1. Die Gren­ze zwi­schen ei­nem er­heb­li­chen und ei­nem i. S. des § 323 V 2 BGB un­er­heb­li­chen Man­gel ist un­ter Wür­di­gung der Um­stän­de des Ein­zel­falls zu zie­hen. Ein An­satz zur Ab­gren­zung ei­nes er­heb­li­chen Man­gels von ei­nem un­er­heb­li­chen Man­gel ist die Fra­ge, ob ein durch­schnitt­li­cher Käu­fer das Fahr­zeug in Kennt­nis des Man­gels zu ei­nem nied­ri­ge­ren Preis er­wor­ben oder vom Kauf Ab­stand ge­nom­men hät­te.
  2. Ein Neu­fahr­zeug, bei dem es in ei­ner Wasch­an­la­ge in der Wei­se zu ei­nem Was­ser­ein­tritt kommt, dass ein­zel­ne Was­ser­trop­fen an den In­nen­sei­ten der Sei­ten­schei­ben ent­lang­lau­fen, ist zwar man­gel­haft. Der Man­gel ist aber nur un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB und be­rech­tigt da­her für sich ge­nom­men nicht zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Denn der Man­gel wür­de ei­nen po­ten­zi­el­len Käu­fer, der an sich von dem Fahr­zeug über­zeugt ist, nicht von des­sen Er­werb ab­hal­ten.
  3. Kon­struk­ti­ons­be­ding­te Be­son­der­hei­ten und Ei­gen­tüm­lich­kei­ten ei­nes Kraft­fahr­zeugs sind so lan­ge kein Man­gel, wie sie die Ge­brauchs­taug­lich­keit nicht be­ein­träch­ti­gen. Denn der Stand der Tech­nik, an dem sich ein Neu­fahr­zeug mes­sen las­sen muss, ist nicht zwangs­läu­fig an der op­ti­ma­len tech­ni­schen Lö­sung aus­ge­rich­tet, weil es für je­des tech­ni­sche Pro­blem ei­ne Band­brei­te von (noch) ver­trags­ge­rech­ten Lö­sungs­mög­lich­kei­ten gibt. Der Her­stel­ler ist nur ver­pflich­tet, un­ge­eig­ne­te Kon­struk­tio­nen und dem Stand der Tech­nik wi­der­spre­chen­de Ma­te­ria­li­en aus der Pro­duk­ti­on zu neh­men. Im Üb­ri­gen be­stimmt er die Kon­struk­ti­on je­doch in frei­er Ent­schei­dung.

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 21.02.2007 – 4 U 121/06

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes am 04.03.2004 mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags über ein neu­es Ca­brio­let.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge ge­stützt auf das von ihm ein­ge­hol­te Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen D weit­ge­hend statt­ge­ge­ben. Zur Be­grün­dung hat das Land­ge­richt aus­ge­führt, dass die Be­klag­te zur Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags über das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ver­pflich­tet sei. Das von der Klä­ge­rin er­wor­be­ne Fahr­zeug sei nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me trotz durch­ge­führ­ter Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten noch als man­gel­haft an­zu­se­hen. Bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug sei es bei dem vor der Wasch­stra­ßen­ein­fahrt üb­li­chen Ab­kärchern – al­so der Ver­wen­dung ei­nes Hoch­druck­rei­ni­gers – bei seit­li­cher und von au­ßen her ge­führ­ter Was­ser­strahl­füh­rung zu Was­ser­ein­tritt in er­heb­li­chem Aus­maß ge­kom­men. Der Sach­ver­stän­di­ge ha­be dies als zum Teil „ver­gleichs­wei­se hef­tig“ be­zeich­net. Er ha­be die­se Fest­stel­lun­gen auch durch die Kon­struk­ti­on des Fahr­zeugs plau­si­bel er­klä­ren kön­nen. Dass bei der Fahr­zeug­wä­sche selbst dar­über hin­aus ein­zel­ne Was­ser­trop­fen von der Schei­ben­ober­kan­te nach in­nen lie­fen, be­grün­de zu­sätz­lich die Man­gel­haf­tig­keit, da die Be­nut­zung von Wasch­an­la­gen zur üb­li­chen Ver­wen­dung des Fahr­zeugs im Stra­ßen­ver­kehr ge­hö­re.

