1. Ge­lingt es dem ge­richt­lich be­stell­ten Sach­ver­stän­di­gen in ei­nem „Rück­tritts­pro­zess“, den Man­gel, auf den der kla­gen­de Käu­fer sei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag stützt, zu be­sei­ti­gen, führt dies nicht zur Er­le­di­gung des Rechts­streits in der Haupt­sa­che.
  2. Der Rück­tritt vom Kauf­ver­trag kann be­reits in ei­nem an den Ver­käu­fer ge­rich­te­ten Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen für den Fall er­klärt wer­den, dass die dem Ver­käu­fer zur Nach­er­fül­lung ge­setz­te Frist er­folg­los ab­läuft (vgl. OLG Naum­burg, Urt. v. 24.08.2015 – 1 U 37/15, NJW 2016, 1102, 1103 m. w. N.).

AG Bad Urach, Ur­teil vom 14.03.2024 – 1 C 263/21

Sach­ver­halt: Der Klä­ger war Hal­ter ei­nes Por­sche Ca­yman GT4, der mit dem In­fo­tain­ment­sys­tem PCM (= Por­sche Com­mu­ni­ca­ti­on Ma­nage­ment) 3.1 aus­ge­stat­tet war. Der Klä­ger woll­te in das Fahr­zeug ei­ne Rück­fahr­ka­me­ra ein­bau­en, de­ren Bild auf dem Mo­ni­tor des In­fo­tain­ment­sys­tems zu se­hen sein soll­te.

In ei­nem ein­schlä­gi­gen In­ter­net­fo­rum lern­te der Klä­ger den Be­klag­ten ken­nen. Die­ser er­klär­te dem Klä­ger, wel­che Ka­me­ra und wel­che Schnitt­stel­le er be­nö­ti­ge und wie er die­se mit dem In­fo­tain­ment­sys­tem ver­bin­den müs­se. Schließ­lich ei­nig­ten sich die Par­tei­en dar­auf, dass der Be­klag­te dem Klä­ger für 814 € die pas­sen­de Schnitt­stel­le lie­fert und an das In­fo­tain­ment­sys­tem an­schließt.

Der Klä­ger und der Be­klag­te tra­fen sich am 11.10.2020 auf ei­nem Park­platz in H. Dort bau­te der Be­klag­te die Schnitt­stel­le in das Fahr­zeug des Klä­gers ein. Hier­für er­hielt der Be­klag­te von dem Klä­ger nach des­sen Dar­stel­lung 815 €, nach der Dar­stel­lung des Be­klag­ten nur 700 €. Ei­nen Funk­ti­ons­test konn­ten die Par­tei­en nicht durch­füh­ren, da die Ka­me­ra vor Ort war.

Als der Klä­ger die Ka­me­ra und die vom Be­klag­ten ein­ge­bau­te Schnitt­stel­le in Be­trieb neh­men woll­te, stell­te er fest, dass die Ka­me­ra kein Bild auf dem Mo­ni­tor des In­fo­tain­ment­sys­tems zeig­te. Er for­der­te den Be­klag­ten da­her zur Nach­bes­se­rung auf. Der Be­klag­te gab dem Klä­ger meh­re­re Hin­wei­se, wel­che Ein­stel­lun­gen er än­dern kön­ne, was je­doch nicht zum ge­wünsch­ten Er­geb­nis führ­te. Schließ­lich bot der Be­klag­te dem Klä­ger am 12.05.2021 an, die Schnitt­stel­le zu­rück­zu­neh­men und dem Klä­ger 450 € zu er­stat­ten. Am sel­ben Tag ver­lang­te der Klä­ger von dem Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung des ge­sam­ten Ver­trags, das heißt die Rück­zah­lung von 814 € Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ der Schnitt­stel­le. Dies lehn­te der Be­klag­te ab.

