Ei­ne Klau­sel in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, die dem Ver­mie­ter ei­ner Au­to­bat­te­rie nach au­ßer­or­dent­li­cher Kün­di­gung des Miet­ver­trags die Fern­sper­rung der Auf­la­de­mög­lich­keit er­laubt, ist we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung des Mie­ters als Ver­brau­cher un­wirk­sam, wenn die­ser die Wei­ter­be­nut­zung der Bat­te­rie und sei­nes ge­son­dert er­wor­be­nen, ge­leas­ten oder ge­mie­te­ten Elek­tro­fahr­zeugs im Streit­fall nur durch ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung ei­ner wei­te­ren Ge­brauchs­über­las­sung er­rei­chen kann.

BGH, Ur­teil vom 26.10.2022 – XII ZR 89/21

Sach­ver­halt: Der Klä­ger, ein nach § 4 UKlaG zu­ge­las­se­ner Ver­brau­cher­schutz­ver­ein, macht ge­gen die Be­klag­te die Un­ter­las­sung der Ver­wen­dung von AGB-Klau­seln bei Ver­mie­tung von Bat­te­ri­en für Elek­tro­fahr­zeu­ge gel­tend.

Die Be­klag­te, ei­ne fran­zö­si­sche Bank, ver­treibt ver­schie­de­ne Fi­nanz­pro­duk­te und ver­mie­tet zu­dem Bat­te­ri­en für von ih­ren Kun­den ge­kauf­te oder ge­leas­te R-Elek­tro­fahr­zeu­ge. Hier­für ver­wen­det sie „All­ge­mei­ne Bat­te­rie-Miet­be­din­gun­gen (un­be­fris­te­ter Miet­ver­trag)“, im Fol­gen­den: All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen (AGB).

Nr. XVI ih­rer All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen lau­tet:

„Fol­gen der Be­en­di­gung der Leis­tungs­er­brin­gung durch die Ver­mie­te­rin
Im Fal­le der au­ßer­or­dent­li­chen Ver­trags­be­en­di­gung in­fol­ge Kün­di­gung wird die Ver­mie­te­rin die Sper­re der Wie­der­auf­la­de­mög­lich­keit der Bat­te­rie zu­nächst mit 14-tä­gi­ger Frist vor­her an­kün­di­gen. Die An­dro­hung kann auch zu­sam­men mit der Kün­di­gung er­fol­gen. Die Ver­mie­te­rin ist in die­sem Fall nach Ab­lauf der An­kün­di­gungs­frist be­rech­tigt, ih­re Leis­tungs­pflicht ein­zu­stel­len und die Wie­der­auf­la­de­mög­lich­keit der Bat­te­rie zu un­ter­bin­den. Die Gel­tend­ma­chung des Her­aus­ga­be­an­spruchs bleibt hier­von un­be­rührt.“

Nr. XVI­II der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen re­gelt die Ver­trags­be­en­di­gung durch Kün­di­gung des Miet­ver­trags, ein­schließ­lich des Rechts zur Kün­di­gung aus wich­ti­gem Grund (Nr. XVI­II 4, au­ßer­or­dent­li­che Kün­di­gung).

Das Land­ge­richt hat die Be­klag­te an­trags­ge­mäß ver­ur­teilt, die Ver­wen­dung von Nr. XVI ih­rer All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ge­gen­über Ver­brau­chern zu un­ter­las­sen. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die Be­ru­fung der Be­klag­ten zu­rück­ge­wie­sen. De­ren Re­vi­si­on, mit der sie wei­ter­hin die Ab­wei­sung der Kla­ge er­streb­te, hat­te eben­falls kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [7]    I. Nach Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts, des­sen Ur­teil in WM 2022, 389 ver­öf­fent­licht ist, ist die streit­ge­gen­ständ­li­che Klau­sel ge­mäß § 307 I und II Nr. 1 BGB un­wirk­sam. Sie sei mit we­sent­li­chen Grund­ge­dan­ken der ge­setz­li­chen Re­ge­lung nicht zu ver­ein­ba­ren.

