1. Die Grund­sät­ze der Vor­teils­aus­glei­chung ver­mit­teln dem zum Scha­dens­er­satz ver­ur­teil­ten Schä­di­ger auch dann kei­nen auf die Her­aus­ga­be ei­nes un­gleich­ar­ti­gen Vor­teils ge­rich­te­ten An­spruch ge­gen den Ge­schä­dig­ten, wenn der rechts­kräf­tig zur Scha­dens­er­satz­zah­lung Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung ei­nes Fahr­zeugs zwecks Vor­teils­aus­glei­chung ver­ur­teil­te und nach dem Ur­teils­aus­spruch im An­nah­me­ver­zug be­find­li­che Schä­di­ger den zu­er­kann­ten Scha­dens­er­satz­be­trag zu­nächst oh­ne Rück­sicht auf die Über­ga­be und Über­eig­nung des Fahr­zeugs ge­leis­tet hat, der Ge­schä­dig­te aber den im Ur­teil vor­ge­se­he­nen Vor­teils­aus­gleich ver­wei­gert.
  2. Dem Schä­di­ger steht in die­sem Fall auch kein auf Her­aus­ga­be ei­nes Wei­ter­ver­kaufs­prei­ses ge­rich­te­ter An­spruch zu, wenn der Ge­schä­dig­te den Zug um Zug her­aus­zu­ge­ben­den Ge­gen­stand – hier: ein vom so­ge­nann­ten Die­selskan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug – wei­ter­ver­kauft und den ent­spre­chen­den Kauf­preis ver­ein­nahmt hat.
  3. Al­ler­dings kann der Schä­di­ger un­ter Um­stän­den die Rück­erstat­tung des nach Maß­ga­be der rechts­kräf­tig ti­tu­lier­ten For­de­rung ge­zahl­ten Scha­dens­er­sat­zes ver­lan­gen, weil es kei­nen Rechts­grund gibt, der den Ge­schä­dig­ten zum Be­hal­ten der über den ge­schul­de­ten Scha­dens­er­satz hin­aus­ge­hen­den Mehr­leis­tung des Schä­di­gers be­rech­tigt. Ge­ge­be­nen­falls hat die Un­gleich­ar­tig­keit des aus­zu­glei­chen­den Vor­teils zur Fol­ge, dass der ge­sam­te ge­zahl­te Be­trag zu­rück­zu­er­stat­ten ist.

BGH, Ur­teil vom 25.07.2022 – VIa ZR 485/21

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin nimmt den Be­klag­ten auf Zah­lung des von ihm beim Ver­kauf ei­nes Fahr­zeugs ver­ein­nahm­ten Kauf­prei­ses in An­spruch.

Der Be­klag­te er­wirk­te im Vor­pro­zess ein Ur­teil, mit dem die Klä­ge­rin zur Zah­lung von 420 € nebst Zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 28.08.2018, Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung ei­nes nä­her be­zeich­ne­ten ŠKO­DA Oc­ta­via nebst Fahr­zeug­schlüs­seln und -pa­pie­ren, ver­ur­teilt und der An­nah­me­ver­zug der Klä­ge­rin fest­ge­stellt wur­de. Nach­dem die­ses Ur­teil rechts­kräf­tig ge­wor­den war, über­wies die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten die zu­er­kann­ten 420 € nebst Zin­sen. Dem war we­der ei­ne ent­spre­chen­de Auf­for­de­rung des Be­klag­ten vor­aus­ge­gan­gen noch hat­te der Be­klag­te die Zwangs­voll­stre­ckung ein­ge­lei­tet. Der Be­klag­te gab das Fahr­zeug nicht her­aus und zahl­te auch den ihm über­wie­se­nen Geld­be­trag nicht zu­rück. Viel­mehr ver­kauf­te er das Fahr­zeug an ei­ne Kraft­fahr­zeug­händ­le­rin und ver­ein­nahm­te den Kauf­preis in Hö­he von 5.500 €.

Die Klä­ge­rin hat im ers­ten Rechts­zug die Über­ga­be und Über­eig­nung des Fahr­zeugs nebst Schlüs­seln und Fahr­zeug­pa­pie­ren ver­langt. Das Amts­ge­richt hat den Be­klag­ten an­trags­ge­mäß ver­ur­teilt. Der Be­klag­te hat ge­gen die­ses Ur­teil Be­ru­fung ein­ge­legt und die Ab­wei­sung der Kla­ge be­gehrt. Die Klä­ge­rin hat das mit der Be­ru­fung an­ge­foch­te­ne Ur­teil ver­tei­digt und mit ih­rer An­schluss­be­ru­fung mit Rück­sicht auf die zwi­schen­zeit­li­che Ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs von dem Be­klag­ten an­stel­le der Her­aus­ga­be des Pkw die Zah­lung des ver­ein­nahm­ten Kauf­prei­ses in Hö­he von 5.500 € be­gehrt. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die Be­ru­fung des Be­klag­ten zu­rück­ge­wie­sen und auf die An­schluss­be­ru­fung der Klä­ge­rin de­ren Zah­lungs­an­trag voll­um­fäng­lich statt­ge­ge­ben. Die da­ge­gen ge­rich­te­te Re­vi­si­on des Be­klag­ten, mit der er wei­ter­hin die Zu­rück­wei­sung der An­schluss­be­ru­fung und die Ab­wei­sung der (ge­än­der­ten) Kla­ge er­rei­chen woll­te, hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: [6]    Die ge­mäß § 543 I Nr. 1 ZPO auf­grund der um­fas­sen­den Zu­las­sung durch das Be­ru­fungs­ge­richt ins­ge­samt statt­haf­te und auch im Üb­ri­gen zu­läs­si­ge Re­vi­si­on ist be­grün­det. Das Rechts­mit­tel führt zur Auf­he­bung des an­ge­foch­te­nen Ur­teils (§ 562 I ZPO) und, weil die Sa­che zur End­ent­schei­dung reif ist (§ 563 III ZPO), zur aus­ge­spro­che­nen Ab­än­de­rung.