Der Klä­ger wand­te sich da­her an ei­nen Rechts­an­walt, für des­sen au­ßer­ge­richt­li­che Tä­tig­keit er 91,87 € auf­wen­de­te. Der Rechts­an­walt for­der­te den Be­klag­ten zu­nächst zur Man­gel­be­sei­ti­gung auf und setz­te ihm da­für ei­ne Frist bis zum 31.05.2021. Mit Schrei­ben vom 01.07.2021 ver­lang­te der Rechts­an­walt dann von dem Be­klag­ten die Zah­lung von 815 € und den Aus­bau der streit­ge­gen­ständ­li­chen Schnitt­stel­le.

Mit sei­ner Kla­ge hat der Klä­ger von dem Be­klag­ten (wei­ter­hin) die Rück­ab­wick­lung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Ver­trags ver­langt. Das Ge­richt be­auf­trag­te ei­nen Sach­ver­stän­di­gen mit der Prü­fung der von dem Be­klag­ten ge­lie­fer­ten Schnitt­stel­le so­wie des An­schlus­ses an das In­fo­tain­ment­sys­tem. Der Sach­ver­stän­di­ge stell­te fest, dass die Schnitt­stel­le über acht Schal­ter ver­fügt. Nach dem Um­stel­len die­ser Schal­ter ent­spre­chend den Er­fah­run­gen mit ver­gleich­ba­ren Sys­te­men konn­te das Bild der Rück­fahr­ka­me­ra auf dem Mo­ni­tor des In­fo­tain­ment­sys­tems an­ge­zeigt wer­den.

Der Klä­ger ist der Auf­fas­sung, dass sei­ne Kla­ge ur­sprüng­lich zu­läs­sig und be­grün­det ge­we­sen sei und dass sie da­durch un­be­grün­det ge­wor­den sei, dass der Sach­ver­stän­di­ge da­für ge­sorgt ha­be, dass das Bild der Rück­fahr­ka­me­ra kor­rekt an­ge­zeigt wer­de. Die Schal­ter an der von dem Be­klag­ten ge­lie­fer­ten Schnitt­stel­le sei­en nicht rich­tig ein­ge­stellt ge­we­sen. Der Be­klag­te ha­be je­doch den ord­nungs­ge­mä­ßen Ein­bau der Schnitt­stel­le ge­schul­det, so­dass er für die­sen Feh­ler ver­ant­wort­lich sei. Die Be­sei­ti­gung des Feh­lers durch den Sach­ver­stän­di­gen sei als er­le­di­gen­des Er­eig­nis zu wer­ten.

Der Be­klag­te hat be­haup­tet, dem Klä­ger ei­ne funk­ti­ons­fä­hi­ge Schnitt­stel­le ge­lie­fert und die­se ord­nungs­ge­mäß in das Fahr­zeug des Klä­gers ein­ge­baut zu ha­ben. Au­ßer­ge­richt­lich war der Be­klag­te der Auf­fas­sung, die Ka­me­ra kön­ne nicht funk­tio­nie­ren, weil das Fahr­zeug des Klä­gers nicht mit ei­ner „Park Dis­tan­ce Con­trol“ (PDC) aus­ge­stat­tet sei. Nach Ein­ho­lung des Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens be­haup­te­te der Be­klag­te, die Schal­ter an der Schnitt­stel­le müss­ten fahr­zeug­spe­zi­fisch um­ge­legt wer­den, was er nicht leis­ten kön­ne. Die Haupt­sa­che sei nicht er­le­digt.

Die zu­letzt auf Fest­stel­lung der Er­le­di­gung der Haupt­sa­che ge­rich­te­te Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. 1. Die Kla­ge ist vor dem AG Bad Urach zu­läs­sig. Für Kla­gen auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be der Kauf­sa­che, ist nach § 29 I ZPO das Ge­richt zu­stän­dig, in des­sen Be­zirk sich die Kauf­sa­che zum Zeit­punkt des Rück­tritts nach dem Ver­trag be­fin­det (vgl. OLG Stutt­gart, Urt. v. 13.01.2016 – 9 U 183/15, ju­ris Rn. 4).

