­he­nen Mo­tors und dem Scha­den der Klä­ge­rin in Form ei­nes un­ge­woll­ten Ver­trags­schlus­ses.

Die Be­haup­tung der Klä­ge­rin, wo­nach sie das Fahr­zeug bei Kennt­nis der Aus­stat­tung mit ei­ner ent­spre­chen­den, die Zu­las­sung des Fahr­zeugs ge­fähr­den­den, Mo­tor­steue­rungs­soft­ware nicht er­wor­ben hät­te, hat die Be­klag­te zwar erst­in­stanz­lich be­strit­ten. Zu Recht hat das Land­ge­richt aber die ent­spre­chen­de Be­haup­tung der Klä­ge­rin als er­wie­sen an­ge­se­hen, da es nach sei­ner Über­zeu­gung aus­ge­schlos­sen sei, dass ein Käu­fer ein Fahr­zeug er­wirbt, wel­ches mit ei­nem Man­gel be­haf­tet ist, der zu ei­ner Be­triebs­be­schrän­kung oder so­gar Be­triebs­un­ter­sa­gung füh­ren kön­ne, und hin­sicht­lich des­sen im Er­werbs­zeit­punkt nicht ab­seh­bar sei, ob und wie ein ent­spre­chen­der Man­gel be­ho­ben wer­den kön­ne.

Tat­säch­lich spricht in die­ser Si­tua­ti­on ein An­scheins­be­weis für den Kau­sal­zu­sam­men­hang zwi­schen der schä­di­gen­der Hand­lung der Be­klag­ten und dem von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­ten Scha­den. Die Grund­sät­ze des Be­wei­ses des ers­ten An­scheins sind bei ty­pi­schen Ge­sche­hens­ab­läu­fen an­wend­bar, das heißt in Fäl­len, in de­nen ein be­stimm­ter Sach­ver­halt nach der all­ge­mei­nen Le­bens­er­fah­rung auf ei­ne be­stimm­te Ur­sa­che oder ei­nen be­stimm­ten Ab­lauf als maß­geb­lich für den Ein­tritt ei­nes be­stimm­ten Er­folgs hin­weist (BGH, Urt. v. 05.10.2004 – XI ZR 210/03, BGHZ 160, 308 = ju­ris Rn. 22 m. w. Nachw.).

Ein ent­spre­chen­der Er­fah­rungs­satz ist auch für den von der Be­ru­fung wei­ter­hin an­ge­zwei­fel­ten Kau­sal­zu­sam­men­hang zu be­ja­hen. Bei ei­nem zur ei­ge­nen Nut­zung er­wor­be­nen Kraft­fahr­zeug sind des­sen Ge­brauchs­fä­hig­keit und stän­di­ge Ver­füg­bar­keit für den Ei­gen­tü­mer von so gro­ßer Be­deu­tung, dass die – auch nur vor­über­ge­hen­de – Ent­zie­hung des Fahr­zeugs auch bei der An­le­gung des ge­bo­te­nen stren­gen Maß­stabs ei­nen Ver­mö­gens­scha­den dar­stellt. Der Ver­lust der Nut­zungs­mög­lich­keit ei­nes Kraft­fahr­zeugs wirkt sich ty­pi­scher­wei­se als sol­cher auf die ma­te­ri­el­le Grund­la­ge der Le­bens­hal­tung si­gni­fi­kant aus; bei ge­ne­ra­li­sie­ren­der Be­trach­tung er­fol­gen An­schaf­fung und Un­ter­hal­tung ei­nes Kraft­fahr­zeugs in ers­ter Li­nie um des wirt­schaft­li­chen Vor­teils wil­len, der in der Zeit­er­spar­nis liegt. Dies recht­fer­tigt nach der all­ge­mei­nen Le­bens­er­fah­rung die An­nah­me, dass ein Käu­fer, der – wie hier die Klä­ge­rin – ein Fahr­zeug zur ei­ge­nen Nut­zung er­wirbt, bei der be­ste­hen­den Ge­fahr ei­ner Be­triebs­be­schrän­kung oder -un­ter­sa­gung von dem Er­werb des Fahr­zeugs ab­ge­se­hen hät­te (BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 51 m. w. Nachw.).

Die Aus­füh­run­gen der Be­klag­ten sind nicht ge­eig­net, die An­wend­bar­keit die­ses Er­fah­rungs­sat­zes auf den vor­lie­gen­den Sach­ver­halt in Zwei­fel zu zie­hen. Na­ment­lich be­durf­te es kei­nes prä­sen­ten Be­wusst­seins der Klä­ge­rin bei Er­werb des Fahr­zeugs, dass die­ses den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen ent­spre­che, noch be­durf­te es ei­ner Bil­li­gung der mit den ge­setz­li­chen Grenz­wer­ten be­zweck­ten Ab­gas­re­du­zie­run­gen, de­ren Ein­hal­tung die Be­klag­te durch In­stal­la­ti­on der streit­ge­gen­ständ­li­chen Soft­ware vor­täusch­te. Ent­schei­dend ist viel­mehr, ob das Fahr­zeug für die Zwe­cke der Klä­ge­rin brauch­bar war. Die­ses ist aber nicht der Fall, da es aus der maß­geb­li­chen Ex-an­te-Sicht der Klä­ge­rin bei Kennt­nis des Man­gels vom Zu­fall ab­ge­han­gen hät­te, ob die­ser mit der Fol­ge ei­ner Be­triebs­be­schrän­kung auf­ge­deckt wer­de (vgl. BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 54). In die­ser Si­tua­ti­on ist es fern­lie­gend, dass ein Käu­fer bei vor­he­ri­ger Auf­de­ckung des Man­gels das Fahr­zeug zu den glei­chen Kon­di­tio­nen er­wor­ben hät­te, wie er dies oh­ne ent­spre­chen­de Kennt­nis tat­säch­lich ge­tan hat.