Ge­gen die­ses Ur­teil wen­det sich die Be­klag­te mit ih­rer Be­ru­fung, mit der sie ihr Ziel der voll­stän­di­gen Kla­ge­ab­wei­sung wei­ter ver­folgt. Das Rechts­mit­tel hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Das von der Klä­ge­rin er­wor­be­ne Fahr­zeug weist kei­nen Man­gel auf, der die Klä­ge­rin ge­mäß §§ 346 I, 434 I, 437 Nr. 2, 440, 323 BGB zum Rück­tritt vom Ver­trag be­rech­ti­gen wür­de.

1. So­weit die Klä­ge­rin in der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung erst­mals auf die Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen D Be­zug nimmt, die sich auf Män­gel am Fahr­zeug be­zie­hen, wel­che nicht für ei­nen Was­ser­ein­tritt ur­säch­lich sind, kann die­ser Vor­trag ge­mäß § 531 II Nr. 3 ZPO nicht zu­ge­las­sen wer­den.

Die Klä­ge­rin hat erst­in­stanz­lich ihr Rück­tritts­recht aus­schließ­lich dar­auf ge­stützt, dass sie die Sym­pto­me des Was­ser­ein­tritts be­schrie­ben hat. Der Sach­ver­stän­di­ge hat in sei­nem Gut­ach­ten je­doch nicht nur Ur­sa­chen für den Was­ser­ein­tritt fest­ge­stellt, son­dern dar­über hin­aus am Fahr­zeug vor­han­de­ne Män­gel auf­ge­führt, die für den Was­ser­ein­tritt nicht ur­säch­lich sind. Zu die­sen sei­tens des Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stell­ten Män­geln – ver­dreh­tes Dich­tungs­ele­ment zwi­schen dem be­weg­li­chen Schie­be­dach­teil und der Dach­ober­kan­te, nicht pas­si­ges An­lie­gen der vor­de­ren Drei­ecks­schei­ben an der Kon­tur der A-Säu­le ein­schließ­lich ab­wei­chen­dem Spalt­maß, geo­me­tri­sche Ab­wei­chun­gen am Über­gang zwi­schen vor­de­rer und hin­te­rer Dich­tung – hat die Klä­ge­rin erst­in­stanz­lich nicht vor­ge­tra­gen. Sie macht sich die Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen erst in der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung zu ei­gen, ob­gleich sie erst­in­stanz­lich sei­tens des Ge­richts auf­ge­for­dert wor­den war, bis zum 10.06.2006 zum Gut­ach­ten Stel­lung zu neh­men. Zu­dem wur­de in der Sa­che am 20.06.2006 noch­mals münd­lich ver­han­delt. Die­ser neue Vor­trag der Klä­ge­rin kann nicht zu­ge­las­sen wer­den, da die Klä­ge­rin kei­ne Um­stän­de dar­ge­legt hat, aus de­nen sich er­gä­be, dass das ver­spä­te­te Vor­brin­gen nicht auf ei­ner Nach­läs­sig­keit der Klä­ge­rin be­ruht (§ 531 II Nr. 3 ZPO).

2. Die Tat­sa­che, dass es beim Ab­kärchern des Fahr­zeu­ges zu Was­ser­ein­tritt kommt, wenn der Was­ser­strahl waa­ge­recht auf die Kan­te des Ver­decks ge­hal­ten wird, stellt kei­nen Man­gel dar. Das von der Klä­ge­rin er­wor­be­ne Fahr­zeug ist für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung ge­eig­net und weist ei­ne Be­schaf­fen­heit auf, die ei­ne Rei­ni­gung in ei­ner Wasch­an­la­ge in der üb­li­chen Art und Wei­se zu­lässt, § 434 I 2 Nr. 2 BGB.

Der Sach­ver­stän­di­ge hat hier­zu … aus­ge­führt, dass, so­bald der Was­ser­strahl seit­lich auf­ge­setzt wird, die Mög­lich­keit be­ste­he, dass die Dach­be­span­nung von der Dicht­leis­te ab­ge­ho­ben wer­de und Was­ser nach in­nen ein­drin­gen kön­ne. Die­ser Ef­fekt tre­te je­doch dann nicht auf, wenn der Was­ser­strahl nicht seit­lich von au­ßen her auf die Dich­tungs­zo­ne ge­rich­tet, son­dern in Längs­rich­tung bzw. von der Fahr­zeug­mit­te nach au­ßen hin ge­führt wer­de.

