1. Be­an­tragt ei­ne Par­tei vor Ab­lauf der Rechts­mit­tel- oder Rechts­mit­tel­be­grün­dungs­frist die Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe, ist sie re­gel­mä­ßig schuld­los ver­hin­dert, die ge­nann­ten Fris­ten ein­zu­hal­ten, wenn sie ver­nünf­ti­ger­wei­se nicht mit der Ver­wei­ge­rung der Pro­zess­kos­ten­hil­fe man­gels Be­dürf­tig­keit rech­nen muss­te. Die Wie­der­ein­set­zungs­frist (§ 234 I ZPO) be­ginnt auch dann, wenn das Ge­richt – wie vor­lie­gend – die Ab­leh­nung der Pro­zess­kos­ten­hil­fe nicht auf die feh­len­de Be­dürf­tig­keit der Par­tei stützt, son­dern die Er­folgs­aus­sich­ten der be­ab­sich­tig­ten Rechts­ver­fol­gung ver­neint, grund­sätz­lich nicht vor der Be­kannt­ga­be der Ent­schei­dung über den Pro­zess­kos­ten­hil­fe­an­trag (im An­schluss an BGH, Beschl. v. 09.01.1985 – IVb ZB 142/84, ju­ris Rn. 8 f.; Beschl. v. 09.07.2020 – V ZR 30/20, NJW 2021, 242 Rn. 6).
  2. Weist das Ge­richt, bei dem die Ge­wäh­rung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe be­an­tragt wird, vor der Ent­schei­dung über den An­trag dar­auf hin, dass die­ser man­gels Vor­lie­gens der per­sön­li­chen und wirt­schaft­li­chen Vor­aus­set­zun­gen vor­aus­sicht­lich kei­nen Er­folg ha­ben wird, darf der An­trag­stel­ler nur dann wei­ter­hin auf die Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe ver­trau­en, wenn er ver­nünf­ti­ger­wei­se da­von aus­ge­hen durf­te, die Zwei­fel aus­räu­men zu kön­nen, und die ge­richt­li­che Auf­la­ge ord­nungs­ge­mäß er­füllt (im An­schluss an BGH, Beschl. v. 13.02.2008 – XII ZB 151/07, ju­ris Rn. 12; Beschl. v. 26.05.2008 – II ZB 19/07, NJW-RR 2008, 1306 Rn. 12; Beschl. v. 18.06.2020 – IX ZB 45/19, NJW-RR 2020, 944 Rn. 7).
  3. Für ein sol­ches Ver­trau­en auf­sei­ten des An­trags­stel­lers der zu den ge­richt­li­chen Be­an­stan­dun­gen frist­ge­recht aus­führt kann auch spre­chen, dass ihm nicht nur durch das erst­in­stanz­li­che Ge­richt, son­dern auf Ba­sis ver­gleich­ba­rer An­ga­ben zu sei­nen per­sön­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen kurz zu­vor durch das Be­ru­fungs­ge­richt in ei­nem an­de­ren Ver­fah­ren Pro­zess­kos­ten­hil­fe be­wil­ligt wur­de.

BGH, Be­schluss vom 09.03.2021 – VI­II ZB 1/21
(vor­an­ge­hend: OLG Frank­furt a. M. – Zi­vil­se­na­te Kas­sel –, Be­schluss vom 29.06.2020 – 15 U 116/19LG Kas­sel, Ur­teil vom 13.03.2019 – 9 O 1070/16)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt den Be­klag­ten, ei­nen Au­to­mo­bil­händ­ler, auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ein ge­brauch­tes Fahr­zeug in An­spruch.

Das Land­ge­richt hat den Be­klag­ten zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung, ins­ge­samt von 8.091,52 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs, so­wie zur Zah­lung der Kos­ten für ein au­ßer­ge­richt­lich ein­ge­hol­tes Gut­ach­ten und ei­ner Not­re­pa­ra­tur ver­ur­teilt. Fer­ner hat das Land­ge­richt fest­ge­stellt, dass sich der Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs in An­nah­me­ver­zug be­fin­det.