2. Die ein­sei­ti­ge Er­le­di­gungs­er­klä­rung bil­det ei­ne ge­mäß § 264 Nr. 2 ZPO pri­vi­le­gier­te Kla­ge­än­de­rung, mit der von ei­nem Leis­tungs­an­trag auf ei­nen Fest­stel­lungs­an­trag über­ge­gan­gen wird (vgl. BGH, Urt. v. 19.06.2008 – IX ZR 84/07, NJW 2008, 2580 Rn. 8; Urt. v. 01.06.2017 – VII ZR 277/15, ju­ris Rn. 30). Der Ein­wil­li­gung des Be­klag­ten be­darf es nicht.

Bleibt die Er­le­di­gungs­er­klä­rung ein­sei­tig, hat das Ge­richt fest­zu­stel­len, dass die Kla­ge ur­sprüng­lich zu­läs­sig und be­grün­det war und sich nach Er­he­bung er­le­digt hat (BGH, Urt. v. 05.05.1999 – XII ZR 184/97, BGHZ 141, 307, 316; Urt. v. 01.06.2017 – VII ZR 277/15, ju­ris Rn. 30).

3. Auf­grund des ge­än­der­ten An­trags des Klä­gers hat das Ge­richt die be­reits ge­schlos­se­ne münd­li­che Ver­hand­lung nach § 156 I ZPO wie­der­er­öff­net. Das Ge­richt kann über den ge­än­der­ten An­trag nach § 128 II ZPO oh­ne er­neu­te münd­li­che Ver­hand­lung ent­schei­den. Bei­de Par­tei­en ha­ben ih­re Zu­stim­mung er­teilt.

4. Im vor­lie­gen­den Fall hat sich der Rechts­streit nicht er­le­digt.

a) Die Haupt­sa­che ist er­le­digt, wenn die Kla­ge im Zeit­punkt des nach ih­rer Zu­stel­lung ein­ge­tre­te­nen er­le­di­gen­den Er­eig­nis­ses zu­läs­sig und be­grün­det war und durch das Er­eig­nis un­zu­läs­sig oder un­be­grün­det wur­de (BGH, Urt. v. 17.07.2003 – IX ZR 268/02, BGHZ 155, 392 = ju­ris Rn. 19; Urt. v. 19.11.2014 – VI­II ZR 191/13, BGHZ 203, 256 Rn. 18).

Im vor­lie­gen­den Fall hat der Sach­ver­stän­di­ge im Zu­ge der Be­gut­ach­tung ei­nen Ein­stel­lungs­feh­ler an der Kauf­sa­che be­sei­tigt. Die­ses nach Rechts­hän­gig­keit ein­ge­tre­te­ne Er­eig­nis hat aber kei­ne Aus­wir­kun­gen auf die ma­te­ri­ell-recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen der Be­grün­det­heit der Kla­ge.

b) Die zu­läs­si­ge Kla­ge war zu­nächst be­grün­det.

Der Klä­ger be­gehr­te die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags. Die­se hat nach §§ 434, 437 Nr. 2 Fall 1, § 323 BGB zur Vor­aus­set­zung, dass die Kauf­sa­che bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war, der Käu­fer dem Ver­käu­fer die Mög­lich­keit zur Nach­bes­se­rung ge­bo­ten und ei­ne Frist ge­setzt hat, wo­bei die Frist­set­zung im vor­lie­gen­den Fall so­gar ent­behr­lich war.

?) Die Par­tei­en ha­ben ei­nen Kauf­ver­trag über die Schnitt­stel­le nach § 433 BGB ge­schlos­sen. Ein Werk­ver­trag nach § 631 BGB liegt nicht vor. Der Ver­trag hat sei­nen Schwer­punkt in der Über­las­sung der Schnitt­stel­le. Der Be­klag­te hat al­ler­dings ei­ne Mon­ta­ge­ver­pflich­tung i. S. des § 434 IV BGB über­nom­men. Per Chat bot der Be­klag­te am 03.10.2020 um 14.25 Uhr an: „Ich könn­te das Teil ein­bau­en, falls ge­wünscht“. Dar­auf der Klä­ger: „ja mach das doch“.