Auf­grund die­ser Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen ist der Se­nat da­von über­zeugt, dass es durch­aus mög­lich ist, das von der Klä­ge­rin er­wor­be­ne Fahr­zeug – wie vor dem Ein­fah­ren in ei­ne Wasch­stra­ße üb­lich – mit ei­nem Kärcher vor­zu­r­ei­ni­gen, oh­ne dass Was­ser in das Fahr­zeu­gin­ne­re ein­dringt. Will die Klä­ge­rin ei­nen Was­ser­ein­tritt beim Kärchern ver­mei­den, ist sie le­dig­lich ge­hal­ten, da­für Sor­ge zu tra­gen, dass der fä­cher­för­mi­ge Was­ser­strahl des Rei­ni­gungs­ge­rä­tes nicht waa­ge­recht auf die Kan­te des Ver­decks ge­hal­ten wird. Dies stellt je­doch kei­nen Man­gel dar, denn ei­ne aus­rei­chen­de Vor­rei­ni­gung des Fahr­zeu­ges ist auch mög­lich, wenn der Strahl senk­recht ge­hal­ten wird und von der Wa­gen­mit­te nach au­ßen ge­führt wird

Hier­auf ist die Klä­ge­rin auch be­reits beim Er­werb des Fahr­zeu­ges hin­ge­wie­sen wor­den. So­weit die Klä­ge­rin in Ab­re­de stellt, die An­lei­tung zur Ka­ros­se­rie­pfle­ge er­hal­ten zu ha­ben, kann dies da­hin­ge­stellt blei­ben. Denn in der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung weist die Klä­ge­rin selbst dar­auf hin, dass sie je­den­falls in der Be­triebs­an­lei­tung den Hin­weis er­hal­ten ha­be, den Strahl nicht di­rekt auf sicht­ba­re Dich­tun­gen zu hal­ten.

Die Klä­ge­rin kann sich nicht mit Er­folg dar­auf be­ru­fen, dass es zur be­stim­mungs­ge­mä­ßen Ver­wen­dung des Fahr­zeugs ge­hört, das Fahr­zeug aus al­len Rich­tun­gen ab­kärchern zu kön­nen. Zwar ist auch bei ei­nem Ca­brio­let-Neu­fahr­zeug Stand der Tech­nik, dass die­ses in der üb­li­chen Wei­se in ei­ner Wasch­an­la­ge ge­rei­nigt wer­den kann. Dies ist bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug je­doch ge­ge­ben. Es ist oh­ne Wei­te­res mög­lich, das Fahr­zeug vor dem Ein­fah­ren in die Wasch­stra­ße mit­tels ei­nes Kärchers vor­zu­r­ei­ni­gen, oh­ne dass Was­ser ein­tritt. Die fest­zu­stel­len­de Ein­schrän­kung be­zieht sich nicht auf das Ob, son­dern auf das Wie des Ab­kärcherns. Dass beim Kärchern der Strahl nicht waa­ge­recht auf die Ver­deck­kan­te ge­hal­ten wer­den darf, stellt kei­ne Be­ein­träch­ti­gung der Rei­ni­gungs­mög­lich­keit dar, da auf die oben be­schrie­be­ne Wei­se ein eben­so sau­be­res Er­geb­nis er­zielt wer­den kann.