[8]    Ob der Fern­zu­griff au­to­ma­ti­siert mit­hil­fe ei­ner so­ge­nann­ten Block­chain oder durch ei­nen Mit­ar­bei­ter aus­ge­löst wer­de, sei oh­ne Re­le­vanz. Denn ei­ne sol­che „Sper­re“, das heißt das Un­mög­lich­ma­chen des Auf­la­dens nach Kün­di­gung des Miet­ver­trags, sei vom Ge­setz nicht vor­ge­se­hen. Zwar sei der Kun­de nach Kün­di­gung des Miet­ver­trags zur Her­aus­ga­be der Bat­te­rie ver­pflich­tet. Ein Zu­griffs­recht des Ver­mie­ters im We­ge der Selbst­hil­fe exis­tie­re je­doch nicht. Das Sper­ren der Auf­la­de­mög­lich­keit stel­le viel­mehr ei­ne ver­bo­te­ne Ei­gen­macht i. S. des § 858 I BGB dar. Das „Rechts­in­sti­tut der ver­bo­te­nen Ei­gen­macht“ ver­bie­te die Ent­zie­hung oder sons­ti­ge Stö­rung des Be­sit­zes oh­ne Wil­len des Be­sit­zers. Es die­ne dem Schutz des staat­li­chen Ge­walt­mo­no­pols, in­dem es ei­gen­mäch­ti­ge Ein­grif­fe in Sa­chen, die in frem­dem Be­sitz ste­hen, un­ab­hän­gig von der schuld­recht­li­chen Rechts­la­ge un­ter­sa­ge. Ein Ein­griff in die un­mit­tel­ba­re Sach­herr­schaft des Be­sit­zers dür­fe nur auf­grund ei­nes staat­li­chen Voll­stre­ckungs­ti­tels er­fol­gen.

[10]    Die vor­lie­gen­de Fall­ge­stal­tung un­ter­schei­de sich von der Ein­stel­lung von (Ver­sor­gungs-)Leis­tun­gen durch den Ver­mie­ter von Ge­wer­be­räu­men. Ei­ne wei­te­re Schä­di­gung des Ver­mie­ters sei hier nicht zu be­fürch­ten, weil der Mie­ter die Bat­te­rie nicht mit von der Be­klag­ten ge­lie­fer­tem Strom auf­la­de, son­dern den Strom auf ei­ge­ne Kos­ten be­schaf­fen müs­se. Bei der Ge­fahr der wei­te­ren Ab­nut­zung der Bat­te­rie rea­li­sie­re sich le­dig­lich das ty­pi­sche Ri­si­ko ei­nes Ver­mie­ters im Fall ei­ner Nicht­rück­ga­be und Wei­ter­nut­zung. Für den Mie­ter der Bat­te­rie wer­de der Be­sitz – im Ge­gen­satz zum Be­sitz ei­ner Ge­wer­be­raum­im­mo­bi­lie bei Ein­stel­lung von Ver­sor­gungs­leis­tun­gen – nach Sper­rung der Auf­la­de­mög­lich­keit nutz­los.

[11]   Schließ­lich füh­re auch die in der Li­te­ra­tur ver­ein­zelt vor­ge­nom­me­ne Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen Be­ein­träch­ti­gun­gen von au­ßen und – bei „selbst­voll­zie­hen­den Ver­trä­gen“ (smart contracts) – von in­nen für den vor­lie­gen­den Fall zu kei­nem ab­wei­chen­den Er­geb­nis. Denn selbst nach die­ser Auf­fas­sung sol­le der ding­li­che Be­sitz­schutz je­den­falls nicht durch All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen aus­ge­schlos­sen wer­den kön­nen.

