1. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs hat ge­gen die Volks­wa­gen AG kei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz ge­mäß §§ 823 II, 31 BGB i. V. mit §§ 6 I, 27 I EG-FGV, weil we­der § 6 I noch § 27 I EG-FGV ein Schutz­ge­setz i. S. von § 823 II BGB ist.
  2. Ein Käu­fer, der ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeugs erst im Au­gust 2016 – elf Mo­na­te nach Auf­de­ckung des Skan­dals – er­wor­ben hat, hat ge­gen die Volks­wa­gen AG schon man­gels ei­ner Täu­schungs­hand­lung i. S. von § 263 I StGB kei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz ge­mäß § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB.
  3. Ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz ge­mäß § 826 BGB schei­tert dann, wenn ein Käu­fer ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeugs erst elf Mo­na­te nach Auf­de­ckung des Skan­dals er­wirbt, je­den­falls dar­an, dass sich das Ver­hal­ten der Volks­wa­gen AG be­zo­gen auf den maß­geb­li­chen Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Kauf­ver­trags nicht (mehr) als sit­ten­wid­rig dar­stellt.

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 02.12.2019 – 12 U 804/19
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 30.07.2020 – VI ZR 5/20)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb im Au­gust 2016 von der Au­to­haus S-GmbH ei­nen VW Tou­ran (Son­der­mo­dell Match) mit ei­ner Lauf­leis­tung von 79.556 km zum Preis von 13.600 €. Das Fahr­zeug ist mit ei­nem EA189-Die­sel­mo­tor aus­ge­stat­tet und des­halb vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen. Ein Soft­ware­up­date wur­de in­stal­liert.

Der Klä­ger hat erst­in­stanz­lich be­an­tragt, die be­klag­te Volks­wa­gen AG zur Zah­lung von 13.600 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des VW Tou­ran, zu ver­ur­tei­len. Dar­über hin­aus hat der Klä­ger die Fest­stel­lung be­gehrt, dass die Be­klag­te mit der An­nah­me des Fahr­zeugs in Ver­zug sei. Au­ßer­dem hat er die Be­klag­te auf Zah­lung von 607,64 € nebst Zin­sen so­wie auf Frei­stel­lung von vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 990,68 € in An­spruch ge­nom­men.

Das LG Trier hat die Kla­ge mit Ur­teil vom 03.05.2019 ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es im We­sent­li­chen aus­ge­führt, dass der Klä­ger ge­gen die Be­klag­te kei­ne ver­trag­li­chen An­sprü­che (§§ 280 I, 311 II, III, 241 II BGB) ha­be. Ei­nen An­spruch aus § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB ha­be der Klä­ger eben­falls nicht, weil der Klä­ger bei Ab­schluss des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags nicht ge­täuscht wor­den sei. Viel­mehr ha­be die Be­klag­te be­reits zehn Mo­na­te vor Ver­trags­schluss of­fen­ge­legt, dass bei Fahr­zeu­gen, die mit ei­nem EA189-Mo­tor aus­ge­stat­tet sei­en, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zum Ein­satz kom­me. Aus die­sem Grun­de lie­ge auch kei­ne sit­ten­wid­ri­ge vors&auml­Schä­di­gung des Klä­gers durch die Be­klag­te vor, so­dass der Klä­ger nicht mit Er­folg Scha­dens­er­satz ge­mäß § 826 BGB ver­lan­gen kön­ne. Ei­ne Haf­tung der Be­klag­ten nach § 823 II BGB i. V. mit Art. 12, 18 der Richt­li­nie 2007/46/EG und §§ 4, 6, 25, 27 EG-FGV schei­te­re schon dar­an, dass die ge­nann­ten Vor­schrif­ten kei­ne Schutz­ge­set­ze i. S. von § 823 II BGB sei­en.

Mit sei­ner da­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung hat der Klä­ger gel­tend ge­macht, dass ihm die Be­klag­te ge­mäß § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB Scha­dens­er­satz leis­ten müs­se, weil sie ihn bei Ab­schluss des hier in­ter­es­sie­ren­den Kauf­ver­trags mit­tel­bar ge­täuscht ha­be. Die Or­ga­ne der Be­klag­ten sei­en auch nicht wirk­sam von der Be­ge­hung des Be­trugs zu­rück­ge­tre­ten, da der Rück­tritt – die Ver­öf­fent­li­chung ei­ner Ad-hoc-Mit­tei­lung im Sep­tem­ber 2015 – nicht frei­wil­lig er­folgt sei. Nach § 24 I 1 StGB sei ein Rück­tritt vom Ver­such je­doch nur straf­be­frei­end, wenn die wei­te­re Aus­füh­rung der Tat frei­wil­lig auf­ge­ge­ben oder de­ren Voll­endung frei­wil­lig ver­hin­dert wer­de. Da­von kön­ne vor­lie­gend kei­ne Re­de sein. Di Ad-hoc-Mit­tei­lung sei näm­lich nur ver­öf­fent­licht wor­den, weil das Kraft­fahrt-Bun­des­amt in ei­nem im Sep­tem­ber 2015 er­las­se­nen – be­stands­kräf­ti­gen – Be­scheid fest­ge­stellt ha­be, dass die Soft­ware, die die Be­klag­te in vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen ein­ge­setzt ha­be, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung im Sin­ne des Art. 5 II 1 i. V. mit Art. 3 Nr. 10 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 sei. Fer­ner ha­be das Kraft­fahrt-Bun­des­amt im Ok­to­ber 2015 den Rück­ruf der be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge an­ge­ord­net und die Be­klag­te auf­ge­for­dert, die Fahr­zeu­ge in ei­nen den öf­fent­lich-recht­li­chen Vor­schrif­ten ent­spre­chen­den Zu­stand zu ver­set­zen. Dar­über hin­aus feh­le es an ei­nem ernst­haf­ten Be­mü­hen der Be­klag­ten, den Scha­den­s­ein­tritt zu ver­hin­dern. Aus der von der Be­klag­ten im Sep­tem­ber 2015 ver­öf­fent­lich­ten Ad-hoc-Mit­tei­lung sei die Trag­wei­te der Pro­ble­ma­tik nicht er­kenn­bar. Ins­be­son­de­re ha­be er, der Klä­ger, hier­durch kei­ne Kennt­nis da­von er­langt, dass der mer­kan­ti­le Wert des Fahr­zeugs er­heb­lich sin­ken wer­de. Da­her ha­be er das Fahr­zeug irr­tums­be­ding­ter ge­kauft. Hät­te er Kennt­nis vom Aus­maß und von den Aus­wir­kun­gen des VW-Ab­gas­skan­dals ge­habt, hät­te er das Fahr­zeug nicht ge­kauft. Er sei auch beim Kauf des Fahr­zeugs, für das er ei­nen dem da­ma­li­gen Markt­wert ent­spre­chen­den Preis ge­zahlt ha­be, nicht auf die Ab­gas­pro­ble­ma­tik hin­ge­wie­sen wor­den.

Ent­ge­gen der An­sicht des Land­ge­richts – so hat der Klä­ger wei­ter gel­tend ge­macht – ha­be er auch ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz aus §§ 823 II, 31 BGB i. V. mit sect;§ 6 Abs. 1, 27 Abs. 1 EG-FGV. Denn an­ders als vom Land­ge­richt an­ge­nom­men, han­de­le es sich bei §§ 6 I, 27 I EG-FGV um Schutz­ge­set­ze i. S. des § 823 II BGB.