Da die Klä­ge­rin den ihr ob­lie­gen­den Be­weis des Kau­sal­zu­sam­men­hangs zwi­schen schä­di­gen­der Hand­lung und ein­ge­tre­te­nem Scha­den be­reits auf Grund­la­ge der Grund­sät­ze des An­scheins­be­wei­ses füh­ren konn­te, be­durf­te es kei­ner zu­sätz­li­chen An­hö­rung oder Ver­neh­mung der Klä­ge­rin als Par­tei. Auch dem hier­auf ge­rich­te­ten Ge­gen­be­weis­an­tritt der Be­klag­ten war nicht nach­zu­ge­hen. Ei­ne Par­tei­ver­neh­mung der Klä­ge­rin ist in die­ser Si­tua­ti­on nach § 445 II ZPO un­zu­läs­sig, da es kei­ner Par­tei zu­zu­mu­ten ist, trotz des Er­folgs der ei­ge­nen Be­weis­füh­rung die­ses ihr güns­ti­ge Pro­zes­s­er­geb­nis durch ei­ne ei­ge­ne Aus­sa­ge ge­ge­be­nen­falls in­fra­ge zu stel­len (vgl. Zöl­ler/​Gre­ger, ZPO, 33. Aufl., § 445 Rn. 4).

bb) Auf Grund­la­ge ei­ner Er­satz­pflicht nach § 826 BGB kann die Klä­ge­rin ge­mäß § 249 I BGB ver­lan­gen, dass sie von der Be­klag­ten so ge­stellt wird, als wenn sie den Ver­trag über das mit dem frag­li­chen Mo­tor aus­ge­stat­te Fahr­zeug nicht ge­schlos­sen hät­te.

Dem­entspre­chend ist die Be­klag­te ver­pflich­tet, der Klä­ge­rin den Kauf­preis zu er­stat­ten, die da­für im Ge­gen­zug den er­wor­be­nen Pkw her­aus­zu­ge­ben hat. Da­bei muss sich die Klä­ge­rin nach den Grund­sät­zen der Vor­teils­aus­glei­chung die von ihr ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen an­rech­nen las­sen, de­ren Wert im We­ge der Schät­zung ge­mäß § 287 ZPO zu er­mit­teln ist. In der Recht­spre­chung ist an­er­kannt, dass die­se Schät­zung an­hand der For­mel \frac{\text{Kauf­preis}\times\text{ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter}}{\text{Ge­samt­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs}}, die von den Ver­trags­par­tei­en bei Über­ga­be ty­pi­scher Wei­se noch er­war­tet wer­den konn­te, er­folgt. Letz­te­re schätzt der Se­nat bei ei­nem mo­der­nen Die­sel­fahr­zeug, wie es die Klä­ge­rin als Neu­wa­gen er­wor­ben hat, in Über­ein­stim­mung mit dem Land­ge­richt und in Über­ein­stim­mung mit der stän­di­gen Recht­spre­chung al­ler Se­na­te des OLG Ol­den­burg auf 300.000 km. Auch die­se Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung ist vom BGH in vor­ge­nann­ter Ent­schei­dung aus­drück­lich ge­bil­ligt wor­den (vgl. BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 78 ff.).

An­ge­wandt auf den streit­ge­gen­ständ­li­chen Sach­ver­halt folgt hier­aus zum Zeit­punkt des Schlus­ses der münd­li­chen Ver­hand­lung in die­ser In­stanz, bei der das Fahr­zeug un­strei­tig ei­nen Ki­lo­me­ter­stand von 110.672 auf­wies, ei­ne an­zu­rech­nen­de Nut­zungs­ent­schä­di­gung von \left(\frac{\text{25.950 €}\times\text{110.672 km}}{\text{300.000 km}}=\right) 9.573,13 €. Hier­aus folgt der Zah­lungs­an­spruch der Klä­ge­rin ge­gen die Be­klag­te in Hö­he von (25.950 € − 9.573,13 € =) 16.376,87 €.

So­weit der Klä­ge­rin durch die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung – we­gen der zum Zeit­punkt die­ser Ent­schei­dung noch ge­rin­ge­ren Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs – ein hö­he­rer Be­trag zu­er­kannt wur­de, war die­se da­her auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten ab­zu­än­dern.

b) Die Zah­lung des vor­ste­hend ge­nann­ten Be­trags kann die Klä­ge­rin aber nicht mehr di­rekt aus § 826 BGB be­an­spru­chen. Die­se For­de­rung ist ver­jährt.

aa) Die Be­klag­te hat die Ein­re­de der Ver­jäh­rung in der Be­ru­fungs­in­stanz er­neut er­ho­ben.