[7]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sei­ne Ent­schei­dung im We­sent­li­chen wie folgt be­grün­det:

[8]    In­dem die im ers­ten Rechts­zug voll­um­fäng­lich ob­sie­gen­de Klä­ge­rin die Kla­ge im zwei­ten Rechts­zug ge­än­dert ha­be, ha­be sie ei­ne zu­läs­si­ge An­schluss­be­ru­fung er­ho­ben. Da die Be­klag­te auf­grund rü­ge­lo­ser Ver­hand­lung ge­mäß § 267 ZPO in die Kla­ge­än­de­rung ein­ge­wil­ligt ha­be, sei die­se Kla­ge­än­de­rung auch zu­läs­sig, oh­ne dass es auf die Vor­aus­set­zun­gen des § 533 ZPO an­kom­me. Schließ­lich ste­he auch § 265 II 1 ZPO der Um­stel­lung des Kla­ge­an­trags auf die Her­aus­ga­be des an­stel­le des ver­äu­ßer­ten Fahr­zeugs ge­tre­te­nen Kauf­prei­ses nicht ent­ge­gen.

[9]    Die ent­spre­chen­de Kla­ge sei be­grün­det. So ha­be die Klä­ge­rin vom Be­klag­ten ur­sprüng­lich Her­aus­ga­be und Über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ana­log § 255 BGB ver­lan­gen kön­nen. Denn mit Rück­sicht auf den ur­sprüng­li­chen Ti­tel und sei­ne ma­te­ri­el­le Rechts­kraft ste­he fest, dass der Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Zah­lung von 420 € nebst Zin­sen Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be und Über­eig­nung des im Ti­tel nä­her be­stimm­ten ŠKO­DA Oc­ta­via ge­gen die Klä­ge­rin ge­habt ha­be. Dem­ge­gen­über ste­he dem Schä­di­ger je­den­falls nach voll­stän­di­ger Er­fül­lung des Scha­dens­er­satz­an­spruchs ein An­spruch auf Her­aus­ga­be des un­gleich­ar­ti­gen Vor­teils zu, wenn die­ser An­spruch auch nicht mit dem rechts­kräf­ti­gen Ur­teil ti­tu­liert wor­den sei. Die ana­lo­ge An­wen­dung des § 255 BGB sei in die­sem Fall ge­bo­ten, weil das Ge­setz in Be­zug auf die Her­aus­ga­be un­gleich­ar­ti­ger Vor­tei­le bei der Vor­teils­aus­glei­chung plan­wid­rig lü­cken­haft sei und die In­ter­es­sen­la­ge der­je­ni­gen des § 255 BGB ent­spre­che. Die Re­ge­lungs­lü­cke sei plan­wid­rig, weil der Ge­setz­ge­ber die Aus­ge­stal­tung der Vor­teils­aus­glei­chung be­wusst der Recht­spre­chung und der Wis­sen­schaft über­las­sen ha­be. § 255 BGB sei eben­so wie die Vor­teils­aus­glei­chung Aus­druck des scha­dens­er­satz­recht­li­chen Be­rei­che­rungs­ver­bots. Bei nicht der Sal­die­rung zu­gäng­li­chen, un­gleich­ar­ti­gen Vor­tei­len trä­fen die § 255 BGB zu­grun­de­lie­gen­den Er­wä­gun­gen des Ge­setz­ge­bers eben­so zu. Dass dem Schä­di­ger je­den­falls nach dem voll­stän­di­gen Aus­gleich des Scha­dens ein ei­ge­ner, durch­setz­ba­rer An­spruch auf Her­aus­ga­be ei­nes un­gleich­ar­ti­gen Vor­teils zu­ste­he, fol­ge fer­ner aus der Mög­lich­keit, den Schä­di­ger hin­sicht­lich der An­nah­me des Vor­teils in An­nah­me­ver­zug zu set­zen (§§ 293 ff. BGB). Denn es sei dog­ma­tisch aus­ge­schlos­sen, Gläu­bi­ger zu sein, oh­ne ei­nen ei­ge­nen An­spruch zu ha­ben. Auch sei zu be­rück­sich­ti­gen, dass der Schä­di­ger oh­ne ei­ge­nen An­spruch im­mer dann recht­los ge­stellt wür­de, wenn nach § 756 I ZPO auf­grund ei­nes im Ti­tel fest­ge­stell­ten An­nah­me­ver­zugs voll­streckt wer­de. Das sei mit dem Grund­recht auf Ge­wäh­rung ef­fek­ti­ven Rechts­schut­zes nicht ver­ein­bar. Dem An­spruch der Klä­ge­rin ste­he nicht ent­ge­gen, dass sie frei­wil­lig ge­zahlt ha­be. Denn An­sprü­che aus § 255 BGB sei­en al­lein von der Er­fül­lung durch den Schä­di­ger ab­hän­gig, nicht von ei­ner Zwangs­voll­stre­ckung sei­tens des Ge­schä­dig­ten. Für die ana­lo­ge An­wen­dung der Norm kön­ne nichts an­de­res gel­ten als für ih­re un­mit­tel­ba­re An­wen­dung. Au­ßer­dem sei es un­bil­lig, den Schuld­ner zur Dul­dung von Voll­stre­ckungs­maß­nah­men zu zwin­gen, nur um die Nach­tei­le ei­ner frei­wil­li­gen Leis­tung zu ver­mei­den. Eben­so we­nig kom­me ei­ne Ver­sa­gung des Her­aus­ga­be­an­spruchs ana­log § 255 BGB mit Rück­sicht auf die dem Scha­dens­er­satz­an­spruch des Be­klag­ten zu­grun­de lie­gen­de sit­ten­wid­ri­ge vor­sätz­li­che Schä­di­gung in Be­tracht. Denn das Ge­setz un­ter­schei­de in die­sem Zu­sam­men­hang nicht nach An­spruchs­grund­la­gen und der Art der schä­di­gen­den Hand­lung. Dem­entspre­chend sei auch die An­wen­dung der Grund­sät­ze der Vor­teils­aus­glei­chung auf die Fäl­le des § 826 BGB höchst­rich­ter­lich an­er­kannt. So­weit in der Recht­spre­chung des BGH ein An­spruch auf Über­eig­nung des Fahr­zeugs kraft Vor­teils­aus­glei­chung ab­ge­lehnt wor­den sei, un­ter­schei­de sich der vor­lie­gen­de Fall da­durch von den be­reits ent­schie­de­nen Fäl­len, dass dort we­der ei­ne rechts­kräf­ti­ge Fest­stel­lung der Scha­dens­er­satz­pflicht vor­ge­le­gen noch der Schä­di­ger die Nach­tei­le schon aus­ge­gli­chen ge­habt ha­be. Da­nach kom­me es auf die Zeit­punk­te des Ein­tritts der Rechts­kraft und der Er­fül­lung des Scha­dens­er­satz­an­spruchs an. Nur bis zum Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung kön­ne der Ge­schä­dig­te auch sei­ne Scha­dens­be­rech­nung än­dern, da­nach nicht mehr. Das Glei­che gel­te nach der Er­fül­lung des An­spruchs. Dem­entspre­chend kön­ne der Be­klag­te den Be­stand der Her­aus­ga­be­pflicht nicht mehr durch ei­nen Wech­sel der Scha­dens­be­rech­nung be­ein­flus­sen. Dem ste­he so­wohl die Rechts­kraft des Ur­teils als auch die Er­fül­lung des schon ti­tu­lier­ten An­spruchs ent­ge­gen. Je­den­falls nach Ein­tritt der Bin­dung des Ge­schä­dig­ten an die ge­wähl­te Scha­dens­be­rech­nung und nach voll­stän­di­gem Aus­gleich ent­ste­he des­halb ein Her­aus­ga­be­an­spruch des Schä­di­gers ana­log § 255 BGB.