Wei­ter sei ein An­spruch aus § 826 BGB i. V. mit § 31 BGB ge­ge­ben, denn trotz der im Sep­tem­ber 2015 ver­öf­fent­li­chen Ad-hoc-Mit­tei­lung ha­be ihn die Be­klag­te sit­ten­wid­rig vor­sätz­lich ge­schä­digt. Die Be­klag­te ha­be kei­ne hin­rei­chen­den Schrit­te un­ter­nom­men, um die Käu­fer ih­rer Fahr­zeu­ge voll­um­fäng­lich auf­zu­klä­ren. Fer­ner ha­be die Be­klag­te im Sep­tem­ber 2015 mit­ge­teilt, dass die Fahr­zeu­ge nach der In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates die je­weils ein­schlä­gi­ge Ab­gas­norm er­füll­ten. Ziel sei es, dies oh­ne Be­ein­träch­ti­gung ins­be­son­de­re der Mo­tor­leis­tung und des Kraft­stoff­ver­brauchs zu er­rei­chen. Hier­auf ha­be er, der Klä­ger, ver­traut und so­wohl den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw er­wor­ben, als auch in der Fol­ge­zeit das Soft­ware­up­date auf­spie­len las­sen. Die Stick­oxid(NOX)-Emis­sio­nen des Fahr­zeugs lä­gen je­doch wei­ter­hin über dem zu­läs­si­gen Grenz­wert. Dar­über hin­aus ha­be das Soft­ware­up­date schon bei vie­len Fahr­zeu­gen zu teils un­be­heb­ba­ren Mo­tor­pro­ble­men ge­führt.

Die Be­klag­te hat ge­meint, die Be­ru­fung sei be­reits un­zu­läs­sig, weil die Be­ru­fungs­schrift nicht auf den kon­kre­ten Streit­fall zu­ge­schnit­ten sei und da­her den An­for­de­run­gen des § 520 III 2 ZPO nicht ge­nü­ge.

Dem Klä­ger stün­den kei­ne de­lik­ti­schen Scha­dens­er­satz­an­sprü­che zu. An­ge­sichts der groß­flä­chi­gen und an­dau­ern­den Me­di­en­be­richt­er­stat­tung, die sich an ih­re – der Be­klag­ten – Ad-hoc-Mit­tei­lung vom 22.09.2015 an­ge­schlos­sen ha­be, müs­se da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass der Klä­ger das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug in Kennt­nis der Tat­sa­che er­wor­ben ha­be, dass dar­in ei­ne den Schad­stoff­aus­stoß ma­ni­pu­lie­ren­de Soft­ware zum Ein­satz ge­kom­men sei. Un­strei­tig sei über das The­ma ab En­de Sep­tem­ber 2015 in sämt­li­chen deut­schen re­gio­na­len und über­re­gio­na­len Me­di­en groß­flä­chig be­rich­tet wor­den. So hät­ten am 22.09.2015 zahl­rei­chen Fern­seh­sen­der um­fas­sen­de Bei­trä­ge zu der The­ma­tik aus­ge­strahlt. Das Ers­te ha­be an die­sem Tag un­ter an­de­rem in der Ta­ges­schau, in ei­ner sich an­schlie­ßen­den Son­der­sen­dung (Brenn­punkt) und auch in den Ta­ges­the­men über die Soft­ware und da­von be­rich­tet, dass sie welt­weit in 11 Mil­lio­nen Fahr­zeu­gen ein­ge­setzt wer­de. Au­ßer­dem sei­en am 22.09.2015 fast al­le Ti­tel­sei­ten der über­re­gio­na­len Ta­ges­zei­tun­gen von der The­ma­tik ge­prägt ge­we­sen; dies gel­te ins­be­son­de­re für die Bild, die Süd­deut­sche Zei­tung, die Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung, die Welt, die Welt Kom­pakt, das Han­dels­blatt, die Augs­bur­ger All­ge­mei­ne so­wie den Ta­ges­spie­gel. Auch die On­line­me­di­en hät­ten mehr­fach über die Die­sel-The­ma­tik be­rich­tet. Die Be­richt­er­stat­tung sei un­strei­tig auch nach En­de Sep­tem­ber 2015 nicht ab­ge­ris­sen.

Dar­über hin­aus ha­be sie, die Be­klag­te, An­fang Ok­to­ber ei­ne Web­site frei­ge­schal­tet, an­hand de­rer je­der­mann – gleich ob Fahr­zeug­hal­ter oder Kauf­in­ter­es­sent – durch Ein­ga­be der Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer (FIN) ha­be über­prü­fen klön­nen, ob ein kon­kre­tes Fahr­zeug mit der in Re­de ste­hen­den Soft­ware aus­ge­stat­tet sei. Die­se FIN-Ab­fra­ge sei auf ih­rer In­ter­net­prä­senz an pro­mi­nen­ter Stel­le plat­ziert wor­den. Dar­über ha­be sie am 02.10.2015 in ei­ner Pres­se­mit­tei­lung in­for­miert. Auch die Kon­zern­mar­ken bzw. ih­re deut­schen Im­por­teu­re AU­DI AG, Se­at Deutsch­land GmbH und ŠKO­DA AU­TO Deutsch­land GmbH hät­ten An­fang Ok­to­ber ent­spre­chen­de Web­sei­ten ge­schal­tet und die Öf­fent­lich­keit dar­über in­for­miert. Wei­ter­hin hät­ten zahl­rei­che Me­di­en, zum Bei­spiel die Au­to Bild (on­line), der Spie­gel (on­line), die West­deut­sche All­ge­mei­ne Zei­tung, das Han­dels­blatt, der Fo­kus (on­line), die Han­no­ver­sche All­ge­mei­ne Zei­tung, die Zeit (on­line), die Süd­deut­sche Zei­tung (on­line), die Welt (on­line) und n-tv (on­line), öf­fent­lich über die Mög­lich­keit ei­ner FIN-Re­cher­che be­rich­tet. Auch ih­re – der Be­klag­ten – Ver­trags­händ­ler und Ser­vice­part­ner sei­en dar­über, dass Fahr­zeu­ge mit ei­nem EA189-Die­sel­mo­tor über die in Re­de ste­hen­de Soft­ware ver­füg­ten, in­for­miert ge­we­sen. Be­reits um­ge­rüs­te­te Fahr­zeu­ge sei­en ent­spre­chend ge­kenn­zeich­net wor­den; die FIN-Ab­fra­ge ha­be bei ei­nem be­reits um­ge­rüs­te­ten Fahr­zeug die In­for­ma­ti­on ge­lie­fert, dass ei­ne Über­ar­bei­tung er­folgt sei.