[13]   Da die streit­ge­gen­ständ­li­che Klau­sel ge­gen die Vor­schrift des § 858 I BGB ver­sto­ße be­zie­hungs­wei­se ei­ne un­be­rech­tig­te Selbst­hil­fe i. S. von § 229 BGB er­mög­li­chen sol­le, sei sie un­wirk­sam und be­dür­fe es kei­ner wei­te­ren Ab­wä­gung, ob die Klau­sel auch aus an­de­ren Grün­den un­an­ge­mes­sen i. S. von § 307 I BGB sei. Der Mie­ter kön­ne durch den Ab­schluss des Miet­ver­trags un­ter Ein­be­zie­hung der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen auch nicht in die Sper­rung der Bat­te­rie und da­mit in die Be­sitz­stö­rung ein­wil­li­gen, weil das Recht der Selbst­hil­fe ei­ner stark ein­ge­schränk­ten Dis­po­si­ti­ons­be­fug­nis der Ver­trags­par­tei­en un­ter­lie­ge. Selbst im Fall ei­ner Zu­stim­mung bei Ver­trags­ab­schluss lie­ge ver­bo­te­ne Ei­gen­macht vor, wenn der Wil­le des Mie­ters, ei­ne sol­che Maß­nah­me zu ge­stat­ten, nicht mehr vor­han­den sei.

[14]   II. Das hält recht­li­cher Nach­prü­fung je­den­falls im Er­geb­nis stand. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist zu­tref­fend von der in­ter­na­tio­na­len Zu­stän­dig­keit deut­scher Ge­rich­te (Art. 18 Brüs­sel-Ia-VO) und der An­wend­bar­keit des deut­schen Rechts (Art. 6 Rom-I-VO) aus­ge­gan­gen.

[15]   Es hat zu Recht ei­ne Un­wirk­sam­keit der streit­ge­gen­ständ­li­chen Klau­sel an­ge­nom­men, die den gel­tend ge­mach­ten Un­ter­las­sungs­an­spruch nach § 1 UKlaG be­grün­det. Da­nach kann un­ter an­de­rem auf Un­ter­las­sung in An­spruch ge­nom­men wer­den, wer in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen Be­stim­mun­gen ver­wen­det, die nach den §§ 307 bis 309 BGB un­wirk­sam sind.

[16]   Ge­mäß § 307 I 1 BGB sind Be­stim­mun­gen in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen un­wirk­sam, wenn sie den Ver­trags­part­ner des Ver­wen­ders ent­ge­gen den Ge­bo­ten von Treu und Glau­ben un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­li­gen. Ge­mäß § 307 II Nr. 1 BGB ist ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung im Zwei­fel an­zu­neh­men, wenn ei­ne Be­stim­mung mit we­sent­li­chen Grund­ge­dan­ken der ge­setz­li­chen Re­ge­lung, von der ab­ge­wi­chen wird, nicht zu ver­ein­ba­ren ist. Da­bei ist nicht nur auf das ge­setz­li­che Leit­bild des kon­kre­ten Ver­trags ab­zu­stel­len, son­dern es sind auch an­de­re ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen und Rechts­po­si­tio­nen der Ver­trags­par­tei­en zu be­rück­sich­ti­gen (vgl. Ro­loff/​Loo­schel­ders, in: Er­man, BGB, 16. Aufl., § 307 Rn. 24).

[17]   1. Die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, die Sper­rung der Auf­la­de­mög­lich­keit stel­le ei­ne ver­bo­te­ne Ei­gen­macht ge­mäß § 858 BGB dar und lö­se An­sprü­che der Mie­ter aus Be­sitz­schutz nach §§ 861, 862 BGB aus, wor­aus ei­ne Un­wirk­sam­keit nach § 307 BGB fol­ge, be­darf kei­ner ab­schlie­ßen­den Be­ur­tei­lung.