[10]   Da dem Be­klag­ten die Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs nach des­sen Ver­äu­ße­rung al­ler­dings ge­mäß § 275 I BGB sub­jek­tiv un­mög­lich sei, kön­ne die Klä­ge­rin ge­mäß § 285 I BGB den ver­ein­nahm­ten Kauf­preis als auf­grund der maß­ge­ben­den Über­eig­nung er­langt her­aus­ver­lan­gen.

[11]   II. Die Er­wä­gun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts zu dem im zwei­ten Rechts­zug sei­tens der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­ten An­spruch hal­ten der Über­prü­fung im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren nicht stand.

[12]   1. Die von den Par­tei­en nicht an­ge­grif­fe­nen Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts zur Zu­läs­sig­keit der ein­ge­leg­ten Rechts­mit­tel und hier ins­be­son­de­re zu der­je­ni­gen der An­schluss­be­ru­fung be­geg­nen al­ler­dings kei­nen Be­den­ken.

[13]   2. Ob die Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts zur Zu­läs­sig­keit der Kla­ge­än­de­rung im zwei­ten Rechts­zug zu­tref­fen, braucht der Se­nat nicht zu ent­schei­den. Denn im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren fin­det ei­ne Über­prü­fung der Zu­las­sung ei­ner Kla­ge­än­de­rung im Be­ru­fungs­ver­fah­ren nicht statt, wenn das Be­ru­fungs­ge­richt – wie hier – ei­ne Sach­ent­schei­dung über den neu­en Kla­ge­grund ge­trof­fen hat (BGH, Urt. v. 20.03.2009 – V ZR 208/07, NJW-RR 2009, 1169 Rn. 13; Urt. v. 17.10.2012 – XII ZR 101/10, NJW 2012, 3722 Rn. 11; Urt. v. 17.03.2016 – IX ZR 142/14, WM 2016, 2091 Rn. 7).

[14]   3. Rich­tig und von den Par­tei­en nicht an­ge­grif­fen hat das Be­ru­fungs­ge­richt auch die Zu­läs­sig­keit ei­ner Um­stel­lung der Kla­ge nach § 264 Nr. 3 ZPO vor dem Hin­ter­grund des § 265 II 1 ZPO be­jaht (vgl. da­zu OLG Bran­den­burg, Urt. v. 07.12.1995 – 5 U 58/95, NJW-RR 1996, 724, 725; Fo­ers­te, in: Mu­sielak/​Voit, ZPO, 19. Aufl. [2022], § 265 Rn. 11).

[15]   4. Zu­tref­fend hat das Be­ru­fungs­ge­richt so­dann zu­nächst das Be­ste­hen ei­nes Her­aus­ga­be­an­spruchs ge­prüft. Denn die ma­te­ri­el­le Rechts­kraft ei­nes Ur­teils, das ei­ne Ver­ur­tei­lung zur Leis­tung an den Gläu­bi­ger Zug um Zug ge­gen ei­ne Leis­tung an den Schuld­ner vor­sieht, er­streckt sich nicht auf das Ge­gen­recht. In dem be­tref­fen­den Ur­teil liegt in­so­fern kein auch für den Geg­ner voll­streck­ba­rer Ti­tel (vgl. BGH, Urt. v. 19.12.1991 – IX ZR 96/91, BGHZ 117, 1, 2 f.).