Dies ist zu­läs­sig, da die in ers­ter In­stanz be­reits schon ein­mal er­ho­be­ne Ein­re­de dort le­dig­lich fal­len ge­las­sen wor­den war. Das „Fal­len­las­sen“ der Gel­tend­ma­chung ei­ner ma­te­ri­el­len Ein­re­de ist re­gel­mä­ßig da­hin ge­hend zu ver­ste­hen, dass der Ein­re­de­füh­rer le­dig­lich den­je­ni­gen pro­zes­sua­len Zu­stand wie­der­her­stel­len will, der vor der Er­he­bung der be­tref­fen­den Ein­wen­dung be­stan­den hat; denn die un­mit­tel­ba­re Be­deu­tung der Er­klä­rung ist nur die, dass aus dem Ver­tei­di­gungs­vor­brin­gen der Teil, der sich auf die frag­li­che Ein­re­de stützt, weg­fal­len soll. Dies schließt zwar nicht aus, dass mit dem Fal­len­las­sen ei­nes Rechts zu­gleich auch auf die­ses end­gül­tig ver­zich­tet wer­den soll (BGH, Urt. v. 29.11.1956 – III ZR 121/55, BGHZ 22, 267 = ju­ris Rn. 14). Ein ent­spre­chen­der Ver­zichts­wil­le der Be­klag­ten lässt sich vor­lie­gend je­doch nicht fest­stel­len. Die­se hat mit Schrift­satz vom 30.10.2020 le­dig­lich mit ei­nem knapp for­mu­lier­ten Satz die Ein­re­de der Ver­jäh­rung fal­len ge­las­sen, oh­ne wei­te­re Be­weg­grün­de hier­für zu be­nen­nen. Es lie­gen kei­ner­lei An­halts­punk­te da­für vor, dass die an­walt­lich be­ra­te­ne Be­klag­te mit die­sem Satz mehr zum Aus­druck brin­gen woll­te, als es dem vor­ste­hend be­schrie­be­nen un­mit­tel­ba­ren Er­klä­rungs­ge­halt ent­spricht.

Die Rechts­la­ge ist nach Ab­ga­be ei­ner der­ar­ti­gen Er­klä­rung eben­so wie in dem Fall, in dem sich die Be­klag­te auf ihr Ge­gen­recht im Rechts­streit noch über­haupt nicht be­ru­fen hat (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.1956 – III ZR 121/55, BGHZ 22, 267 = ju­ris Rn. 13). Ei­ner Wie­der­er­he­bung der Ein­re­de steht in die­ser Si­tua­ti­on nichts im We­ge (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.1956 – III ZR 121/55, BGHZ 22, 267 = ju­ris Rn. 16). Dies gilt auch für die Wie­der­er­he­bung der Ein­re­de in der Be­ru­fungs­in­stanz, die nach dem Vor­ge­sag­ten so zu be­han­deln ist, als wür­de die Ein­re­de dort erst­ma­lig er­ho­ben. Je­nes ist zu­läs­sig, wenn die Er­he­bung der Ein­re­de und die den Ver­jäh­rungs­ein­tritt be­grün­den­den Um­stän­de zwi­schen den Pro­zess­par­tei­en un­strei­tig sind (BGH [Gro­ßer Se­nat für Zi­vil­sa­chen], Beschl. v. 23.06.2008 – GSZ 1/08, BGHZ 177, 212 = ju­ris Rn. 9 ff.). Dies ist hier der Fall:

bb) Die von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­ten For­de­run­gen aus un­er­laub­ter Hand­lung, na­ment­lich der­je­ni­gen aus sit­ten­wid­ri­ger vor­sätz­li­cher Schä­di­gung aus § 826 BGB, un­ter­lie­gen der drei­jäh­ri­gen Re­gel­ver­jäh­rungs­frist nach § 195 BGB.

Die­se Frist be­ginnt ge­mäß § 199 I BGB mit dem Schluss des Jah­res, in dem der An­spruch ent­stan­den ist (§ 199 I Nr. 1 BGB) und der Gläu­bi­ger von den sei­nen An­spruch be­grün­den­den Um­stän­den und der Per­son des Schuld­ners Kennt­nis er­langt oder oh­ne gro­be Fahr­läs­sig­keit er­lan­gen müss­te (§ 199 I Nr. 2 BGB). Die­se Kennt­nis ist nach stän­di­ger Recht­spre­chung des BGH vor­han­den, wenn dem Ge­schä­dig­ten die Er­he­bung ei­ner Scha­dens­er­satz­kla­ge, sei es auch nur in Form der Fest­stel­lungs­kla­ge, Er­folg ver­spre­chend, wenn auch nicht ri­si­ko­los mög­lich ist. Da­bei ist es we­der not­wen­dig, dass der Ge­schä­dig­te al­le Ein­zel­um­stän­de kennt, die für die Be­ur­tei­lung mög­li­cher­wei­se Be­deu­tung ha­ben, noch muss er hin­rei­chend si­che­re Be­weis­mit­tel in der Hand ha­ben, um ei­nen Rechts­streit ri­si­ko­los füh­ren zu kön­nen. Die er­for­der­li­che Kennt­nis ist viel­mehr be­reits vor­han­den, wenn die dem Ge­schä­dig­ten be­kann­ten Tat­sa­chen aus­rei­chen, um den Schluss auf ein schuld­haf­tes Fehl­ver­hal­ten des An­spruchs­geg­ners als na­he­lie­gend er­schei­nen zu las­sen. Es muss dem Ge­schä­dig­ten le­dig­lich zu­mut­bar sein, auf­grund des­sen, was ihm hin­sicht­lich des tat­säch­li­chen Ge­sche­hens­ab­laufs be­kannt ist, Kla­ge zu er­he­ben, wenn auch mit dem ver­blei­ben­den Pro­zess­ri­si­ko, ins­be­son­de­re hin­sicht­lich der Nach­weis­bar­keit von Scha­dens­er­satz aus­lö­sen­den Um­stän­den. Die drei­jäh­ri­ge Ver­jäh­rungs­frist gibt dann dem Ge­schä­dig­ten noch hin­rei­chen­de Mög­lich­kei­ten, sich für das wei­te­re Vor­ge­hen noch si­che­re­re Grund­la­gen, ins­be­son­de­re zur Be­weis­bar­keit sei­nes Vor­brin­gens, zu ver­schaf­fen (vgl. BGH, Urt. v. 17.12.2020 – VI ZR 739/20, ju­ris Rn. 8 m. zahl­rei­chen w. Nachw.).

