Der Schutz­zweck der Richt­li­nie 46/2007/EG1Richt­li­nie 2007/46/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 05.09.2007 zur Schaf­fung ei­nes Rah­mens für die Ge­neh­mi­gung von Kraft­fahr­zeu­gen und Kraft­fahr­zeug­an­hän­gern so­wie von Sys­te­men, Bau­tei­len und selbst­stän­di­gen tech­ni­schen Ein­hei­ten für die­se Fahr­zeu­ge (Rah­men­richt­li­nie), ABl. 2007 L 263, 1. (Typ­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­rens-Richt­li­nie) so­wie der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007/EG2Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 20.06.2007 über die Typ­ge­neh­mi­gung von Kraft­fahr­zeu­gen hin­sicht­lich der Emis­sio­nen von leich­ten Per­so­nen­kraft­wa­gen und Nutz­fahr­zeu­gen (Eu­ro 5 und Eu­ro 6)und über den Zu­gang zu Re­pa­ra­tur-und War­tungs­in­for­ma­tio­nen für Fahr­zeu­ge, Abl. 2007 L 171, 1. (Fahr­zeu­ge­mis­sio­nen-Ver­ord­nung) er­streckt sich auch im Hin­blick auf mög­li­che Scha­dens­er­satz­an­sprü­che ge­gen die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land we­gen feh­ler­haf­ter Er­tei­lung ei­ner Typ­ge­neh­mi­gung durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt und un­zu­rei­chen­der Um­set­zung der bei­den Re­gel­wer­ke nicht auf das wirt­schaft­li­che Selbst­be­stim­mungs­recht der Fahr­zeug­käu­fer (Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316; Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 5/20, NJW 2020, 2798; Beschl. v. 01.09.2021 – VII ZR 59/21, ju­ris).

BGH, Be­schluss vom 10.02.2022 – III ZR 87/21

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt die be­klag­te Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land im Zu­sam­men­hang mit dem Er­werb ei­nes mit ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung für die Ab­gas­rei­ni­gung ver­se­he­nen Kraft­fahr­zeugs auf Amts­haf­tung in An­spruch.

Er er­warb am 12.09.2014 für 35.440 € ei­nen ge­brauch­ten Au­di A4 mit ei­ner Lauf­leis­tung von 11.303 km. Die­ses Fahr­zeug ist mit ei­nem Die­sel­mo­tor des Typs EA189 aus­ge­stat­tet. Der Klä­ger wirft der Be­klag­ten ins­be­son­de­re vor, durch ih­re zu­stän­di­ge Typ­ge­neh­mi­gungs­be­hör­de – das Kraft­fahrt-Bun­des­amt – für den in Re­de ste­hen­den Fahr­zeug­typ ei­ne feh­ler­haf­te Typ­ge­neh­mi­gung er­teilt und Art. 46 der Richt­li­nie 46/2007/EG un­zu­rei­chend um­ge­setzt und kein aus­rei­chen­des Sank­ti­ons­sys­tem er­las­sen zu ha­ben. Durch die­se Pflicht­ver­let­zun­gen sei er zum Ab­schluss des Kauf­ver­trags ge­bracht wor­den, den er sonst nicht ge­schlos­sen hät­te. Die Be­klag­te haf­te ihm da­her auf Scha­dens­er­satz.