[16]   5. Rechts­feh­ler­haft sind in­des­sen die Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts zur ana­lo­gen An­wen­dung des § 255 BGB als Vor­aus­set­zung des von ihm zu­er­kann­ten An­spruchs aus § 285 I BGB.

[17]   Wie das Be­ru­fungs­ge­richt noch rich­tig er­kannt hat, hat sich der BGH nicht nur be­reits mit der Fra­ge aus­ein­an­der­ge­setzt, ob dem Schä­di­ger auf­grund ei­ner durch­zu­füh­ren­den Vor­teils­aus­glei­chung ein An­spruch auf Her­aus­ga­be ei­nes un­gleich­ar­ti­gen Vor­teils zu­steht, son­dern der BGH hat die­se Fra­ge auch im Zu­sam­men­hang mit der Haf­tung der Be­klag­ten nach §§ 826, 31 BGB in Fäl­len der Ma­ni­pu­la­ti­on von Ab­gas­emis­sio­nen be­ant­wor­tet. Da­nach ist ge­klärt, dass die Grund­sät­ze der Vor­teils­aus­glei­chung aus­schließ­lich die Ein­schrän­kung ei­nes be­grün­de­ten Scha­dens­er­satz­an­spruchs re­geln, selbst aber ei­nen An­spruch auf Her­aus­ga­be und Über­eig­nung ei­nes Fahr­zeugs nicht zu ver­mit­teln ver­mö­gen (BGH, Urt. v. 20.07.2021 – VI ZR 533/20, NJW 2021, 3594 Rn. 28; Urt. v. 21.02.2022 – VIa ZR 8/21, WM 2022, 731 Rn. 90, für BGHZ vor­ge­se­hen; vgl. auch BGH, Urt. v. 25.01.2013 – V ZR 118/11, NJW-RR 2013, 825 Rn. 13). Auch mit Rück­sicht auf die Er­wä­gun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts und das Vor­brin­gen der Be­klag­ten be­steht kein An­lass, die­se Recht­spre­chung auf­zu­ge­ben oder auch nur für den vor­lie­gen­den Fall ei­ne Aus­nah­me hier­von zu be­ja­hen.

[18]   a) Die auf die Be­gren­zung des ge­schul­de­ten Scha­dens­er­sat­zes be­schränk­te Be­deu­tung der Vor­teils­aus­glei­chung ist zwin­gen­de Fol­ge ih­rer Rechts­na­tur.

[19]   So be­sa­gen die Grund­sät­ze der Vor­teils­aus­glei­chung all­ge­mein, dass die­je­ni­gen Vor­tei­le aus­zu­glei­chen sind, die dem Ge­schä­dig­ten in ei­nem ad­äquat kau­sa­len Zu­sam­men­hang mit dem Scha­dens­er­eig­nis zu­ge­flos­sen sind und de­ren Aus­glei­chung mit dem Zweck des je­wei­li­gen Er­satz­an­spruchs über­ein­stimmt. Denn der Ge­schä­dig­te darf im Hin­blick auf das scha­dens­er­satz­recht­li­che Be­rei­che­rungs­ver­bot nicht bes­ser ste­hen, als er oh­ne das schä­di­gen­de Er­eig­nis stün­de (BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 65; Urt. v. 21.04.2022 – VII ZR 783/21, ju­ris Rn. 14; je­weils m. w. Nachw.).