Die­se Kennt­nis war bei der Klä­ge­rin vor­lie­gend spä­tes­tens im Jahr 2016 un­strei­tig vor­han­den mit der Fol­ge, dass die drei­jäh­ri­ge Ver­jäh­rungs­frist mit Ab­lauf des 31.12.2016 zu lau­fen be­gann. Die Klä­ge­rin selbst hat­te be­reits mit ih­rer Kla­ge vor­ge­tra­gen, dass sie im Jahr 2016 im Rah­men der Rück­ruf­ak­ti­on zur Durch­füh­rung ei­nes Soft­ware­up­dates ein Schrei­ben er­hal­ten ha­be, wo­nach ihr Fahr­zeug von ei­ner Soft­ware be­trof­fen sei, wel­che die Stick­oxid­wer­te zwi­schen Prüf­stands­lauf und rea­lem Fahr­be­trieb op­ti­mie­re. Da­mit ver­füg­te die Klä­ge­rin über die not­wen­di­ge Kennt­nis, ei­ne Kla­ge Er­folg ver­spre­chend zu er­he­ben.

Ent­ge­gen der An­sicht der Klä­ge­rin be­durf­te es hier­zu kei­ner zu­sätz­li­chen Kennt­nis, dass ei­ne Per­son in­ner­halb der Or­ga­ni­sa­ti­on der Be­klag­ten Kennt­nis von der Ma­ni­pu­la­ti­on der Mo­tor­steue­rungs­soft­ware hat­te, de­ren Wis­sen bzw. Kennt­nis der Be­klag­ten über § 31 BGB zu­zu­rech­nen sei. Viel­mehr wuss­te die­se in­fol­ge des „Rück­ruf­schrei­bens“, dass ihr Fahr­zeug mit ei­ner Mo­tor­steue­rungs­soft­ware aus­ge­stat­tet war, die so pro­gram­miert war, dass die ge­setz­li­chen Ab­gas­grenz­wer­te nur auf dem Prüf­stand ein­ge­hal­ten, im nor­ma­len Fahr­be­trieb hin­ge­gen über­schrit­ten wur­den, und dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt der Be­klag­ten des­halb ei­nen Rück­ruf und ei­ne Nach­bes­se­rung der be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge auf­ge­ge­ben hat­te. Die­se Tat­sa­chen reich­ten aus, den Schluss na­he­zu­le­gen, dass der Ein­bau der Mo­tor­steue­rungs­soft­ware, die nach ih­rer Funk­ti­ons­wei­se er­sicht­lich auf Täu­schung der zu­stän­di­gen Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de ab­ziel­te, auf ei­ner am Kos­ten- und Ge­winn­in­ter­es­se aus­ge­rich­te­ten Stra­te­gie­ent­schei­dung be­ruh­te, da sie die grund­le­gen­de stra­te­gi­sche Fra­ge be­traf, mit­hil­fe wel­cher tech­ni­schen Lö­sung die Be­klag­te die Ein­hal­tung der – im Ver­hält­nis zu den zu­vor gel­ten­den Recht stren­ge­ren – Stick­oxid­grenz­wer­te der Eu­ro-5-Norm si­cher­stel­len woll­te. Die­se Stra­te­gie­ent­schei­dung wirk­te sich auf die Pro­duk­ti­on von meh­re­ren Mil­lio­nen Fahr­zeu­gen aus und war mit weit­rei­chen­den Kon­se­quen­zen, nicht zu­letzt enor­men Ri­si­ken, ver­bun­den. Aus die­sen Grün­den war es na­he­lie­gend, dass ei­ne sol­che Stra­te­gie­ent­schei­dung nicht et­wa von ei­nem un­ter­ge­ord­ne­ten Mit­ar­bei­ter im Al­lein­gang, son­dern von ei­nem Vor­stand oder ei­nem sons­ti­gen ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­nen Ver­tre­ter, des­sen Ver­hal­ten der Be­klag­ten ge­mäß § 31 BGB zu­zu­rech­nen ist, ge­trof­fen oder je­den­falls ge­bil­ligt wor­den war. Da sich die Un­zu­läs­sig­keit der ver­wen­de­ten Mo­tor­steue­rungs­soft­ware auf­drängt, konn­te dar­aus oh­ne Wei­te­res der Schluss auf ein dies­be­züg­li­ches Be­wusst­sein des ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­nen Ver­tre­ters ge­zo­gen wer­den, fer­ner auf des­sen Be­wusst­sein, dass an­ge­sichts der mit der Un­zu­läs­sig­keit der Ab­schalt­ein­rich­tun­gen ver­bun­de­nen, die vol­le Brauch­bar­keit des Fahr­zeugs ein­schrän­ken­den Ri­si­ken nie­mand ein sol­ches Fahr­zeug – zu­min­dest nicht oh­ne ei­nen er­heb­li­chen Ab­schlag vom Kauf­preis – er­wer­ben wür­de. Für ei­ne er­folg­rei­che Kla­ge­er­he­bung war es da­ge­gen nicht er­for­der­lich, die Ver­wirk­li­chung des ob­jek­ti­ven und sub­jek­ti­ven Tat­be­stands des § 826 BGB zu­ver­läs­sig ei­ner na­ment­lich be­nann­ten Per­son im Hau­se der Be­klag­ten zu­zu­ord­nen. Nach den von der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung ent­wi­ckel­ten Grund­sät­zen der se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last kann das Ge­richt in ei­nem Fall wie dem vor­lie­gen­den von der Klä­ge­rin kei­nen nä­he­ren Vor­trag da­zu ver­lan­gen, wel­che kon­kre­te bei der Be­klag­ten tä­ti­ge Per­son das sit­ten­wid­ri­ge Ver­hal­ten an den Tag ge­legt hat. Es ge­nügt da­her, wenn die Klä­ge­rin kon­kre­te An­halts­punk­te da­für vor­trägt, dass es ein ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­ner Ver­tre­ter der Be­klag­ten ge­we­sen sei, der vor­sätz­lich und sit­ten­wid­rig ge­han­delt ha­be. Da­für reich­te es aus, auf die hier be­trof­fe­ne grund­le­gen­de Stra­te­gie­ent­schei­dung über den Ein­satz der un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tun­gen, die Viel­zahl der be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge und die da­mit ver­bun­de­nen weit­rei­chen­den Kon­se­quen­zen zu ver­wei­sen (vgl. BGH, Urt. v. 17.12.2020 – VI ZR 739/20, ju­ris Rn. 22 ff.).

