Ei­nem Lea­sing­neh­mer steht bei ei­nem Lea­sing­ver­trag mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung kein ge­setz­li­ches Wi­der­rufs­recht nach § 506 II BGB oder in ent­spre­chen­der An­wen­dung die­ser Vor­schrift zu.

OLG Hamm, Ur­teil vom 04.09.2020 – 30 U 32/20

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der M-AG auf der Grund­la­ge ei­ner Be­stel­lung vom 04.12.2014 ei­nen Pkw zum Preis von 59.738,00 €. Hin­sicht­lich die­ses Fahr­zeugs schlos­sen die Par­tei­en so­dann un­ter dem 15.12.2014 ei­nen Lea­sing­ver­trag mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung, in den die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten ein­be­zo­gen wur­den. Ver­ein­bart wur­de, dass der Klä­ger 72 mo­nat­li­che Lea­sing­ra­ten in Hö­he von je­weils 684,49 € – ins­ge­samt 49.283,28 € – zahlt. Der Klä­ger er­hielt ei­ne „Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on“ so­wie die „Eu­ro­päi­sche[n] Stan­dard­in­for­ma­tio­nen für Ver­brau­cher­kre­di­te“.

Nach­dem der Klä­ger Ra­ten in Hö­he von ins­ge­samt 34.908,48 € ge­zahlt hat­te, er­klär­te er ge­gen­über der Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 12.10.2018 den Wi­der­ruf sei­ner auf den Ab­schluss des Lea­sing­ver­trags ge­rich­te­ten Wil­lens­er­klä­rung. Er for­der­te die Be­klag­te auf, ihm die ge­leis­te­ten Ra­ten Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs bis zum 26.10.2018 zu­rück­zu­zah­len. Die Be­klag­te wies mit Schrei­ben vom 15.10.2018 jeg­li­che An­sprü­che des Klä­gers zu­rück; ein Wi­der­rufs­recht zu­guns­ten des Klä­gers be­ste­he nicht mehr.

Mit sei­ner dar­auf­hin er­ho­be­nen Kla­ge hat der Klä­ger be­an­tragt, die Be­klag­te zur Zah­lung von 34.908,48 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw, zu ver­ur­tei­len. Au­ßer­dem hat der Klä­ger die Fest­stel­lung be­gehrt, dass der Be­klag­ten seit Zu­gang des Wi­der­rufs vom 12.10.2018 ge­gen ihn, den Klä­ger, kei­ne An­sprü­che auf Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen aus dem Lea­sing­ver­trag mehr hat. Schließ­lich hat der Klä­ger den Er­satz au­ßer­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.954,46 € nebst Zin­sen ver­langt.

Er meint, auf­grund des von ihm er­klär­ten – wirk­sa­men Wi­der­rufs – sei der Lea­sing­ver­trag rück­ab­zu­wi­ckeln. Bei Lea­sing­ver­trä­gen wie dem vor­lie­gen­den, wenn al­so ein Ver­brau­cher ein Fahr­zeug bei ei­nem Kfz-Händ­ler im Rah­men ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs er­wer­be und der Händ­ler die (voll­stän­di­ge oder teil­wei­se) Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses ver­mit­te­le, han­de­le es sich um ty­pi­sche Fi­nan­zie­rungs­hil­fen i. S. des § 506 BGB. Er, der Klä­ger, ha­be den Wi­der­ruf auch recht­zei­tig er­klärt, weil die 14-tä­gi­ge Wi­der­rufs­frist man­gels ord­nungs­ge­mä­ßer Be­leh­rung über das Wi­der­rufs­recht nicht in Lauf ge­setzt wor­den sein.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Für den Fall des voll­stän­di­gen oder teil­wei­sen Ob­sie­gens des Klä­gers hat sie im We­ge ei­ner Hilfs­wi­der­kla­ge be­an­tragt fest­zu­stel­len, dass der Klä­ger ver­pflich­tet ist, ihr Wert­er­satz in Hö­he der Dif­fe­renz zwi­schen dem Ver­kehrs­wert des Pkw zum Zeit­punkt der Über­ga­be und dem Ver­kehrs­wert zum Zeit­punkt der Her­aus­ga­be an sie, die Be­klag­te, zu leis­ten.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es im We­sent­li­chen aus­ge­führt, dass bei ei­nem Lea­sing­ver­trag mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung kein Wi­der­rufs­recht nach §§ 506 II, I, 495 BGB be­ste­he. Die in § 506 II BGB ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen lä­gen nicht vor. Auch ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung von § 506 II 1 Nr. 3 BGB schei­de man­gels plan­wid­ri­ger Re­ge­lungs­lü­cke aus. Ein ver­trag­li­ches Wi­der­rufs­recht ha­be der Klä­ger im Ok­to­ber 2018 je­den­falls des­halb nicht mehr wirk­sam aus­üben kön­nen, weil die da­für gel­ten­de 14-tä­gi­ge Wi­der­rufs­frist be­reits ab­ge­lau­fen ge­we­sen sei.