Die Be­ru­fung hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Die Be­ru­fung ist zu­läs­sig. … Ins­be­son­de­re ge­nügt die Be­ru­fungs­be­grün­dung den An­for­de­run­gen des § 520 III 2 ZPO. So­weit die Be­klag­te gel­tend macht, die Be­ru­fungs­be­grün­dung des Klä­gers sei nicht auf den Streit­fall zu­ge­schnit­ten und set­ze sich nicht mit dem erst­in­stanz­li­chen Ur­teil aus­ein­an­der, ist dies so nicht zu­tref­fend. Für die Zu­läs­sig­keit der Be­ru­fung ist es aus­rei­chend, dass die Be­ru­fung auf den Streit­fall zu­ge­schnit­ten ist und deut­lich macht, auf wel­che Punk­te tat­säch­li­cher oder recht­li­cher Art sich die An­grif­fe er­stre­cken sol­len. We­der Schlüs­sig­keit noch Ver­tret­bar­keit der Be­grün­dung sind Zu­läs­sig­keits­vor­aus­set­zun­gen (vgl. BGH, Beschl. v. 02.02.2012 – V ZB 184/11, NJW-RR 2012, 397 Rn. 6; Beschl. v. 06.12.2011 – II ZB 21/10, MDR 2012, 244 Rn. 7; Beschl. v. 21.09.2010 – VI­II ZB 9/10, WuM 2010, 694 Rn. 10). Die­sen An­for­de­run­gen ge­nügt der Be­ru­fungs­be­grün­dungs­schrift­satz des Klä­gers vom 03.07.2019. Der Klä­ger hat in dem Schrift­satz deut­lich her­vor­ge­ho­ben, dass das Land­ge­richt die von ihm gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­satz­an­sprü­che zu Un­recht zu­rück­ge­wie­sen ha­be. Das Land­ge­richt ha­be zu Un­recht ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch nach § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB ab­ge­lehnt, da die Be­klag­te nicht wirk­sam vom Ver­such des Be­tru­ges zu­rück­ge­tre­ten sei. Es feh­le in­so­weit an der Frei­wil­lig­keit. Im Üb­ri­gen sei der Klä­ger von der Be­klag­ten sit­ten­wid­rig i. S. des § 826 BGB ge­schä­digt wor­den. Fer­ner ha­be das Land­ge­richt ver­kannt, dass es sich bei §§ 6 I, 27 I EG-FGV um Schutz­ge­set­ze i. S. des § 823 II BGB han­de­le. Da­mit bringt der Klä­ger klar zum Aus­druck, in wel­chen Punk­ten er das erst­in­stanz­li­che Ur­teil an­greift. Der Um­stand, dass vie­le Aus­füh­run­gen eher all­ge­mei­ner Art sind, hängt mit der hier vor­lie­gen­den Fall­kon­stel­la­ti­on ei­ner Flut von Ver­fah­ren von Klä­gern, die gleich­ge­la­ger­te Schä­den im Rah­men des Die­sel-Ab­gas­skan­dals gel­tend ma­chen, zu­sam­men. Gleich­wohl ist durch ein­lei­ten­de und über­lei­ten­de Sät­ze ein aus­rei­chen­der Be­zug zum hier zu ent­schei­den­den Fall her­ge­stellt.

2. Die Be­ru­fung ist je­doch un­be­grün­det. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge zu Recht und mit zu­tref­fen­der Be­grün­dung ab­ge­wie­sen.

A. a) Zu­tref­fend geht das Land­ge­richt zu­nächst da­von aus, dass dem Klä­ger we­der aus §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB noch aus §§ 280 I, 311 III, 241 II BGB ein Scha­dens­er­satz­an­spruch in der gel­tend ge­mach­ten Hö­he zu­steht. Zur Be­grün­dung wird auf die Aus­füh­run­gen des LG Trier in dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil Be­zug ge­nom­men, de­nen sich der Se­nat in vol­lem Um­fang an­schließt.

b) Wei­ter­hin er­gibt sich der vom Klä­ger mit dem An­trag zu 1 gel­tend ge­mach­te Scha­dens­er­satz­an­spruch nicht aus §§ 823 II, 31 BGB i. V. mit §§ 6 I, 27 I EG-FGV. Bei den §§ 6 I, 27 I EG-FGV han­delt es sich ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers nicht um Schutz­ge­set­ze, weil sie den Schutz in­di­vi­du­el­ler In­ter­es­sen nicht be­rück­sich­ti­gen. Dass der In­di­vi­du­al­schutz (hier der Schutz des Ver­mö­gens des Er­wer­bers ei­nes Kraft­fahr­zeugs) im Auf­ga­ben­be­reich der ge­nann­ten Vor­schrift liegt oder aber aus de­ren Aus­le­gung un­ter Be­rück­sich­ti­gung der zu­grun­de lie­gen­den Richt­li­nie 2007/46/EG folgt, ist nicht er­sicht­lich (vgl. OLG Mün­chen, Beschl. v. 29.08.2019 – 8 U 1449/19, ju­ris Rn. 78 ff.).

aa) Schutz­ge­setz i. S. von § 823 II BGB ist je­de Rechts­norm, die zu­min­dest auch da­zu die­nen soll, ei­nen Ein­zel­nen oder ei­nen be­stimm­ten Per­so­nen­kreis ge­gen die Ver­let­zung ei­nes be­stimm­ten Rechts­in­ter­es­ses zu schüt­zen (vgl. BGH, Urt. v. 27.11.1963 – V ZR 201/61, BGHZ 40, 306 = ju­ris Rn. 1; Urt. v. 19.07.2004 – II ZR 218/03, BGHZ 160, 134, 139 = ju­ris Rn. 21; Urt. v. 10.02.2011 – I ZR 136/09, BGHZ 188, 326 = ju­ris Rn. 18; Urt. v. 13.12.2011 – XI ZR 51/10, BGHZ 192, 90 = ju­ris Rn. 21). Der Schutz ei­nes Ein­zel­nen ist da­bei nicht be­reits dann be­zweckt, wenn er als Re­flex ei­ner Be­fol­gung der Norm ob­jek­tiv er­reicht wird, son­dern nur dann, wenn der Ge­setz­ge­ber dem Ein­zel­nen selbst die Rechts­macht in die Hand ge­ben woll­te, mit Mit­teln des Pri­vat­rechts ge­gen den­je­ni­gen vor­zu­ge­hen, der das Ver­bot über­tritt und sein Rechts­in­ter­es­se be­ein­träch­tigt (vgl. BGH, Urt. v. 27.11.1963 – V ZR 201/61, BGHZ 40, 306, 307 = ju­ris Rn. 2; Urt. v. 19.07.2004 – II ZR 218/03, BGHZ 160, 134, 139 f. = ju­ris Rn. 21; Urt. v. 10.02.2011 – I ZR 136/09, BGHZ 188, 326 = ju­ris Rn. 18; Urt. v. 13.12.2011 – XI ZR 51/10, BGHZ 192, 90 = ju­ris Rn. 21).

bb) Aus­ge­hend von die­sen Maß­stä­ben kann ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass den §§ 6 I, 27 I EG-FGV ei­ne in­di­vi­du­al­schüt­zen­de Wir­kung im Sin­ne der vor­ste­hend ge­nann­ten Kri­te­ri­en in­ne­wohnt.

(1) Ne­ben den der Um­set­zung der Richt­li­nie 2007/46/EG die­nen­den Vor­schrif­ten der EG-Fahr­zeug­ge­neh­mi­gungs­ver­ord­nung kann die Richt­li­nie nicht un­mit­tel­bar als Schutz­ge­setz her­an­ge­zo­gen wer­den. Zwar kommt als Schutz­ge­setz auch in den Mit­glieds­staa­ten un­mit­tel­bar gel­ten­des Recht der Eu­ro­päi­schen Uni­on in Be­tracht (BGH, Urt. v. 10.02.2011 – I ZR 136/09, BGHZ 188, 326 = ju­ris Rn. 17). Dies gilt je­doch nicht für die hier vor­lie­gen­de Richt­li­nie. Nach Art. 288 III AEUV un­ter­schei­det sich ei­ne Richt­li­nie von ei­ner Ver­ord­nung näm­lich da­durch, dass sie nicht un­mit­tel­bar in den Mit­glieds­staa­ten der EU gilt, son­dern der Um­set­zung in na­tio­na­les Recht be­darf.

(2) So­weit dem­ge­gen­über die Vor­schrif­ten der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 über die Zu­las­sung von Fahr­zeu­gen so­wie Ab­schalt­ein­rich­tun­gen, ins­be­son­de­re die als ver­letz­te Norm in Be­tracht kom­men­den Art. 3 Nr. 10, Art. 5 II (Vor­schrif­ten zu ei­ner mög­li­chen il­le­ga­len Ab­schalt­ein­rich­tung) so­wie Art. 4 (Vor­schrif­ten zu den all­ge­mei­nen Pflich­ten des Her­stel­lers bei Be­an­tra­gung ei­ner Typ­ge­neh­mi­gung) als Schutz­ge­set­ze in Be­tracht kä­men, weil sie im Sin­ne der un­ter A a aa zi­tier­ten Recht­spre­chung nach Art. 288 II AEUV un­mit­tel­bar gel­ten­des Uni­ons­recht sind, fehlt den ge­nann­ten Nor­men die Schutz­ge­set­zei­gen­schaft.