Der Klä­ger hat zu­letzt be­an­tragt fest­zu­stel­len, dass die Be­klag­te be­züg­lich sei­nes Fahr­zeugs zum Er­satz der Schä­den ver­pflich­tet sei, die ihm dar­aus ent­stün­den, dass die Be­kla­ge es un­ter­las­sen ha­be, auf­grund Art. 46 der Richt­li­nie 2007/46/EG wirk­sa­me, ver­hält­nis­mä­ßi­ge und ab­schre­cken­de Sank­tio­nen zu er­las­sen, und dass sie leicht­fer­tig die Er­tei­lung der Typ­ge­neh­mi­gung vom 12.12.2013 mit der Typ­ge­neh­mi­gungs­num­mer e1*2001/​116*0430*30 zu­ge­las­sen und das ent­spre­chen­de Ver­fah­ren un­zu­rei­chend über­wacht ha­be, hilfs­wei­se, dass die Be­klag­te die in Re­de ste­hen­de Typ­ge­neh­mi­gung er­teilt ha­be. Hilfs­wei­se hat der Klä­ger er­rei­chen wol­len, dass die Be­klag­te an ihn 35.440 € nebst Rechts­hän­gig­keits­zin­sen, Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des von ihm er­wor­be­nen Fahr­zeugs so­wie ge­gen Zah­lung ei­ner in das Er­mes­sen des Ge­richts ge­stell­ten Nut­zungs­ent­schä­di­gung, zah­len muss.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge als un­zu­läs­sig ab­ge­wie­sen; die Be­ru­fung des Klä­gers hat kei­nen Er­folg ge­habt. Mit der Re­vi­si­on, de­ren Zu­las­sung der Klä­ger er­streb­te, woll­te er sein Be­geh­ren in vol­lem Um­fang wei­ter­ver­fol­gen. Die Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de hat­te in­des kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [5]    II. 1. Die Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de ist zu­läs­sig; sie ist ins­be­son­de­re statt­haft, weil der Wert der Be­schwer des Klä­gers durch das an­ge­foch­te­ne Ur­teil 20.000 € über­steigt. Die­se rich­tet sich vor­lie­gend nach dem ab­ge­wie­se­nen hilfs­wei­se ge­stell­ten Zah­lungs­an­trag. Ob das Ober­lan­des­ge­richt zur Ent­schei­dung über die­sen erst­mals im Be­ru­fungs­ver­fah­ren ge­stell­ten An­trag be­ru­fen war, ist frag­lich (vgl. Se­nat, Urt. v. 03.11.2016 – III ZR 84/15, NJW-RR 2015, 56 Rn. 14 ff.), kann aber da­hin­ste­hen, da für die Be­mes­sung der Be­schwer al­lein maß­geb­lich ist, dass es hier­über tat­säch­lich ent­schie­den hat.

[6]    Sind Haupt- und Hilfs­an­trag ab­ge­wie­sen wor­den, rich­tet sich die Be­schwer bei wirt­schaft­lich iden­ti­schem Streit­ge­gen­stand nach dem hö­he­ren An­spruch (Hein­rich, in: Mu­sielak/​Voit, ZPO, 18. Aufl., § 5 Rn. 12). Wirt­schaft­li­che Iden­ti­tät liegt vor, wenn die in ein Even­tual­ver­hält­nis ge­stell­ten An­sprü­che nicht in der Wei­se ne­ben­ein­an­der be­ste­hen kön­nen, dass die vom Klä­ger ge­setz­te Be­din­gung fort­ge­dacht al­len statt­ge­ge­ben wer­den könn­te, son­dern dass die Ver­ur­tei­lung ge­mäß dem ei­nen An­trag not­wen­di­ger­wei­se die Ab­wei­sung des an­de­ren An­trags nach sich zö­ge (vgl. Se­nat, Beschl. v. 27.02.2003 – III ZR 115/02, NJW-RR 2003, 713; BGH, Beschl. v. 12.04.2010 – II ZR 34/07, ju­ris Rn. 4; Beschl. v. 06.06.2013 – I ZR 190/11, ju­ris Rn. 11). Dies ist hier der Fall. Mit dem hilfs­wei­se ge­stell­ten Zah­lungs­an­trag macht der Klä­ger wirt­schaft­lich die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags gel­tend, wo­hin­ge­gen Ge­gen­stand der Fest­stel­lungs­an­trä­ge sol­che Schä­den sind, die dem Klä­ger bei ei­nem Ver­bleib des Fahr­zeugs bei ihm ent­ste­hen (Min­der­wert). Er kann aber nur den ei­nen oder den an­de­ren Scha­den er­setzt ver­lan­gen, so­dass er nicht bei­de An­sprü­che ne­ben­ein­an­der gel­tend ma­chen kann.

[7]    Den Wert des Zah­lungs­an­trags hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung be­mes­sen (vgl. BGH, Beschl. v. 23.02.2021 – VI ZR 1191/20, VersR 2021, 668 Rn. 6; Beschl. v. 12.10.2021 – VI­II ZR 255/20, NJW 2022, 194 Rn. 16 ff.) und mit 22.553,61 € be­wer­tet, wo­ge­gen nichts zu er­in­nern ist.