[20]   Die Durch­set­zung des scha­dens­er­satz­recht­li­chen Be­rei­che­rungs­ver­bots im We­ge des Aus­gleichs der­ar­ti­ger Vor­tei­le er­for­dert aber kei­nen ge­gen den Ge­schä­dig­ten ge­rich­te­ten An­spruch des Schä­di­gers we­gen der sei­tens des Ge­schä­dig­ten er­lang­ten Vor­tei­le, son­dern le­dig­lich ei­ne ent­spre­chen­de Be­gren­zung des zu leis­ten­den Scha­dens­er­sat­zes. Dem­entspre­chend sind gleich­ar­ti­ge Vor­tei­le, oh­ne dass dies ein­re­de­wei­se gel­tend ge­macht wer­den müss­te, von Amts we­gen auf den Scha­dens­er­satz an­zu­rech­nen und füh­ren zu ei­ner ent­spre­chen­den Ver­rin­ge­rung ei­nes in Geld zu leis­ten­den Scha­dens­er­sat­zes. Das gilt auch für An­sprü­che we­gen sit­ten­wid­ri­ger vor­sätz­li­cher Schä­di­gung ge­mäß § 826 BGB. So ver­rin­gert sich et­wa der nach §§ 826, 31 BGB zu leis­ten­de Scha­dens­er­satz um den Wert der ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen (BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 64 ff.; Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 354/19, NJW 2020, 2796 Rn. 11), und nichts an­de­res gilt für den nach Ein­tritt der Ver­jäh­rung zu leis­ten­den Rest­scha­dens­er­satz i. S. des § 852 Satz 1 BGB. Auch die­e­ser ist in sei­nem Um­fang un­ter dem Ge­sichts­punkt der Vor­teils­aus­glei­chung in mehr­fa­cher Hin­sicht li­mi­tiert. Dem­entspre­chend ist der Wert der ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen je­weils in Ab­zug zu brin­gen (BGH, Urt. v. 21.02.2022 – VIa ZR 57/21, WM 2022, 742 Rn. 16 f.). Kommt we­gen der man­geln­den Gleich­ar­tig­keit des auf das schä­di­gen­de Er­eig­nis zu­rück­ge­hen­den Vor­teils ei­ne An­rech­nung hing­gen nicht in­fra­ge, ist der Scha­dens­er­satz in sei­nem Um­fang da­durch zu be­gren­zen, dass der be­tref­fen­de Geld­be­trag nur Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des be­tref­fen­den Vor­teils ge­schul­det ist. Des­halb schul­det der Schä­di­ger dem Ge­schä­dig­ten den um den Wert der ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen re­du­zier­ten Kauf­preis als Scha­dens­er­satz nur Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des er­wor­be­nen Fahr­zeugs (BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 64 ff.; Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 354/19, NJW 2020, 2796 Rn. 11) und schul­det der Schä­di­ger nach Ein­tritt der Ver­jäh­rung den Rest­scha­dens­er­satz ge­mäß §§ 826, 852 Satz 1 BGB eben­falls nur Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des er­wor­be­nen Fahr­zeugs (BGH, Urt. v. 21.02.2022 – VIa ZR 57/21, WM 2022, 742 Rn. 16 f.). Der in der Ver­mei­dung nicht ge­recht­fer­tig­ter Be­rei­che­run­gen durch Scha­dens­er­satz­leis­tun­gen und in der Be­gren­zung des Scha­dens­er­sat­zes auf die Kom­pen­sa­ti­on ei­nes er­lit­te­nen Ver­mö­gens­nach­teils lie­gen­de Sinn und Zweck der Vor­teils­aus­glei­chung er­for­dert nicht mehr als die­se Be­gren­zung des ge­schul­de­ten Scha­dens­er­sat­zes in sei­nem Um­fang, ins­be­son­de­re nicht die Be­grün­dung ei­nes ge­setz­li­chen Schuld­ver­hält­nis­ses mit wech­sel­sei­ti­gen Leis­tungs­pflich­ten. In den Fäl­len der Vor­teils­aus­glei­chung liegt den auf Leis­tung Zug um Zug ge­rich­te­ten Ur­teils­aus­sprü­chen dem­entspre­chend in ma­te­ri­ell-recht­li­cher Hin­sicht aus­schließ­lich die Be­gren­zung der zu­er­kann­ten For­de­rung zu­grun­de, nicht et­wa ein ein­re­de­wei­se gel­tend ge­mach­ter An­spruch des Schä­di­gers ge­gen den Ge­schä­dig­ten. Rechts­kräf­ti­ge Ur­tei­le über ei­ne Zug-um-Zug-Ver­ur­tei­lung in die­sem Sin­ne stel­len die­se ma­te­ri­ell-recht­li­che La­ge wie­der­um le­dig­lich ver­bind­lich fest, sind aber nicht mit ei­ner ab­wei­chen­den Rechts­ge­stal­tung ver­bun­den.

[21]   b) An der dar­ge­stell­ten Rechts­la­ge ver­mö­gen auch die Re­geln des An­nah­me­ver­zugs nach §§ 293 ff. BGB und die die Voll­stre­ckung be­tref­fen­den §§ 756, 765 ZPO nichts zu än­dern.

[22]   Auch wenn es zu­trifft, dass der An­nah­me­ver­zug, wie sich schon aus der For­mu­lie­rung des § 293 BGB er­gibt – „Gläu­bi­ger“ –, in der Re­gel ei­ne er­füll­ba­re For­de­rung vor­aus­setzt (vgl. da­zu et­wa BGH, Urt. v. 11.05.2016 – VI­II ZR 123/15, WM 2017, 389 Rn. 31), be­deu­tet das nicht, dass aus der An­wen­dung der §§ 293 ff. BGB das Be­ste­hen ei­ner For­de­rung des Schä­di­gers ge­gen den Ge­schä­dig­ten in den Fäl­len des Aus­gleichs un­gleich­ar­ti­ger Vor­tei­le ab­ge­lei­tet wer­den kann. Zum ei­nen ver­mö­gen die Re­geln des An­nah­me­ver­zugs ein mit wech­sel­sei­ti­gen For­de­run­gen und Ver­bind­lich­kei­ten ver­bun­de­nes oder gar syn­al­lag­ma­ti­sches Schuld­ver­hält­nis nicht selbst zu be­grün­den, son­dern sie set­zen ein sol­ches, an­der­wei­tig be­grün­de­tes Schuld­ver­hält­nis re­gel­mä­ßig vor­aus. Zum an­de­ren er­öff­net die An­wen­dung der §§ 293 ff. BGB in den Fäl­len des Aus­gleichs un­gleich­ar­ti­ger Vor­tei­le dem Ge­schä­dig­ten le­dig­lich die ge­mäß §§ 756, 765 ZPO bei Ver­ur­tei­lun­gen zur Leis­tung Zug um Zug auch sonst be­ste­hen­de Mög­lich­keit ei­ner ein­fa­chen, nicht mit un­nö­ti­gen Kos­ten ein­her­ge­hen­den Zwangs­voll­stre­ckung. Dem­entspre­chend fin­den die Re­geln der §§ 293 ff. BGB in den Fäl­len des Aus­gleichs un­gleich­ar­ti­ger Vor­tei­le nur sinn­ge­mäß An­wen­dung, wer­den al­so oh­ne Rück­sicht dar­auf an­ge­wen­det, dass es an ei­ner er­füll­ba­ren Ver­bind­lich­keit des Ge­schä­dig­ten fehlt und die Zug-um-Zug-Ver­ur­tei­lung nur auf die Be­gren­zung des zu leis­ten­den Scha­dens­er­sat­zes zu­rück­geht. Der recht­fer­ti­gen­de Grund da­für liegt dar­in, dass dem Voll­stre­ckungs­gläu­bi­ger auch in den Fäl­len des Aus­gleichs un­gleich­ar­ti­ger Vor­tei­le die mit den §§ 756, 765 ZPO ver­bun­de­nen Ver­ein­fa­chun­gen er­öff­net wer­den sol­len, weil kein hin­rei­chen­der Grund er­sicht­lich ist, ihn al­lein we­gen der Un­gleich­ar­tig­keit des aus­zu­glei­chen­den Vor­teils we­sent­lich schlech­ter zu stel­len als an­de­re Voll­stre­ckungs­gläu­bi­ger. Die­ser Be­zug der An­wen­dung der Re­geln des An­nah­me­ver­zugs ge­mäß §§ 293 ff. BGB zu den in den §§ 756, 765 ZPO ge­re­gel­ten be­son­de­ren Vor­aus­set­zun­gen der Zwangs­voll­stre­ckung liegt auch der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung zu dem ge­mäß § 256 I ZPO er­for­der­li­chen In­ter­es­se an der ge­richt­li­chen Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs zu­grun­de (vgl. da­zu et­wa BGH, Urt. v. 31.05.2000 – XII ZR 41/98, NJW 2000, 2663, 2664).