Ziel der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 ist nach de­ren ein­lei­ten­den Be­mer­kun­gen (1) bis (4) so­wie zu­sam­men­ge­fasst noch­mals (27) die Har­mo­ni­sie­rung und Voll­endung des Bin­nen­markts durch Ein­füh­rung ge­mein­sa­mer tech­ni­scher Vor­schrif­ten zur Be­gren­zung von Fahr­zeu­ge­mis­sio­nen. Zwar wer­den ne­ben der Ver­ein­heit­li­chung der Rechts­re­ge­lung ein ho­hes Um­welt­schutz­ni­veau (1) als Ziel und die Rein­hal­tung der Luft als Vor­ga­be für Re­ge­lun­gen zur Sen­kung der Emis­sio­nen von Fahr­zeu­gen (4) be­schrie­ben, doch folgt aus den Aus­füh­run­gen un­ter (7), die die Ver­bes­se­rung der Luft­qua­li­tät in ei­nem Zu­ge mit der Sen­kung der Ge­sund­heits­kos­ten (und dem Ge­winn an Le­bens­jah­ren) nen­nen, dass es auch in­so­weit nicht um in­di­vi­du­el­le In­ter­es­sen, son­dern letzt­lich um um­welt- und ge­sund­heits­po­li­ti­sche Zie­le geht. Dass der eu­ro­päi­sche Ge­setz­ge­ber im Sin­ne der De­fi­ni­ti­on des Schutz­ge­set­zes dem ein­zel­nen Ver­brau­cher die Rechts­macht in die Hand ge­ben woll­te, mit Mit­teln des Pri­vat­rechts ge­gen den­je­ni­gen vor­zu­ge­hen, der in die­ser Ver­ord­nung zur Um­set­zung die­ser Zie­le ge­re­gel­te Ver­bo­te über­tritt und sein Rechts­in­ter­es­se be­ein­träch­tigt, geht aus den Vor­be­mer­kun­gen nicht her­vor. Viel­mehr spricht der Um­stand, dass die Zie­le in (7) in Be­zie­hung ge­setzt wer­den zu den Aus­wir­kun­gen der Emis­si­ons­grenz­wer­te auf die Märk­te und die Wett­be­werbs­fä­hig­keit von Her­stel­lern, ge­gen ei­nen ent­spre­chen­den Wil­len des Ge­setz­ge­bers. Dies gilt um­so mehr, als auch die Re­ge­lun­gen der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 selbst kei­nen Be­zug zu In­di­vi­dual­in­ter­es­sen des ein­zel­nen Bür­gers auf­wei­sen (so i. E. auch OLG Braun­schweig, Urt. v. 19.02.2019 – 7 U 134/17, ju­ris Rn. 144; Riem, DAR 2016, 12, 13).

(3) Die Vor­schrif­ten der EG-Fahr­zeug­ge­neh­mi­gungs­ver­ord­nung, die die Richt­li­nie in na­tio­na­les Recht um­set­zen, be­rück­sich­ti­gen eben­falls nicht den Schutz in­di­vi­du­el­ler In­ter­es­sen.

(3.1) Maß­ge­bend sind zu­nächst die Er­wä­gungs­grün­de (2), (4) und (23) der Richt­li­nie 2007/46/EG. Aus die­sen er­gibt sich ein­deu­tig, dass das Ziel der Richt­li­nie in ers­ter Li­nie die Voll­endung des eu­ro­päi­schen Bin­nen­markts ist; dar­über hin­aus soll­te sie die tech­ni­schen An­for­de­run­gen in Rechts­ak­ten har­mo­ni­sie­ren und spe­zi­fi­zie­ren, wo­bei die­se Rechts­ak­te vor al­lem auf ho­he Ver­kehrs­si­cher­heit, Ge­sund­heits- und Um­welt­schutz, ra­tio­na­le En­er­gie­nut­zung und wirk­sa­men Schutz ge­gen un­be­fug­te Nut­zung ab­ziel­ten. In­di­vi­dual­in­ter­es­sen, vor al­lem das Ver­mö­gens­in­ter­es­se von Kraft­fahr­zeu­ger­wer­bern, fin­den kei­ne Er­wäh­nung.

Sons­ti­ge Er­wä­gungs­grün­de der Richt­li­nie, ins­be­son­de­re (14) und (17), las­sen an­der­wei­ti­ge Rück­schlüs­se nicht zu. Die­se be­tref­fen, so­weit sie über die be­reits ge­nann­ten Er­wä­gungs­grün­de hin­aus­ge­hen, aus­schließ­lich wei­te­re all­ge­mei­ne Gü­ter, näm­lich ein ho­hes Um­welt­schutz­ni­veau, den Schutz der (all­ge­mei­nen) Ge­sund­heit und den Schutz der Ver­brau­cher, oh­ne dass der Ver­mö­gens­schutz des Ein­zel­nen dar­in an­ge­spro­chen wä­re.

(3.2) Et­was an­de­res folgt nicht aus dem Zweck der Art. 18 I und 26 I der Richt­li­nie 2007/46/EG selbst, de­ren Um­set­zung die §§ 6 I, 27 I EG-FGV die­nen. So­weit nach Art. 26 I der Richt­li­nie 2007/46/EG die Mit­glieds­staa­ten die Zu­las­sung, den Ver­kauf und die In­be­trieb­nah­me von Fahr­zeu­gen ge­stat­ten, wenn sie mit ei­ner gül­ti­gen Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung ver­se­hen sind, zielt dies auf die Er­leich­te­rung des Bin­nen­markts; An­halts­punk­te da­für, dass die Richt­li­nie auf den Schutz des Ver­mö­gens des Au­to­käu­fers ab­stellt, er­ge­ben sich nicht.

Et­was an­de­res er­gibt sich auch nicht aus der Än­de­rung, die die Richt­li­nie 2007/46/EG durch die Ver­ord­nung (EG) Nr. 385/2009 er­fah­ren hat. Da­nach stellt die Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung „ei­ne Er­klä­rung des Fahr­zeug­her­stel­lers dar, in der er dem Fahr­zeug­käu­fer ver­si­chert, dass das von ihm er­wor­be­ne Fahr­zeug zum Zeit­punkt sei­ner Her­stel­lung mit den in der Eu­ro­päi­schen Uni­on gel­ten­den Rechts­vor­schrif­ten über­ein­stimm­te“. Dies be­deu­tet je­doch nicht, dass da­mit be­reits der in der Aus­gangs­richt­li­nie ein­deu­tig auf all­ge­mei­ne Rechts­gü­ter be­zo­ge­ne Schutz­zweck auf in­di­vi­du­el­le Rechts­gü­ter des Fahr­zeug­käu­fers er­streckt wer­den soll­te. Da­ge­gen spricht zu­nächst der Er­wä­gungs­grund (2) der Ver­ord­nung (EG) Nr. 385/2009, in dem die Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung als ei­ne „of­fi­zi­el­le“ Er­klä­rung be­zeich­net wird, denn dies deu­tet wie­der auf den amt­li­chen, im Rah­men des Zu­las­sungs­ver­fah­rens von der Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung zu er­fül­len­den Zweck hin. Ein In­di­vi­du­al­schutz lässt sich eben­falls nicht aus dem Er­wä­gungs­grund (3) der Ver­ord­nung (EG) Nr. 385/2009 her­lei­ten, wo­nach si­cher­zu­stel­len ist, dass die An­ga­ben auf der Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung für die be­tei­lig­ten Ver­brau­cher und Wirt­schafts­teil­neh­mer ver­ständ­lich sein müs­sen. Das Ver­ständ­lich­keits­ge­bot al­lei­ne spricht näm­lich nicht da­für, dass nun­mehr in­di­vi­du­el­le In­ter­es­sen ge­schützt wer­den sol­len, son­dern ist auch da­durch zu er­klä­ren, dass es der Käu­fer ist, der die Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung zum Zwe­cke der Zu­las­sung bei den zu­stän­di­gen Be­hör­den vor­le­gen muss. Schon da­zu be­darf es ei­ner ver­ständ­li­chen Fas­sung (vgl. OLG Braun­schweig, Urt. v. 19.02.2019 – 7 U 134/17, ju­ris Rn. 152).