Für den Be­ginn der Ver­jäh­rungs­frist war es da­ge­gen nicht er­for­der­lich, dass die Klä­ge­rin aus den ihr be­kann­ten Tat­sa­chen die zu­tref­fen­den recht­li­chen Schlüs­se zog. Nur aus­nahms­wei­se kann die Rechtsun­kennt­nis des Gläu­bi­gers den Ver­jäh­rungs­be­ginn hin­aus­schie­ben, wenn ei­ne un­si­che­re und zwei­fel­haf­te Rechts­la­ge vor­liegt, die selbst ein rechts­kun­di­ger Drit­ter nicht zu­ver­läs­sig – als Er­folg ver­spre­chend, wenn auch nicht ri­si­ko­los – ein­zu­schät­zen ver­mag. Die­se en­gen Aus­nah­me­vor­aus­set­zun­gen lie­gen in den Fäl­len wie dem vor­lie­gen­den, die Scha­dens­er­satz­be­geh­ren we­gen des von der Be­klag­ten in Ver­kehr ger­bach­ten Mo­tors mit der streit­ge­gen­ständ­li­chen Steue­rungs­soft­ware zum Ge­gen­stand ha­ben, nicht vor (vgl. BGH, Urt. v. 17.12.2020 – VI ZR 739/20, ju­ris Rn. 9 ff.).

cc) Die Ver­jäh­rungs­frist für den gel­tend ge­mach­ten An­spruch aus § 826 BGB be­gann da­her mit Ab­lauf des 31.12.2016 zu lau­fen. Sie en­de­te mit Ab­lauf des 31.12.2019 und konn­te durch die erst am 02.07.2020 bei Ge­richt ein­ge­gan­ge­ne Kla­ge nicht mehr ge­mäß § 204 I Nr. 1 BGB ge­hemmt wer­den.

c) Gleich­wohl kann sich die Klä­ge­rin we­gen des von ihr gel­tend ge­mach­ten, aber ver­jähr­ten An­spru­ches aus § 826 BGB auf ei­nen Er­satz­an­spruch aus § 852 BGB und die in­so­weit ver­län­ger­te Ver­jäh­rungs­frist be­ru­fen, der vor­lie­gend in glei­cher Hö­he wie die ver­jähr­te For­de­rung be­steht.

aa) Die Re­ge­lung des § 852 BGB be­grün­det ei­nen so­ge­nann­ten Rest­scha­dens­er­satz­an­spruch, al­so ei­nen An­spruch aus un­er­laub­ter Hand­lung, der in Hö­he ei­ner et­wai­gen Be­rei­che­rung des Schä­di­gers nicht ver­jährt ist (vgl. BGH, Urt. v. 15.01.2015 – I ZR 148/13, NJW 2015, 3165 Rn. 29), wo­bei der An­spruch aus § 852 BGB von Amts we­gen zu prü­fen ist, so­bald der Er­satz­pflich­ti­ge – wie hier die Be­klag­te – ei­ne Ver­jäh­rungs­ein­re­de er­hebt (vgl. BGH, Urt. v. 13.10.2015 – II ZR 281/14, NJW 2016, 1083 Rn. 31).

Nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH han­delt es sich bei dem An­spruch aus § 852 BGB um ei­ne Rechts­fol­gen­ver­wei­sung auf das Recht der un­ge­recht­fer­tig­ten Be­rei­che­rung, die da­zu führt, dass ein De­likt­san­spruch nach Ab­lauf der Ver­jäh­rungs­frist aus §§ 194 ff. BGB be­schränkt auf das durch die un­er­laub­te Hand­lung auf Kos­ten des Ge­schä­dig­ten Er­lang­te mit ei­ner ver­län­ger­ten Ver­jäh­rungs­frist er­hal­ten bleibt. Der An­spruch hat den Cha­rak­ter ei­ner Rechts­ver­tei­di­gung ge­gen­über der Ein­re­de der Ver­jäh­rung. Der ver­jähr­te An­spruch bleibt als sol­cher be­ste­hen. Er wird nur in sei­nem Um­fang auf die Hö­he der dem Schä­di­ger ver­blie­be­nen Be­rei­che­rung be­schränkt (vgl. BGH, Urt. v. 14.02.1978 – X ZR 19/76, BGHZ 71, 86 = ju­ris Rn. 61 – Fahr­rad­ge­päck­trä­ger II; Urt. v. 27.05.1986 – III ZR 239/84, BGHZ 98, 77 = ju­ris Rn. 39; Urt. v. 15.01.2015 – I ZR 148/13, NJW 2015, 3165 Rn. 29; Stau­din­ger/​View­eg, BGB, Neu­be­arb. 2015, § 852 Rn. 17). Mit die­ser Vor­schrift soll ver­hin­dert wer­den, dass der­je­ni­ge, der durch un­er­laub­te Hand­lung et­was er­wor­ben hat, zu­las­ten des Ge­schä­dig­ten im Ge­nuss des Er­lang­ten bleibt (BGH, Urt. v. 27.05.1986 – III ZR 239/84, BGHZ 98, 77 = ju­ris Rn. 42). Da­mit kommt es auch nicht dar­auf an, auf wel­chem Weg sich die durch un­er­laub­te Hand­lung ver­an­lass­te Ver­mö­gens­ver­schie­bung voll­zo­gen hat, na­ment­lich nicht dar­auf, ob es sich um ei­ne un­mit­tel­ba­re Ver­schie­bung han­delt (BGH, Urt. v. 14.02.1978 – X ZR 19/76, BGHZ 71, 86 = ju­ris Rn. 62 – Fahr­rad­ge­päck­trä­ger II).