[23]   c) Der we­gen aus­zu­glei­chen­der un­gleich­ar­ti­ger Vor­tei­le zur Leis­tung Zug um Zug ver­ur­teil­te Voll­stre­ckungs­schuld­ner ist in den Fäl­len der Voll­stre­ckung nach den §§ 756, 765 ZPO oder ei­ner der Zwangs­voll­stre­ckung zu­vor­kom­men­den frei­wil­li­gen Zah­lung hin­sicht­lich der aus­zu­glei­chen­den Vor­tei­le auch nicht recht­los ge­stellt, wenn ihm kein An­spruch auf Her­aus­ga­be des un­gleich­ar­ti­gen Vor­teils zu­steht.

[24]   Zahlt der Schä­di­ger und Schuld­ner – wie hier – den im Aus­spruch des rechts­kräf­ti­gen Ur­teils vor­ge­se­he­nen Geld­be­trag frei­wil­lig, er­bringt er je­den­falls in der Re­gel ei­ne Leis­tung zur Er­fül­lung des fest­ge­stell­ten, dem Um­fang nach be­schränk­ten Scha­dens­er­satz­an­spruchs. Nicht hin­ge­gen be­zweckt der Schä­di­ger ge­wöhn­lich ei­ne Leis­tung auf ei­nen nicht be­ste­hen­den und nicht zu­er­kann­ten, dem Um­fang nach nicht durch den Zug um Zug zu er­brin­gen­den Vor­teils­aus­gleich be­schränk­ten Scha­dens­er­satz­an­spruch.

[25]   Bis zum Er­halt des im Ur­teils­aus­spruch vor­ge­se­he­nen un­gleich­ar­ti­gen Vor­teils hat der Schä­di­ger und Schuld­ner da­mit mehr ge­leis­tet, als er schul­det. Hier­für be­steht kein Rechts­grund. Ver­wei­gert der Ge­schä­dig­te den Aus­gleich des un­gleich­ar­ti­gen Vor­teils, in­dem er et­wa das Fahr­zeug nicht her­aus­gibt und über­eig­net, bleibt es da­bei, dass der Schä­di­ger ei­ne dem Um­fang nach über den ge­schul­de­ten Scha­dens­er­satz hin­aus­ge­hen­de Leis­tung er­bracht hat und der Ge­schä­dig­te in­so­fern rechts­grund­los be­rei­chert ist. Dem­entspre­chend kann der Schä­di­ger vom Ge­schä­dig­ten ge­mäß § 812 I 1 Fall 1 BGB die Her­aus­ga­be sei­ner dem Um­fang nach über den ge­schul­de­ten Scha­dens­er­satz hin­aus­ge­hen­den Leis­tung ver­lan­gen.

[26]   We­der die le­dig­lich die Durch­füh­rung der Zwangs­voll­stre­ckung be­tref­fen­den §§ 756, 765 ZPO noch die Re­geln des An­nah­me­ver­zugs ge­mäß §§ 293 ff. BGB kön­nen ei­nen Rechts­grund für die den Um­fang des ge­schul­de­ten Scha­dens­er­sat­zes über­stei­gen­de Leis­tung be­grün­den. Die §§ 293 ff. BGB be­tref­fend er­gibt sich dies aus den schon an­ge­stell­ten Er­wä­gun­gen. §§ 756, 765 ZPO wie­der­um re­geln le­dig­lich die Durch­füh­rung der Zwangs­voll­stre­ckung und se­hen in­so­fern ei­ne Ver­ein­fa­chung vor, las­sen aber die ma­te­ri­el­le Rechts­la­ge un­be­rührt. Auch wenn al­so un­ter Um­stän­den oh­ne Rück­sicht auf die zwecks Vor­teils­aus­glei­chung not­wen­di­ge Her­aus­ga­be voll­streckt wer­den kann, bleibt es bei dem Be­ste­hen ei­ner ein­ge­schränk­ten Scha­dens­er­satz­pflicht und bei ei­ner ma­te­ri­ell-recht­lich nicht ge­recht­fer­tig­ten Mehr­leis­tung des Schä­di­gers.

[27]   Hin­sicht­lich der Rechts­fol­ge des da­mit be­grün­de­ten Be­rei­che­rungs­an­spruchs ge­mäß § 812 I 1 Fall 1, § 818 I BGB, nicht ge­mäß § 813 BGB, und der Be­mes­sung der her­aus­zu­ge­ben­den Be­rei­che­rung wirkt sich die Un­gleich­ar­tig­keit des aus­zu­glei­chen­den Vor­teils da­hin ge­hend aus, dass ei­ne Ver­rech­nung des aus­zu­glei­chen­den Vor­teils mit dem ge­zahl­ten Scha­dens­er­satz­be­trag nicht statt­fin­det. In­fol­ge­des­sen ist nicht nur ein Teil­be­trag der er­brach­ten Scha­dens­er­satz­leis­tung des Schä­di­gers zu er­stat­ten, son­dern der ge­sam­te vom Schä­di­ger ge­zahl­te Be­trag. Denn die Zug-um-Zug-Be­schrän­kung we­gen ei­nes un­gleich­ar­ti­gen Vor­teils be­trifft den Scha­dens­er­satz in sei­ner Ge­samt­heit. Wie bei der Be­mes­sung des Scha­dens­er­sat­zes ei­ne An­rech­nung we­gen un­gleich­ar­ti­ger Vor­tei­le nicht statt­fin­det, kommt sie auch hin­sicht­lich der be­rei­che­rungs­recht­li­chen Rück­erstat­tung nicht in Be­tracht.