Die da­ge­gen ge­rich­te­te Be­ru­fung des Klä­gers, der da­mit sein Kla­ge­be­geh­ren wei­ter­ver­folg­te, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. Die Be­ru­fung des Klä­gers ist zu­läs­sig, aber un­be­grün­det. We­der be­ruht die Ent­schei­dung auf ei­ner Rechts­ver­let­zung (§ 546 ZPO), noch recht­fer­ti­gen die nach § 529 ZPO zu­grun­de zu le­gen­den Tat­sa­chen ei­ne an­de­re Ent­schei­dung (vgl. § 513 ZPO).

1. Im Hin­blick auf die Zu­läs­sig­keit der Kla­ge be­ste­hen kei­ne Be­den­ken.

Auch der Fest­stel­lungs­an­trag … ist zu­läs­sig. Ins­be­son­de­re be­steht ein be­son­de­res Fest­stel­lungs­in­ter­es­se des Klä­gers i. S. von § 256 I ZPO, denn der Klä­ger hat ein recht­li­ches In­ter­es­se dar­an, dass das Rechts­ver­hält­nis durch rich­ter­li­che Ent­schei­dung als­bald fest­ge­stellt wird.

Ein sol­ches In­ter­es­se ist in der Re­gel ge­ge­ben, wenn der Be­klag­te sich ei­nes An­spruchs ge­gen den Klä­ger be­rühmt. Die Rechts­stel­lung des Klä­gers ist schutz­wür­dig be­trof­fen, wenn der Be­klag­te gel­tend macht, aus dem be­ste­hen­den Rechts­ver­hält­nis kön­ne sich un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen ein An­spruch ge­gen den Klä­ger er­ge­ben. In­so­weit ist aus­rei­chend, wenn der Be­klag­te die Wirk­sam­keit des Wi­der­rufs be­strei­tet und da­mit das Fort­be­ste­hen ver­trag­li­cher Er­fül­lungs­an­sprü­che be­haup­tet (vgl. BGH, Urt. v. 16.05.2017 – XI ZR 586/15, NJW 2017, 2340 Rn. 15).

So liegt der Fall hier. Denn die Be­klag­te be­strei­tet die Wirk­sam­keit des Wi­der­rufs und be­ruft sich auf das Be­ste­hen des Ver­trags­ver­hält­nis­ses und der dar­aus re­sul­tie­ren­den Leis­tungs­an­sprü­che.

Ein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se ent­fällt auch nicht des­halb, weil der Klä­ger … die Rück­zah­lung der ge­leis­te­ten Lea­sing­ra­ten ver­langt. An­ders als im Fal­le ei­ner po­si­ti­ven Fest­stel­lungs­kla­ge wird das wirt­schaft­li­che In­ter­es­se des Klä­gers durch die Leis­tungs­kla­ge ge­rich­tet auf Rück­ge­währ er­brach­ter Leis­tun­gen nicht ab­ge­deckt, denn die ne­ga­ti­ve Fest­stel­lungs­kla­ge geht in­so­weit dar­über hin­aus (vgl. BGH, Urt. v. 16.05.2017 – XI ZR 586/15, NJW 2017, 2340 Rn. 16).

2. Al­ler­dings hat die Be­ru­fung des Klä­gers in der Sa­che kei­nen Er­folg.

a) Das Land­ge­richt hat zu Recht ei­nen An­spruch des Klä­gers auf Rück­zah­lung ge­leis­te­ter Lea­sing­ra­ten in Hö­he von 34.908,48 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des Pkw mit der Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer … ver­neint. Denn vor­lie­gend fehlt es an ei­nem wirk­sa­men Wi­der­ruf durch den Klä­ger. Die­sem stand kein Wi­der­rufs­recht zu.

aa) Ein ge­setz­li­ches Wi­der­rufs­recht ge­mäß § 355 I 1, §§ 495 I, 506 I 1 BGB konn­te der Klä­ger für sich nicht in An­spruch neh­men. Denn die Vor­schrift des § 506 I, II BGB ist auf ei­nen Lea­sing­ver­trag, der auf ei­ner Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung ba­siert, nicht an­wend­bar, da es sich hier­bei nicht um ei­ne sons­ti­ge Fi­nan­zie­rungs­hil­fe i. S. von § 506 I, II BGB han­delt.

(1) Ei­ne un­mit­tel­ba­re An­wen­dung von § 506 I, II BGB schei­det aus, weil die Vor­aus­set­zun­gen der § 506 II 1 Nr. 1 bis 3 BGB nicht vor­lie­gen.

Ei­ne Ver­pflich­tung zum Er­werb des Ge­gen­stan­des i. S. von § 506 II 1 Nr. 1 BGB ist aus dem Lea­sing­ver­trag nicht er­sicht­lich und wird von den Par­tei­en auch nicht vor­ge­tra­gen. Nach XVI 6 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten ist der Er­werb des Fahr­zeugs durch den Lea­sing­neh­mer nach Ver­trags­ab­lauf so­gar aus­ge­schlos­sen.

Auch die Vor­aus­set­zun­gen von § 506 II 1 Nr. 2 BGB sind nicht er­füllt. Es be­ste­hen kei­ner­lei An­halts­punk­te da­für, dass die Be­klag­te als Un­ter­neh­me­rin von dem Klä­ger als Ver­brau­cher den Er­werb des Lea­sing­ge­gen­stands ver­lan­gen kann.