?) Der Be­klag­te ist die­ser Mon­ta­ge­ver­pflich­tung nicht nach­ge­kom­men.

So­weit ei­ne Mon­ta­ge durch­zu­füh­ren ist, ent­spricht die Sa­che den Mon­ta­ge­an­for­de­run­gen, wenn die Mon­ta­ge ent­we­der sach­ge­recht durch­ge­führt wor­den ist oder zwar nicht sach­ge­mäß durch­ge­führt wor­den ist, dies je­doch we­der auf ei­ner un­sach­ge­mä­ßen Mon­ta­ge durch den Ver­käu­fer noch auf ei­nem Man­gel in der An­lei­tung be­ruht. Zur Mon­ta­ge zäh­len al­le zum ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­ten Ge­brauch not­wen­di­gen Hand­lun­gen, auch An­schluss und In­stal­la­ti­on (Grü­ne­berg/​Wei­den­kaff, BGB, 83. Aufl. [2024], § 434 Rn.36).

Wie sich aus dem wei­te­ren Chat­ver­lauf er­gibt, wa­ren sich die Par­tei­en auch über den Um­fang der Mon­ta­ge ei­nig. Der Klä­ger soll­te nach dem Ein­bau nur noch die Ka­me­ra ein­bau­en und das Bild soll­te auf dem Mo­ni­tor des In­fo­tain­ment­sys­tems er­schei­nen. Dies ge­lang dem Be­klag­ten nicht, wes­halb über § 434 IV BGB von ei­nem Man­gel aus­zu­ge­hen ist.

Der in­so­weit nach dem Ge­set­zes­wort­laut dar­le­gungs­pflich­ti­ge Be­klag­te konn­te nicht den Be­weis er­brin­gen, dass die­ser Feh­ler nicht auf un­sach­ge­mä­ßer Mon­ta­ge be­ruht. Nach der ein­deu­ti­gen Aus­sa­ge des Sach­ver­stän­di­gen wa­ren Schal­ter an der Schnitt­stel­le, die der Be­klag­te ge­lie­fert hat­te, falsch ein­ge­stellt. Al­le Schalt­ver­bin­dun­gen wa­ren nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen „off“ und da­mit aus­ge­schal­tet. Im Prin­zip scheint es dem Ge­richt kon­se­quent, dass ein Si­gnal nicht über­tra­gen wer­den kann, wenn al­le mög­li­chen Schalt­stel­len aus­ge­schal­tet sind. Es wä­re aber auf­grund der Mon­ta­ge­ver­pflich­tung Sa­che des Be­klag­ten ge­we­sen, den oder die rich­ti­gen Schal­ter ein­zu­schal­ten. Dies fällt un­ter die In­stal­la­ti­on. Der Be­klag­te muss­te in der kon­kre­ten Si­tua­ti­on das Steue­rungs­ge­rät so ein­rich­ten, dass mit dem An­schluss der Ka­me­ra das Bild auch auf den Mo­ni­tor des In­fo­tain­ment­sys­tems pro­ji­ziert wird.

?) Der Klä­ger hat den Be­klag­ten ver­geb­lich zur Nach­bes­se­rung auf­ge­for­dert. Er frag­te im Chat am 26.03.2021 um 14.44 Uhr, was er ma­chen müs­se, da­mit das Bild an­ge­zeigt wird. Ant­wort des Be­klag­ten um 14.56 Uhr: „Den letz­ten Dip­schal­ter an der Box (acht) aus­schal­ten.“ Die­se Ant­wort zeigt, dass der Be­klag­te um die acht Schal­ter wuss­te und auch der Auf­fas­sung war, durch Um­le­gen der Schal­ter das Bild er­zeu­gen zu kön­nen. Nur war er da­zu, wie der wei­te­re Chat­ver­lauf zeigt, bis 11.05.2021 nicht in der La­ge (Der Be­klag­te um 20.05 Uhr: „Da kann ich dir nicht wei­ter be­hilf­lich sein.“).