Be­stä­tigt wur­de die­se Auf­fas­sung durch den Ge­setz­ge­ber selbst, der an­läss­lich der Mo­der­ni­sie­rung des Schuld­rechts in sei­ner Ge­set­zes­be­grün­dung aus­drück­lich auf die Ent­schei­dung BGHZ 71, 86 Be­zug nahm und aus­führ­te, dass es sich bei dem An­spruch aus § 852 BGB dog­ma­tisch um ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch han­de­le, der nur in sei­nem Um­fang auf das durch die un­er­laub­te Hand­lung auf Kos­ten des Ge­schä­dig­ten Er­lang­te be­schränkt wer­de (BT-Drs. 14/6040, S. 270).

Vor die­sem Hin­ter­grund ver­mag der er­ken­nen­de Se­nat auch nicht der Auf­fas­sung des 2. Zi­vil­se­na­tes des OLG Ol­den­burg in dem von der Be­klag­ten vor­ge­leg­ten Hin­weis­be­schluss vom 05.01.2021 (2 U 168/20) bei­zu­pflich­ten, wo­nach § 852 BGB in den Fäl­len des Er­werbs ei­nes vom Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs nicht zur An­wen­dung kom­me, da der Scha­den des Käu­fers le­dig­lich in dem Ein­ge­hen ei­ner un­ge­woll­ten Ver­bind­lich­keit be­ste­he, die kei­nen ent­spre­chen­den Ver­mö­gens­zu­wachs auf­sei­ten der Be­klag­ten zur Fol­ge ha­be. Je­den­falls in ei­nem Fall wie dem vor­lie­gen­den, bei dem der Kauf­ver­trag di­rekt zwi­schen der Fahr­zeu­ger­wer­be­rin und der Be­klag­ten als Her­stel­le­rin zu­stan­de ge­kom­men ist, ist die Klä­ge­rin durch den täu­schungs­ba­sier­ten Ver­trags­schluss zur Zah­lung des Kauf­prei­ses an die Be­klag­te ver­an­lasst wor­den, de­ren Ver­mö­gen ent­spre­chend auf Kos­ten der Klä­ge­rin ver­mehrt wor­den ist. Für die­se Ver­mö­gens­ver­schie­bung hat die Klä­ge­rin durch Lie­fe­rung ei­nes man­gel­be­haf­te­ten Fahr­zeugs, von dem sie nur in­fol­ge der Täu­schung durch die Be­klag­te an­ge­nom­men hat­te, dass es für ih­re Zwe­cke brauch­bar sei, was we­gen der dro­hen­den Be­triebs­ein­schrän­kung bzw. -un­ter­sa­gung tat­säch­lich aber nicht der Fall war, kei­ne äqui­va­len­te Ge­gen­leis­tung er­hal­ten.

In die­ser Ein­schät­zung sieht sich der er­ken­nen­de Se­nat auch durch das von der Be­klag­ten selbst vor­ge­leg­te Rechts­gut­ach­ten von Prof. Dr. Dr. Mar­ti­nek vom 22.10.2020 be­stärkt. Auch die­ser führt auf Sei­te 8 sei­nes Gut­ach­tens aus, dass § 852 BGB nach heu­te ge­si­cher­ter Rechts­la­ge da­hin ge­hend zu ver­ste­hen sei, dass ers­tens ei­ne un­er­laub­te Hand­lung zu ei­ner Scha­dens­er­satz­pflicht ge­führt ha­be und dass zwei­tens der Scha­dens­er­satz­an­spruch ver­jährt sei. Da­ge­gen sei es nicht er­for­der­lich, dass der Er­satz­pflich­ti­ge durch die un­er­laub­te Hand­lung vom Ver­letz­ten et­was er­langt ha­be – was vor­lie­gend we­gen der un­mit­tel­ba­ren Ver­trags­be­zie­hung zwi­schen der Klä­ge­rin und der Be­klag­ten al­ler­dings der Fall ist – oder dass sons­ti­ge Er­for­der­nis­se ei­nes Be­rei­che­rungs­an­spru­ches er­füllt sei­en. Der Um­fang der Be­güns­ti­gung des Ge­schä­dig­ten sei nicht auf der Ebe­ne der Tat­be­stands­vor­aus­set­zun­gen zu be­rück­sich­ti­gen, son­dern al­lein der be­rei­che­rungs­recht­li­chen Rechts­fol­ge des An­spruchs zu­zu­ord­nen.