Schließ­lich liegt auch kei­ne ent­gelt­li­che Fi­nan­zie­rungs­hil­fe i. S. von § 506 I, II 1 Nr. 3 BGB vor. Denn die Par­tei­en ha­ben nicht ver­ein­bart, dass der Klä­ger bei Be­en­di­gung des Ver­trags für ei­nen be­stimm­ten Wert des Ge­gen­stands ein­zu­ste­hen hat.

Nach der Be­grün­dung des Ge­set­zes­ent­wurfs (BT-Drs. 16/11643, S. 92) er­fasst § 506 II 1 Nr. 3 BGB die Fäl­le, in de­nen der Ver­brau­cher ei­ne Rest­wert­ga­ran­tie über­nimmt. Ein „be­stimm­ter Wert“ ist nach der Ge­set­zes­be­grün­dung ein sol­cher, der im Ver­trag als fes­te Zahl ver­ein­bart ist.

Nach dem vor­lie­gen­den Lea­sing­ver­trag über­nimmt der Klä­ger als Lea­sing­neh­mer kei­ne Rest­wert­ga­ran­tie. Es ist in­so­weit auch kein be­stimm­ter Wert ver­ein­bart. Viel­mehr ent­hält der Lea­sing­ver­trag ei­ne Be­stim­mung zu mo­nat­li­chen Lea­sing­ra­ten so­wie zu den Mehr- und Min­der­ki­lo­me­ter-Be­trä­gen. Die Ab­rech­nung er­folgt al­so auf der Grund­la­ge der ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter und nicht an­hand ei­ner fes­ten Zahl für den Wert des Ge­gen­stands.

Auch die nach XVI 2 in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten ent­hal­te­ne Pflicht zum Min­der­wert­aus­gleich führt nicht zu ei­ner An­wen­dung von § 506 II 1 Nr. 3 BGB. Denn auch in­so­weit liegt kein „be­stimm­ter Wert des Ge­gen­stands“ vor, der als fes­te Zahl ver­ein­bart ist. Viel­mehr ist bei Ver­trags­schluss of­fen, ob und wenn ja in wel­cher Hö­he ein Aus­gleich zum En­de der Ver­trags­lauf­zeit vor­zu­neh­men ist.

Die An­nah­me ei­ner Fi­nan­zie­rungs­hil­fe i. S. von § 506 I BGB oh­ne Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen von § 506 II BGB ist nicht mög­lich. Denn § 506 I BGB stellt in­so­weit kei­nen Auf­fang­tat­be­stand dar. Aus der Ge­set­zes­be­grün­dung geht die ein­deu­ti­ge In­ten­ti­on des Ge­setz­ge­bers her­vor, dass es sich bei der Auf­zäh­lung in § 506 II BGB um ei­ne ab­schlie­ßen­de han­delt (so auch OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 02.10.2012 – 24 U 15/12, NJW-RR 2013, 1069). Hier­für spre­chen auch der Wort­laut des § 506 II BGB („… gel­ten als ent­gelt­li­che Fi­nan­zie­rungs­hil­fe, wenn ver­ein­bart ist, dass …“) so­wie die al­ter­na­ti­ve Auf­zäh­lung.

(2) Auch ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung von § 506 II 1 Nr. 3 BGB kommt nicht in Be­tracht. Denn es fehlt an ei­ner plan­wid­ri­gen Re­ge­lungs­lü­cke wie auch an ei­ner ver­gleich­ba­ren In­ter­es­sen­la­ge.

Die ent­spre­chen­de An­wen­dung ei­ner Vor­schrift setzt ei­ne Ge­set­zes­lü­cke im Sin­ne ei­ner plan­wid­ri­gen Un­voll­stän­dig­keit des Ge­set­zes vor­aus. Ob ei­ne sol­che Ge­set­zes­lü­cke vor­liegt, ist vom Stand­punkt des Ge­set­zes und der ihm zu­grun­de lie­gen­den Re­ge­lungs­ab­sicht zu be­ur­tei­len. Das Ge­setz muss al­so, ge­mes­sen an sei­ner ei­ge­nen Re­ge­lungs­ab­sicht, un­voll­stän­dig sein (vgl. BGH, Urt. v. 28.05.2008 – VI­II ZR 126/07, BeckRS 2008, 11430 Rn. 7). Dies ist vor­lie­gend nicht der Fall.