So­weit der Sach­ver­stän­di­ge aus­führt, dass heut­zu­ta­ge Ca­brio­lets so kon­stru­iert wer­den kön­nen, dass trotz Ab­kärcherns aus al­len Rich­tun­gen kein Was­ser in das Fahr­zeu­gin­ne­re ein­drin­gen kann, führt dies nicht zu ei­ner an­de­ren Be­wer­tung. Der Stand der Tech­nik, an dem sich ein Neu­fahr­zeug mes­sen las­sen muss, wird ei­ner­seits nach dem Stand der Tech­nik der Se­rie, aus der das Fahr­zeug stammt, be­stimmt, an­de­rer­seits aber auch nach dem Stand der Tech­nik an­de­rer Fahr­zeu­ge mit glei­cher Zweck­be­stim­mung und Fahr­zeug­klas­se (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 230). Der Stand der Tech­nik ist je­doch nicht zwangs­läu­fig an der op­ti­ma­len tech­ni­schen Lö­sung aus­ge­rich­tet, denn für je­des tech­ni­sche Pro­blem gibt es ei­ne Band­brei­te von tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten der Lö­sung, die noch ver­trags­ge­recht sind. Für den Her­stel­ler be­steht nur die Ver­pflich­tung, un­ge­eig­ne­te Kon­struk­tio­nen und Ma­te­ria­li­en, die dem Stand der Tech­nik wi­der­spre­chen, aus der Pro­duk­ti­on zu neh­men. Im Üb­ri­gen be­stimmt er die Kon­struk­ti­on je­doch in sei­ner frei­en Ent­schei­dung. Kon­struk­ti­ons­be­ding­te Be­son­der­hei­ten und Ei­gen­tüm­lich­kei­ten sind so lan­ge kei­ne Män­gel, wie sie die Ge­brauchs­taug­lich­keit nicht be­ein­träch­ti­gen (OLG Ko­blenz, Urt. v. 26.06.2003 – 5 U 62/03, ju­ris).

So liegt es hier. Bei dem von der Klä­ge­rin er­wor­be­nem Fahr­zeug han­delt es sich um ei­nen Pkw, der va­ria­bel ge­nutzt wer­den kann. So kön­nen die seit­li­chen Hol­me ab­ge­baut wer­den, so­dass nach Ver­sen­ken der rah­men­lo­sen Fens­ter das Fahr­zeug oben voll­kom­men of­fen ge­fah­ren wer­den kann. Die Her­stel­lung ei­nes Fahr­zeugs stellt im­mer auch ei­nen Kom­pro­miss dar, der da­von ab­hängt, wel­ches Ziel vor­ran­gig an­ge­strebt wird (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 231). Wenn, um die­se Va­ria­ti­ons­mög­lich­kei­ten zu er­öff­nen, ein Fahr­zeug so kon­stru­iert wird, dass das Ver­deck auf ei­nem ab­nehm­ba­ren Holm auf­liegt, ent­spricht dies so lan­ge dem Stand der Tech­nik, wie das Fahr­zeug gleich­wohl in ei­ner Wasch­an­la­ge mit ei­nem Kärcher vor­ger­ei­nigt wer­den und die Wasch­stra­ße durch­fah­ren kann, oh­ne dass es zu Was­ser­ein­trit­ten kommt. Al­lein die Tat­sa­che, dass es auf­grund der kon­struk­ti­ons­be­ding­ten Ei­gen­tüm­lich­keit des Fahr­zeu­ges nicht mög­lich ist, den Was­ser­strahl waa­ge­recht auf die Ver­deck­kan­te zu rich­ten, stellt kei­ne Be­ein­träch­ti­gung der Ge­brauchs­taug­lich­keit und da­mit auch kei­nen Man­gel dar.

So­weit die Klä­ge­rin dem Ar­gu­ment der Be­klag­ten, die Klä­ge­rin sol­le das Fahr­zeug selbst vor­rei­ni­gen, um zu ver­mei­den, dass we­gen feh­ler­haf­ter Füh­rung des Kärchers Was­ser ein­tritt, mit der Be­grün­dung ent­ge­gen­tritt, sie sei nicht ge­hal­ten, das Fahr­zeug selbst ab­zu­kärchern, ist ihr al­ler­dings zu­zu­stim­men. Dies kann tat­säch­lich nicht von ihr ver­langt wer­den, es ist zur Scha­dens­ver­mei­dung aber auch nicht er­for­der­lich. Es ge­nügt, dass die Klä­ge­rin den Mit­ar­bei­ter der Wasch­an­la­ge an­weist, beim Kärchern dar­auf zu ach­ten, dass der Was­ser­strahl nicht waa­ge­recht auf die Ver­deck­kan­te ge­hal­ten wird. Die­ses Er­for­der­nis stellt kei­ne spür­ba­re Be­ein­träch­ti­gung dar. Die „Mü­hen“ ent­spre­chen den­je­ni­gen ei­nes Au­to­fah­rers, der ei­nem Tank­wart mit­teilt, er sol­le Su­per- an­statt Nor­mal­ben­zin in den Tank ein­fül­len. Bei ei­nem Blick auf die Ver­deck­kon­struk­ti­on wird es dem so an­ge­wie­se­nen Mit­ar­bei­ter oh­ne Wei­te­res ein­leuch­ten, dass ei­ne an­de­re Hand­ha­bung nicht sach­ge­recht sein kann.