In­ner­halb der lau­fen­den Be­ru­fungs­frist hat der Be­klag­te die Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe für das Be­ru­fungs­ver­fah­ren be­an­tragt, in wel­chem er ge­gen die Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung vor­ge­hen möch­te; im Üb­ri­gen nimmt er die Ver­ur­tei­lung hin. Der Se­nats­vor­sit­zen­de des Be­ru­fungs­ge­richts hat den Be­klag­ten mit Ver­fü­gung vom 18.07.2019 dar­auf hin­ge­wie­sen, dass Pro­zess­kos­ten­hil­fe nicht be­wil­ligt wer­den kön­ne, da in­ner­halb der Frist zur Ein­le­gung der Be­ru­fung kein voll­stän­di­ger An­trag ge­stellt wor­den sei. Die Dar­le­gung der Ein­nah­men aus selbst­stän­di­ger Ar­beit ge­nüg­ten nicht den An­for­de­run­gen. Es sei „un­plau­si­bel“ und „un­glaub­haft“, dass die Ein­nah­men ei­nes Selbst­stän­di­gen über Jah­re hin­weg un­ver­än­dert sei­en. Der Hin­weis des Be­klag­ten, ihm sei vom sel­ben Se­nat in ei­nem an­de­ren Ver­fah­ren auf Ba­sis iden­ti­scher Un­ter­la­gen im Au­gust 2018 Pro­zess­kos­ten­hil­fe be­wil­ligt wor­den, hel­fe dem Be­klag­ten nicht wei­ter, da die Ak­ten nicht mehr vor­lä­gen. Die Vor­la­ge des Ein­kom­men­steu­er­be­scheids für 2017 sei zum Be­leg der ak­tu­el­len Ein­kom­mens­ver­hält­nis­se of­fen­sicht­lich un­ge­eig­net. Der Be­klag­te hat „Ge­le­gen­heit zur Stel­lung­nah­me und ggf. Rück­nah­me des An­trags bin­nen drei Wo­chen“ er­hal­ten.

Er hat in sei­ner frist­ge­rech­ten Stel­lung­nah­me aus­ge­führt, sei­ne An­ga­ben zum mo­nat­li­chen Ein­kom­men aus dem vor­ge­leg­ten Ein­kom­men­steu­er­be­scheid für das Jahr 2017 deck­ten sich mit de­nen im Jahr 2019; mo­nat­li­che Aus­wer­tun­gen las­se er nicht er­stel­len. Ein Ein­kom­men­steu­er­be­scheid für das Jahr 2018 lie­ge ihm bis­her nicht vor.

Mit – dem Be­klag­ten­ver­tre­ter am 02.09.2019 zu­ge­stell­tem – Be­schluss vom 19.08.2019 hat das Be­ru­fungs­ge­richt die Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe ab­ge­lehnt. Es kön­ne da­hin­ge­stellt blei­ben, ob der Be­klag­te die per­sön­li­chen und wirt­schaft­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für die Pro­zess­kos­ten­hil­fe­be­wil­li­gung er­fül­le, wo­bei grund­sätz­lich an den Aus­füh­run­gen des Vor­sit­zen­den vom 18.07.2019 fest­ge­hal­ten wer­de, weil je­den­falls die Vor­la­ge der letz­ten Ge­winn­ermitt­lung er­for­der­lich sei, da der vor­ge­leg­te Ein­kom­men­steu­er­be­scheid als sol­cher nicht er­ken­nen las­se, wie sich die Ein­künf­te des Be­klag­ten er­rech­ne­ten. Je­den­falls ha­be die be­ab­sich­tig­te Be­ru­fung kei­ne Aus­sicht auf Er­folg, da sie sich (nur) ge­gen die Be­rech­nung der vom Klä­ger ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen durch das Land­ge­richt rich­te und die­se Be­rech­nung nicht zu be­an­stan­den sei.

Mit am 16.09.2019 ein­ge­gan­ge­nem Schrift­satz hat der Be­klag­te Be­ru­fung ge­gen das erst­in­stanz­li­che Ur­teil mit dem An­trag ein­ge­legt, ihn nur zur Rück­zah­lung von 4.581,34 € statt – wie aus­ge­ur­teilt – 8.091,52 €, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs, zu ver­ur­tei­len. Gleich­zei­tig hat der Be­klag­te Wie­der­ein­set­zung in die ver­säum­te Be­ru­fungs­ein­le­gungs- und – vor­sorg­lich – in die Be­ru­fungs­be­grün­dungs­frist be­an­tragt.

Mit Ver­fü­gung vom 28.11.2019 hat das Be­ru­fungs­ge­richt den Par­tei­en mit­ge­teilt, es sei dem Be­klag­ten „zu­zu­ge­ben“, dass die Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung im an­ge­grif­fe­nen Ur­teil des Land­ge­richts un­zu­tref­fend und die­je­ni­ge des Be­klag­ten in des­sen Pro­zess­kos­ten­hil­fe­an­trag vom 29.04.2019 zu­tref­fend sei. Es hat an­ge­regt, der Be­klag­te sol­le den auf Ba­sis sei­ner Be­rech­nung im Ver­gleich zum an­ge­grif­fe­nen Ur­teil ver­min­der­ten Be­trag (4.581,34 €) an den Klä­ger zah­len und die Par­tei­en soll­ten so­dann den Rechts­streit in der Haupt­sa­che für er­le­digt er­klä­ren. Der Se­nat wer­de dann in ge­än­der­ter Be­set­zung dar­über zu ent­schei­den ha­ben, ob, was im Be­schluss vom 19.08.2019 of­fen­ge­las­sen wor­den sei, das Pro­zess­kos­ten­hil­fe­ge­such in ord­nungs­ge­mä­ßer Form ge­stellt wor­den sei und ob dem Be­klag­ten Wie­der­ein­set­zung in den vo­ri­gen Stand zu ge­wäh­ren sei.