(a) Der 24. Zi­vil­se­nat des OLG Düs­sel­dorf hat zwar in ei­ner Ent­schei­dung vom 02.10.2012 (24 U 15/12, NJW-RR 2013, 1069) ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung von § 506 II 1 Nr. 3 BGB für Lea­sing­ver­trä­ge mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung und da­mit auch das Vor­lie­gen ei­ner plan­wid­ri­gen Re­ge­lungs­lü­cke be­jaht (in die­sem Sin­ne auch MünchKomm-BGB/Schürn­brand/We­ber, BGB, 8. Auf. [2019], § 506 Rn. 5; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 79. Aufl. [2020], § 506 Rn. 5). Zur Be­grün­dung hat er ins­be­son­de­re auf die Recht­spre­chung des BGH zum Ver­brau­cher­kre­dit­ge­setz (vgl. BGH, Urt. v. 24.04.1996 – VI­II ZR 150/95, NJW 1996, 2033; Urt. v. 11.03.1998 – VI­II ZR 205/97, NJW 1998, 1637) hin­ge­wie­sen, wo­nach Kraft­fahr­zeug-Lea­sing­ver­trä­ge mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung als Fi­nan­zie­rungs­lea­sing­ver­trä­ge i. S. des § 3 II Nr. 1 Ver­brKrG und da­mit als Kre­dit­ver­trä­ge in Form ei­ner sons­ti­gen Fi­nan­zie­rungs­hil­fe i. S. von § 1 II Ver­brKrG zu qua­li­fi­zie­ren sei­en. Im Hin­blick dar­auf sei es – so das OLG Düs­sel­dorf – zu er­war­ten ge­we­sen, dass sich der Ge­setz­ge­ber in der Ge­set­zes­be­grün­dung mit die­ser Recht­spre­chung aus­ein­an­der­ge­setzt hät­te, wenn mit der ge­setz­li­chen Neu­re­ge­lung ei­ne so weit­rei­chen­de Rechts­än­de­rung ge­wollt ge­we­sen wä­re. Fer­ner sei die wei­te­re Ein­be­zie­hung der Lea­sing­ver­trä­ge mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung in das ver­brau­cher­schüt­zen­de Re­gel­werk auch in der Sa­che ge­recht­fer­tigt. Der Lea­sing­ge­ber er­hal­te in die­sen Fäl­len, an­ders als der Ver­mie­ter, durch ent­spre­chen­de Kal­ku­la­ti­on der Lea­sing­ra­ten und die an­schlie­ßen­de Ver­wer­tung des Fahr­zeugs je­den­falls in al­ler Re­gel oh­ne er­neu­tes Ver­lea­sen ei­ne Voll­amor­ti­sa­ti­on. Dann sei der Lea­sing­neh­mer aber auch in glei­cher Wei­se schutz­wür­dig wie bei Ver­trags­ge­stal­tun­gen mit kal­ku­lier­tem und be­zif­fer­tem Rest­wert.

(b) Dem­ge­gen­über ist in der neue­ren Recht­spre­chung über­wie­gend die Auf­fas­sung ver­tre­ten wor­den, der Ge­setz­ge­ber ha­be Lea­sing­ver­trä­ge mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung be­wusst nicht als sons­ti­ge Fi­nan­zie­rungs­hil­fen i. S. von § 506 I, II BGB qua­li­fi­zie­ren wol­len (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 18.06.2020 – 32 U 7119/19, BeckRS 2020, 13248, Rn. 21 ff.; OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 03.06.2020 – 17 U 813/19, BeckRS 2020, 16135, Rn. 19 ff.; OLG Mün­chen, Beschl. v. 30.03.2020 – 32 U 5462/19, BeckRS 2020, 5137, Rn. 15 ff.; OLG Bran­den­burg, Beschl. v. 11.02.2020 – 1 U 73/19; OLG Stutt­gart, Urt. v. 29.10.2019 – 6 U 338/18, NJW-RR 2020, 299 Rn. 17 ff.).

(c) Letz­te­rer Auf­fas­sung schließt sich der Se­nat an.

Aus der Tat­sa­che, dass die Ge­set­zes­be­grün­dung Lea­sing­ver­trä­ge mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung nicht er­wähnt und auch nicht auf die an­ge­führ­te Recht­spre­chung des BGH zu der ent­spre­chen­den An­wen­dung der Vor­schrif­ten des Ver­brau­cher­kre­dit­ge­set­zes für Fi­nan­zie­rungs­lea­sing­ver­trä­ge auf Lea­sing­ver­trä­ge mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung ein­geht, folgt nicht, dass die­se Ver­trä­ge eben­falls vom Re­ge­lungs­zweck des § 506 I, II BGB um­fasst sein soll­ten (so aber OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 02.10.2012 – 24 U 15/12, NJW-RR 2013, 1069, 1070 f.). Viel­mehr spricht al­les da­für, dass der Ge­setz­ge­ber die Lea­sing­ver­trä­ge mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung be­wusst nicht dem An­wen­dungs­be­reich des § 506 Abs. 2 S. 1 Nr. 3 BGB un­ter­wor­fen hat.

Es ist zum ei­nen schon fern­lie­gend, dass ihm die Recht­spre­chung des BGH oder die Exis­tenz von Lea­sing­ver­trä­gen mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung un­be­kannt war und des­halb kei­ne Aus­ein­an­der­set­zung hier­mit er­folgt ist (vgl. OLG Mün­chen, Beschl. v. 30.03.2020 – 32 U 5462/19, BeckRS 2020, 5137 Rn. 24). Zum an­de­ren han­delt es sich bei § 506 BGB um ei­ne Neu­re­ge­lung, die auf ei­ner von den vor­he­ri­gen Re­ge­lun­gen ab­wei­chen­den Re­ge­lungs­ab­sicht be­ruht, wie aus der Ge­set­zes­be­grün­dung deut­lich her­vor­geht (vgl. OLG Stutt­gart, Urt. v. 29.10.2019 – 6 U 338/18, NJW-RR 2020, 299 Rn. 37). Den Ent­schei­dun­gen des BGH lag dem­ge­gen­über ei­ne an­de­re, nicht ver­gleich­ba­re ge­setz­li­che Re­ge­lung zu­grun­de.