[18]   Al­ler­dings ist das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass der Fern­zu­griff auf die ver­mie­te­te Bat­te­rie ei­ne Be­sitz­be­ein­träch­ti­gung dar­stellt. Das gilt je­den­falls dann, wenn durch den di­gi­ta­len Fern­zu­griff – et­wa über den „Bord­com­pu­ter“ des Fahr­zeugs – auf die Steue­rung der Bat­te­rie zu­ge­grif­fen wird, wie es in der vor­lie­gen­den Fall­ge­stal­tung zwi­schen den Par­tei­en im Er­geb­nis un­strei­tig ist. Da durch den Ein­griff die Steue­rung der ver­mie­te­ten Bat­te­rie be­ein­flusst wird, han­delt es sich um ei­ne Ein­wir­kung auf die Sach­sub­stanz. Dar­an wür­de sich auch nichts än­dern, wenn le­dig­lich ei­ne Ein­stel­lung in der Rech­ner­ein­heit des Fahr­zeugs ge­än­dert wür­de und dies zur Fol­ge hät­te, dass die Wie­der­auf­la­dung der Bat­te­rie blo­ckiert wird.

[19]   Der di­gi­ta­le Ein­griff in die Steue­rung der Miet­sa­che un­ter­schei­det sich in­so­weit nicht von ei­nem kör­per­li­chen Ein­griff in ei­ne elek­tro­ni­sche oder me­cha­ni­sche Steue­rung der Sa­che. Durch die di­gi­ta­le Sper­rung der Auf­la­de­mög­lich­keit wird dem­entspre­chend das glei­che Er­geb­nis er­zielt wie durch de­ren elek­tro­ni­sche oder me­cha­ni­sche Blo­cka­de. Da beim Fern­zu­griff auf die Bat­te­rie de­ren Steue­rung be­ein­flusst wird, han­delt es sich auch nicht le­dig­lich um die Vor­ent­hal­tung von für den Be­trieb der Bat­te­rie not­wen­di­gen Leis­tun­gen, wie sie et­wa in der blo­ßen Un­ter­bre­chung der Strom­zu­fuhr lä­ge. Viel­mehr liegt ei­ne Be­ein­träch­ti­gung der mit dem Be­sitz ver­bun­de­nen Ein­wir­kungs- und Aus­schluss­macht des Be­sit­zers vor (vgl. Se­nat, Urt. v. 06.05.2009 – XII ZR 137/07, BGHZ 180, 300 = NJW 2009, 1947 Rn. 25 m. w. Nachw.). Der Ent­fal­tung und Aus­übung phy­si­scher Kraft auf die Miet­sa­che be­darf es hier­für nicht (vgl. Ku­schel, AcP 220 [2020], 98, 116 ff.: „di­gi­ta­le Ei­gen­macht“; H. Ma­gnus, Fern­kon­trol­le im In­ter­net der Din­ge, 2022, S. 205 f.; a. A. Stro­bel, NJW 2022, 2361, 2362). Ob Glei­ches gilt, wenn die Sper­rung oh­ne (nach­träg­li­chen) Zu­griff auf die Steue­rung des Ge­räts er­folgt (vgl. auch BGH, Urt. v. 03.06.1981 – VI­II ZR 153/80, NJW 1981, 2684 f.: ein­ge­bau­te Pro­gramm­sper­re nach Zeit­ab­lauf beim Li­zenz­ver­trag – ex­pi­ra­ti­on date; vgl. Fries, NJW 2019, 901, 905), be­darf im vor­lie­gen­den Fall kei­ner Ent­schei­dung.

[20]   Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on (ähn­lich Pau­lus/​Matz­ke, CR 2017, 769, 775) un­ter­schei­det sich die vor­lie­gen­de Fall­kon­stel­la­ti­on da­mit vom Fall ei­ner Ein­stel­lung von Ver­sor­gungs­leis­tun­gen, der dem Se­nats­ur­teil vom 06.05.2009 (XII ZR 137/07, BGHZ 180, 300 = NJW 2009, 1947) zu­grun­de lag, in we­sent­li­cher Hin­sicht. Denn an­ders als in je­nem Fall liegt kei­ne blo­ße Leis­tungs­ein­stel­lung vor, die für sich ge­nom­men ei­ne Be­sitz­stö­rung nicht zu be­grün­den ver­mag. Hier wird die Sach­nut­zung statt­des­sen durch den Zu­griff auf die Bat­te­rie ent­ge­gen der Aus­schluss­macht des Be­sit­zers und da­her durch ei­ne Be­sitz­be­ein­träch­ti­gung ge­hin­dert (vgl. Se­nat, Urt. v. 06.05.2009 – XII ZR 137/07, BGHZ 180, 300 = NJW 2009, 1947 Rn. 36).