[8]    2. Die Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de ist je­doch un­be­grün­det. Die Re­vi­si­on war nicht we­gen grund­sätz­li­cher Be­deu­tung ge­mäß § 543 II Nr. 1 ZPO auf­grund ei­ner sich in ei­nem künf­ti­gen Re­vi­si­ons­ver­fah­ren er­ge­ben­den Not­wen­dig­keit ei­nes Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chens an den EuGH zu­zu­las­sen (vgl. hier­zu BVerfG [1. Kam­mer des Ers­ten Se­nats], Beschl. v. 08.10.2015 – 1 BvR 137/13, NVwZ 2016, 378 Rn. 11). Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Vor­la­ge der Sa­che an den EuGH ge­mäß Art. 267 I und III AEUV zu der von der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de an­ge­führ­ten Fra­ge, ob be­zie­hungs­wei­se in­wie­weit die hier re­le­van­ten Nor­men der Richt­li­nie 2007/46/EG und der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 20.06.2007 über die Typ­ge­neh­mi­gung von Kraft­fahr­zeu­gen hin­sicht­lich der Emis­sio­nen von leich­ten Per­so­nen­kraft­wa­gen und Nutz­fahr­zeu­gen (Eu­ro 5 und Eu­ro 6) und über den Zu­gang zu Re­pa­ra­tur- und War­tungs­in­for­ma­tio­nen für Fahr­zeu­ge (ABl. 2007 L 171, 1) im Ver­hält­nis Käu­fer – Mit­glied­staa­ten den Schutz der Käu­fer ei­nes Fahr­zeugs vor Ver­stö­ßen des Her­stel­lers be­zwe­cken, lie­gen nicht vor.

[9]    a) Das Be­ru­fungs­ge­richt ist zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass die frag­li­chen Nor­men die In­ter­es­sen der Er­wer­ber in Be­zug auf die Ge­währ­leis­tung der Erst­zu­las­sung und hin­sicht­lich des In­ter­es­ses am Fort­be­stand der Be­triebs­er­laub­nis schüt­zen (S. 5 des Hin­weis­be­schlus­ses). In­so­fern ver­lei­hen die­se Nor­men im Sin­ne der Recht­spre­chung des EuGH dem Ein­zel­nen Rech­te; hier­für ge­nügt es, dass ei­ne Norm dar­auf ab­zielt, ei­nem hin­rei­chend be­stimm­ten Per­so­nen­kreis ein Recht ein­zu­räu­men, des­sen In­halt sich an­hand der ver­letz­ten Norm er­mit­teln lässt (EuGH, Urt. v. 19.11.1991 – C-6/90 und C-9/90, Slg. 1991, I-5357 = ECLI:EU:C:1991:428 = NJW 1992, 165 Rn. 11 f. – Fran­co­vich u. a.; BeckOGK/​Dörr, Stand: 01.11.2021, § 839 BGB Rn. 884; vgl. auch Se­nat, Beschl. v. 24.11.2005 – III ZR 4/05, NJW 2006, 690 Rn. 6 f.).

[10]   b) Es fehlt je­doch an dem un­mit­tel­ba­ren Kau­sal­zu­sam­men­hang zwi­schen ei­nem – un­ter­stell­ten – qua­li­fi­zier­ten Ver­stoß ge­gen das Uni­ons­recht und dem gel­tend ge­mach­ten Scha­den.

[11]   Der uni­ons­recht­li­che Staats­haf­tungs­an­spruch setzt ei­nen un­mit­tel­ba­ren Zu­sam­men­hang zwi­schen der Ver­let­zung der Norm und dem gel­tend ge­mach­ten Scha­den vor­aus (EuGH, Urt. v. 05.03.1996 – C-46/93 und C-48/93, Slg. 1996, I?1029 = ECLI:EU:C:1996:79 = NJW 1996, 1267 Rn. 51 – Bras­se­rie du pêcheur und Fac­tor­ta­me; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 24.10.1996 – III ZR 127/91, BGHZ 134, 30, 37; Beschl. v. 24.11.2005 – III ZR 4/05, NJW 2006, 690 Rn. 6 f.). Die Prü­fung die­ses Zu­sam­men­hangs, die von den na­tio­na­len Ge­rich­ten vor­zu­neh­men ist (vgl. EuGH, Urt. v. 05.03.1996 – C-46/93 und C-48/93, Slg. 1996, I?1029 = ECLI:EU:C:1996:79 = NJW 1996, 1267 Rn. 65 – Bras­se­rie du pêcheur und Fac­tor­ta­me; Urt. v. 13.03.2007 – C-524/04, Slg. 2007, I-2107 = ECLI:EU:C:2007:161 = IS­tR 2007, 249 Rn. 122 – Test Clai­mants in the Thin Cap Group Li­ti­ga­ti­on; Urt. v. 14.03.2013 – C-420/11, ECLI:EU:C:2013:166 = NVwZ 2013, 565 Rn. 47 – Leth; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 24.10.1996 – III ZR 127/91, BGHZ 134, 30, 39 f.), er­folgt un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Na­tur der ver­letz­ten Norm (vgl. EuGH, Urt. v. 14.03.2013 – C-420/11, ECLI:EU:C:2013:166 = NVwZ 2013, 565 Rn. 45 f. – Leth). Der Sa­che nach be­deu­tet dies, dass die Fra­ge, ob dem Ein­zel­nen durch ei­ne Norm des Uni­ons­rechts ein Recht ver­lie­hen wor­den ist, durch Schutz­zweck­über­le­gun­gen der ver­letz­ten Norm zu er­gän­zen ist, um den zu er­set­zen­den Scha­den nä­her zu be­stim­men (vgl. BeckOGK/​Dörr, a. a. O., § 839 BGB Rn. 917). Ein Scha­den, der nicht in den Schutz­be­reich des ver­letz­ten Uni­ons­rechts fällt, ist nicht er­satz­fä­hig (vgl. Se­nat, Beschl. v. 24.11.2005 – III ZR 4/05, NJW 2006, 690 Rn. 11).