Der BGH ist in sei­nen Ent­schei­dun­gen aus den Jah­ren 1996 und 1998 da­von aus­ge­gan­gen, dass das Ver­brau­cher­kre­dit­ge­setz Voll- und Teil­amor­ti­sa­ti­ons­ver­trä­ge er­fasst. Es ma­che kei­nen Un­ter­schied, auf wel­che Wei­se die Amor­ti­sa­ti­on her­bei­ge­führt wer­de, ob al­so durch Zah­lung von Lea­sing­ra­ten oder teils durch Lea­sing­ra­ten, teils über den Aus­gleich des kal­ku­lier­ten Rest­werts des Lea­sing­ob­jekts. Ei­ne voll­stän­di­ge Ent­las­tung des Lea­sing­neh­mers vom Rest­wer­t­ri­si­ko lie­ge auch in den Fäl­len des Lea­sing­ver­trags mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung nicht vor. Denn die­ser sei ver­trag­lich ver­pflich­tet, den Min­der­wert des Fahr­zeugs aus­zu­glei­chen. Dem Lea­sing­ge­ber ver­blei­be le­dig­lich das – ge­ring zu ver­an­schla­gen­de – Ri­si­ko der Markt­gän­gig­keit des Fahr­zeugs bei Ver­trags­ab­lauf und der rich­ti­gen in­ter­nen Kal­ku­la­ti­on des Rest­werts. Er­zie­le der Lea­sing­ge­ber bei Ki­lo­me­ter­ab­rech­nungs­ver­trä­gen durch die Ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs ei­nen Ge­winn, müs­se er zu­dem dar­an den Lea­sing­neh­mer an­ders als bei Teil­amor­ti­sa­ti­ons­ver­trä­gen nicht be­tei­li­gen. Da ei­ne „Amor­ti­sa­ti­ons­lü­cke“ für den Lea­sing­ge­ber bei Ki­lo­me­ter­ab­rech­nungs­ver­trä­gen der vor­lie­gen­den Art nicht zu er­war­ten sei, sei­en sie als Fi­nan­zie­rungs­lea­sing i. S. des § 3 II Nr. 1 Ver­brKrG zu be­han­deln (vgl. BGH, Urt. v. 24.04.1996 – VI­II ZR 150/95, NJW 1996, 2033, 2034 f.; Urt. v. 11.03.1998 – VI­II ZR 205/97, NJW 1998, 1637, 1639).

Die Ge­set­zes­be­grün­dung zu § 506 BGB ver­weist zwar eben­falls – im Hin­blick auf die Ver­trä­ge mit Rest­wert­ga­ran­tie – auf die Voll­amor­ti­sa­ti­on des Ver­trags­ge­gen­stands. An­knüp­fungs­punkt in § 506 BGB ist je­doch nicht der Be­griff des Fi­nan­zie­rungs­lea­sings, son­dern der der ent­gelt­li­chen Fi­nan­zie­rungs­hil­fe. Zu dif­fe­ren­zie­ren ist für die Fra­ge ih­res Vor­lie­gens da­bei, ob es sich bei dem zwi­schen Ver­brau­cher und Un­ter­neh­mer ge­schlos­se­nen Ver­trag um ei­ne Fi­nan­zie­rungs­hil­fe oder um ei­nen blo­ßen Ge­brauchs­über­las­sungs­ver­trag, ins­be­son­de­re ei­nen Miet­ver­trag, han­delt (BT-Drs. 16/11643, S. 92). Hin­ter­grund hier­für ist die Re­ge­lung in Art. 1, 2 II lit. d der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/48/EG), die es um­zu­set­zen galt. Hier­nach soll­ten Ver­brau­cher­kre­dit­ver­trä­ge er­fasst wer­den, nicht hin­ge­gen Miet- oder Lea­sing­ver­trä­ge, bei de­nen we­der in dem Ver­trag selbst noch in ei­nem ge­son­der­ten Ver­trag ei­ne Ver­pflich­tung zum Er­werb des Miet- bzw. Lea­sing­ge­gen­stands vor­ge­se­hen ist; von ei­ner sol­chen Ver­pflich­tung ist aus­zu­ge­hen, wenn der Kre­dit­ge­ber dar­über ein­sei­tig ent­schei­det (vgl. Art. 2 I, II lit. d der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie).

Auch wenn der deut­sche Ge­setz­ge­ber mit der Schaf­fung des § 506 II 1 Nr. 3 BGB über die Re­ge­lung in der Richt­li­nie hin­aus­ge­gan­gen ist, hat er den­noch auch die vor­ge­nann­te Un­ter­schei­dung der Richt­li­nie zu­grun­de ge­legt. Zur Be­grün­dung der Re­ge­lung in § 506 II 1 Nr. 3 BGB hat er näm­lich an­ge­führt, dass ein Ver­trag mit ei­ner Klau­sel über ei­ne Rest­wert­ga­ran­tie sich je­den­falls so deut­lich vom Leit­bild des Miet­ver­trags un­ter­schei­de, dass sei­ne Bes­ser­stel­lung ge­gen­über an­de­ren ent­gelt­li­chen Fi­nan­zie­rungs­hil­fen nicht ge­recht­fer­tigt sei (BT-Drs. 16/11643, S. 92). Wenn er aber nur in sol­chen Fäl­len ei­ne hin­rei­chen­de Ver­gleich­bar­keit zu fi­nan­zier­ten Käu­fen sah, hat er an­de­re Fi­nan­zie­rungs­hil­fen – auch den Lea­sing­ver­trag mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung – be­wusst nicht dem Re­ge­lungs­be­reich des § 506 II 1 Nr. 3 BGB un­ter­wor­fen.