Der Be­klag­te hat hier­auf mit­ge­teilt, die Zah­lung sei ihm auf­grund sei­ner wirt­schaft­li­chen Si­tua­ti­on der­zeit „lei­der nicht mög­lich“; zu­dem ha­be sich der Klä­ger zu dem ge­richt­li­chen Vor­schlag nicht ge­äu­ßert.

Nach ei­nem ent­spre­chen­den Hin­weis hat das Be­ru­fungs­ge­richt mit Be­schluss vom 29.06.2020 die Be­ru­fung des Be­klag­ten so­wie den An­trag auf Wie­der­ein­set­zung in die ver­säum­te Frist zur Ein­le­gung der Be­ru­fung als un­zu­läs­sig ver­wor­fen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt: Der An­trag des Be­klag­ten auf Wie­der­ein­set­zung in die am 02.05.2019 ab­ge­lau­fe­ne Be­ru­fungs­frist (§ 517 ZPO) sei un­zu­läs­sig, da die zwei­wö­chi­ge Wie­der­ein­set­zungs­frist nicht ge­wahrt wor­den sei. Die­se ha­be vor­lie­gend nicht erst mit der Zu­stel­lung des die Pro­zess­kos­ten­hil­fe ver­sa­gen­den Be­schlus­ses vom 19.08.2019 be­gon­nen, son­dern be­reits mit Zu­gang des Hin­wei­ses des Se­nats­vor­sit­zen­den vom 18.07.2019. Da­mit sei der erst am 16.09.2019 nach Ver­sa­gung der Pro­zess­kos­ten­hil­fe ge­stell­te An­trag auf Wie­der­ein­set­zung in die Frist zur Ein­le­gung der Be­ru­fung ver­spä­tet ge­we­sen. Nach stän­di­ger Recht­spre­chung des BGH sei Wie­der­ein­set­zung nur zu be­wil­li­gen, wenn die Par­tei ihr Pro­zess­kos­ten­hil­fe­ge­such bis zum Ab­lauf der Rechts­mit­tel­frist ein­ge­reicht und die­sem An­trag ei­nen ord­nungs­ge­mäß aus­ge­füll­ten Vor­druck über die per­sön­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se nebst Be­le­gen bei­ge­fügt ha­be. Nur dann müs­se die Par­tei mit ei­ner Ver­wei­ge­rung der Pro­zess­kos­ten­hil­fe man­gels Be­dürf­tig­keit nicht rech­nen. Dem­ge­gen­über müs­se die Par­tei hier­von je­doch aus­ge­hen, wenn das Rechts­mit­tel­ge­richt auf Zwei­fel hin­sicht­lich der Be­dürf­tig­keit hin­ge­wie­sen ha­be und die Par­tei ver­nünf­ti­ger­wei­se da­von aus­ge­hen müs­se, die­se nicht aus­räu­men zu kön­nen. So lä­gen die Din­ge hier, nach­dem der Be­klag­te mit Ver­fü­gung des Se­nats­vor­sit­zen­den vom 18.07.2019 dar­auf hin­ge­wie­sen wor­den sei, er ha­be kei­nen voll­stän­di­gen An­trag ge­stellt, ins­be­son­de­re ge­nüg­ten sei­ne Dar­le­gun­gen zu den Ein­nah­men aus selbst­stän­di­ger Ar­beit oh­ne Bei­fü­gung von Un­ter­la­gen nicht den An­for­de­run­gen. Nach Zu­gang die­ser Ver­fü­gung ha­be der Be­klag­te da­mit rech­nen müs­sen, dass sein Pro­zess­kos­ten­hil­fe­an­trag man­gels Be­dürf­tig­keit zu­rück­ge­wie­sen wür­de. So­mit ha­be be­reits der Zu­gang die­ses Hin­wei­ses und nicht erst der Er­halt des die Pro­zess­kos­ten­hil­fe ver­sa­gen­den Be­schlus­ses die zwei­wö­chi­ge Wie­der­ein­set­zungs­frist aus­ge­löst.

Mit ei­nem am 05.08.2020 beim BGH ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz sei­nes In­st­anz­an­walts hat der Be­klag­te um Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe zur Durch­füh­rung ei­nes Rechts­be­schwer­de­ver­fah­rens ge­gen die­sen ihm am 07.07.2020 zu­ge­stell­ten Be­schluss des Be­ru­fungs­ge­richts nach­ge­sucht. Mit Be­schluss vom 08.12.2020 hat der VI­II. Zi­vil­se­nat des BGH die­sem Be­geh­ren ent­spro­chen und mit er­gän­zen­dem Be­schluss vom 07.01.2021 dem Be­klag­ten sei­ne jet­zi­gen Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten bei­ge­ord­net.

