Der Be­sit­zer ei­nes Kraft­fahr­zeugs war beim Er­werb des Be­sit­zes dann nicht in gu­tem Glau­ben i. S. von § 990 I 1 BGB, wenn ihm be­kannt oder in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt war, dass er ge­gen­über dem Ei­gen­tü­mer nicht zum Be­sitz be­rech­tigt ist. Grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis er­for­dert da­bei, dass der Be­sit­zer die im Ver­kehr er­for­der­li­che Sorg­falt in be­son­ders ho­hem Ma­ße ver­letzt und das­je­ni­ge un­be­ach­tet ge­las­sen hat, was sich im ge­ge­be­nen Fall je­dem hät­te auf­drän­gen müs­sen (vgl. BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, ju­ris Rn. 11 [zu § 932 II BGB]). Für ihn muss­te al­so auch bei nur durch­schnitt­li­chem Merk- und Er­kennt­nis­ver­mö­gen oh­ne be­son­ders ho­he Auf­merk­sam­keit und be­son­ders gründ­li­che Über­le­gung das Feh­len ei­nes Be­sitz­rechts zu er­ken­nen ge­we­sen sein. In­so­weit ist ein ob­jek­ti­ver Maß­stab an­zu­le­gen, doch kön­nen in­di­vi­du­el­le Kennt­nis­se, Er­fah­run­gen und Fä­hig­kei­ten des Be­sit­zer­wer­bers zu ei­ner Ver­schär­fung der An­for­de­run­gen an die ge­bo­te­ne Sorg­falt füh­ren.

LG Hal­le, Ur­teil vom 12.12.2023 – 4 O 92/23

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