Es fehlt über­dies für ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung aber auch an ei­ner ver­gleich­ba­ren In­ter­es­sen­la­ge.

Der Ver­brau­cher soll durch § 506 BGB vor der un­über­leg­ten Bin­dung an Ge­schäf­te ge­schützt wer­den, die sei­ne fi­nan­zi­el­len Ver­hält­nis­se über­stei­gen.

Durch die Ver­schaf­fung der vor­über­ge­hend zu­sätz­li­chen Kauf­kraft wird er in die La­ge ver­setzt, Ver­trä­ge zu schlie­ßen, bei de­nen es für ihn an­sons­ten klar er­sicht­lich wä­re, dass sie ihn fi­nan­zi­ell er­heb­lich be­las­ten oder so­gar über­for­dern, und er von die­sem Ge­schäft an­sons­ten Ab­stand neh­men wür­de. Im Fal­le ei­nes Lea­sing­ver­trags, in dem ein kon­kret be­zif­fer­ter Rest­wert an­ge­ge­ben ist, trägt der Lea­sing­neh­mer das Ri­si­ko für den zu Ver­trags­be­ginn fest­ge­leg­ten Wert. In sol­chen Fäl­len er­scheint er da­her nicht we­ni­ger schutz­wür­dig als bei ei­ner ent­gelt­li­chen Fi­nan­zie­rungs­hil­fe zum Er­werb ei­nes Ge­gen­stands. Wie hoch die end­gül­ti­ge Zah­lungs­ver­pflich­tung ist, ist zum Zeit­punkt des Ver­trags­ab­schlus­ses nicht ab­seh­bar. Denn der kal­ku­lier­te Rest­wert ent­spricht nicht oh­ne Wei­te­res dem vor­aus­sicht­li­chen Zeit­wert des Fahr­zeugs zum En­de der Ver­trags­zeit, da die Kal­ku­la­ti­on auf der Hö­he der Lea­sing­ra­ten und even­tu­el­ler Son­der­zah­lun­gen be­ruht. Dar­über hin­aus sind die Ent­wick­lun­gen am Ge­braucht­wa­gen­markt nicht im­mer ab­schätz­bar, so­dass ei­ne er­heb­li­che Dis­kre­panz zwi­schen dem ver­ein­bar­ten Rest­wert und dem tat­säch­li­chen Markt­wert be­ste­hen kann. In je­dem Fall muss der Lea­sing­neh­mer je­doch für den zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses ver­ein­bar­ten Rest­wert des Fahr­zeugs ein­ste­hen. Es be­steht al­so auch hier die Ge­fahr, dass der Ver­brau­cher sei­ne fi­nan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten über­schätzt und die Fol­gen der Ein­ge­hung des Ver­trags un­ter­schätzt (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 20.08.2019 – 34 O 2898/19, BeckRS 2020, 5137 Rn. 28 f.)

An­ders ver­hält sich die Si­tua­ti­on bei ent­gelt­li­chen Ge­brauchs­über­las­sungs­ver­trä­gen. In die­sen Fäl­len sind die – in der Re­gel mo­nat­li­chen – Be­las­tun­gen klar er­sicht­lich (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 20.08.2019 – 34 O 2898/19, BeckRS 2020, 5137 Rn. 26 ff.).

Auch bei ei­nem Lea­sing­ver­trag mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung liegt die Ri­si­ko­ver­tei­lung an­ders als bei ei­nem sol­chen mit Rest­wert­ga­ran­tie. In die­sem Fall trägt das Ri­si­ko für den Rest­wert näm­lich der Lea­sing­ge­ber. Der Lea­sing­neh­mer geht (nur) ei­ne Ver­pflich­tung über mo­nat­li­che Zah­lun­gen in be­stimm­ter Hö­he ein. Die Be­las­tun­gen sind für ihn oh­ne Wei­te­res er­kenn­bar und ab­schätz­bar (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 18.06.2020 – 32 U 7119/19, BeckRS 2020, 13248, Rn. 28). Dass der Lea­sing­neh­mer ge­fah­re­ne Mehr­ki­lo­me­ter aus­zu­glei­chen hat, führt nicht zu ei­nem an­de­ren Er­geb­nis. Denn die Be­trä­ge für ge­fah­re­ne Mehr­ki­lo­me­ter ste­hen von vorn­her­ein fest – so auch vor­lie­gend –, und die Hö­he der ge­fah­re­nen Mehr­ki­lo­me­ter ist ab­hän­gig vom Wil­len und der Kon­trol­le des Lea­sing­neh­mers; hier­auf hat er al­so Ein­fluss (OLG Mün­chen, Beschl. v. 30.03.2020 – 32 U 5462/19, BeckRS 2020, 5137 Rn. 31; vgl. auch OLG Stutt­gart, Urt. v. 29.10.2019 – 6 U 338/18, NJW-RR 2020, 299 Rn. 42). Dass er den Pkw zu­rück­gibt und da­durch den dar­in ver­kör­per­ten Wert leis­tet, stellt für den Lea­sing­neh­mer kein Ri­si­ko dar. Denn das Fahr­zeug be­fin­det sich bei ihm und er kann es un­pro­ble­ma­tisch zu­rück­ge­ben (vgl. OLG Mün­chen, Beschl. v. 30.03.2020 – 32 U 5462/19, BeckRS 2020, 5137 Rn. 30).