[21]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat es fer­ner zu Recht für un­er­heb­lich ge­hal­ten, ob der Zu­griff auf die Bat­te­rie ma­nu­ell oder au­to­ma­ti­siert er­folgt. Denn auch ein au­to­ma­ti­sier­ter Ein­griff wä­re auf die von der Be­klag­ten kon­zi­pier­te Tech­nik und da­mit letzt­lich auf von ihr vor­ge­nom­me­ne Maß­nah­men zu­rück­zu­füh­ren. Dann be­steht aber für die recht­li­che Be­wer­tung kein aus­schlag­ge­ben­der Un­ter­schied zum ma­nu­el­len Ein­griff in die Steue­rung der Bat­te­rie (vgl. Kle­ver, in: Bey­er/​Er­ler/​Hart­mann u. a. [Hrsg.], Pri­vat­recht 2050 – Blick in die di­gi­ta­le Zu­kunft, 2019, S. 379, 383 f.).

[22]   Ei­ne ver­bo­te­ne Ei­gen­macht wird schließ­lich nicht durch ei­ne tat­be­stands­aus­schlie­ßen­de Ein­wil­li­gung des Mie­ters be­sei­tigt. Auch wenn man der streit­ge­gen­ständ­li­chen Klau­sel ei­ne sol­che Ein­wil­li­gung ent­neh­men woll­te, müss­te die­se je­den­falls auch noch bei Sper­rung der Auf­la­de­mög­lich­keit ak­tu­ell sein (vgl. RG, Urt. v. 04.12.1934 – III 201/34, RGZ 146, 182, 186; Riehm, in: Fries/​Paal [Hrsg.], Smart Contracts, 2019, S. 85, 90 ff.; Münch­Komm-BGB/​Joost, 8. Aufl., § 858 Rn. 7). Da die Klau­sel hin­ge­gen ih­rem Wort­laut nach aus­nahms­los gilt und da­her je­den­falls nach dem im Ver­bands­pro­zess gel­ten­den Grund­satz der kun­den­feind­lichs­ten Aus­le­gung (vgl. BGH, Urt. v. 09.05.2017 – XI ZR 308/15, BGHZ 215, 23 = NJW 2017, 2538 Rn. 25; Urt. v. 23.01.2003 – III ZR 54/02, NJW 2003, 1237, 1238 f.) auch für den Fall ein­greift, dass der Mie­ter et­wa nach Kün­di­gung der Sper­rung wi­der­spricht, wür­de ei­ne an­fäng­li­che Ein­wil­li­gung des Mie­ters die Un­wirk­sam­keit der Klau­sel nicht aus­schlie­ßen.

[23]   b) Al­ler­dings wird von Tei­len der Li­te­ra­tur ver­tre­ten, dass der Ver­mie­ter auf­grund der Sperr­mög­lich­keit Mit­be­sit­zer der Bat­te­rie ist (vgl. H. Ma­gnus, a. a. O., S. 111, 207 ff.; Stro­bel, NJW 2022, 2361, 2362), was den Be­sitz­schutz ge­gen ei­ne blo­ße Be­sitz­stö­rung aus­schlie­ßen wür­de. Im Fall des Mit­be­sit­zes be­stün­de nach § 866 BGB ein Be­sitz­schutz un­ter den Mit­be­sit­zern nur ge­gen ei­ne (voll­stän­di­ge) Ent­zie­hung des Be­sit­zes. Ei­ne Be­sit­z­ent­zie­hung liegt hier in­des­sen nicht vor, weil dem Mie­ter auch nach Sper­rung der Auf­la­de­mög­lich­keit die den Be­sitz kenn­zeich­nen­de Aus­schluss- und Ein­wir­kungs­macht ver­bleibt. Der Um­fang der Nut­zung wie auch de­ren Dau­er er­ge­ben sich erst aus dem zwi­schen den Mit­be­sit­zern be­ste­hen­den Rechts­ver­hält­nis, für des­sen Ein­be­zie­hung im Rah­men des Be­sitz­schut­zes kein Raum be­steht (vgl. § 863 BGB; Se­nat, Urt. v. 06.05.2009 – XII ZR 137/07, BGHZ 180, 300 = NJW 2009, 1947 Rn. 31).