Den mit dem An­trag zu 1 be­gehr­ten Scha­dens­er­satz kann der Klä­ger da­her aus §§ 823 II, 31 BGB i. V. mit §§ 6 I, 27 I EG-FGV nicht her­lei­ten.

(c) Ein An­spruch des Klä­gers auf den gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­satz er­gibt sich eben­falls nicht aus § 823 II BGB i. V. mit § 263 I StGB.

aa) Es fehlt be­reits an ei­ner Täu­schungs­hand­lung i. S. von § 263 I StGB, denn der Klä­ger hat ei­ne sol­che be­reits nicht aus­rei­chend sub­stan­zi­iert dar­ge­legt. Da der Klä­ger den Pkw nicht von der Be­klag­ten ge­kauft hat, son­dern von ei­nem Au­to­händ­ler, hat er sich zur Dar­le­gung der Täu­schungs­hand­lung al­lei­ne auf ei­ne mit­tel­ba­re Täu­schung durch die Be­klag­te be­ru­fen, in­dem die­se über die Ver­wen­dung der den Prüf­zy­klus er­ken­nen­den und dann die Ab­gas­rück­füh­rung ver­stär­ken­den Mo­tor­steue­rungs­soft­ware, die in dem Mo­tor sei­nes Fahr­zeugs ver­baut war, hät­te auf­klä­ren müs­sen. Ei­ne Er­re­gung ei­nes Irr­tums da­durch ge­ra­de bei dem Klä­ger ist je­doch be­griff­lich aus­ge­schlos­sen, wenn er be­reits Kennt­nis von den Tat­sa­chen hat­te, über de­ren Vor­lie­gen er ge­täuscht wor­den sein will (vgl. OLG Braun­schweig, Beschl. v. 02.11.2017 – 7 U 69/17, BeckRS 2017, 147936 Rn. 7). Dies ist hier der Fall, da der Klä­ger das Fahr­zeug erst im Au­gust 2016 und da­mit elf Mo­na­te nach Be­kannt­wer­den des so­ge­nann­ten VW-Ab­gas­skan­dals im Sep­tem­ber 2015 ge­kauft hat. Zwar hat der Klä­ger be­strit­ten, Kennt­nis von der Pro­ble­ma­tik und ins­be­son­de­re von de­ren Aus­wir­kun­gen auf den mer­kan­ti­len Wert des Fahr­zeugs ge­habt zu ha­ben. Die Be­klag­te hat in ih­rer nach­fol­gen­den Kla­ge­er­wi­de­rung je­doch aus­ge­führt, dass sie am 22.09.2015 ei­ne Ad-hoc-Mit­tei­lung ge­mäß § 15 WpHG her­aus­ge­ge­ben und hier­in über die Die­sel-The­ma­tik in­for­miert ha­be. So sei in der Mit­tei­lung un­ter an­de­rem aus­ge­führt wor­den, „dass die Auf­klä­rung von Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten ei­ner ver­wen­de­ten Soft­ware bei Die­sel­mo­to­ren mit Hoch­druck vor­an­ge­trie­ben wer­de“. Wei­ter­hin hei­ße es in der Mit­tei­lung: „Auf­fäl­lig sind Fahr­zeu­ge mit Mo­to­ren vom Typ EA189 mit ei­nem Ge­samt­vo­lu­men von welt­weit mehr als elf Mil­lio­nen Fahr­zeu­gen.“ Im di­rek­ten An­schluss an die­se Ad-hoc-Mit­tei­lung der Be­klag­ten sei die Die­sel-The­ma­tik in ei­ner brei­ten Öf­fent­lich­keit dis­ku­tiert und in Pres­se, Funk und Fern­se­hen aus­führ­lich hier­zu be­rich­tet wor­den. Es sei un­mög­lich ge­we­sen, an die­ser Be­richt­er­stat­tung vor­bei­zu­kom­men, so­dass da­von aus­ge­gan­gen wer­den müs­se, dass der Klä­ger sich in Kennt­nis der Soft­ware für den Er­werb des Fahr­zeugs ent­schie­den ha­be (vgl. S. 26 der Kla­ge­er­wi­de­rung vom 19.03.2019). Dem ist der Klä­ger nicht mehr sub­stan­zi­iert ent­ge­gen­ge­tre­ten. Ins­be­son­de­re hat er nicht dar­ge­legt, war­um er trotz all der Be­richt­er­stat­tung nichts da­von er­fah­ren ha­ben will, dass auch sein Pkw über ei­ne den Prüf­zy­klus er­ken­nen­de und dann die Ab­gas­rück­füh­rung ver­än­dern­de Mo­tor­steue­rungs­soft­ware ver­füg­te. Es liegt auf der Hand, dass der Klä­ger zu der von ihm be­haup­te­ten Er­re­gung ei­nes Irr­tums über Tat­sa­chen wei­ter sub­stan­zi­iert vor­tra­gen muss, wenn es um ein die täg­li­chen Nach­rich­ten mo­na­te­lang be­herr­schen­des The­ma geht, das schon der Be­zeich­nung nach („Die­sel­ga­te“ „Die­selskan­dal“ „VW-Ab­gas­skan­dal“), aber auch nach der be­trof­fe­nen Mo­tor­bau­art (Die­sel­mo­to­ren mit 1,2 l, 1,6 l und 2,0 l Hub­raum) auch sei­nen Pkw be­tref­fen konn­te und wor­über sich nach Be­kannt­wer­den al­ler Le­bens­er­fah­rung je­der Hal­ter oder Fah­rer ei­nes VW-Die­sel­mo­dells hin­sicht­lich sei­nes ei­ge­nen Pkw bzw. auch ein Käu­fer hin­sicht­lich des Pkw, den er zu er­wer­ben be­ab­sich­tigt, in­for­miert hat (vgl. OLG Braun­schweig, Beschl. v. 02.11.2017 – 7 U 69/17, BeckRS 2017, 147936 Rn. 8). Dass und war­um dies beim Klä­ger nicht zu­traf, hat der Klä­ger trotz die­ses Vor­brin­gens der Be­klag­ten nicht aus­ge­führt.

Hin­zu kommt, dass der Klä­ger auch den Vor­trag der Be­klag­ten in der Be­ru­fungs­in­stanz un­wi­der­spro­chen ge­las­sen hat, wo­nach die Be­klag­te un­mit­tel­bar nach der Ad-hoc-Mit­tei­lung ei­ne Web­site mit ei­ner Such­mas­ke ein­ge­rich­tet hat, mit de­ren Hil­fe ein Fahr­zeug­hal­ter oder Kauf­in­ter­es­sent durch Ein­ga­be ei­ner Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer (FIN) über­prü­fen konn­te, ob ein kon­kre­tes Fahr­zeug mit der Um­schalt­lo­gik aus­ge­stat­tet war, und dass in der Pres­se über die Ein­rich­tung die­ser Web­site um­fang­reich be­rich­tet wor­den sei. Wei­ter­hin ist der Klä­ger dem Vor­trag der Be­klag­ten nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten, dass nach der öf­fent­li­chen Be­kannt­ma­chung des Ein­baus der Um­schalt­lo­gik die Be­klag­te auch ih­re Ver­trags­ser­vice­part­ner über den Um­stand in­for­miert ha­be, dass die Fahr­zeu­ge mit die­sen Mo­to­ren über die Um­schalt­lo­gik ver­fü­gen. Glei­ches gilt für die aus­führ­li­che Dar­stel­lung der Be­klag­ten in der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung, wel­che Me­di­en zu wel­chen Zeit­punk­ten über den Die­sel-Ab­gas­skan­dal aus­führ­lich be­rich­tet ha­ben (vgl. S. 9 f. des Schrift­sat­zes vom 26.09.2019).

