Bei ei­nem Zwei­mas­sen­schwung­rad han­delt es sich um ein ty­pi­sches Ver­schleiß­teil, mit des­sen Aus­fall bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen, der ei­ne Lauf­leis­tung von 162.000 Ki­lo­me­tern oder mehr auf­weist, je­der­zeit ge­rech­net wer­den muss.

AG Pan­kow-Wei­ßen­see, Ur­teil vom 22.10.2014 – 2 C 230/13

Sach­ver­halt: Mit Kauf­ver­trag vom 07.03.2013 kauf­te der Klä­ger von dem un­ter der Fir­ma A-Au­to­mo­bi­le han­deln­den Be­klag­ten ei­nen Pkw.

Nach­dem sich an dem Fahr­zeug der Rück­wärts­gang nicht mehr ein­le­gen ließ, brach­te der Klä­ger es am 08.04.2013 zu dem Be­klag­ten, der das Ge­trie­be re­pa­rier­te.

Mit Schrei­ben vom 29.05.2013 for­der­te der Klä­ger den Be­klag­ten un­ter an­de­rem auf, ein de­fek­tes Zwei­mas­sen­schwung­rad aus­zu­tau­schen, nach­dem er be­reits mit E-Mail vom 18.04.2013 dar­auf hin­ge­wie­sen hat­te, dass die Ab­gas­warn­leuch­te auf­leuch­te, und um Be­he­bung die­ses Pro­blems bat.

Zum Zeit­punkt des Auf­for­de­rungs­schrei­bens vom 29.05.2013 be­fand sich das Fahr­zeug in den Be­triebs­räu­men der Fir­ma F, wo der Klä­ger es un­ter­su­chen ließ, weil es „schlug“, wenn man aus dem Leer­lauf Gas gab. Ge­trie­be, Kupp­lung und Zwei­mas­sen­schwung­rad wa­ren aus­ge­baut. In die­sem Zu­stand ließ der Klä­ger das Ge­trie­be, die Kupp­lung und das Schwung­rad durch den Sach­ver­stän­di­gen N be­gut­ach­ten, der das mit Schrift­satz vom 08.10.2013 ein­ge­reich­te Gut­ach­ten er­stell­te.

Auf Ver­lan­gen des Be­klag­ten wur­de das Fahr­zeug am 03.06.2013 mit­hil­fe ei­nes Ab­schlepp­un­ter­neh­mens dem Be­klag­ten vor­ge­führt. Die­ser lehn­te mit Schrei­ben vom 04.06.2013 ei­ne Nach­bes­se­rung ab.

Der Klä­ger nahm den Be­klag­ten des­halb auf Er­stat­tung der Re­pa­ra­tur­kos­ten in Hö­he von 1.772,56 € in An­spruch. Au­ßer­dem ver­lang­te er von dem Be­klag­ten – ne­ben ei­ner Ne­ben­kos­ten­pau­scha­le von 20 € – den Er­satz von Ab­schlepp­kos­ten in Hö­he von 535,50 € und Gut­ach­ter­kos­ten in Hö­he von 708,05 €.

Die auf Zah­lung von 3.036,11 € nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: … Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me und un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Sach- und Streit­stan­des ist der Be­klag­te … für Zwei­mas­sen­schwung­rad und Luft­mas­sen­mes­ser nicht ge­währ­leis­tungs­pflich­tig.

Im Ein­zel­nen gilt Fol­gen­des:

Für den auch vom Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stell­ten Man­gel am Zwei­mas­sen­schwung­rad ist der Be­klag­te nicht ein­stands­pflich­tig, weil er kauf­ver­trag­lich für so­ge­nann­te ver­schleiß­be­ding­te Män­gel, wie sie bei Fahr­zeu­gen ver­gleich­ba­ren Bau­al­ters und Lauf­leis­tung üb­li­cher­wei­se auf­tre­ten, nicht haf­tet. Der Sach­ver­stän­di­ge hat aber so­wohl in sei­nem Gut­ach­ten als auch er­gän­zend an­läss­lich sei­ner Be­fra­gung in der münd­li­chen Ver­hand­lung … über­zeu­gend und nach­voll­zieh­bar durch die Schil­de­rung von Funk­ti­on und Wir­kungs­wei­se dar­ge­legt, dass es sich um ein ty­pi­sches Ver­schleiß­teil han­delt.

Sei­ne Aus­füh­run­gen wi­der­spre­chen auch nicht dem Ein­wand des Klä­gers, dass ein Zwei­mas­sen­schwung­rad für die Le­bens­dau­er des Fahr­zeugs kon­zi­piert sei. Die Le­bens­dau­er ei­nes Fahr­zeugs hängt von vie­len Fak­to­ren ab, wie un­ter an­de­rem von Häu­fig­keit und Art (Kurz­stre­cken­be­trieb/Lang­stre­cken­be­trieb) des Ge­brauchs und der Fahr­wei­se. Auch nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen im Ter­min kön­nen Zwei­mas­sen­schwung­rä­der der hier ver­wen­de­ten Art auch über 100.000 Ki­lo­me­ter man­gel­frei ar­bei­ten. Dies steht in­des­sen sei­nen Fest­stel­lun­gen nicht ent­ge­gen, dass es sich um ein Ver­schleiß­teil han­delt, bei dem un­ter Zu­grun­de­le­gung der hier vor­lie­gen­den Ki­lo­me­ter­leis­tung je­der­zeit mit ei­nem Aus­tausch ge­rech­net wer­den muss.

Hier­bei kann da­hin­ste­hen, ob das Fahr­zeug nun – wie im Ver­trag aus­ge­wie­sen – bei Über­ga­be ei­nen Ki­lo­me­ter­stand von 162.000 auf­wies oder – wie vom Klä­ger be­haup­tet – ei­nen sol­chen von 167.200.

Den de­fek­ten Luft­mas­sen­mes­ser konn­te der Sach­ver­stän­di­ge aus Grün­den, die in der Sphä­re des Klä­gers lie­gen, nicht mehr in Au­gen­schein neh­men. Hier­bei kommt es auf die Aus­füh­run­gen des Be­klag­ten zur Fra­ge der Be­weis­ver­ei­te­lung nicht an. § 476 BGB än­dert nichts an der Be­weis­last des Klä­gers da­für, dass über­haupt ein De­fekt an dem Fahr­zeug­teil vor­ge­le­gen hat, was jetzt nicht mehr zwei­fels­frei ge­klärt wer­den kann.

Im Üb­ri­gen han­delt es sich zwar bei dem Luft­mas­sen­mes­ser nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen nicht um ei­nen Ver­schleiß­teil. Gleich­wohl hat der Sach­ver­stän­di­ge aber fest­ge­stellt dass ein dies­be­züg­li­cher De­fekt bei ei­nem Fahr­zeug ver­gleich­ba­rer Ki­lo­me­ter­leis­tung oh­ne Wei­te­res ein­tre­ten kann und da­mit ein Man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB nicht of­fen­sicht­lich ist …

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