[24]   Es er­scheint zwei­fel­haft, ob al­lein die Sperr­mög­lich­keit, von der die Be­klag­te nur nach Ver­trags­be­en­di­gung Ge­brauch ma­chen will, Mit­be­sitz be­grün­det oder ob da­durch le­dig­lich die Be­din­gun­gen für ei­ne spä­te­re Be­sitz­stö­rung er­leich­tert wer­den. Dies be­darf aber kei­ner ab­schlie­ßen­den Ent­schei­dung.

[25]   2. Denn die streit­ge­gen­ständ­li­che Klau­sel stellt auch oh­ne Rück­sicht auf ei­nen et­wai­gen Be­sitz­schutz ei­ne ein­sei­ti­ge Ver­trags­ge­stal­tung dar, mit der die Be­klag­te miss­bräuch­lich die ei­ge­nen In­ter­es­sen auf Kos­ten der Mie­ter durch­zu­set­zen ver­sucht, oh­ne de­ren In­ter­es­sen an­ge­mes­sen zu be­rück­sich­ti­gen (vgl. BGH, Urt. v. 08.07.2009 – VI­II ZR 327/08, NJW 2009, 3295 Rn. 18).

[26]   a) Durch die al­lein in der Macht des Ver­mie­ters lie­gen­de Sperr­mög­lich­keit wird die Last, sich die wei­te­re Nut­zung zu si­chern, auf den Mie­ter ab­ge­wälzt. Dar­in liegt je­den­falls dann ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung des Mie­ters als Ver­brau­cher, wenn die­ser die Wei­ter­be­nut­zung sei­nes ge­son­dert er­wor­be­nen, ge­leas­ten oder ge­mie­te­ten Elek­tro­fahr­zeugs im Streit­fall nur durch ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung ei­ner wei­te­ren Ge­brauchs­über­las­sung der Bat­te­rie er­rei­chen kann.

[27]   b) Zwar liegt es grund­sätz­lich im be­rech­tig­ten In­ter­es­se des Ver­mie­ters, dass er nach wirk­sa­mer Be­en­di­gung des Miet­ver­trags die wei­te­re Nut­zung des Miet­ob­jekts un­ter­bin­den kann. Denn im Fall der wirk­sa­men Ver­trags­be­en­di­gung wä­re der Mie­ter nicht mehr zum Be­sitz der Miet­sa­che be­rech­tigt. Ei­ne von ihm den­noch fort­ge­setz­te Nut­zung wä­re im Ver­hält­nis der Ver­trags­par­tei­en rechts­wid­rig (vgl. zu di­gi­ta­len In­hal­ten § 327p BGB) und wür­de den Ver­mie­ter ins­be­son­de­re bei aus­blei­ben­den Miet­zah­lun­gen durch Ab­nut­zung des Miet­ob­jekts auch schä­di­gen. Da­bei ist es auch nicht schlecht­hin un­zu­läs­sig, dass sich ei­ne Ver­trags­par­tei die Er­fül­lung von An­sprü­chen im Rah­men der (Rück-)Ab­wick­lung des Ver­trags durch tat­säch­lich (tech­nisch) oder recht­lich ihr güns­ti­ge Ge­stal­tung si­chert. Dass auch die Gel­tend­ma­chung von Rech­ten zur Er­zwin­gung der Ge­gen­leis­tung oder ei­nes Ge­gen­an­spruchs für sich ge­nom­men nichts Ver­werf­li­ches hat, be­le­gen et­wa die ge­setz­lich vor­ge­se­he­ne Ein­re­de des nicht er­füll­ten Ver­trags nach § 320 BGB und das Zu­rück­be­hal­tungs­recht nach § 273 BGB. Auch die Auf­rech­nung mit Ge­gen­for­de­run­gen nach §§ 387 ff. BGB ist dem­entspre­chend als ei­ne der Voll­stre­ckung na­he zu­läs­si­ge For­de­rungs­durch­set­zung im We­ge der Selbst­hil­fe be­zeich­net wor­den (BGH, Urt. v. 13.06.1995 – IX ZR 137/94, BGHZ 130, 76 = MDR 1995, 1223, 1224; Urt. v. 16.08.2007 – IX ZR 63/06, BGHZ 173, 328 = WM 2007, 1755, 1757 f.).