bb) Doch selbst wenn der Klä­ger an­läss­lich des Kaufs ei­nem Irr­tum über die Ver­wen­dung der Um­schalt­lo­gik bei dem in dem er­wor­be­nen Fahr­zeug ver­bau­ten Mo­tor un­ter­le­gen sein soll­te, fehlt es je­den­falls an ei­ner vor­sätz­li­chen Täu­schungs­hand­lung der Be­klag­ten, die kau­sal für den vom Klä­ger be­haup­te­ten Scha­den sein könn­te. Die Be­klag­te hat den Klä­ger nicht über ver­trags­re­le­van­te Merk­ma­le, ins­be­son­de­re über ei­ne ma­ni­pu­lier­te Ab­gas­rück­füh­rung, ge­täuscht. Die Be­klag­te selbst war un­strei­tig am Ver­trags­ab­schluss selbst nicht be­tei­ligt. Der Vor­satz ei­nes Be­trugs muss sich auf die Ver­ur­sa­chung des (un­mit­tel­bar ver­ur­sach­ten) Ver­mö­gens­scha­dens er­stre­cken. Der Tä­ter muss die we­sent­li­chen Um­stän­de, die den Scha­den be­grün­den, er­ken­nen oder mit ih­rer Mög­lich­keit rech­nen und sie bil­li­gend in Kauf neh­men. Je­den­falls nicht aus­rei­chend ist die Kennt­nis ei­ner nur „po­ten­zi­el­len Ge­fähr­dungs­la­ge“ (BGH, Beschl. v. 16.04.2008 – 5 StR 615/07, NStZ-RR 2008, 239). Der maß­geb­li­che Zeit­punkt für die Be­wer­tung die­ses Um­stands ist der Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses, im vor­lie­gen­den Fall der 25.08.2016. Wei­ter vor­her lie­gen­de Um­stän­de kön­nen nicht mehr kau­sal für den Vor­satz des Täu­schen­den sein, wenn der ein­mal in Gang ge­setz­te Hand­lungs­ab­lauf ab­ge­bro­chen ist. Dies ist im vor­lie­gen­den Fall ge­sche­hen durch Be­kannt­wer­den des so­ge­nann­ten Die­sel-Ab­gas­skan­dals elf Mo­na­te vor dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Ver­trags­schluss. Die „Ma­ni­pu­la­ti­on“ durch Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten ist im Sep­tem­ber 2015 öf­fent­lich be­kannt ge­wor­den und in ei­ner Viel­zahl von Me­di­en um­fang­reich und wie­der­holt dis­ku­tiert wor­den, wie die Be­klag­te un­wi­der­spro­chen vor­ge­tra­gen hat. Die Ver­tre­ter der Be­klag­ten ha­ben zu­min­dest in ob­jek­ti­ver Hin­sicht ein­ge­stan­den, dass in ei­ner Viel­zahl der von ih­nen ge­bau­ten Fahr­zeu­ge bei dem ver­wen­de­ten Mo­tor EA189 ei­ne Ma­ni­pu­la­ti­on der so­ge­nann­ten Ab­gas­rück­füh­rung statt­ge­fun­den hat. Dies­be­züg­lich hat dann ein Ver­fah­ren vor dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt statt­ge­fun­den, das zu ei­ner Ver­pflich­tung der Be­klag­ten führ­te, ein so­ge­nann­tes Soft­ware­up­date durch­zu­füh­ren. Auch dies ist breit me­di­al dar­ge­tan wor­den, und die Be­klag­te hat ei­ne ent­spre­chen­de Auf­for­de­rung an al­le Käu­fer ei­nes ma­ni­pu­lier­ten Fahr­zeugs ver­sandt. Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ist un­strei­tig mit dem ent­spre­chen­den Soft­ware­up­date aus­ge­stat­tet wor­den. Dies be­deu­tet für den vor­lie­gen­den Fall, dass der Klä­ger, selbst wenn er sich sub­jek­tiv kei­ne Vor­stel­lun­gen über sein Fahr­zeug, ins­be­son­de­re den dort ver­bau­ten Mo­tor, ge­macht ha­ben soll­te, ob­jek­tiv nicht mehr von der Be­klag­ten ge­täuscht wor­den sein konn­te, da der so­ge­nann­te Ab­gas­skan­dal of­fen­ge­legt war und die Be­kla­ge durch die Be­reit­stel­lung des Soft­ware­up­dates al­le er­for­der­li­chen Schrit­te ein­ge­lei­tet hat­te, um den Zu­stand, der im Jahr 2015 vor der Auf­de­ckung des Skan­dals herrsch­te, zu be­sei­ti­gen. Nach öf­fent­li­cher Ver­laut­ba­rung des so­ge­nann­ten Die­selskan­dals und ent­spre­chen­den Re­ak­tio­nen der Be­klag­ten durch Be­reit­stel­lung ei­nes Soft­ware­up­dates für den ma­ni­pu­lier­ten Mo­tor so­wie der Ein­rich­tung ei­ner Web­site mit ei­ner Such­mas­ke, mit de­ren Hil­fe je­der­mann durch Ein­ga­be ei­ner Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer fest­stel­len konn­te, ob ein be­stimm­tes Fahr­zeug vom Die­selskan­dal be­trof­fen ist, so­wie der In­for­ma­ti­on der Ser­vice­part­ner und Ver­trags­händ­ler über die Ver­wen­dung der Um­schalt­lo­gik in dem Mo­tor EA189 konn­te ei­ne Täu­schung von Käu­fern in ob­jek­ti­ver Hin­sicht nicht mehr er­fol­gen, so­dass es an ei­nem vor­sätz­li­chen Han­deln der Be­klag­ten zu die­sem Zeit­punkt fehlt (vgl. OLG Ko­blenz, Urt. v. 04.07.2019 – 1 U 240/19, BeckRS 2019, 21289 Rn. 18 f.). Denn die Be­klag­te hat je­den­falls auf­grund der durch­ge­führ­ten In­for­ma­ti­ons­maß­nah­men und der Zu­sam­men­ar­beit mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt zum hier maß­geb­li­chen Zeit­punkt im Au­gust 2016 al­les ge­tan, um zu ver­hin­dern, dass ein Käu­fer ein von ihr mit dem Mo­tor EA189 aus­ge­stat­te­tes Fahr­zeug in Un­kennt­nis der dar­in ver­bau­ten Um­schalt­lo­gik er­wer­ben wür­de.

Da­her ist ein Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers ge­gen die Be­klag­te nach § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB nicht ge­ge­ben.

(d) Der mit dem An­trag zu 1 gel­tend ge­mach­te Scha­dens­er­satz­an­spruch er­gibt sich wei­ter­hin nicht aus § 826 BGB i. V. m. § 31 BGB ana­log. Nach § 826 BGB ist der­je­ni­ge, der in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­sto­ßen­den Wei­se ei­nem an­de­ren vor­sätz­li­chen Scha­den zu­fügt, dem an­de­ren zum Er­satz des Scha­dens ver­pflich­tet.

aa) Im vor­lie­gen­den Fall fehlt es für ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch aus § 826 BGB je­den­falls be­reits an der not­wen­di­gen be­son­de­ren Ver­werf­lich­keit des Han­delns der Be­klag­ten zum maß­geb­li­chen Zeit­punkt des Scha­den­s­ein­tritts im Ju­li 2016.