Der Be­klag­te hat (sinn­ge­mäß) Wie­der­ein­set­zung in die ver­säum­te Rechts­be­schwer­de- und Rechts­be­schwer­de­be­grün­dungs­frist be­an­tragt und mit sei­ner Rechts­be­schwer­de die Auf­he­bung des Ver­wer­fungs­be­schlus­ses des Be­ru­fungs­ge­richts be­gehrt. Da­mit hat­te er Er­folg.

Aus den Grün­den: [15]   II. Dem Be­klag­ten ist ge­mäß § 233 Satz 1 ZPO Wie­der­ein­set­zung in die ver­säum­ten Fris­ten zur Ein­le­gung und Be­grün­dung der Rechts­be­schwer­de zu ge­wäh­ren, weil er vor der Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe und der Bei­ord­nung ei­nes Rechts­an­walts durch den Se­nat oh­ne Ver­schul­den dar­an ge­hin­dert war, die­se Fris­ten ein­zu­hal­ten. Die Wie­der­ein­set­zungs­fris­ten des § 234 I ZPO sind ge­wahrt. Die­se be­gin­nen nach § 234 II ZPO mit dem Tag, an dem das Hin­der­nis be­ho­ben ist. In ei­nem dem An­walts­zwang un­ter­lie­gen­den Ver­fah­ren wie dem Rechts­be­schwer­de­ver­fah­ren wird das der Rechts­ver­fol­gung ent­ge­gen­ste­hen­de Hin­der­nis der Mit­tel­lo­sig­keit erst mit der Bei­ord­nung ei­nes Rechts­an­walts be­sei­tigt. Erst dann liegt ei­ne voll­stän­di­ge Ent­schei­dung über den Pro­zess­kos­ten­hil­fe­an­trag der be­dürf­ti­gen Par­tei vor, die das der Rechts­ver­fol­gung oder -ver­tei­di­gung ent­ge­gen­ste­hen­de Hin­der­nis der Mit­tel­lo­sig­keit be­sei­tigt (vgl. BGH, Urt. v. 22.03.2001 – IX ZR 407/98, NJW 2001, 2545 un­ter III 2 a; Beschl. v. 17.06.2004 – IX ZB 208/03, NJW 2004, 2902 un­ter III 2 c; Beschl. v. 27.08.2019 – VI ZB 32/18, NJW 2019, 3727 Rn. 5; Beschl. v. 09.07.2020 – V ZR 30/20, NJW 2021, 242 Rn.  5).

[16]   III. Die Rechts­be­schwer­de hat Er­folg. Sie führt zur Auf­he­bung des an­ge­foch­te­nen Be­schlus­ses, zur Wie­der­ein­set­zung in den vo­ri­gen Stand we­gen Ver­säu­mung der Frist zur Be­ru­fungs­ein­le­gung und -be­grün­dung und zur Zu­rück­ver­wei­sung der Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt.

[17]   1. Die Rechts­be­schwer­de des Be­klag­ten, die sich ge­gen die Ab­wei­sung der be­an­trag­ten Wie­der­ein­set­zung in den vo­ri­gen Stand durch das Be­ru­fungs­ge­richt und ge­gen die Ver­wer­fung der Be­ru­fung als un­zu­läs­sig rich­tet, ist nach § 574 I 1 Nr. 1, § 522 I 4, § 238 II 1 ZPO statt­haft. Sie ist auch im Üb­ri­gen zu­läs­sig, weil ei­ne Ent­schei­dung des Rechts­be­schwer­de­ge­richts zur Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung er­for­der­lich ist (§ 574 II Nr. 2 Fall 2 ZPO). Die an­ge­grif­fe­ne Ent­schei­dung ver­letzt den ver­fas­sungs­recht­lich ver­bürg­ten An­spruch des Be­klag­ten auf wir­kungs­vol­len Rechts­schutz (Art. 2 I GG i. V. mit Rechts­staats­prin­zip). Die­ses Ver­fah­rens­grund­recht ver­bie­tet es den Ge­rich­ten, den Par­tei­en den Zu­gang zu ei­ner in der Ver­fah­rens­ord­nung ein­ge­räum­ten In­stanz in un­zu­mut­ba­rer, aus Sach­grün­den nicht mehr zu recht­fer­ti­gen­der Wei­se zu er­schwe­ren (st. Rspr.; vgl. nur BVerfG, Beschl. v. 11.02.1987 – 1 BvR 475/85, BVerfGE 74, 228, 234; BVerfG [2. Kam­mer des Ers­ten Se­nats], Beschl. v. 30.05.2012 – 1 BvR 509/11, NJW 2012, 2869 Rn. 8; BVerfG [3. Kam­mer des Ers­ten Se­nats], Beschl. v. 25.08.2015 – 1 BvR 1528/14, NZA 2016, 122 Rn. 10; Se­nat, Beschl. v. 12.07.2016 – VI­II ZB 55/15, WuM 2016, 632 Rn. 1; Beschl. v. 09.05.2017 – VI­II ZB 69/16, NJW 2017, 2041 Rn. 9; Beschl. v. 04.11.2018 – VI­II ZB 70/17, NJW-RR 2018, 1325 Rn. 9; Beschl. v. 28.04.2020 – VI­II ZB 12/19, NJW-RR 2020, 818 Rn. 13). Die­se Grund­sät­ze hat das Be­ru­fungs­ge­richt miss­ach­tet.