[28]   Auf der an­de­ren Sei­te steht aber das In­ter­es­se des Mie­ters, sich die wei­te­re Ver­trags­er­fül­lung zu si­chern. Die­ses ist je­den­falls dann als be­rech­tigt an­zu­er­ken­nen, wenn die Wirk­sam­keit der Kün­di­gung zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en strei­tig ist. Be­ruft sich et­wa der Mie­ter auf ei­ne Miet­min­de­rung oder ein Zu­rück­be­hal­tungs­recht we­gen Män­geln, so läuft er Ge­fahr, dass der Ver­mie­ter un­ge­ach­tet des­sen die Kün­di­gung er­klärt und das Miet­ob­jekt per Fern­zu­griff sperrt. Das ge­winnt ins­be­son­de­re dann an Be­deu­tung, wenn das Miet­ob­jekt und des­sen fort­ge­setz­te Nut­zung für den Mie­ter von er­heb­li­chem In­ter­es­se sind, wie dies bei­spiels­wei­se bei der Woh­nungs­mie­te, aber auch bei ei­nem be­ruf­lich ge­nutz­ten Fahr­zeug der Fall ist. Dem­entspre­chend ist die ge­setz­li­che Ri­si­ko­ver­tei­lung beim Miet­ver­hält­nis da­durch ge­prägt, dass der Ver­mie­ter auf­grund der Über­las­sung des Miet­ob­jekts grund­sätz­lich das Ri­si­ko der nach Miet­ver­trags­be­en­di­gung fort­ge­setz­ten (Ab-)Nut­zung trägt. Da­ge­gen kann er sich wie­der­um durch Ver­ein­ba­rung ei­ner Miet­kau­ti­on ab­si­chern. Au­ßer­dem steht ihm ein An­spruch auf Nut­zungs­ent­schä­di­gung nach § 546a BGB zu.

[29]   c) In der vor­lie­gen­den Fall­kon­stel­la­ti­on recht­fer­ti­gen die be­rech­tig­ten In­ter­es­sen des Ver­mie­ters ei­nen der­art weit­rei­chen­den Ein­griff in die Rechts­sphä­re des Mie­ters nicht. Die streit­ge­gen­ständ­li­che Klau­sel er­laubt ei­nen Zu­griff auf die Bat­te­rie und mit­tel­bar den Zu­griff auch auf das Elek­tro­fahr­zeug, das für den Mie­ter in­fol­ge der Bat­te­rie­sper­rung nutz­los wird. Da­durch, dass die Bat­te­rie un­strei­tig her­steller­ge­bun­den und mit dem Elek­tro­fahr­zeug ver­knüpft ist, hat der Mie­ter kei­ne zu­mut­ba­re Mög­lich­keit, die ge­sperr­te Bat­te­rie durch ein an­de­res Fa­bri­kat zu er­set­zen, um das Elek­tro­fahr­zeug wei­ter be­trei­ben zu kön­nen. Mit dem Elek­tro­fahr­zeug wird da­mit ne­ben der Bat­te­rie ein we­sent­lich hö­her­wer­ti­ger Ver­mö­gens­be­stand­teil für ihn un­brauch­bar be­zie­hungs­wei­se ein Nut­zungs­recht dar­an ent­wer­tet. Hin­zu kommt, dass das län­ger­fris­tig an­ge­schaff­te be­zie­hungs­wei­se ge­son­dert ge­mie­te­te oder ge­leas­te Elek­tro­fahr­zeug vom Mie­ter nicht sel­ten be­ruf­lich ge­nutzt wird und re­gel­mä­ßig auch für die pri­va­te Le­bens­ge­stal­tung von we­sent­li­cher Be­deu­tung ist.