[28]   Dem Be­rei­che­rungs­an­spruch des Schä­di­gers steht § 814 BGB re­gel­mä­ßig nicht ent­ge­gen. Denn mag dem Schä­di­ger auch be­wusst sein, nicht zu ei­ner Zah­lung oh­ne Rück­sicht auf den Zug um Zug vor­zu­neh­men­den Aus­gleich des un­gleich­ar­ti­gen Vor­teils ver­pflich­tet zu sein, folgt aus den §§ 756, 765 ZPO doch, dass er die ent­spre­chen­de, über den ge­schul­de­ten Scha­dens­er­satz hin­aus­ge­hen­de Leis­tung zu­nächst nicht mehr ver­hin­dern kann, wenn der An­nah­me­ver­zug ge­richt­lich fest­ge­stellt ist. Auch mit Rück­sicht auf die vor­ste­hen­den Er­wä­gun­gen wird der Schä­di­ger und Voll­stre­ckungs­schuld­ner in ei­nem sol­chen Fall aber re­gel­mä­ßig da­von aus­ge­hen, dass der Voll­stre­ckungs­gläu­bi­ger an dem not­wen­di­gen Aus­gleich des un­gleich­ar­ti­gen Vor­teils mit­wirkt und dem Schä­di­ger den be­tref­fen­den Ge­gen­stand her­aus­gibt. Ei­ne den ge­schul­de­ten und zu­ge­spro­che­nen Scha­dens­er­satz dem Um­fang nach über­stei­gen­de Leis­tung will der Schä­di­ger in ei­ner sol­chen La­ge er­sicht­lich nicht er­brin­gen, wenn er den aus­ge­ur­teil­ten Be­trag frei­wil­lig zahlt, oh­ne die Zah­lung von dem Aus­gleich des un­gleich­ar­ti­gen Vor­teils ab­hän­gig zu ma­chen, son­dern er ori­en­tiert sich er­kenn­bar mit Rück­sicht auf die mög­li­che Zwangs­voll­stre­ckung an den §§ 756, 765 ZPO. Dem­entspre­chend zahlt er zwar in dem Be­wusst­sein, nicht zum Scha­dens­er­satz oh­ne Rück­sicht auf den Vor­teils­aus­gleich ver­pflich­tet zu sein. Er zahlt aber nicht in dem § 814 BGB ent­spre­chen­den Be­wusst­sein, da­mit ei­ne über den ge­schul­de­ten Scha­dens­er­satz hin­aus­ge­hen­de Leis­tung zu er­brin­gen, die hin­sicht­lich des nicht ge­schul­de­ten Um­fangs dau­er­haft beim Ge­schä­dig­ten und Gläu­bi­ger ver­bleibt.

[29]   Die Frei­wil­lig­keit der Zah­lung kann dem Schä­di­ger nicht zum Nach­teil ge­rei­chen. Der Be­rei­che­rungs­an­spruch des Schä­di­gers setzt nicht ei­ne neu­er­li­che Zah­lungs­auf­for­de­rung des Ge­schä­dig­ten oder gar die An­dro­hung der Zwangs­voll­stre­ckung vor­aus. Die zu­er­kann­te Scha­dens­er­satz­for­de­rung ist un­ge­ach­tet ih­rer Be­gren­zung nach den Re­geln der Vor­teils­aus­glei­chung ge­mäß § 271 I BGB oh­ne Wei­te­res er­füll­bar ge­we­sen. Al­lein die Not­wen­dig­keit des Aus­gleichs ei­nes un­gleich­ar­ti­gen Vor­teils und die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs in Be­zug hier­auf ver­mö­gen dar­an nichts zu än­dern. Denn die Be­gren­zung des ge­schul­de­ten Scha­dens­er­sat­zes kann nach ih­rem Sinn und Zweck nicht den Schä­di­ger be­nach­tei­li­gen und die An­wen­dung der Re­geln des An­nah­me­ver­zugs ge­schieht hier – wie aus­ge­führt – nur vor dem Hin­ter­grund der §§ 756, 765 ZPO.

[30]   d) Da­nach kommt in den Fäl­len der Scha­dens­er­satz­haf­tung nach den §§ 826, 31 BGB – für § 852 Satz 1 BGB gilt nichts an­de­res – ein An­spruch der Klä­ge­rin auf Über­ga­be und Über­eig­nung des sei­tens des Ge­schä­dig­ten er­wor­be­nen Fahr­zeugs nebst Schlüs­seln und Pa­pie­ren nicht in­fra­ge. Dem­entspre­chend kann sie auch nicht nach ei­ner Wei­ter­ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs durch den Ge­schä­dig­ten den Wei­ter­ver­kaufs­preis als so­ge­nann­tes stell­ver­tre­ten­des Com­mo­dum ge­mäß § 285 I BGB ver­lan­gen.