[18]   2. Die Rechts­be­schwer­de ist auch be­grün­det. Dem Be­klag­ten ist Wie­der­ein­set­zung in den vo­ri­gen Stand zu ge­wäh­ren, weil er oh­ne sein Ver­schul­den dar­an ge­hin­dert war, die Frist zur Ein­le­gung und Be­grün­dung der Be­ru­fung ein­zu­hal­ten (§ 233 ZPO). Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die Vor­aus­set­zun­gen ver­kannt, un­ter de­nen ei­ner mit­tel­lo­sen Par­tei, die um Pro­zess­kos­ten­hil­fe für ein Be­ru­fungs­ver­fah­ren nach­sucht, Wie­der­ein­set­zung in den vo­ri­gen Stand zu ge­wäh­ren ist.

[19]   Ent­ge­gen der An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts war der Be­klag­te vor­lie­gend schuld­los dar­an ge­hin­dert, die Fris­ten zur Ein­le­gung und Be­grün­dung der Be­ru­fung zu wah­ren und hat recht­zei­tig (§ 234 I, II ZPO) Wie­der­ein­set­zung be­an­tragt. Denn die Wie­der­ein­set­zungs­fris­ten be­gan­nen nicht, wie das Be­ru­fungs­ge­richt ge­meint hat, be­reits mit Zu­stel­lung des ge­richt­li­chen Hin­wei­ses vom 18.07.2019, wo­nach die Dar­le­gun­gen der wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se des Be­klag­ten nicht den An­for­de­run­gen ge­nüg­ten, son­dern erst mit Zu­gang des die Pro­zess­kos­ten­hil­fe we­gen man­geln­der Er­folgs­aus­sicht ver­sa­gen­den Be­schlus­ses. Bis zu die­sem Zeit­punkt durf­te der Be­klag­te dar­auf ver­trau­en, ihm wer­de die be­an­trag­te Pro­zess­kos­ten­hil­fe nicht auf­grund feh­len­der Be­dürf­tig­keit ver­wei­gert, und war da­mit schuld­los an der Ein­hal­tung der vor­ge­nann­ten Fris­ten ge­hin­dert.

[20]   a) Ei­ne Par­tei, die vor Ab­lauf der Rechts­mit­tel- oder Rechts­mit­tel­be­grün­dungs­frist le­dig­lich ei­nen An­trag auf Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe stellt, ist bei noch lau­fen­dem Pro­zess­kos­ten­hil­fe­ver­fah­ren schuld­los ver­hin­dert, die Rechts­mit­tel- bzw. Rechts­mit­tel­be­grün­dungs­frist ein­zu­hal­ten, wenn sie ver­nünf­ti­ger­wei­se nicht mit der Ver­wei­ge­rung der Pro­zess­kos­ten­hil­fe man­gels Be­dürf­tig­keit rech­nen muss­te. Dies ist der Fall, wenn sich die Par­tei bei ob­jek­ti­ver Be­trach­tung für be­dürf­tig hal­ten und da­von aus­ge­hen darf, die wirt­schaft­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für die Ge­wäh­rung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe ord­nungs­ge­äß dar­ge­legt zu ha­ben. Hier­für ist er­for­der­lich, dass dem An­trag in­ner­halb der Rechts­mit­tel­frist ei­ne voll­stän­dig und wahr­heits­ge­mäß aus­ge­füll­te Er­klä­rung über die per­sön­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se auf dem da­für vor­ge­se­he­nen For­mu­lar nach § 117 IV ZPO nebst den in­so­weit not­wen­di­gen Be­le­gen bei­ge­fügt wird (vgl. BGH, Beschl. v. 12.06.2001 – XI ZR 161/01, BGHZ 148, 66, 69; Beschl. v. 13.12.2016 – VI­II ZB 15/16, NJW-RR 2017, 691 Rn. 8; Beschl. v. 18.06.2020 – IX ZB 45/19, NJW-RR 2020, 944 Rn. 6).