[30]   Wenn un­ter die­sen Um­stän­den bei ei­nem Streit über die Wirk­sam­keit ei­ner von der Be­klag­ten aus­ge­spro­che­nen au­ßer­or­dent­li­chen Kün­di­gung ab­wei­chend von der her­kömm­li­chen Ri­si­ko­ver­tei­lung die Kla­ge­last auf den Mie­ter ab­ge­wälzt wird (vgl. Cas­per/​Grim­pe, ZIP 2022, 661, 668 f.; Riehm, in: Bra­e­gel­mann/​Kaul­artz [Hrsg.], Rechts­hand­buch Smart Contracts, 2019, S. 99, 108; Mös­lein, ZHR 183 [2019], 254, 279 f.), so folgt dar­aus, dass die­ser et­wa mit Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten in Vor­leis­tung tre­ten muss, um sich die wei­te­re Ver­trags­er­fül­lung zu si­chern (vgl. Wil­helm, WM 2020, 1807, 1813 f.). Zu­dem er­öff­net die vor­lie­gen­de Klau­sel dem Mie­ter kei­ne Mög­lich­keit, Ein­wen­dun­gen ge­gen die Kün­di­gung und die Sper­rung der Bat­te­rie vor­zu­brin­gen (vgl. auch Se­nat, Urt. v. 10.01.1996 – XII ZR 271/94, NJW 1996, 988, 989, zur Mög­lich­keit der Rück­bu­chung bei ei­ner Ein­zie­hungs­er­mäch­ti­gung), son­dern macht die Be­rech­ti­gung der Be­klag­ten, die Nut­zung der Bat­te­rie zu un­ter­bin­den, al­lein vom vor­he­ri­gen Aus­spruch ei­ner au­ßer­or­dent­li­chen Kün­di­gung und vom Ab­lauf der Vor­warn­frist von zwei Wo­chen ab­hän­gig. Dem­entspre­chend dürf­ten in­di­vi­du­el­le Ein­wen­dun­gen des Mie­ters ge­gen die Be­rech­ti­gung von Kün­di­gung und Bat­te­rie­sper­re bei der ge­ge­be­nen­falls so­gar per so­ge­nann­tem smart contract au­to­ma­ti­sier­ten Ver­trags­durch­füh­rung von­sei­ten der Be­klag­ten kei­ne Be­rück­sich­ti­gung fin­den.

[31]   d) Der mit der Sper­rung ein­her­ge­hen­de Aus­schluss von der Nut­zung der Bat­te­rie und folg­lich auch des Elek­tro­fahr­zeugs kehrt mit der Kla­ge­last nicht nur das ge­setz­li­che Leit­bild um, son­dern geht mit sei­nen Wir­kun­gen über das Miet­ob­jekt we­sent­lich hin­aus. Ei­ne sol­che Ge­stal­tung lässt sich durch das In­ter­es­se der Be­klag­ten an der Si­che­rung ge­gen den mit der Ab­nut­zung der Bat­te­rie nach Ver­trags­be­en­di­gung ver­bun­de­nen Ver­mö­gens­scha­den nicht recht­fer­ti­gen.

[32]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat so­mit zu­tref­fend die Un­wirk­sam­keit der streit­ge­gen­ständ­li­chen Klau­sel we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung des Mie­ters an­ge­nom­men.

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