[12]   Die in Re­de ste­hen­den Nor­men be­zwe­cken nicht den Schutz vor den vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten Schä­den.

[13]   Zwar ha­ben die Richt­li­nie 2007/46/EG und die Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 in­so­fern dritt­schüt­zen­de Wir­kung zu­guns­ten der Fahr­zeu­ger­wer­ber, als de­ren In­ter­es­se be­trof­fen ist,

„dass ein er­wor­be­nes Fahr­zeug zur Nut­zung im Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­sen wird und dass die­se Nut­zung nicht auf­grund man­geln­der Über­ein­stim­mung mit dem ge­neh­mig­ten Typ bzw. den für die­sen Typ gel­ten­den Rechts­vor­schrif­ten un­ter­sagt wird“

(Stel­lung­nah­me der Eu­ro­päi­schen Kom­mis­si­on in der auf­grund des Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chens des LG Ge­ra, in­zwi­schen aber aus dem Re­gis­ter des EuGH ge­stri­che­nen Rechts­sa­che C-663/19 v. 19.12.2019 Rn. 75 ff.; BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 75). Die Ver­let­zung die­ses In­ter­es­ses macht der Klä­ger je­doch nicht gel­tend. Sein Fahr­zeug ist zu­ge­las­sen und die Be­triebs­er­laub­nis nicht wie­der ent­zo­gen wor­den. Es kom­men al­len­falls mit­tel­ba­re Fol­ge­schä­den, die sich aus der blo­ßen – hier aber nicht als kon­kret und ernst­lich dro­hend dar­ge­leg­ten – Ge­fahr ei­ner Be­triebs­un­ter­sa­gung in Be­tracht.

[14]   Viel­mehr macht der Klä­ger als ver­letz­tes Schutz­gut sein wirt­schaft­li­ches Selbst­be­stim­mungs­recht und da­mit den Schutz des Käu­fers vor dem Ab­schluss ei­nes un­ge­woll­ten Ver­trags gel­tend. Die­se In­ter­es­sen wer­den je­doch vom Schutz­zweck der Richt­li­nie 2007/46/EG und der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 nicht er­fasst. Der Se­nat schließt sich in­so­weit den über­zeu­gen­den Aus­füh­run­gen des VI. Zi­vil­se­nats in sei­nen Ur­tei­len vom 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 76 ff. – und vom 30.07.2020 – VI ZR 5/20, NJW 2020, 2798 Rn. 10 ff. – an, die auch der VII. Zi­vil­se­nat teilt (Beschl. v. 01.09.2021 – VII ZR 59/21, ju­ris Rn. 3).

[15]   Dass ein wei­ter­ge­hen­der Schutz­zweck be­stün­de, er­gibt sich ent­ge­gen der An­sicht der Be­schwer­de auch nicht aus der be­reits er­wähn­ten Stel­lung­nah­me der Eu­ro­päi­schen Kom­mis­si­on vom 19.12.2019. Zwar ist die­ser die Auf­fas­sung der Kom­mis­si­on zu ent­neh­men, die Richt­li­nie 2007/46/EG und die Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 hät­ten zu­guns­ten der Fahr­zeug­käu­fer dritt­schüt­zen­de Wir­kung. Je­doch er­gibt sich aus der Rand­num­mer 75, wie be­reits aus­ge­führt, dass Schutz­zweck nur ist, dass ein er­wor­be­nes Fahr­zeug zur Nut­zung im Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­sen wird und bleibt.