[21]   aa) Das Hin­der­nis zur Ein­le­gung (und Be­grün­dung) des Rechts­mit­tels ent­fällt und die Wie­der­ein­set­zungs­frist des § 234 I ZPO be­ginnt grund­sätz­lich nicht vor der Be­kannt­ga­be der Ent­schei­dung des Ge­richts über den Pro­zess­kos­ten­hil­fe­an­trag (vgl. BGH, Beschl. v. 09.01.1985 – IVb ZB 142/84, ju­ris Rn. 8).

[22]   Wird – wie vor­lie­gend – die be­an­trag­te Pro­zess­kos­ten­hil­fe nach dem Ab­lauf der Rechts­mit­tel­frist ver­wei­gert, bleibt der Par­tei nach der Be­kannt­ga­be der Ent­schei­dung noch ei­ne Zeit von höchs­tens drei bis vier Ta­gen für die Über­le­gung, ob sie das Rechts­mit­tel auf ei­ge­ne Kos­ten durch­füh­ren will. Im An­schluss an die­se Über­le­gungs­frist be­ginnt die zwei­wö­chi­ge Frist des § 234 I 1 ZPO für das Wie­der­ein­set­zungs­ge­such und die da­mit zu ver­bin­den­de Ein­le­gung des Rechts­mit­tels. Das gilt auch dann, wenn das Ge­richt wie hier nicht die Be­dürf­tig­keit der Par­tei, son­dern die Er­folgs­aus­sicht der be­ab­sich­tig­ten Rechts­ver­fol­gung ver­neint hat (vgl. BGH, Beschl. v. 09.01.1985 – IVb ZB 142/84, ju­ris Rn. 8 f.; Beschl. v. 09.07.2020 – V ZR 30/20, NJW 2021, 242 Rn. 6).

[23]   bb) Die Zwei­wo­chen­frist des § 234 I 1 ZPO be­ginnt al­ler­dings dann nicht erst mit Be­kannt­ga­be der Ent­schei­dung über den Pro­zess­kos­ten­hil­fe­an­trag, son­dern be­reits (frü­her), wenn für die Par­tei schon zu­vor (et­wa) auf­grund ei­nes ge­richt­li­chen Hin­wei­ses er­kenn­bar ist, dass ihr An­trag kei­nen Er­folg ha­ben wird (vgl. da­zu BGH, Beschl. v. 12.06.2001 – XI ZR 161/01, BGHZ 148, 66, 69; Beschl. v. 31.01.2007 – XII ZB 207/06, NJW-RR 2007, 793 Rn. 5; Beschl. v. 16.11.2010 – VI­II ZB 55/10, NJW 2011, 230 Rn. 23; Beschl. v. 25.03.2015 – XII ZB 96/14, ju­ris Rn. 5). In die­sen Fäl­len darf der An­trag­stel­ler nur dann wei­ter­hin auf die Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe ver­trau­en, wenn er ver­nünf­ti­ger­wei­se da­von aus­ge­hen durf­te, die Zwei­fel aus­räu­men zu kön­nen, und die ge­richt­li­che Auf­la­ge ord­nungs­ge­mäß er­füllt (vgl. BGH, Beschl. v. 13.02.2008 – XII ZB 151/07, ju­ris Rn. 12; Beschl. v. 26.05.2008 – II ZB 19/07, NJW-RR 2008, 1306 Rn. 12; Beschl. v. 13.01.2010 – XII ZB 108/09, NJW-RR 2010, 424 Rn. 5; Beschl. v. 18.06.2020 – IX ZB 45/19, NJW-RR 2020, 944 Rn. 7).

[24]   Setzt das Ge­richt dem An­trag­stel­ler zur Ver­voll­stän­di­gung sei­ner An­ga­ben über die per­sön­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se ei­ne Frist, darf er dann auf die Be­wil­li­gung der be­an­trag­ten Pro­zess­kos­ten­hil­fe je­den­falls bis zum Ab­lauf der Frist ver­trau­en. Er­füllt der An­trag­stel­ler die ge­richt­li­chen Auf­la­gen frist­ge­mäß, so en­det sein schutz­wür­di­ges Ver­trau­en erst mit Zu­stel­lung des die be­an­trag­te Pro­zess­kos­ten­hil­fe ab­leh­nen­den Be­schlus­ses (vgl. BGH, Beschl. v. 13.02.2008 – XII ZB 151/07, ju­ris Rn. 12; Beschl. v. 26.05.2008 – II ZB 19/07, NJW-RR 2008, 1306 Rn. 12). Dies gilt auch in Fäl­len wie dem vor­lie­gen­den, in de­nen die Pro­zess­kos­ten­hil­fe für das Be­ru­fungs­ver­fah­ren man­gels Er­folgs­aus­sicht ver­sagt wird; auch dann ist ei­ne Par­tei, die die wirt­schaft­li­chen Vor­aus­set­zun­gen des § 114 ZPO für ge­nü­gend dar­ge­tan hal­ten durf­te, bis zur Ent­schei­dung über ihr Pro­zess­kos­ten­hil­fe­ge­such (so­wie bis zum Ab­lauf ei­ner wei­te­ren kur­zen Über­le­gungs­frist) oh­ne Ver­schul­den ver­hin­dert, die Be­ru­fungs­frist ein­zu­hal­ten (vgl. BGH, Beschl. v. 28.11.1984 – IVb ZB 119/84, NJW 1986, 257 un­ter II; Beschl. v. 18.10.2000 – IV ZB 9/00, NJW-RR 2001, 570 un­ter II).