So­weit dem­ge­gen­über Prof. Dr. Dr. Mar­ti­nek in dem vor­ge­leg­ten Rechts­gut­ach­ten da­für plä­diert, den An­wen­dungs­be­reich von § 852 BGB auf Fäl­le ei­nes „be­son­de­ren Pro­zess­kos­ten­ri­si­kos we­gen un­ge­wis­ser In­for­ma­ti­ons­la­ge“ te­leo­lo­gisch zu re­du­zie­ren, be­steht hier­zu aus Sicht des Se­nats kein An­lass. Schon der An­satz, die­ses Pro­zess­kos­ten­ri­si­ko we­gen der Mög­lich­keit der Teil­nah­me am Mus­ter­fest­stel­lungs­kla­ge­ver­fah­ren für die Klä­ge­rin zu ver­nei­nen, greift nicht, da al­lein die Fest­stel­lung ei­nes An­spruchs dem Grun­de nach in die­sem Mus­ter­ver­fah­ren – wenn sie denn er­folgt wä­re – dem je­wei­li­gen Klä­ger im­mer noch kei­nen voll­streck­ba­ren Ti­tel ge­gen die Be­klag­te ver­schafft hät­te, son­dern es hier­zu wei­ter­hin in­di­vi­du­el­ler – mit Kos­ten­ri­si­ko be­haf­te­ter – Kla­gen im An­schluss an ein Mus­ter­fest­stel­lungs­ur­teil be­durft hät­te. Im Üb­ri­gen dürf­te in der Viel­zahl der Fäl­le, in de­nen jetzt noch (ver­jähr­te) An­sprü­che gel­tend ge­macht wer­den, ei­ne frü­he­re Rechts­ver­fol­gung nicht an dem hier­mit ver­bun­de­nen Kos­ten­ri­si­ko ge­schei­tert sein, son­dern schlicht an der Rechtsun­kennt­nis der be­trof­fe­nen Käu­fer, die zwar um die an­spruchs­be­grün­den­den Tat­sa­chen wuss­ten, nicht je­doch dar­um, wel­che Rech­te sich für sie hier­aus her­lei­ten lie­ßen. Die­se Un­kennt­nis wirkt sich zwar – wie aus­ge­führt – nicht ver­jäh­rungs­hem­mend aus; um­ge­kehrt lässt sich hier­aus aber auch kein ver­min­der­tes Schutz­be­dürf­nis der Klä­ger her­lei­ten. Ins­be­son­de­re wür­de mit ei­nem der­ar­ti­gen Vor­ge­hen der Ge­set­zes­zweck die­ser Vor­schrift ver­fehlt, der an­er­kann­ter­ma­ßen dar­in be­steht, dem Tä­ter ei­ner un­er­laub­ten Hand­lung die Vor­tei­le sei­ner Tat auch noch nach ver­jähr­ter Scha­dens­er­satz­ver­pflich­tung zu ent­zie­hen. Dies gilt erst recht ge­gen­über Schä­di­gern wie der Be­klag­ten, die nicht nur schuld­haft han­del­te, son­dern den Scha­den der Klä­ge­rin aus ei­ge­nem Ge­winn­stre­ben vor­sätz­lich und sit­ten­wid­rig her­bei­ge­führt hat.

bb) Die von der Be­klag­ten her­aus­zu­ge­ben­de Be­rei­che­rung be­steht noch in vol­ler Hö­he des von der Klä­ge­rin un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Vor­teils­aus­glei­chung noch zu be­an­spru­chen­den Scha­dens­er­sat­zes von 16.376,87 €. In­so­weit hat die Klä­ge­rin un­be­strit­ten vor­ge­tra­gen, dass die Be­klag­te von dem ins­ge­samt ge­zahl­ten Kauf­preis in Hö­he von 25.950 € ei­nen Groß­teil in Hö­he von 22.057,50 € selbst ver­ein­nahmt ha­be. Die­ser Be­trag über­steigt die ver­jähr­te For­de­rung der Klä­ge­rin deut­lich. Wei­ter­ge­hen­de, ge­ge­be­nen­falls nach § 818 III BGB zu be­rück­sich­ti­gen­de Ent­rei­che­run­gen sind nicht vor­ge­tra­gen wor­den, so­dass sich die Fra­ge, in­wie­weit sich die Be­klag­te in An­be­tracht ih­res Sit­ten­ver­sto­ßes über­haupt hier­auf be­ru­fen kann oder oder ob sie ge­mäß § 819 II BGB ver­schärft haf­ten muss, nicht stellt.

2. Die Klä­ge­rin hat fer­ner An­spruch auf Pro­zess­zin­sen ge­mäß §§ 291, 288 I 2 BGB.

Der Rechts­streit wur­de mit Zu­stel­lung der Kla­ge am 16.07.2020 rechts­hän­gig. Zu be­rück­sich­ti­gen ist, dass die an­spruchs­re­du­zie­ren­de Nut­zungs­ent­schä­di­gung zum Zeit­punkt der Kla­ge­er­he­bung ge­rin­ger war als zum Zeit­punkt des Schlus­ses der münd­li­chen Ver­hand­lung, da die Klä­ge­rin das Fahr­zeug auch wäh­rend der Zeit der Rechts­hän­gig­keit un­strei­tig wei­ter ge­nutzt hat. Der Ki­lo­me­ter­stand zum Zeit­punkt der Rechts­hän­gig­keit kann ge­schätzt wer­den. Aus dem Ver­gleich der un­strei­ti­gen Ki­lo­me­ter­stän­de zum Zeit­punkt der münd­li­chen Ver­hand­lung in ers­ter In­stanz am 05.10.2020 (108.664) ei­ner­seits und zum Zeit­punkt der münd­li­chen Ver­hand­lung in der Be­ru­fungs­in­stanz am 16.02.2021 (110.672 km) an­der­seits folgt in­so­weit, dass die Klä­ge­rin das Fahr­zeug wäh­rend die­ser Zeit durch­schnitt­lich mit ei­ner Fahr­leis­tung von \left(\frac{\text{110.672 km}-\text{108.664 km}}{\text{134 Ta­ge}}=\right) 15 km/Tag wei­ter ge­nutzt hat. Dies recht­fer­tigt die An­nah­me, dass die Klä­ge­rin auch in der Zeit zwi­schen Zu­stel­lung der Kla­ge und dem Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung in ers­ter In­stanz das Fahr­zeug in glei­cher In­ten­si­tät ge­nutzt hat und in die­sem 81 Ta­ge um­fas­sen­den Zeit­raum wei­te­re ((91 Ta­ge × 15 km/Tag =) 1.215 km mit dem Fahr­zeug ge­fah­ren ist, der Ki­lo­me­ter­stand zum Zeit­punkt der Zu­stel­lung der Kla­ge mit­hin 107.449 km be­trug, was sich mit dem Vor­trag der Klä­ge­rin deckt, wo­nach der Ki­lo­me­ter­stand bei Kla­ge­er­he­bung (29.06.2020) et­wa 107.000 km be­tra­gen ha­ben soll.