Der Klä­ge­rin wird nicht mehr ab­ver­langt, als dass sie sich auf die Be­son­der­hei­ten des von ihr ge­wähl­ten Fahr­zeu­ges ein­stellt. Dies ob­liegt je­doch je­dem Au­to­käu­fer, ins­be­son­de­re wenn er sich ein be­son­de­res Fahr­zeug mit va­ria­blen Auf­bau­mög­lich­kei­ten aus­sucht. Denn der Käu­fer muss be­stimm­te Kon­zes­sio­nen ma­chen, wenn er sich für ein vom Stan­dard ab­wei­chen­des Fahr­zeug ent­schei­det (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 244)

3. Der Um­stand, dass beim Durch­fah­ren der Wasch­stra­ße Was­ser­trop­fen an den In­nen­schei­ben ent­lang­lau­fen, stellt zwar ei­nen Man­gel i. S. des § 434 I 2 BGB dar, die­ser ist je­doch nicht er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB.

Der Sach­ver­stän­di­ge D stell­te bei sei­ner Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs fest, dass beim Durch­fah­ren der Wasch­an­la­ge ein­zel­ne Was­ser­trop­fen an den In­nen­sei­ten der Sei­ten­schei­ben ent­lan­glie­fen. Als Ur­sa­che gibt der Sach­ver­stän­di­ge die nicht voll­stän­di­ge Um­fas­sung des Dich­t­e­le­men­tes zur Schei­ben­ober­kan­te und die hier be­ste­hen­den par­ti­el­len Spal­ten an. Hier liegt ein Man­gel vor, denn nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen ist da­von aus­zu­ge­hen, dass bei Fahr­zeu­gen, die für den Wasch­an­la­gen­be­trieb zu­ge­las­sen sind, beim Durch­fah­ren ei­ner Wasch­an­la­ge üb­li­cher­wei­se über­haupt kein Was­ser ein­tritt.

Al­lein die­ser Man­gel be­rech­tigt die Klä­ge­rin je­doch nicht zu ei­nem Rück­tritt. Der Man­gel ist als un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB zu be­wer­ten. Un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB sind nicht le­dig­lich die Män­gel, die vor der Schuld­rechts­re­form un­ter § 459 I 2 BGB a.F. fie­len. Denn ei­ne Über­nah­me der zu § 459 I 2 BGB a.F. ent­wi­ckel­ten Grund­sät­ze wür­de da­zu füh­ren, dass § 323 V 2 BGB, wo­nach ein Teil der Män­gel zwar Min­de­rungs­an­sprü­che, je­doch kein Rück­tritts­recht be­grün­den, prak­tisch funk­ti­ons­los wä­re. Da­her sind auch sol­che Män­gel als un­er­heb­lich zu be­zeich­nen, die nicht le­dig­lich un­ter­halb der Ba­ga­tell­gren­ze lie­gen. Die Grenz­zie­hung zwi­schen er­heb­li­chen und un­er­heb­li­chen Män­geln ist nach der Ver­kehrs­an­schau­ung und un­ter Wür­di­gung der Um­stän­de des Ein­zel­falls vor­zu­neh­men. Ein An­satz zur Ab­gren­zung zwi­schen er­heb­li­chem und un­er­heb­li­chem Man­gel ist auf­grund der aus § 323 V 2 BGB re­sul­tie­ren­den Rechts­fol­ge die Test­fra­ge, ob ein durch­schnitt­li­cher Käu­fer das Fahr­zeug in Kennt­nis des Man­gels zu ei­nem nied­ri­ge­ren Preis er­wor­ben hät­te oder vom Kauf Ab­stand ge­nom­men hät­te (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 426).