[25]   b) So lie­gen die Din­ge hier.

[26]   Der Be­klag­te muss­te – ent­ge­gen der An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts – nach Er­halt des ge­richt­li­chen Hin­wei­ses vom 18.07.2019 nicht da­mit rech­nen, dass ihm die be­an­trag­te Pro­zess­kos­ten­hil­fe man­gels Be­dürf­tig­keit ver­wei­gert wird. Nach der Art der Be­an­stan­dun­gen in die­sem Hin­weis und der ihm ge­währ­ten „Ge­le­gen­heit zur Stel­lung­nah­me“ durf­te der Be­klag­te von der Nach­bes­se­rungs­fä­hig­keit sei­ner An­ga­ben aus­ge­hen. Er konn­te so­mit wei­ter­hin dar­auf ver­trau­en, dass er die per­sön­li­chen und wirt­schaft­li­chen Vor­aus­set­zun­gen der Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe er­füllt, so­dass nach vor­ste­hen­den Grund­sät­zen die Wie­der­ein­set­zungs­frist (§ 234 I, II ZPO) be­züg­lich der Ein­le­gung und Be­grün­dung der Be­ru­fung erst nach Er­halt des die Pro­zess­kos­ten­hil­fe ab­leh­nen­den Be­schlus­ses – so­wie ei­ner Über­le­gungs­zeit – be­gann. Die­se Frist hat der Be­klag­te ge­wahrt.

[27]   aa) Er hat auf den vor­ge­nann­ten Hin­weis frist­ge­recht zu sei­ner Ein­kom­mens­si­tua­ti­on vor­ge­tra­gen, dar­auf hin­ge­wie­sen, dass er man­gels fi­nan­zi­el­ler Mit­tel kei­ne mo­nat­li­chen be­triebs­wirt­schaft­li­chen Aus­wer­tun­gen er­stel­len kön­ne und der Ein­kom­men­steu­er­be­scheid des Jah­res 2017 der ak­tu­ells­te sei, der ihm vor­lie­ge.

[28]   bb) Hier­nach durf­te der Be­klag­te wei­ter dar­auf ver­trau­en, ihm wer­de die be­an­trag­te Pro­zess­kos­ten­hil­fe nicht man­gels Be­dürf­tig­keit ver­sagt. Denn auf Ba­sis ver­gleich­ba­rer Ein­kom­mens- und Ver­mö­gens­nach­wei­se wur­de ihm erst­in­stanz­lich Pro­zess­kos­ten­hil­fe oh­ne Ra­ten­zah­lung be­wil­ligt.

[29]   Ist dies der Fall, kann ein Rechts­mit­tel­klä­ger bei im we­sent­li­chen glei­chen An­ga­ben zu den Ver­mö­gens­ver­hält­nis­sen er­war­ten, dass auch das Ge­richt des zwei­ten Rechts­zugs ihn als be­dürf­tig i. S. des § 115 ZPO an­sieht. Die Par­tei braucht nicht da­mit zu rech­nen, dass das Rechts­mit­tel­ge­richt stren­ge­re An­for­de­run­gen an den Nach­weis der Be­dürf­tig­keit stellt (vgl. BGH, Beschl. v. 25.02.1987 – IVb ZB 157/86, ju­ris Rn. 9 m. w. Nachw.).

[30]   Dies än­der­te sich vor­lie­gend auch nicht nach dem ge­richt­li­chen Hin­weis vom 18.07.2019. Zwar kann mit ei­nem ent­spre­chen­den Hin­weis des Be­ru­fungs­ge­richts das Ver­trau­en des An­trag­stel­lers, auf­grund ei­ner erst­in­stanz­lich ge­währ­ten Pro­zess­kos­ten­hil­fe ei­ne sol­che bei un­ver­än­der­ten wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen auch in der zwei­ten In­stanz zu er­hal­ten, er­schüt­tert sein, da er nun­mehr ge­wär­ti­gen muss, dass das Be­ru­fungs­ge­richt die Sa­che an­ders ein­schät­zen wür­de als das Ge­richt ers­ter In­stanz (vgl. BGH, Beschl. v. 28.08.2018 – VI ZB 44/17, NJW-RR 2018, 1270 Rn. 6).