Sit­ten­wid­rig ist ein Ver­hal­ten, das nach sei­nem Ge­samt­cha­rak­ter, der durch um­fas­sen­de Wür­di­gung von In­halt, Be­weg­grund und Zweck zu er­mit­teln ist, ge­gen das An­stands­ge­fühl al­ler bil­lig und ge­recht Den­ken­den ver­stößt. Da­für ge­nügt es im All­ge­mei­nen nicht, dass der Han­deln­de ei­ne Pflicht ver­letzt und ei­nen Ver­mö­gens­scha­den her­vor­ruft. Viel­mehr muss ei­ne be­son­de­re Ver­werf­lich­keit sei­nes Ver­hal­tens hin­zu­tre­ten, die sich aus dem ver­folg­ten Ziel, den ein­ge­setz­ten Mit­teln, der zu­ta­ge ge­tre­te­nen Ge­sin­nung oder den ein­ge­tre­te­nen Fol­gen er­ge­ben kann (vgl. BGH, Urt. v. 28.06.2016 – VI ZR 536/15, WM 2016, 1975 Rn. 16). Ein Un­ter­las­sen ver­letzt die gu­ten Sit­ten nur dann, wenn das ge­for­der­te Tun ei­nem sitt­li­chen Ge­bot ent­spricht. Hier­für reicht die Nicht­er­fül­lung ei­ner all­ge­mei­nen Rechts­pflicht oder ei­ner ver­trag­li­chen Pflicht nicht aus. Auch hier müs­sen be­son­de­re Um­stän­de hin­zu­tre­ten, die das schä­di­gen­de Ver­hal­ten nach den Maß­stä­ben der all­ge­mei­nen Ge­schäfts­mo­ral und den als „an­stän­dig“ gel­ten­den ver­werf­lich ma­chen (BGH, Urt. v. 28.06.2016 – VI ZR 536/15, WM 2016, 1975 Rn. 16 m. w. Nachw.). Schon zur Fest­stel­lung der Sit­ten­wid­rig­keit kann es da­her auf Kennt­nis­se, Ab­sich­ten und Be­weg­grün­de des Han­deln­den an­kom­men, die die Be­wer­tung sei­nes Ver­hal­tens als ver­werf­lich recht­fer­ti­gen (vgl. BGH, Urt. v. 15.10.2013 – VI ZR 124/12, NJW 2014, 1380 Rn. 8 [Ver­lei­tung zum Ver­trags­bruch]; Urt. v. 22.06.1992 – II ZR 178/90, NJW 1992, 3167, 3174 [Er­tei­lung ei­ner be­wusst un­rich­ti­gen Aus­kunft aus ei­gen­nüt­zi­gen In­ter­es­sen]; OLG Köln, Urt. v. 06.06.2019 – 24 U 5/19, ju­ris Rn. 45).

Maß­geb­li­cher Zeit­punkt für die Be­ur­tei­lung des Ver­hal­tens des An­spruchs­geg­ners als sit­ten­wid­rig ist der Zeit­punkt der Scha­dens­her­bei­füh­rung, das heißt hier der Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Kauf­ver­trags (vgl. BGH, Urt. v. 04.06.2013 – VI ZR 288/12, NJW-RR 2013, 1448 Rn. 13; Förs­ter, in: Bam­ber­ger/Roth/Hau/Po­seck, BGB, 4. Aufl., § 826 Rn. 23). Be­zo­gen auf den maß­geb­li­chen Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Kauf­ver­trags am 25.08.2016 stellt sich das Ver­hal­ten der Be­klag­ten nicht als sit­ten­wid­rig dar (vgl. OLG Köln, Urt. v. 06.06.2019 – 24 U 5/19, ju­ris Rn. 44 ff.; OLG Ko­blenz, Urt. v. 04.07.2019 – 1 U 240/19, BeckRS 2019, 21289 Rn. 18 f.; OLG Cel­le, Beschl. v. 29.04.2019 – 7 U 159/19, ju­ris Rn. 19 ff.).

Als die Be­klag­te im Jahr 2012 das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug zum Zwe­cke des Wei­ter­ver­kaufs über ih­ren Ver­trags­händ­ler in den Ver­kehr brach­te, hat­te sie zwar in sit­ten­wid­ri­ger Wei­se den Neu­wa­gen­käu­fer ge­schä­digt, an den das mit ei­nem Sach­man­gel be­haf­te­te Neu­fahr­zeug aus­ge­lie­fert wur­de. In­dem die Be­klag­te mit­tels Auf­recht­er­hal­tung ih­rer mit der In­ver­kehr­ga­be des Fahr­zeugs ab­ge­ge­be­nen kon­klu­den­ten Er­klä­rung, dass das Fahr­zeug un­ein­ge­schränkt im Stra­ßen­ver­kehr ein­ge­setzt wer­den kann, durch fort­wäh­ren­des Ver­schwei­gen der ge­set­zes­wid­ri­gen Soft­ware­pro­gram­mie­rung in den Die­sel­mo­to­ren des Typs EA189 an ih­rem da­nach als sit­ten­wid­rig ein­zu­stu­fen­den Ver­hal­ten fest­ge­hal­ten hat­te, wur­de an­schlie­ßend auch nach­tei­lig auf die Ver­mö­gens­la­ge ah­nungs­lo­ser Zweit- und Dritter­wer­ber des sach­man­gel­be­haf­te­ten Fahr­zeugs ein­ge­wirkt. Un­strei­tig hat die Be­klag­te je­doch am 22.09.2015 mit­ge­teilt, dass es bei den in ih­ren Fahr­zeu­gen ver­bau­ten Die­sel­mo­to­ren des Typs EA189 zu Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten ge­kom­men sei. Wie be­reits oben aus­ge­führt, hat­te sie ei­ne Ad-hoc-Mit­tei­lung her­aus­ge­ge­ben, mit der sie die Öf­fent­lich­keit dar­über in­for­mier­te, dass sie „die Auf­klä­rung von Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten ei­ner ver­wen­de­ten Soft­ware bei Die­sel­mo­to­ren mit Hoch­druck“ vor­an­treibt. In die­ser Mit­tei­lung heißt es un­ter an­de­rem wei­ter:

„Auf­fäl­lig sind Fahr­zeu­ge mit Mo­to­ren vom Typ EA189 mit ei­nem Ge­samt­vo­lu­men von welt­weit rund elf Mil­lio­nen Fahr­zeu­gen. Aus­schließ­lich bei die­sem Mo­tor­typ wur­de ei­ne auf­fäl­li­ge Ab­wei­chung zwi­schen Prüf­stands­wer­ten und rea­lem Fahr­be­trieb fest­ge­stellt. Vols­wa­gen ar­bei­tet mit Hoch­druck dar­an, die­se Ab­wei­chun­gen mit tech­ni­schen Maß­nah­men zu be­sei­ti­gen. Das Un­ter­neh­men steht da­zu der­zeit in Kon­takt mit den zu­stän­di­gen Be­hör­den und dem deut­schen Kraft­fahrt-Bun­des­amt.“