Hier­aus folgt, dass bei Zu­stel­lung der Kla­ge sich der Er­satz­an­spruch der Klä­ge­rin noch auf 16.65,66 € be­lief, da von dem zu er­stat­ten­den Kauf­preis von 25.950 € zu die­sem Zeit­punkt le­dig­lich ei­ne nach vor­ste­hend be­schrie­be­ner For­mel zu be­rech­nen­de Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von \left(\frac{\text{25.950 €}\times\text{107.449 km}}{\text{300.000 km}}=\right) 9.294,34 € ab­zu­zie­hen war. Dies ist bei der Zins­ent­schei­dung zu be­rück­sich­ti­gen (vgl. BGH, Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 397/19, NJW 2020, 2806 Rn. 38).

Da die vor­ste­hen­de Be­rech­nung auf der An­nah­me ei­ner gleich­mä­ßi­gen Nut­zung des Fahr­zeugs wäh­rend der Zeit der Rechts­hän­gig­keit be­ruht, kann auch von ei­ner „li­nea­ren Re­du­zie­rung“ des Er­stat­tungs­be­trags über die­sen Zeit­raum aus­ge­gan­gen wer­den. In die­sem Zeit­raum ist da­her ein ge­mit­tel­ter Wert zwi­schen dem zum Zeit­punkt der Zu­stel­lung der Kla­ge be­ste­hen­den An­spruch und dem­je­ni­gen, der zum Zeit­punkt der münd­li­chen Ver­hand­lung in der Be­ru­fungs­in­stanz noch be­stand, zu ver­zin­sen. Vor­lie­gend sind dies \left(\frac{\text{16.655,66 €}+\text{16.376,87 €}}{2}=\right) 16.516,27 €.

So­weit das Land­ge­richt mit der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung der Klä­ge­rin im wei­ter­ge­hen­den Um­fang Zin­sen zu­ge­spro­chen hat, war da­her das Ur­teil auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten eben­falls ab­zu­än­dern.

3. Ab­zu­än­dern ist die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung schließ­lich auch in Be­zug auf den fest­ge­stell­ten An­nah­me­ver­zug. Die Klä­ge­rin hat noch zum Zeit­punkt des Schlus­ses der münd­li­chen Ver­hand­lung in ers­ter In­stanz De­likt­szin­sen nach § 849 BGB ge­for­dert, auf die sie kei­nen An­spruch hat­te (vgl. BGH, Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 397/19, NJW 2020, 2806 Rn. 20 ff.) mit der Fol­ge, dass sie der Be­klag­ten kein zur Be­grün­dung des An­nah­me­ver­zugs ge­eig­ne­tes An­ge­bot un­ter­brei­tet hat (vgl. BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 85).

4. Zu er­set­zen sind dem­ge­gen­über die be­reits erst­in­stanz­lich zu­ge­spro­che­nen vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten. De­ren Er­stat­tung kann die Klä­ge­rin von der nach §§ 826, 852 BGB scha­dens­er­satz­pflich­ti­gen Be­klag­ten ver­lan­gen. Die durch die vor­ge­richt­li­che Be­auf­tra­gung der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten aus­ge­lös­ten Kos­ten sind nach § 249 BGB als er­for­der­li­che Kos­ten der Rechts­ver­fol­gung zu er­set­zen. Die ab­ge­rech­ne­te 1,3-fa­che Ge­schäfts­ge­bühr bei ei­nem vor­ge­richt­li­chen Ge­gen­stands­wert bis zu 19.000 € ist nicht zu be­an­stan­den.

Auch die­ser An­spruch ist ge­mäß §§ 291, 288 I 2 BGB ab Rechts­hän­gig­keit zu ver­zin­sen.

5. Die pro­zes­sua­len Ne­ben­ent­schei­dun­gen fol­gen aus §§ 92 I, 708 Nr. 10, § 711 ZPO.

Die Re­vi­si­on ist ge­mäß § 543 II 1 Nr. 2 ZPO zur Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung zu­zu­las­sen, da die Fra­ge, ob der An­spruch aus § 852 BGB auf Fäl­le des Er­werbs ei­nes vom Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs, bei de­nen der Scha­den im Ein­ge­hen ei­ner un­ge­woll­ten Ver­bind­lich­keit be­steht, schon von den Se­na­ten des OLG Ol­den­burg un­ter­schied­lich be­ant­wor­tet wird, wie der von der Be­klag­ten in die­sem Ver­fah­ren zi­tier­te Hin­weis­be­schluss vom 05.01.2021 (2 U 168/20) zeigt.

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