Die Pflicht zum Aus­gleich ei­nes Min­der­werts recht­fer­tigt gleich­falls kei­ne an­de­re Be­wer­tung. Viel­mehr be­stä­tigt dies ge­ra­de die Nä­he zu den – ge­ra­de nicht er­fass­ten – Miet­ver­trä­gen, denn ei­ne sol­che Pflicht be­steht re­gel­mä­ßig bei Miet­ver­trä­gen. Auch die in der Re­gel er­folg­te Ab­be­din­gung der miet­recht­li­chen Er­hal­tungs­pflich­ten steht die­ser Wer­tung nicht ent­ge­gen. Denn in­so­weit er­folgt ei­ne Kom­pen­sa­ti­on durch die Ab­tre­tung der kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Lea­sing­ge­bers ge­gen den Ver­käu­fer (vgl. OLG Stutt­gart, Urt. v. 29.10.2019 – 6 U 338/18, NJW-RR 2020, 299 Rn. 42).

bb) Der Klä­ger kann sich auch nicht auf ei­nen wirk­sa­men Wi­der­ruf auf Grund­la­ge ei­nes ver­trag­li­chen Wi­der­rufs­rechts be­ru­fen.

(1) Zwi­schen den Par­tei­en ist schon kein ver­trag­li­ches Wi­der­rufs­recht ver­ein­bart wor­den.

Für die Fra­ge, ob die Be­klag­te dem Klä­ger mit der Er­tei­lung ei­ner Wi­der­rufs­rechts­be­leh­rung ein selbst­stän­di­ges (ver­trag­li­ches) Wi­der­rufs­recht ein­räu­men oder nur der Ver­pflich­tung zur Be­leh­rung über ein – ver­meint­li­ches oder et­wai­ges – ge­setz­li­ches Wi­der­rufs­recht nach­kom­men woll­te, kommt es maß­geb­lich dar­auf an, wie ihr Han­deln aus der Sicht ei­nes durch­schnitt­li­chen Kun­den bei der ge­bo­te­nen ob­jek­ti­ven Aus­le­gung zu ver­ste­hen ist. Da­nach woll­te die Be­klag­te vor­lie­gend er­sicht­lich nur ei­ne ver­meint­li­che ge­setz­li­che Pflicht er­fül­len oder rein vor­sorg­lich die Be­leh­rung er­tei­len, so­dass es auf die höchst­rich­ter­lich um­strit­te­ne Fra­ge der An­wend­bar­keit des § 305c BGB (s. ei­ner­seits BGH, Urt. v. 08.11.2018 – III ZR 628/16 Rn. 17 ff., und an­de­rer­seits BGH, Beschl. v. 26.03.2019 – XI ZR 372/18 Rn. 17) nicht an­kommt.

Zwar ist in der aus­ge­hän­dig­ten „Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on“ die ers­te Über­schrift „Wi­der­rufs­recht“ nicht um das Wort „ge­setz­lich“ er­gänzt. Und auch in dem dar­un­ter fol­gen­den Satz „Der Lea­sing­neh­mer kann sei­ne Ver­trags­er­klä­rung in­ner­halb von 14 Ta­gen oh­ne An­ga­be von Grün­den wi­der­ru­fen.“ ist kei­ne wört­li­che Ein­gren­zung auf ein ge­setz­li­ches Wi­der­rufs­recht ent­hal­ten. In­des wird schon im nach­fol­gen­den Satz für den Be­ginn der Frist auf die „Pflicht­an­ga­ben nach § 492 Ab­satz 2 BGB“ und da­mit ein­deu­tig auf die ge­setz­li­che Re­ge­lung ab­ge­stellt.

Zu­dem spricht auch die oben auf der Sei­te be­find­li­che Be­zeich­nung „Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on“ da­für, dass über die be­ste­hen­de – und da­mit ge­setz­lich vor­ge­ge­be­ne – Mög­lich­keit des Wi­der­rufs und die Be­din­gun­gen in­for­miert wer­den und hier­durch kein ei­gen­stän­di­ges, neu­es Wi­der­rufs­recht be­grün­det wer­den soll­te. Es wird al­so schon aus den For­mu­lie­run­gen deut­lich, dass der Lea­sing­ge­ber le­dig­lich sei­nen ge­setz­li­chen Ver­pflich­tun­gen nach­kom­men will.

Dar­über hin­aus ist ei­nem ver­stän­di­gen und red­li­chen Lea­sing­neh­mer klar, dass ein Lea­sing­ge­ber, der Ge­winn­erzie­lung be­zweckt, kein zu­sätz­li­ches Wi­der­rufs­recht für den Fall, dass die ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für ein Wi­der­rufs­recht nicht vor­lie­gen, ein­räu­men will, son­dern sich le­dig­lich an die ge­setz­li­chen Vor­ga­ben hal­ten möch­te.