In­dem die Be­klag­te ihr vor­an­ge­gan­ge­nes ge­set­zes­wid­ri­ges Tun nach Auf­de­cken des Ab­gas­skan­dals um die Die­sel­mo­to­ren vom Typ EA189 nicht ver­tuscht, son­dern un­strei­tig mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt zu­sam­men­ge­ar­bei­tet und sich da­her mit der Auf­ar­bei­tung der Pro­ble­ma­tik be­fasst hat, wor­über sie die Öf­fent­lich­keit in­for­miert hat, kann ihr je­den­falls im Be­zug auf po­ten­zi­el­le Ge­braucht­wa­gen­käu­fer ab Herbst 2015 kein ver­werf­li­ches Ver­hal­ten (mehr) an­ge­las­tet wer­den. Die Be­klag­te hat­te im Herbst 2015 letzt­lich je­den­falls ob­jek­tiv den Feh­ler bei der Ab­gas­rück­füh­rung ih­rer Die­sel­mo­to­ren EA189 ein­ge­räumt und sei­ne Be­sei­ti­gung in Ab­stim­mung mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt an­ge­kün­digt. Wei­ter­hin hat­te Sie ei­nen Link zu ei­ner Such­mas­ke auf ih­rer Web­site ein­ge­rich­tet, mit de­ren Hil­fe durch Ein­ga­be der FIN fest­ge­stellt wer­den konn­te, ob ein kon­kre­tes Fahr­zeug mit der un­zu­läs­si­gen Mo­tor­steue­rungs­soft­ware aus­ge­stat­tet ist. Fer­ner hat­te sie Ih­re Ver­triebs­part­ner über die Pro­ble­ma­tik in­for­miert. Mit die­ser Vor­ge­hens­wei­se hat die Be­klag­te den schä­di­gen­den Zu­stand, die Ver­tu­schung der Ab­gas­ma­ni­pu­la­ti­on in der Öf­fent­lich­keit, nicht mehr auf­recht­er­hal­ten. Die Grün­de, die ihr Ver­hal­ten bis Herbst 2015 als sit­ten­wid­rig er­schei­nen lie­ßen (Täu­schung po­ten­zi­el­ler Kun­den durch Vor­spie­ge­lung ei­ner nicht ge­fähr­de­ten Nutz­bar­keit ih­rer Fahr­zeu­ge im Stra­ßen­ver­kehr un­ter Aus­nut­zung des Ver­trau­ens der Käu­fer in das Kraft­fahrt-Bun­des­amt mit dem Ziel der Kos­ten­sen­kung und Ge­winn­ma­xi­mie­rung) sind da­mit weg­ge­fal­len. Die Be­klag­te hat es da­mit je­dem ein­zel­nen po­ten­zi­el­len Ge­braucht­wa­gen­käu­fer über­las­sen, selbst dar­über zu ent­schei­den, ob er un­ge­ach­tet des „VW-Ab­gas­skan­dals“ Ver­trau­en in ih­re Die­sel­fahr­zeu­ge hat oder ob er we­gen mög­li­cher­wei­se of­fen­ge­blie­be­ner Fra­gen Ab­stand von dem Kauf ih­rer Fahr­zeu­ge nimmt (vgl. OLG Cel­le, Beschl. v. 29.04.2019 – 7 U 159/19, ju­ris Rn. 26).

bb) Dar­über hin­aus fehlt es an der Dar­le­gung der Kau­sa­li­tät des Ver­hal­tens der Or­ga­ne der Be­klag­ten für den vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten Scha­den.

Im Rah­men des § 826 BGB kann auf den Nach­weis der kon­kre­ten Kau­sa­li­tät für den Wil­lens­ent­schluss der sich auf ei­ne Täu­schung be­ru­fen­den Par­tei selbst bei – was vor­lie­gend nicht zu be­wer­ten war – ex­trem un­se­riö­sem Ver­hal­ten des in An­spruch Ge­nom­me­nen nicht ver­zich­tet wer­den. Dem­entspre­chend kann das ent­täusch­te all­ge­mei­ne Ver­trau­en der Fahr­zeug­käu­fer in die ord­nungs­ge­mä­ße Er­fül­lung des Kauf­ver­trags und die In­te­gri­tät des Ver­trags­part­ners nicht aus­rei­chend sein. Ei­ne „ge­ne­rel­le“ – un­ab­hän­gig von der Kennt­nis des po­ten­zi­el­len Käu­fers pos­tu­lier­te – Kau­sa­li­tät ei­ner mit dem In­ver­kehr­brin­gen ab­ge­ge­be­nen un­zu­tref­fen­den Er­klä­rung ei­nes Fahr­zeug­her­stel­lers, wo­nach das Fahr­zeug im Stra­ßen­ver­kehr un­ein­ge­schränkt nutz­bar sei, er­scheint un­ter Schutz­norm­as­pek­ten un­ver­tret­bar. Im Sin­ne ei­ner „Dau­er­k­au­sa­li­tät“ wür­de sie auf un­ab­seh­ba­re Zeit je­dem be­lie­bi­gen Er­wer­ber des Fahr­zeugs zu­gu­te­kom­men, oh­ne dass des­sen Wil­lens­ent­schlie­ßung über­haupt be­rührt wä­re. Ei­ne da­durch be­wirk­te Aus­deh­nung der Haf­tung er­scheint im Hin­blick auf den schwer­wie­gen­den Vor­wurf der sit­ten­wid­ri­gen Schä­di­gung nicht ver­tret­bar (vgl. BGH, Urt. v. 04.06.2013 – VI ZR 288/12, NJW-RR 2013, 1448 Rn. 25).

Mit­hin kommt es für die Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob die un­zu­tref­fen­de Er­klä­rung der Be­klag­ten über die Ei­gen­schaf­ten des Mo­tors EA189 kau­sal für den Wil­lens­ent­schluss des Klä­gers ge­wor­den ist, das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug zu er­wer­ben, auf den Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses – im vor­lie­gen­den Fall den 25.08.2016 – an. Wie be­reits oben aus­ge­führt, hat der Klä­ger nicht sub­stan­ti­iert dar­ge­legt, wes­halb ihm trotz der Auf­klä­rungs­maß­nah­men der Be­klag­ten und des über Mo­na­te an­dau­ern­den brei­ten me­dia­len Echos hier­auf ver­bor­gen ge­blie­ben sein will, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug mit der un­zu­läs­si­gen Um­schalt­lo­gik aus­ge­stat­tet war, so­dass es an der er­for­der­li­chen Kau­sa­li­tät fehlt.

B. Man­gels Haupt­an­spruchs ist auch der gel­tend ge­mach­te Zins­an­spruch nicht ge­ge­ben.

C. Da der Klä­ger kei­nen An­spruch ge­gen die Be­klag­te auf Rück­nah­me des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs hat, be­fin­det sich die Be­klag­te nicht ge­mäß § 293 BGB in An­nah­me­ver­zug, so­dass auch der An­trag zu 3 nicht be­grün­det ist.

D. Glei­ches gilt für den An­trag zu 4. Dem Klä­ger steht ge­gen die Be­klag­te un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt ein Scha­dens­er­satz­an­spruch auf Zah­lung von 607,64 € zu. Zur Be­grün­dung wird auf die obi­gen Aus­füh­run­gen un­ter A ver­wie­sen.

E. Ein An­spruch auf die gel­tend ge­mach­ten Rechts­an­walts­kos­ten er­gibt sich we­der aus de­lik­ti­schen An­spruchs­grund­la­gen (s. oben un­ter A), noch un­ter dem Ge­sichts­punkt des Ver­zugs, da ein Haupt­an­spruch nicht ge­ge­ben ist.

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 97 I ZPO. Die Ent­schei­dung über die vor­läu­fi­ge Voll­streck­bar­keit folgt aus § 708 Nr. 10, § 711 ZPO.

Die Re­vi­si­on wird ge­mäß § 543 II 1 Nr. 2 ZPO zur Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung zu­ge­las­sen. Ei­ne Haf­tung der Be­klag­ten ge­mäß § 826 BGB für den Zeit­raum nach Be­kannt­wer­den der Die­sel-The­ma­tik wird in der ober­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung un­ter­schied­lich be­ur­teilt (be­ja­hend OLG Hamm, Urt. v. 10.09.2019 – 13 U 149/18, ju­ris; ver­nei­nend OLG Braun­schweig, Beschl. v. 02.11.2017 – 7 U 69/17, BeckRS 2017, 147936; OLG Ko­blenz, Urt. v. 04.07.2019 – 1 U 240/19, BeckRS 2019, 21289; OLG Köln, Urt. v. 06.06.2019 – 24 U 5/19, ju­ris; OLG Cel­le, Beschl. v. 29.04.2019 – 7 U 159/19, ju­ris).

Hin­weis: Der BGH hat die Re­vi­si­on des Klä­gers mit Ur­teil vom 30.07.2020 – VI ZR 5/20 – zu­rück­ge­wie­sen.

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