Da­mit hat der Be­klag­te ei­ne Nach­er­fül­lung ver­wei­gert oder ge­zeigt, dass er zur Nach­er­fül­lung nicht in der La­ge ist. Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag sind da­mit auf­grund § 437 Nr. 2 Fall 1, § 323 I, II Nr. 1 BGB ge­ge­ben. Ei­ner Frist­set­zung be­durf­te es nach der ernst­haf­ten und end­gül­ti­gen Nach­er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung des Be­klag­ten nach § 323 II Nr. 1 BGB nicht mehr.

c) Der Klä­ger hat nach den er­folg­lo­sen Nach­bes­se­rungs­ver­hand­lun­gen spä­tes­tens mit der An­spruchs­be­grün­dung vom 03.03.2022 den Rück­tritt er­klärt.

Den Rück­tritt er­klär­te der Klä­ger zu­min­dest in­halt­lich am 12.05.2021 und eben­so im an­walt­li­chen Schrei­ben vom 17.05.2021, weil er die ent­spre­chen­den Rechts­fol­gen be­gehr­te. Der Rück­tritt kann schon mit der Frist­set­zung für den Fall des frucht­lo­sen Frist­ab­laufs er­klärt wer­den (OLG Naum­burg, Urt. v. 24.08.2015 – 1 U 37/15, NJW 2016, 1102, 1103). Der Rück­tritt kann schlüs­sig er­klärt wer­den (BGH, Urt. v. 14.10.2020 – VI­II ZR 318/19, JZ 2021, 103 Rn. 31 ff.). Ent­schei­dend ist, dass aus der Er­klä­rung her­vor­geht, der Klä­ger wol­le am Ver­trag nicht fest­hal­ten (BGH, Urt. v. 14.10.2020 – VI­II ZR 318/19, JZ 2021, 103 Rn. 31 ff.). Dies ist al­len Er­klä­run­gen zu ent­neh­men. Der Klä­ger hat­te selbst schon in der Chat­kor­re­spon­denz mit dem Be­klag­ten die Rechts­fol­gen ei­nes mög­li­chen Rück­tritts skiz­ziert. Eben­so ver­lang­te der Rechts­an­walt des Klä­gers im Schrei­ben vom 17.05.2021 die Nach­bes­se­rung bis 31.05.2021 und for­der­te den Be­klag­ten, soll­te er zur Nach­bes­se­rung nicht in der La­ge sein, zur Rück­über­wei­sung des Kauf­prei­ses, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be der Kauf­sa­che, auf. Bei­de Er­klä­run­gen muss­ten vom Emp­fän­ger ob­jek­tiv da­hin ver­stan­den wer­den, dass der Käu­fer (je­den­falls nach Ab­lauf der zu­letzt ge­setz­ten Frist) nicht län­ger am Kauf­ver­trag fest­hal­ten woll­te.

d) Die Rück­tritts­er­klä­rung wan­delt das auf Leis­tungs­aus­tausch ge­rich­te­te Schuld­ver­hält­nis in ein Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis. Der Rück­tritt ist dann un­wi­der­ruf­lich (Grü­ne­berg/​Grü­ne­berg, BGB, 83. Aufl. [2024], § 323 Rn. 33). Der Rück­tritt be­sei­tigt den Ver­trag nicht, ge­stal­tet ihn aber in ein Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis um, wo­durch die pri­mä­ren Leis­tungs­pflich­ten er­lö­schen (BGH, Urt. v. 28.11.2007 – VI­II ZR 16/07, BGHZ 174, 290 Rn. 10).