[31]   Je­doch wa­ren die im Hin­weis des Be­ru­fungs­ge­richts ge­äu­ßer­ten Be­den­ken – wie aus­ge­führt – aus­räum­bar. An­halts­punk­te da­für, dass sich die wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se des Be­klag­ten im Ver­gleich zur Vor­in­stanz in ei­ner für die Ge­wäh­rung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe er­heb­li­chen Wei­se ge­än­dert hät­ten, be­stan­den nicht. Der dem­ge­gen­über vom Be­ru­fungs­ge­richt her­an­ge­zo­ge­ne „Er­fah­rungs­satz“, dass Ein­künf­te aus selbst­stän­di­ger Ar­beit in der Re­gel schwan­kend sei­en, ist durch nichts be­legt. Zu­dem hat der Be­klag­te ge­wis­sen Schwan­kun­gen sei­ner Ein­nah­men aus selbst­stän­di­ger Tä­tig­keit ge­ra­de da­durch Rech­nung ge­tra­gen, dass er die­se im Ver­gleich zur ers­ten In­stanz als „im We­sent­li­chen un­ver­än­dert“ be­schrieb.

[32]   cc) Das Ver­trau­en des Be­klag­ten – trotz der im ge­richt­li­chen Hin­weis vom 18.07.2019 ge­äu­ßer­ten Be­den­ken – die wirt­schaft­li­chen Vor­aus­set­zun­gen zur Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe wei­ter­hin zu er­fül­len, folgt auch dar­aus, dass ihm der­sel­be Se­nat ei­ni­ge Zeit zu­vor (am 02.08.2018) in ei­nem an­de­ren Be­ru­fungs­ver­fah­ren auf Ba­sis der glei­chen Un­ter­la­gen Pro­zess­kos­ten­hil­fe be­wil­ligt hat­te. Auch dort hat­te der Be­klag­te (nur) den Ein­kom­men­steu­er­be­scheid (des Jah­res 2017) vor­ge­legt. Dar­auf, dass dem Be­ru­fungs­ge­richt die Ak­ten des da­ma­li­gen Ver­fah­rens nicht mehr vor­la­gen – so die Aus­füh­run­gen im Hin­weis vom 18.07.2019 –, kommt es für das (fort­be­ste­hen­de) Ver­trau­en des Be­klag­ten in die Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe nicht an.

[33]   Da­her muss­te er trotz ge­äu­ßer­ter Be­den­ken nicht da­von aus­ge­hen, dass der­sel­be Se­nat ei­ni­ge Mo­na­te spä­ter die be­an­trag­te Pro­zess­kos­ten­hil­fe im Er­geb­nis man­gels Be­dürf­tig­keit ver­sa­gen wer­de. Dies hat das Be­ru­fungs­ge­richt letzt­lich auch nicht ge­tan, son­dern die Ab­leh­nung der Pro­zess­kos­ten­hil­fe al­lein tra­gend auf die feh­len­de Er­folgs­aus­sicht ge­stützt (die es dann spä­ter aber als ge­ge­ben an­sah).

[34]   c) Der Um­stand, dass im Streit­fall die Be­ru­fung letzt­lich oh­ne Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe ein­ge­legt und be­grün­det wur­de, steht der An­nah­me, dass sie zu­nächst we­gen der Mit­tel­lo­sig­keit des Be­klag­ten nicht er­folgt ist, nicht ent­ge­gen (vgl. BGH, Beschl. v. 24.06.1999 – V ZB 19/99, NJW 1999, 3271 un­ter II 3 b dd; Beschl. v. 25.10.2017 – IV ZB 22/16, NJW-RR 2018, 61 Rn. 19).

[35]   d) Nach Vor­ste­hen­dem be­gann so­mit die zwei­wö­chi­ge Frist zur Wie­der­ein­set­zung erst mit dem Ab­lauf ei­ner mit Zu­stel­lung des die Pro­zess­kos­ten­hil­fe ver­sa­gen­den Be­schlus­ses am 02.09.2019 in Gang ge­setz­ten drei- bis vier­tä­gi­gen Über­le­gungs­frist. Mit sei­nem An­trag auf Wie­der­ein­set­zung – ver­bun­den mit der Ein­le­gung und Be­grün­dung der Be­ru­fung (§ 236 II 2 ZPO) –, wel­cher am 16.09.2019 bei Ge­richt ein­ge­gan­gen ist, hat der Be­klag­te die Fris­ten des § 234 I ZPO ge­wahrt.

[36]   3. Die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung kann dem­nach kei­nen Be­stand ha­ben; sie ist auf­zu­he­ben und die Sa­che zur er­neu­ten Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 577 IV 1 ZPO).

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