Der vom Sach­ver­stän­di­gen be­schrie­be­ne Man­gel wür­de ei­nen Käu­fer, der an­sons­ten von sei­ner Aus­wah­l­ent­schei­dung über­zeugt ist, nicht vom Er­werb des Fahr­zeugs ab­hal­ten. Die ein­ge­tre­te­nen Was­ser­men­gen wa­ren deut­lich ge­rin­ger als der durch das un­sach­ge­mä­ße Ab­kärchern ver­ur­sach­te Was­ser­ein­tritt. Es han­delt sich le­dig­lich um ein­zel­ne Trop­fen, die in das Wa­gen­in­ne­re ge­lan­gen. Die­ser Um­stand ist für ei­ne Kauf­ent­schei­dung nicht er­heb­lich und stellt auch an­sons­ten ei­nen un­er­heb­li­chen Man­gel dar (vgl. KG, KGR 1997, 100 zu in den In­nen­raum ab­trop­fen­dem Re­gen­was­ser) Der Man­gel führt nicht zu ei­ner dau­er­haf­ten Be­ein­träch­ti­gung. Nach Durch­fah­ren der Wasch­an­la­ge ge­nügt es, die Trop­fen an den Fens­te­rin­nen­sei­ten, am Dich­t­e­le­ment der A-Säu­le und am Ver­schluss mit ei­nem Lap­pen ab­zu­wi­schen. In­so­fern un­ter­schei­det sich die Sach­la­ge von der im vom OLG Cel­le ent­schie­de­nen Fall (OLGR 1996, 100), in dem das Fahr­zeug nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen nicht in ei­ner Wasch­an­la­ge ge­wa­schen wer­den durf­te.

4. So­weit die Klä­ge­rin auch in der Be­ru­fungs­in­stanz ihr Rück­tritts­recht dar­auf stützt, dass bei Re­gen­fahr­ten Was­ser in das Fahr­zeu­gin­ne­re ein­tre­te, hat sie da­mit eben­falls kei­nen Er­folg. Die Klä­ge­rin hat ih­re da­hin­ge­hen­de Be­haup­tung nicht un­ter Be­weis stel­len kön­nen.

Der Sach­ver­stän­di­ge hat das Fahr­zeug ei­ner Prü­fung un­ter Re­gen­be­din­gun­gen nicht un­ter­zo­gen. Er hat hier­zu aus­ge­führt, dass auf­grund der spe­zi­el­len Art und Wei­se des Was­ser­ein­tra­ges und der zu­sätz­li­chen me­cha­ni­schen Be­las­tung bei Be­nut­zung ei­ner Fahr­zeug-Wasch­an­la­ge die Be­las­tung in­ten­si­ver sei als bei ei­ner nor­ma­len Re­gen­fahrt. Er er­war­te da­her „eher nicht“, dass bei ei­ner nor­ma­len Be­reg­nung des Fahr­zeugs Was­ser nach in­nen ein­drin­ge. Ei­ne end­gül­ti­ge Ab­klä­rung sei im Rah­men der durch­ge­führ­ten Be­gut­ach­tung nicht mög­lich ge­we­sen.

Die Klä­ge­rin hat­te erst­in­stanz­lich Ge­le­gen­heit, zum Gut­ach­ten Stel­lung zu neh­men. Den­noch hat sie sich mit der Fest­stel­lung des Sach­ver­stän­di­gen, dass bei ei­ner nor­ma­len Re­gen­fahrt wohl kein Was­ser in das Fahr­zeu­gin­ne­re ein­drin­ge, zu­frie­den ge­ge­ben. Die Klä­ge­rin hat ins­be­son­de­re da­von ab­ge­se­hen, von den ihr ge­mäß § 411 IV ZPO zu­ste­hen­den Rech­ten Ge­brauch zu ma­chen. Vor al­lem hat sie nicht ein­ge­wen­det, dass durch das Gut­ach­ten die Be­weis­fra­ge des Be­weis­be­schlus­ses vom 22.06.2005, ob bei star­ken Re­gen­fäl­len Was­ser in das Fahr­zeu­gin­ne­re ein­drin­ge, nicht ab­schlie­ßend be­ant­wor­tet wor­den sei. Die Klä­ge­rin hat durch ihr erst­in­stanz­li­ches Ver­hal­ten zum Aus­druck ge­bracht, dass ih­rem Be­weis­an­ge­bot zur Klä­rung der Fra­ge, ob bei Re­gen Was­ser in das Fahr­zeug ein­dringt, nicht wei­ter nach­ge­gan­gen zu wer­den brau­che. Ent­spre­chend hat die Klä­ge­rin in der Be­ru­fungs­be­grün­dung den Man­gel des Was­ser­ein­tritts bei Re­gen­fahr­ten nicht mehr gel­tend ge­macht.