(2) Selbst wenn man aber von ei­nem ver­trag­li­chen Wi­der­rufs­recht aus­ge­hen wür­de, wä­re ein Wi­der­ruf der am 15.12.2014 von­sei­ten des Klä­gers ab­ge­ge­be­nen Wil­lens­er­klä­rung we­gen Frist­ab­laufs am 12.10.2018 nicht mehr mög­lich ge­we­sen.

Dass die Pflicht­an­ga­ben nach § 492 II BGB für den Frist­be­ginn auch bei ei­nem ver­trag­li­chen Wi­der­rufs­recht ein­ge­hal­ten wer­den müs­sen und da­mit im Fal­le der Nicht­ein­hal­tung der An­for­de­run­gen die Frist spä­ter bzw. gar nicht zu lau­fen be­ginnt, ist nicht an­zu­neh­men. In­so­weit kann auch die Fra­ge, ob die An­for­de­run­gen ge­mäß § 492 II BGB ein­ge­hal­ten wur­den, da­hin­ste­hen.

Wenn ein Un­ter­neh­mer ei­nem Ver­brau­cher, oh­ne da­zu ge­setz­lich ver­pflich­tet zu sein, ein Wi­der­rufs­recht ein­ge­räumt hat, be­darf es kon­kre­ter An­halts­punk­te in der ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­rung da­für, dass zwar das Wi­der­rufs­recht als sol­ches von den ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen un­ab­hän­gig sein, die für die Aus­übung des Wi­der­rufs­rechts ver­ein­bar­te Frist gleich­wohl nur dann in Gang ge­setzt wer­den soll, wenn der Un­ter­neh­mer dem Ver­brau­cher zu­sätz­lich ei­ne Be­leh­rung er­teilt hat, die den An­for­de­run­gen für ein ge­setz­li­ches Wi­der­rufs­recht ent­spricht (BGH, Urt. v. 06.11.2012 – II ZR 176/12, BeckRS 2012, 24615 Rn. 15 ff.). Sol­che An­halts­punk­te sind im vor­lie­gen­den Fall nicht er­kenn­bar. Ein ver­stän­di­ger und red­li­cher Lea­sing­neh­mer konn­te nicht da­von aus­ge­hen, dass der Lea­sing­ge­ber im Fal­le ei­nes – oh­ne Vor­lie­gen der ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen – zu­ge­bil­lig­ten ver­trag­li­chen Wi­der­rufs­rechts dem Lea­sing­neh­mer ein un­be­fris­te­tes Wi­der­rufs­recht für den Fall, dass die Wi­der­rufs­be­leh­rung nicht den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen ge­nügt, ein­räu­men will. Al­lein der Um­stand, dass sich die Be­klag­te bei den For­mu­lie­run­gen in der Wi­der­rufs­be­leh­rung an den Vor­ga­ben des ge­setz­li­chen Wi­der­rufs­rechts ori­en­tiert hat, ge­nügt nicht für die An­nah­me, dass die Be­klag­te nicht be­ste­hen­de Be­leh­rungs­pflich­ten über­neh­men und er­fül­len woll­te (BGH, Urt. v. 06.11.2012 – II ZR 176/12, BeckRS 2012, 24615 Rn. 19; vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 18.06.2020 – 32 U 7119/19, BeckRS 2020, 13248 Rn. 32; Beschl. v. 30.03.2020 – 32 U 5462/19, BeckRS 2020, 5137 Rn. 36).

b) In­fol­ge­des­sen be­steht auch kein An­spruch auf Fest­stel­lung, dass die Be­klag­te mit Zu­gang des Wi­der­rufs­schrei­bens ge­gen­über dem Klä­ger kei­ne An­sprü­che mehr auf Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen aus dem Lea­sing­ver­trag in­ne­hat.

c) Fer­ner be­steht man­gels Haupt­for­de­rung kein An­spruch auf Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­ge­büh­ren ge­mäß §§ 280 I, II, 286 BGB.

d) Ein Zins­an­spruch so­wohl hin­sicht­lich zu­rück­zu­zah­len­der Lea­sing­ra­ten als auch be­züg­lich vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­ge­büh­ren ent­fällt da­mit eben­falls.

3. Über den hilfs­wei­se ge­stell­ten An­trag der Be­klag­ten war man­gels Be­din­gungs­ein­tritts nicht mehr zu ent­schei­den.

III. …

IV. Die Re­vi­si­on ist zu­zu­las­sen (§ 543 II ZPO).

Im Hin­blick auf die ent­ge­gen­ste­hen­de Ent­schei­dung des OLG Düs­sel­dorf (Urt. v. 02.10.2012 – 24 U 15/12, NJW-RR 2013, 1069, 1071) zu § 506 II 1 Nr. 3 BGB ist ei­ne Ent­schei­dung des Re­vi­si­ons­ge­richts zur Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung er­for­der­lich.

Dar­über hin­aus han­delt es sich bei der Fra­ge, ob Lea­sing­ver­trä­ge mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung als ent­gelt­li­che Fi­nan­zie­rungs­hil­fe i. S. von § 506 I 1, II BGB zu qua­li­fi­zie­ren sind, um ei­ne Rechts­fra­ge, die sich in ei­ner Viel­zahl wei­te­rer Fäl­le stel­len kann, wie sich be­reits aus wei­te­ren dem Se­nat vor­lie­gen­den Ver­fah­ren er­gibt.

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