[31]   So­weit das Be­ru­fungs­ge­richt in­so­fern § 255 BGB ana­log an­ge­wen­det hat, hat es zwar durch­aus rich­tig aus­ge­führt, dass § 255 BGB – wie die Vor­teils­aus­glei­chung – sei­nen Hin­ter­grund im scha­dens­er­satz­recht­li­chen Be­rei­che­rungs­ver­bot hat (BGH, Urt. v. 12.12.1996 – IX ZR 214/95, NJW 1997, 1008, 1012). Je­doch hat es zu Un­recht so­wohl ei­ne plan­wid­ri­ge Re­ge­lungs­lü­cke als auch ei­ne ver­gleich­ba­re In­ter­es­sen­la­ge be­jaht. Maß­ge­bend sind in­so­fern zu­nächst die oben an­ge­stell­ten Er­wä­gun­gen zur Durch­füh­rung der Vor­teils­aus­glei­chung bei un­gleich­ar­ti­gen Vor­tei­len ei­ner­seits so­wie zu den Rechts­fol­gen ei­ner dem Um­fang nach über den ge­schul­de­ten Scha­dens­er­satz hin­aus­ge­hen­den Leis­tung des Schä­di­gers an­de­rer­seits. Da­nach be­darf es kei­ner wei­te­ren Re­ge­lung und auch nicht der Her­an­zie­hung des § 255 BGB. Hin­zu kommt, dass § 255 BGB nur Fäl­le des we­gen des Ver­lusts ei­nes Ge­gen­stands ge­schul­de­ten Scha­dens­er­sat­zes re­gelt und dass in die­sen Fäl­len die ab­zu­tre­ten­den An­sprü­che an die Stel­le des ver­lo­re­nen Ge­gen­stands ge­tre­ten sind. Dem­ge­gen­über ist hier Scha­dens­er­satz nicht we­gen des Ver­lusts ei­nes Ge­gen­stands zu leis­ten, son­dern we­gen der sit­ten­wid­ri­gen vor­sätz­li­chen Schä­di­gung mit ei­nem nicht ge­woll­ten Ver­trag (BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 13 ff., 44 ff.).

[32]   § 285 I BGB und der vom Be­ru­fungs­ge­richt in Be­zug auf die Rechts­fol­ge des Wei­ter­ver­kaufs er­ör­ter­te § 275 I BGB kom­men, weil ein Her­aus­ga­be­an­spruch we­gen des un­gleich­ar­ti­gen Vor­teils nicht be­steht, eben­so we­nig zur An­wen­dung wie § 255 BGB.

[33]   III. Das Be­ru­fungs­ur­teil ist da­nach auf­zu­he­ben, weil es sich auch nicht aus an­de­ren Grün­den als rich­tig dar­stellt. Der Se­nat kann, weil wei­te­re Fest­stel­lun­gen nicht zu tref­fen sind, in der Sa­che selbst er­ken­nen und un­ter Zu­rück­wei­sung der An­schluss­be­ru­fung der Klä­ge­rin auf die Be­ru­fung des Be­klag­ten die Kla­ge ins­ge­samt ab­wei­sen.

[34]   Das Be­ru­fungs­ur­teil hat auch nicht we­nigs­tens in Hö­he von 420 € Be­stand, weil der Klä­ge­rin in die­sem Um­fang ein Be­rei­che­rungs­an­spruch zu­stün­de. Ein sol­cher An­spruch ist nicht Ge­gen­stand des Rechts­streits. Streit­ge­gen­stand ist nach der zu­ge­las­se­nen Kla­ge­än­de­rung aus­schließ­lich ein An­spruch auf Her­aus­ga­be des für das Fahr­zeug er­lang­ten stell­ver­tre­ten­den Com­mo­dums.

[35]   Der Streit­ge­gen­stand rich­tet sich ei­ner­seits nach dem zu be­schei­den­den Kla­ge­an­trag als Kon­kre­ti­sie­rung der be­gehr­ten Rechts­fol­ge, an­de­rer­seits nach dem na­tür­li­chen Le­bens­sach­ver­halt, aus dem der Klä­ger die be­gehr­te Rechts­fol­ge her­lei­tet (BGH, Urt. v. 19.12.1991 – IX ZR 96/91, BGHZ 117, 1, 6; Urt. v. 06.12.2004 – II ZR 394/02, NJW-RR 2005, 437). Zwar hat die Klä­ge­rin zu­letzt ei­ne Ver­ur­tei­lung des Be­klag­ten zu ei­ner Zah­lung be­an­tragt, die ih­re ei­ge­ne Leis­tung in Hö­he von 420 € über­steigt. Auch hat sie schon zur Be­grün­dung des ur­sprüng­lich gel­tend ge­mach­ten An­spruchs auf Her­aus­ga­be des un­gleich­ar­ti­gen Vor­teils vor­ge­tra­gen, sie ha­be nach dem rechts­kräf­ti­gen Ur­teil im Vor­pro­zess 420 € nebst Zin­sen an den Be­klag­ten ge­zahlt. Gleich­wohl hat die Klä­ge­rin auch nach Um­stel­lung ih­rer Kla­ge in zwei­ter In­stanz ih­ren Zah­lungs­an­trag al­lein mit dem Wei­ter­ver­kauf des Fahr­zeugs durch den Be­klag­ten ge­recht­fer­tigt. Die Er­stat­tung ih­rer in Er­fül­lung ih­rer Scha­dens­er­satz­pflicht an den Be­klag­ten zu­vor er­brach­ten Zah­lung in Hö­he von 420 € hat die Klä­ge­rin da­ge­gen zu kei­nem Zeit­punkt und auch nicht hilfs­wei­se be­gehrt. Da­mit war die Leis­tung der Klä­ge­rin zu kei­nem Zeit­punkt auch nur hilfs­wei­se Ge­gen­stand und Grund ih­res zu­letzt auf Zah­lung von 5.500 € ge­rich­te­ten An­trags.

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