So­weit die Klä­ge­rin in der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung pau­schal den erst­in­stanz­li­chen Vor­trag in­klu­si­ve sämt­li­cher Be­weis­an­trit­te wie­der­holt, er­gibt sich nichts an­de­res. Dem Be­weis­an­ge­bot der Klä­ge­rin, ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten zu der Fra­ge ein­zu­ho­len, ob bei Re­gen­fahr­ten Was­ser in das Fahr­zeu­gin­ne­re ein­dringt, wä­re oh­ne­hin nicht nach­zu­ge­hen. Denn der Klä­ge­rin hät­te es ob­le­gen, die Ein­wen­dun­gen ge­gen das Gut­ach­ten ge­mäß § 411 IV ZPO in der ers­ten In­stanz vor­zu­brin­gen (OLG Frank­furt, Urt. v. 11.12.2001 – 17 U 128/00, ju­ris [noch zu § 528 II ZPO a.F.]). Grün­de, die die un­ter­blie­be­nen Ein­wen­dun­gen ge­gen das Gut­ach­ten recht­fer­ti­gen könn­ten, wur­den nicht dar­ge­legt (§ 531 II Nr. 3 ZPO). Zwar ist die un­ter­blie­be­ne Gel­tend­ma­chung von Ein­wen­dun­gen un­schäd­lich, wenn die La­dung ge­mäß § 411 III ZPO schon von Amts we­gen ge­bo­ten ist, weil das Gut­ach­ten zur Be­he­bung von Zwei­feln oder Be­sei­ti­gung von Un­klar­hei­ten der Er­ör­te­rung oder Er­gän­zung be­durf­te (KG, Urt. v. 05.05.2003 – 8 U 108/02, ju­ris). Der­ar­ti­ger Er­läu­te­rungs­be­darf ist hier je­doch nicht ge­ge­ben.

Der Sach­ver­stän­di­ge führt zwar im Zu­sam­men­hang mit der Re­gen­prü­fung aus, dass ihm die Klä­ge­rin be­schrie­ben ha­be, dass es bei Kur­ven­fahr­ten vor­ge­kom­men sei, dass plötz­lich Was­ser­trop­fen in­nen­sei­tig auf­ge­tre­ten sei­en. Er konn­te je­doch kei­ne mit die­sen An­ga­ben kor­re­spon­die­ren­den Fest­stel­lun­gen am Fahr­zeug tref­fen. Die Klä­ge­rin möch­te zwar die dies­be­züg­li­chen Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen da­hin­ge­hend ver­stan­den wis­sen, dass der Sach­ver­stän­di­ge er­war­te, dass sich bei län­ge­ren Ein­wir­kun­gen Was­ser in­nen­sei­tig der Dich­tun­gen an­sam­me­le und erst nach ent­spre­chen­den Fahr­be­we­gun­gen nach in­nen hin aus­tre­te. Tat­säch­lich hat der Sach­ver­stän­di­ge hier­zu je­doch le­dig­lich aus­ge­führt, dass er die­sen Ef­fekt nicht voll­stän­dig aus­schlie­ßen kön­ne

Auch die Tat­sa­che, dass der Sach­ver­stän­di­ge ver­merkt hat, dass er bei ei­nem Fahr­zeug glei­chen Typs be­reits bei ei­nem Be­gie­ßen mit ei­ner Gieß­kan­ne fest­ge­stellt ha­be, dass sich ei­ne Schwach­stel­le am Ver­schluss­me­cha­nis­mus be­fin­de, lässt nicht auf ei­nen ent­spre­chen­den Man­gel an dem von der Klä­ge­rin er­wor­be­nen Fahr­zeug schlie­ßen. Denn dem Gut­ach­ten lässt sich nicht ent­neh­men, dass es sich um ei­ne kon­struk­tiv be­ding­te Schwach­stel­le der ge­sam­ten Fahr­zeugse­rie han­delt …

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