Die­ses Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis kann sich er­le­di­gen, wenn et­wa die zu­rück­zu­ge­wäh­ren­de Sa­che nach­träg­lich un­ter­geht oder der Ver­käu­fer sei­ne Pflich­ten er­füllt. Die nach­träg­li­che Be­sei­ti­gung ei­nes zu­nächst vor­han­de­nen Man­gels führt aber nicht da­zu, dass der ur­sprüng­li­che Kauf­ver­trag mit sei­nen Rech­ten und Pflich­ten wie­der ent­steht und das Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis en­det. Die Man­gel­be­sei­ti­gung be­ein­flusst die ent­stan­de­nen Rück­ge­währ­pflich­ten nicht. Al­lein der Weg­fall des wirt­schaft­li­chen In­ter­es­ses stellt kein er­le­di­gen­des Er­eig­nis dar (BGH, Beschl. v. 07.04.2005 – IX ZR 294/01, MDR 2005, 925). Mit der Er­le­di­gungs­er­klä­rung will der Klä­ger letzt­lich er­rei­chen, sich vom Rück­tritt wie­der zu lö­sen und die pri­mä­ren Leis­tungs­pflich­ten aus dem Kauf­ver­trag wie­der auf­le­ben zu las­sen. Dem steht die Un­wi­der­ruf­lich­keit des Rück­tritts ent­ge­gen.

Hät­te der Klä­ger Man­gel­be­sei­ti­gung be­gehrt, wä­re durch die Man­gel­be­he­bung tat­säch­lich das Kla­ge­be­gehr er­le­digt wor­den, weil der mit der Kla­ge be­zweck­te Er­folg ein­ge­tre­ten wä­re. Im vor­lie­gen­den Fall hat sich aber die Rück­ge­währ der emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen nicht er­le­digt. Der Klä­ger kann un­ab­hän­gig von der Ein­stel­lung durch den Sach­ver­stän­di­gen die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ver­lan­gen, wenn die Kauf­sa­che bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war. Die Be­ur­tei­lung, ob die Kauf­sa­che man­gel­haft war oder nicht, hängt nicht von ei­ner spä­te­ren Funk­ti­ons­än­de­rung ab.

Es wä­re zwar zu­läs­sig, die Kla­ge von Rück­tritt auf Min­de­rung um­zu­stel­len (BGH, Urt. v. 01.06.1990 – V ZR 48/89, NJW 1990, 2682). Dies möch­te der Klä­ger je­doch nicht. Er will viel­mehr den durch die Rück­tritts­er­klä­rung auf­ge­ho­be­nen Ver­trag wie­der in Voll­zug set­zen. Die vor­lie­gen­de Sach­ver­halts­kon­stel­la­ti­on ist des­halb mit der Sach­la­ge zu ver­glei­chen, über die der BGH im Ur­teil vom 19.11.2014 (VI­II ZR 191/13, BGHZ 203, 256) zu ur­tei­len hat­te und bei der er ei­ne Er­le­di­gung ab­ge­lehnt hat. Dort hat­te in ei­nem Scha­dens­be­sei­ti­gungs­be­geh­ren die Be­klag­te nach erst­in­stanz­li­cher Ver­ur­tei­lung oh­ne An­er­ken­nung ei­ner Rechts­pflicht den Scha­den be­ho­ben. Dar­in sah der BGH kei­ne Er­le­di­gung. Dies muss erst recht im vor­lie­gen­den Fall gel­ten, in dem der Man­gel durch ei­nen Sach­ver­stän­di­gen be­sei­tigt wur­de. Auch im vor­lie­gen­den Fall ist der be­haup­te­te Man­gel wäh­rend des Pro­zes­ses be­sei­tigt wor­den. Auf den Kla­ge­ge­gen­stand (Rück­zah­lung des Geld­be­trags, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be der Kauf­sa­che) hat die­se Be­sei­ti­gung je­doch kei­nen Ein­fluss.

e) In die­ser Kon­stel­la­ti­on ist die Kla­ge ab­zu­wei­sen (vgl. BGH, Urt. v. 19.11.2014 – VI­II ZR 191/13, BGHZ 203, 256). Das Ge­richt hat in der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung den Klä­ger dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es Zwei­fel an ei­ner Er­le­di­gung der Haupt­sa­che ha­be (§ 139 ZPO). Auch in der münd­li­chen Ver­hand­lung war die Fra­ge, ob Er­le­di­gung ein­ge­tre­ten ist, Ge­gen­stand der Er­ör­te­rung. Der Klä­ger­ver­tre­ter hielt des­halb in der münd­li­chen Ver­hand­lung auch am ur­sprüng­li­chen Kla­ge­an­trag fest (vgl. Pro­to­koll vom 13.12.2023, S. 2 Mit­te).