[16]   Ent­ge­gen der An­sicht der Be­schwer­de folgt auch nichts Ab­wei­chen­des aus dem Um­stand, dass die vor­zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen An­sprü­che ge­gen die Her­stel­ler der be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge be­tra­fen, wäh­rend im vor­lie­gen­den Fall ei­ne For­de­rung we­gen ei­nes Ver­sto­ßes des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes ge­gen die vor­ge­nann­ten Re­gel­wer­ke gel­tend ge­macht wird (na­ment­lich Art. 8, 11, 12, 26 und 46 der Richt­li­nie 2007/46/EG). Die Pflich­ten der Typ­ge­neh­mi­gungs­be­hör­den die­nen da­zu, die Ein­hal­tung der für die Fahr­zeug­her­stel­ler gel­ten­den Pflich­ten zu si­chern. Ha­ben die­se in Rich­tung auf die Käu­fer, wie aus­ge­führt, le­dig­lich den Schutz­zweck, die Zu­las­sung der Fahr­zeu­ge zu ge­währ­leis­ten, spricht nichts da­für, dass die Pflich­ten der Typ­ge­neh­mi­gungs­be­hör­de ge­gen­über die­sem Per­so­nen­kreis ei­nen wei­ter­ge­hen­den oder an­de­ren In­halt ha­ben. Im Ge­gen­teil wer­den die Be­hör­den in ers­ter Li­nie im öf­fent­li­chen In­ter­es­se tä­tig und sind vor al­lem von dem – vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten – Ab­schluss ei­nes (un­er­wünsch­ten) Ver­trags sach­lich wei­ter ent­fernt als der Fahr­zeug­her­stel­ler.

[17]   c) Die Rich­tig­keit der vor­ste­hen­den Er­wä­gun­gen steht zur Über­zeu­gung des Se­nats mit der nach der Ac­te-clair-Dok­trin er­for­der­li­chen Ge­wiss­heit (vgl. hier­zu z. B. EuGH, Urt. v. 06.10.1982 – Rs. 283/81, Slg. 1982, 3415 = ECLI:EU:C:1982:335 = NJW 1983, 1257, 1258 – CIL­FIT u. a.; Urt. v. 09.09.2015 – C-160/14, ECLI:EU:C:2015:565 = EuZW 2016, 111 Rn. 38 ff. – Fer­rei­ra da Sil­va e Bri­to u. a.; Se­nat, Urt. v. 17.04.2014 – III ZR 87/13, BGHZ 201, 11 Rn. 29) fest. Der Se­nat nimmt zu­nächst eben­falls in­so­weit auf die Ur­tei­le des VI. Zi­vil­se­nats vom 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 77 – und vom 30.07.2020 – VI ZR 5/20, NJW 2020, 2798 Rn. 16 – so­wie auf den Be­schluss des VII. Zi­vil­se­nats vom 01.09.2021 – VII ZR 59/21, ju­ris Rn. 1 f. – und macht sich die dor­ti­gen Aus­füh­run­gen zu ei­gen.

[18]   Auch we­gen der er­gän­zen­den Er­wä­gung des Se­nats, dass der Schutz­zweck der der Typ­ge­neh­mi­gungs­be­hör­de ob­lie­gen­den Pflich­ten in Be­zug auf die Fahr­zeu­ger­wer­ber nicht wei­ter geht oder ein an­de­rer ist als der der Her­stel­ler­pflich­ten, ist ei­ne Vor­la­ge an den EuGH ge­mäß Art. 267 I und III AEUV nach Maß­ga­be der Ac­te-clair-Dok­trin ent­behr­lich. Die Schluss­fol­ge­rung des Se­nats liegt auf der Hand und wird zu­dem durch ei­ne Erst-recht-Wer­tung ge­stützt.

[19]   3. Von ei­ner wei­te­ren Be­grün­dung wird ab­ge­se­hen, weil sie nicht ge­eig­net wä­re, zur Klä­rung der Vor­aus­set­zun­gen bei­zu­tra­gen, un­ter de­nen ei­ne Re­vi­si­on zu­zu­las­sen ist (§ 544 VI 2 Halb­satz 2 ZPO).

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