Das Er­geb­nis ist auch nicht un­bil­lig. Der Klä­ger hät­te zu­nächst an sei­nem ur­sprüng­li­chen An­trag fest­hal­ten und ein – in die­sem Fall ob­sie­gen­des – Ur­teil er­strei­ten kön­nen, aus dem er dann nur die Kos­ten voll­streckt. Er hät­te auch die Kla­ge ge­gen den Be­klag­ten zu­rück­neh­men und die Pro­zess­kos­ten vom Be­klag­ten über § 280 I BGB ver­lan­gen kön­nen, denn die Pro­zess­kos­ten ein­schließ­lich der Gut­ach­ter­kos­ten sind eben­falls in­fol­ge der feh­ler­haf­ten Mon­ta­ge ent­stan­den.

II. 1. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 91 ZPO. Als un­ter­le­ge­ne Par­tei hat der Klä­ger die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen.

Der für die Kos­ten­be­rech­nung maß­geb­li­che Streit­wert war für die Zeit vor und nach der Kla­ge­um­stel­lung dif­fe­ren­ziert zu be­trach­ten. Bis zur Er­le­di­gung be­stimm­te sich das In­ter­es­se des Klä­gers an der Rück­zah­lung von 814 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be der Schnitt­stel­le. Mit der ein­sei­tig ge­blie­be­nen Er­le­di­gungs­er­klä­rung be­läuft sich das In­ter­es­se nach § 3 ZPO auf das Kos­ten­in­ter­es­se.

Das In­ter­es­se der Par­tei­en an der Fort­set­zung des Rechts­streits ist – wirt­schaft­lich ge­se­hen – re­gel­mä­ßig nur noch so hoch wie die­se Kos­ten (BGH, Urt. v. 09.03.1993 – VI ZR 249/92, MDR 1994, 317 = ju­ris Rn. 12; dem fol­gend BGH, Beschl. v. 13.07.2005 – XII ZR 295/02, MDR 2006, 109; Beschl. v. 29.06.2017 – III ZR 540/16, ju­ris Rn. 8; Beschl. v. 10.04.2018 – II ZR 149/17, ju­ris Rn. 3; Beschl. v. 08.02.2022 – VI­II ZR 38/21, MDR 2022, 912 = ju­ris Rn. 11). Dies ist in Recht­spre­chung und Leh­re um­strit­ten (vgl. Zöl­ler/​Her­get, ZPO, 35. Aufl. [2024], § 3 Rn. 16.67). Das Ge­richt folgt der Be­mes­sung der ober­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung.

Das In­ter­es­se wird ge­ra­de im vor­lie­gen­den Fall deut­lich. Die Kos­ten über­stei­gen den Wert der Haupt­sa­che. Der Klä­ger selbst will die Haupt­sa­che (Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags) gar nicht mehr durch­set­zen, son­dern die Be­las­tung mit den Ver­fah­rens­kos­ten ver­mei­den. Des­halb ist im vor­lie­gen­den Fall das In­ter­es­se des Klä­gers nach § 3 ZPO in je­dem Fall mit den Ver­fah­rens­kos­ten zu be­mes­sen. Die­se über­schlägt das Ge­richt wie folgt: Ge­richts­kos­ten (3 × 119 € =) 357 €, Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten: 2.228,30 €, Rechts­an­walts­kos­ten: 350 €. Da­bei hat das Ge­richt die An­walts­kos­ten aus dem ur­sprüng­li­chen Wert (3 × 88 €) zu­grun­de ge­legt.

2. Der Aus­spruch über die vor­läu­fi­ge Voll­streck­bar­keit be­ruht auf § 709 ZPO. …

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